Freie Energie und Voodoo: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''freie Energie''' (auch '''Helmholtz-Potential''', '''helmholtzsche freie Energie''' oder '''Helmholtz-Energie''' nach [[Hermann von Helmholtz]]) ist ein [[thermodynamisches Potential]]. Sie hat die [[Dimension (Größensystem)|Dimension]] einer [[Energie]], wird mit dem Formelzeichen <math>F</math> oder <math>A</math> bezeichnet<ref name="IUPAP25">E.R. Cohen, P. Giacomo: ''Symbols, Units, Nomenclature and Fundamental Constants in Physics.'' [[IUPAP]], Document I.U.P.A.P. 25 (SUNAMCO 87-1), 1987 Revision, 2010 Reprint, S. 31 ([http://iupap.org/wp-content/uploads/2014/05/A4.pdf PDF] 438 KB).</ref><ref name="GoldBookHelmholtz">{{Gold Book|Helmholtz energy|H02772|Version=2.3.3.}}</ref> und in der [[Maßeinheit|Einheit]] [[Joule]] gemessen.
[[Datei:Voodo-altar.jpg|mini|Voodoo-Altar mit mehreren [[Fetischismus (Religion)|Fetischen]] in [[Abomey]], Benin (2008)]]
Sie ist die [[Legendre-Transformation|Legendre-Transformierte]] der [[innere Energie|inneren Energie]] bezüglich der [[Entropie]] und berechnet sich als innere Energie <math>U</math> des Systems abzüglich des Produkts aus der [[Absolute Temperatur|absoluten Temperatur]] <math>T</math> und der Entropie <math>S</math> des Systems:<ref name="IUPAP25" /><ref name="GoldBookHelmholtz" />
[[Datei:Preparation of a bat at Akodessawa Fetish Market for Voodoo rituals.jpg|mini|Fledermaus wird für ein Voodoo-Ritual präpariert, [[Fetischmarkt Akodésséwa]], Togo]]
[[Datei:Skulls at Akodessawa Fetish Market 2016.jpg|mini|Schädel diverser Tierarten]]
[[Datei:Akodessawa Fetish Market 2008.jpg|mini|Fetischmarkt Akodésséwa, der größte Voodoo-Markt in Westafrika 2008]]


:<math>F = U - T \, S</math>.
'''Voodoo''' [{{IPA|ˈvuːduː}}], auch ''Vodun'', ''Voudou'', ''Wudu'' oder ''Wodu''<!-- Duden S. 834, siehe Disk. -->, ist eine [[Synkretismus|synkretistische]] [[Religion]], die sich ursprünglich in [[Westafrika]] entwickelte und heute auch in [[Kreolen|kreolischen Gesellschaften]] des atlantischen Raums und vor allem in [[Haiti]] beheimatet ist. Durch die [[Sklaverei]] kam die Praxis aus den [[Afrikanische Religionen|traditionellen Religionen]] Westafrikas in die [[Karibik]], wobei Elemente anderer Religionen – vorwiegend der [[Christentum|christlichen]] – eingebracht wurden. Weltweit hat Voodoo etwa 60 Millionen Anhänger.<ref>[http://sciencev1.orf.at/science/news/15744 ORF ON Science: ''Voodoo im Cyberspace''], [[Österreichischer Rundfunk]], undatiert</ref>


Die freie Energie ist eine [[extensive Größe]].
== Entwicklung ==
{{Belege fehlen}}
'''Voodoo''' ist eine ursprünglich westafrikanische Religion. Das Wort „Voodoo“ leitet sich aus einem Wort der westafrikanischen [[Fon (Volk)|Fon]] für [[Geist]] ab. Es wird oft stellvertretend für verschiedene afro-amerikanische Religionen benutzt.


Die '''molare freie Energie''' (Einheit: J/[[mol]]) ist die auf die [[Stoffmenge]] <math>n</math> bezogene freie Energie:
Voodoo gehört in die [[Religion der Yoruba|Yoruba]]-Tradition. Die Yoruba durchquerten Afrika von Ägypten aus über eine Route, die Afrika von der Mitte des [[Nil]]s bis Mitte des [[Niger (Fluss)|Nigers]] kreuzt. Auf diesem Gebiet des heutigen [[Geschichte Nigerias|Nigeria]] befand sich eine Kultur, welche die heutige Wissenschaft als [[Nok-Kultur]] bezeichnet. Zwischen 200 und 500 vor Christus traf die Völkergruppe der Yoruba auf die Nok und begann langsam mit dieser zu verschmelzen. Unter der Führung von König Oduduwa der Yoruba ließ sich sein Volk zu dieser Zeit in der schon bestehenden Stadt [[Ile-Ife]] nieder, welche als heilige Stadt der einheimischen Bevölkerung galt. Deren Nachkömmlinge eroberten die Landstriche, durch die sie zogen, und legten so den Grundstein des Yoruba-Reiches, welches den Glauben weitertragen sollte.<ref name="Nemo">Papa Nemo: ''Der Weg des Voodoo – Von den Grundlagen zur Praxis.'' Verlag Fachverlag für Esoterische Philosophie, Siegburg 2003, ISBN 3-936830-01-0.</ref>
:<math>F_m = \frac{F}{n}</math>.


Die '''spezifische freie Energie''' (Einheit: J/kg) ist die auf die [[Masse (Physik)|Masse]] <math>m</math> bezogene freie Energie:
Voodoo stellt gleichwohl eine synkretistische Religion aus vielfältigen afrikanischen, islamischen, katholischen und auch indianischen Elementen dar, die sich in Folge aus Herkunft und Geschichte der Sklaven in [[Westindische Inseln|Westindien]] ergab. Aus ihren afrikanischen Dorfgemeinschaften gerissen und zur Arbeit für die [[Kolonialismus|Kolonialisten]] und zum christlichen Glauben gezwungen, versuchten einige der Sklaven, ihre ursprüngliche Religion und die Hoffnung und [[Identität]], die sie mit ihr verbanden, fortzuführen. So stehen etwa Bilder katholischer Heiliger im Voodoo oftmals als Stellvertreter für afrikanische Geistwesen mit ähnlichen Eigenschaften oder ähnlichem Symbolgehalt.
:<math>f = \frac{F}{m}</math>.


Die molare und die spezifische freie Energie sind [[intensive Größe]]n.
Voodoo wird heute hauptsächlich in den afrikanischen Staaten [[Benin]], [[Ghana]] und [[Togo]] praktiziert, ferner im Karibikstaat Haiti sowie teilweise in Haitis Nachbarstaat, der [[Dominikanische Republik|Dominikanischen Republik]], wo viele Haitianer leben. Darüber hinaus wird es auch in [[Louisiana]] (USA) praktiziert. In Benin ist Voodoo zusammen mit Christentum und Islam eine offiziell anerkannte Religion, der 10.&nbsp;Januar jedes Jahres ist seit 1996 Voodoo-[[Feiertag]]. Eingeführt wurde dieser von Präsident [[Nicéphore Dieudonné Soglo]].<ref>[http://www.feste-der-religionen.de/feste/voodoo-fest.html ''Voodoo-Fest''], Feste der Religionen</ref> Am 4.&nbsp;April 2003 wurde Voodoo durch Präsident [[Jean-Bertrand Aristide]] zur offiziellen Religion in Haiti erhoben. Houngans, Bocore und Mambos haben seitdem in Haiti dieselben Rechte wie ihre katholischen Kollegen. Sie dürfen offiziell Ehen schließen, Taufen durchführen und Begräbnisse leiten.<ref name="Nemo" />


== Bedeutung ==
Eng verwandte Religionen der Yoruba-Tradition werden in etwas abweichender Form und unter anderem Namen auf [[Kuba]] ([[Santería]]) und in [[Brasilien]] ([[Candomblé]], [[Umbanda]]) praktiziert. Der in Brasilien bisweilen verwendete Begriff ''[[Macumba]]'' ist abwertend.<ref>[https://acninternational.org/religiousfreedomreport/2018/de/pdf_de/?pais=2239#page=3 ''Brasilien: Gesetzeslage zur Religionsfreiheit und deren faktische Anwendung.''] [[Kirche in Not|Aid to the Church in Need]], Abruf am 5.&nbsp;Juli 2022</ref> In den unterschiedlichen Karibikstaaten entwickelte sich bedingt durch das unterschiedliche Verhalten der Sklavenhändler zu ihren Sklaven (und somit auch durch Unterschiede in der Vermittlung des katholischen Glaubens) Voodoo anders als in Haiti.


Ein System, dessen Temperatur und Volumen konstant gehalten werden, nimmt von allen erreichbaren Zuständen mit dieser Temperatur und diesem Volumen denjenigen als Gleichgewichtszustand ein, in dem die freie Energie den kleinstmöglichen Wert hat.
Die Religion ''Voodoo'' verbreitet sich weltweit, besonders im Ursprungskontinent Afrika, da sich vor allem die schwarze Bevölkerung wieder an ihre Wurzeln erinnert. In Haiti praktizierten Anfang der 2000er Jahre schätzungsweise 70 % der Erwachsenen den Voodoo.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/religion/voodoo/arbeitsblaetter/voodoo_ab3.pdf | wayback=20110516031802 | text=''Verbreitung des Voodoo-Kultes in der Welt.''}} auf: br-online.de</ref> Gleichzeitig bekannten sich 90 % der Haitianer auch zum katholischen Glauben.<ref>Gabriele Lademann-Priemer: [http://www.relinfo.ch/voodoo/voodoo.html ''Voodoo – Ein Versuch, den Begriff zu entschleiern und eine Religion darzustellen.''] auf: relinfo.ch, abgerufen am 25. Januar 2022.</ref>


Geht ein System über einen [[Reversibler Prozess|reversiblen Prozess]] in einen energieärmeren Zustand mit derselben Temperatur über, so gibt der Unterschied der freien Energien der beiden Zustände an, welcher Anteil der abzuführenden Energie zur [[Arbeit (Physik)|Arbeitsleistung]] genutzt werden kann.
== Gott ==
Voodoo kennt nur [[Monotheismus|einen Gott]], dieser wird [[Französische Sprache|französisch]] ''{{lang|fr|Bondieu}}'' („Guter Gott“), davon abgeleitet [[Kreolische Sprache|kreolisch]] ''[[Bondye]]'' genannt. Da Bondieu allerdings so gewaltig ist, dass der Gläubige sich nicht direkt an ihn wenden kann, gibt es die [[Loa (Voodoo)|Loa]] als Vermittler. Bei den Loa handelt es sich um göttliche Geistwesen, in deren Macht es steht, Dinge zu verändern. Für den Voodoo-Gläubigen sind die ''Loa Racine'', die Familien-Loa, deren Anbetung innerhalb der Familie schon seit Generationen stattfindet, dabei die wichtigsten Ansprechpartner.<ref>[[Alfred Métraux]]: ''Voodoo in Haiti.'' (''Le Vaudou haitien.'' 1958) Gifkendorf 1994, ISBN 3-926112-39-5.</ref>


In der theoretischen Thermodynamik ist die freie Energie eine [[Fundamentalgleichung|Fundamentalfunktion]], aus ihr lässt sich die gesamte thermodynamische Information über das System ableiten. Voraussetzung ist jedoch, dass sie als [[Funktion (Mathematik)|Funktion]] der [[Variable (Mathematik)|Variablen]] [[Absolute Temperatur|Temperatur]] <math>T</math>, Volumen <math>V</math> und Stoffmengen <math>N_i</math> der im System enthaltenen chemischen Komponenten gegeben ist. Dies sind die „natürlichen Variablen“ der freien Energie. Sie lässt sich auch als Funktion anderer Variablen ansetzen, enthält dann aber nicht mehr die vollständige thermodynamische Information.
== Kult und Inhalte ==
Im Voodoo-Kult Haitis dominieren die drei [[Nachon|Loa-Nationen]] ''[[Rada (Voodoo)|Rada]]'', ''[[Ghede]]'' und ''[[Petro (Voodoo)|Petro]]'' (kreolisch: ''Petwo''). Der Radakult ist der ältere und somit traditionsreichere [[Kult]] mit afrikanischem Ursprung. Rada-[[Loa (Voodoo)|Loa]] sind von sanfter Natur und haben aufbauende Eigenschaften. Der Petrokult ist im Zusammenhang mit den Befreiungskriegen der haitianischen Sklaven Ende des 18.&nbsp;Jahrhunderts entstanden. Dies erklärt das eher aggressive und kriegerische Naturell der Petro-Geister, von denen es heißt, sie hätten sich zum Teil aktiv am Unabhängigkeitskampf beteiligt. Initialisierend war die große Vodoo-Zeremonie von Bois Caiman („Wald von Caiman“) am 14.&nbsp;August 1791 im Norden der Insel. Ein aus Jamaika entflohener Sklave, der sich selbst Boukman nannte (wohl ein Verweis darauf, dass er belesen war), versammelte in jener Nacht bereits geflohene Sklaven und zahlreiche Sklaven aus den umliegenden Plantagen um sich. Unter seiner Führung begann ein Krieg, der erst am 1.&nbsp;Januar 1804 mit der Unabhängigkeitserklärung Haitis endete. Voodoo spielte dabei die ganze Zeit eine entscheidende Rolle und führte dazu, dass militärische Symbole fest im haitianischen Voodoo verankert wurden – ein Phänomen, das so in anderen afroamerikanischen Religionen nicht zu finden ist. Man könnte meinen, dass die Petwo-Geister wegen ihrer schwierigen Charaktere in Zeremonien eher gemieden würden. Dies ist jedoch nicht der Fall, da sie gerade wegen ihres explosiven Temperaments ungemein dynamisch in ihrer Wirkung sind. Man konsultiert sie daher beispielsweise gern, wenn schnelle Ergebnisse erwünscht oder schwere Krankheiten zu heilen sind.<ref>Astrid Reuter, 2003, S.<!--Seitenzahl fehlt--></ref> Bestimmte Loa wie [[Simbi Andezò]] gehören sowohl zum Rada- als auch zum Petrò-Kult. [[Plèn dinò]] ist ein weiterer bedeutender, mit der katholischen Kirche geteilter Wallfahrtsort.


