Grünkohl und Kategorie:Fischfang: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Lippische Palme.jpg|mini|Brassica oleracea var. sabellica, Lippische Palme aus Dörentrup]]
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[[Datei:Tree cabbage.jpg|mini|''Brassica oleracea longata'' in der Variante [[Jersey Kohl]]]]
Der '''Grünkohl''', '''Braunkohl''' oder '''Krauskohl''' (''Brassica oleracea'' var. ''sabellica'' [[Carl von Linné|L.]])<ref>{{Internetquelle |url={{GRIN|ID=319629|WissName=Brassica oleracea ''var.'' sabellica|Linktext=nein}} |titel=GRIN Taxonomy for Plants Online-Abfrage |hrsg=Germplasm Resources Information Network |zugriff=2010-02-10 |sprache=en}}</ref> gehört zur [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Kreuzblütengewächse]] (Brassicaceae). Er ist ein typisches [[Wintergemüse]] und eine Zuchtform des [[Gemüsekohl|Kohls]] (''Brassica oleracea'').
 
Grünkohl ist weltweit verbreitet. Er wurde als eine der ersten Kohlsorten bereits sehr früh auf dem eurasischen Kontinent verbreitet. Spanier, Portugiesen, Briten und Niederländer haben ihn dann auf dem amerikanischen Kontinent eingeführt.
 
== Weitere Namen ==
Man kennt ihn unter Namen wie Burenkohl, borecole und kale (z. B. in den USA und Australien), curly kale und green cabbage (im Vereinigten Königreich, Australien), Boerenkool (in den Niederlanden), Federkohl (in der Schweiz), Krauskohl, chou frisé (in Frankreich), col crespa (in Spanien), cavolo riccio oder cavolo nero (in Italien) und noch vielen anderen Namen.
 
In der [[Schweiz]] trägt er den Namen [[Federkohl]], ist aber – außer im Dreiländereck um Basel – vergleichsweise wenig bekannt und als Speise kaum gebräuchlich, ebenso wie in [[Süddeutschland]] und [[Österreich]].
 
Regional wird er '''Braunkohl''' (beispielsweise in [[Braunschweig]], [[Magdeburger Börde]], in der Region um Hildesheim und [[Bremen]]), '''Hochkohl''', '''Winterkohl''', '''Strunkkohl''' oder '''Krauskohl''' oder auch nur '''Kohl''' genannt. In [[Ostwestfalen-Lippe]] trägt er den seinen Wuchs umschreibenden Namen '''Lippische Palme''', weiter nördlich '''Oldenburger''' oder '''Friesische Palme'''.
 
Insbesondere die Bezeichnung '''Braunkohl''' sorgt für teils abenteuerliche Erklärungen der Namensherkunft. Nicht ganz ernst gemeinte Vorschläge stellen z.&nbsp;B. einen Bezug zur [[Braunkohle]] her. Braunschweiger hingegen verkünden voller Stolz, der Braunkohl komme aus Braunschweig und trage daher seinen Namen. Umstritten ist auch die Erklärung, dass die Namensgebung Braunkohl etwas mit der Verfärbung des Kohls nach mehrmaligem Aufwärmen zu tun haben könnte. Falsch ist die Erklärung, der Kohl verfärbe sich nach [[Frost]] bräunlich.
Folgendes dürfte dagegen richtig sein: Es gibt verschiedene Sorten dieses Kohls, die sich u.&nbsp;a. in der Färbung ihrer Blätter unterscheiden.<ref>{{cite web|url=http://www.slowfood-hamburg.de/braunkohl/|title=Braunkohl|publisher=}}</ref> Die regionaltypischen Bezeichnungen einzelner Kohlsorten blieben erhalten, obwohl im Handel faktisch nur noch agrarindustriell erzeugte Grünkohl-Hybride erhältlich sind.
 
