Seekühe und Holunder: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Taxobox
{{Taxobox
| Taxon_Name      = Seekühe
| Taxon_Name      = Holunder
| Taxon_WissName  = Sirenia
| Taxon_WissName  = Sambucus
| Taxon_Rang      = Ordnung
| Taxon_Rang      = Genus
| Taxon_Autor      = [[Johann Karl Wilhelm Illiger|Illiger]], 1811
| Taxon_Autor      = [[Wikipedia:Carl von Linné|L.]]
| Taxon2_WissName  = Tethytheria
| Taxon2_Name      = Moschuskrautgewächse
| Taxon2_Rang      = ohne Rang
| Taxon2_WissName  = Adoxaceae
| Taxon3_WissName  = Paenungulata
| Taxon2_Rang      = Familie
| Taxon3_Rang      = ohne Rang
| Taxon3_Name      = Kardenartige
| Taxon4_WissName  = Afrotheria
| Taxon3_WissName  = Dipsacales
| Taxon4_Rang      = Überordnung
| Taxon3_Rang      = Ordnung
| Taxon5_Name      = Höhere Säugetiere
| Taxon4_Name      = Euasteriden II
| Taxon5_WissName  = Eutheria
| Taxon4_Rang      = ohne
| Taxon5_Rang      = Unterklasse
| Taxon5_Name      = Asteriden
| Taxon6_Name      = Säugetiere
| Taxon5_Rang      = ohne
| Taxon6_WissName  = Mammalia
| Taxon6_Name      = Kerneudikotyledonen
| Taxon6_Rang      = Klasse
| Taxon6_Rang      = ohne
| Bild            = Manatee photo.jpg
| Bild            = Sambucus nigra 2004 c.jpg
| Bildbeschreibung = [[Karibik-Manati]] (''Trichechus manatus'')
| Bildbeschreibung = [[Wikipedia:Schwarzer Holunder|Schwarzer Holunder]] (''Sambucus nigra''), Blütenstände
| Subtaxa_Rang    = Familie
| Subtaxa          = *[[Gabelschwanzseekühe]] (Dugongidae)
* [[Rundschwanzseekühe]] (Trichechidae)
}}
}}
Die '''Seekühe''' (Sirenia) sind eine [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] pflanzenfressender [[Säugetiere]] mit heute noch vier lebenden Arten. Sie werden zur Überordnung der [[Afrotheria]] gezählt; unter den heute noch lebenden Tieren sind die [[Elefanten]] ihre nächsten Verwandten. Neben den [[Wale]]n und den [[Robben]] sind Seekühe das dritte größere [[Taxon]] meeresbewohnender Säugetiere ([[Meeressäuger]]). Anders als Robben haben sie keine geeigneten Gliedmaßen, um sich an Land zu bewegen. Im Gegensatz zu den Walen halten sich Seekühe stets in Küstennähe oder gar im Süßwasser und oft in sehr flachem Wasser auf.


== Merkmale ==
Die '''Holunder''' (''Sambucus'') bilden eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] in der Familie der [[Wikipedia:Moschuskrautgewächse|Moschuskrautgewächse]] (Adoxaceae). Die Gattung enthält weltweit etwas über zehn [[Art (Biologie)|Arten]], von denen drei in [[Mitteleuropa]] heimisch sind. Am bekanntesten von diesen drei Arten ist der [[Wikipedia:Schwarzer Holunder|Schwarze Holunder]], der im heutigen Sprachgebrauch meist verkürzt als „Holunder“, in Norddeutschland oft auch als „Fliederbeerbusch“ und in Altbayern und Österreich als „Holler“ oder in der Schweiz und im Schwäbischen als „Holder“ bezeichnet wird. Daneben gibt es den ebenfalls strauchförmigen [[Wikipedia:Roter Holunder|Roten Holunder]] und den staudenförmigen [[Wikipedia:Zwerg-Holunder|Zwerg-Holunder]]. Die Arten wachsen im gemäßigten bis subtropischen Klima und in höheren Lagen von tropischen Gebirgen.
=== Äußere Anatomie ===
[[Datei:Dugong Marsa Alam.jpg|miniatur|links|[[Dugong]]]]