Die freie Energie ist eine [[Legendre-Transformation|Legendre-Transformierte]] der inneren Energie. Die innere Energie ist ebenfalls eine Fundamentalfunktion, wenn sie als Funktion ihrer natürlichen Variablen <math>S</math>, <math>V</math>, <math>N_i</math> gegeben ist. Der Übergang zu anderen Variablensätzen erfordert die Anwendung einer Legendre-Transformation, wenn er ohne Informationsverlust geschehen soll. Die Transformation, die aus der inneren Energie eine Fundamentalfunktion mit den natürlichen Variablen <math>T</math>, <math>V</math>, <math>N_i</math> erzeugt, liefert den Ausdruck <math>U - T \, S</math>, also die freie Energie. Der aus der Legendre-Transformation folgende Term <math>- T \, S</math> kompensiert den Informationsverlust, der sonst mit dem Variablenwechsel verbunden wäre.
[[Datei:Voodo-fetischmarkt-Lomé.jpg|mini|Voodoo-Fetischmarkt in [[Lomé]], Togo (2008)]] An zentraler Stelle stehen bei Voodooritualen das [[Opfer (Religion)|Opfer]] von Tieren oder [[Genussmittel]]n wie [[Rum]] und [[Tabak]] sowie der [[Priester]], die in die Gemeinschaft [[Initiation|Eingeweihten]], das [[Fest]] und der [[Tanz]] (siehe [[Trancetanz]]). Er ist mit seinen Trommel-[[Rhythmus (Musik)|Rhythmen]] und Gesängen den verschiedenen Geistwesen zugeordnet. Symbol des Priestertums ist die als [[Asson (Voodoo)|Asson]] bezeichnete rituelle [[Rassel]].<ref>[https://books.google.de/books?id=ZZhbTMqyIuYC&pg=PA36&lpg=PA36&dq=asson+voodoo+inside&source=bl&ots=mQrCDKTorg&sig=zhXsRHjLZ4H9aIbeReljsDHwZXI&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi8oaXcn-HNAhVIaxQKHUJ3Dk4Q6AEIHjAA#v=onepage&q=asson%20voodoo%20inside&f=false Milo Rigaud: ''Secrets of Voodoo''.] Seiten 36&nbsp;f, erschienen 1969. ISBN 978-0-87286-171-8 bei [[Google Books]]</ref> Die Loa ergreifen vereinzelt Besitz von den Tänzern, die sich dabei in tiefer Trance befinden.


Die freie Energie ist nicht zu verwechseln mit der freien Enthalpie oder [[Gibbs-Energie]].
Die [[Tempel]] des Voodoo werden als ''[[Hounfour]]s'', die den Tempel nutzenden Gemeinschaften als ''Sosyetes'' ([[Haitianische Sprache|kreol.]] für ''Gemeinschaften'') bezeichnet. In Haiti hat sich mit [[Sodo]] ein bedeutender [[Wallfahrtsort]] des Voodoo gebildet; die [[römisch-katholische Kirche]] betrachtet Sodo aufgrund derselben angeblichen Erscheinungen als [[Marienerscheinung]]sort und veranstaltet parallel eigene [[Wallfahrt]]en dorthin.<ref>[http://www.telegraph.co.uk/travel/727655/Haiti-Deliverance-from-evil.html James Henderson: ''Haiti: Deliverance from evil''.] [[The Daily Telegraph]], 10.&nbsp;Juni 2003, Abruf am 10.&nbsp;Januar 2015.</ref>


== Minimumsprinzip der freien Energie ==
Der Schriftsteller [[Hubert Fichte]] beschreibt in zwei Bänden seine Reisen durch den Raum der afroamerikanischen Religion und seine Suche nach Informationen über sie.
Gemäß dem [[Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik|Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik]] nimmt ein [[Abgeschlossenes System (Thermodynamik)|abgeschlossenes System]] unter den erreichbaren Zuständen denjenigen als [[Kritischer Punkt (Dynamik)#Gleichgewichtszustand in der Thermodynamik|Gleichgewichtszustand]] ein, der bei der gegebenen inneren Energie die höchste [[Entropie]] besitzt. Aus diesem Maximumsprinzip der Entropie lässt sich ein Minimumsprinzip der inneren Energie ableiten:<ref>H.B. Callen: ''Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics.'' 2nd ed., John Wiley & Sons, New York 1985, ISBN 0-471-86256-8, S. 132ff</ref> Bei konstant gehaltener Entropie nimmt ein System denjenigen Zustand als Gleichgewichtszustand ein, der die geringste innere Energie besitzt.


Ein ähnliches Minimumsprinzip existiert für die freie Energie: Ein System, dessen Temperatur und Volumen konstant gehalten werden, nimmt von allen erreichbaren Zuständen mit dieser Temperatur und diesem Volumen denjenigen als Gleichgewichtszustand ein, in dem die freie Energie den kleinstmöglichen Wert hat.
Im Voodoo sind alle [[Sexuelle Orientierung|sexuellen Orientierungen]] einschließlich der praktizierten [[Homosexualität]] akzeptiert.<ref>[http://www.huffingtonpost.com/irene-monroe/vodous-acceptance-of-gays_b_821215.html Irene Monroe: ''The Roots of Voodoo’s Acceptance of Gays''.] [[Huffington Post]], 2.&nbsp;November 2011.</ref>


Zum Beweis betrachte man ein System, dessen Temperatur auf einem konstanten Wert gehalten wird. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass das betrachtete System über eine wärmedurchlässige Wand in Kontakt mit einem zweiten System steht, das unveränderlich die gewünschte Temperatur aufweist (in thermodynamischer Ausdrucksweise: ein [[Wärmebad|Wärmereservoir]]). Über einen Wärmestrom durch die Kontaktwand kann das betrachtete System bei Bedarf so lange Wärme mit dem Wärmereservoir austauschen, bis es seine Temperatur wieder derjenigen des Reservoirs angeglichen hat.
== Glaubensgruppen ==
Eine geschlossene Glaubensgemeinschaft gibt es nicht, vielmehr teilen sich die Anhänger des Voodoo in einzelne Gruppen auf. Jede Gruppe verehrt eine bestimmte Tradition, eine heilige Figur oder einen [[Loa (Voodoo)|Loa]]. Der oberste Loa (in der [[Santería]] und im [[Candomblé]] wird von ''[[Orisha]]s'' oder ''Orixás'' gesprochen) ist [[Olorun]], ein sehr wichtiger Loa heißt [[Obatala]]. Darüber hinaus existieren noch weit mehr als 200 Loa, darunter Papa [[Legba]], als Mittler zwischen den Göttern und Menschen, [[Agowu]], ein Loa, der Stürme und Erdbeben auszulösen vermag, [[Damballah]], der Loa der Schlangen, [[Ogoun]], der Loa der Kriege, [[Ghede]], [[Agwe]], [[Ti-Jean-Petro]] und [[Erzulie]]. Ein Priester wird [[Houngan]], eine Priesterin [[Mambo (Priesterin)|Mambo]] genannt.


Im Verlaufe eines beliebigen Prozesses ändern sich in der Regel die Entropien des Systems und des Wärmereservoirs. Gemäß dem [[Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik|Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik]] nimmt die Entropie des aus System und Wärmereservoir gebildeten abgeschlossenen Gesamtsystems zu oder bleibt bestenfalls gleich:
Legendär berüchtigt für den Voodoo-Kult sind angebliche [[Zombie]]s. Sie geistern durch Albträume der Kinder, schockieren in [[Horrorfilm]]en und haben offenbar einen realen Ursprung in Randbereichen des Voodoo-Kultes. Es soll sich dabei um geraubte, dauerhaft schwer narkotisierte Menschen handeln, die, in körperlicher Verwahrlosung lebend, [[Sklaverei|Schwerstarbeit verrichten]] müssen. Da ihre Angehörigen nichts von diesem Dasein wissen und sie für tot und begraben halten, falle ihr Schicksal nicht auf.
:<math>\mathrm{d}(S_\mathrm{Sys} + S_\mathrm{Res}) = \mathrm{d}S_\mathrm{Sys} + \mathrm{d}S_\mathrm{Res} \ge 0</math>,
oder
:<math>\mathrm{d}S_\mathrm{Sys} \ge -\mathrm{d}S_\mathrm{Res}</math>.
Das „größer“-Zeichen gilt für Prozesse, welche die Entropie des Gesamtsystems vermehren und daher freiwillig aus eigenem Antrieb ablaufen. Das Gleichheitszeichen gilt, wenn das Gesamtsystem die größte unter den gegebenen Bedingungen erreichbare Entropie angenommen hat und sich im thermischen Gleichgewichtszustand befindet (es gilt außerdem für [[Reversibler Prozess|reversible Prozesse]], die keine Entropie erzeugen).


Die Entropieänderung des Reservoirs <math>\mathrm{d}S_\mathrm{Res}</math> steht mit der in das Reservoir fließenden Wärme <math>\mathrm{d}Q_\mathrm{Res}</math> und der Temperatur des Reservoirs <math>T_\mathrm{Res}</math> definitionsgemäß in der Beziehung
[[Besessenheit#Afrikanische Religionen|Besessenheit]] gehört in diesen Religionen zur rituell vollzogenen Vereinigung mit einem Loa. Sie hat hier nichts mit dem Erleiden eines seelisch Kranken zu tun; es gilt als eine Ehre, von den Loa „geritten“ zu werden. Menschen, die von den Geistern während Trancezeremonien kurzzeitig eingenommen wurden, werden im Voodoo hoch geehrt und von Kranken und Hilfesuchenden während der Trance befragt. Ein derart „Besessener“ ist von da an sein Leben lang spirituell mit dem betreffenden Geistwesen verbunden. Häufig ist es dieser Loa, der später eine engere Verbindung mit dem Gläubigen wünscht, die durch ein aufwändiges Ritual geschaffen wird. Die erwünschte Besessenheit wird, auch in Abgrenzung zur [[Ekstase]], als [[Enstase]] bezeichnet.<ref>[[Andreas Gößling]]: [https://www.google.de/books/edition/Voodoo/T-LbDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&kptab=overview ''Voodoo: Götter, Zauber, Rituale''.] Edition Marbuelis 12, 2020. ISBN 978-3-426-77733-6</ref>
:<math>\mathrm{d}S_\mathrm{Res} = \mathrm{d}Q_\mathrm{Res} / T_\mathrm{Res}</math>.
Weil das Reservoir und das betrachtete System die Wärme ausschließlich untereinander austauschen, ist <math>\mathrm{d}Q_\mathrm{Sys} = -\mathrm{d}Q_\mathrm{Res}</math>, und da das System und das Reservoir laut Voraussetzung dieselbe Temperatur aufweisen, ist <math>T_\mathrm{Sys} = T_\mathrm{Res}</math>. Daher folgt aus obiger Ungleichung
:<math>\mathrm{d}S_\mathrm{Sys} \ge \mathrm{d}Q_\mathrm{Sys} / T_\mathrm{Sys}</math>.
Damit ist es gelungen, das Entropiekriterium, das eigentlich die Entropien von System ''und'' Reservoir betrachtet, ausschließlich unter Verwendung von Größen des betrachteten Systems zu formulieren, was die Anwendung stark erleichtert. Da keine Unterscheidung mehr nötig ist, werden die Indizes an den Größen des Systems nun fortgelassen und die Ungleichung lautet
:<math>\mathrm{d}S \ge \mathrm{d}Q / T</math> (Clausiussche Ungleichung).<ref>P.W. Atkins: ''Physikalische Chemie.'' VCH, Weinheim 1990, 2. Nachdr. d. 1. Aufl., ISBN 3-527-25913-9, S. 107</ref>
Ferner sei nun vorausgesetzt, dass das System keine [[Arbeit (Physik)|Arbeit]] mit seiner Umgebung austauscht. [[Volumenarbeit|Volumenänderungsarbeit]] wird zu diesem Zweck unterdrückt, indem das Volumen des Systems konstant gehalten wird ([[Isochore Zustandsänderung|isochorer Prozess]], <math>\mathrm{d}V = 0</math>). Das System sei außerdem so beschaffen, dass es auch keine anderen Arten von Arbeit leisten kann. Dann kann sich die innere Energie des Systems nur durch Austausch von Wärme mit dem Reservoir ändern (<math>\mathrm{d}U = \mathrm{d}Q</math>), und aus der Clausiusschen Ungleichung folgt
:<math>\mathrm{d}S \ge \mathrm{d}U / T</math>
oder umgestellt
:<math>\mathrm{d}U - T \, \mathrm{d}S \le 0 \quad (*)</math>.
Andererseits ist die Änderung der freien Energie des Systems gemäß ihrer Definition
:<math>\mathrm{d}F = \mathrm{d}(U - T\,S) = \mathrm{d}U - T\mathrm{d}S - S\mathrm{d}T</math>,
was sich im vorliegenden Fall wegen der vorausgesetzten Konstanz der Temperatur (<math>\mathrm{d}T = 0</math>) zu
:<math>\mathrm{d}F = \mathrm{d}U - T \, \mathrm{d}S \quad (*)</math>
vereinfacht. Vergleich der markierten Gleichungen <math>(*)</math> liefert schließlich die Aussage:<ref>P.W. Atkins: ''Physikalische Chemie.'' VCH, Weinheim 1990, 2. Nachdr. d. 1. Aufl., ISBN 3-527-25913-9, S. 115</ref>
:<math>\mathrm{d}F \le 0</math>.
Das „kleiner“-Zeichen gilt für Prozesse, die freiwillig ablaufen. Das Gleichheitszeichen gilt, sobald das System den Gleichgewichtszustand erreicht hat (oder für den Fall eines reversiblen Prozesses).