{{Anker|Langkohl}} {{Anker|Echter Braunkohl}}
So wurde im Bremischen wie auch im Oldenburgischen noch im 19. Jahrhundert der sogenannte '''Langkohl''' (''Brassica oleracea longata'') gegessen. Dieser Langkohl hat eindeutig bräunlich-violette Blätter und wird daher auch ausdrücklich als Braunkohl bezeichnet. Die unteren Blätter des mannshoch wachsenden Strunks wurden früher als [[Futtermittel|Viehfutter]] verwendet. Die oberen Röschen des Langkohls sind für den menschlichen Verzehr geeignet. Da es kaum noch Vieh in den Städten gibt, mit dem man sich den Kohl teilen könnte, verschwand der Langkohl nahezu vollständig aus dem Anbau. Die Erinnerung an den Langkohl lebt jedoch im Namen Braunkohl fort.<ref>Gutmann, Hermann: ''Kohl- und Pinkelgeschichten'', Bremen 2004.</ref> In Braunschweig gibt es zudem seit dem Frühjahr 2008 ein Projekt zur Nachzucht des „echten“ Braunkohls.
 
== Sorten ==
Alle [[Blattkohl]]&shy;sorten sind eng verwandt mit dem [[Wildkohl]], sodass es häufig auch mit dem [[Palmkohl]] und untereinander zu unkontrollierten Kreuzungen und Hybridisierungen kommen kann.
 
Der britische Saatguthändler [[Thompson & Morgan]] hat unter seinen derzeit 9 ''Kale''-Sorten auch 2 Kreuzungen mit italienischen Palmkohlsorten.<ref>{{cite web|url=http://search.thompson-morgan.com/search?w=kale+seeds|title=Thompson-Morgan - Search Results for kale seeds|website=search.thompson-morgan.com}}</ref>
 
=== Braunkohlsorten ===
* ''Altmärker Braunkohl''
* ''Rote Palme'', wird bis 1,80 m hoch – Kreuzung aus alten norddeutschen Regionalsorten
* ''Roter Krauskohl'', Kreuzung aus drei alten Sorten, die ca. 80 cm hoch wird und eine mittlere Kräuselung hat; ist aber nicht sehr frostresistent
* ''Lippische Palme'', die Blätter sind kraus, rötlich-blau und frosthart – wird ebenfalls bis 1,80 m hoch
 
=== Grünkohlsorten ===
[[Datei:Brassica oleracea convar. acephala var. laciniata 'Westlandse winter', boerenkool 'Westlandse winter' (4).jpg|mini|'Westlandse winter']]
* ''Halbhoher Grüner Krauser'', Standardhandelssorte
* ''Niedriger Krauser'', Sorte mit mooskrausem Blatt, die wegen der nicht automatisierbaren Ernte aus dem EU-Sortenregister gestrichen wurde
* ''Lerchenzungen'', eine im Hamburger Raum tradierte Sorte<ref>{{cite web|url=http://www.slowfood-hamburg.de/gruenkohl/|title=Grünkohl|publisher=}}</ref>
* ''Holter Palme'', wird bis zu 1,1 m hoch mit einer hellgrünen, sehr feinkrausigen großen Rosette
* ''Niedriger von Rosenweide'',
* ''Ostfriesische Palme'', wird wie die Rote Palme bis zu 1,80 Meter hoch
* ''Ostfreeske Groenkohl'',
* ''Gekräuselter Grünkohl'' niedrig wachsende Sorte aus Ost-Europa
* ''Kapitan'', osteuropäische Sorte
* ''Scarlet rot'', leicht rotblättrige Sorte, die beim Kochen grün wird
* ''Thousand Heads'', alte Sorte aus Schottland, die als extrem winterhart und widerstandsfähig gilt – in Schottland und England die beliebteste Sorte und eine der wenigen Sorten, die mit das kalt-nasse Klima der schottischen Highlands vertragen
* ''Westländer Winter''
* ''Westländer Herbst''
* ''Westländer Halbhohes Fingerkraut''
 
