Risikomanagement und Lösungsmittel: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Risikomanagement''' ist die Tätigkeit des Umgangs mit [[Risiko|Risiken]]. Dies umfasst sämtliche Maßnahmen zur Erkennung, Analyse, Bewertung, Überwachung, Steuerung und Kontrolle von Risiken.
Als '''Lösungsmittel''' (auch ''Lösemittel'' oder ''{{lang|la|Solvens}}'', auch ''Menstruum'') wird ein [[Stoff]] bezeichnet, der andere [[Gas|gasförmige]], [[Flüssigkeit|flüssige]] oder [[Feststoff|feste]] Stoffe so auflösen oder verdünnen kann, dass eine vollkommen [[homogen]]e '''Lösung''' entsteht, ohne dass dabei eine [[Chemische Reaktion|chemischen Reaktionen]] zwischen dem gelösten Stoff und Lösungsmittel stattfindet. Bei den Lösungsmitteln handelt es sich zumeist um flüssige, seltener auch um feste Stoffe.


== Aufgaben des Risikomanagements ==
== Protische Lösungsmittel ==
Risikomanagement ist nach der Norm [[ISO 31000]]: 2009<ref name="ISO 31000">MQ - Management und Qualität 5-2008, B. Brühwiler: [https://web.archive.org/web/20110303192724/http://www.qm-aktuell.de:80/downloads/mq_05_08_s26-27_v.pdf ISO/DIS 31000 und ONR 49000:2008 Neue Standards im Risikomanagement] , archiviert vom Original (PDF; 166&nbsp;kB) auf qm-aktuell.de</ref> eine Führungsaufgabe, im Rahmen derer die Risiken einer Organisation identifiziert, analysiert und bewertet werden. Hierzu sind übergeordnete Ziele, Strategien und Politik der Organisation für das Risikomanagement festzulegen. Im Einzelnen betrifft dies die Festlegung von Kriterien, nach denen die Risiken eingestuft und bewertet werden, die Methoden der Risikoermittlung, die Verantwortlichkeiten bei Risikoentscheidungen, die Bereitstellung von Ressourcen zur Risikoabwehr, die interne und externe Kommunikation über die identifizierten Risiken (Berichterstattung) sowie die Qualifikation des Personals für das Risikomanagement. 2018 ist eine aktualisierte Version der Norm ISO 31000 erschienen.


Eine formale Ausbildung und Zertifizierung zum Risikomanager kann in Deutschland dem Stand der Technik entsprechend gemäß DIN VDE V 0827 „Notfall- und Gefahren-Systeme – Teil 1: Notfall- und Gefahren-Reaktions-Systeme (NGRS) – Grundlegende Anforderungen, Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Aktivitäten“ und in Österreich nach ONR 49003 „Risikomanagement für Organisationen und Systeme – Anforderungen an die Qualifikation des Risikomanagers – Anwendung von ISO/DIN 31000 in der Praxis“ erfolgen.
Das bekannteste und für das [[Leben]] auf [[Erde (Planet)|Erden]] essentielle Lösungsmittel ist das [[Wasser]]. Es ist ein typisches '''protisches Lösungsmittel''', das [[Proton]]en respektive [[Wasserstoff]]ionen <math>\mathrm H^+</math> übertragen kann. Weitere protische Lösungsmittel sind beispielsweise [[Alkohole]] und [[Carbonsäuren]].  


Risikomanagement wird als ein fortlaufender [[Prozess]] verstanden, in dem Planung, Umsetzung, Überwachung und Verbesserung kontinuierlich stattfinden ([[Demingkreis]]:
== Aprotische Lösungsmittel ==
„Plan-Do-Check-Act“).<ref name="DNV">St. Mayer, DNV Business Assurance Germany GmbH: [https://web.archive.org/web/20120920062534/http://www.vdi-saar.de/BV-Presse/2011/Risikomanagement.pdf 6 Schritte im Risikomanagement, Eine Ableitung zum Risikomanagement nach ISO 31000:2009] am 14. Juni 2011, archiviert vom Original (PDF 5 MB)  auf vdi-saar.de</ref><!-- Toter Link date= 2016-12-19 -->
Risikomanagement soll über die gesamte Lebensdauer einer Organisation zur Anwendung kommen und eine Kultur der Risikolenkung in der Organisation entstehen lassen.


Die in der Norm ISO 31000 beschriebenen Grundsätze und Verfahren zum Risikomanagement gelten allgemein. Sie können in allen Bereichen, in denen Risiken existieren, angewendet werden und sind nicht auf eine spezifische Branche zugeschnitten.
'''Aprotische Lösungsmittel''' können keine Protonen übertragen. Sie können weiter unterteilt werden in:


Das Risikomanagement (Risikofrüherkennungssystem) insbesondere der Aktiengesellschaften orientiert sich an den Anforderungen des [[Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich|Kontroll- und Transparenzgesetzes (KonTraG)]] und dem darauf basierenden IdW-Prüfungsstandard [[IDW PS 340|PS 340]]. Ziel ist es, bestandsbedrohende Risiken frühzeitig zu erkennen und nachvollziehbar zu überwachen. Da oft gerade Kombinationseffekte mehrerer Einzelrisiken bestandsbedrohend werden, wird eine Aggregation der Einzelrisiken zur Bestimmung des Gesamtrisikoumfangs gefordert ([[Risikoaggregation]]). Der ökonomische Mehrwert des Risikomanagements ist die Reduzierung der Wahrscheinlichkeit bestandsbedrohender Krisen durch mehr Risikotransparenz. Die Beurteilung des Grades der finanzwirtschaftlichen Bestandsbedrohung erfolgt durch die Berechnung der Auswirkungen von Risiken auf das zukünftige [[Rating]] mittels einer sogenannten [[Ratingprognose]].
=== aprotisch-apolare Lösungsmittel ===


Als weitere Vorteile eines leistungsfähigen Risikomanagements sind eine Verbesserung der Planungssicherheit und eine Reduzierung der [[Risikokosten]] zu nennen.
'''Aprotisch-apolare Lösungsmittel''' sind beispielsweise [[Alkane]], [[Alkene]] oder [[Alkine]], [[Fette]] und [[Öle]], [[Ether]] und [[Carbonsäureester]]. Sie eignen sich dazu apolare Stoffe in Lösung zu bringen.


Der Risikomanagement-Prozess umfasst im Einzelnen:<ref name="IEC Guide 51">ISO/IEC Guide 51:1999, Begriff 3.12.</ref><ref name="ISO 14971">DIN EN ISO 14971:2009-10: Medizinprodukte – Anwendung des Risikomanagements auf Medizinprodukte.</ref><ref name="SFK-GS-41">Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Risikomanagement im Rahmen der Störfall-Verordnung, SFK-GS-41.</ref>
=== aprotisch-polare Lösungsmittel ===
* Identifikation der Risiken, Beschreibung ihrer Art, der Ursachen und Auswirkungen
* Analyse der identifizierten Risiken hinsichtlich ihrer [[Eintrittswahrscheinlichkeit]]en und möglichen Auswirkungen
* [[Risikobewertung]] durch Vergleich mit zuvor festzulegenden Kriterien der Risiko-Akzeptanz (z. B. aus Standards und Normen)
* Risikobewältigung/Risikobeherrschung durch Maßnahmen, die Gefahren und/oder Eintrittswahrscheinlichkeiten reduzieren oder die Folgen beherrschbar machen
* Risikoüberwachung mit Hilfe von Parametern, die Aufschluss über die aktuellen Risiken geben (Risikoindikatoren)
* Risikoaufzeichnungen zur Dokumentation aller Vorgänge, die im Zusammenhang der Risikoanalyse und -beurteilung stattfinden


Um die Komplexität des Risikomanagement-Prozesses zu bewältigen, große Datenmengen zu analysieren und ein strategisches Risikomanagement zu implementieren, bedienen sich viele Unternehmen einer Risikomanagement-Software. Diese ist in der Lage, die Risiken eines Unternehmens abzubilden oder zukünftige Risiken zu simulieren.<ref name="Realitätsgesinnung">Karl Hartung, Felix Walther: {{Webarchiv | url= http://www.hrcie.com/fileadmin/user_upload/pdf/Artikel_11__Risikoman_KHA_FWA.pdf | wayback= 20150721204616 | text=''Realitätsgesinnung.''}} In: ''Business Intelligence Magazine.'' Nr. 3/2014.</ref>
'''Aprotisch-polare Lösungsmittel''' wie etwa [[Ketone]], [[Nitrile]] oder [[Sulfoxide]] lösen sehr gut polare Stoffe.
 