Seekühe sind massige Tiere mit einem zylindrischen Körper. Die [[Rezent#Biologie|rezenten]] Arten erreichen Körperlängen von 2,50 bis vier Metern, [[Stellers Seekuh]] (''Hydrodamalis gigas''), die im 18. Jahrhundert innerhalb von nur 27 Jahren nach ihrer Entdeckung ausgerottet wurde, wurde sogar bis 8 Meter lang. Dabei variiert das Gewicht bei den rezenten Arten zwischen 250 und maximal 1500 Kilogramm. Die Vorderbeine der Tiere sind zu [[Flosse]]n umgewandelt, die Hinterbeine sind gänzlich rückgebildet. Eine Rücken[[Finne (Flosse)|finne]] wie bei den meisten Walen gibt es nicht, der Schwanz ist zu einer waagerechten Flosse umgebildet. Dabei bildet ein umgebildeter [[Hautmuskel]], der dorsale [[Musculus panniculus carnosus]], den Hauptschlagmuskel der Schwanzflosse. Die Form der Schwanzflosse ist das deutlichste äußere Unterscheidungsmerkmal zwischen den zwei rezenten Familien. Während [[Gabelschwanzseekühe]] eine halbmondförmige [[Fluke]] besitzen, ist sie bei den [[Rundschwanzseekühe]]n kreis- oder spatenförmig.
== Beschreibung ==
Holunder-Arten sind meist verholzende Pflanzen und wachsen als [[Wikipedia:Halbstrauch|Halbsträucher]], [[Strauch|Sträucher]] oder kleine [[Baum|Bäume]]. Sie erreichen meist Wuchshöhen zwischen 1 und 15 Meter und sind oft sommergrün. Die [[Blattstellung|gegenständigen]] [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind [[Blattform|unpaarig gefiedert]] und bestehen aus drei bis neun elliptischen, meist gesägten [[Blättchen|Fiederblättchen]]. Manchmal kann man an den basalen Fiederpaaren Ansätze zu sekundärer Fiederung erkennen. Die [[Nebenblätter]] sind groß bis unauffällig oder fehlen, manchmal sind sie zu Drüsen oder einem Haarsaum reduziert.  


Die Schnauze ist deutlich vom Kopf abgesetzt und stumpf. Sie ist von harten [[Vibrisse|Tasthaaren]] umgeben. Die Nasenlöcher liegen auf der Oberseite der Schnauze. Verglichen mit dem [[Rumpf (Anatomie)|Rumpf]] ist der Kopf verhältnismäßig groß, das [[Gehirn]] zählt aber mit einem Gewicht von nur 250 bis 350 Gramm im Verhältnis zur Körpergröße zu den kleinsten, die man unter Säugetieren finden kann.
[[Datei:Sambucus nigra flowerdiagram.png|miniatur|links|100px|[[Blütendiagramm]] von ''[[Sambucus nigra]]'']]
In endständigen, [[Traube#Schirmtraube|schirmtraubigen]] oder [[Rispe|rispigen]] [[Blütenstände]]n stehen viele Blüten zusammen.
Die zwittrigen, [[radiärsymmetrisch]]en [[Blüte]]n sind drei- bis fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die drei bis fünf winzigen [[Kelchblätter]] sind zu einer kurzen Röhre verwachsen. Die drei bis fünf meist weißen [[Kronblätter]] sind kurz verwachsen. Es ist nur ein Kreis mit fünf [[Staubblätter]]n vorhanden, die in der Basis der Krone inseriert sind. Die Staubbeutel sind länglich. Drei bis fünf [[Fruchtblätter]] sind zu einem drei- bis fünfkammerigen [[Fruchtknoten]] verwachsen. Je Fruchtblatt ist nur eine [[Samenanlage]] vorhanden. Der sehr kurze Griffel endet in drei bis fünf kopfigen Narben.


Die [[Haut]] ist sehr dick und faltig, wobei bei den heute noch lebenden Seekühen, die in tropischen Gewässern leben, die [[Epidermis (Wirbeltiere)|Epidermis]] sehr dünn ist. Stellers Seekuh hatte dagegen als Anpassung an die polaren Gewässer eine sehr dichte Epidermis mit bis zu 7,5 Zentimetern Dicke, der sie auch den Namen „Borkentier“ verdankte. Das [[Fell]] der Seekühe ist auf wenige Borsten im Bereich der Mundöffnung sowie einzelne Haare am Rumpf beschränkt, [[Embryo]]nen haben dagegen noch ein vollständiges Haarkleid, und auch bei Neugeborenen sind deutlich mehr Haare vorhanden als bei den ausgewachsenen Tieren.
Die [[Blütenformel]] lautet <math> \star \; K_{(5)} \; {[C_{(5)} A_5]} \; G_{(5-1)}</math>.