=== Weitere Sorten ===
* ''Russian Red'' mehrjährige, traditionell aus Russland stammende Sorte,<ref>{{cite web|url=http://www.wildstaudenshop.de/shop/details.php?artikelNr=623&HK_ID=36|title=wildstaudenshop.de|website=www.wildstaudenshop.de}}</ref> die um 1885 von Immigranten nach Kanada gebracht wurde
* ''Black Magic'', italienische Sorte, die frosthart gezüchtet wurde aus alten toskanischen Sorten
 
== Herkunft ==
Alle heute kultivierten Kohlvarietäten, darunter auch der Braun- und Grünkohl, stammen vom Wildkohl (Brassica oleracea L.) ab. Die Stammart kommt heute noch in den Mittelmeerländern und an der Atlantikküste von der Bucht von Biskaya bis nach Südengland sowie auf Helgoland vor. Der grüne Krauskohl wird seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland und seit der römischen Zeit in Italien angebaut. In Deutschland lässt er sich mit Hilfe der Kräuterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts nachweisen. So findet sich beispielsweise eine Abbildung des Krausen Kohls bei [[Leonhart Fuchs]] (1542: 413).<ref>B. Baumann et al.: ''Die Kräuterbuchhandschrift des Leonhart Fuchs''. Stuttgart 2001. ISBN 3-8001-3538-8. Seite 336.</ref>
Typische Anbaugebiete heute sind [[Mitteleuropa|Mittel-]] und [[Westeuropa]], [[Nordamerika]] und [[Ostafrika|Ost-]] sowie [[Westafrika]]. Im Norden Deutschlands konkurrieren die Städte [[Bremen]] und [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]] darum, wessen „Spezialität“ der Grünkohl denn nun ist. In Bremen wird er seit 1545 alljährlich im Rahmen der traditionellen [[Schaffermahlzeit]] serviert, einer Veranstaltung, zu der im Februar jeweils 100 [[Kaufmann|kaufmännische]] und 100 [[Seemann|seemännische]] Schaffer sowie 100 Gäste zusammenkommen. Oldenburg hält seit 1956 mit dem „[[Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten]]“ in der Hauptstadt [[Berlin]] dagegen. Der Abend dient in erster Linie dazu, für die Interessen der Stadt und der Region zu werben.
 
== Anbau ==
[[Datei:Gruenkohlblueten.jpg|mini|Blühender Grünkohl: Es ist eine [[zweijährige Pflanze]], er blüht also im zweiten Jahr.]]
Grünkohl ist eine schnellwüchsige Blattkohlart. Wie bei allen Kohlarten, außer bei [[Blumenkohl]] und [[Broccoli]], werden im zweiten Jahr [[Blüte]]n gebildet. Dabei werden große [[Blütenstand|Blütenstände]] mit vielen gelben Blüten ausgetrieben. Nach der Befruchtung entstehen [[Schote (Frucht)|Schoten]] mit vielen Samen.
 
Jungpflanzen können ab Mai im [[Frühbeet]] gezogen werden. Die Jungpflanzen werden in einem Abstand von 40x80 cm ins Beet gesetzt, dabei ist auf eine ausreichende Tiefe zu achten, um den Befall durch die [[Kohlfliege]] zu vermindern. Im Garten verträgt sich der Grünkohl ausgezeichnet mit benachbarten Tomaten, Stangenbohnen, Spinat, Sellerie, Rhabarber, Radieschen, Pflück- und Kopfsalat, Lauch, Gurken und Erbsen. Weniger gute Nachbarkulturen sollen Zwiebeln, andere Kohlsorten, Knoblauch oder Kartoffeln sein. Wie bei allen Kohlarten soll auf der gleichen Fläche, auf der Kohlarten angebaut wurden, mehrere Jahre auch kein Grünkohl angebaut werden, um Krankheiten vorzubeugen.
 
