Arnold Geulincx und 23. August: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Arnold Geulincx.gif|mini|Arnold Geulincx]]
{{Kalender Jahrestage|August}}
'''Arnold Geulincx''' ({{IPA|ˈɣøʏlɪŋks|pron}}) (* [[31. Januar]] [[1624]] in Antwerpen; † November [[1669]] in Leiden) war ein flämisch-niederländischer Theologe, Logiker und Philosoph. Neben [[Nicolas Malebranche|Malebranche]] gilt er als ein Hauptvertreter des [[Okkasionalismus]].


== Leben ==
Der '''23. August''' ist der 235. Tag des [[Gregorianischer Kalender|gregorianischen Kalenders]] (der 236. in [[Schaltjahr]]en), somit bleiben noch 130 Tage bis zum Jahresende.
Geulincx studierte an der [[w:Geschichte der Universität Löwen#Die alte Universität (1425–1797)|Universität Löwen]]. Unter seinen Professoren befand sich mit Wilhelm Philippi ein erklärter Anhänger des [[René Descartes|Descartes]]. Philippi wurde später von der Universität relegiert. 1646 beendete Geulincx seine Studien, erhielt eine Lehrstelle am Pädagogium und wurde 1652 Dekan der Philosophischen Fakultät. Am 16. September 1658 wurde er Doktor der Medizin. Noch im selben Jahr wurde ihm die Professur entzogen, vermutlich wegen seiner [[w:Jansenismus|jansenistischen]] Überzeugungen und einem Denken, das sich zu weit von den Grundannahmen des [[Aristoteles]] entfernte. Geulincx ging nach [[W:Leiden (Stadt)|Leiden]] in die Niederlande und wurde dort unter dem Einfluss seines Freundes Abraham Heidanus (oder: Heydanus) 1663 [[w:Calvinismus|Calvinist]]. Heidanus sorgte auch für die Professur Geulincx an der [[w:Universität Leiden|Universität Leiden]]. Ab 1662 lehrt er dort [[Logik]] und wurde 1665 außerordentlicher Professor für Philosophie und [[Ethik]]. Er starb dort vermutlich an der Pest.


== Philosophie ==
== Siehe auch ==
In seiner Philosophie verbindet er [[Rationalismus]] und [[Mystizismus]].
* {{WikipediaDE|23. August}}


In der Tradition [[René Descartes]]' beschäftigte er sich mit der [[Philosophie des Geistes]], entwickelte dessen Thesen fort und begründete den [[Okkasionalismus|Occasionalismus]]. Danach sind Körper und Geist getrennte Bereiche, die nur scheinbar in Wechselwirkung miteinander stehen, zwischen denen tatsächlich aber Gott unablässig vermittelt und die Ereignisse beider Bereiche so synchronisiert, dass wir den Eindruck einer kausalen Verbindung erhalten.
[[Kategorie:Datum|H23]]
 
Geulincx Denken beginnt mit einer scharfen Gegnerschaft zum [[Naiver Realismus|naiven Realismus]]. Neben der Überzeugung, alle unsere Vorstellungen seien rein subjektiv, tritt später ein ausgearbeiteter Dualismus von Leib und Seele, Körper und Geist, den er von Descartes übernimmt. Anders als Descartes leugnet Geulincx jedoch jeden kausalen oder Kausalität begründenden Zusammenhang zwischen Körper und Geist. Im ''[[Uhrengleichnis]]'' gibt er das Bild zweier auf den Sonnenlauf exakt abgestimmter Uhren, die völlig unabhängig voneinander funktionieren, aber dennoch stets die gleiche Zeit anzeigen. Gott ist als Schöpfer die Ursache dieser Korrespondenz und erzeugt so bei Gelegenheit die Übereinstimmung von Geist und Körper. Den Zusammenhang von Körper und Geist, Leib und Seele, nennt Geulincx daher auch ein „[[Wunder]]“.
 
{{Zitat|Gott, der die Ursache der körperlichen und Geistestatsachen ist, ist in der Wahrheit die alleinige Ursache im Universum. Keine Tatsache enthält in sich den Boden von irgendeinem anderem; das Bestehen der Tatsachen liegt am Gott, ihre Reihenfolge und Koexistenz liegen auch an ihm. Er ist der Boden von allem, was ist.}} (Enzyclopedia Britannica, 1911).
 
In der [[Ontologie]] nimmt Geulincx an, dass, soweit wir die Wirkweisen der Dinge (der Körper, des Geistes) nicht erkennen, wir auch nicht Ursache dieser Phänomene sind (quod nescis quomodo fiat, id non facis). Da wir die Ursachen und Wirkweisen unsres jeweils eigenen Willens selbst nicht erkennen, ist dieser auch nicht Ursache der äußeren Wirkung. Alles wird von Gott bestimmt.
 
