Ayurveda und Pflegewissenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Ayurveda''' oder '''Ayurweda''' (Sanskrit, m., आयुर्वेद āyurveda, „Wissen vom Leben“, von [[Wikipedia:Veda|veda]…“)
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Ayurveda''' oder '''Ayurweda''' ([[Wikipedia:Sanskrit|Sanskrit]], m., आयुर्वेद āyurveda, „Wissen vom Leben“, von [[Wikipedia:Veda|veda]], ‚Wissen‘) ist eine traditionelle indische Heilkunst, die bis heute viele Anwender in [[Indien]], [[Nepal]] und [[Sri Lanka]] hat.
'''Pflegewissenschaft''' beschäftigt sich mit Fragen der [[Gesundheits- und Krankenpflege|Gesundheits- und Kranken-]], [[Kinderkrankenpflege|Kinderkranken-]], [[Altenpflege|Alten-]] und [[Heilerziehungspflege]]. Sie greift auf Erkenntnisse der [[Medizin]], [[Gesundheitswissenschaft]], [[Soziologie]], [[Psychologie]], [[Biologie]], [[Philosophie]], [[Theologie]] und [[Geschichte]] zurück.
 
In Asien, insbesondere in Indien, wird Ayurveda als Heilmethode auch wissenschaftlich gelehrt und von der Bevölkerung akzeptiert. Im westlichen Kulturkreis dagegen setzt man Ayurveda zumeist für [[Wellness]]-Zwecke ein, was in Asien erst durch den wachsenden [[Tourismus]] zum Thema wurde. Ayurveda ist keine therapeutische Einzelmaßnahme, sondern ein ganzheitliches System und gehört in den Bereich der traditionellen [[Alternativmedizin]]. Mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen ist Ayurveda vielfach nicht vereinbar. Wirkungsnachweise nach den Grundprinzipien der [[Wikipedia:Evidenzbasierte Medizin|evidenzbasierten Medizin]] sind kaum oder nicht vorhanden.
 
Die ältesten Vorstellungen einer Medizin in Indien sind aus der [[Veda|vedischen]] Zeit ab ungefähr der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr., vor allem im [[Atharvaveda]], überliefert. Hieraus entwickelte sich ab etwa 500 v. Chr. das davon unterscheidbare medizinische System des Ayurveda, dessen acht Traktate nicht mehr als Gesamttext erhalten sind. Eine Phase der medizinischen Sanskritliteratur, die ebenfalls Ayurveda genannt wird, beginnt mit der christlichen Zeitrechnung und ist zuerst in [[Samhita]]s enthalten, die Ärzten wie [[Charaka]] und [[Sushruta]] zugeschrieben werden.<ref>Kenneth G. Zysk: ''Religious Healing in the Veda. With translations and annotations of medical hymns from the Rgveda and the Atharvaveda and renderings from the corresponding ritual texts.'' (Transactions of the American Philosophical Society, New Series, Vol. 75, No. 7) The American Philosophical Society, Philadelphia 1985, S. 1, 5</ref> In den Werken Susrutas, Charakas und später zudem im Werk [[Vagbhata]]s finden sich Inhalte der ayurvedischen Texte wieder.<ref>Doris Schwarzmann-Schafhauser: ''Indische Medizin.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 665–667; hier: S. 666 f. (''Ayurveda-Medizin'').</ref>
[[Datei:Dhanvantari-at-Ayurveda-expo.jpg|mini|[[Dhanvantari]], Arzt der Götter und Ursprung aller Heilkunst]]
 
== Beschreibung ==
{{Belege fehlen}}
[[Datei:Mit gimp hosen.JPG|mini|Ayurvedafußmassage]]
[[Datei:Ayurweda kopfmassage.JPG|mini|Ayurvedakopfmassage]]
[[Datei:Gesichtsmaske ayurveda.JPG|mini|Gesichtsmaske]]
[[Datei:Ayurveda tisch.JPG|mini|Massagetisch]]
[[Datei:Dampfkastenwischfinger.JPG|mini|Dampfkasten]]
 
Wörtlich übersetzt bedeutet Ayurveda ''Lebensweisheit'' oder ''Lebenswissenschaft''. Der Begriff stammt aus dem [[Sanskrit]] und setzt sich aus den Wörtern ''Ayus'' (Leben) und ''[[Veda]]'' (Wissen) zusammen. Ayurveda ist eine Kombination aus Erfahrungswerten und Philosophie, die sich auf die für menschliche Gesundheit und Krankheit wichtigen physischen, mentalen, emotionalen und spirituellen Aspekte konzentriert. Dadurch hat Ayurveda einen [[Ganzheitlichkeit|ganzheitlichen]] Anspruch.
 
Zentrale Elemente des Ayurvedas sind:
* Ayurveda-Massage und -Reinigungstechniken
* die Ernährungslehre
* spirituelle Yogapraxis
* Pflanzenheilkunde
 
[[David Frawley]], ein zeitgenössischer amerikanischer Ayurveda-Experte, schreibt: „Die Grundregel lautet: Was immer wir selbst tun können, um unsere eigene Gesundheit zu stärken, wirkt besser als das, was andere für uns tun.“<ref>David Frawley: ''Das große Ayurveda-Heilungsbuch. Prinzipien und Praxis''. München 2001, S. 85, ISBN 3-426-87143-2.</ref> Krankheit wird „als die höchste Form des [[Askese|Asketentums]]“<ref>David Frawley: ''Das große Ayurveda-Heilungsbuch. Prinzipien und Praxis''. München 2001, S. 21, ISBN 3-426-87143-2.</ref> betrachtet.
 
=== Drei Prinzipien des Lebens (Doshas) ===
In der Typologie spricht man von drei unterschiedlichen Lebensenergien, den sogenannten [[Dosha]]s:<ref name="vagbhata">Vagbhata: ''Ashtanga Hrdayam. Translated by Prof. K. R. Srikantha Murty''. Sutrasthana. Chowkhamba Krishnadas Academy, Varanasi.</ref>
* Vata (Wind, Luft und Äther), das Bewegungsprinzip
* Pitta (Feuer und Wasser), das Feuer- bzw. Stoffwechselprinzip
* Kapha (Erde und Wasser), das Strukturprinzip
 
Dosha (oder Doscha) bedeutet wörtlich übersetzt „Fehler(potential)“. Diese kommen nach ayurvedischer Vorstellung in jedem Organismus vor, da sie gemeinsam alle Vorgänge des Organismus ermöglichen. In einem gesunden Organismus sollten sich diese „Energien“ in einem harmonischen Gleichgewicht befinden, da sie sonst Fehler im System hervorrufen. Im Gesamteindruck gibt es bei jedem Individuum ein oder zwei generell vorherrschende Doshas, seltener sind alle drei gleich stark ausgeprägt. Es ist für den Behandelnden wichtig zu wissen, welche Doshas bei einem Menschen vorherrschen, weil jeder Typ andere Medikamente und Behandlungen benötigt.
 
Der Behandelnde stellt das aktuelle Verhältnis der Doshas zueinander mittels Blickdiagnose, Befragung und der ayurvedischen Pulsdiagnose (Nadivigyan, im Sharagadhara Samhita beschrieben) fest. Wie das Verhältnis der Doshas zueinander sein sollte, wird in Indien zusätzlich aus dem astrologischen Horoskop des Patienten (Prakriti-Analyse) abgeleitet. Um diese rechte Balance wiederherzustellen und angesammelte Schlacken auszuleiten, werden Ernährungstherapie, Ordnungstherapie, Pflanzenheilkunde und bestimmte Reinigungsverfahren ([[Panchakarma]]) eingesetzt. Zu diesen Panchakarma gehören [[Fasten]], Bäder, [[Einlauf (Medizin)|Einläufe]], therapeutisches [[Erbrechen]] und [[Aderlass]], außerdem noch Massagen, [[Yoga]]- und Atemübungen, [[Farbtherapie|Farb]]- und [[Musiktherapie]] und der Einsatz vieler ayurvedischer Arzneimittel.
 