== Ernte ==
Während der industriell verarbeitete Grünkohl schon ab September geerntet wird, wartet man bei der eigenen Anzucht bis zum ersten Frost. Grünkohl kann den ganzen Winter über geerntet werden, allerdings sollten [[Kahlfrost|Kahlfröste]] ab −10&nbsp;°C und mehr vermieden werden.
 
=== Ernte nach dem ersten Frost ===
Es heißt oft, durch den [[Frost]] würde ein Teil der im Grünkohl enthaltenen [[Stärke]] in [[Zucker]] umgewandelt, weshalb der nach den ersten Frösten geerntete Kohl besser schmecke. Tatsächlich spielen Frost und Stärke keine Rolle, sondern es kommt auf die späte Ernte und allgemein kühle Temperaturen an. Reifer Grünkohl enthält kaum noch Stärke, die umgewandelt werden könnte, bildet durch die [[Photosynthese]] aber weiterhin [[Traubenzucker]]. Durch die kühlen Temperaturen verlangsamen sich die [[Stoffwechsel]]vorgänge allgemein, besonders die Tätigkeit des [[Enzym]]s [[Phosphofructokinase]] wird stark gehemmt – der Zuckergehalt der Kohlblätter steigt an. Da diese Traubenzucker-Anreicherung nur bei der lebenden Pflanze stattfindet und der Frost selbst keine Rolle spielt, kann der Effekt der späten Ernte nicht durch kurzes Einlagern des geernteten Kohls in der Kühltruhe imitiert werden.
 
In der industriellen Landwirtschaft werden auch Sorten verwendet, die von vorneherein einen hohen Zuckeranteil haben und deshalb früher geerntet werden können.
 
== Schädlinge ==
Erheblichen Schaden können dem Grünkohl sowohl die [[weiße Fliege]], der [[Kohlweißling]] und die [[Kohlfliege]] zufügen. Gefürchtete Krankheit ist die [[Kohlhernie]], die nicht nur die augenblickliche Ernte vernichtet, sondern Kohlanbau auf der betroffenen Fläche für Jahre unmöglich macht.
 
== Eigenschaften ==
{{Infobox Inhaltsstoffe
| Name          = Grünkohl, roh<ref>''[http://ndb.nal.usda.gov/ndb/foods/show/3030?qlookup=11233&max=25&man=&lfacet=&new=1 Basic Report: 11233, Kale, raw].'' In: ''National Nutrient Database for Standard Reference.'' Release 26, Agricultural Research Service, United States Department of Agriculture, abgerufen am 15. November 2013 (englisch)</ref>
| Brennwert    = 205 kJ (49 kcal)
| Wasser        = 84,04 g
| Eiweiß        = 4,28 g
| Kohlenhydrate = 8,75 g
| davon Zucker  = 2,26 g
| Ballaststoffe = 3,6 g
| Fett          = 0,93 g
| gesättigte Fettsäuren            = 0,091 g
| einfach ungesättigte Fettsäuren  = 0,0522 g
| mehrfach ungesättigte Fettsäuren = 0,338 g
| Vitamin A  = 500 µg
| Vitamin B1  = 0,11 mg
| Vitamin B2  = 0,13 mg
| Vitamin B3  = 1 mg
| Vitamin B6  = 0,271 mg
| Vitamin B9  = 141 µg
| Vitamin B12 = 0 µg
| Vitamin C  = 120 mg
| Vitamin D  = 0 µg
| Vitamin E  = 1,54 mg
| Vitamin K1  = 704,8 µg
| Calcium  = 150 mg
| Eisen    = 1,47 mg
| Magnesium = 47 mg
| Natrium  = 38 mg
| Phosphor  = 92 mg
| Kalium    = 491 mg
| Zink      = 0,56 mg
}}
Grünkohl hat mit 8,68&nbsp;mg β-Carotin/100&nbsp;g den höchsten Gehalt an [[Betacarotin]] von allen Lebensmitteln<ref name="beta-Carotin VSLex">[http://www.vitalstoff-lexikon.de/Sekundaere-Pflanzenstoffe/-Beta-Carotin/Lebensmittel.html Lebensmittel: Beta-Carotin], DocMedicus: Vitalstoff-Lexikon.de, abgerufen am 5. März 2017</ref>. Grünkohl gehört zu den Kohlsorten mit dem höchsten Gehalt an [[Vitamin C]], und roher Grünkohl zählt mit ca. 105–150&nbsp;mg/100&nbsp;g zu den Vitamin-C-reichsten Lebensmitteln überhaupt; allerdings wird Grünkohl selten roh gegessen. Außerdem enthält er [[Senfölglykoside]] wie [[Glucobrassicin]], [[Glucoiberin]] und mit 729&nbsp;μg/100&nbsp;g<ref>Markus Linnemann, Michael Kühl, T. Holletz, S. Güler: ''Biochemie für Mediziner: Ein Lern- und Arbeitsbuch mit klinischem Bezug.'' 7. Auflage, Springer-Verlag, 2006, ISBN 978-3-540-21176-1, S. 772.</ref> relativ viel [[Phyllochinon|Vitamin K]].
 