Das Maximumsprinzip für die ''Entropie des Gesamtsystems'' führt also dazu, dass die ''freie Energie des betrachteten Systems'' auf der Untermenge der Zustände mit konstanter Temperatur und konstantem Volumen ein Minimum annimmt. Ist das System noch nicht im Gleichgewicht, bewegt es sich (falls isotherme und isochore Bedingungen vorliegen und das System keine mechanische oder andere Arbeit leistet) freiwillig in Zustände niedrigerer freier Energie. Das Gleichgewicht ist mit dem Zustand erreicht, in dem die freie Energie den unter den gegebenen Bedingungen kleinstmöglichen Wert besitzt.
[[Tchamba (Kult)|Tchamba]] ist ein Besessenheitskult im Süden von Togo, bei dem die Geister ehemaliger Sklaven geehrt werden.


Wollte man den Gleichgewichtszustand mit Hilfe des (allgemein und stets gültigen) ''Entropie''kriteriums direkt bestimmen, müsste das Maximum der Gesamtentropie ermittelt werden, also die Summe der Entropien des untersuchten Systems und seiner Umgebung. Es müsste daher nicht nur die Änderung der System-Entropie bei einer Zustandsänderung betrachtet werden, sondern auch die Entropie-Änderung, die das System durch Rückwirkung auf die Umgebung dort erzeugt. Das ''freie-Energie''-Kriterium ist eine Umformulierung des Entropiekriteriums, in welche ausschließlich Eigenschaften des betrachteten Systems eingehen und welche die Rückwirkung auf die Umgebung (unter isothermen und isochoren Bedingungen) durch den Term <math>- T \, S</math> automatisch berücksichtigt, denn unter den gegebenen Bedingungen ist <math>\mathrm{d}(-T \, S) = \mathrm{d}(T_\mathrm{Res} S_\mathrm{Res})</math>.<ref>H.B. Callen: ''Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics.'' 2nd ed., John Wiley & Sons, New York 1985, ISBN 0-471-86256-8, S. 156</ref> Bei Verwendung des freie-Energie-Kriteriums kann die Ermittlung des (isothermen und isochoren) Gleichgewichtszustands sich also auf die Betrachtung des Systems beschränken, was die Untersuchungen merklich erleichtert.<ref>P.W. Atkins: ''Physikalische Chemie.'' VCH, Weinheim 1990, 2. Nachdr. d. 1. Aufl., ISBN 3-527-25913-9, S. 114</ref>
== Synkretismen ==
Der Glaube und die Praxis des Voodoo überschneiden sich mit anderen, vornehmlich christlichen Religionen.<ref>Eine Fülle von Beispielen findet sich in der Dissertation von Lamartine Petit-Monsieur: ''La coexistence de types religieux différents dans l'Haïtien contemporain''. Verlag der Neuen Zeitschrift für Missionswissenschaft (NZM), Immensee 1992, ISBN 3-85824-071-0.</ref> So wird [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]], die Mutter [[Jesus Christus|Jesu Christi]], mit dem weiblichen Loa ''Erzulie'' [[Synkretismus|synkretisiert]]. Erzulies [[Veve]] enthält ein von einem Schwert durchbohrtes Herz, wie es auch in der [[Christentum|christlichen]] [[Symbolik]] für Maria steht.<ref name="ll">[http://faculty.webster.edu/corbetre/haiti/voodoo/biglist.htm ''Description of Various Loa of Voodoo''], [[Webster University]], 1990</ref> Im haitianischen Voodoo wird die christliche [[Heiliger|Heilige]] und [[Märtyrer]]in [[Philomena von Rom]] [[Synkretismus|synkretistisch]] in Gestalt des weiblichen Loa ''Filomez'' verehrt.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.vodouroots.com/lwa.html |wayback=20140314165818 |text=William Rizzuto: ''Origins of the Lwa'' }}, Vodou Roots, 2013</ref><ref>[http://www.hougansydney.com/voodoo-spirits.php Boukman Eksperyans: ''Filomèz''], hougansydney.com, undatiert</ref>


Für einen realen physikalischen oder chemischen Prozess kann oft die Atmosphäre als Wärmereservoir dienen. Wegen ihres großen Volumens ändert sich ihre Temperatur nicht nennenswert, wenn ein System Wärme auf sie überträgt. Die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit des Minimumsprinzips der freien Energie sind also erfüllt, wenn ein System sich in einem starren Gefäß befindet (damit das Volumen konstant gehalten wird) und in thermischem Kontakt mit der Atmosphäre steht (damit die Temperatur konstant gehalten wird).
== Voodoo in den USA und in Kanada ==
Die meisten afrikanischen Sklaven, die man im 18. Jahrhundert nach Haiti oder in den Süden der [[USA]] brachte, stammten aus Westafrika. Die französischen Kolonialherren verboten ihnen die Ausübung ihres Glaubens und führten den [[Katholizismus]] als offizielle Religion ein. Nachdem Haiti am 31.&nbsp;Dezember 1804 die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, wurden auch die alten Bräuche wieder in [[Religionsfreiheit|Freiheit]] ausgeübt.


In der Laborpraxis kommen solche Systeme in starren Behältern allerdings seltener vor als Systeme, die dem Atmosphärendruck ausgesetzt sind. Die Atmosphäre dient dann nicht nur als Wärme-, sondern auch als „Druckreservoir“: Sie hält Temperatur ''und Druck'' konstant. Das thermodynamische Potential, das unter diesen Bedingungen ein Minimum annimmt, ist die [[Gibbs-Energie#Minimumsprinzip der Gibbs-Energie|Gibbs-Energie]] <math>G = U + p \, V - T \, S</math>.
Wegen der christlichen Einflüsse unterscheidet sich der nordamerikanische und karibische Voodoo jedoch von seinem afrikanischen Ursprungsglauben. Viele der Einwohner Haitis bekennen sich neben dem Glauben ihrer Vorfahren auch gleichzeitig zum [[Christentum]] und bringen katholische Traditionen in ihre [[Ritus|Riten]] ein. In Afrika fließen Elemente des [[Islam]] in den Voodoo ein, umgekehrt lassen sich Geisterkulte des Voodoo im [[Islam in Afrika|afrikanischen Volksislam]] finden.


== Freie Energie und maximale Arbeit ==
Heute finden sich vor allem in [[New Orleans]], [[Miami]] und [[Montreal]] Anhänger von Voodoo-Kulten. Großen Einfluss auf den Voodoo-Kult in den USA hatte [[Marie Laveau]]. Da der Voodoo hier vor allem von karibischen Migranten praktiziert wird, beziehen sich auch die Inhalte des Glaubens und der Praxis auf den Migrationskontext, d.&nbsp;h.&nbsp;die Alltagsthemen und Bedürfnisse von Migranten.<ref name="Drotbohm">Heike Drotbohm: ''Geister in der Diaspora. Haitianische Diskurse über Gender, Jugend und Macht in Montreal, Kanada.'' Marburg: Curupira, ISBN 3-8185-0415-6.</ref>
Geht ein System von einem Zustand <math>1</math> in einen Zustand <math>2</math> mit geringerer innerer Energie über, so muss die Energiedifferenz abgeführt werden. Dies kann durch das Abführen von [[Wärme]] oder das Verrichten von mechanischer (oder chemischer, elektrischer, magnetischer, …) [[Arbeit (Physik)|Arbeit]] erfolgen. Der abzuführende gesamte Energiebetrag ist durch den Anfangs- und den Endwert der Zustandsgröße innere Energie eindeutig festgelegt, er kann aber je nach Prozessführung unterschiedlich in Wärme und Arbeit aufgeteilt sein (Wärme und Arbeit sind keine Zustandsgrößen, sondern [[Prozessgröße]]n).


In der Regel ist jedoch nicht jede beliebige Aufteilung möglich. Mit der Zustandsänderung kann auch eine Änderung der Entropie des Systems verbunden sein. Ist beispielsweise die Entropie des Endzustands kleiner als die Entropie des Anfangszustands, so muss neben der Energie auch Entropie abgeführt werden. Da Wärme Entropie transportiert, Arbeit jedoch nicht, muss die abgeführte Energie aus mindestens soviel Wärme bestehen wie zur Abfuhr der Entropiedifferenz benötigt wird. Nur die restliche Energie steht zur Verfügung, in Form nutzbarer Arbeit abgeführt zu werden. Falls die Temperatur des Systems bei der Zustandsänderung unverändert bleibt ([[isotherme Zustandsänderung]]), ist die maximal mögliche Arbeit, die vom System beim Übergang von <math>1</math> nach <math>2</math> geleistet werden kann, identisch mit der negativen Differenz der freien Energien der Zustände <math>1</math> und <math>2</math>.
== Schwarze Magie ==
Immer wieder wird Voodoo mit [[schwarze Magie|schwarzer Magie]] assoziiert. Genährt wurden diese Vorstellungen durch die Praktiken des [[Totenkult]]s und den Glauben an die Wiederbelebung längst Verstorbener ([[Nekromantie]]). Als gefährlichster Geist wird die weibliche Loa [[Marinette (Voodoo)|Marinette]] angesehen.<ref name="ll" />