=== Ganzheit ===
Das Leben ist gemäß der Ayurveda-Auslegung eine Einheit von Körper, Sinnen, Verstand und Seele. Der Mensch setzt sich aus den drei Doshas, den sieben Basisstoffen (Rasa, Rakta, Mansa, Meda, Asthi, Majja und Shukra) und den Abfallstoffen des Körpers (Fäkalien, Urin, Schweiß) zusammen. Das Wachsen und der Verfall des Menschen und seiner Bestandteile hängen mit der Nahrung zusammen aus der Basisstoffe, ''Dhatus'', und Abfallprodukte, ''Mala'', entstehen. Nahrungsaufnahme, Verarbeitung, Absorption, Assimilation und Stoffwechsel haben Auswirkungen auf Gesundheit und Krankheit, die maßgeblich von physiologischen und psychischen Mechanismen und vom Element Feuer ([[Agni]]) beeinflusst werden.
 
=== Krankheitslehre ===
Im Ayurveda ist alles im Universum aus den sog. neun Substanzen (Dravyas) zusammengesetzt: den fünf Elementen („Pancamahabhutas“), plus dem Geist „Manas“, der Seele „Atman“, dem Raum „Dik“ und der Zeit „Kala“. Die fünf Elemente – Wasser, Erde, Feuer, Luft und Äther – sind in jedem Stoff in unterschiedlicher Proportion vertreten, sodass sich jeder Stoff durch seine Anteile dieser Elemente kategorisieren lässt. Demzufolge sind auch alle Lebewesen aus diesen Elementen zusammengesetzt.
 
Gesundheit und Krankheit hängen vom Vorhandensein eines ausgeglichenen Gleichgewichts des Ganzen und seiner Bestandteile ab. Innere und äußere Einflüsse können für das fehlende Gleichgewicht verantwortlich sein. Der Gleichgewichtsverlust kann durch Diäten, unerwünschte Angewohnheiten, Nichtbeachtung der Regeln für gesundes Leben und aus vielen anderen Gründen entstehen.
 
Das Ziel der ayurvedischen Heilkunst ist die Vermeidung von ernsthaften Erkrankungen, indem man versucht, den Auslöser der Erkrankung zu verstehen, erste, unspezifische Anzeichen zu erkennen und den Boden für einen Ausbruch zu entziehen. Dies geschieht vor allem durch die Bemühung um die für den jeweiligen Patienten „richtige“ Ernährung und Lebensweise, sowie das Ziel, ungesunde Gewohnheiten aufzugeben. Dazu gibt es eine Reihe von Behandlungen, die vor allem dem Körper dabei helfen sollen, das richtige Verhältnis der drei Doshas zu erhalten oder wiederzuerlangen. Bekannt sind etwa die diversen Öl- und Pulvermassagen und das [[Panchakarma]], ein aus fünf Teilen bestehendes Reinigungsprogramm (''Panch'' heißt auf [[Hindi]] „fünf“, ''Karma'' bedeutet „Handlung, Behandlung“).
 
=== Diagnose und Behandlung ===
Die Diagnose wird am Patienten als Ganzem durchgeführt. Dazu gehören z.&nbsp;B. eine generelle körperliche Untersuchung, Puls- und Urinuntersuchungen und eine Prüfung von Zunge und Augen, unabhängig davon, in welchem Körperbereich die Beschwerden vorliegen. Dies dient nicht nur der Diagnosefindung, sondern auch dazu, die individuelle Konstitution, also das Verhältnis der Doshas im Patienten zueinander zu ermitteln. Mit Hilfe dieser Information wird die für diesen Patienten angezeigte Therapie bestimmt.
 
Die Behandlung beinhaltet das Vermeiden ursächlicher Faktoren, die für das fehlende Gleichgewicht der Doshas verantwortlich sind. Normalerweise besteht eine Behandlung aus Medizin, manueller Therapie, spezieller Diät und vorgeschriebener Tagesroutine. Im Ayurveda ist die individuelle Diät der Hauptpfeiler der Therapie. Dafür gibt es zwei Gründe: nur qualitativ und quantitativ hochwertige Nahrung kann vom Körper zu qualitativ und quantitativ hochwertigem Gewebe verstoffwechselt werden; zweitens beeinflusst jede zugeführte Substanz durch ihre eigene Zusammensetzung der Elemente den körperlichen Organismus, es muss also beim Patienten auf die Zufuhr von Elementen im richtigen Verhältnis geachtet werden.
 
=== Ernährungslehre ===
==== Allgemeine Empfehlungen ====
Allgemeine Empfehlungen, die für alle Menschen gelten, sind:<ref name="vagbhata" />
* nur bei [[Hunger]] essen
* erst wieder essen, nachdem die letzte Mahlzeit verdaut wurde
* die Hauptmahlzeit mittags einnehmen, wenn die Verdauung am stärksten funktioniert
* nie in unruhiger Gemütsverfassung essen, nicht im Stehen, in Eile
* sich nicht völlig [[Sättigung (Physiologie)|satt]] essen: „nur zwei Hände voll“
* frische, der eigenen Konstitution, der Jahreszeit und den Örtlichkeiten angepasste Lebensmittel essen
* [[Wasser]] (abgekocht, nie kalt) und [[Kräutertee]] trinken, aber nur, wenn man durstig ist
* alle sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen (Rasa) in jeder Mahlzeit zu sich nehmen: diese sind süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb (bzw. zusammenziehend)
* keine natürlichen Bedürfnisse (also Stuhlgang, [[Miktion]], Winde, Aufstoßen, Gähnen, Weinen etc.) unterdrücken.
 
==== Stoffwechsel und Gewebeaufbau (Dhatu) ====
Die Zusammensetzung der Nahrung in Bezug auf die Elemente hat direkten Einfluss auf den Organismus: aus ihr werden alle Gewebe des Körpers gebildet und aufrechterhalten. Man unterscheidet sieben Gewebegruppen Saptadhatu („sieben Gewebe“), die nach der Dauer ihres Erneuerungszyklus und weiteren Kriterien aufsteigend gestaffelt sind: Rasa (interstitielle Flüssigkeit, Lymphe), Rakta (der zelluläre Anteil des Blutes, Sehnen und Venen), Mamsa (Muskelgewebe, Haut), Meda (Fettgewebe im Allgemeinen), Asthi (Knochengewebe, davon der stabilisierende Anteil), Majja (Knochenmark und Nervengewebe), Shukra (Fortpflanzungsgewebe im engeren Sinn, aber auch die Fähigkeit der Zellerneuerung im ganzen Organismus).
 
Als „achtes Dhatu“ entsteht im Idealfall aus den Dhatus ''Ojas'', eine immaterielle [[Feinstofflichkeit|feinstoffliche]] Substanz, die auch bei positiven Erlebnissen entsteht, so die Lehre. ''Ojas'' stärkt demnach die Abwehrkräfte des Körpers und verbindet Körper und Geist. Voraussetzung für die Bildung von ''Ojas'' ist jedoch ein gutes „Verdauungsfeuer“, ''Agni'' genannt. Dieses wird unter anderem beeinflusst durch die Qualität der Nahrungsmittel.
 