== Begriffe des Risikomanagements ==
'''[[Risikoanalyse]]''' – wird zur Identifikation und Bewertung von Risiken eingesetzt. Im technischen Bereich kommt die [[probabilistische Sicherheitsanalyse]] zur Anwendung.
 
'''Identifikation von Risiken''' – ist Teil der [[Risikoanalyse]], es wird eine Liste der verschiedenen Risiken erstellt, im Fall von technischen Systemen anhand der Funktionsanforderungen (unabhängig von einer technischen Ausführung). Hilfsmittel sind: Szenario-Technik, Post-Mortem-Analyse, Expertenbefragungen, [[Delphi-Methode]], Kreativitätstechniken, [[Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse]], Risikoworkshops, Checklisten (Gefährdung: Liste der Gefährdungen im Arbeitsschutz), Analyse möglicher Gefährdungen ([[PAAG-Verfahren|Hazard and Operability Study]]),<ref name="test-1">A. Schlagbauer: [http://www2.cs.uni-paderborn.de/cs/ag-schaefer/Lehre/Lehrveranstaltungen/Seminare/AEIzS/Abgaben/Ausarbeitung/ASchlagbauer.pdf ''Gefahrenanalyse mittels HAZOP anhand eines Beispiels.''] Universität Paderborn, Informatik AG Schäfer.</ref> Auswertung der Erfahrungen (industrielle Unfälle, Insolvenzen) aus vergleichbaren Unternehmensbereichen.
 
'''[[Risikomatrix]]''': – wird zur detaillierten Erfassung und Bewertung des Gesamtrisikos eines Unternehmens, einer technischen Anlage oder eines Unternehmens- oder technischen Prozesses verwendet, indem die ermittelten Risikofaktoren in eine Matrix (Risikoportfolio, Risikomatrix) mit den Dimensionen [[Eintrittswahrscheinlichkeit]] und Schadensausmaß eingetragen werden.<ref name="SFK-GS-41" /><ref name="DGQ">H. Ketterer: ''Risikomanagement ISO/DIS 31000:2008-04, Herausforderung und Chance für KMU.'' DGQ Regionalkreis Ulm, 3. Februar 2009. [http://cdn.b-ite.de/Risikomanagement-ISO31000_DGQ.pdf cdn.b-ite.de] (PDF; 620&nbsp;kB)</ref>
 
'''[[Risikovermeidung]]''' – durch Unterlassung einer risikobehafteten Aktivität.
 
'''[[Risikominderung]]''' – reduziert das Risikopotenzial auf ein akzeptables Maß bzw. versucht die Eintrittwahrscheinlichkeiten von Risiken zu reduzieren.
 
'''Risikobegrenzung''' – durch Festlegung definierter Obergrenzen von Risiken.
 
'''[[Risikokommunikation]]''' – der Risikoergebnisse – in transparenter und nachvollziehbarer Weise – für die Entscheidungsfindung über die Vertretbarkeit des Risikos durch den Betreiber, der Behörde unter Einbeziehung von Sachverständigen sowie für die durch das Risiko betroffenen Personen in der Anlage und in der Anlagenumgebung.<ref name="SFK-GS-41" />
 
'''Risikoakzeptanz''' – wird erreicht, wenn das Risiko unter den gegebenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und unter Beachtung eventueller Restrisiken als vertretbar bewertet wird.
 
'''[[Restrisiko]]''' – ist das Risiko, welches nach der Anwendung von Schutzmaßnahmen verbleibt.<ref name="SFK-GS-41" /> (Siehe auch die Aussage des Bundesverfassungsgerichts von 1978 im Kalkar-Urteil zum Restrisiko.<ref name="Kalkar">BVerfG, Beschluss vom 8. August 1978, Az. 2 BvL 8/77</ref>)
 
'''[[Grenzrisiko]]''' – ist das größte noch vertretbare Risiko bei Einhaltung vorgegebener Standards (Stand der Technik / Sicherheitstechnik)<ref name="SFK-GS-41" /> (Siehe auch [[Minimale endogene Mortalität]] ist ein Maß für das akzeptierte – unvermeidliche – Risiko.)
 
'''[[Risikowahrnehmung]]''' – wird entsprechend der Einflussgrößen von Freiwilligkeit, Kontrolle, Vertrauen und Katastrophenpotential (nach den Grundannahmen der Psychologie) als inhärent subjektiv empfunden.<ref name="SFK-GS-41" />
 
'''[[Risikodiversifikation]]''' – durch die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Vermögenswerte.
 
'''[[Risikotransfer]]''' – durch Übertragung des Risikos auf Dritte, indem der [[Risikoträger]] wechselt (z. B. auf ein Versicherungsunternehmen).
 
'''Risikokontrolle''' – durch Überwachung der identifizierten, aktuellen Risiken (Risiko-Indikatoren) und Einhaltung vorgegebener Grenzwerte.
 
'''Risikoindikatoren''' – Messung von Systemgrößen, die Aufschluss über die Risiken (Risikokennzahlen) geben (Empfindlichkeit / Sensitivität eines Systems gegenüber äußeren Einflüssen).
In der Sicherheitstechnik wird der Begriff [[Sicherheitsindikator]] verwendet.
In der [[Finanzwirtschaft]] werden die Indikatoren unterschieden:<ref name="Economic_indicator">[[:en:Economic indicator|Economic indicator]], Economic indicator.</ref>
* ''Lagging indicators'', die sich verändern, nachdem sich die Finanzwirtschaft als Ganzes verändert hat.
* ''Leading indicators'', die sich verändern, bevor sich die Finanzwirtschaft als Ganzes verändert.
 
'''[[Risikoaggregation]]''' – ist eine Zusammenfassung aller Einzelrisiken, wobei die Einzelrisiken entsprechend ihrer relativen Bedeutung auf die Unternehmensentwicklung gewichtet werden, und nicht durch deren einfache Addition der Einzelrisiken. Dieses kann durch Simulation der Faktoren zur Ermittlung des Gesamtrisikos des Systems erfolgen (Verwendung z. B. zur Bestimmung des [[Marktrisiko|„Marktpreisrisikos“]]).
 
'''Risikoreporting:''' Erzeugung und Übermittlung von Informationen über Chancen und Risiken in Berichtsform. Wesentliche Ziele des Risikoreportings sind: Schaffung von Transparenz über Risikosituation, die Entscheidungsvorbereitung über Risikosteuerungsmaßnahmen und die Unterstützung der Risikoüberwachung.<ref>{{Literatur |Autor=Axel Roebruck |Titel=Risikomanagement |Hrsg=Springer |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Straubenhardt |Datum=2018-06-21|ISBN= |Seiten=210}}</ref>
 
'''Risikointerdependenz:''' Abhängigkeiten von Risiken: Unabhängige Risiken beeinflussen einander nicht, positiv korrelierte Risiken verstärken einander, negativ korrelierte Risiken schwächen einander ab. Üblicherweise wird die statistische Abhängigkeit von Risiken zunächst auf [[Plausibilität]] geprüft und mittels eines [[Korrelationskoeffizient]]en quantifiziert.
 