Zum Beweis<ref>P.W. Atkins: ''Physikalische Chemie.'' VCH, Weinheim 1990, 2. Nachdr. d. 1. Aufl., ISBN 3-527-25913-9, S. 116</ref> betrachte man eine (positive oder negative) Änderung der inneren Energie <math>\mathrm{d}U</math> eines Systems, die gemäß der vom [[Erster Hauptsatz der Thermodynamik|Ersten Hauptsatz der Thermodynamik]] verlangten Energieerhaltung identisch ist mit der Summe der (positiven oder negativen) zugeführten Wärme <math>\mathrm{d}Q</math> und der (positiven oder negativen) am System geleisteten Arbeit <math>\mathrm{d}W</math>:
[[Menschenopfer]] waren und sind kein Bestandteil des Voodooglaubens.<ref>[http://www2.webster.edu/~corbetre/haiti/voodoo/terms.htm Bob Corbett: ''Selected Voodoo terms''.] [[Webster University]], undatiert</ref> Es werden aber [[Ritual]]e praktiziert, bei denen Tiere geopfert werden. Diese Tieropfer dienen einerseits der spirituellen Ernährung der [[Loa (Voodoo)|Loa]], andererseits der Ernährung der Gläubigen. Es handelt sich demnach um rituelle [[Schlachtung]]en.
:<math>\mathrm{d}U = \mathrm{d}Q + \mathrm{d}W</math>.
Gemäß dem [[Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik#Entropie|Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik]] gilt für den Zusammenhang zwischen der (positiven oder negativen) Entropieänderung <math>\mathrm{d}S</math> des Systems und der zu- oder abgeführten Wärme <math>\mathrm{d}Q</math> die im vorherigen Abschnitt hergeleitete Clausiussche Ungleichung
:<math>\mathrm{d}S \ge \frac{\mathrm{d}Q}{T}</math>.
Dabei gilt das Gleichheitszeichen für einen [[Reversibler Prozess|reversiblen Prozess]], in dem keine Entropie erzeugt wird. Setzt man die Ungleichung in der Form <math>T \, \mathrm{d}S \ge \mathrm{d}Q</math> in die Energieerhaltungsgleichung ein, ergibt sich
:<math>\mathrm{d}U \le T \, \mathrm{d}S + \mathrm{d}W</math>
und (umgestellt) die ''am'' System geleistete Arbeit
:<math>-\mathrm{d}W \le -\mathrm{d}U + T \, \mathrm{d}S</math>.
Betrachtet man die geleistete Arbeit vom Standpunkt des Systems aus, ist ihr Vorzeichen umzukehren und die ''vom'' System geleistete Arbeit <math>\mathrm{d}W' = -\mathrm{d}W</math> ist
:<math>\mathrm{d}W' \le -\mathrm{d}U + T \, \mathrm{d}S</math>.
Die vom System geleistete Arbeit ist also kleiner oder höchstens gleich dem Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung. Die größtmögliche Arbeit, die das System leisten kann, ergibt sich bei Gültigkeit des Gleichheitszeichens, also bei reversibler Prozessführung:
:<math>\mathrm{d}W'_\mathrm{rev} = -\mathrm{d}U + T \, \mathrm{d}S</math>.


Es bleibt der Zusammenhang zwischen dieser maximalen Arbeit und der freien Energie zu zeigen. Die Änderung der freien Energie
Wie in anderen Kulturen und Religionen kann es vorkommen, dass Priester und Gläubige des Voodoo ihre vermeintlichen Kräfte für Schadzauber einzusetzen versuchen. Priester und Anhänger des Voodooglaubens, die solche Praktiken ausüben, werden [[Bocor]]e genannt. Im Gegensatz dazu steht der [[Houngan]], ein Voodoo-Priester, der solche Praktiken ablehnt, wenn aus seiner Sicht kein moralisch angemessener Grund besteht. Bei Priesterinnen wird dieser begriffliche Unterschied meist nicht gemacht; sie werden stets als [[Mambo (Priesterin)|Mambos]] bezeichnet.
:<math>\mathrm{d}F = \mathrm{d}(U - T \, S) = \mathrm{d}U - S \, \mathrm{d}T - T \, \mathrm{d}S</math>
vereinfacht sich bei isothermer Prozessführung (<math>\mathrm{d}T = 0</math>) zu
:<math>\mathrm{d}F = \mathrm{d}U - T \, \mathrm{d}S</math>,
so dass im isothermen Fall
:<math>\mathrm{d}W'_\mathrm{rev} = -\mathrm{d}U + T \, \mathrm{d}S = -\mathrm{d}F</math>,
was zu beweisen war.


Aus der letzten Gleichung lässt sich auch ablesen:<ref>P.W. Atkins: ''Physikalische Chemie.'' VCH, Weinheim 1990, 2. Nachdr. d. 1. Aufl., ISBN 3-527-25913-9, S. 117</ref>
== Voodoo-Puppen ==
* Ist der Prozess mit keiner Entropieänderung verbunden (<math>\mathrm{d}S = 0</math>), kann die gesamte abzuführende Energie in Form von Arbeit gewonnen werden:
[[Datei:Vudu.jpg|mini|Voodoo-Puppe]]
:<math>\mathrm{d}W'_\mathrm{rev} = -\mathrm{d}U</math>
Ein bekannter, aber meist übertrieben dargestellter [[Brauch]] ist das Herstellen von Voodoo-Puppen, die oft einem bestimmten Menschen nachgebildet sind. Manchmal wird auch ein Foto auf den Kopf der Puppe aufgeklebt. Durch das Stechen in die Puppe oder durch das Durchbohren mit Nadeln sollen die Betroffenen beeinflusst werden. Sowohl zum [[Schadenszauber]] als auch zum [[Heilung|Heilen von Kranken]] werden Puppen benutzt. Dieser [[Analogiezauber]] wurde ursprünglich von Priestern in Haiti verwendet.
* Ist der Prozess mit einer Entropieabnahme im System verbunden (<math>\mathrm{d}S < 0</math>) wird der Term <math>T \, \mathrm{d}S</math> negativ und die maximal gewinnbare Arbeit wird kleiner als <math>-\mathrm{d}U</math>. Ein Teil der abzuführenden Energie muss als Wärmestrom die abzuführende Entropie transportieren.
* Ist der Prozess mit einer Entropiezunahme im System verbunden (<math>\mathrm{d}S > 0</math>) wird <math>T \, \mathrm{d}S</math> positiv und die maximal gewinnbare Arbeit wird größer als die Abnahme an innerer Energie <math>-\mathrm{d}U</math>. Dieser Fall ist möglich, wenn dem System während des Prozesses Wärme von außen zugeführt wird: Die zugeführte Entropie oder ein Teil davon verbleibt im System und es steht zusätzliche Energie zur Verfügung, um als (entropiefreie) Arbeit abgeführt zu werden. (Die Entropie des Systems könnte auch aufgrund irreversibler Prozesse zunehmen, aber die obigen Betrachtungen beschränken sich auf den reversiblen Fall, der den maximalen Arbeitsgewinn erlaubt.)


Die Art der verrichteten Arbeit ist nicht näher spezifiziert. Es kann sich beispielsweise um [[Arbeit (Physik)#Beispiele|Hubarbeit]] oder um [[Volumenänderungsarbeit]] handeln. Soll Volumenänderungsarbeit ausgeschlossen werden, weil sie auf Kosten anderer Arbeitsformen geht, die genutzt werden sollen, muss neben der Temperatur des Systems auch sein Volumen konstant gehalten werden.
Ähnliche Praktiken des Schadenszaubers existierten in Europa als Volksglauben in Form der [[Atzmann (Magie)|Atzmänner]].


Es ist nicht notwendig, dass der gesamte Prozess isotherm verläuft. Es genügt, wenn Anfangs- und Endtemperatur des Prozesses gleich sind.<ref>A. Sommerfeld: ''Vorlesungen über Theoretische Physik'', Band V: ''Thermodynamik und Statistik.'' Harri Deutsch, Thun, Frankfurt/M. 1988, ISBN 3 87144 378 6, S. 43f.</ref>
== Missbrauch ==
Die Voodoo-Religion wurde in der Vergangenheit vorsätzlich für religionsfremde Zwecke missbraucht, insbesondere als Mittel zur Einschüchterung und Bedrohung.


Der Zusammenhang mit der maximal verfügbaren Arbeit erklärt den Namen dieses thermodynamischen Potentials: Der Unterschied <math>F_2 - F_1</math> für zwei Zustände gleicher Temperatur ist derjenige Anteil der Energieänderung <math>-(U_2 - U_1)</math>, der bei einem reversiblen von <math>1</math> nach <math>2</math> führenden Prozess für die äußere Arbeitsleistung zur Verfügung steht,<ref>A. Sommerfeld: ''Vorlesungen über Theoretische Physik'', Band V: ''Thermodynamik und Statistik.'' Harri Deutsch, Thun, Frankfurt/M. 1988, ISBN 3 87144 378 6, S. 44</ref> also „frei“ genutzt werden kann (siehe auch Abschnitt → [[#Geschichte|Geschichte]]).
=== Politik ===
Zwischen 1957 und 1971 gab sich Haitis [[Diktatur|Diktator]] [[François Duvalier]] als [[Baron Samedi]], ein Todesgeist im Voodoo, aus, um seine Gegner einzuschüchtern und seine politische Macht abzusichern.<ref>[https://www.washingtonpost.com/world/the_americas/jean-claude-duvalier-ex-haitian-leader-known-as-baby-doc-dies-at-63/2014/10/04/ecdaa2bc-4be3-11e4-b72e-d60a9229cc10_story.html Stephanie Hanes: ''Jean-Claude Duvalier, ex-Haitian leader known as Baby Doc, dies at 63''.] [[Washington Post]] vom 4.&nbsp;Oktober 2014.</ref>


== Freie Energie als Fundamentalfunktion ==
=== Zwangsprostitution ===
Betrachtet man ein System, dessen Eigenschaften durch die Zustandsgrößen Entropie <math>S</math>, Volumen <math>V</math> und Stoffmengen <math>N_1, \dots, N_r</math> der <math>r</math> chemischen Komponenten gegeben sind, dann ist die innere Energie <math>U</math> des Systems, ausgedrückt als Funktion der genannten Zustandsgrößen (nämlich aller extensiven Variablen des Systems),
In anderer Weise wurde Voodoo im Milieu der [[Zwangsprostitution]] missbraucht. Hier diente der Glaube an [[Schwur|Schwüre]], die in Westafrika von Voodoo-Priestern abgenommen wurden, dazu, nach Deutschland verschleppte junge Westafrikanerinnen gegenüber ihren ebenfalls aus Westafrika stammenden Zuhälterinnen gefügig zu machen.<ref>Dietmar Seher: [http://www.derwesten.de/panorama/frauen-mit-voodoo-zur-prostitution-gezwungen-razzia-in-nrw-id7231778.html ''Frauen mit Voodoo zur Prostitution gezwungen – Razzia in NRW''], derwesten.de vom 26. Oktober 2012</ref> Einige Berichte geben nicht Voodoo, sondern die in Nigeria ebenfalls weit verbreitete Religion [[Juju (religiöse Praktik)|Juju]] als Mittel der Zwangsprostitution an oder setzen Juju mit nigerianischem Voodoo gleich.<ref>Maik Baumgärtner, Lisa Bjurwald: [http://www.spiegel.de/panorama/justiz/wie-menschenhaendler-frauen-aus-nigeria-missbrauchen-a-952979.html ''Menschenhandel in Europa: Die missbrauchte Sehnsucht.''] Spiegel online vom 16.&nbsp;Februar 2014.</ref><ref>[http://www.stern.de/tv/voodoo-prostitution-aus-nigeria-auf-den-strassenstrich-3082630.html ''Aus Nigeria auf den Straßenstrich.''] Stern, 2.&nbsp;April 2008.</ref>
:<math>U = U(S, V, N_1, \dots , N_r)</math>
eine [[Fundamentalgleichung|Fundamentalfunktion]] des Systems. Sie beschreibt das System vollständig, es lassen sich alle thermodynamischen Eigenschaften des Systems aus ihr ableiten.<ref>H.B. Callen: ''Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics.'' 2nd ed., John Wiley & Sons, New York 1985, ISBN 0-471-86256-8, S. 13</ref>


Oft sind diese Variablen jedoch für die praktische Arbeit ungünstig und man würde vorziehen, etwa die Temperatur oder den Druck in der Variablenliste zu haben. Im Gegensatz zur sonst üblichen Vorgehensweise darf ein Variablenwechsel im vorliegenden Fall jedoch nicht durch eine einfache Substitution geschehen, da sonst Information verloren geht. Soll beispielsweise die Entropie durch die Temperatur <math>T</math> ersetzt werden, könnte <math>S</math> aus den Funktionen <math>U(S, V, N_i)</math> und <math>T(S, V, N_i)</math> eliminiert werden, um eine Funktion der Form <math>U(T, V, N_i)</math> zu erhalten. Da jedoch die Temperatur thermodynamisch als partielle Ableitung der inneren Energie nach der Entropie definiert ist
== Sammlungen von Voodoo-Objekten ==
:<math>T = \left( \frac{\partial U}{\partial S} \right)_{V, N_1, \dots, N_r}</math>
=== Sammlung Lehmann ===
wäre diese Formulierung gleichbedeutend mit einer [[Partielle Differentialgleichung|partiellen Differentialgleichung]] für <math>U</math>, welche <math>U</math> nur bis auf unbestimmte Funktionen festlegen würde. Dieses <math>U</math> wäre nach wie vor eine Beschreibung des betrachteten Systems, aber es wäre keine ''vollständige'' Beschreibung und damit keine Fundamentalfunktion mehr.<ref>H.B. Callen: ''Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics.'' 2nd ed., John Wiley & Sons, New York 1985, ISBN 0-471-86256-8, S. 63f</ref><ref>H.B. Callen: ''Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics.'' 2nd ed., John Wiley & Sons, New York 1985, ISBN 0-471-86256-8, S. 137ff</ref>
Die gebürtige Schweizerin Marianne Lehmann lebt seit fast 50 Jahren in Haiti und zog dort mit ihrem haitianischen Ehemann vier Kinder groß. Seit ihr vor über 25 Jahren ein Voodoopriester ein Kultobjekt zum Kauf anbot, begann sie, diese Objekte zu sammeln und gleichzeitig ein tiefes Verständnis für diesen wichtigen Teil der haitianischen Kultur zu entwickeln. Inzwischen sehen die haitianischen Voodoopriester in ihr eine „Beschützerin“ ihrer Kultgegenstände, die sie meist aus materieller Not veräußern. Marianne Lehmann baute in den letzten 25 Jahren eine Sammlung auf bestehend aus bisher über 2500 Gegenständen haitianischer Voodoo-Objekten. Damit stellt sie einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung haitianischen [[Kulturerbe]]s dar.<ref>[http://www.nawao.org/seiten/kunst/a_kunst_03.html nawao.org]</ref>