''Agni''-Störungen äußern sich als [[Blähung]]en, Völlegefühl, [[Refluxösophagitis|Sodbrennen]] oder Heißhunger. Während der Verdauung werden Nährstoffe in brauchbare Substanzen und Abfallstoffe, ''Mala'', getrennt. Eine schlechte [[Verdauung]] erzeugt nicht nur qualitativ unzureichende Gewebe, sondern außerdem ''Ama'' („unvollständig Verdautes“), der sich Ayurveda zufolge im Körper ansammelt, was alle [[Stoffwechsel]]&shy;vorgänge beeinträchtigen kann, aber auch auf der seelischen Ebene kann durch „unverdaute“ Ereignisse und Probleme ''Ama'' entstehen.<ref name="vagbhata" />
 
==== Drei Klassen (Gunas) von Nahrungsmitteln  ====
Nahrungsmittel werden grundsätzlich in drei Klassen (Gunas) unterteilt:
* '''Sattva-Guna''': Milchprodukte, Getreide, Früchte und Gemüse. Sie sind süß, saftig oder ölig und können laut Ayurveda die Lebensdauer verlängern und das Lebensgefühl optimieren.
* '''Rajo-Guna''': Bittere, sauere, salzige, scharfe, heiße oder trockene Speisen, zu denen Chili, Zwiebel und Knoblauch gezählt werden. Diese erhitzen der Lehre zufolge Körper und Geist und können Aggressionen verursachen.
* '''Tamo-Guna''': Fleisch, Fisch und Geflügel. Sie entzögen dem Körper viel Energie und können die Ursache von Schmerzen und Krankheiten sein.<ref>Wolfgang U. Eckart: ''Geschichte der Medizin: Fakten, Konzepte, Haltungen.'' Springer-Verlag 2013. S. 12f.</ref>
 
==== Fleisch und Alkohol ====
Eine ausgewogene Ernährung im Sinne von Ayurveda wird als ''sattvisch'' bezeichnet. Der Konsum von Fleisch sollte achtsam geschehen. Indiziert ist der Verzehr von Fleisch bei ausgezehrten Menschen und Menschen mit Vata-Konstitution. Die Behauptung, ayurvedische Ernährung sei vegetarisch ausgerichtet, wird in den drei großen Klassikern (Caraka, Vagbhata, Susruta) klar widerlegt. Es gibt auch keine generelle Ablehnung von Alkohol: So gilt Wein in geringen Mengen als bestes Medikament, um Müdigkeit zu vertreiben (Caraka-Samhita).
 
==== Spezielle Typen ====
Darüber hinaus gibt es spezielle Empfehlungen für die einzelnen Dosha-Typen:<ref name="vagbhata" />
* '''Vata'''-Typen neigen Ayurveda zufolge zu Verdauungsstörungen, Obstipation und Untergewicht und sollen daher – unbedingt regelmäßig – gekochte und nährende Kost bevorzugen und warme Getränke zu sich nehmen. Auch die Mahlzeiten sollten warm sein und etwas Fett enthalten. Die empfohlenen Geschmacksrichtungen sind salzig, sauer und süß, da sie Vata entgegenwirken.
* '''Pitta'''-Typen haben laut Ayurveda ein starkes „Verdauungsfeuer“ und neigen deshalb zu Heisshunger; sie können kalte und warme Speisen zu sich nehmen, müssen aber darauf achten, nicht zu viel auf einmal zu essen und Frittiertes und Gebratenes zu meiden. Die Geschmacksrichtungen, die Pitta reduzieren, sind bitter, süß und herb.
* '''Kapha'''-Typen neigen zu langsamer Verdauung und haben einen niedrigen Umsatz, weshalb sie bei unzureichender Bewegung zu Übergewicht neigen. Warme Speisen und Getränke, wenig Fleisch, viel Gemüse mit bitterem und herbem Geschmack und Scharfes wirken diesen Tendenzen entgegen.
* In der Kindheit ist aufgrund des Wachstums Kapha als Dosha dominierend. Da das Wachstum hier aber selbstverständlich erwünscht ist, soll Kapha nicht gebremst, sondern nur im Rahmen gehalten werden: Kinder brauchen Süßes (gemeint sind Kohlenhydrate, kein Zucker!), Salziges, Saures (gekochtes oder frisches Obst, je nach Alter und Zustand des Agni). Außerdem ist es wichtig, Kinder daran heranzuführen, ihre persönlichen geschmacklichen Vorlieben, ihr Hungergefühl und besonders das eigene Befinden wahrzunehmen und einzuschätzen.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
{{Belege fehlen}}
Die Wurzeln der Pflegewissenschaft liegen im US-amerikanischen Raum: Der erste Studiengang wird dort auf das Jahr [[1907]] datiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sorgte in den USA die von der ''Russell Sage Foundation'' unterstützte und von Esther Lucille Brown herausgebrachte Studie ''Nurses for the future'' für neue Impulse,<ref>{{Webarchiv | url=http://www.nurseweek.com/features/99-12/educate.html | wayback=20080516082537 | text=Artikel in Nurseweek}}</ref> indem sie über die mangelhafte pflegerische Versorgung in den USA berichtete und ausdrücklich die Verweisung der Ausbildung an die Universitäten forderte. Dementsprechend entstanden zunächst Studiengänge zur [[Pflegepädagogik]] und zum [[Pflegemanagement]]. Zeitlich deutlich versetzt bildeten sich dann originär pflegewissenschaftliche Studienangebote, entstanden Forschungsinstitute und entsprechende Fachzeitschriften. 1952 eröffnete [[Hildegard Peplau]] den Wissenschaftsdiskurs um [[Pflegetheorie]]n und [[Pflegemodell]]e.<ref name="kaeppli">Silvia Käppeli: ''Standortbestimmung von Pflegewissenschaft und Pflegeforschung im deutschsprachigen Raum unter Berücksichtigung der internationalen Entwicklung.'' In: Gesellschaft zur Förderung der Pflegewissenschaft NRW e.&nbsp;V. (Hrsg.): {{Webarchiv | url=http://www.ipw-bielefeld.de/fileadmin/PDF/Publikationen/ipw_102.pdf | wayback=20071008211838 | text=Die Bedeutung der Pflegewissenschaft für die Professionalisierung der Pflege. Dokumentation einer Fachtagung}} Bielefeld 1996, {{ISSN|1435-408X}}</ref>
 
[[Datei:Godofayurveda.jpg|mini|Dhanvantari taucht aus dem Milchozean auf, den Krug mit dem Nektar des Lebens in der Hand]]
 
Das Alter des Ayurvedas ist unbekannt. Der Ursprung von Ayurveda findet sich in der vedischen Hochkultur Altindiens. Die ältesten bekannten Aufzeichnungen (''Agnivesha Tantra'' oder ''Agnivesha Samhita'') sind etwa 3000 Jahre alt. Zu den frühen Quellen zählen das viele medizinische Hinweise enthaltende ''[[Arthashastra]]'' (Abhandlungen über die Regierungskunst), eine spätestens um 300 n. Chr. abgeschlossene Textsammlung.<ref>Patrick Olivelle (Hrsg.): ''King, Governance, and Law in Ancient India: Kautilya's Arthasastra.'' Oxford University Press, Oxford 2013, S. 31, ISBN 978-0190644123</ref> 
 
=== Mythologische Ursprünge ===
Als Begründer des Ayurvedas wird in einigen Schriften (wie dem [[Bhagavata|Srimad Bhagavata Purana]]) die mythische Figur [[Dhanvantari]] angesehen, der Arzt der Götter und Ursprung aller Heilkunst.
 