''Auf Grund dieser Überlegungen muß ich zur klaren Einsicht kommen, daß genau so wenig, wie ich auf die Dinge dieser Welt einwirken kann, diese auf mich einwirken können ... Jetzt also ist mir meine Stellung in der Welt bekannt. Reiner Zuschauer bin ich in dieser Welt. Zuschauer bin ich in diesem Stück - nicht Spieler!'' (Geulincx, Ethik)
 
Folgerichtig lehrt Geulincx in seiner Ethik auch als höchste Tugend die Demut (Ergebung in den Willen Gottes), Fleiß, Gewissenhaftigkeit und Gerechtigkeit. Diese höchsten Tugenden lösen somit drei der vier klassischen antiken Kardinaltugenden (Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit) ab.
 
In Bezug zur Frage des Rationalismus und des Verhältnisses zu Spinoza scheint Geulincx wie kein anderer seiner Zeit sich dem [[Pantheismus]] „so nah wie möglich angenähert zu haben“ (Georges Lyon).
 
[[Ludwig Feuerbach]] über die ''Ausbildung der Cartesianischen Philosophie durch Arnold Geulincx'': „Das Prinzip seiner Philosophie ist wie bei Descartes der Geist, dessen Wesen das Denken ist, und zwar wie bei diesem das Denken, das lediglich die Abstraktion und Unterscheidungstätigkeit vom Sinnlichen, nur das auf sich selbst sich beziehende Bewusstsein ist. Der Geist, sagt Arnold Geulincx, oder ich (nämlich als Geist), denn es ist eins, bin etwas von allem Sinnlichen absolut Unterschiedenes, meine ''Begriffs''- und ''Wesensbestimmung'' ist ''einzig das Denken''; ''Ego sola cognitione volitioneque definior''.‘“
 
In seiner Schrift „Logica fundamentalis“ beschäftigt Geuincx sich mit dem [[Syllogismus]] und stellt die Frage nach der Allgemeingültigkeit des [[Syllogismus#AAI – Modus Darapti|Modus Darapti]], eines der Modi der dritten Figur des kategorischen Syllogismus.
 
Seine Werke verfasste er auf Latein.
 
Neben Einfluss auf [[Nicolas Malebranche|Malebranche]] und andere Philosophen hat Geulincx Denken große Wirkung auf das Werk von [[Samuel Beckett]] ausgeübt.
 
== Literatur ==
=== Werke in zeitgenössischen Ausgaben (Auswahl) ===
* [[Quaestio (Literaturgattung)|Quaestiones]] quodlibeticae (Miscellaneous Questions) (1653)
* Logica restituta (1662)
* Logica fundamentalis (1662)
* Methodus inveniendi argumenta (1663)
* Saturnalis (ehedem: Quaestiones quodlibeticae) (1664)
* Ethica. De virtute (1665)
* Ethica (1675) – unter dem Pseudonym ’’’Philaretus’’’
* Physica vera (1688)
* Annotata in Principia philosophiae R. Cartesii (1691)
* Metaphysica vera (1691)
* Ethica (Tract. I u. II), Amstel 1696
 
=== Andere Ausgaben (Auswahl) ===
* ''Éthique'', H. Bah (übers.), Brepols Publishers, Turnhout 2009, ISBN 978-2-503-52761-1
* Opera Philosophica (5 Bände). Hg. J.P.N. Land. Den Haag Nijhoff 1891–1893
* De virtute et primis eius proprietatibus, quae vulgo virtutes cardinales vocantur / Ethik oder Über die Kardinaltugenden. (Übersetzer: Georg Schmitz) Hamburg: Meiner 1948 (Meiners Philosophische Bibliothek; Bd. 2)
* Van de hoofddeugden. De eerste tuchtverhandeling [De virtute et primus ejus proprietatibus], Hg. C. Verhoeven, Ambo, Baarn, 1986 [Es handelt sich um Auszüge aus Spinozas Ethik, von Geulincx ins Niederländische übersetzt, erstmals hg. Von J.P.N. Land, Antwerpen 1895]
* Metaphysics. Translated with a Preface and Notes by Martin Wilson. Christoffel Press: Birmingham, ISBN 0-9527723-4-5
* Ethik oder Über die Kardinaltugenden. Übersetzt von Georg Schmitz. Hamburg, Felix Meiner. 1948
* Ethics. With Samuel Beckett’s notes. Ed. by Han van Ruler and Anthony Uhlmann. Translated by Martin Wilson. (Brill’s Studies in Intellectual History, no. 146). Bedfordshire, Brill. 2006 ISBN 90-04-15467-1
 