Zum Variablenwechsel unter Erhaltung der vollständigen Information muss eine [[Legendre-Transformation]] durchgeführt werden. Soll beispielsweise zur Variablenliste <math>(T, V, N_1, \dots, N_r)</math> übergegangen werden, lautet die Transformation:<ref name="Callen_146">H.B. Callen: ''Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics.'' 2nd ed., John Wiley & Sons, New York 1985, ISBN 0-471-86256-8, S. 146</ref>
Die Sammlung ist in Europa mehrfach ausgestellt worden, z. B. in Berlin.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.smb.museum/smb/kalender/details.php?lang=de&objID=12873&p=24 |archive-is=20120909171658 |text=Staatliche Museen zu Berlin}}</ref> Die letzte Möglichkeit, die Sammlung in Europa zu sehen, bestand in Bremen im [[Überseemuseum]]. Die Ausstellung endete am 29. April 2012.<ref>[http://www.uebersee-museum.de/ausstellungen/sonderausstellungen/rueckblick/ Übersee-Museum Bremen]</ref> Danach sollte die Sammlung in Toronto und schließlich in New York gezeigt werden. Ziel der Ausstellungen ist es, auf die wertvollen Inhalte des haitianischen Vodou hinzuweisen und gleichzeitig auf die Bedrohung dieser Kultur durch vielfältige Einflüsse aufmerksam zu machen. Gleichzeitig sollen Spenden gesammelt werden, die für den Bau eines Museums in Haiti selbst eingesetzt werden, um diese einmalige Sammlung dauerhaft dem haitianischen Volk zurückzugeben.
:<math>F(T, V, N_1, \dots, N_r) := U(S, V, N_1, \dots, N_r) - \left( \frac{\partial U}{\partial S} \right)_{V, N_1, \dots, N_r} \cdot S = U - T \ S</math>.


Die Legendre-Transformierte <math>F = U - T \ S</math> wird freie Energie genannt. Sie ist wiederum eine Fundamentalfunktion,<ref name="Callen_146" /><ref name="Fink_84">J.K. Fink: ''Physical Chemistry in Depth.'' Springer, Berlin Heidelberg 2009, ISBN 978-3-642-01013-2, S. 84</ref> wenn sie als Funktion der Variablen <math>(T, V, N_1, \dots, N_r)</math> – dies sind die ''natürlichen Variablen'' der freien Energie – gegeben ist. Sie kann auch in Abhängigkeit von anderen Variablen ausgedrückt werden, ist dann aber keine Fundamentalfunktion mehr.
=== Museum der Völker ===
Das 1995 von [[Gert Chesi]] gegründete [[Museum der Völker]] in Schwaz, Tirol, zeigt eine Reihe hochwertiger Kunstwerke. Unter anderem finden sich im Museum eine bedeutende Kollektion von Terrakotten aus der [[Nok-Kultur]] sowie zeitgenössische afrikanische Voodoo-Figuren und Utensilien des Animismus. Dieser Mix aus unterschiedlichsten Artefakten zieht sich über einen Zeitraum von viertausend Jahren und gibt einen Einblick in das kultische und künstlerischen Schaffen der Menschheit. Als Autor von zwanzig Büchern und zahlreichen Artikeln hat Gert Chesi das Museum mit Informationen ausgestattet, die nicht nur die weltweiten Zusammenhänge der Traditionen verständlich machen, sondern darüber hinaus diese akribisch erklären.<ref>[http://www.museumdervoelker.com/ Website des Museums]</ref><ref>[http://www.gertchesi.com/ Website Gert Chesi]</ref>


Die Herkunft der freien Energie aus einer Legendre-Transformation erklärt den additiven Term <math>- T \, S</math>: Er kompensiert den Informationsverlust, der sonst mit dem Variablenwechsel verbunden wäre.
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Voodoo}}
* {{WikipediaDE|Voodoo}}


Fundamentalfunktionen, welche die Dimension Energie besitzen, heißen auch [[Thermodynamisches Potential|thermodynamische Potentiale]]. Die freie Energie ist also ein thermodynamisches Potential.<ref name="Fink_84" />
== Literatur ==
 
* Oliver G. Becker: ''Voodoo im Strafraum. Fußball und Magie in Afrika.'' C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60131-6.
== Ableitungen der freien Energie ==
* [[Gert Chesi]]: ''Voodoo in Afrika.'' Haymon, Innsbruck 2003, ISBN 3-85218-433-9.
Geht man von der inneren Energie als Funktion ihrer natürlichen Variablen aus und bildet ihr totales Differential, erhält man:
* Heike Drotbohm: ''Geister in der Diaspora. Haitianische Diskurse über Gender, Jugend und Macht in Montreal, Kanada''. Curupira, Marburg 2005, ISBN 3-8185-0415-6.
:<math>\mathrm{d}U(S, V, N_1, \dots, N_r) = \left( \frac{\partial U}{\partial S} \right)_{V, N_1, \dots, N_r} \mathrm{d}S + \left( \frac{\partial U}{\partial V} \right)_{S, N_1, \dots, N_r} \mathrm{d}V \, + \, \sum_{i=1}^r \left( \frac{\partial U}{\partial N_i} \right)_{S, V, N_{j \neq i}} \mathrm{d}N_i</math>.
* Henning Christoph, [[Klaus E. Müller]], Ute Ritz-Müller: ''Soul of Africa – Magie eines Kontinents''. Köln 1999, ISBN 978-3-8290-2715-1.
 
* [[Reginald Crosley]]: ''The Vodou Quantum Leap''. Llewellyn Publications, 2000, ISBN 978-1-56718-173-9.
Die hierbei auftretenden partiellen Ableitungen werden in der Thermodynamik als die Definitionen von Temperatur <math>T</math>, Druck <math>p</math> und [[Chemisches Potential|chemischem Potential]] der <math>i</math>-ten Substanz <math>\mu_i</math> interpretiert:<ref>H.B. Callen: ''Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics.'' 2nd ed., John Wiley & Sons, New York 1985, ISBN 0-471-86256-8, S. 35</ref>
* [[Maya Deren]]: ''Der Tanz des Himmels mit der Erde, die Götter des haitianischen Vaudou.'' (''Divine Horsemen,'' 1953) Wien 1992.
: <math>T &:= \left( \frac{\partial U(S, V, N_1, \dots, N_r)}{\partial S} \right)_{V, N_1, \dots, N_r}, </math>
* Karola Elwert-Kretschmer: ''Religion und Angst, Soziologie der Voodoo-Kulte.'' Campus, Frankfurt a. M./New York 1997. (zugl.: Hannover, Univ., Diss., 1995)
:<math>p &:= - \left( \frac{\partial U(S, V, N_1, \dots, N_r)}{\partial V}\right)_{S, N_1, \dots, N_r}, </math>
* Andreas Gößling: ''Voodoo. Götter, Zauber, Rituale.'' Knaur Taschenbuch, München 2004, ISBN 3-426-77733-9.
:<math>\mu_i &:= \left( \frac{\partial U(S, V, N_1, \dots, N_r)}{\partial N_i}\right)_{S, V, N_{j \neq i}}, </math>
* [[Melville J. Herskovits]]: ''Dahomey. An Ancient West African Kingdom.'' 2 Bde., New York 1938.
so dass sich das Differential auch schreiben lässt als
* Laënnec Hurbon: ''Dieu dans le Vaudou haïtien''. Payot, Paris 1972.
:<math>\mathrm{d}U(S, V, N_1, \dots, N_r) = T \, \mathrm{d}S - p \, \mathrm{d}V \, + \, \sum_{i=1}^r \mu_i \, \mathrm{d}N_i</math>.
* Laënnec Hurbon: ''Voodoo: Truth and Fantasy.'' Thames and Hudson, London 1995, ISBN 0-500-30049-6.
 
* Gabriele Lademann-Priemer: ''Voodoo. Wissen, was stimmt''. Herder, Freiburg 2011, ISBN 978-3-451-06349-7.
Das totale Differential der freien Energie als Funktion ihrer natürlichen Variablen ist einerseits formal
* Karen McCarthy-Brown: ''Mama Lola; Voodoo in Brooklyn.'' EVA, Hamburg 2000 (Original 1991).
:<math>\mathrm{d}F(T, V, N_1, \dots, N_r) = \left( \frac{\partial F}{\partial T} \right)_{V, N_1, \dots, N_r} \mathrm{d}T + \left( \frac{\partial F}{\partial V} \right)_{T, N_1, \dots, N_r} \mathrm{d}V \, + \, \sum_{i=1}^r \left( \frac{\partial F}{\partial N_i} \right)_{T, V, N_{j \neq i}} \mathrm{d}N_i \quad (*)</math>.
* [[Alfred Métraux]]: ''Voodoo in Haiti.'' (''Le Vaudou haitien.'' 1958) Gifkendorf 1994, ISBN 3-926112-39-5.
 
* Papa Nemo: ''Der Weg des Voodoo. Von den Grundlagen zur Praxis.'' Fachverlag für esoterische Philosophie, 2003, ISBN 3-936830-01-0.
und andererseits, unter Benutzung ihrer Definition
* Heike Owusu: ''Voodoo Rituale. Hintergründe, Praxis und Schutzmaßnahmen.'' Schirner Verlag, Darmstadt 2006, ISBN 3-89767-533-1.
:<math>\mathrm{d}F & = \mathrm{d}(U - TS) </math>
* Astrid Reuter: ''Voodoo und andere afroamerikanische Religionen.'' Beck, München 2003.
::<math>& = \mathrm{d}U - \mathrm{d}(TS)</math>
* Laura Salm-Reifferscheidt (Text), Ann-Christine Woerth (Fotos): ''Voodoo. Leben mit Göttern und Heilern in Benin''. F. A. Herbig, München 2011, ISBN 978-3-7243-1040-2.
::<math>& = T \, \mathrm{d}S - p \, \mathrm{d}V + \, \sum \mu_i \, \mathrm{d}N_i \, - \mathrm{d}(TS) </math>
* Papa Shanga: ''Praxis der Voodoo – Magie.'' Esoterischer Verlag Paul Hartmann, 2000, ISBN 3-932928-00-8.
::<math>& = T \, \mathrm{d}S - p \, \mathrm{d}V + \, \sum \mu_i \, \mathrm{d}N_i \, - T \, \mathrm{d}S - S \mathrm{d}T </math>
* E. Wade-Davis: ''Schlange und Regenbogen, die Erforschung der Voodoo-Kultur und ihrer geheimen Drogen.'' Knaur, München 1988.
::<math>& = -S \, \mathrm{d}T - p \, \mathrm{d}V \, + \, \sum \mu_i \, \mathrm{d}N_i \quad (*)</math>
''' Artikel '''
 
* [[Gert Chesi]]: ''Voodoo: Die Götter sind heimgekehrt.'' In: ''[[GEO (Zeitschrift)|Geo-Magazin.]]'' Hamburg 1980,2, S. 92–108. Informativer Erlebnisbericht. {{ISSN|0342-8311}}.
so dass aus dem Vergleich der Koeffizienten in den markierten Gleichungen folgt<ref name="HJLange_28f">H.-J. Lange: ''Die Physik des Wetters und des Klimas.'' Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-496-02747-9, S. 28f</ref>
:<math>\left( \frac{\partial F}{\partial T} \right)_{V, N_1, \dots, N_r} = -S</math>,
sowie
:<math>\left( \frac{\partial F}{\partial V} \right)_{T, N_1, \dots, N_r..} = -p</math>
und
:<math>\left( \frac{\partial F}{\partial N_i} \right)_{T, V, N_{j \neq i}} = \mu_i</math>.
 