Die Samhitas (Hymnen) des [[Rig Veda]] erwähnen die Verwendung von [[Heilkräuter]]n. Innerhalb der mythologischen Erzählungen von Wunderheilungen durch die [[Ashvins]], ein Zwillingsgötterpaar, die der Legende nach Blinde sehend und Lahme gehend machten,<ref>{{RV|1|112|8}}, {{RV|1|112|16|form=pur}}</ref> kann eine Stelle<ref>{{RV|1|116|15}}</ref> als Hinweis auf die Verwendung von Beinprothesen ausgelegt werden. Von einigen Leuten wird {{RV|1|34|6}} als früher Hinweis auf das Konzept der sogenannten drei Doshas verstanden.
 
Der [[Atharvaveda]] enthält demgegenüber eine große Anzahl von Zauberformeln (Bhaishagykni) zur Bekämpfung von Krankheiten mit magischen Mitteln, entweder durch Beschwörung der Götter, von Amuletten oder bestimmter Heilpflanzen. Als Ursache der Krankheit werden dabei die Bestrafung durch einen Gott, der Angriff durch einen Dämon oder die Verzauberung durch einen Feind verstanden.
 
=== Medizinische Werke ===
Im ältesten erhaltenen medizinischen Werk, der Charaka Samhita (siehe unten), werden Krankheiten vor allem auf die Fehler (Doshas) bzw. das Verhalten wider besseres Wissen (''prajna paradha'') des Menschen zurückgeführt; der Begriff Dosha erfährt später bei den Ayurveda-Anhängern allerdings eine Umdeutung.
 
Hinweise auf medizinisches Wissen findet man schon in der [[Steinzeit]]. 2001 machte Professor Andrea Cucina, Universität von [[Missouri]]-[[Columbia (Missouri)|Columbia]], die Entdeckung, dass die alten Inder von [[Mehrgarh]] (im heutigen Pakistan) schon im Zeitraum zwischen 7000 und 6000 v. Chr. zahnärztliche Kenntnisse besessen haben. Es wurden Zähne gefunden, in die kleine Löcher (mit etwa 2,5&nbsp;mm Durchmesser) gebohrt waren, die vermutlich mit Pflanzenpasten oder anderen Substanzen aufgefüllt worden waren.
 
Bereits im 6. Jh. v. Chr. beschrieben die indischen Ärzte die menschliche Anatomie (Sehnen, Nervengeflecht, Muskeln etc.) sehr genau und hatten ein gutes Verständnis der menschlichen Verdauung und des Blutkreislaufs. In [[Sri Lanka]] gab es im Jahre 427 v. Chr. die ersten Spitäler. Der buddhistische König [[Ashoka]] ließ im 3. Jh. v. Chr. ins zweite [[Edikte des Ashoka|Felsenedikt]] schreiben, dass Spitäler für Menschen und für Tiere errichtet und dass hierfür Heilpflanzen importiert und angebaut wurden. Die klassische indische Medizin weist gemäß Butzenberger und Fedorova deutliche Bezüge zum Buddhismus auf.<ref>Klaus Butzenberger, Mariana Fedorova: ''Wechselbeziehungen zwischen Buddhismus und klassischer indischer Medizin.'' In: ''Sudhoffs Archiv.'' Band 73, S. 88–109.</ref>
 
=== Parallelen zur europäischen Antike ===
[[Platon]] hatte eine ähnliche Theorie wie die ayurvedische Theorie der [[Dosha|Tridosha]]. Im [[Timaios]] wird eine Krankheit erwähnt, die aus [[Pneuma]] („Luft“ oder Vata) und den beiden [[Humoralpathologie|Körpersäften]] [[Choleriker|Chole]] („Galle“ oder Pitta) und [[Phlegmatiker|Phlegma]] („Schleim“, „Feuer“ oder Kapha) entsteht. Wie der französische Indologe [[Jean Filliozat]] schrieb, ist diese Theorie möglicherweise vedischen Ursprungs, da diese Doshas und besonders die Beziehung zwischen Galle und Feuer schon in der vedischen Literatur bekannt waren. Außerdem, so sagt er, gibt es mehrere direkte Referenzen in der [[Corpus Hippocraticum|hippokratischen Sammlung]], die darauf hindeuten, dass einige indische Arzneien und medizinische Rezepte in [[Griechenland]] übernommen wurden.
 
=== Teilweiser Verlust der Lehre ===
Viele Aspekte von Ayurveda sind mit dem Untergang der vedischen Kultur über die Jahrtausende hinweg nahezu verloren gegangen. Im Mittelalter brachten viele ausländische Mächte ihre eigene Medizin mit auf den indischen Subkontinent, wo der Ayurveda fast 150 Jahre verboten wurde; in [[Sri Lanka]] (damals [[Ceylon]]) wurde dieses Wissen jedoch lückenlos weiter angewendet. Auch heutzutage gibt es daher noch Unterschiede zwischen dem praktizierten Ayurveda in Indien und Sri Lanka, da fehlendes Wissen in Indien durch eigene Handlungsweisen ergänzt wurde, während in Sri Lanka das Wissen ununterbrochen weitergeführt und gelehrt wurde.
 
Sri Lanka ist das einzige Land der Erde, welches den Ayurveda als komplettes Gesundheitssystem staatlich anbietet. Auch in Indien leistet Ayurveda noch immer einen kleinen Teil der Versorgung, die Abwanderung an die evidenzbasierte Medizin setzte aber bereits in den 60er Jahren ein. Er existiert noch in einer Mischung aus Kräutermedizin und Aberglaube.
 
== Werke ==
Die ''Charaka Samhita'' und die ''Sushruta Samhita'' bilden zusammen mit der ''Vagbhata Samhita'' das Kernstück der traditionellen ayurvedischen Literatur und sind Standardwerke in der Ausbildung der ayurvedischen Ärzte (''vaidyas''). Es sind Sammelwerke (''Samhita''), die Materialien aus unterschiedlichen Epochen beinhalten. Diese Werke werden auch ''brihat trayi'' genannt, was ''die großen Drei'' bedeutet.
 
Die Werke sind benannt nach Namen von drei der berühmtesten Ärzte aus dem [[Indus-Kultur|Industal]] (damals noch Indien, [[Bangladesch]], [[Pakistan]], Teile [[Afghanistan]]s und [[Sri Lanka]]) und werden der klassischen Periode zugeordnet, die ca. von 500 v. Chr. bis 1000 n. Chr. dauerte. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es neben den ''Großen Drei'' auch noch die ''Kleinen Drei'' gibt, welche allerdings in einer viel späteren Zeit geschrieben worden sind (12.–16. Jahrhundert n. Chr.). Dies sind: ''Madhava Nidan'', ''Sharangdhara Samhita'' und ''Bhava Prakasha''.
 