=== Bau des Skeletts ===
Die beerenähnlichen [[Steinfrucht|Steinfrüchte]] können bei Reife schwarz, blau oder rot sein und enthalten drei bis fünf Samen. Die Samen besitzen eine häutige [[Samenschale|Testa]].
[[Datei:Sirenia Skulls.jpg|miniatur|hochkant=1.2|Schädel verschiedener Seekühe: [[Karibik-Manati]], [[Afrikanischer Manati]], [[Dugong]] (nach Johann Andreas Fleischmann)]]


Wie bei den [[Wale]]n kam es auch bei den Seekühen zu einer starken [[Pachyostose]], also einer Dickenzunahme der Knochen des Skeletts, sowie einer Verdichtung der Knochensubstanz, indem die [[Havers-Kanal|Haversschen Kanäle]] sowie die [[Knochenmark|Markhöhle]] reduziert wurden. Das Skelett, und damit das gesamte Tier, wurde dadurch schwerer und der [[Statischer Auftrieb|statische Auftrieb]] im Wasser verringert, zugleich sind die Knochen weniger flexibel und brechen leichter. Der Schädel besitzt eine sehr stark verlängerte, durch das [[Zwischenkieferbein|Praemaxillare]] gebildete Schnauzenregion ([[Schnauze|Rostrum]]), welche beim [[Dugong]] noch zusätzlich vorn nach unten abgeknickt ist. Die [[Jochbogen]] sind sehr breit und liegen relativ hoch am Schädel. An diesen inseriert die sehr massive [[Kaumuskulatur]] mit dem großen [[Musculus masseter]]. Die [[Nase]]nöffnungen liegen sehr weit nach hinten verschoben auf der Dorsalseite des Schädels. Der hintere Teil des Schädels, der aus [[Schädel|Hirn-]] und [[Schläfe]]nregion gebildet wird, ist vergleichsweise klein.
[[Rinde]] und Mark enthalten [[Calciumoxalat]]-Kristalle.


[[Datei:Rhytinae Stelleri dentes.jpg|miniatur|links|Bezahnung der ausgestorbenen [[Stellersche Seekuh|Stellerschen Seekuh]]]]
== Zur Systematik siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Holunder}}


Die Bezahnung ist bei den einzelnen Taxa unterschiedlich. Bei den Rundschwanzseekühen sind die [[Schneidezahn|Schneidezähne]] zurückgebildet, bei den Dugongs bildet der erste Schneidezahn bei den Männchen einen kurzen [[Stoßzahn]], beim Weibchen bleibt er im [[Kiefer (Anatomie)|Kiefer]]. Die [[Eckzahn|Eckzähne]] fehlen bei allen [[Rezent#Biologie|rezenten]] Arten ganz. Der [[Dentition|Zahnwechsel]] erfolgt wie bei den Elefanten horizontal ([[Horizontaler Zahnwechsel]]), dies hat sich in beiden Gruppen allerdings unabhängig voneinander entwickelt. Dabei wachsen die [[Backenzahn|Backenzähne]] ([[Prämolar]]en und [[Molar (Zahn)|Molaren]]) nacheinander aus dem Kiefer aus und werden an der Vorderkante abgenutzt. Bei den fossilen Stammgruppenvertretern ist das Gebiss noch vollständig erhalten, und damit war nur ein normaler Zahnwechsel möglich. Der vordere Teil des [[Gaumen]]s ist mit Hornplatten ausgekleidet, die vermutlich beim Fressen helfen. Auch die kurze Zunge ist verhornt.
== Zum Thema kulturelle Aspekte siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Holunder}}
Die Anzahl der [[Wirbel (Anatomie)|Wirbel]] ist je nach Art unterschiedlich. Die Rundschwanzseekühe besitzen als einzige Säugergruppe neben dem [[Hoffmann-Zweifingerfaultier]] (''Choloepus hoffmanni'') nur sechs [[Halswirbel]], der Dugong und auch die ausgestorbene Stellers Seekuh haben sieben Halswirbel. Darauf folgen 17 (''Trichechus'', ''Hydrodamalis'') oder 19 (''Dugong'') [[Brustwirbel]] und zwei (''Trichechus'') bzw. vier bis fünf (''Dugong'') [[Lendenwirbel]]. Die Rudimente des [[Becken (Anatomie)|Beckens]] sind nicht oder nur durch ein [[Band (Anatomie)|Band]] mit der [[Wirbelsäule]] verbunden, entsprechend ist nur ein [[Kreuzbein|Sakralwirbel]] vorhanden. Der Schwanz besteht aus 22 bis 24 (''Trichechus'') bzw. 28 bis 29 (''Dugong'') [[Schwanz]]wirbeln.
 
