Renate Riemeck und Schule von Chartres: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Renate Riemeck''' (* [[Wikipedia:4. Oktober|4. Oktober]] [[Wikipedia:1920|1920]] in [[Wikipedia:Breslau|Breslau]]; † [[Wikipedia:12. Mai|12. Mai]] [[Wikipedia:2003|2003]] in [[Wikipedia:Alsbach-Hähnlein|Alsbach-Hähnlein]]) war eine deutsche [[Wikipedia:Historiker|Historiker]]in und [[Wikipedia:Friedensbewegung|Friedensaktivistin]].
[[Bild:Chartres cathedral.jpg|thumb|250px|Die [[Wikipedia:Gotik|gotische]] [[Wikipedia:Kathedrale von Chartres|Kathedrale von Chartres]] in ihrer heutigen Gestalt.]]
Die '''Schule von Chartres''' war etwa ab dem Jahr [[Wikipedia:1000|1000]] für rund 200 Jahre eines der bedeutendsten geistigen Zentren nördlich der Alpen.  


== Lebensweg ==
__TOC__
Sie wuchs in [[Wikipedia:Breslau|Breslau]], [[Wikipedia:Stettin|Stettin]] und [[Wikipedia:Jena|Jena]] als Kind wohlhabender Eltern auf; die Mutter war erfolgreiche und angesehene Geschäftsfrau. Renate besuchte u.a. eine Klosterschule. Bereits als Jugendliche dezidiert kirchen- und systemkritisch speziell im Hinblick auf den Katholizismus, verband sie sich mit der ab 1941 verbotenen [[Die Christengemeinschaft|Christengemeinschaft]] und half eine als Jüdin gefährdete Bekannte und deren Tochter in Oldenburg zu verstecken. Sie studierte sieben Semester Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte in München und vor allem in Jena; 1943 promovierte sie zum Dr. phil. über ''Spätmittelalterliche Ketzerbewegungen''.


In Jena hatte sie Freundschaft geschlossen mit der verwitweten Ingeborg Meinhof, Mutter der späteren [[Wikipedia:Konkret (Zeitschrift)|konkret]]-Kolumnistin und Mitbegründerin der [[Wikipedia:Rote Armee Fraktion|Rote Armee Fraktion]], [[Wikipedia:Ulrike Meinhof|Ulrike Meinhof]]. Bald zog sie mit ihrer Kommilitonin und späteren Lebensgefährtin Ingeborg in einen gemeinsamen Haushalt. Nach dem Krieg wurde sie Dozentin in der Lehrerbildung in [[Wikipedia:Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]], wohin sie mit Ingeborg und den Kindern umzog. Die antifaschistische Schulbildung vor allem der Volksschülerinnen und -schüler sah sie als wichtige politische Aktionsform; sie verfasste in der [[Wikipedia:Deutschland 1945-1949|Besatzungszeit]] mit die ersten demokratischen Schulbücher. 1949, nach Ingeborgs Tod, erhielt sie die Vormundschaft für die beiden Töchter Wienke (* 1931) und Ulrike (* 1934), die sie mit Holde Bischoff zusammen versorgte und erzog. Später lehrte sie in [[Wikipedia:Braunschweig|Braunschweig]] und [[Wikipedia:Weilburg|Weilburg (Lahn)]].
[[Rudolf Steiner]] charakterisierte das [[Wesen]] der Schule von Chartres so:


Sie war seit 1946 Mitglied der [[Wikipedia:SPD|SPD]] und kämpfte gegen die [[Wikipedia:Wiederbewaffnung|Wiederbewaffnung]] der Bundeswehr, Wehrpflicht und Atomrüstung. 1955 wurde sie jüngste westdeutsche Professorin und lehrte an der PH Wuppertal Geschichte und Politische Bildung. Seit ca. 1958 war Renate Riemeck aktives Mitglied der [[Wikipedia:Internationale der Kriegsdienstgegner|Internationale der Kriegsdienstgegner]] (IDK) und wurde 1960 IDK-Vorsitzende. Sie engagierte sich in der Initiative ''Kampf dem Atomtod'', formulierte und unterzeichnete [[1958]] den [[Appell der 44]], in dem diese Anzahl Hochschullehrende die Gewerkschaften zum Widerstand gegen die Atomrüstung aufriefen und gehörte [[1960]] zu den Gründungsmitgliedern der [[Deutsche Friedensunion|Deutschen Friedensunion (DFU)]], als deren Spitzenkandidatin sie widerwillig im Bundestagswahlkampf [[1961]] auftrat. In diesem Zusammenhang wurde sie wegen ihrer Affinität zu regimenahen Organisationen in der DDR und im „Ostblock“ als politisch naiv kritisiert, da der SED-Staat verschiedene Publikationsorgane und Gruppierungen im Westen finanziell unterstützte, für die Frau Riemeck zeitweilig tätig war.
<div style="margin-left:20px">
"Da gab es im elften, namentlich aber im zwölften
Jahrhundert, herüberreichend ins dreizehnte Jahrhundert, eine eigentlich wunderbare
Schule, in der Lehrer waren, welche durchaus wußten, wie in den vorangehenden
Jahrhunderten die Schüler hingeführt wurden zum Erleben des Geistigen. Es
war die Schule von Chartres, da war vor allen Dingen hingekommen ein Strahl der
noch lebendigen Weisheit des Peter von Compostella, der in Spanien gewirkt hat, der
ein lebendig mysterienhaftes Christentum in Spanien pflegte, das noch sprach von
der Helferin Christi, der Natur, das noch sprach davon, daß erst dann, wenn diese
Natur den Menschen eingeführt hat in die Elemente, in die Planetenwelt, in die Sternenwelt,
daß erst dann der Mensch reif wird, die sieben Helferinnen kennenzulernen, als lebendige Göttinnen: Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Arithmetik, Geometrie,
Astronomie, Musik. Als göttlich-geistige Gestalten, lebendig lernten die Schüler
sie kennen. In dieser Schule von Chartres lehrte zum Beispiel Bernhardus Sylvestris,
der wie in mächtigen Schilderungen vor den Schülern entstehen ließ dasjenige, was
eben alte Weisheit war. Johannes von Chartres, den man auch Johannes von Salisbury
nannte, entwickelte da Anschauungen, in denen er sich auseinandersetzte mit
dem Aristotelismus. Und mit einer inspirierenden Kraft verpflanzte sich dasjenige,
was in der Schule von Chartres gelehrt wurde nach dem Cluniacenser-Orden hin.
Und insbesondere war einer da, im zwölften Jahhundert, der eigentlich alle anderen
überragte: Alain von Lille oder Alanus ab Insulis". {{Lit|GA 237, S 94ff}}
</div>


Aufgrund ihres Engagements für die [[Atomkraftgegner|Anti-AKW-]] und [[Friedensbewegung]] wurde ihr 1960 trotz großer Proteste aus Hochschulkreisen die akademische Prüfungsberechtigung entzogen. In diesem Zusammenhang fand in [[Wuppertal]] der wohl erste [[Sitzstreik]] von Studierenden in Deutschland statt. Im selben Jahr zog sich Renate Riemeck aus dem Staatsdienst zurück. Um 1961 erkrankte sie an einer rechtsseitigen Lähmung, die sie jahrelang beeinträchtigte.  
== Vorchristliche Mysterien in Chartres ==
[[Wikipedia:Chartres|Chartres]] ist durch die Kreuzung bedeutender ätherischer Kraftströme ausgezeichnet, wie das in gewissem Grad für jede Kultstätte, hier aber in ganz besonderem Maß gilt. Tatsächlich war schon für die [[Druiden]] das inmitten des damaligen Galliens gelegene spätere Chartres eine zentrale Kultstätte, wo die „virgo paritura“ – die Jungfrau, die gebären soll – verehrt wurde. In einer Grotte am Gipfel des Hügels von Chartres soll sich eine Statue der Jungfrau mit dem Kind auf dem Schoß befunden haben. Von den irisch-keltischen Kultstätten sagte ja [[Rudolf Steiner]], dass dort in geistiger Schau das [[Mysterium von Golgatha]] miterlebt wurde. Hier in Chartres wurde insbesondere die Christgeburt miterlebt und so war der Boden für die Aufnahme des Christentums bereits vorbereitet. In gewissem Sinn waren die Menschen hier schon Christen, ehe noch das Christentum äußerlich zu ihnen kam – und als es äußerlich kam, konnte es sich bruchlos mit der hier gepflegten Tradition verbinden. So gingen die druidischen Mysterienschulen unmittelbar in die römisch-christlichen Schulen über, mit vorbereitet durch [[Wikipedia:Julius Caesar|Julius Caesar]]s Gallienfeldzug, der das römische Element hierher brachte.