'''Risikotragfähigkeit:''' Fähigkeit, die Folgen schlagend gewordener Risiken auffangen zu können.
 
'''Risikovorsorge:''' Zur Tragfähigkeit des Restrisikos muss durch Risikovorsorge Vorkehrung getroffen werden, wobei z.&nbsp;B. finanzielle Reserven, Rückstellungen aber auch Überbestände an Material, Personal, u.&nbsp;ä. gebildet werden können.<ref>{{Literatur |Autor=Ute Vanini |Titel=Risikomanagement |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Schäffer-Poeschel |Ort=Stuttgart |Datum=2012 |ISBN= |Seiten=228, 229}}</ref>
 
'''ALARP-Prinzip''' ([[ALARP]] ''As Low As Reasonably Practicable'') bedeutet, die Risiken sollen auf ein vernünftiges und durchführbares Maß minimiert werden. In einer Risiko-Nutzen-Analyse kann abgeschätzt werden, ob der Nutzen des Produkts das Restrisiko überwiegt.
 
'''[[RAMS]]'''-Management stellt sicher, dass Systeme definiert, Risikoanalysen durchgeführt, Gefährdungsraten ermittelt, detaillierte Prüfungen gemacht und Sicherheitsnachweise erstellt werden (im englischen RAMS: Reliability, Availability, Maintainability, Safety / [[Reliabilität|Zuverlässigkeit]], [[Verfügbarkeit]], [[Instandhaltbarkeit]], [[Sicherheit]]).
 
== Anwendungsbereiche ==
=== Unternehmensrisiken ===
Das [[Risikobericht#Branchenübergreifende Risikoarten|Unternehmensrisiko]] findet zunächst in der [[Volatilität]] des Ergebnisses (Gewinn oder Verlust) seinen Niederschlag, die durch statistische Analysen oder zukunftsorientiert mittels [[Risikoaggregation]] bestimmbar ist. Gemeint ist die durch unvorhersehbarkeit der Zukunft bestehende Möglichkeit von betrieblichen Zielen abzuweichen. Die extreme Ausprägung des Unternehmensrisikos wird [[Insolvenzrisiko]] genannt und drückt die [[Wahrscheinlichkeit]] aus, dass das Unternehmen wegen [[Zahlungsunfähigkeit]] und/oder [[Überschuldung]] seinen Verpflichtungen nicht oder nicht in voller Höhe nachkommen kann. Die vom aggregierten Risikoumfang, aber auch der Risikotragfähigkeit ([[Eigenkapital]]) und der [[Ertragskraft]], abhängige Insolvenzwahrscheinlichkeit wird durch das [[Rating]] ausgedrückt (siehe auch [[Ratingprognose]] und [[Insolvenzprognoseverfahren]]).
 
Eine [[Insolvenz]] kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, wobei allgemein zwischen internen und externen Insolvenzursachen differenziert wird.<ref name="test-2">Thomas Hutzschenreuter: ''Allgemeine Betriebswirtschaftslehre.'' 3. Auflage. Gabler, Wiesbaden, 2009, ISBN 978-3-8349-1593-1, S. 80.</ref>
Interne Ursachen betreffen die Aktivitäten, die unmittelbar vom Unternehmen selbst ausgehen und schließlich zur Insolvenz führen. Hierbei kann es sich beispielsweise um Fehlplanungen oder Fehleinschätzungen des Managements handeln. Externe Insolvenzursachen betreffen Faktoren, die von außen auf das Unternehmen einwirken, beispielsweise strukturelle und konjunkturelle Veränderungen des Unternehmensumfelds sowie Markteintritte von neuen Wettbewerbern.
 
Aktiengesellschaften müssen nach dem [[Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich]] ({{§|91|aktg|juris}} Abs.&nbsp;2 [[Aktiengesetz (Deutschland)|AktG]]) zur frühzeitigen Erkennung von Risiken ein Überwachungssystem einrichten, um den Fortbestand der Gesellschaft gegen gefährliche Entwicklungen zu sichern. Der Vorstand der AG steht dabei in der obersten Verantwortung. Eine Verpflichtung des Vorstandes zur Einrichtung eines Überwachungssystems bestand nach dem {{§|76|aktg|juris}} AktG bereits vor Inkrafttreten des KonTraG.
 
Für Banken unterteilt man das betriebswirtschaftliche Gesamtrisiko in ein [[operationelles Risiko]] (z.&nbsp;B. durch Ausfälle in der IT), das [[Kreditrisiko#Kreditrisikomanagement|Kreditrisiko]] (d.&nbsp;h. den Ausfall von Kreditnehmern), das [[Kontrahentenrisiko]] (d.&nbsp;h. den Ausfall von [[Kontrahent]]en bei Handelsgeschäften) als besonderen Teil des Kreditrisikos, das [[Liquiditätsrisiko]] (fällige Gelder können nicht aus den flüssigen Mitteln bedient werden), [[Marktliquiditätsrisiko]] (Geschäfte können auf Grund mangelnder [[Marktliquidität]] nicht zu den erwarteten Bedingungen abgeschlossen werden) und das [[Marktrisiko]] (z.&nbsp;B. [[Wechselkursrisiko]], [[Zinsänderungsrisiko]]). In der Praxis wird oftmals das [[Reputationsrisiko]] (Risiko des Ansehensverlustes durch geschäftspolitische Entscheidungen o.&nbsp;Ä.) separat vom operationellen Risiko betrachtet. Die Häufung von risikobehafteten [[Exposure (Finanzwirtschaft)|Engagements]], die (z. B. aufgrund von Branchenrisiken oder Länderrisiken) in engem Zusammenhang stehen, bezeichnet man in der Kreditwirtschaft auch als [[Klumpenrisiko]].
 
=== Risikomanagement in der Finanzdienstleistung ===
Die [[Mindestanforderungen an das Risikomanagement (BA)]] für die [[Kreditinstitut]]e und Finanzdienstleistungsinstitute in Deutschland geben einen Rahmen für ein angemessenes und wirksames Risikomanagement vor.<ref name="BaFin">[http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Kerngeschaeftsfelder/Bankenaufsicht/Marisk/2012_12_14_anschreiben.pdf?__blob=publicationFile bundesbank.de], Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), 14. Dezember 2012.</ref><ref name="BA">[http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Kerngeschaeftsfelder/Bankenaufsicht/Marisk/2012_12_14_rundschreiben.pdf?__blob=publicationFile bundesbank.de], Rundschreiben 10/2012 (BA) vom 14. Dezember 2012 Mindestanforderungen an das Risikomanagement – MaRisk.</ref><ref name="Anlage">[http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Kerngeschaeftsfelder/Bankenaufsicht/Marisk/2012_12_14_erlaeuterungen.pdf?__blob=publicationFile bundesbank.de], BaFin - Anlage 1: Erläuterungen zu den MaRisk in der Fassung vom 14. Dezember 2012 - Seite 1 von 64.</ref> Er soll dazu dienen, Missständen im Kredit- und Finanzdienstleistungswesen entgegenzuwirken. Die Prozesse des Risikomanagements betreffen:
* Identifizierung,
* Beurteilung,
* Steuerung sowie
* Überwachung und Kommunikation der wesentlichen Risiken.
 
Das Institut hat geeignete Indikatoren für die frühzeitige Identifizierung von Risiken abzuleiten, die die Einrichtung und Weiterentwicklung eines Systems von Risikokennzahlen und eines Risikofrüherkennungs- und Risikoklassifizierungsverfahrens ermöglichen.
 