* '''Sushruta Samhita''': Dieses Buch stammt vermutlich aus der Zeit um 350 n. Chr. und geht auf den Mediziner [[Sushruta]] zurück, der wahrscheinlich im frühen 6. Jh. v. Chr. lebte. Sushruta beschrieb viele Operationen und 121 Operationsinstrumente. Unter den Operationen, die er beschrieben hat, sind [[Star (Augenheilkunde)|Star]], [[Knochenbruch|Bruch]], Steinschnitt, [[Kaiserschnitt]] usw. Instrumente, die er beschrieb, sind u.&nbsp;a. [[Sonde]]n, [[Zange]]n, [[Lanzette]]n und [[Katheter]]. Er übertrug auch Haut von anderen Körperstellen auf ein beschädigtes [[Ohr]] und entwickelte die [[Nase]]nplastik. Sushruta Samhita wurde vor dem Ende des 8. Jh. n. Chr. ins [[Arabische Sprache|Arabische]] übersetzt. Ins Lateinische wurde es von Hassler und ins Deutsche von Ullers übersetzt.
* '''Charaka Samhita''': Der Autor dieses Buches war [[Charaka]], der nach Angaben aus einer chinesischen Übersetzung der [[Pali-Kanon|Tripitaka]] wahrscheinlich im 2. Jh. n. Chr. lebte. Es soll auf einem noch älteren Buch, dem Agnivesha Samhita mit 46.000 Versen, basieren, das aber nicht mehr existiert. Die Werke Charakas wurden noch vor dem 8. Jh. n. Chr. ins [[Arabische Sprache|Arabische]] übersetzt. Der Name Charakas tritt auch in vielen lateinischen Übersetzungen von arabischen Medizinbüchern auf.
* '''[[Ashtanga Hridaya]]''' und '''Ashtanga Sangraha''' von [[Vagbhata]] (625 n. Chr.)
 
Weitere wichtige Werke sind:
* Sharangadhara Samhita von Sharangadhara: Dieses Buch soll im 15. Jh. n. Chr. geschrieben worden sein. Es enthält viele pharmazeutische Rezepte und behandelt auch die Diagnose mittels [[Puls]]messung.
* Bhava Prakash: Dieses Buch stammt aus dem 16. Jh. n. Chr. und enthält 10.268 Verse.
* Madhava Nidanam: Dieses Buch soll aus dem 7. Jh. n. Chr. stammen.
 
== Kritik ==
 
=== Schwermetallvergiftungen ===
Der Chefarzt der Nephrologie der Asklepios-Klinik Barmbek in Hamburg warnt vor der Einnahme von Ayurveda-Medikamenten. Diese könne zu schweren neurologischen Schäden und lebensgefährlichen Vergiftungen mit Schwermetallen führen.<ref>[http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/ayurveda-medikament-lebensbedrohliche-vergiftungsgefahr-a-1050322.html ''Quecksilber und Blei: Frau durch Ayurveda-Medikamente vergiftet.''] Spiegel online, 29. August 2015.</ref> [[Schwermetalle]], besonders [[Blei]], verunreinigen nicht selten Medikamente traditioneller indischer Medizinrichtungen; über Vergiftungen durch ayurvedische Medikamente gibt es medizinische Berichte. Offenbar kontrollieren einige Hersteller in Indien die unter Verwendung von Pflanzenaschen gewonnenen Präparate nicht ausreichend auf Schwermetallbelastungen.<ref>Ernst, 2002</ref> In einem dargestellten Fall wurden sieben Monate lang Weihrauchpillen aus Indien gegen chronische [[Polyarthritis]] eingenommen und führten zum Bild einer schweren Blei-[[Vergiftung|Intoxikation]] mit [[Verdauung]]s&shy;störungen, [[Hämolytische Anämie|hämolytischer Anämie]] und [[Lähmung]]en bei einem Bleigehalt des [[Blut]]es von 852&nbsp;µg/l; der obere Grenzwert ist 100&nbsp;µg/l.<ref>Schilling, 2004</ref> Stichproben des ARD-Magazins [[Plusminus]] ergaben 2006 und 2007 mehrmals giftige Konzentrationen von [[Arsen]] und [[Quecksilber]]. Im August 2015 wurde berichtet, dass eine 55-jährige Frau durch Ayurveda-Medikation auf Sri Lanka schwer durch Quecksilber und Blei vergiftet wurde.<ref>http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/ayurveda-medikament-lebensbedrohliche-vergiftungsgefahr-a-1050322.html.</ref>
 
=== Mangelnde Qualitätskontrolle ===
Auch in Indien ist man mittlerweile insbesondere mit Blick auf den wachsenden weltweiten Markt indigener Heilmittel bestrebt, international anerkannte Qualitätsstandards einzuhalten. So gibt es in Mitteleuropa bereits indische Produkte, die diverse nationale und internationale Standards einhalten, wie [[HACCP]], BDIH, [[Qualitätsmanagementnorm|ISO 9000/9001]] und [[Qualitätsmanagementnorm|ISO/IEC 17025]]. Hinsichtlich der Kontrolle von Schwermetallbelastungen gilt jedoch vor allem [[Good Manufacturing Practice|GMP]] als maßgebend.


Amerikanische Forscher haben 193 Ayurveda-Produkte aus dem Internet untersucht. Knapp 17 % davon waren Rasa-shastra-Medikamente, in denen Pflanzen mit Metallen kombiniert werden. Bei der Untersuchung ging es darum, die Prävalenz schwermetallhaltiger Präparate (Blei, Quecksilber, Arsen) zu ermitteln, Unterschiede zwischen indischen und amerikanischen Produkten herauszufinden und Rasa-shastra- mit Nicht-Rasa-shastra-Medizin zu vergleichen. Insgesamt wurden bei 20 % aller Erzeugnisse Metalle nachgewiesen, am häufigsten fand sich Blei. Dabei gab es keine signifikante Differenz zwischen indischen und amerikanischen Anbietern.
Von den USA ausgehend gelangte die Akademisierungs-Bewegung mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in Europa an: In Heidelberg begannen 1946 Gespräche zur Einrichtung eines Pflegestudienganges an der [[Universität Heidelberg]]. Diese führten 1953 zur Gründung der [[Schwesternschule der Universität Heidelberg]]. Der Wunsch nach einer akademischen Ausbildung scheiterte jedoch, nicht zuletzt am Widerstand der Schwesternorganisationen. In der DDR existierten erste pflegebezogene Studiengänge an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]] und in Halle/Wittenberg bereits ab den 1960er Jahren, wenngleich mit einer stärkeren pädagogisch-didaktischer oder medizin-naturwissenschaftlicher Prägung. Auch in Großbritannien und den skandinavischen Ländern wurden verhältnismäßig früh mit dem Aufbau von Pflegestudiengängen begonnen.


Fast alle auffälligen Artikel wurden über US-Webseiten vertrieben und insgesamt hatten drei Viertel aller Hersteller angegeben, nach strengen Richtlinien zu produzieren. Erwartungsgemäß lag der Metall-Anteil bei Rasa-shastra-Substanzen deutlich höher (knapp 41% vs. 17 %). Besonders auffällig war hier – vor allem in indischen Produkten neben einem mittleren Bleigehalt von 11,5 µg/g der hohe Quecksilberanteil von durchschnittlich 20.800 µg/g. Die Blei- und Quecksilber-Werte einiger Rasa-shastra-Produkte lagen 100- bis 10.000-fach über dem Limit.<ref>Zitiert nach Medical Tribune Deutschland, Ausgabe 39 / 2008 S.&nbsp;37, Quelle: Robert B. Saper et al., JAMA 2008; 300, S. 915–923.</ref> Es wird behauptet, dass das Quecksilber durch einen komplizierten „Destillationsprozess“ zu einer ungiftigen, aber hochwirksamen „Silbermedizin“ (Bhasma) umgewandelt wird; dieses „Umwandlungsverfahren“ besteht aus Erhitzen des Stoffes und anschließendem Vermischen mit Öl, Buttermilch o.&nbsp;Ä. Auch Arsen, Blei und andere toxische Stoffe werden auf diese Weise angeblich entgiftet.
Ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre entstanden auch in der Bundesrepublik Deutschland pflegebezogene Studiengänge, zum Teil in Verbindung mit anderen Fachbereichen wie beispielsweise die Besetzung des Lehrstuhls „Pflege- und Sozialwissenschaften“ an der [[Fachhochschule Osnabrück]] durch [[Ruth Schröck]] im Jahr 1987. In Ermangelung anderer Möglichkeiten war es zum damaligen Zeitpunkt üblich, dass die Lehrbeauftragten einen pflegewissenschaftlichen Abschluss aus den USA oder Großbritannien innehatten oder anderen wissenschaftlichen Disziplinen entstammten (z.&nbsp;B. Soziologie, Psychologie, Pädagogik). An dieser Situation hat sich – trotz inzwischen vielfältiger Studienabschlüsse und Promotionsmöglichkeiten – auch heutzutage nicht viel geändert.