== Zubereitung ==
[[Datei:Gruenkohlgericht.jpg|mini|Grünkohlgericht mit [[Bratkartoffeln]], [[Pinkel]], [[Kasseler|Kassler]] und [[Speck]]]]
Entgegen der weit verbreiteten Rezeptur des längeren Kochens kann Grünkohl auch mit kürzerer Garzeit zubereitet werden. [[Blanchieren|Blanchiert]] schmeckt er durchaus auch im Salat, der mit kräftigen Aromen wie Speck, Schinken und Zwiebeln verfeinert werden darf. In der Region [[Prignitz]] in [[Brandenburg]] findet der Grünkohl auch im [[Knieperkohl]] Verwendung.
 
Darüber hinaus findet er zumindest in den USA auch als [[Rohkost]] seinen Platz. Dort ist er Bestandteil vieler „[[Grüner Smoothie|Green-Smoothie]]“-Rezepte und ein beliebter Bestandteil in Salaten. Außerdem ist er dort unverzichtbare Zutat in der [[Südstaatenküche]].
 
Seit einigen Jahren wird Grünkohl zunehmend als pikanter Snack in Form von Chips (engl. Kale Chips) gegessen. Die zerkleinerten Blätter werden gewürzt und anschließend gebacken, frittiert oder für Chips in Rohkostqualität bei schonenderen Temperaturen getrocknet. Die im Handel, insbesondere im Naturkosthandel, erhältlichen Grünkohlchips sind meist mit gemahlenen Nüssen verfeinert.
 
== Verbreitung ==
Im [[Oldenburger Land]], in [[Bremerhaven]] und [[Bremen]], im [[Osnabrücker Land]], im [[Land Hadeln]], in [[Ostfriesland]], [[Landkreis Grafschaft Bentheim|Grafschaft Bentheim]] und in weiteren Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins wird ein regelrechter [[Kult]] um dieses Gemüse betrieben. Dort gehen in den Herbst- und Wintermonaten Vereine, Firmen und sonstige Gruppen auf Kohlfahrt und küren dabei ihren Kohlkönig, häufig kombiniert mit den regionaltypischen Sportarten [[Boßeln]] und [[Klootschießen]].
 