Zur Anwendung der Risikoquantifizierung wird festgestellt:<ref name="Anlage" />
 
''Da jegliche Methoden und Verfahren zur Risikoquantifizierung die Realität nicht vollständig abzubilden vermögen, ist dem Umstand, dass die Risikowerte Ungenauigkeiten aufweisen oder das Risiko unterschätzen könnten, bei der Beurteilung der Risikotragfähigkeit hinreichend Rechnung zu tragen.''
 
In diesem Zusammenhang steht auch die Forderung: ''Bedeutende Schadensfälle sind unverzüglich hinsichtlich ihrer Ursachen zu analysieren.'' Es dient dazu, Systemschwachstellen und Unzulänglichkeiten in den Risikomodellen zu erkennen sowie der statistischen Ermittlung von Schadenshäufigkeiten (Erfahrungsrückfluss).
 
Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement für die Kreditinstitute geben einen Rahmen für die Einhaltung der Treuepflicht bei der Verfügung fremden Vermögens vor. Im Fall der Verletzung der Treuepflicht (Missbrauch) kommt die Strafbarkeit der [[Untreue (Deutschland)|Untreue]] gemäß {{§|266|stgb|juris}} [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]] zur Anwendung.
 
== Risikoarten ==
 
=== Risiken des nationalen und internationalen Finanzsystems ===
[[Finanzkrisen]] sind größere Verwerfungen im [[Finanzsystem]], die durch einen Rückgang der Vermögenswerte und die Zahlungsunfähigkeit zahlreicher Unternehmen der Finanzwirtschaft und anderer Branchen gekennzeichnet sind und die die ökonomische Aktivität in einem oder mehreren Ländern beeinträchtigen. Sie manifestieren damit das ''Risikopotential des Finanzsystems'', wie auch das Versagen des nationalen bzw. internationalen Risikomanagements und seiner Kontrollorgane.
Nationale und internationale Regelwerke, wie [[Mindestanforderungen an das Risikomanagement (BA)]], [[Basel II]] und [[Basel III]] werden zur Risikokontrolle erstellt und – wie die Erfahrung zeigt – mit jeder neuen Krise fortgeschrieben.
 
Nach [[Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew|Kondratjew]] durchläuft die Weltwirtschaft immer wiederkehrende Zyklen, die jeweils durch schwere wirtschaftliche Turbulenzen beendet werden. Die Mechanismen für diese Konjunkturzyklen sind immer gleich.
 
Die grundlegenden Mechanismen für das Kollabieren komplexer Systeme, sei es nun in der Finanzwirtschaft oder einer komplexen Industrieanlage wie einem Chemiewerk oder Kernkraftwerk, sind immer dieselben. Charakteristisch für diese Systeme ist, dass sie aus einer praktisch nicht mehr überschaubaren Anzahl von Komponenten bzw. Funktionseinheiten bestehen und über vielschichtige Wirkungsstrukturen das gemeinsame Systemergebnis erzielen. Aus der Anwendererfahrung wird das System ständig verbessert, so dass es nach einer Erprobungszeit als stabil und ausgereift gilt. Wegen der großen Risiken, die mit einem Scheitern der System verbunden sind, unterliegen diese Systeme vielfältigen Kontrollmechanismen. Je länger ein System ohne großen Schaden betrieben wird, desto mehr wird es von seinen Betreibern und Kontrolleuren als sicher empfunden. In diesem Zustand beginnt das Sicherheitsnetz des Systems an Wirksamkeit zu verlieren. Kompromisse zu Gunsten des Unternehmenserfolges gegenüber der Sicherheitsvorsorge sind leichter durchsetzbar, mit der Folge, dass sich im System zunehmend unerkannte Fehler festsetzen (vgl. [[Charles Perrow]], Normal Accidents, 1984<ref name="Perrow">Charles Perrow: ''Normal Accidents, Living with High Risk Technologies.'' Basic Books, USA 1984.</ref>).
 
In der Finanzwirtschaft erklärt es – je nach Stand im laufenden Zyklus – den Ruf nach mehr bzw. weniger Regeln im Finanzmarkt.
 
=== Umweltrisiken ===
[[Umweltrisikomanagement]] befasst sich mit der Handhabung des Umweltrisikos und stellt in Unternehmen einen Teilbereich des betrieblichen [[Umweltmanagement]]s und des Risikomanagements dar. Es werden interne und externe Umweltrisiken unterschieden, wobei externe Umweltrisiken Sturm oder Hochwasser sein können. Die internen Umweltrisiken liegen im Unternehmen begründet und können technische, technologische oder organisatorische Schäden sein.
 
Es werden drei Arten von Umweltrisiken unterschieden:
* finanzielle Risiken für ein Unternehmen, die durch Veränderungen der Umwelt oder des Umweltbewusstseins der Gesellschaft entstehen
* Risiken der Haftung des Unternehmens für umweltrelevante Aktivitäten und
* Risiken für die menschliche Gesundheit und für das Ökosystem.
 
Im Bereich des Hochwasserschutzes wurde von staatlicher Seite die [[Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie]] 2007/60/EG eingeführt. Im Bereich des Brandschutzes werden Brandschutzbedarfspläne für [[Feuerwehr]]en mit standardisierten [[Schutzziel]]en sowie lokalen Besonderheiten erstellt. Weiträumige Risiken werden in einem [[Gefahrenzonenplan]] dargestellt.
 
=== Technische Risiken ===
[[Sicherheitsmanagement]]<ref name="Sicherheitsmanagement">Wilfried Polin, Christian Sierpinski: [http://www.enrisma.de/wp-content/uploads/2014/06/Risikomanagemet-vs-Sicherheitsmanagement.pdf ''Sicherheitsmanagement vs Risikomanagement.''] (PDF; 0,3&nbsp;MB)</ref> (SM) ist synonym zu Risikomanagement und wird definiert: „SM: Führt, lenkt und koordiniert eine Organisation in Bezug auf alle Sicherheitsaktivitäten.“ Die Verwendung des Begriffs „Sicherheitsmanagement“ in der Technik (im deutschen Sprachraum) erklärt sich aus der allgemeinen Verwendung des Begriffs „Sicherheit“ in der Technik.
 
Sicherheitsmanagementsysteme (SMS) kommen heute in allen Industriebereichen mit Gefährdungspotentialen zur Anwendung. Die Notwendigkeit der Einführung und Anwendung der SMS ergaben sich praktisch in allen Industriebereichen aus der Unfallerfahrung, wonach über die Fehlermöglichkeiten der Technik und des Personals hinaus sich gravierende Mängel in der Organisation als wesentliche Unfallursachen herausstellten.
 
In der Luftfahrt wird die Notwendigkeit der Einführung von Sicherheitsmanagementsystemen (SMS) wie folgt begründet:<ref name="ACRP 1">ACRP Report 1: ''Safety Management Systems for Airports.'' Volume 1: ''Overview, Transportation Research Board.'' Washington, D.C., 2007. [http://onlinepubs.trb.org/onlinepubs/acrp/acrp_rpt_001.pdf onlinepubs.trb.org] (PDF; 1,7&nbsp;MB)</ref>
 
''„Sicherheits-Management ''(safety management)'' basiert auf der Prämisse, dass es immer Sicherheitsrisiken und menschliche Fehler ''(safety hazards and human errors)'' gibt. Das SMS lässt Prozesse entstehen, die die Kommunikation über diese Risiken und die Maßnahmen zu deren Verringerung verbessern. Das Sicherheitsniveau und die [[Sicherheitskultur]] einer Organisation werden damit nachhaltig verbessert.“''
 
=== Versicherungswirtschaft ===
Für Versicherungsunternehmen zählt die Übernahme von Risiken zum eigentlichen [[Geschäftsmodell]]. Versicherungen begrenzen die [[Wahrscheinlichkeit]] einer überdurchschnittlichen Belastung durch Schadensfälle durch die Größe des [[Versicherung (Kollektiv)|Versicherungskollektivs]], darüber hinaus in erster Linie durch [[Rückversicherung]], mit deren Hilfe sie Großschäden und [[Kumul (Versicherungswesen)|Kumulrisiken]] begrenzen.
 