In Deutschland sind diese schwermetallhaltigen Produkte generell nicht erhältlich.
Im selben Zeitraum entstanden auch außerhalb Fachhochschulen und Universitäten Institutionen, die sich der Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung verschrieben haben. Zu nennen sei nur das aus einer Stiftung hervorgegangene ''Agnes-Karll-Institut für Pflegeforschung'' des DBfK. Im Jahre 1991 konnte das Institut eines der ersten Forschungsprojekte im Kernbereich von Pflege abschließen: ''Der Pflegeprozeß am Beispiel von Apoplexiekranken – Eine Studie zur Erfassung und Entwicklung ganzheitlich-rehabilitativer Prozeßpflege'', die über die Dauer von drei Jahren vom [[Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland)|Bundesministerium für Gesundheit]] gefördert und unter der Leitung von [[Monika Krohwinkel]] durchgeführt wurde.<ref name="kaeppli"/>


== Ausbildung zum Therapeuten ==
1988 erschien mit der Zeitschrift ''[[Pflege (Zeitschrift)|Pflege]]'' aus dem Huber Verlag (Bern) erstmals ein deutschsprachiges Wissenschaftsperiodikum für die Pflege.
[[Datei:Ayurveda blutdruck.JPG|mini|Ayurvedapraktiker mit Kurpatient]]
In Indien und Sri Lanka müssen Ayurveda-Ärzte, ebenso wie westlich ausgebildete Mediziner, fünfeinhalb Jahre lang studiert haben, um danach ein [[Staatsexamen]] in ayurvedischer Heilkunst abzulegen. Es ist ein eigener, vollständiger Studiengang (B.A.M.S., die Abkürzung für ''Bachelor of Ayurvedic Medicine and Surgery'', Ayurvedacharya-Kurs) und wird an vielen indischen und mehreren sri-lankischen Universitäten gelehrt. Er beinhaltet viereinhalb Jahre Studium und ein praktisches Jahr in dem der Bildungsinstitution angegliederten Krankenhaus.


Nach diesem [[Bachelor]]-Studium besitzt man das Recht, in Indien als ''Doctor of Ayurveda'' respektive ''Vaidya'' (dt. traditioneller Ayurveda-Arzt; aber auch -Heiler oder -Gelehrter; die weibl. Form von ''Vaidya'' ist ''Vaidye'') zu praktizieren und, zusätzlich zu ayurvedischen Präparaten, auch rezeptpflichtige Medikamente zu verschreiben. Nach dem B.A.M.S.-Studium gibt es dort die Möglichkeit, sich in einem Fach des Ayurvedas zu spezialisieren und so nach weiteren drei Jahren des Studierens (Ayurvedavachaspati-Kurs) den Titel [[Doktor der Medizin (Berufsdoktorat)|M.D.]] (''Doctor of Medicine'') zu erwerben. Dies wiederum ist die Voraussetzung für den Ayurvidya-Varidhi-Kurs, der zwei Jahre dauert und den [[Ph. D.|Ph.&nbsp;D.]] (''Doctor of Philosophy'') als Ziel hat. In Indien erhalten so jedes Jahr mehrere tausend Mediziner ihre Ayurveda-Anerkennung.<ref>[http://indianmedicine.nic.in/ Webseite der AYUSH] (= Department of Ayurveda, Yoga and Naturopathy, Unani, Siddha and Homoeopathy) am indischen Ministerium für Gesundheit und Familie.</ref>
Im Oktober 1997 wurde [[Marianne Arndt]], die ihre Weiterbildung zur Unterrichtsschwester an der [[Schwesternschule der Universität Heidelberg]] absolviert hatte, von der medizinischen Fakultät Charité der Humboldt Universität zu Berlin die Lehrbefähigung für das Fach Pflegewissenschaft mit Schwerpunkt Pflegeethik verliehen. Hiermit wurde die erste Pflegewissenschaftlerin an einer deutschen Hochschule habilitiert.<ref>Rheinischer Merkur: ''Akzente: Ethik in der Krankenpflege: Marianne Arndt - eine Deutsche, die im Fach Pflegewissenschaft an einer deutschen Universität habilitiert'', Nr. 47, 21. November 1997; ähnliche Informationen in einschlägigen deutschen Pflegezeitschriften wie "Die Schwester/der Pfleger" etc.</ref> Am 27. Oktober 1999 wurde an der Medizinischen Fakultät [[Charité]] der Humboldt-Universität zu Berlin zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum der akademische Grad eines Doktors der Pflegewissenschaft (''Doctor rerum curae'', Dr. rer. cur.) verliehen.


Die Ayurveda-Ausbildung, ihre staatliche Anerkennung, Ausbildungsstandards und [[Curriculum (Pädagogik)|Curricula]] werden in Indien durch das CCIM (''Central Council for Indian Medicine'') reguliert.<ref>[http://www.ccimindia.org/ Website des Central Council of Indian Medicine].</ref>
== Akademische Grade ==
Pflegewissenschaft folgt dem Bologna Modell der akademischen Ausbildung mit dem Graduieren als [[Bachelor]] und als [[Master]].<ref>Daniela Wittmann: ''B.A. Nurse: ein System für Deutschland?!, eine historisch-kritische Betrachtung und deren neue Perspektiven'', Zulassungsarbeit Universität Heidelberg 2015. [http://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=67933104&sess=641495dcfa29b437dcf149f4a1aa25fc&art=f&kat1=freitext&kat2=ti&kat3=au&op1=AND&op2=AND&var1=&var2=&var3=%22wittmann%2C%20daniela%22 Hochschulschrift Daniela Wittmann]</ref> Weiterführende Qualifikationen werden mit dem akademischen Grad eines Doctor rerum curae (Dr. rer. cur.), Doctor rerum medicinalium (Dr. rer. medic.) sowie Doctor scientiarum humanarum (Dr. sc. hum.)<ref>[https://www.uni-heidelberg.de/md/studium/download/prom-ordn_med_fak_dr-sc-hum_160314.pdf Promotionsordnung Dr. sc. hum. Universität Heidelberg]</ref> beliehen. Über die Zukunft der Habilitationen in der Pflegewissenschaft wird die weitere Entwicklung der [[Bologna-Prozess|Bologna-Richtlinie]] im Rahmen der europäischen Einigung entscheiden müssen. Da viele Pflegewissenschaftlerinnen in Deutschland ihren akademischen Werdegang mit einer Pflegeausbildung beginnen und somit Lebenszeit investieren, um pflegerelevantes Wissen zu erwerben, dürfte die Diskussionen um die Einhaltung bzw. Modifikation der Bologna-Richtlinie von nicht unerheblichem Interesse sein.