Ein typisches Gericht Nordwestdeutschlands ist „Kohl und [[Pinkel]]“ (Grünkohl mit einer geräucherten Grützwurst). Im [[Osnabrücker Land]], in [[Hamburg]] und [[Schleswig-Holstein]] isst man Grünkohl traditionell mit [[Kasseler]], [[Kohlwurst]] oder grober [[Bratwurst]], [[Bratkartoffeln]] und oft auch mit Zucker bestreut, was die in der norddeutschen Küche verbreitete Geschmackskombination des [[Broken sööt#Geschmackliche Besonderheiten|Broken sööt]] ausmacht. Im [[Braunschweiger Land|Braunschweiger]] und Hildesheimer Land, in der Region [[Hannover]] sowie in [[Magdeburg]] wird er mit [[Bregenwurst (Wurst)|Bregenwurst]] gegessen. In [[Mecklenburg]] und [[Vorpommern]] wird Grünkohl traditionell als Wintergericht mit [[Kasseler]], [[Lungwurst]] und/oder [[Schweinebacke]] und Salzkartoffeln gegessen.
In Brandenburg und Berlin wird Grünkohl zu Weihnachten zu Kaninchen gegessen, alternativ mit [[Knackwurst|Knacker]] oder [[Wiener Würstchen]].
 
Beliebt ist auch die derbe westfälische Zubereitung (Münsterland und besonders Sauerland), wobei der gerupfte Kohl mit feingehackter Zwiebel, geräucherter Mettwurst (und je nach Geschmack auch mit Kassler, Räucherspeck oder Rippchen) zubereitet und mit Salzkartoffeln serviert wird. Die gleichen Zutaten können auch zusammen gekocht als Grünkohleintopf zubereitet werden.
 
In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ist Grünkohl eher unbekannt. In Baden-Württemberg galt er lange Zeit als Hasenfutter, heute wird er aber zunehmend als schmackhaftes Wintergericht geschätzt.
 
In den [[Niederlande]]n gilt ''boerenkoolstamppot'', ein Eintopf aus Grünkohl und Kartoffeln, serviert mit [[Rookworst|Gelderse Rookworst]] (Gelderländische Räucherwurst) als nationaltypisches Wintergericht. In [[Dänemark]] und in Südschweden ([[Halland]] und [[Blekinge]]) ist Grünkohl ein beliebtes Gericht zu Weihnachten und wird zusammen mit dem traditionellen Weihnachtsschinken gegessen.
 
Grünkohl boomt in den USA bei Vegetariern und bei fitness- und gesundheitsbewussten Personen. McDonald’s hat sich 2013 in der Werbung noch lustig darüber gemacht<ref>{{Internetquelle|url=http://www.newyorker.com/tech/elements/quinoa-is-the-new-big-mac|titel=Quinoa Is the New Big Mac|datum=2016-12-17|zugriff=2017-02-06}}</ref>, bietet jedoch versuchsweise ab Mai 2015 in Südkalifornien ein Frühstücksgericht mit Spinat und Grünkohl an.<ref>[http://orf.at/#/stories/2278740/ ''Neues Image: McDonald’s setzt auf Kohl.''] In: ''orf.at'', 15. Mai 2015.</ref>
 
== Gesellschaft ==
Das [[Grünkohlessen]] ist ein Brauch in weiten Teilen [[Norddeutschland]]s und der Niederlande sowie in Teilen [[Skandinavien]]s. In vielen Gemeinden, in denen das Grünkohlessen zelebriert wird, werden auch Kohlkönige gekürt. Während es sich dabei meistens um örtliche Honoratioren handelt, wird in einigen Städten, etwa Osnabrück und Dresden,<ref>{{cite web|url=http://www.dresden01.de/2011/01/calli-ist-gruenkohlkoenig-2011-3854|title=Calli ist Grünkohlkönig 2011|first=|last=Dresden01.de|publisher=}}</ref> diese Würde an Prominente aus Wirtschaft, Unterhaltung, Politik oder Sport vergeben.
Die Stadt [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]] lädt einmal im Jahr hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur ein, um anlässlich des „[[Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten]]s“ im politischen Berlin für sich zu werben und einen Politiker als „Oldenburger Kohlkönig“ zu küren. Die Liste der Amtsträger umfasst alle wichtigen Namen der deutschen Politik. Auch Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] und der frühere Bundespräsident [[Christian Wulff]] trugen den Titel bereits. Im Februar 2014 wurde der Botschafter der [[Türkei]] in Berlin [[Hüseyin Avni Karslıoğlu]] zum neuen Titelträger berufen, der sich selbst in seiner kabarettistischen Inaugurationsrede getreu der Traditionen seines Heimatlandes als ''Grünkohl-Sultan'' bezeichnete, im Jahr davor war es der [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit|Bundesumweltminister]] [[Peter Altmaier]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/auszeichnung-fuer-tuerkischen-botschafter-der-groeoenkohl-sultan-12807956.html |titel=Der Gröönkohl-Sultan |zugriff=2014-02-19 |autor=Robert von Lucius |hrsg=Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH |datum=2014-02-18}}</ref> Der Veranstalter hofft, dass sich der König oder die Königin während der „Amtszeit“ für die Interessen der Stadt einsetzt. Jeder König bzw. jede Königin hat die Pflicht, die Stadt Oldenburg mindestens einmal während der Regentschaft zu besuchen. Dies geschieht meist im Rahmen des [[Stadtfest Oldenburg|Stadtfestes]] oder des [[Kramermarkt Oldenburg|Kramermarktes]].
 