Versicherungstechnische Risiken spielen im [[Versicherungsmarkt]] als Vorstufe zur [[Versicherer|Versicherung]] eine zentrale Rolle. Bevor ein Risiko richtig versichert werden kann, muss es erkannt, bewertet und der Umgang mit dem Risiko festgelegt werden.
 
Die europäische Richtlinie [[Solvabilität II]] stellt umfangreiche Anforderungen an das Risikomanagement in Versicherungsunternehmen.
 
=== Risiken des Projektmanagements ===
Risikomanagement in Projekten beschäftigt sich mit allen Tätigkeiten, welche zur Verhinderung von oder zum Umgang mit ungeplanten Ereignissen beitragen, welche den Projektverlauf gefährden.
 
Im [[Projektmanagement]] sind fehlerhafte Zeitpläne, Inflation von Anforderungen, Mitarbeiter[[fluktuation]], Spezifikationskollaps, geringe Produktivität und Gruppendruck/„group think“ typische Projektrisiken.
 
=== Produkt- und Medizinrisiken ===
Unter ''Produktrisiken'' versteht man Gefährdungen, die zu Lasten des Kunden (Ausfall, Versagen, Tod, Zerstörung) und damit auch zu Lasten des Herstellers (Haftung, Imageverlust, Wartungsaufwand) fallen können. Mithilfe eines systematischen Risikomanagementprozesses soll sichergestellt werden, dass Produktrisiken bereits bei der Entwicklung identifiziert, bewertet, kontrolliert und überwacht werden [siehe auch [[Produktsicherheitsgesetz (Deutschland)]]].
 
Bei der Entwicklung und Herstellung von [[Medizinprodukt]]en müssen unter anderem die Methoden des Risikomanagements gemäß den Vorgaben der Norm EN ISO 14971<ref name="ISO 14971" /> eingesetzt werden, um der zunehmenden Komplexität und der damit verbundenen Fehleranfälligkeit effektiv und sicher zu begegnen. Aspekte des Risikomanagements sollten über den gesamten [[Produktlebenszyklus|System-Lebenszyklus]], also beginnend mit dem Konzept, über die Entwicklung, Fertigung, Nutzung und in Verwendung mit anderen Medizinprodukten und während des Betriebes bis hin zur Entsorgung eines Medizinproduktes berücksichtigt werden.
 
=== Software-Risiken ===
Bei der Entwicklung und Implementierung von [[Informationssystem]]en werden zunehmend Methoden des Risikomanagements eingesetzt, um der Komplexität und der damit verbundenen Fehleranfälligkeit von [[Software]]-Produkten zu begegnen (siehe [[Softwaretechnik]]). Aspekte des Risikomanagements sollten über den gesamten [[Software-Lebenszyklus|System-Lebenszyklus]], also beginnend mit dem Konzept, über die Entwicklung oder Programmierung, Implementierung und Konfiguration und während des Betriebes bis hin zur Stilllegung des Systems berücksichtigt werden.
 
=== Supply-Chain-Risikomanagement ===
Das [[Supply-Chain-Risikomanagement|Supply-Risk-Management]] ist ein Teilbereich des Risikomanagements, das sich mit der [[Identifikation]], [[Analyse]] und [[Kontrolle]] von auftretenden Gefahren im Beschaffungsumfeld eines Unternehmens beschäftigt.<ref>S. Rogler: ''Risikomanagement im Industriebetrieb: Analyse von Beschaffungs-, Produktions- und Absatzrisiken.'' Habilitationsschrift. DUV, Wiesbaden 2002, ISBN 3-8244-9084-6.</ref>
 
Die Risiken bestehen in Störungen und Verzögerungen der Flüsse innerhalb des Güter-, Informations- und Finanznetzes sowie des sozialen und institutionellen Netzes.<ref>H.-Chr. Pfohl, P. Gallus, H. Köhler: ''Risikomanagement in der Supply Chain. Status Quo und Herausforderungen aus Industrie-, Handels- und Dienstleisterperspektive.'' In: H.-Chr. Pfohl (Hrsg.): ''Sicherheit und Risikomanagement in der Supply Chain. Gestaltungsansätze und praktische Umsetzung.'' Hamburg 2008, ISBN 978-3-87154-387-6, S. 95–147.</ref>
 
==== Beschaffungs- und Logistikrisiken ====
Aufgrund von Abhängigkeiten von Zulieferern können sich unvorteilhafte Zielabweichungen ergeben. Geeignete Gegenmaßnahmen können sein: Vertragliche Bindung von Lieferanten, Lieferantenrating, [[Rückwärtsintegration]]. Daneben existiert ein Beschaffungspreisrisiko, das durch vertragliche Preisfixierung, [[Preisgleitklausel]]n in Verträgen mit Kunden oder [[Termingeschäft]]e auf [[Rohstoffhandel|Rohstoffmärkten]] gesteuert werden kann.
 
== Reifegradmodelle des Risikomanagements ==
 
=== Definition ===
„Ein Reifegradmodell beschreibt die Reife eines Betrachtungsfeldes hinsichtlich einer bestimmten Methode oder eines Handlungs- bzw. Führungsmodells.“<ref>{{Literatur|Autor=F. Ahlemann, F. Teuteberg, C. Schroeder|Titel=Kompetenz- und Reifegradmodelle für das Projektmanagement. Grundlagen, Vergleich und Einsatz|Hrsg=|Sammelwerk=ISPRI-Arbeitsbericht|Band=|Nummer=01|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2005|Seiten=|ISBN=}}</ref> Für die Erreichung eines Reifegrades müssen gewisse Anforderungen erfüllt werden sowie alle vorhergehenden Stufen erreicht sein. Reife wird nach Rosemann und De Bruin definiert als „a measure to evaluate the capabilities of an organisation“<ref>{{Literatur|Autor=M. Rosemann, T. De Bruin|Titel=Towards a business process management maturity model|Hrsg=|Sammelwerk=13th European conference on in- formation systems (ECIS2005),|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=Regensburg|Datum=2005|Seiten=1|ISBN=}}</ref> – ein Maß um die Fähigkeiten einer Organisation zu bewerten.
 
Reifegradmodelle des Risikomanagement<nowiki/>s dienen der Bewertung des Risikomanagementsystems im Unternehmen und ermöglichen einen Vergleich mit anderen Unternehmen ([[Benchmarking]]). Sie bestehen aus Reifegradstufen, Dimensionen und Bewertungsinstrumenten. Eine Entwicklung kann [[Top-down und Bottom-up|top-down oder bottom-up]] erfolgen. Bei top-down gibt es feste Reifegradstufen, die mit weiteren Eigenschaften präzisiert werden. Beim bottom-up werden zuerst Eigenschaften und Bewertungselemente definiert und später in Reifegrade gruppiert. Dafür werden zum Beispiel [[Kreativitätstechniken]], [[Delphi-Methode]] oder [[Fokusgruppe]]n<nowiki/>befragung verwendet.<ref>{{Literatur|Autor=F. Marx|Titel=Ein Reifegradmodell für Unternehmenssteuerungssysteme|Hrsg=|Sammelwerk=Wirtschaftsinformatik|Band=|Nummer=04|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2012|Seiten=189-190|ISBN=}}</ref>
 
=== 6 Stufen des Risikomanagements nach Gleißner und Mott ===
In diesem Modell gibt es 6 Entwicklungsstufen:<ref name=":1" /><ref name=":2" /><ref name=":3" />
 
==== Stufe 1 – kein Risikomanagement ====
Die [[Unternehmensführung]] hat ein unzureichendes Risikobewusstsein und somit kein systematisches Vorgehen im Umgang mit Risiken. Unternehmerische Entscheidungen, als Reaktion auf Gefahren, finden nur sporadisch statt.
 