Die Herleitung zeigt gleichzeitig, wie die Subtraktion des Terms <math>T \, S</math> die Liste der unabhängigen Variablen von <math>(S, V, \dots)</math> in <math>(T, V, \dots)</math> ändert,<ref name="HJLange_28f" /> indem dadurch im totalen Differential der von <math>\mathrm{d}S </math> abhängige Term entfernt und ein von <math>\mathrm{d}T</math> abhängiger Term hinzugefügt wird.
 
Die zweite der markierten Gleichungen ist eine „differentielle Fundamentalfunktion“<ref>E. Keszei: ''Chemical Thermodynamics.'' Springer, Berlin / Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-19863-2, S. 13, 48</ref>, nämlich die differentielle freie Energie als Funktion ihrer natürlichen Variablen:
:<math>\mathrm{d}F(T, V, N_1, \dots, N_r) = -S \, \mathrm{d}T - p \mathrm{d}V \, + \, \sum_{i=1}^r \mu_i \, \mathrm{d}N_i</math>.
 
Daneben kann es nötig sein für die Beschreibung des Systems weitere Produkte aus Arbeitskoeffizienten und Arbeitskoordinaten einzuführen<ref>Thermodynamik der Mischphasen: Mit Einer Einführung in die Grundlagen der Thermodynamik, Rudolf Haase, ISBN 3662225468, S. 55, [https://books.google.de/books?id=P9qEBwAAQBAJ&lpg=PA55&ots=hr8MutPFat&dq=arbeitskoordinate%20arbeitskoeffizient&hl=de&pg=PA55#v=onepage&q=arbeitskoordinate%20arbeitskoeffizient&f=false Google Books] </ref>, z.&nbsp;B. für elektromagnetische Felder siehe den nächsten Abschnitt.
 
== Thermodynamik mit elektromagnetischen Feldern ==
Unter Einbeziehung [[elektrisches Feld|elektrischer]] und [[magnetisches Feld|magnetischer Felder]] ist die innere Energie gegeben durch:
 
:<math>\mathrm{d}U = T \, \mathrm{d}S - p \, \mathrm{d}V + \mu \, \mathrm{d}N + E \, \mathrm{d}D + H \, \mathrm{d}B</math>
 
mit
* <math>E</math> – [[Elektrisches Feld|elektrische Feldstärke]]
* <math>D</math> – [[elektrische Flussdichte]] mal Volumen
* <math>H</math> – [[magnetische Feldstärke]]
* <math>B</math> – [[magnetische Flussdichte]] mal Volumen
 
Die freie Energie wird nun definiert über:
 
:<math>F(T, V, N, D, B) := U(S, V, N, D, B) -T \, S </math>
 
wobei die elektromagnetischen Felder im betrachteten Volumen als homogen angenommen werden. Das totale Differential lautet:
 
:<math>\mathrm{d}F = -S \, \mathrm{d}T - p \, \mathrm{d}V + \mu \, \mathrm{d}N + E \, \mathrm{d}D + H \, \mathrm{d}B</math>
 
Für konstantes Volumen, Teilchenzahl und elektrisches Feld wird daraus:
 
:<math>\mathrm{d}F_{V, N, E = \text{const.}}=-S\,\mathrm{d}T + E \, \mathrm{d}D + H \, \mathrm{d}B</math>
 
Je nach Erfordernis kann man auch die elektromagnetischen Größen einer weiteren Legendre-Transformation unterwerfen, also
 
:<math>\tilde{F}(T, V, N, E, H) := F(T, V, N, D, B) - E\, D - H\, B</math>
 
mit dem Differential
 
:<math>\mathrm{d}\tilde{F} = -S \, \mathrm{d}T - p \, \mathrm{d}V + \mu \, \mathrm{d}N - D \, \mathrm{d}E - B \, \mathrm{d}H</math>
 
== Geschichte ==
Die Eigenschaft dieses thermodynamischen Potentials, die von einem System maximal verrichtbare Arbeit zu beschreiben, wurde bereits von [[James Clerk Maxwell]] in seinem Werk ''Theory of Heat'' (1871) erläutert. [[Josiah Willard Gibbs]] prägte 1873 die englische Bezeichnung „available energy“ (zur Verfügung stehende Energie) für das Potential.<ref>P. Duhem: ''Thermodynamics and Chemistry.'' John Wiley & Sons, New York 1903, S. 93f ({{archive.org|thermodynamicsa00burggoog}})</ref>


Die deutsche Bezeichnung „freie Energie“ wurde von [[Hermann von Helmholtz]] in dem 1882 der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften]] vorgelegten ersten Teil seiner Arbeit über die „Thermodynamik chemischer Vorgänge“ eingeführt:
== Dokumentarfilme ==
{{Zitat|Wenn wir nun bedenken, dass die chemischen Kräfte nicht blos<!-- sic --> Wärme, sondern auch andere Formen der Energie hervorbringen können, letzteres sogar ohne dass irgendeine der Grösse der Leistung entsprechende Aenderung<!-- sic --> der Temperatur in den zusammenwirkenden Körpern einzutreten braucht, wie z. B. bei den Arbeitsleistungen der galvanischen Batterien: so scheint es mir nicht fraglich, dass auch bei den chemischen Vorgängen die Scheidung zwischen dem freier Verwandlung in andere Arbeitsformen fähigen Theile<!-- sic --> ihrer Verwandtschaftskräfte und dem nur als Wärme erzeugbaren Theile<!-- sic --> vorgenommen werden muss. Ich werde mir erlauben diese beiden Theile<!-- sic --> der Energie im Folgenden kurzweg als die ''freie''<!-- im Original gesperrt --> und die ''gebundene Energie'' <!-- im Original gesperrt --> zu bezeichnen. Wir werden später sehen, dass die aus dem Ruhezustande und bei constant<!-- sic --> gehaltener gleichmässiger Temperatur des Systems von selbst eintretenden und ohne Hilfe einer äusseren Arbeitskraft fortgehenden Processe<!-- sic --> nur in solcher Richtung vor sich gehen können, dass die freie Energie abnimmt.<ref>H. Helmholtz: ''Die Thermodynamik chemischer Vorgänge.'' Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1882 - Erster Halbband (Berlin: Verl. d. Kgl. Akad. d. Wiss., 1882), S. 22 ([http://bibliothek.bbaw.de/bbaw/bibliothek-digital/digitalequellen/schriften/anzeige/index_html?band=10-sitz/1882-1&aufloesung:int=1&seite:int=37 Digitalisat]), Zitat: S. 23 ([http://bibliothek.bbaw.de/bbaw/bibliothek-digital/digitalequellen/schriften/anzeige/index_html?band=10-sitz/1882-1&aufloesung:int=1&seite:int=38 Digitalisat])</ref>}}
* Mounted by the Gods (2003), Regie: Alberto Venzago, Dokumentarfilm, in dem Alberto Venzago fast zehn Jahre Mahounon (einer der mächtigsten Voodoo-Priester Afrikas) mit seiner Kamera begleitet, geheime Voodoo Zeremonien und Opfer-Rituale filmt und Zugang zu heiligen Orten bekommt.
 
* ''Voodoo – Die Kraft des Heilens.'' (2010), Aufgenommen: Henning Christoph<ref>[http://www.kino.de/kinofilm/voodoo-die-kraft-des-heilens/109016.html ''Voodoo – Die Kraft des Heilens.''] auf: kino.de</ref>
== Siehe auch ==
* ''Voodoo – Magier der Erde'' (2013), Regie und Kamera: Gert Chesi für das Museum der Völker<ref>[https://vimeo.com/99450780 ''Voodoo – Magier der Erde.''] auf: vimeo.com</ref>
* [[Gibbs-Energie]]
* [[Kanonisches Ensemble]]
* [[Großkanonisches Potential]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.tf.uni-kiel.de/matwis/amat/mw1_ge/kap_5/backbone/r5_3_1.html ''Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik''.] Anschauliche Erklärung der thermodynamischen Zusammenhänge der Uni Kiel.
{{Commonscat|Voodoo}}
 
{{Wiktionary}}
== Literatur ==
* Michael Lüders: [http://www.zeit.de/1997/09/voodoo.txt.19970221.xml ''Voodoo-Kult in Schwarzafrika: Wo die Zombies wohnen und walten.''] In: ''Die Zeit.'' 1997.
* Callen: ''Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics''. Wiley & Sons. ISBN 978-0-471-86256-7
* Barthélemy Zinzindohoue: [http://www.afrikaworld.net/afrel/zinzindohoue.htm ''Traditional Religion in Africa. The Vodun Phenomenon in Benin.''] auf: africaworld.net
* Ulrich Nickel, ''Lehrbuch der Thermodynamik. Eine verständliche Einführung''. 2. Auflage. PhysChem, 2011, ISBN 978-3-937744-06-3
* Konrad Licht: [http://www.konradlicht.com/Texts/ethno/voodo/voodoo.html ''Documentaries Worldwide.''] Tieropferungen im Voodoo in Literatur und Film
* Schwabl: ''Statistische Mechanik''. Springer. ISBN 978-3-540-31095-2
* Joseph J. Williams, S. J.: [http://aren.org/prison/documents/african/19/19.pdf ''Voodoos and Obeahs. Phases of West India Witchcraft.''] Lincoln Mac Veagh, Dial Press Inc., New York 1932. (PDF-Datei; 444&nbsp;kB)
* C. Chipot, A. Pohorille: ''Free energy calculations - theory and applications in chemistry and biology.'' Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-73617-2
* [http://www.bj.refer.org/benin_ct/tur/vodoun/temples.htm ''L’animisme au Bénin.''] Fotos
*Huang, Kerson: ''Statistical Mechanics''. Wiley. ISBN 978-81-265-1849-4
* [http://www.imdb.com/title/tt0270522/ ''Mounted by the Gods''] auf IMDB
* [http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/perspektiven/2724.sh10194597.html ''Voodoo: Religion oder blutrünstige Magie?''] Schweizer Radio DRS 2 vom 27. November 2011 ([http://pod.drs.ch/mp3/perspektiven/perspektiven_201111271300_10194597.mp3 Podcast]; MP3; 14,7&nbsp;MB).
* {{Internetquelle |url=http://www.uebersee-museum.de/Vodou_Kunst_und_Kult_aus_Haiti.html |titel=Vodou: Götter und Geister, Geheimkult und Magie |hrsg=Sammlung Lehmann im Übersee-Museum in Bremen |archiv-url=http://web.archive.org/web/20120321150206/https://www.uebersee-museum.de/Vodou_Kunst_und_Kult_aus_Haiti.html |archiv-datum=2012-03-21 |abruf=2019-09-03 |abruf-verborgen=1}}
* [http://www.smb.museum/smb/kalender/details.php?lang=de&objID=12873&p=24 Ausstellung der Sammlung Lehmann in den Staatlichen Museen zu Berlin], auf dieser Seite sehr gute Fotos der Objekte und fachlich korrekte Hintergrundinformationen zum haitianischen Vodou
* [http://www.soul-of-africa.com/index.php Website des Museums „Soul of Africa“ in Essen]
* Christoph Wagenseil: [http://remid.de/index.php?text=Info_Afroamerika ''Kurzinformation Religion: Afroamerikanische Religionen''], Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V. – REMID, abgerufen am 4. September 2013.
* Georg Schmid: [http://relinfo.ch/voodoo/info.html ''Voodoo, Macumba, Candomblé: Kurzinformation''], relinfo.ch, abgerufen am 4. September 2013.
* Gabriele Lademann-Priemer: [http://relinfo.ch/voodoo/voodoo.html ''Voodoo''], relinfo.ch, abgerufen am 4. September 2013.
* Henning Christoph zu Gast und im Interview in [https://archive.org/details/Planet-Wissen_Was-ist-Voodoo_Henning-Christoph ''Planet Wissen''].


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Magie]]
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Version vom 19. Juli 2022, 03:13 Uhr

Voodoo-Altar mit mehreren Fetischen in Abomey, Benin (2008)
Fledermaus wird für ein Voodoo-Ritual präpariert, Fetischmarkt Akodésséwa, Togo
Schädel diverser Tierarten
Fetischmarkt Akodésséwa, der größte Voodoo-Markt in Westafrika 2008

Voodoo [ˈvuːduː], auch Vodun, Voudou, Wudu oder Wodu, ist eine synkretistische Religion, die sich ursprünglich in Westafrika entwickelte und heute auch in kreolischen Gesellschaften des atlantischen Raums und vor allem in Haiti beheimatet ist. Durch die Sklaverei kam die Praxis aus den traditionellen Religionen Westafrikas in die Karibik, wobei Elemente anderer Religionen – vorwiegend der christlichen – eingebracht wurden. Weltweit hat Voodoo etwa 60 Millionen Anhänger.[1]

Entwicklung

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Voodoo ist eine ursprünglich westafrikanische Religion. Das Wort „Voodoo“ leitet sich aus einem Wort der westafrikanischen Fon für Geist ab. Es wird oft stellvertretend für verschiedene afro-amerikanische Religionen benutzt.