Lange Zeit schrieb sie entsprechend ihrer [[Pazifismus|pazifistischen]] Haltung z.B. für die [[Deutsche Volkszeitung]] und die [[Stimme der Gemeinde]], nahm an friedenspolitischen Tagungen in Berlin (Ost) und [[Prag]] teil und arbeitete zunehmend im [[Anthroposophie|anthroposophischen Umfeld]] an Buchpublikationen zu historischen Themen. 1964 verließ sie die DFU, trat aber bis in die 1970er Jahre bei zahlreichen Kundgebungen z.B. gegen die Atomrüstung als unabhängige Rednerin auf.
== Die christlichen Kirchen in Chartres ==


1971 mahnte sie in der Zeitschrift ''konkret'' („Gib auf, [[Ulrike Meinhof|Ulrike]]!“), den bewaffneten Kampf in der [[Rote Armee Fraktion|RAF]] zu beenden, ohne aber die ursprünglichen Beweggründe ihrer geliebten Pflegetochter zu verurteilen: „Du solltest versuchen, die Chancen von bundesrepublikanischen Stadtguerillas einmal an der sozialen Realität dieses Landes zu messen“.
[[Wikipedia:Karl der Kahle|Karl der Kahle]] weihte [[Wikipedia:876|876]] in Chartres eine [[Wikipedia:Kirche|Kirche]] und stiftete als heilige [[Wikipedia:Reliquie|Reliquie]] die [[Wikipedia:Tunika|Tunika]], die die [[Jungfrau Maria]] bei der Verkündigung von [[Jesus|Jesu]] Geburt durch den [[Erzengel Gabriel]] getragen haben soll. Chartres wurde das Zentrum der [[Wikipedia:Marienverehrung|Marienverehrung]] in [[Wikipedia:Europa|Europa]] und zog große Pilgerscharen hierher.


1979 erhielt sie einen Lehrauftrag im Fachbereich Pädagogik an der Universität Marburg. 1980 überließ ihr [[Rolf Hochhuth]] den Geschwister-Scholl-Preis der Stadt München, um sie finanziell zu unterstützen. Bis zuletzt war sie als Publizistin und Geschichtsforscherin tätig, die letzten Jahre krankheitsbedingt zurückgezogen im hessischen Alsbach.
Um [[Wikipedia:1000|1000]] wirkte in Chartres der große [[Fulbertus]]. Als [[Wikipedia:1020|1020]] die [[Wikipedia:Karolinger|karolingische]] Kirche durch ein Feuer vernichtet wurde, begann er noch im selben Jahr mit dem [[Wikipedia:Romanik|romanischen]] Neubau. [[Wikipedia:1134|1134]] zerstörte ein weiteres Feuer die Vorhalle und einen Turm. Der Bau der heutigen [[Wikipedia:Gotik|gotischen]] [[Wikipedia:Kathedrale|Kathedrale]] begann kurz nach [[Wikipedia:1194|1194]] und wurde mit der offizielle Weihe am [[Wikipedia:24. Oktober|24. Oktober]] [[Wikipedia:1260|1260]] vollendet.  


=== Zitate ===
== Beginn des «goldenen Zeitalters» unter [[Fulbertus von Chartres]] ==
In SED-Quellen sind Versuche feststellbar, Frau Riemeck politisch zu instrumentalisieren:
<!-- Sehr einseitige Sichtweisen, in ihrer Unglaubwürdigkeit und unkommentiert geradezu absurd -->
{{Zitat|Ganz große Möglichkeiten sehen wir in der breiten und umfassenden Publizierung der Persönlichkeit Renate Riemecks. Sie ist die einzige Frau, die in leitender Stelle einer Partei tätig ist. Sie ist eine kluge entschlossene Frau und hat sich durch ihren mutigen Kampf gegen die Diktaturmaßnahmen von [[Werner Schütz|Schütz]] und dem Bonner Regime sehr schnell eine gewisse Achtung bei bestimmten Kreisen erworben. Sie muß zu einer Persönlichkeit werden. Wahlplakate der DFU müssen unbedingt ihr Foto zeigen.||<ref>SAPMO-BArch, DY 30 IV 2/2.2028/30, Bl. 2-3 (Schreiben von Hans Rentmeister an den Leiter der Westabteilung der [[SED]] [[Albert Norden]] vom 9.6.1961)</ref>}}


{{Zitat|Die Bundestagswahl wird diesmal ganz nach amerikanischem Muster als Persönlichkeitswahlkampf geführt. Eine bestimmte Politik wird durch bestimmte Persönlichkeiten repräsentiert. Das muß man zur Kenntnis nehmen, ob es uns lieb ist oder nicht. In diesem Fall ist es gar nicht schlecht für uns, daß Prof. Riemeck in sich Eigenschaften verkörpert, die für viele Wählerschichten sehr wichtig ist: Professor, also Ansehen bei den Intellektuellen, Frau und Pädagogin: was für alle Frauen und Eltern wichtig ist; aktives Mitglied der Bekennenden Kirche, wodurch wir einen bedeutenden Teil christlicher Wähler dieses Kirchenflügels beeinflussen können; schließlich aktiver Gewerkschafter, was für die Arbeiter Bedeutung hat.||<ref>SAPMO-BArch, DY 30 IV 2/2.2028/30 (Maschinenschriftliches Manuskript ''Gesamtdeutschland'' in den Archivalien der Westabteilung der [[SED]])</ref>}}
Mit der von [[Fulbertus von Chartres]] (* um 950; † 1028) ganz im [[platon]]ischen Sinn eigerichteten „Akademie“ begann das goldene Zeitalter der [[Wikipedia:Domschule|Domschule]] von Chartres. Seinen Schülern galt er geradezu als der "verehrenswürdige Sokrates".


== Materialien und Quellen ==
Fulbertus zeichnete sich vor allem auch durch seine tief innige Verehrung der [[Jungfrau Maria|Heiligen Jungfrau]] aus. Er erklärte ihren Namen als »maris stella«, Stern des Meeres: so wie der [[Wikipedia:Polarstern|Polarstern]] die Seeleute sicher durch die stürmische See leitet, so führt der Geistesstern der [[Maria]] den [[Mensch]]en auf seiner Entwicklungsbahn. In seinem berühmten ''Marien-Sermon'' erzählt er auch die ''Legende von Theophilus'', der sich dem [[Teufel]] verschrieben hat und nur dadurch gerettet werden kann, dass er sich in inbrünstiger Reue an die Jungfrau Maria wendet – das „[[Ewig-Weibliche]]“ zieht uns hinan. Das [[Faust]]motiv wird hier ähnlich wie bei [[Goethe]] erlebt. Es geht also um die Verwandlung des [[Astralleib]]es zum wieder jungfräulich reinen [[Geistselbst]]. Nur in der jungfräulich reinen Seele kann das Geisteslicht geboren werden.
*Renate Riemeck: ''Ich bin ein Mensch für mich. Aus einem unbequemen Leben.'' Stuttgart : Urachhaus, 2. Aufl. 1994. ISBN 3-87838-934-5
*Bettina Röhl: ''So macht Kommunismus Spaß. Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret'', Hamburg : Europäische Verlagsanstalt, 2006, ISBN 3-434-50600-4
<references />
*[http://www.antifakomitee.de/download/schwerpunkt_wir_frauen_0303.pdf Artikel in ''Wir Frauen'' 3/2003]