==== Stufe 2 – Schadensmanagement ====
Die Existenz bestimmter [[Risiko|Risiken]] ist bekannt. Es werden bewusst Maßnahmen eingeleitet, die Gefahren verhindern sollen. Regelungen, wie Umweltschutz und Arbeitsschutz, finden dabei auch Berücksichtigung. Bei selteneren und größeren Risiken werden Versicherungen abgeschlossen, um Schäden zu minimieren. Zur Gefahrenbeurteilung wird kein spezifisches Instrument eingesetzt und Risikomaßnahmenpläne werden in „[[Silos|Silos“]] (abgeschotteten Teams) bearbeitet.
 
==== Stufe 3 – Regulatorisches Risikomanagement („KonTraG-Risikomanagement“) ====
Das Unternehmen besitzt ein kontinuierliches Risikomanagementsystem. Risiken werden ständig überwacht und bewertet. Die Gesamtheit der Risiken bilden das sog. Risikoinventar. Informationen wie Umfang, Verantwortlichkeit und Turnus werden gemäß dem KonTraG schriftlich fixiert. Für die wichtigen Risiken werden Risikobewältigungsstrategien entwickelt, dafür werden die Risiken hinsichtlich der Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit quantifiziert und bewertet. Am Ende erfolgt eine einfache [[Risikoaggregation]].
 
==== Stufe 4 – Ökonomisches, entscheidungsorientiertes Risikomanagements ====
Als Risiken werden sowohl Gefahren (negative Abweichungen) als auch Chancen (positive Abw.) betrachtet. Es existiert ein umfassendes, Software gestütztes Risikomanagementsystem im Unternehmen, basierend auf einem starken Risikobewusstsein der Unternehmensführung. Durch Aggregation der Einzelrisiken wird ein Gesamtrisikoumfang berechnet. Mittels der [[Monte-Carlo-Simulation]] können „bestandsbedrohende Entwicklungen“ nach Kombination von Einzelrisiken deutlich gemacht werden. Ziel ist es ein flexibles und bewegliches Risikomanagement zu schaffen, welches mit der Strategieentwicklung eng verknüpft ist. Im Idealfall soll es sich an unvorhergesehene Entwicklungen anpassen. Risiken sollten so eingeschätzt werden, dass ein Unternehmen auch bei Marktschwankungen liquide bleibt und sein Rating beibehalten kann. Dies kann durch Abwägen von möglichen Risiken und Erträgen mittels Kapitalmarktmodellen (z.&nbsp;B. CAMP) erfolgen. Nicht nur in Hinsicht auf die Kostenreduzierung sollte das Unternehmen überlegen, ob es Unternehmensaktivitäten auslagert, sondern auch in Bezug auf die damit verbundene Risikosenkung. Diese Risikosenkung erfolgt auch bei einer breiten [[Diversifikation (Wirtschaft)|Diversifikation]] des Portfolios und einer Verlust- und Haftungsbeschränkung.
 
==== Stufe 5 – Integriertes wertorientiertes Risikomanagement ====
Der Risikomanagement-Prozess ist mit der operativen Ebene des Unternehmens eng verknüpft. Alle Planungen können Risiken zugeordnet werden (stochastische Planung), sodass sich daraus eine Planungssicherheit ermitteln lässt. Daraus kann das Unternehmen den Wertbeitrag berechnen, „was eine am Unternehmenswert orientierte Optimierung der Risikobewältigung“<ref name=":1">{{Literatur|Autor=W. Gleißner, B. Mott|Titel=Risikomanagement auf dem Prüfstand – Nutzen Qualität und Herausforderungen in der Zukunft|Hrsg=|Sammelwerk=ZRFG (Zeitschrift für Risk, Fraud & Governance)|Band=|Nummer=02|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2008|Seiten=55-63|ISBN=}}</ref> ermöglicht und womit strategische Züge in Bezug auf Risiken bewertet werden können. Die Hypothese eines vollkommenen Kapitalmarktes wird verworfen und durch die realitätsnahe Betrachtung eines unvollkommenen Kapitalmarktes ersetzt. Alle Risiken, die bewertungsrelevant sind, werden berücksichtigt („Risikodeckungssatz“). Zum Bewerten und zur Portfoliooptimierung werden [[Risikomaß]]<nowiki/>e, wie Eigenkapitalbedarf, [[Ausfallwahrscheinlichkeit]] und [[Value at Risk|Value-at-Risk]] verwendet.<ref name=":2">{{Literatur|Autor=W. Gleißner|Titel=Serie Risikomaße und Bewertung: Teil 1: Grundlagen – Entscheidungen unter Unsicherheit und Erwartungsnutzentheorie|Hrsg=|Sammelwerk=RISIKO-MANAGER|Band=|Nummer=12|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2006|Seiten=|ISBN=}}</ref>
 
==== Stufe 6 – Embedded Risikomanagement (holistisch) ====
Die Bewertung des risikogerechten Ertragswertes oder des Risikonutzens spiegelt die Risikopräferenz des Eigentümers wider und bildet die Grundlage für strategische und operative Entscheidungen. Die Risikoanalyse beinhaltet die ex ante Integration unternehmerischer Reaktionsmöglichkeiten auf die Entwicklung von Zielgrößen und exogenen Risikofaktoren. Metarisiken, d.&nbsp;h. Unsicherheiten und Reaktionen von Wettbewerbern, sowie andere „Verhaltensrisiken“ und „Managementrisiken“ werden ebenfalls in die Bewertung mit einbezogen. Das Risikomanagement ist fest in der Unternehmenskultur und im unternehmerischen Denken integriert, sodass jede Form von Management im Unternehmen als Risikomanagement angesehen wird.
 
Ein gutes Risikomanagement ist ein Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen. Es sollten möglichst viele Mitarbeiter integriert werden um der Unternehmensführung die Möglichkeit zu geben Risiken richtig zu erfassen, die Erträge und Risiken richtig bewerten und in die Praxis umzusetzen. Das wird allerdings erst in der 4. Stufe erreicht. Die Geschäftsführung muss „Oberster Risikomanager“ sein, weil sie maßgebliche Entscheidungen über den Risikoumfang trifft. Hierbei sollten Strategien und feste organisatorische Muster und Methoden angewandt werden, um sicherzustellen, dass mögliche „bestandsbedrohende Entwicklungen“ bereits früh erkannt werden.<ref name=":1" /><ref name=":0">{{Literatur|Autor=K-R. Müller|Titel=Reifegradmodell des RiSiKo-Managements|Hrsg=|Sammelwerk=Handbuch Unternehmenssicherheit|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Springer Vieweg|Ort=Wiesbaden|Datum=2015|Seiten=520-522|ISBN=}}</ref><ref name=":3">{{Literatur|Autor=W. Gleißner|Titel=Reifegradmodelle und Entwicklungsstufen des Risikomanagements: ein Selbsttest|Hrsg=|Sammelwerk=Controller Magazin|Band=|Nummer=06|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2016|Seiten=31 – 36|ISBN=}}</ref>
 