Voodoo gehört in die Yoruba-Tradition. Die Yoruba durchquerten Afrika von Ägypten aus über eine Route, die Afrika von der Mitte des Nils bis Mitte des Nigers kreuzt. Auf diesem Gebiet des heutigen Nigeria befand sich eine Kultur, welche die heutige Wissenschaft als Nok-Kultur bezeichnet. Zwischen 200 und 500 vor Christus traf die Völkergruppe der Yoruba auf die Nok und begann langsam mit dieser zu verschmelzen. Unter der Führung von König Oduduwa der Yoruba ließ sich sein Volk zu dieser Zeit in der schon bestehenden Stadt Ile-Ife nieder, welche als heilige Stadt der einheimischen Bevölkerung galt. Deren Nachkömmlinge eroberten die Landstriche, durch die sie zogen, und legten so den Grundstein des Yoruba-Reiches, welches den Glauben weitertragen sollte.[2]

Voodoo stellt gleichwohl eine synkretistische Religion aus vielfältigen afrikanischen, islamischen, katholischen und auch indianischen Elementen dar, die sich in Folge aus Herkunft und Geschichte der Sklaven in Westindien ergab. Aus ihren afrikanischen Dorfgemeinschaften gerissen und zur Arbeit für die Kolonialisten und zum christlichen Glauben gezwungen, versuchten einige der Sklaven, ihre ursprüngliche Religion und die Hoffnung und Identität, die sie mit ihr verbanden, fortzuführen. So stehen etwa Bilder katholischer Heiliger im Voodoo oftmals als Stellvertreter für afrikanische Geistwesen mit ähnlichen Eigenschaften oder ähnlichem Symbolgehalt.

Voodoo wird heute hauptsächlich in den afrikanischen Staaten Benin, Ghana und Togo praktiziert, ferner im Karibikstaat Haiti sowie teilweise in Haitis Nachbarstaat, der Dominikanischen Republik, wo viele Haitianer leben. Darüber hinaus wird es auch in Louisiana (USA) praktiziert. In Benin ist Voodoo zusammen mit Christentum und Islam eine offiziell anerkannte Religion, der 10. Januar jedes Jahres ist seit 1996 Voodoo-Feiertag. Eingeführt wurde dieser von Präsident Nicéphore Dieudonné Soglo.[3] Am 4. April 2003 wurde Voodoo durch Präsident Jean-Bertrand Aristide zur offiziellen Religion in Haiti erhoben. Houngans, Bocore und Mambos haben seitdem in Haiti dieselben Rechte wie ihre katholischen Kollegen. Sie dürfen offiziell Ehen schließen, Taufen durchführen und Begräbnisse leiten.[2]

Eng verwandte Religionen der Yoruba-Tradition werden in etwas abweichender Form und unter anderem Namen auf Kuba (Santería) und in Brasilien (Candomblé, Umbanda) praktiziert. Der in Brasilien bisweilen verwendete Begriff Macumba ist abwertend.[4] In den unterschiedlichen Karibikstaaten entwickelte sich bedingt durch das unterschiedliche Verhalten der Sklavenhändler zu ihren Sklaven (und somit auch durch Unterschiede in der Vermittlung des katholischen Glaubens) Voodoo anders als in Haiti.

Die Religion Voodoo verbreitet sich weltweit, besonders im Ursprungskontinent Afrika, da sich vor allem die schwarze Bevölkerung wieder an ihre Wurzeln erinnert. In Haiti praktizierten Anfang der 2000er Jahre schätzungsweise 70 % der Erwachsenen den Voodoo.[5] Gleichzeitig bekannten sich 90 % der Haitianer auch zum katholischen Glauben.[6]

Gott

Voodoo kennt nur einen Gott, dieser wird französisch Bondieu („Guter Gott“), davon abgeleitet kreolisch Bondye genannt. Da Bondieu allerdings so gewaltig ist, dass der Gläubige sich nicht direkt an ihn wenden kann, gibt es die Loa als Vermittler. Bei den Loa handelt es sich um göttliche Geistwesen, in deren Macht es steht, Dinge zu verändern. Für den Voodoo-Gläubigen sind die Loa Racine, die Familien-Loa, deren Anbetung innerhalb der Familie schon seit Generationen stattfindet, dabei die wichtigsten Ansprechpartner.[7]

Kult und Inhalte

Im Voodoo-Kult Haitis dominieren die drei Loa-Nationen Rada, Ghede und Petro (kreolisch: Petwo). Der Radakult ist der ältere und somit traditionsreichere Kult mit afrikanischem Ursprung. Rada-Loa sind von sanfter Natur und haben aufbauende Eigenschaften. Der Petrokult ist im Zusammenhang mit den Befreiungskriegen der haitianischen Sklaven Ende des 18. Jahrhunderts entstanden. Dies erklärt das eher aggressive und kriegerische Naturell der Petro-Geister, von denen es heißt, sie hätten sich zum Teil aktiv am Unabhängigkeitskampf beteiligt. Initialisierend war die große Vodoo-Zeremonie von Bois Caiman („Wald von Caiman“) am 14. August 1791 im Norden der Insel. Ein aus Jamaika entflohener Sklave, der sich selbst Boukman nannte (wohl ein Verweis darauf, dass er belesen war), versammelte in jener Nacht bereits geflohene Sklaven und zahlreiche Sklaven aus den umliegenden Plantagen um sich. Unter seiner Führung begann ein Krieg, der erst am 1. Januar 1804 mit der Unabhängigkeitserklärung Haitis endete. Voodoo spielte dabei die ganze Zeit eine entscheidende Rolle und führte dazu, dass militärische Symbole fest im haitianischen Voodoo verankert wurden – ein Phänomen, das so in anderen afroamerikanischen Religionen nicht zu finden ist. Man könnte meinen, dass die Petwo-Geister wegen ihrer schwierigen Charaktere in Zeremonien eher gemieden würden. Dies ist jedoch nicht der Fall, da sie gerade wegen ihres explosiven Temperaments ungemein dynamisch in ihrer Wirkung sind. Man konsultiert sie daher beispielsweise gern, wenn schnelle Ergebnisse erwünscht oder schwere Krankheiten zu heilen sind.[8] Bestimmte Loa wie Simbi Andezò gehören sowohl zum Rada- als auch zum Petrò-Kult. Plèn dinò ist ein weiterer bedeutender, mit der katholischen Kirche geteilter Wallfahrtsort.

Voodoo-Fetischmarkt in Lomé, Togo (2008)

An zentraler Stelle stehen bei Voodooritualen das Opfer von Tieren oder Genussmitteln wie Rum und Tabak sowie der Priester, die in die Gemeinschaft Eingeweihten, das Fest und der Tanz (siehe Trancetanz). Er ist mit seinen Trommel-Rhythmen und Gesängen den verschiedenen Geistwesen zugeordnet. Symbol des Priestertums ist die als Asson bezeichnete rituelle Rassel.[9] Die Loa ergreifen vereinzelt Besitz von den Tänzern, die sich dabei in tiefer Trance befinden.

Die Tempel des Voodoo werden als Hounfours, die den Tempel nutzenden Gemeinschaften als Sosyetes (kreol. für Gemeinschaften) bezeichnet. In Haiti hat sich mit Sodo ein bedeutender Wallfahrtsort des Voodoo gebildet; die römisch-katholische Kirche betrachtet Sodo aufgrund derselben angeblichen Erscheinungen als Marienerscheinungsort und veranstaltet parallel eigene Wallfahrten dorthin.[10]

Der Schriftsteller Hubert Fichte beschreibt in zwei Bänden seine Reisen durch den Raum der afroamerikanischen Religion und seine Suche nach Informationen über sie.

Im Voodoo sind alle sexuellen Orientierungen einschließlich der praktizierten Homosexualität akzeptiert.[11]

Glaubensgruppen

Eine geschlossene Glaubensgemeinschaft gibt es nicht, vielmehr teilen sich die Anhänger des Voodoo in einzelne Gruppen auf. Jede Gruppe verehrt eine bestimmte Tradition, eine heilige Figur oder einen Loa. Der oberste Loa (in der Santería und im Candomblé wird von Orishas oder Orixás gesprochen) ist Olorun, ein sehr wichtiger Loa heißt Obatala. Darüber hinaus existieren noch weit mehr als 200 Loa, darunter Papa Legba, als Mittler zwischen den Göttern und Menschen, Agowu, ein Loa, der Stürme und Erdbeben auszulösen vermag, Damballah, der Loa der Schlangen, Ogoun, der Loa der Kriege, Ghede, Agwe, Ti-Jean-Petro und Erzulie. Ein Priester wird Houngan, eine Priesterin Mambo genannt.

Legendär berüchtigt für den Voodoo-Kult sind angebliche Zombies. Sie geistern durch Albträume der Kinder, schockieren in Horrorfilmen und haben offenbar einen realen Ursprung in Randbereichen des Voodoo-Kultes. Es soll sich dabei um geraubte, dauerhaft schwer narkotisierte Menschen handeln, die, in körperlicher Verwahrlosung lebend, Schwerstarbeit verrichten müssen. Da ihre Angehörigen nichts von diesem Dasein wissen und sie für tot und begraben halten, falle ihr Schicksal nicht auf.

Besessenheit gehört in diesen Religionen zur rituell vollzogenen Vereinigung mit einem Loa. Sie hat hier nichts mit dem Erleiden eines seelisch Kranken zu tun; es gilt als eine Ehre, von den Loa „geritten“ zu werden. Menschen, die von den Geistern während Trancezeremonien kurzzeitig eingenommen wurden, werden im Voodoo hoch geehrt und von Kranken und Hilfesuchenden während der Trance befragt. Ein derart „Besessener“ ist von da an sein Leben lang spirituell mit dem betreffenden Geistwesen verbunden. Häufig ist es dieser Loa, der später eine engere Verbindung mit dem Gläubigen wünscht, die durch ein aufwändiges Ritual geschaffen wird. Die erwünschte Besessenheit wird, auch in Abgrenzung zur Ekstase, als Enstase bezeichnet.[12]

Tchamba ist ein Besessenheitskult im Süden von Togo, bei dem die Geister ehemaliger Sklaven geehrt werden.

Synkretismen

Der Glaube und die Praxis des Voodoo überschneiden sich mit anderen, vornehmlich christlichen Religionen.[13] So wird Maria, die Mutter Jesu Christi, mit dem weiblichen Loa Erzulie synkretisiert. Erzulies Veve enthält ein von einem Schwert durchbohrtes Herz, wie es auch in der christlichen Symbolik für Maria steht.[14] Im haitianischen Voodoo wird die christliche Heilige und Märtyrerin Philomena von Rom synkretistisch in Gestalt des weiblichen Loa Filomez verehrt.[15][16]

Voodoo in den USA und in Kanada

Die meisten afrikanischen Sklaven, die man im 18. Jahrhundert nach Haiti oder in den Süden der USA brachte, stammten aus Westafrika. Die französischen Kolonialherren verboten ihnen die Ausübung ihres Glaubens und führten den Katholizismus als offizielle Religion ein. Nachdem Haiti am 31. Dezember 1804 die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, wurden auch die alten Bräuche wieder in Freiheit ausgeübt.

Wegen der christlichen Einflüsse unterscheidet sich der nordamerikanische und karibische Voodoo jedoch von seinem afrikanischen Ursprungsglauben. Viele der Einwohner Haitis bekennen sich neben dem Glauben ihrer Vorfahren auch gleichzeitig zum Christentum und bringen katholische Traditionen in ihre Riten ein. In Afrika fließen Elemente des Islam in den Voodoo ein, umgekehrt lassen sich Geisterkulte des Voodoo im afrikanischen Volksislam finden.

Heute finden sich vor allem in New Orleans, Miami und Montreal Anhänger von Voodoo-Kulten. Großen Einfluss auf den Voodoo-Kult in den USA hatte Marie Laveau. Da der Voodoo hier vor allem von karibischen Migranten praktiziert wird, beziehen sich auch die Inhalte des Glaubens und der Praxis auf den Migrationskontext, d. h. die Alltagsthemen und Bedürfnisse von Migranten.[17]

Schwarze Magie

Immer wieder wird Voodoo mit schwarzer Magie assoziiert. Genährt wurden diese Vorstellungen durch die Praktiken des Totenkults und den Glauben an die Wiederbelebung längst Verstorbener (Nekromantie). Als gefährlichster Geist wird die weibliche Loa Marinette angesehen.[14]

Menschenopfer waren und sind kein Bestandteil des Voodooglaubens.[18] Es werden aber Rituale praktiziert, bei denen Tiere geopfert werden. Diese Tieropfer dienen einerseits der spirituellen Ernährung der Loa, andererseits der Ernährung der Gläubigen. Es handelt sich demnach um rituelle Schlachtungen.