*[http://www.emma.de/485.html Alice Schwarzer über Ulrike und Renate, in: EMMA Juli/August 2006]
== Die [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]] ==
*[http://www.emma.de/552.html Interview Alice Schwarzer mit Renate Riemeck, in: EMMA Sept. 1989]
*[http://www.netzeitung.de/img/0075/194175-1.jpg Bild: Renate und Ulrike]


== Ausgewählte Veröffentlichungen ==
Die Umbildung der Seele kann beginnen, wenn die dafür nötigen [[Bildekräfte]] frei geworden sind. Daher fängt das Schulalter mit etwa 7 Jahren an, weil nun die grundlegende Bildung des [[Physischer Leib|physischen Körpers]] abgeschlossen ist und [[ätherisch]]e Bildekräfte frei werden, um nun formend in der Seele wirken. Alle Bildung, die die menschliche Seele zur Weisheit führt, beruht letztlich darauf, dass die Ätherkräfte formend die Seele ergreifen. Dazu ist eine geordnete Siebenzahl von [[Äther]]kräften nötig, die in der Schule von Chartres durch die Pflege der „[[Sieben freie Künste|Sieben freien Künste]]“ entfaltet wurden.
*Renate Riemeck: ''Mitteleuropa – Bilanz eines Jahrhunderts''. 4. Aufl., Engel, Stuttgart 1997, ISBN 3-927118-14-1
*Renate Riemeck: ''1789: heroischer Aufbruch u. Herrschaft d. Schreckens''. Urachhaus, Stuttgart 1988, ISBN 3-87838-569-2;
*Renate Riemeck: ''Verstoßen – verfemt – verbrannt: 12 Ketzerschicksale aus acht Jahrhunderten''. - Urachhaus, Stuttgart 1986, ISBN 3-87838-479-3
*Renate Riemeck: ''Glaube – Dogma – Macht''. Stuttgart: Geschichte d. Konzilien. Urachhaus, Stuttgart 1985, ISBN 3-87838-433-5


== Weblinks ==
Man stützte sich dabei auf die 7 hauptsächlichen ätherischen Bildekräftesphären, die den [[Planetensphären]] entsprechen und die zuerst ''naturhaft'' den [[Körper]] bilden und dann, wenn sie einmal frei geworden sind, [[Inspiration|inspirierend]] in der [[Seele]] sich bis zu [[Imagination]]en verdichten. Man musste dazu den ganzen [[Kosmos]] im Sinne des [[Geozentrisches Weltbild|geozentrischen Ptolemäischen Systems]] betrachten, dem eine Einsicht in diese geistige Realität zugrunde liegt. Das entspricht noch ganz den Anschuungen des [[Verstandesseelenzeitalter]]s.
*{{PND|118745204}}
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=565 Kurzbiografie von Conrad Schachenmann]
*[http://www.freitag.de/2003/22/03221001.php Nachruf von Bernd Mansel in: ''freitag'' vom 23.5.2003]
*[http://www.dkp-online.de/uz/3521/s0701.htm Nachruf von Lorenz Knorr (ex-DFU) in: ''unsere zeit'' vom 23. 5. 2003]


{{DEFAULTSORT:Riemeck, Renate}}
Damit die [[Erkenntnis]] vom [[Ich]] ganz bewusst ergriffen werden kann, muss sich erst noch die [[Bewusstseinsseele]] und damit das [[Intellekt|intellektuelle]] Selbstdenken entfalten. Dieses arbeitet nicht mit den Naturätherkräften, sondern mit jenen völlig neu durch die Tätigkeit des Ichs geschaffenen [[Herzätherkräfte]]n, die durch die [[Ätherisation des Blutes]] im [[Herz]]en entstehen und in den [[Kopf]] hinaufstrahlen. Dazu musste aber das Ptolemäische System zunächst dem [[Kopernikanisches Weltbild|kopernikanischen System]] weichen, dass ganz abstrakt die [[Sonne]] in den Mittelpunkt rückt. Die geistigen [[Inspiration]]en werden ausgelöscht und weichen zunächst einer bloß äußerlichen Berechnung. Gerade dadurch wird aber die [[Freiheit]] im Denken erobert. Und nur wie ein abstrakter Meilenzeiger steht nun die Sonne im Mittelpunkt als noch unverstandener Hinweis auf die sonnenhaften ''Herz-Michael-Christuskräfte''. Nur mit diesem freien Denken kann sich der Michael-Impuls verbinden. Davon hatten die späteren Lehrer von Chartres, namentlich [[Bernardus Sylvestris]] und [[Alanus ab Insulis]], bereits eine deutliche Vorahnung. [[Rudolf Steiner]] hat darauf sehr klar hingewiesen. Erst durch die Vereinigung des intellektuellen Selbstdenkens mit der inspirierten Gedankenwahrnehmung der geistigen Außenwelt, also des [[Aristoteles|aristotelischen]] und des [[platon]]ischen Elements, kann das eigenständige [[Geistselbst]] entfaltet werden. Dazu beizutragen, ist wesentliche Aufgabe der [[Anthroposophie]].
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Frau]]
[[Kategorie:Geboren 1920]]
[[Kategorie:Gestorben 2003]]
[[Kategorie:Historiker]]
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:DFU-Mitglied]]
[[Kategorie:Biographie]]


{{Personendaten|
== Pflege der Tradition ==
NAME=Riemeck, Renate
»Zurück zu den Alten« war geradezu das Losungswort der Schule von Chartres. Hier herrschte noch eine lebendige Tradition, die letztlich in den [[Mysterien]]schulen der [[Wikipedia:Antike]] wurzelte. Es war keine [[Wikipedia:Renaissance|Renaissance]] der Antike, keine Wiedergeburt, sondern ein letzter Nachklang. Nachahmend und nacherlebend galt es, diese lebendige Erinnerung zu pflegen und daraus auch einzelne neue Inspirationen zu schöpfen. So berichtet uns [[Johannes von Salisbury]]:  
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Historikerin und Friedensaktivistin
|GEBURTSDATUM=[[Wikipedia:4. Oktober|4. Oktober]] [[Wikipedia:1920|1920]]
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Breslau|Breslau]]
|STERBEDATUM=[[Wikipedia:12. Mai|12. Mai]] [[Wikipedia:2003|2003]]
|STERBEORT=[[Wikipedia:Alsbach|Alsbach]]
}}


{{Wikipedia}}
{{Zitat|Es sagte [[Bernardus von Chartres]], wir seien Zwerge, die sich auf die Schultern von Riesen gesetzt haben, auf dass wir mehr als jene und Entfernteres zu sehen vermöchten, nicht etwa durch die Schärfe unseres eigenen Gesichts oder die ragende Größe unseres Körpers, sondern weil wir in die Höhe emporgehoben und hinaufgeführt werden durch die Größe der Riesen ...|John of Salisbury}}
 
Eine Metapher, die viel später auch [[Wikipedia:Isaac Newton|Isaac Newton]] gebraucht hat.
 
[[Adelard von Bath]], der bedeutende Übersetzer [[Wikipedia:Arabische Sprache|arabischer]] wissenschaftlicher Texte, schildert in seinem Traktat ''»de eodem et diverso«'' (»Von Demselben und dem Anderen« - ein Hinweis auf das geistige Urbild und das sinnliche Abbild) wie er zur [[Meditation]] die Stille außerhalb [[Wikipedia:Tours|Tours]] aufsuchte, wo nur der Duft der Blumen und das Rauschen der Loire zu ihm drang. Da erschienen ihm zwei Geistgestalten: die ''Philokosmie'' mit ihrem Gefolge, nämlich dem Reichtum, der Macht, der Würde, dem Ruhm und der Lust, und die ''Philosophie'' umgeben von den [[Sieben freie Künste|sieben freien Künsten]]. Die Philokosmie will ihn zur sinnlichen Lust verführen, die Philosophie aber zeigt ihm, dass die Seele der Lichtwelt entstammt und dass die 7 freien Künste die in den Leib verstrickte Seele wieder in jene geistige Höhen zu erheben vermag, in der sie vor der Geburt lebte.
 