Das Becken ist bis auf ein Rudiment vollständig reduziert, dabei handelt es sich um eine Spange des [[Sitzbein]]s, die im Muskelgewebe eingebettet ist. Die Hinterextremitäten fehlen vollständig. Die Vorderextremitäten sind zu paddelähnlichen Flossen umgebildet. In der [[Schulter]] ist das [[Schlüsselbein]] (Clavicula) reduziert, und das [[Schulterblatt]] (Scapula) kann dreieckig (''Trichechus'') oder sichelförmig (''Dugong'') sein. Die [[Hand]] besitzt fünf knöcherne Fingerstrahlen, die in Muskulatur eingebettet sind, und alle Gelenke sind im Gegensatz zu denen der Flossen der Wale beweglich.
 
=== Innere Anatomie ===
Die [[Lunge]] nimmt bei den Seekühen, wie bei den anderen Säugern auch, den gesamten Raum oberhalb des [[Zwerchfell]]s ein. Dieses ist jedoch sehr stark in die horizontale Ebene gestreckt und reicht dabei bis kurz vor die Beckenrudimente, wodurch die Lunge im Rückenbereich liegt. Durch diese Lage wird der Auftrieb, der durch die luftgefüllten Lungen erzeugt wird, über die Horizontalebene der Tiere verteilt, was es ihnen ermöglicht, stabil im Wasser zu liegen und zu schwimmen. Das Herz liegt in Kopfnähe zwischen den Lungen und besitzt wie das der Elefanten einen tiefen Einschnitt zwischen den beiden [[Herz#Räume und Gefäße|Ventrikeln]] an der Herzspitze. Dadurch ist es zweizipfelig – ein Merkmal, das sich nur bei ihnen und den [[Rüsseltiere]]n findet und ihre Verwandtschaft begründet ([[Autapomorphie]]).
 
Der [[Verdauungstrakt|Magen-Darm-Trakt]] besteht aus einem einkammerigen [[Magen]] mit anschließendem [[Duodenum|Zwölffingerdarm]] (Duodenum), der eine große Ausbuchtung, die Ampulla duodeni, besitzt, sowie einem daran anschließenden [[Darm]], der etwa das 20-Fache der Körperlänge des Tieres ausmacht. Der Magen und die Ampulla dienen vor allem der Speicherung der aufgenommenen und sehr gut durchgekauten Nahrung, die eigentliche [[Verdauung]] findet im anschließenden Darm statt. Die Nahrung braucht im Schnitt fünf Tage, bis sie fertig verdaut ist und ausgeschieden wird.
 
Die [[Eierstock|Eierstöcke]] der Weibchen befinden sich nahe der Bauchwand. Die [[Gebärmutter]] ist zweihörnig (Uterus bicornis), wodurch die beiden Hälften durch eine Scheidewand (Septum) getrennt sind. Auch die [[Hoden]] der Männchen liegen im Bauchraum, der [[Penis]] liegt unter der Bauchhaut in einer eigenen Penisfalte. Die Muskulatur des Penis setzt am Sitzbeinrudiment des Beckens an.
 
[[Datei:Mapa distribuicao Trichechus.png|miniatur|hochkant=1.1|Verbreitung der Rundschwanzseekühe (grün: [[Karibik-Manati]]; rot: [[Amazonas-Manati]]; orange: [[Afrikanischer Manati]])]]
 
== Verbreitung und Lebensraum ==
[[Datei:Dugong-range.png|miniatur|hochkant=1.1|Verbreitungsgebiet des [[Dugong]]s (blau)]]
 
Die Verbreitungsgebiete der heute lebenden Seekühe überschneiden sich nicht und liegen teilweise sehr weit voneinander entfernt. So findet man die einzige heute noch lebende Art der [[Gabelschwanzseekühe]] (Dugongidae), den [[Dugong]] (''Dugong dugon''), ausschließlich an Meeresküsten des [[Indischer Ozean|Indischen Ozeans]], einschließlich des [[Rotes Meer|Roten Meeres]], und des süd-westlichen [[Pazifischer Ozean|Pazifischen Ozeans]] vor. Die Arten der [[Rundschwanzseekühe]] (Trichechidae) leben zum einen im [[Golf von Mexiko]] vor den Küsten [[Florida]]s und den südöstlichen USA, den Küsten [[Mittelamerika]]s und der [[Westindische Inseln|Karibischen Inseln]] sowie den nördlichen Küsten Südamerikas ([[Karibik-Manati]], ''Trichechus manatus''), daneben im Gebiet des [[Amazonas]] in Südamerika ([[Amazonas-Manati]], ''Trichechus inunguis'') und schließlich an den Küsten Westafrikas zwischen dem [[Senegal]] und dem nördlichen [[Angola]] und in den dortigen Flusssystemen wie dem [[Niger (Fluss)|Niger]] und anderen westafrikanischen Flüssen ([[Afrikanischer Manati]], ''Trichechus senegalensis'').
 