== Biomonitoring ==
Grünkohl wird zum [[Biomonitoring#Aktives und passives Biomonitoring|aktiven Biomonitoring]] eingesetzt. Zunächst nur zur Immissionswirkung von [[Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe|polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen]] (PAK) entwickelt, wird es auch für andere organische Stoffe und Stoffgruppen sowie anorganische Schadstoffe eingesetzt.<ref>VDI 3957 Blatt 3:2008-12 ''Biologische Messverfahren zur Ermittlung und Beurteilung der Wirkung von Luftverunreinigungen auf Pflanzen (Bioindikation); Verfahren der standardisierten Exposition von Grünkohl (Biological measuring procedures to determine and assess effects of air pollutants on plants (bioindication); Procedure for standardised exposure of curly kale).'' Beuth Verlag, Berlin, S.&nbsp;3.</ref> So wurde die Verseuchung der Umgebung mit [[Polychlorierte Biphenyle|polychlorierten Biphenylen]] durch die [[Envio AG]] im Gebiet des Dortmunder Hafens zunächst mit Grünkohlpflanzen erfasst.<ref>Ludwig Radermacher, Peter Altenbeck, Martin Kraft, Thomas Delschen, Ernst Hiester: ''Ermittlung von PCB-Quellen im Dortmunder Hafen mittels Exposition von pflanzlichen Bioindikatoren.'' In: ''Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft.'' 71, Nr. 4, 2011, {{ISSN|0949-8036}}, S.&nbsp;159–164.</ref> Am zukünftigen [[Flughafen Berlin Brandenburg]] sollen unter anderem mit der standardisierten Exposition von Grünkohl die Umweltauswirkungen von Luftverkehr und Flughafenbetrieb beobachtet werden.<ref>Monica Wäber, Sebastian Aust, Kai Johannsen, Frank Pompe, Jochen Heimberg: ''Biomonitoring mit Grünkohl und Graskultur im Umfeld des zukünftigen Flughafens Berlin Brandenburg – Langfristige Untersuchung möglicher Umweltwirkungen von Luftverkehr und Flughafenbetrieb.'' In: ''Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft.'' 75, Nr. 4, 2015, {{ISSN|0949-8036}}, S.&nbsp;137–142.</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Grünkohl}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Brassica oleracea var. sabellica|Grünkohl (''Brassica oleracea'' var. ''sabellica'')}}
* [http://www.kochwiki.org/wiki/Kategorie:Gr%C3%BCnkohl kochwiki.org/wiki/Kategorie:Grünkohl] – Beispiele zur Verwendung von Grünkohl
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4257572-2}}
 
[[Kategorie:Kräuter, Gräser]]
[[Kategorie:Krautartige Pflanze]]
[[Kategorie:Gemüse]]
[[Kategorie:Blattgemüse]]
[[Kategorie:Kohlgemüse]]
[[Kategorie:Kohl]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 17. Dezember 2017, 05:39 Uhr