Das Eigendenken war in der Schule von Chartres noch unwichtig, ja sogar verpönt, alles war auf die überlieferte Tradition, auf das Studium der „Alten“ gebaut. [[Berengar von Tours]] (†1088), ein Schüler des [[Fulbertus]], bei dem der [[Intellekt]] schon stark entwickelt war, hielt sich nicht daran und entfachte schon im [[Wikipedia:11. Jahrhundert|11. Jahrhundert]] einen [[Abendmahlsstreit]], indem er die [[Transsubstantiation]] leugnete. Die Kirchengeschichte nennt ihn als Ketzer, der aber stets milde behandelt wurde, weil [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Gregor VII.|Gregor VII.]], der ehemalige Mönch Hildebrand, seine schützende Hand über ihn hielt. Tatsächlich hatte sich schon seit dem [[Wikipedia:9. Jahrhundert|9. Jahrhundert]] eine sehr [[Materialismus|materialistische]] Auffassung der [[Wandlung]] durchgesetzt. Schon auf dem [[Viertes Konzil von Konstantinopel|Konzil von Konstantinopel]] ([[869]]), das u.a. auch die Lehre von der [[Trichotomie]] verworfen hatte („den Geist abgeschafft hatte“, wie sich Rudolf Steiner öfter ausdrückt), war [[Paschasius Radbertus]] mit seiner vergröberten Lehre aufgetreten, in die recht ekelhafte „Wundergeschichten“ eingestreut waren, die etwa von der Verwandlung der Hostie in blutiges Fleisch zu berichten wussten. Gegen diese materialistische Auffassung trat Berengar zurecht auf, zugleich war ihm aber auch der Begriff von der geistigen Realität der Wandlung verlorengegangen. Sie verflüchtigte sich für ihn zu einem bloß [[symbol]]ischen Akt. Er wurde damit geradezu zu einem Vorläufer des [[Nominalismus]], der die [[geist]]ige [[Wirklichkeit]] der ([[platon]]ischen) [[Ideen]] leugnete.
 
== [[Alanus ab Insulis]] – Höhepunkt und Ausklang der Schule von Chartres ==
Über das Leben des [[Alanus]] ist ein geheimnisvolles Dunkel gebreitet. Wie man heute annimmt, wurde er um [[Wikipedia:1128|1128]] in [[Wikipedia:Lille|Lille]] (''Insulae'' = Insel) in [[Wikipedia:Flandern|Flandern]] geboren und starb um [[Wikipedia:1203|1203]]. Keine äußeren Dokumente belegen seine unmittelbare Beziehung zur Schule von Chartres und doch ist sein Schaffen so sehr in deren Geist gehalten, dass man mit Fug und Recht behaupten darf, dass mit ihm die Schule von ihren Höhepunkt erreichte – und sie fand mit ihm, wie Alanus selbst sehr deutlich empfand, auch ihren Abschluss. Ihm war klar, dass sich die ganze Weltanschauung der Menschen ändern und sich zunächst ganz auf den abstrakten Intellekt stützen müsse, ehe man wieder zu einer unmittelbaren spirituellen Erkenntnis zurückkehren könne. [[Rudolf Steiner]] spricht darüber in seinen Arnheimer Vorträgen über das [[Karma]] der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Da sagte Alanus ab Insulis zu einem engen Kreise seiner eingeweihten Schüler: Wir schauen heute die Welt so an, daß wir noch die Mittelpunktstellung der Erde erkennen, daß wir von der Erde aus alles beurteilen. Wenn man mit dieser irdischen Anschauung, die uns zu unseren Bildern, zu unseren Imaginationen befähigt, die folgenden Jahrhunderte allein befruchten würde, dann würde die Menschheit nicht fortschreiten können. Wir müssen ein Bündnis eingehen mit den Aristotelikern, die in die Menschheit den Intellekt hereinbringen, der dann spiritualisiert werden soll und im 20. Jahrhundert in einer neuen spirituellen Weise unter den Menschen aufleuchten soll. Wenn wir jetzt die Erde als den Mittelpunkt des Kosmos anschauen, wenn wir die Planeten als um die Erde kreisend, wenn wir den ganzen Sternenhimmel, wie er sich zunächst auch für das physische Auge darbietet, so beschreiben, als wenn er sich drehen würde um die Erde, so wird aber doch einer kommen und wird sagen: Stellen wir einmal die Sonne räumlich in den Mittelpunkt des Weltensystems! Dann aber, wenn dieser kommt, der die Sonne räumlich in den Mittelpunkt des Weltalls stellt, dann wird die Weltanschauung veröden. Die Menschen werden dann nur noch die Bahnen der Planeten ausrechnen, werden nur noch die Orte der Himmelskörper angeben. Die Menschen werden von den Himmelskörpern nur sprechen wie von Gasen oder physischen Körpern, die da brennen und brennend leuchten; sie werden nur ganz mathematischmechanisch etwas von dem Sternenhimmel wissen. Aber das, was da als öde Weltanschauung sich ausbreiten wird, das hat doch eines - ein Armseliges , aber eines hat es: Wir schauen von der Erde aus die Welt an; der, der da kommen wird, wird von der Sonne aus die Welt anschauen. Er wird sein wie einer, der nur die "Richtung" angibt, die Richtung auf einen großartig bedeutsamen, mit den wunderbarsten Ereignissen und wunderbarsten Wesenheiten ausgestalteten Weg. Aber er gibt nur die abstrakte Richtung an; damit war auf die kopernikanische Weltanschauung hingedeutet, in ihrer Öde, in ihrer Abstraktheit, aber als Richtung, denn alles das muß zuerst fort, was wir mit unseren Imaginationen vertreten, so sagte Alanus ab Insulis; das muß fort, und gewissermaßen ganz abstrakt muß das Weltbild werden, fast nur wie ein Meilenzeiger auf einem Wege mit wunderbaren Denkmälern. Denn da wird in der geistigen Welt einer sein, der diesen Meilenzeiger, der für die Erneuerung der Welt nichts anderes haben wird als Richtung, nehmen wird, damit er dann, mit dem Intellektualismus zusammen, die neue Spiritualität begründen kann, einer, der nichts wird brauchen können als diesen Meilenzeiger. Das aber wird sein, wie Alanus ab Insulis sagte, Sankt Michael! Für ihn muß das Feld frei werden; er muß den Weg mit neuen Saaten besäen. Dazu muß nichts anderes da sein als Linie, mathematische Linie." {{Lit|GA 240, S 155ff}}
</div>
 
== Das Ende der Schule von Chartres - die geistige Finsternis auf Erden um 1250 ==
Rudolf Steiner hat öfters erwähnt, dass etwa um [[1250]] das Erdenleben in eine geistige Finsternis getaucht war, wo selbst hohen [[Eingeweihter|Eingeweihten]] der unmittelbare Einblick in die [[geistige Welt]] verwehrt war. Gerade diese Zeit war aber höchst bedeutsam für den Übergang von der [[platon]]ischen zur [[Aristoteles|aristotelischen]] Geistesströmung:
 
<div style="margin-left:20px">
"Was Alanus ab Insulis in den Zisterzienser-Orden hineingeleitet hat, das ging dann über an die Dominikaner, die namentlich den Intellekt, in Anknüpfung an Aristoteles, pflegten. Aber es gab da eine Zwischenzeit: Im 12. Jahrhundert blühte die Schule von Chartres, und im 13. Jahrhundert begann im Dominikaner-Orden das mächtige Wirken für die Scholastik im Sinne des Aristotelismus. Die, welche als die großen Lehrer der Schule von Chartres durch die Pforte des Todes hinaufgingen in die geistige Welt, sie waren dort noch eine Weile zusammen mit den durch die Geburt herabsteigenden Dominikanern, die dann nach ihrem Herabsteigen hier den Aristotelismus begründeten. Daher müssen wir also hinschauen auf eine Zwischenzeit, wo wie in einem großen himmlischen Konzil die letzten großen Lehrer von Chartres, nachdem sie durch die Pforte des Todes gegangen waren, beisammen waren mit denen, die als Dominikaner den Aristotelismus pflegen sollten, bevor diese letzteren heruntergestiegen waren. Da wurde in der geistigen Welt der große "himmlische Vertrag" geschlossen. Die, welche da unter der Führung des Alanus ab Insulis hinaufgekommen waren in die geistige Welt, sie sagten den heruntersteigenden Aristotelikern: Unsere Zeit ist jetzt nicht auf der Erde; wir haben zunächst hier von der geistigen Welt aus zu wirken. Wir können gar nicht in irgendwelche Inkarnationen in der nächsten Zeit auf die Erde herabsteigen. Eure Aufgabe ist es jetzt, den Intellekt zu pflegen im aufgehenden Bewusstseinsseelen-Zeitalter.
 