Wie in anderen Kulturen und Religionen kann es vorkommen, dass Priester und Gläubige des Voodoo ihre vermeintlichen Kräfte für Schadzauber einzusetzen versuchen. Priester und Anhänger des Voodooglaubens, die solche Praktiken ausüben, werden Bocore genannt. Im Gegensatz dazu steht der Houngan, ein Voodoo-Priester, der solche Praktiken ablehnt, wenn aus seiner Sicht kein moralisch angemessener Grund besteht. Bei Priesterinnen wird dieser begriffliche Unterschied meist nicht gemacht; sie werden stets als Mambos bezeichnet.

Voodoo-Puppen

Voodoo-Puppe

Ein bekannter, aber meist übertrieben dargestellter Brauch ist das Herstellen von Voodoo-Puppen, die oft einem bestimmten Menschen nachgebildet sind. Manchmal wird auch ein Foto auf den Kopf der Puppe aufgeklebt. Durch das Stechen in die Puppe oder durch das Durchbohren mit Nadeln sollen die Betroffenen beeinflusst werden. Sowohl zum Schadenszauber als auch zum Heilen von Kranken werden Puppen benutzt. Dieser Analogiezauber wurde ursprünglich von Priestern in Haiti verwendet.

Ähnliche Praktiken des Schadenszaubers existierten in Europa als Volksglauben in Form der Atzmänner.

Missbrauch

Die Voodoo-Religion wurde in der Vergangenheit vorsätzlich für religionsfremde Zwecke missbraucht, insbesondere als Mittel zur Einschüchterung und Bedrohung.

Politik

Zwischen 1957 und 1971 gab sich Haitis Diktator François Duvalier als Baron Samedi, ein Todesgeist im Voodoo, aus, um seine Gegner einzuschüchtern und seine politische Macht abzusichern.[19]

Zwangsprostitution

In anderer Weise wurde Voodoo im Milieu der Zwangsprostitution missbraucht. Hier diente der Glaube an Schwüre, die in Westafrika von Voodoo-Priestern abgenommen wurden, dazu, nach Deutschland verschleppte junge Westafrikanerinnen gegenüber ihren ebenfalls aus Westafrika stammenden Zuhälterinnen gefügig zu machen.[20] Einige Berichte geben nicht Voodoo, sondern die in Nigeria ebenfalls weit verbreitete Religion Juju als Mittel der Zwangsprostitution an oder setzen Juju mit nigerianischem Voodoo gleich.[21][22]

Sammlungen von Voodoo-Objekten

Sammlung Lehmann

Die gebürtige Schweizerin Marianne Lehmann lebt seit fast 50 Jahren in Haiti und zog dort mit ihrem haitianischen Ehemann vier Kinder groß. Seit ihr vor über 25 Jahren ein Voodoopriester ein Kultobjekt zum Kauf anbot, begann sie, diese Objekte zu sammeln und gleichzeitig ein tiefes Verständnis für diesen wichtigen Teil der haitianischen Kultur zu entwickeln. Inzwischen sehen die haitianischen Voodoopriester in ihr eine „Beschützerin“ ihrer Kultgegenstände, die sie meist aus materieller Not veräußern. Marianne Lehmann baute in den letzten 25 Jahren eine Sammlung auf bestehend aus bisher über 2500 Gegenständen haitianischer Voodoo-Objekten. Damit stellt sie einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung haitianischen Kulturerbes dar.[23]

Die Sammlung ist in Europa mehrfach ausgestellt worden, z. B. in Berlin.[24] Die letzte Möglichkeit, die Sammlung in Europa zu sehen, bestand in Bremen im Überseemuseum. Die Ausstellung endete am 29. April 2012.[25] Danach sollte die Sammlung in Toronto und schließlich in New York gezeigt werden. Ziel der Ausstellungen ist es, auf die wertvollen Inhalte des haitianischen Vodou hinzuweisen und gleichzeitig auf die Bedrohung dieser Kultur durch vielfältige Einflüsse aufmerksam zu machen. Gleichzeitig sollen Spenden gesammelt werden, die für den Bau eines Museums in Haiti selbst eingesetzt werden, um diese einmalige Sammlung dauerhaft dem haitianischen Volk zurückzugeben.

Museum der Völker

Das 1995 von Gert Chesi gegründete Museum der Völker in Schwaz, Tirol, zeigt eine Reihe hochwertiger Kunstwerke. Unter anderem finden sich im Museum eine bedeutende Kollektion von Terrakotten aus der Nok-Kultur sowie zeitgenössische afrikanische Voodoo-Figuren und Utensilien des Animismus. Dieser Mix aus unterschiedlichsten Artefakten zieht sich über einen Zeitraum von viertausend Jahren und gibt einen Einblick in das kultische und künstlerischen Schaffen der Menschheit. Als Autor von zwanzig Büchern und zahlreichen Artikeln hat Gert Chesi das Museum mit Informationen ausgestattet, die nicht nur die weltweiten Zusammenhänge der Traditionen verständlich machen, sondern darüber hinaus diese akribisch erklären.[26][27]

Siehe auch

Literatur

  • Oliver G. Becker: Voodoo im Strafraum. Fußball und Magie in Afrika. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60131-6.
  • Gert Chesi: Voodoo in Afrika. Haymon, Innsbruck 2003, ISBN 3-85218-433-9.
  • Heike Drotbohm: Geister in der Diaspora. Haitianische Diskurse über Gender, Jugend und Macht in Montreal, Kanada. Curupira, Marburg 2005, ISBN 3-8185-0415-6.
  • Henning Christoph, Klaus E. Müller, Ute Ritz-Müller: Soul of Africa – Magie eines Kontinents. Köln 1999, ISBN 978-3-8290-2715-1.
  • Reginald Crosley: The Vodou Quantum Leap. Llewellyn Publications, 2000, ISBN 978-1-56718-173-9.
  • Maya Deren: Der Tanz des Himmels mit der Erde, die Götter des haitianischen Vaudou. (Divine Horsemen, 1953) Wien 1992.
  • Karola Elwert-Kretschmer: Religion und Angst, Soziologie der Voodoo-Kulte. Campus, Frankfurt a. M./New York 1997. (zugl.: Hannover, Univ., Diss., 1995)
  • Andreas Gößling: Voodoo. Götter, Zauber, Rituale. Knaur Taschenbuch, München 2004, ISBN 3-426-77733-9.
  • Melville J. Herskovits: Dahomey. An Ancient West African Kingdom. 2 Bde., New York 1938.
  • Laënnec Hurbon: Dieu dans le Vaudou haïtien. Payot, Paris 1972.
  • Laënnec Hurbon: Voodoo: Truth and Fantasy. Thames and Hudson, London 1995, ISBN 0-500-30049-6.
  • Gabriele Lademann-Priemer: Voodoo. Wissen, was stimmt. Herder, Freiburg 2011, ISBN 978-3-451-06349-7.
  • Karen McCarthy-Brown: Mama Lola; Voodoo in Brooklyn. EVA, Hamburg 2000 (Original 1991).
  • Alfred Métraux: Voodoo in Haiti. (Le Vaudou haitien. 1958) Gifkendorf 1994, ISBN 3-926112-39-5.
  • Papa Nemo: Der Weg des Voodoo. Von den Grundlagen zur Praxis. Fachverlag für esoterische Philosophie, 2003, ISBN 3-936830-01-0.
  • Heike Owusu: Voodoo Rituale. Hintergründe, Praxis und Schutzmaßnahmen. Schirner Verlag, Darmstadt 2006, ISBN 3-89767-533-1.
  • Astrid Reuter: Voodoo und andere afroamerikanische Religionen. Beck, München 2003.
  • Laura Salm-Reifferscheidt (Text), Ann-Christine Woerth (Fotos): Voodoo. Leben mit Göttern und Heilern in Benin. F. A. Herbig, München 2011, ISBN 978-3-7243-1040-2.
  • Papa Shanga: Praxis der Voodoo – Magie. Esoterischer Verlag Paul Hartmann, 2000, ISBN 3-932928-00-8.
  • E. Wade-Davis: Schlange und Regenbogen, die Erforschung der Voodoo-Kultur und ihrer geheimen Drogen. Knaur, München 1988.

Artikel

Dokumentarfilme

  • Mounted by the Gods (2003), Regie: Alberto Venzago, Dokumentarfilm, in dem Alberto Venzago fast zehn Jahre Mahounon (einer der mächtigsten Voodoo-Priester Afrikas) mit seiner Kamera begleitet, geheime Voodoo Zeremonien und Opfer-Rituale filmt und Zugang zu heiligen Orten bekommt.
  • Voodoo – Die Kraft des Heilens. (2010), Aufgenommen: Henning Christoph[28]
  • Voodoo – Magier der Erde (2013), Regie und Kamera: Gert Chesi für das Museum der Völker[29]

Weblinks

Commons: Voodoo - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Voodoo – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. ORF ON Science: Voodoo im Cyberspace, Österreichischer Rundfunk, undatiert
  2. 2,0 2,1 Papa Nemo: Der Weg des Voodoo – Von den Grundlagen zur Praxis. Verlag Fachverlag für Esoterische Philosophie, Siegburg 2003, ISBN 3-936830-01-0.
  3. Voodoo-Fest, Feste der Religionen
  4. Brasilien: Gesetzeslage zur Religionsfreiheit und deren faktische Anwendung. Aid to the Church in Need, Abruf am 5. Juli 2022
  5. Verbreitung des Voodoo-Kultes in der Welt. (Memento vom 16. Mai 2011 im Internet Archive) auf: br-online.de
  6. Gabriele Lademann-Priemer: Voodoo – Ein Versuch, den Begriff zu entschleiern und eine Religion darzustellen. auf: relinfo.ch, abgerufen am 25. Januar 2022.
  7. Alfred Métraux: Voodoo in Haiti. (Le Vaudou haitien. 1958) Gifkendorf 1994, ISBN 3-926112-39-5.
  8. Astrid Reuter, 2003, S.
  9. Milo Rigaud: Secrets of Voodoo. Seiten 36 f, erschienen 1969. ISBN 978-0-87286-171-8 bei Google Books
  10. James Henderson: Haiti: Deliverance from evil. The Daily Telegraph, 10. Juni 2003, Abruf am 10. Januar 2015.
  11. Irene Monroe: The Roots of Voodoo’s Acceptance of Gays. Huffington Post, 2. November 2011.
  12. Andreas Gößling: Voodoo: Götter, Zauber, Rituale. Edition Marbuelis 12, 2020. ISBN 978-3-426-77733-6
  13. Eine Fülle von Beispielen findet sich in der Dissertation von Lamartine Petit-Monsieur: La coexistence de types religieux différents dans l'Haïtien contemporain. Verlag der Neuen Zeitschrift für Missionswissenschaft (NZM), Immensee 1992, ISBN 3-85824-071-0.
  14. 14,0 14,1 Description of Various Loa of Voodoo, Webster University, 1990
  15. William Rizzuto: Origins of the Lwa (Memento vom 14. März 2014 im Internet Archive), Vodou Roots, 2013
  16. Boukman Eksperyans: Filomèz, hougansydney.com, undatiert
  17. Heike Drotbohm: Geister in der Diaspora. Haitianische Diskurse über Gender, Jugend und Macht in Montreal, Kanada. Marburg: Curupira, ISBN 3-8185-0415-6.
  18. Bob Corbett: Selected Voodoo terms. Webster University, undatiert
  19. Stephanie Hanes: Jean-Claude Duvalier, ex-Haitian leader known as Baby Doc, dies at 63. Washington Post vom 4. Oktober 2014.
  20. Dietmar Seher: Frauen mit Voodoo zur Prostitution gezwungen – Razzia in NRW, derwesten.de vom 26. Oktober 2012
  21. Maik Baumgärtner, Lisa Bjurwald: Menschenhandel in Europa: Die missbrauchte Sehnsucht. Spiegel online vom 16. Februar 2014.
  22. Aus Nigeria auf den Straßenstrich. Stern, 2. April 2008.
  23. nawao.org
  24. Staatliche Museen zu Berlin (Memento vom 9. September 2012 im Webarchiv archive.is)
  25. Übersee-Museum Bremen
  26. Website des Museums
  27. Website Gert Chesi
  28. Voodoo – Die Kraft des Heilens. auf: kino.de
  29. Voodoo – Magier der Erde. auf: vimeo.com
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