Studieninteressierte, die nicht den indischen Pass besitzen, können sich um ein Stipendium für den B.A.M.S.-Kurs in Indien beim ICCR (''Indian Council for Cultural Relations'') durch die indische [[Botschaft (Diplomatie)|Botschaft]] in Deutschland bewerben.<ref>[http://www.indischebotschaft.de/newsman/embassyweba.php?langid=DE Website Indische Botschaft Berlin].</ref>
== Pflegeforschungsinstitute im deutschsprachigen Raum ==
* [[Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung]] [[Verein#Eingetragener Verein|e.&nbsp;V.]], Köln
* Pflegewissenschaftliche Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar
* Institut für angewandte Pflegeforschung, [[Universität Bremen]]
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Universität Basel]]
* Department für Pflegewissenschaft, [[Universität Witten/Herdecke]]
* Institut- für Pflege- und Gesundheitswissenschaft, [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg]]
* Institut für Medizin-/Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft, Charité-Universitätsmedizin Berlin
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Privatuniversität]] [[UMIT]], Hall in Tirol
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Universität Wien]]
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Paracelsus Medizinische Privatuniversität]], Salzburg
* [[Universität_Bielefeld#Fakultäten|Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften]]
* [[Universität Osnabrück]], Fachgebiet Pflegewissenschaft
* Zentrum für Pflegeforschung und Beratung (ZePB), Bremen
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Medizinische Universität Graz]]
* Institut für Pflegewissenschaft, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd


Auch in Deutschland gibt es inzwischen einige Ayurveda-Institute,<ref>{{Internetquelle
== Pflegewissenschaftliche Zeitschriften ==
|url= http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/crlo/Castrop-Rauxel-Ayurveda-Das-Tor-nach-Indien-ist-geoeffnet;art934,506340
* Pflege - die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe
|datum= 11. März 2009
* Zeitschrift für Pflegewissenschaft
|titel= Ayurveda: Das Tor nach Indien ist geöffnet
* Pflege & Gesellschaft
|werk= [[Ruhr Nachrichten]]
* QuPuG - Journal für qualitative Forschung in Pflege- und Gesundheitswissenschaft
|zugriff= 21. September 2009
* Klinische Pflegeforschung<ref>{{Internetquelle|url=https://ojs.ub.uni-freiburg.de/index.php/klinische-pflegeforschung|titel=Klinische Pflegeforschung|zugriff=2017-06-28}}</ref>
}}</ref> die eine nach eigenen Angaben fundierte Ayurveda-Ausbildung nach indischen Standards anbieten.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Ayurveda}}
{{Portal|Pflege}}
* {{WikipediaDE|Abhyanga}}
* {{WikipediaDE|Pflegeweissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Shirodhara}}
* {{WikipediaDE|Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Babymassage}}
* {{WikipediaDE|Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege}}
* {{WikipediaDE|Frédérick Leboyer}}
* {{WikipediaDE|Evidence-based Nursing}} (Evidenzbasierte Pflege)
* {{WikipediaDE|Unani}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Claus Leitzmann, Markus Keller, Andreas Hahn: ''Alternative Ernährungsformen.'' Hippokrates, Stuttgart 1999, ISBN 3-7773-1311-4.
* Reimer Gronemeyer, Charlotte Jurk (Hrsg.): ''Entprofessionalisieren wir uns! Ein kritisches Wörterbuch über die Sprache in Pflege und sozialer Arbeit''. transcript, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8394-3554-0.
* Srikanta Sena: ''Ayurveda–Lehrbuch; Kompendium des Ayurveda-Klassikers Charaka-Samhita.'' 2 Bände. 2. Auflage. Vasati, 2005, ISBN 978-3-937238-00-5.
* V. Hielscher / L. Nock / S. Kirchen-Peters: ''Technikeinsatz in der Altenpflege. Potenziale und Probleme in empirischer Perspektive''. Nomos/edition sigma, 2015.
* Srikanta Sena: ''Ayurveda – Materia Medica; Über die Eigenschaften von Pflanzen, Mineralien, Nahrungsmitteln und Rezepturen im Ayurveda.'' Vasati, 2007, ISBN 978-3-937238-04-3.
* Hermann Brandenburg, Stephan Dorschner (Hrsg.): ''Pflegewissenschaft 1. Lehr- und Arbeitsbuch zur Einführung in die Pflegewissenschaft.'' Huber, Bern 2001, ISBN 3-456-84161-2
* Manfred Krames: ''Das ist Ayurveda: Therapien für Geist und Seele''. Interspa Publ. 2008 (2., aktualisierte und erweiterte Auflage, inkl. DVD), ISBN 978-3-89575-146-2.
* Nancy Burns, Susan K. Grove: ''Pflegeforschung verstehen und anwenden.'' Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25996-2
* Robert Svoboda, Arnie Lade: '' Ayurveda und Traditionelle chinesische Medizin. Die beiden ältesten Heilsysteme der Welt im Vergleich''. Aus dem Englischen von Thomas Dunkenberger, Titel der Erstausgabe ''Tao and Dharma''. Scherz Verlag, Bern, München, Wien 2002.
* Geri Lobiondo-Wood, Judith Haber: ''Pflegeforschung. Methoden, Bewertung, Anwendung.'' Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25936-9
* ''Pflegewissenschaft in der Praxis: Eine kritische Reflexion.'' [broschiert], hrg. von Silvia Käppeli, Huber, Bern 2011


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.dg-pflegewissenschaft.de/ Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.&nbsp;V.]
* [http://www.stern.de/wissen/gesund_leben/medizin/medizin-rosskur-auf-altindisch-543396.html Stern-Artikel zum Thema Ayurveda]
* [http://www.pflegeforschung-vfp.ch/ Schweizerischer Verein für Pflegewissenschaft]
* [http://indianmedicine.nic.in/index2.asp?slid=117&sublinkid=59&lang=1 englische Seite des Department of Ayurveda, Yoga & Naturopathy, Unani, Siddha and Homoeopathy (AYUSH)]
* [http://www.pflegestudium.de/ Übersicht über Pflegestudiengänge in Deutschland]
* [http://www.gwup.org/inhalte/77-themen/komplementaer-und-alternativmedizin-cam/888-ayurveda Zusammenfassung der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.) zu Ayurveda]
* [https://studieren.de/suche.0.html?&mode=search&lt=course&fb=53:faculty:Pflegewissenschaften/ Übersicht Studiengänge Pflegewissenschaft]
* [https://www.psiram.com/ge/index.php/Ayurveda Psiram-Eintrag zu Ayurveda] ("Wiki der irrationalen Überzeugungssysteme")
*[http://www.dnapn.de/ Informationen zu Pflege in der Psychiatrie Schweiz/Deutschland]
* [http://www.stiftung-pflegewissenschaft.ch/ Stiftung Pflegewissenschaft Schweiz]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=7603053-2}}


[[Kategorie:Medizin]]
[[Kategorie:Humanwissenschaften]]
[[Kategorie:Alternative Medizin]]
[[Kategorie:Gesundheitswissenschaften]]
[[Kategorie:Pflege]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 21. Februar 2018, 08:56 Uhr

Pflegewissenschaft beschäftigt sich mit Fragen der Gesundheits- und Kranken-, Kinderkranken-, Alten- und Heilerziehungspflege. Sie greift auf Erkenntnisse der Medizin, Gesundheitswissenschaft, Soziologie, Psychologie, Biologie, Philosophie, Theologie und Geschichte zurück.