Dann kamen sie herunter, die großen Scholastiker, und führten dasjenige aus, was sie mit den letzten großen Platonikern der Schule von Chartres ausgemacht hatten. Manches Bedeutende trug sich da zu. Einer, der als einer der früheren heruntergekommen war, bekam zum Beispiel eine Botschaft durch einen anderen, der noch länger als er in der geistigen Welt bei Alanus ab Insulis geblieben war, das heißt bei derjenigen geistigen Individualität, die früher Alanus ab Insulis war. Der später Herunterkommende brachte diese Botschaft, das heißt, er wirkte zusammen mit dem Älteren, und es begann so auf der Erde die Vorbereitung für das intellektualistische Zeitalter, das ja im Dominikaner-Orden seinen Anfang genommen hat. Gerade der, welcher etwas länger bei Alanus ab Insulis in der geistigen Welt geblieben war, zog zuerst das Zisterzienser-Ordenskleid an und wechselte es erst später mit dem Dominikaner-Kleid. So wirkten also nunmehr auf der Erde diejenigen, die einstmals unter dem Einflüsse desjenigen standen, was bei Aristoteles herausgekommen war, und oben "wachten" gewissermaßen, aber im Zusammenhange mit den auf der Erde wirkenden Aristotelikern, die Platoniker, die in der Schule von Chartres waren. Die geistige Welt ging mit der physischen Welt Hand in Hand. Es war gleichsam wie ein Handreichen der Aristoteliker mit den Platonikern durch das 13., 14., 15. Jahrhundert hin. Und dann waren ja auch schon wieder viele von denen, die heruntergestiegen waren, um in Europa den Aristotelismus einzuleiten, droben bei den anderen.
 
Aber die weitere Entwicklung ging so vor sich, daß sowohl die, welche in der Schule von Chartres die Führer waren, wie auch die, welche im Dominikaner-Orden die führenden Stellungen hatten, sich an die Spitze derjenigen stellten, welche in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in jenem mächtigen übersinnlichen Kultus, der sich in den angedeuteten Bildern entfaltete, die spätere anthroposophische Strömung vorbereiteten. Es mußten zunächst diejenigen wieder heruntersteigen, die mehr oder weniger als Aristoteliker gewirkt hatten; denn unter dem Einfluß des Intellektualismus war noch nicht die Zeit gekommen, um die Spiritualität neuerdings zu vertiefen. Aber es bestand eine unverbrüchliche Abmachung, die weiter wirkt. Und nach dieser Abmachung muß aus dem, was anthroposophische Bewegung ist, etwas hervorgehen, was seine Vollendung vor dem Ablaufe dieses Jahrhunderts finden muß. Denn über der Anthroposophischen Gesellschaft schwebt ein Schicksal: das Schicksal, daß viele von denjenigen, die heute in der Anthroposophischen Gesellschaft sind, bis zu dem Ablaufe des 20. Jahrhunderts wieder herunterkommen müssen auf die Erde, dann aber vereinigt mit jenen auch, die entweder selbst führend waren in der Schule von Chartres oder die Schüler von Chartres waren. So daß vor dem Ablaufe des 20. Jahrhunderts, wenn die Zivilisation nicht in die völlige Dekadenz kommen soll, auf der Erde die Platoniker von Chartres und die späteren Aristoteliker zusammenwirken müssen." {{Lit|GA 240, S 155ff}}
</div>
 
Von hier gingen die wesentlichen Impulse zu der im Geistigen im [[Wikipedia:15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]] begründeten [[Michael-Schule]] und der von [[Michael]] Ende des [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18.]] und bis in die erste Hälfte des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s in der geistigen Welt eingerichtete himmlischen Kultus aus, durch den das [[1879]] beginnende [[Michael-Zeitalter]] vorbereitet werden sollte. Die mächtigen kosmischen Imaginationen, in denen dieser himmlische Kultus Michaels lebte, wurden später zum eigentlichen Inhalt der Anthroposophie und spiegeln sich in gedämpfter Form auch in [[Goethes Märchen]] wider.
 
<div style="margin-left:20px">
"Die letzten Großen der Schule von Chartres waren eben in der geistigen Welt angekommen.
Diejenigen Individualitäten, die die Hochblüte der Scholastik einleiteten,
waren noch in der geistigen Welt. Und einer der wichtigsten Ideen-Austausche hinter
den Kulissen der menschlichen Entwickelung spielte sich ab im Beginne des dreizehnten
Jahrhunderts zwischen denen, die noch den alten schauenden Platonismus
hinaufgetragen haben aus der Schule von Chartres in die übersinnliche Welt, und diejenigen,
die sich dazu bereiteten, den Aristotelismus herunterzutragen als den großen
Übergang für die Herbeiführung einer neuen Spiritualität, die in der Zukunft hereinfluten
soll in die Entwickelung der Menschheit. Da kam man überein, indem gerade
diese Individualitäten, die aus der Schule von Chartres herstammen, denen sagten,
die sich eben anschickten, herunterzusteigen in die sinnlich-physische Welt und den
Aristotelismus in der Scholastik als das richtige Element des Zeitalters zu pflegen: Für
uns ist zunächst ein Erdenwirken nicht möglich, wir bleiben hier oben. Und so blieben
denn, ohne daß sie in maßgeblichen Erdeninkarnationen bisher eintraten, die Geister
von Chartres in der übersinnlichen Welt. Aber sie wirkten mächtig mit bei der Gestaltung
jener grandiosen Imagination, die gestaltet wurde in der ersten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts". {{Lit|GA 237, 98f}}
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== Die [[Schule von Orléans]] ==
Um 1200 hatte die Schule von Chartres ihren Gipfelpunkt überschritten und [[Wikipedia:Paris|Paris]] trat als Zentrum der [[Scholastik]] immer mehr hervor. In Paris reifte die intellektuelle dialektische Denkmethode heran, während sich manches von dem in Chartres gepflegten Geist noch in der [[Schule von Orléans]] bewahrte, worauf auch [[Rudolf Steiner]] hingewiesen hat. Diesen Gegensatz von Paris und [[Wikipedia:Orléans|Orléans]] greift auch [[Henri d’Andeli]] [[Wikipedia:1230|1230]] in seinem bedeutsamen Gedicht »[[La bataille des VII arts]]« auf. Der Kampf wogt zwischen Paris und Orléans, zwischen der Dialectica (Logica) und der Grammatica, zwischen der Logik und der Urkraft des Wortes. Am Ende siegt die Logica und die Dialectica muss sich in die Gegend zwischen Orléans und Blois zurückziehen. So werden die Dinge 30 Jahre lang bleiben, schreibt d’Andeli, Nichtigkeit und Hohlheit werden herrschen, dann aber werden neue Menschen kommen, die sich wieder der Grammatik, dem Wort, zuwenden werden.
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge III'', [[GA 237]] (1991)
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge VI'', [[GA 240]] (1986), Arnheim, 18. Juli 1924
 
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[[Kategorie:Schule von Chartres]] [[Kategorie:Aristoteliker und Platoniker]]

Version vom 4. Mai 2008, 15:38 Uhr

Die gotische Kathedrale von Chartres in ihrer heutigen Gestalt.

Die Schule von Chartres war etwa ab dem Jahr 1000 für rund 200 Jahre eines der bedeutendsten geistigen Zentren nördlich der Alpen.