== Mathematische Größen im Risikomanagement ==
 
* [[Gewinn]]
* [[Korrelationskoeffizient]]
* [[Mittelwert]], [[Erwartungswert]]
* [[Performance (Risikomanagement)]]
* [[Rendite]]
** Annualisierte Rendite
** Arithmetische Rendite
** Geometrische Rendite
* [[Risikomaße]]
* [[Standardabweichung (Wahrscheinlichkeitstheorie)|Standardabweichung]]
* Stetige, [[logarithmierte Rendite]]
* [[Value at Risk]]
* [[Varianz (Stochastik)|Varianz]]
* [[Volatilität]]
 
== Psychologische Aspekte des Risikomanagement ==
 
=== Risikowahrnehmung ===
Bei der subjektiven Einschätzung wie relevant und wahrscheinlich ein [[Risiko]] ist, spielen die psychologischen Aspekte eine bedeutende Rolle. Die Risikowahrnehmung ist u. a. abhängig von persönlichen Erfahrungen, Erziehung, Moralvorstellung oder dem Bildungshintergrund. Die intuitive Risikowahrnehmung ist gleichzusetzen mit dem wahrgenommenen Risiko.<ref>Werner Gleißner: [http://www.werner-gleissner.de/site/publikationen/WernerGleissner_Der-Faktor-Mensch-psychologische-Aspekte-des-Risikomanagements.pdf ''Der Faktor Mensch - Psychologische Aspekte des Risikomanagements.''] In: ''Zeitschrift für Versicherungswesen.'' Heft 10, Mai 2004, S. 285–288.</ref>
 
Die Risikowahrnehmung ist beeinflusst durch qualitative Risikomerkmale. Die Eigenschaften der Risikoquelle beachten das Ausmaß der Folgen sowie die Gewöhnung an diese Quelle. Die Eigenschaften der Risikosituation behandeln die persönliche Kontrollmöglichkeit und die Eindeutigkeit der Gefahreninformation.<ref>Ottfried Renn, Pia-Johanna Schweizer, Marion Dreyer, Andreas Klinke: ''Risiko. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Unsicherheit.'' Oekom, München 2007, ISBN 978-3-86581-067-0.</ref> Der Mensch strebt nach Sicherheit und vollkommener Kontrolle. Es fällt ihm schwer, eine Risikoeinschätzung rein rational und objektiv vorzunehmen. Zu unterscheiden ist in das intuitive sowie rationale Denken.<ref name="RISIKO MANAGER 23/2012">Eric Eller, Bernhard Streicher, Eva Lermer: ''Psychologie und Risikomanagement: Warum wir Risiken falsch einschätzen.'' In: ''Risiko Manager.'' Nr. 23, 2012.</ref>
 
Das intuitive Denken erfolgt schnell und häufig unterbewusst, es wird nicht willentlich gesteuert. Die zu behandelnden Probleme sind bekannt und können deshalb spontan und mit dem vorhandenen Wissen gelöst werden. Das Entscheidungen treffen kostet wenig Anstrengung. Aus mangelnder Erfahrung benötigt das rationale Denken mehr Zeit und erzeugt eine bewusste, kognitive Anstrengung. Um eine Fragestellung lösen zu können, ist gezielte Konzentration notwendig.
 
=== Entscheidungstheorie unter psychologischen Gesichtspunkten ===
Die [[Entscheidungstheorie]] geht davon aus, dass [[Entscheidung]]en rational getroffen und Informationen in unbegrenzter Größe aufgenommen und verarbeitet werden können. Emotionale, zufällige Entscheidungen werden außen vor gelassen. Es geht somit verstärkt darum vorzugeben, wie eine Entscheidung getroffen werden soll, nicht wie die Umsetzung in der Realität aussieht. Der [[Homo oeconomicus]] gilt im Modell als idealer Entscheider. Er entscheidet sich anhand seiner persönlichen [[Präferenz]]en und vorliegender [[Restriktion]]en.<ref>Werner Gleißner: ''Faustregeln für Unternehmer.'' 1. Auflage. Gabler, 2000, ISBN 3-409-18688-3.</ref>
 
Abweichend von der Theorie des [[Homo oeconomicus]] agiert der wirtschaftlich handelnde Mensch nicht vollständig rational und ist nicht vollständig informiert. Seine Präferenzen verändern sich mit der Zeit und damit auch seine Handlungen. Die persönlichen Ziele sind nur schwer messbar, ihre Entstehung und Veränderung wird nicht erklärt.
 
Problemlösungen werden durch heuristische Strategien bewältigt. Hierbei geht es um die Befriedigung der Ansprüche, nicht um die Erreichung des Optimums. Die meisten Entscheidungen werden intuitiv gefällt, um Komplexität zu reduzieren.<ref>Werner Gleißner, Peter Winter: [http://www.werner-gleissner.de/site/publikationen/WernerGleissner_Der-Risikomanagementprozess-als-Problemloeungsprozess-eine-verhaltenswissenschaftliche-Perspektive.pdf ''Der Risikomanagementprozess als Problemlösungsprozess – eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive.''] In: V. Lingnau, A. Becker (Hrsg.): ''Die Rolle des Controllers im Mittelstand.'' Josef Eul Verlag, 2008, S. 221–244.</ref> Die [[Prospect Theory]] beschreibt das risikoscheue Verhalten bei Gewinnchancen sowie ein risikofreudiges Verhalten bei möglichen Verlusten. Bei kognitiven [[Heuristik]]en werden gut zugängliche, vorhandene Informationen genutzt, um einen Sachverhalt unter geringem Aufwand einzuschätzen. Sogenannte [[Kognitive Verzerrung|Biases]] bezeichnen Fehlurteile, die auf Basis dieser Faustregeln getroffen werden.<ref>Amos Tversky, Daniel Kahneman: ''Judgment under Uncertainty - Heuristics and Biases.'' In: ''Science, New Series.'' Vol. 185, No. 4157, 1974, S. 1124–1131.</ref>
 
Die Beurteilung von Wahrscheinlichkeiten und die Vorhersage von Werten unterscheiden [[Kahneman]] und [[Tversky]] drei Heuristiken.
 
'''[[Repräsentativitätsheuristik]]:''' Es wird die Übereinstimmung einer Kategorie bzw. Klasse mit einer [[Stichprobe]] überprüft. Die Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit steigt mit der Anzahl der zutreffenden Eigenschaften des speziellen Sachverhaltes mit dem klassischen Fall. Basisraten werden zu Gunsten von konkreten Informationen zum Einzelfall vernachlässigt, was zu Fehlentscheidungen führen kann.
 
'''[[Verfügbarkeitsheuristik]]:''' Je einfacher Informationen zugänglich und abrufbar sind, desto wahrscheinlicher ist eine Entscheidungsfindung anhand der bekannten Beispiele. Ein Ereignis, das leicht im Kopf aufrufbar ist, scheint besonders häufig einzutreten. Die Beurteilung anhand von Erfahrungen kann durch mediale oder persönliche Einflüsse verfälscht werden.
 
'''[[Ankerheuristik]]/[[Anpassungsheuristik]]:''' Als Ausgangswert für eine Entscheidung dient ein Anker, der im weiteren Verlauf durch Umgebungseinflüsse verändert und angepasst wird. Es handelt sich um eine [[Urteilsheuristik]], bei der das Ergebnis eine Verzerrung in Richtung des Startwertes enthält.
 
=== Umgang mit Risiken ===
Die persönliche Einschätzung eines Risikos variiert stark, weshalb keine Standardisierung des Umfangs möglich ist. Um eine Einschätzung vornehmen zu können, müssen Risiken erfasst und Konsequenzen gesammelt werden, um abschließend die [[Eintrittswahrscheinlichkeit]]en abzuschätzen. Das menschliche Unterbewusstsein wird dabei durch Erfahrungen bei der Entscheidungsfindung beeinflusst. Je leichter verfügbar Informationen bezüglich eines Risikos sind, desto wahrscheinlicher erscheinen sie. Risiken, die stärker thematisiert werden, werden somit mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eingeschätzt, obwohl die Fakten dagegen sprechen.
 