Geschichte

Die Wurzeln der Pflegewissenschaft liegen im US-amerikanischen Raum: Der erste Studiengang wird dort auf das Jahr 1907 datiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sorgte in den USA die von der Russell Sage Foundation unterstützte und von Esther Lucille Brown herausgebrachte Studie Nurses for the future für neue Impulse,[1] indem sie über die mangelhafte pflegerische Versorgung in den USA berichtete und ausdrücklich die Verweisung der Ausbildung an die Universitäten forderte. Dementsprechend entstanden zunächst Studiengänge zur Pflegepädagogik und zum Pflegemanagement. Zeitlich deutlich versetzt bildeten sich dann originär pflegewissenschaftliche Studienangebote, entstanden Forschungsinstitute und entsprechende Fachzeitschriften. 1952 eröffnete Hildegard Peplau den Wissenschaftsdiskurs um Pflegetheorien und Pflegemodelle.[2]

Von den USA ausgehend gelangte die Akademisierungs-Bewegung mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in Europa an: In Heidelberg begannen 1946 Gespräche zur Einrichtung eines Pflegestudienganges an der Universität Heidelberg. Diese führten 1953 zur Gründung der Schwesternschule der Universität Heidelberg. Der Wunsch nach einer akademischen Ausbildung scheiterte jedoch, nicht zuletzt am Widerstand der Schwesternorganisationen. In der DDR existierten erste pflegebezogene Studiengänge an der Humboldt-Universität zu Berlin und in Halle/Wittenberg bereits ab den 1960er Jahren, wenngleich mit einer stärkeren pädagogisch-didaktischer oder medizin-naturwissenschaftlicher Prägung. Auch in Großbritannien und den skandinavischen Ländern wurden verhältnismäßig früh mit dem Aufbau von Pflegestudiengängen begonnen.

Ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre entstanden auch in der Bundesrepublik Deutschland pflegebezogene Studiengänge, zum Teil in Verbindung mit anderen Fachbereichen – wie beispielsweise die Besetzung des Lehrstuhls „Pflege- und Sozialwissenschaften“ an der Fachhochschule Osnabrück durch Ruth Schröck im Jahr 1987. In Ermangelung anderer Möglichkeiten war es zum damaligen Zeitpunkt üblich, dass die Lehrbeauftragten einen pflegewissenschaftlichen Abschluss aus den USA oder Großbritannien innehatten oder anderen wissenschaftlichen Disziplinen entstammten (z. B. Soziologie, Psychologie, Pädagogik). An dieser Situation hat sich – trotz inzwischen vielfältiger Studienabschlüsse und Promotionsmöglichkeiten – auch heutzutage nicht viel geändert.

Im selben Zeitraum entstanden auch außerhalb Fachhochschulen und Universitäten Institutionen, die sich der Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung verschrieben haben. Zu nennen sei nur das aus einer Stiftung hervorgegangene Agnes-Karll-Institut für Pflegeforschung des DBfK. Im Jahre 1991 konnte das Institut eines der ersten Forschungsprojekte im Kernbereich von Pflege abschließen: Der Pflegeprozeß am Beispiel von Apoplexiekranken – Eine Studie zur Erfassung und Entwicklung ganzheitlich-rehabilitativer Prozeßpflege, die über die Dauer von drei Jahren vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert und unter der Leitung von Monika Krohwinkel durchgeführt wurde.[2]

1988 erschien mit der Zeitschrift Pflege aus dem Huber Verlag (Bern) erstmals ein deutschsprachiges Wissenschaftsperiodikum für die Pflege.

Im Oktober 1997 wurde Marianne Arndt, die ihre Weiterbildung zur Unterrichtsschwester an der Schwesternschule der Universität Heidelberg absolviert hatte, von der medizinischen Fakultät Charité der Humboldt Universität zu Berlin die Lehrbefähigung für das Fach Pflegewissenschaft mit Schwerpunkt Pflegeethik verliehen. Hiermit wurde die erste Pflegewissenschaftlerin an einer deutschen Hochschule habilitiert.[3] Am 27. Oktober 1999 wurde an der Medizinischen Fakultät Charité der Humboldt-Universität zu Berlin zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum der akademische Grad eines Doktors der Pflegewissenschaft (Doctor rerum curae, Dr. rer. cur.) verliehen.

Akademische Grade

Pflegewissenschaft folgt dem Bologna Modell der akademischen Ausbildung mit dem Graduieren als Bachelor und als Master.[4] Weiterführende Qualifikationen werden mit dem akademischen Grad eines Doctor rerum curae (Dr. rer. cur.), Doctor rerum medicinalium (Dr. rer. medic.) sowie Doctor scientiarum humanarum (Dr. sc. hum.)[5] beliehen. Über die Zukunft der Habilitationen in der Pflegewissenschaft wird die weitere Entwicklung der Bologna-Richtlinie im Rahmen der europäischen Einigung entscheiden müssen. Da viele Pflegewissenschaftlerinnen in Deutschland ihren akademischen Werdegang mit einer Pflegeausbildung beginnen und somit Lebenszeit investieren, um pflegerelevantes Wissen zu erwerben, dürfte die Diskussionen um die Einhaltung bzw. Modifikation der Bologna-Richtlinie von nicht unerheblichem Interesse sein.

Pflegeforschungsinstitute im deutschsprachigen Raum

Pflegewissenschaftliche Zeitschriften

  • Pflege - die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe
  • Zeitschrift für Pflegewissenschaft
  • Pflege & Gesellschaft
  • QuPuG - Journal für qualitative Forschung in Pflege- und Gesundheitswissenschaft
  • Klinische Pflegeforschung[6]

Siehe auch

Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Pflege – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Pflege

Literatur

  • Reimer Gronemeyer, Charlotte Jurk (Hrsg.): Entprofessionalisieren wir uns! Ein kritisches Wörterbuch über die Sprache in Pflege und sozialer Arbeit. transcript, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8394-3554-0.
  • V. Hielscher / L. Nock / S. Kirchen-Peters: Technikeinsatz in der Altenpflege. Potenziale und Probleme in empirischer Perspektive. Nomos/edition sigma, 2015.
  • Hermann Brandenburg, Stephan Dorschner (Hrsg.): Pflegewissenschaft 1. Lehr- und Arbeitsbuch zur Einführung in die Pflegewissenschaft. Huber, Bern 2001, ISBN 3-456-84161-2
  • Nancy Burns, Susan K. Grove: Pflegeforschung verstehen und anwenden. Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25996-2
  • Geri Lobiondo-Wood, Judith Haber: Pflegeforschung. Methoden, Bewertung, Anwendung. Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25936-9
  • Pflegewissenschaft in der Praxis: Eine kritische Reflexion. [broschiert], hrg. von Silvia Käppeli, Huber, Bern 2011

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel in Nurseweek (Memento vom 16. Mai 2008 im Internet Archive)
  2. 2,0 2,1 Silvia Käppeli: Standortbestimmung von Pflegewissenschaft und Pflegeforschung im deutschsprachigen Raum unter Berücksichtigung der internationalen Entwicklung. In: Gesellschaft zur Förderung der Pflegewissenschaft NRW e. V. (Hrsg.): Die Bedeutung der Pflegewissenschaft für die Professionalisierung der Pflege. Dokumentation einer Fachtagung (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive) Bielefeld 1996, ISSN 1435-408X
  3. Rheinischer Merkur: Akzente: Ethik in der Krankenpflege: Marianne Arndt - eine Deutsche, die im Fach Pflegewissenschaft an einer deutschen Universität habilitiert, Nr. 47, 21. November 1997; ähnliche Informationen in einschlägigen deutschen Pflegezeitschriften wie "Die Schwester/der Pfleger" etc.
  4. Daniela Wittmann: B.A. Nurse: ein System für Deutschland?!, eine historisch-kritische Betrachtung und deren neue Perspektiven, Zulassungsarbeit Universität Heidelberg 2015. Hochschulschrift Daniela Wittmann
  5. Promotionsordnung Dr. sc. hum. Universität Heidelberg
  6. Klinische Pflegeforschung. Abgerufen am 28. Juni 2017.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Pflegewissenschaft aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.