Rudolf Steiner charakterisierte das Wesen der Schule von Chartres so:

"Da gab es im elften, namentlich aber im zwölften Jahrhundert, herüberreichend ins dreizehnte Jahrhundert, eine eigentlich wunderbare Schule, in der Lehrer waren, welche durchaus wußten, wie in den vorangehenden Jahrhunderten die Schüler hingeführt wurden zum Erleben des Geistigen. Es war die Schule von Chartres, da war vor allen Dingen hingekommen ein Strahl der noch lebendigen Weisheit des Peter von Compostella, der in Spanien gewirkt hat, der ein lebendig mysterienhaftes Christentum in Spanien pflegte, das noch sprach von der Helferin Christi, der Natur, das noch sprach davon, daß erst dann, wenn diese Natur den Menschen eingeführt hat in die Elemente, in die Planetenwelt, in die Sternenwelt, daß erst dann der Mensch reif wird, die sieben Helferinnen kennenzulernen, als lebendige Göttinnen: Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik. Als göttlich-geistige Gestalten, lebendig lernten die Schüler sie kennen. In dieser Schule von Chartres lehrte zum Beispiel Bernhardus Sylvestris, der wie in mächtigen Schilderungen vor den Schülern entstehen ließ dasjenige, was eben alte Weisheit war. Johannes von Chartres, den man auch Johannes von Salisbury nannte, entwickelte da Anschauungen, in denen er sich auseinandersetzte mit dem Aristotelismus. Und mit einer inspirierenden Kraft verpflanzte sich dasjenige, was in der Schule von Chartres gelehrt wurde nach dem Cluniacenser-Orden hin. Und insbesondere war einer da, im zwölften Jahhundert, der eigentlich alle anderen überragte: Alain von Lille oder Alanus ab Insulis". (Lit.: GA 237, S 94ff)

Vorchristliche Mysterien in Chartres

Chartres ist durch die Kreuzung bedeutender ätherischer Kraftströme ausgezeichnet, wie das in gewissem Grad für jede Kultstätte, hier aber in ganz besonderem Maß gilt. Tatsächlich war schon für die Druiden das inmitten des damaligen Galliens gelegene spätere Chartres eine zentrale Kultstätte, wo die „virgo paritura“ – die Jungfrau, die gebären soll – verehrt wurde. In einer Grotte am Gipfel des Hügels von Chartres soll sich eine Statue der Jungfrau mit dem Kind auf dem Schoß befunden haben. Von den irisch-keltischen Kultstätten sagte ja Rudolf Steiner, dass dort in geistiger Schau das Mysterium von Golgatha miterlebt wurde. Hier in Chartres wurde insbesondere die Christgeburt miterlebt und so war der Boden für die Aufnahme des Christentums bereits vorbereitet. In gewissem Sinn waren die Menschen hier schon Christen, ehe noch das Christentum äußerlich zu ihnen kam – und als es äußerlich kam, konnte es sich bruchlos mit der hier gepflegten Tradition verbinden. So gingen die druidischen Mysterienschulen unmittelbar in die römisch-christlichen Schulen über, mit vorbereitet durch Julius Caesars Gallienfeldzug, der das römische Element hierher brachte.

Die christlichen Kirchen in Chartres

Karl der Kahle weihte 876 in Chartres eine Kirche und stiftete als heilige Reliquie die Tunika, die die Jungfrau Maria bei der Verkündigung von Jesu Geburt durch den Erzengel Gabriel getragen haben soll. Chartres wurde das Zentrum der Marienverehrung in Europa und zog große Pilgerscharen hierher.

Um 1000 wirkte in Chartres der große Fulbertus. Als 1020 die karolingische Kirche durch ein Feuer vernichtet wurde, begann er noch im selben Jahr mit dem romanischen Neubau. 1134 zerstörte ein weiteres Feuer die Vorhalle und einen Turm. Der Bau der heutigen gotischen Kathedrale begann kurz nach 1194 und wurde mit der offizielle Weihe am 24. Oktober 1260 vollendet.

Beginn des «goldenen Zeitalters» unter Fulbertus von Chartres

Mit der von Fulbertus von Chartres (* um 950; † 1028) ganz im platonischen Sinn eigerichteten „Akademie“ begann das goldene Zeitalter der Domschule von Chartres. Seinen Schülern galt er geradezu als der "verehrenswürdige Sokrates".

Fulbertus zeichnete sich vor allem auch durch seine tief innige Verehrung der Heiligen Jungfrau aus. Er erklärte ihren Namen als »maris stella«, Stern des Meeres: so wie der Polarstern die Seeleute sicher durch die stürmische See leitet, so führt der Geistesstern der Maria den Menschen auf seiner Entwicklungsbahn. In seinem berühmten Marien-Sermon erzählt er auch die Legende von Theophilus, der sich dem Teufel verschrieben hat und nur dadurch gerettet werden kann, dass er sich in inbrünstiger Reue an die Jungfrau Maria wendet – das „Ewig-Weibliche“ zieht uns hinan. Das Faustmotiv wird hier ähnlich wie bei Goethe erlebt. Es geht also um die Verwandlung des Astralleibes zum wieder jungfräulich reinen Geistselbst. Nur in der jungfräulich reinen Seele kann das Geisteslicht geboren werden.

Die sieben freien Künste

Die Umbildung der Seele kann beginnen, wenn die dafür nötigen Bildekräfte frei geworden sind. Daher fängt das Schulalter mit etwa 7 Jahren an, weil nun die grundlegende Bildung des physischen Körpers abgeschlossen ist und ätherische Bildekräfte frei werden, um nun formend in der Seele wirken. Alle Bildung, die die menschliche Seele zur Weisheit führt, beruht letztlich darauf, dass die Ätherkräfte formend die Seele ergreifen. Dazu ist eine geordnete Siebenzahl von Ätherkräften nötig, die in der Schule von Chartres durch die Pflege der „Sieben freien Künste“ entfaltet wurden.

Man stützte sich dabei auf die 7 hauptsächlichen ätherischen Bildekräftesphären, die den Planetensphären entsprechen und die zuerst naturhaft den Körper bilden und dann, wenn sie einmal frei geworden sind, inspirierend in der Seele sich bis zu Imaginationen verdichten. Man musste dazu den ganzen Kosmos im Sinne des geozentrischen Ptolemäischen Systems betrachten, dem eine Einsicht in diese geistige Realität zugrunde liegt. Das entspricht noch ganz den Anschuungen des Verstandesseelenzeitalters.

Damit die Erkenntnis vom Ich ganz bewusst ergriffen werden kann, muss sich erst noch die Bewusstseinsseele und damit das intellektuelle Selbstdenken entfalten. Dieses arbeitet nicht mit den Naturätherkräften, sondern mit jenen völlig neu durch die Tätigkeit des Ichs geschaffenen Herzätherkräften, die durch die Ätherisation des Blutes im Herzen entstehen und in den Kopf hinaufstrahlen. Dazu musste aber das Ptolemäische System zunächst dem kopernikanischen System weichen, dass ganz abstrakt die Sonne in den Mittelpunkt rückt. Die geistigen Inspirationen werden ausgelöscht und weichen zunächst einer bloß äußerlichen Berechnung. Gerade dadurch wird aber die Freiheit im Denken erobert. Und nur wie ein abstrakter Meilenzeiger steht nun die Sonne im Mittelpunkt als noch unverstandener Hinweis auf die sonnenhaften Herz-Michael-Christuskräfte. Nur mit diesem freien Denken kann sich der Michael-Impuls verbinden. Davon hatten die späteren Lehrer von Chartres, namentlich Bernardus Sylvestris und Alanus ab Insulis, bereits eine deutliche Vorahnung. Rudolf Steiner hat darauf sehr klar hingewiesen. Erst durch die Vereinigung des intellektuellen Selbstdenkens mit der inspirierten Gedankenwahrnehmung der geistigen Außenwelt, also des aristotelischen und des platonischen Elements, kann das eigenständige Geistselbst entfaltet werden. Dazu beizutragen, ist wesentliche Aufgabe der Anthroposophie.