Wenn ein Risiko beurteilt werden soll, erfolgt häufig ein Vergleich mit ähnlichen Risiken und ihren Wahrscheinlichkeiten. Das zu treffende Ergebnis wird durch bekannte Skalen beeinflusst.
 
Stereotypen führen dazu, dass die Basisrate ausgeblendet wird und wahrgenommene Faktoren die Beurteilung des Risikos verzerren. Aus der risikoaversen Einstellung heraus ignorieren Menschen Risiken und wägen sich in Sicherheit. Eintretende Konsequenzen werden stärker fokussiert als Eintrittswahrscheinlichkeiten. Bei potentiell höheren Gewinnmöglichkeiten werden die Wahrscheinlichkeiten für deren Eintritt eher ausgeblendet, ebenso wie das Schadensausmaß wichtiger als die Wahrscheinlichkeit ist. Um ein Nullrisiko zu erreichen, werden durch Unternehmen große Investitionen getätigt. Um ein Risiko möglichst genau abzuschätzen, vertraut man auf Urteile durch Experten und Autoritäten. Expertenkompetenzen werden gern überschätzt. Hierbei wird oft vernachlässigt zu prüfen, ob die Informationen verlässlich, relevant für die Risikobewertung sind und auf einer stabilen Regelmäßigkeit beruhen. Eine andere Verfälschungs- und Vereinfachungstechnik beruht darauf, dass komplexe Fragestellungen zu einfach beantwortet und potentielle Risiken übersehen werden. [[Heuristik]]en werden genutzt, um die begrenzten kognitiven Ressourcen bestmöglich zu nutzen.<ref name="RISIKO MANAGER 23/2012" />
 
Generell ist im Umgang mit Risiken in folgende Strategien zu unterscheiden:<ref>Sebastian Festag: ''Umgang mit Risiken. Qualifizierung und Quantifizierung.'' 1. Auflage. Beuth Verlag, 2014, S. 6.</ref>
* Vermeidung von Risiken
* Risikoreduktion
* Risikooptimierung
* Risikotransfer
* Festhalten an Risikostruktur
 
=== Entscheidungstypen ===
Übertragen aus dem Bereich der Anlegertypologie gibt es bei risikobehafteten Entscheidungen drei Typen.<ref>Roland Eller: ''Kompaktwissen Risikomanagement. Nachschlagen, verstehen und erfolgreich umsetzen.'' 1. Auflage. Springer Gabler, 2010, ISBN 978-3-8349-8894-2.</ref>
 
'''Bauchmensch:''' Das intuitive Handeln lässt sich auf Basis einer risikofreudigen Grundeinstellung erklären. Innerhalb kurzer Zeit können Entscheidungen getroffen werden.
 
'''Herzmensch:''' Die menschlichen Emotionen prägen sein Handeln stark. Vor allem positive Gefühle werden verstärkt zum Ausdruck gebracht, negative hingegen versucht zu unterdrücken. Er versucht zu vermeiden Entscheidungen alleine treffen zu müssen und zu viel Verantwortung zu tragen.
 
'''Kopfmensch:''' Ein breites Wissen soll dabei helfen Gefahren unter Kontrolle zu behalten. Ursache, Wirkung und deren Zusammenhang besitzen Vorrang bei der Entscheidungstreffung, um das Risiko bestmöglich kontrollieren zu können.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Risikomanagement}}
* {{WikipediaDE|Risikomanagement}}
* {{WikipediaDE|Betriebliches Kontinuitätsmanagement}}
* {{WikipediaDE|Betriebssicherheitsmanagement}}
* {{WikipediaDE|Bow-Tie-Analyse}}
* {{WikipediaDE|Chancenmanagement}}
* {{WikipediaDE|Gefahrenabwehr}}
* {{WikipediaDE|Management Risk Controlling (MRC)}}
* {{WikipediaDE|Risikoanalyse und Risikomanagement bei Zollkontrollen der deutschen Zollverwaltung}}
* {{WikipediaDE|Risikocontrolling}}
* {{WikipediaDE|Risikomanagement-Standard}}
* {{WikipediaDE|Risikobewältigung}}
* {{WikipediaDE|Arbeitsschutz}}
* {{WikipediaDE|ISO 31000}}
== Literatur ==
* Marc Diederichs: ''Risikomanagement und Risikocontrolling : Risikocontrolling – ein integrierter Bestandteil einer modernen Risikomanagement-Konzeption''. (= Controlling Praxis). Vahlen, München 2004, ISBN 3-8006-3084-2.
* Tom DeMarco, Timothy Lister: ''Bärentango.'' ISBN 3-446-22333-9.
* Roland Erben, Frank Romeike: ''Allein auf stürmischer See.'' Wiley-VCH, 2004, ISBN 3-527-50073-1.
* Christoph Gebler: ''Risikomanagement und Rating für Unternehmer.'' Beuth, 2005, ISBN 3-410-16110-4.
* Werner Gleißner: Grundlagen des Risikomanagements. 3. Auflage. Vahlen, 2017, ISBN 978-3-8006-3767-6.
* John C. Hull: ''Risikomanagement – Banken, Versicherungen und andere Finanzinstitutionen.'' Pearson Studium, München 2011, ISBN 978-3-86894-043-5.
* Detlef Keitsch: ''Risikomanagement.'' Schäffer-Poeschel, 2004, ISBN 3-7910-2295-4.
* C. Locher, J. I. Mehlau, R. Hackenberg, O. Wild: ''Risikomanagement in Finanzwirtschaft und Industrie.'' 2004.
* Frank Romeike, Peter Hager: ''Erfolgsfaktor Risiko-Management 2.0.'' 2. Auflage. Gabler-Verlag, 2009, ISBN 978-3-8349-0895-7.
* ''Worst Case. Zwischen Angst, Alarm und Gelassenheit.'' Themenheft der ''Schweizer Monatshefte.'' September/Oktober 2006.
== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4121590-4}}
* {{WikipediaDE|Lösungsmittel}}
[[Kategorie:Risikomanagement|!]]
[[Kategorie:Managementsystem]]
[[Kategorie:Management]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Chemie]] [[Kategorie:Biologie]]

Version vom 27. Mai 2019, 14:41 Uhr

Als Lösungsmittel (auch Lösemittel oder Solvens, auch Menstruum) wird ein Stoff bezeichnet, der andere gasförmige, flüssige oder feste Stoffe so auflösen oder verdünnen kann, dass eine vollkommen homogene Lösung entsteht, ohne dass dabei eine chemischen Reaktionen zwischen dem gelösten Stoff und Lösungsmittel stattfindet. Bei den Lösungsmitteln handelt es sich zumeist um flüssige, seltener auch um feste Stoffe.

Protische Lösungsmittel

Das bekannteste und für das Leben auf Erden essentielle Lösungsmittel ist das Wasser. Es ist ein typisches protisches Lösungsmittel, das Protonen respektive Wasserstoffionen übertragen kann. Weitere protische Lösungsmittel sind beispielsweise Alkohole und Carbonsäuren.

Aprotische Lösungsmittel

Aprotische Lösungsmittel können keine Protonen übertragen. Sie können weiter unterteilt werden in:

aprotisch-apolare Lösungsmittel

Aprotisch-apolare Lösungsmittel sind beispielsweise Alkane, Alkene oder Alkine, Fette und Öle, Ether und Carbonsäureester. Sie eignen sich dazu apolare Stoffe in Lösung zu bringen.

aprotisch-polare Lösungsmittel

Aprotisch-polare Lösungsmittel wie etwa Ketone, Nitrile oder Sulfoxide lösen sehr gut polare Stoffe.

Siehe auch