=== Sekundärliteratur (Auswahl) ===
* Ludwig Feuerbach, Geschichte der neueren Philosophie von Bacon bis Spinoza. 1833 [https://www.textlog.de/feuerbach-geschichte.html online-Ausgabe]
* Eduard Rudolf Grimm, Arnold Geulincx' Erkenntnistheorie and Occasionalismus. 1875
* G. Samtleben, Geulincx, ein Vorgänger Spinozas. 1885
* V. van der Haeghen, Geulincx. Etude sur sa vie, sa philosophie, et ses ouvrages. Gent, 1886
* J.P.N. Land, Arnold Geulincx and his works, in: Mind 1891; os-XVI: 223-242. [http://mind.oxfordjournals.org/cgi/reprint/os-XVI/62/223.pdf#search=%22%22arnold%20geulincx%22%22 online-Zugang zum Artikel]
* J.P.N. Land, Arnold Geulincx und seine Philosophie. 1895
* E. Pfleiderer, Arnold Geulincx als Hauptvertreter der okkasionalistischen Metaphysik und Ethik. 1882
* Falckenberg, History of Modern Philosophy, 1895: Kap. III
* G. Monchamp, Histoire du Cartesianisme en Belgique. Brussels, 1896
* H. Hoffding, History of Modern Philosophy, 1900. Bd.I. 245.
* Herman Jean de Vleeschauwer: ''Les antécédants du transcendantalisme Geulincx et Kant''. In: Kant Studien 45, 1953/54, 245–273
* Herman Jean de Vleeschauwer: ''Occasionalisme et Conditio humana chez Arnold Geulincx''. In: Kant Studien 50, 1958/59, 109–124
* Herman Jean de Vleeschauwer: ''Three Centuries of Geulincx Research''. 1957 [umfangreiche Bibliografie]
* Karl Durr: ''Die mathematische Logik des Arnold Geulincx''. Wiederabdruck in: ''Studium Generale'', Band 18, Nr. 8 (1965), S. 20–41. Auch in: ''Erkenntnis'', Band 8, Nr. 1, April 1976, S. 361–368 (dazu Rezension von Alonzo Church in: ''Journal of Symbolic Logic'', Band 6, Nr. 3 (September 1941), S. 104)
* Herman Jean de Vleeschauwer: ''Les sources de la penseé d’Arnold Geulincx (1624–1669)''. In: Kant Studien 69, 1978, 378–402
* Gabriel Nuchelmans: ''Geulincx Containment Theory of Logic''. Elsevier, Amsterdam 1988 - ISBN 0-444-85698-6 (Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences)
* Steven Nadler (Hg.): ''Causation in Early Modern Philosophy: Cartesianism, Occasionalism, and Preestablished Harmony''. Pennsylvania State, 1993.
* Anthony Uhlmann: ''A Fragment of a Vitagraph: Hiding and Revealing in Beckett, Geulincx, and Descartes.'' In: ''AFTER BECKETT / D’APRES BECKETT''. Herausgegeben von Anthony Uhlmann, Sjef Houppermans, Bruno Clement, S. 341–356(16). (''Becket today/Beckett aujourd’hui.'' Band 14) Rhodopi. {{ISSN|0927-3131}}
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118717162}}
* [http://www.philos-website.de/oben_g.php Geulincx’ Uhrengleichnis und Ludwig Feuerbachs Geulincx Kapitel in seiner Geschichte der neuern Philosophie]
* [http://members.lycos.co.uk/christoffelpress/extracts.html Auszüge aus Geulincx Metaphysik]
* [http://www.cosmovisions.com/Geulincx.htm französische Site zu Geulincx]
* [http://www.geulincx.org/ Arnold Geulincx Resource Site]
* Weiterhin wurde benutzt der Artikel in der [http://encyclopedia.jrank.org/de/ Encyklopedia Britannica von 1911]
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118717162|LCCN=n/86/28282|VIAF=41878502}}
 
{{DEFAULTSORT:Geulincx, Arnold}}
[[Kategorie:Philosoph (Barock)]]
[[Kategorie:Dualist]]
[[Kategorie:Erkenntnistheoretiker]]
[[Kategorie:Moralphilosoph]]
[[Kategorie:Okkasionalist]]
[[Kategorie:Rationalist]]
[[Kategorie:Katholischer Mönch]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Geboren 1624]]
[[Kategorie:Gestorben 1669]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 3. November 2018, 04:41 Uhr

Historische Jahrestage
Juli · August · September
1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11 12 13 14
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28
29 30 31

Der 23. August ist der 235. Tag des gregorianischen Kalenders (der 236. in Schaltjahren), somit bleiben noch 130 Tage bis zum Jahresende.

Siehe auch


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel 23. August aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.