Pflege der Tradition

»Zurück zu den Alten« war geradezu das Losungswort der Schule von Chartres. Hier herrschte noch eine lebendige Tradition, die letztlich in den Mysterienschulen der Wikipedia:Antike wurzelte. Es war keine Renaissance der Antike, keine Wiedergeburt, sondern ein letzter Nachklang. Nachahmend und nacherlebend galt es, diese lebendige Erinnerung zu pflegen und daraus auch einzelne neue Inspirationen zu schöpfen. So berichtet uns Johannes von Salisbury:

„Es sagte Bernardus von Chartres, wir seien Zwerge, die sich auf die Schultern von Riesen gesetzt haben, auf dass wir mehr als jene und Entfernteres zu sehen vermöchten, nicht etwa durch die Schärfe unseres eigenen Gesichts oder die ragende Größe unseres Körpers, sondern weil wir in die Höhe emporgehoben und hinaufgeführt werden durch die Größe der Riesen ...“

John of Salisbury

Eine Metapher, die viel später auch Isaac Newton gebraucht hat.

Adelard von Bath, der bedeutende Übersetzer arabischer wissenschaftlicher Texte, schildert in seinem Traktat »de eodem et diverso« (»Von Demselben und dem Anderen« - ein Hinweis auf das geistige Urbild und das sinnliche Abbild) wie er zur Meditation die Stille außerhalb Tours aufsuchte, wo nur der Duft der Blumen und das Rauschen der Loire zu ihm drang. Da erschienen ihm zwei Geistgestalten: die Philokosmie mit ihrem Gefolge, nämlich dem Reichtum, der Macht, der Würde, dem Ruhm und der Lust, und die Philosophie umgeben von den sieben freien Künsten. Die Philokosmie will ihn zur sinnlichen Lust verführen, die Philosophie aber zeigt ihm, dass die Seele der Lichtwelt entstammt und dass die 7 freien Künste die in den Leib verstrickte Seele wieder in jene geistige Höhen zu erheben vermag, in der sie vor der Geburt lebte.

Das Eigendenken war in der Schule von Chartres noch unwichtig, ja sogar verpönt, alles war auf die überlieferte Tradition, auf das Studium der „Alten“ gebaut. Berengar von Tours (†1088), ein Schüler des Fulbertus, bei dem der Intellekt schon stark entwickelt war, hielt sich nicht daran und entfachte schon im 11. Jahrhundert einen Abendmahlsstreit, indem er die Transsubstantiation leugnete. Die Kirchengeschichte nennt ihn als Ketzer, der aber stets milde behandelt wurde, weil Papst Gregor VII., der ehemalige Mönch Hildebrand, seine schützende Hand über ihn hielt. Tatsächlich hatte sich schon seit dem 9. Jahrhundert eine sehr materialistische Auffassung der Wandlung durchgesetzt. Schon auf dem Konzil von Konstantinopel (869), das u.a. auch die Lehre von der Trichotomie verworfen hatte („den Geist abgeschafft hatte“, wie sich Rudolf Steiner öfter ausdrückt), war Paschasius Radbertus mit seiner vergröberten Lehre aufgetreten, in die recht ekelhafte „Wundergeschichten“ eingestreut waren, die etwa von der Verwandlung der Hostie in blutiges Fleisch zu berichten wussten. Gegen diese materialistische Auffassung trat Berengar zurecht auf, zugleich war ihm aber auch der Begriff von der geistigen Realität der Wandlung verlorengegangen. Sie verflüchtigte sich für ihn zu einem bloß symbolischen Akt. Er wurde damit geradezu zu einem Vorläufer des Nominalismus, der die geistige Wirklichkeit der (platonischen) Ideen leugnete.

Alanus ab Insulis – Höhepunkt und Ausklang der Schule von Chartres

Über das Leben des Alanus ist ein geheimnisvolles Dunkel gebreitet. Wie man heute annimmt, wurde er um 1128 in Lille (Insulae = Insel) in Flandern geboren und starb um 1203. Keine äußeren Dokumente belegen seine unmittelbare Beziehung zur Schule von Chartres und doch ist sein Schaffen so sehr in deren Geist gehalten, dass man mit Fug und Recht behaupten darf, dass mit ihm die Schule von ihren Höhepunkt erreichte – und sie fand mit ihm, wie Alanus selbst sehr deutlich empfand, auch ihren Abschluss. Ihm war klar, dass sich die ganze Weltanschauung der Menschen ändern und sich zunächst ganz auf den abstrakten Intellekt stützen müsse, ehe man wieder zu einer unmittelbaren spirituellen Erkenntnis zurückkehren könne. Rudolf Steiner spricht darüber in seinen Arnheimer Vorträgen über das Karma der Anthroposophischen Gesellschaft:

"Da sagte Alanus ab Insulis zu einem engen Kreise seiner eingeweihten Schüler: Wir schauen heute die Welt so an, daß wir noch die Mittelpunktstellung der Erde erkennen, daß wir von der Erde aus alles beurteilen. Wenn man mit dieser irdischen Anschauung, die uns zu unseren Bildern, zu unseren Imaginationen befähigt, die folgenden Jahrhunderte allein befruchten würde, dann würde die Menschheit nicht fortschreiten können. Wir müssen ein Bündnis eingehen mit den Aristotelikern, die in die Menschheit den Intellekt hereinbringen, der dann spiritualisiert werden soll und im 20. Jahrhundert in einer neuen spirituellen Weise unter den Menschen aufleuchten soll. Wenn wir jetzt die Erde als den Mittelpunkt des Kosmos anschauen, wenn wir die Planeten als um die Erde kreisend, wenn wir den ganzen Sternenhimmel, wie er sich zunächst auch für das physische Auge darbietet, so beschreiben, als wenn er sich drehen würde um die Erde, so wird aber doch einer kommen und wird sagen: Stellen wir einmal die Sonne räumlich in den Mittelpunkt des Weltensystems! Dann aber, wenn dieser kommt, der die Sonne räumlich in den Mittelpunkt des Weltalls stellt, dann wird die Weltanschauung veröden. Die Menschen werden dann nur noch die Bahnen der Planeten ausrechnen, werden nur noch die Orte der Himmelskörper angeben. Die Menschen werden von den Himmelskörpern nur sprechen wie von Gasen oder physischen Körpern, die da brennen und brennend leuchten; sie werden nur ganz mathematischmechanisch etwas von dem Sternenhimmel wissen. Aber das, was da als öde Weltanschauung sich ausbreiten wird, das hat doch eines - ein Armseliges , aber eines hat es: Wir schauen von der Erde aus die Welt an; der, der da kommen wird, wird von der Sonne aus die Welt anschauen. Er wird sein wie einer, der nur die "Richtung" angibt, die Richtung auf einen großartig bedeutsamen, mit den wunderbarsten Ereignissen und wunderbarsten Wesenheiten ausgestalteten Weg. Aber er gibt nur die abstrakte Richtung an; damit war auf die kopernikanische Weltanschauung hingedeutet, in ihrer Öde, in ihrer Abstraktheit, aber als Richtung, denn alles das muß zuerst fort, was wir mit unseren Imaginationen vertreten, so sagte Alanus ab Insulis; das muß fort, und gewissermaßen ganz abstrakt muß das Weltbild werden, fast nur wie ein Meilenzeiger auf einem Wege mit wunderbaren Denkmälern. Denn da wird in der geistigen Welt einer sein, der diesen Meilenzeiger, der für die Erneuerung der Welt nichts anderes haben wird als Richtung, nehmen wird, damit er dann, mit dem Intellektualismus zusammen, die neue Spiritualität begründen kann, einer, der nichts wird brauchen können als diesen Meilenzeiger. Das aber wird sein, wie Alanus ab Insulis sagte, Sankt Michael! Für ihn muß das Feld frei werden; er muß den Weg mit neuen Saaten besäen. Dazu muß nichts anderes da sein als Linie, mathematische Linie." (Lit.: GA 240, S 155ff)

Das Ende der Schule von Chartres - die geistige Finsternis auf Erden um 1250

Rudolf Steiner hat öfters erwähnt, dass etwa um 1250 das Erdenleben in eine geistige Finsternis getaucht war, wo selbst hohen Eingeweihten der unmittelbare Einblick in die geistige Welt verwehrt war. Gerade diese Zeit war aber höchst bedeutsam für den Übergang von der platonischen zur aristotelischen Geistesströmung:

"Was Alanus ab Insulis in den Zisterzienser-Orden hineingeleitet hat, das ging dann über an die Dominikaner, die namentlich den Intellekt, in Anknüpfung an Aristoteles, pflegten. Aber es gab da eine Zwischenzeit: Im 12. Jahrhundert blühte die Schule von Chartres, und im 13. Jahrhundert begann im Dominikaner-Orden das mächtige Wirken für die Scholastik im Sinne des Aristotelismus. Die, welche als die großen Lehrer der Schule von Chartres durch die Pforte des Todes hinaufgingen in die geistige Welt, sie waren dort noch eine Weile zusammen mit den durch die Geburt herabsteigenden Dominikanern, die dann nach ihrem Herabsteigen hier den Aristotelismus begründeten. Daher müssen wir also hinschauen auf eine Zwischenzeit, wo wie in einem großen himmlischen Konzil die letzten großen Lehrer von Chartres, nachdem sie durch die Pforte des Todes gegangen waren, beisammen waren mit denen, die als Dominikaner den Aristotelismus pflegen sollten, bevor diese letzteren heruntergestiegen waren. Da wurde in der geistigen Welt der große "himmlische Vertrag" geschlossen. Die, welche da unter der Führung des Alanus ab Insulis hinaufgekommen waren in die geistige Welt, sie sagten den heruntersteigenden Aristotelikern: Unsere Zeit ist jetzt nicht auf der Erde; wir haben zunächst hier von der geistigen Welt aus zu wirken. Wir können gar nicht in irgendwelche Inkarnationen in der nächsten Zeit auf die Erde herabsteigen. Eure Aufgabe ist es jetzt, den Intellekt zu pflegen im aufgehenden Bewusstseinsseelen-Zeitalter.

Dann kamen sie herunter, die großen Scholastiker, und führten dasjenige aus, was sie mit den letzten großen Platonikern der Schule von Chartres ausgemacht hatten. Manches Bedeutende trug sich da zu. Einer, der als einer der früheren heruntergekommen war, bekam zum Beispiel eine Botschaft durch einen anderen, der noch länger als er in der geistigen Welt bei Alanus ab Insulis geblieben war, das heißt bei derjenigen geistigen Individualität, die früher Alanus ab Insulis war. Der später Herunterkommende brachte diese Botschaft, das heißt, er wirkte zusammen mit dem Älteren, und es begann so auf der Erde die Vorbereitung für das intellektualistische Zeitalter, das ja im Dominikaner-Orden seinen Anfang genommen hat. Gerade der, welcher etwas länger bei Alanus ab Insulis in der geistigen Welt geblieben war, zog zuerst das Zisterzienser-Ordenskleid an und wechselte es erst später mit dem Dominikaner-Kleid. So wirkten also nunmehr auf der Erde diejenigen, die einstmals unter dem Einflüsse desjenigen standen, was bei Aristoteles herausgekommen war, und oben "wachten" gewissermaßen, aber im Zusammenhange mit den auf der Erde wirkenden Aristotelikern, die Platoniker, die in der Schule von Chartres waren. Die geistige Welt ging mit der physischen Welt Hand in Hand. Es war gleichsam wie ein Handreichen der Aristoteliker mit den Platonikern durch das 13., 14., 15. Jahrhundert hin. Und dann waren ja auch schon wieder viele von denen, die heruntergestiegen waren, um in Europa den Aristotelismus einzuleiten, droben bei den anderen.

Aber die weitere Entwicklung ging so vor sich, daß sowohl die, welche in der Schule von Chartres die Führer waren, wie auch die, welche im Dominikaner-Orden die führenden Stellungen hatten, sich an die Spitze derjenigen stellten, welche in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in jenem mächtigen übersinnlichen Kultus, der sich in den angedeuteten Bildern entfaltete, die spätere anthroposophische Strömung vorbereiteten. Es mußten zunächst diejenigen wieder heruntersteigen, die mehr oder weniger als Aristoteliker gewirkt hatten; denn unter dem Einfluß des Intellektualismus war noch nicht die Zeit gekommen, um die Spiritualität neuerdings zu vertiefen. Aber es bestand eine unverbrüchliche Abmachung, die weiter wirkt. Und nach dieser Abmachung muß aus dem, was anthroposophische Bewegung ist, etwas hervorgehen, was seine Vollendung vor dem Ablaufe dieses Jahrhunderts finden muß. Denn über der Anthroposophischen Gesellschaft schwebt ein Schicksal: das Schicksal, daß viele von denjenigen, die heute in der Anthroposophischen Gesellschaft sind, bis zu dem Ablaufe des 20. Jahrhunderts wieder herunterkommen müssen auf die Erde, dann aber vereinigt mit jenen auch, die entweder selbst führend waren in der Schule von Chartres oder die Schüler von Chartres waren. So daß vor dem Ablaufe des 20. Jahrhunderts, wenn die Zivilisation nicht in die völlige Dekadenz kommen soll, auf der Erde die Platoniker von Chartres und die späteren Aristoteliker zusammenwirken müssen." (Lit.: GA 240, S 155ff)

Von hier gingen die wesentlichen Impulse zu der im Geistigen im 15. Jahrhundert begründeten Michael-Schule und der von Michael Ende des 18. und bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts in der geistigen Welt eingerichtete himmlischen Kultus aus, durch den das 1879 beginnende Michael-Zeitalter vorbereitet werden sollte. Die mächtigen kosmischen Imaginationen, in denen dieser himmlische Kultus Michaels lebte, wurden später zum eigentlichen Inhalt der Anthroposophie und spiegeln sich in gedämpfter Form auch in Goethes Märchen wider.

"Die letzten Großen der Schule von Chartres waren eben in der geistigen Welt angekommen. Diejenigen Individualitäten, die die Hochblüte der Scholastik einleiteten, waren noch in der geistigen Welt. Und einer der wichtigsten Ideen-Austausche hinter den Kulissen der menschlichen Entwickelung spielte sich ab im Beginne des dreizehnten Jahrhunderts zwischen denen, die noch den alten schauenden Platonismus hinaufgetragen haben aus der Schule von Chartres in die übersinnliche Welt, und diejenigen, die sich dazu bereiteten, den Aristotelismus herunterzutragen als den großen Übergang für die Herbeiführung einer neuen Spiritualität, die in der Zukunft hereinfluten soll in die Entwickelung der Menschheit. Da kam man überein, indem gerade diese Individualitäten, die aus der Schule von Chartres herstammen, denen sagten, die sich eben anschickten, herunterzusteigen in die sinnlich-physische Welt und den Aristotelismus in der Scholastik als das richtige Element des Zeitalters zu pflegen: Für uns ist zunächst ein Erdenwirken nicht möglich, wir bleiben hier oben. Und so blieben denn, ohne daß sie in maßgeblichen Erdeninkarnationen bisher eintraten, die Geister von Chartres in der übersinnlichen Welt. Aber sie wirkten mächtig mit bei der Gestaltung jener grandiosen Imagination, die gestaltet wurde in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts". (Lit.: GA 237, 98f)

Die Schule von Orléans

Um 1200 hatte die Schule von Chartres ihren Gipfelpunkt überschritten und Paris trat als Zentrum der Scholastik immer mehr hervor. In Paris reifte die intellektuelle dialektische Denkmethode heran, während sich manches von dem in Chartres gepflegten Geist noch in der Schule von Orléans bewahrte, worauf auch Rudolf Steiner hingewiesen hat. Diesen Gegensatz von Paris und Orléans greift auch Henri d’Andeli 1230 in seinem bedeutsamen Gedicht »La bataille des VII arts« auf. Der Kampf wogt zwischen Paris und Orléans, zwischen der Dialectica (Logica) und der Grammatica, zwischen der Logik und der Urkraft des Wortes. Am Ende siegt die Logica und die Dialectica muss sich in die Gegend zwischen Orléans und Blois zurückziehen. So werden die Dinge 30 Jahre lang bleiben, schreibt d’Andeli, Nichtigkeit und Hohlheit werden herrschen, dann aber werden neue Menschen kommen, die sich wieder der Grammatik, dem Wort, zuwenden werden.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge III, GA 237 (1991)
  2. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge VI, GA 240 (1986), Arnheim, 18. Juli 1924
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.