Während alle heute noch lebenden Arten in tropischen Gewässern leben, lag der Lebensraum der ausgestorbenen [[Stellers Seekuh|Stellerschen Seekuh]] in den polaren Gewässern des [[Beringmeer]]es.
 
== Lebensweise ==
Sowohl über die Lebensweise als auch über das Sozialverhalten der Seekühe ist nur sehr wenig bekannt. Sie leben im Normalfall einzeln oder in kleinen Familienverbänden, manchmal kommt es auch zur Bildung größerer Gruppen mit mehreren hundert Tieren. Dabei gibt es kaum soziale Bindungen mit Ausnahme der Mutter-Kind-Beziehung, die etwa zwei Jahre andauert. Ein Tag-Nacht-Rhythmus ist nicht ausgeprägt, diese Tiere können sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv sein. Die Kommunikation erfolgt vor allem akustisch und [[Oberflächensensibilität|taktil]]. Zwischen Mutter und Kind kommt es zu so genannten Mutter-Kind-Duetten, die in einem [[Frequenz]]bereich von 600 bis 6.000 [[Hertz (Einheit)|Hertz]] erfolgen.
 
Seekühe bewegen sich stets langsam treibend und schwimmend. Dabei kommen ausgewachsene Seekühe etwa alle ein bis fünf Minuten an die Wasseroberfläche, um zu atmen. Ausgedehntere Tauchgänge können bis etwa 20 Minuten dauern. Außer dem Menschen haben Seekühe nur sehr wenige natürliche Feinde. Dazu gehören in den Meeresgebieten vor allem größere [[Haie]] und der [[Schwertwal|Große Schwertwal]], in den Flüssen vor allem [[Krokodile]] und in Südamerika zusätzlich der [[Jaguar]].
 
== Ernährung ==
[[Datei:Hpim0279.jpg|miniatur|Karibik-Manati]]
 
Seekühe ernähren sich vorwiegend pflanzlich, ihre Nahrung besteht aus Seegras, Algen und anderen Wasserpflanzen sowie für sie erreichbaren Blättern von [[Mangrove (Baum)|Mangrovenbäumen]]. Manatis brauchen etwa 90 Kilogramm pflanzliche Nahrung an einem Tag, sie sind im Schnitt täglich sechs bis acht Stunden mit Fressen beschäftigt. Während die Manatis vor allem im Bereich der Wasseroberfläche fressen und die Süßwasserarten vor allem [[Wasserhyazinthen]] und Grasinseln auch von oben abweiden, fressen Dugongs ausschließlich am Meeresboden. Stellers Seekuh ernährte sich vor allem von [[Seetang|Tang]].
 
Unklar ist, in welchem Ausmaß sie auch tierische Nahrung zu sich nehmen. Wohl unbeabsichtigt verzehren sie mit der pflanzlichen Nahrung auch kleine [[Wirbellose]], welche die Tiere mit [[Protein]] versorgen. Es gibt Berichte, wonach Tiere in Gefangenschaft mit Begeisterung Fische gefressen haben. In [[Jamaika]] wurden Karibik-Manatis beobachtet, die Fische aus Netzen geholt und verzehrt haben.
 
[[Datei:Manatee with calf.PD.jpg|miniatur|links|hochkant=1.1|Karibik-Manati mit Kalb]]
 
== Fortpflanzung und Entwicklung ==
Bei den Seekühen gibt es weder eine zeitlich begrenzte Paarungszeit noch ein spezifisches Paarungsverhalten. Das Weibchen hat mehrfach im Jahr einen Eisprung und verpaart sich im Wasser mit mehreren Männchen, wobei keine Rivalenkämpfe ausgetragen werden. Die [[Zygote]] bettet sich zentral in die [[Gebärmutter]] ein. Die Versorgung des [[Embryo]]s bzw. [[Fötus]] erfolgt über eine Gürtel[[plazenta]] (Placenta zonaria). Das Jungtier wird nach etwa 12 bis 14 Monaten [[Wikipedia:Trächtigkeit|Tragezeit]] im Wasser geboren und schwimmt direkt aktiv zur Wasseroberfläche. Es wiegt zu diesem Zeitpunkt zwischen 10 und 30 Kilogramm. Während der folgenden 18 Monate wird das Jungtier von der Mutter gesäugt, danach bleibt es noch einige Monate im direkten Umfeld der Mutter. Mit sechs bis zehn Jahren werden Seekühe [[Wikipedia:Geschlechtsreife|geschlechtsreif]], insgesamt erreichen Manatis ein Lebensalter von etwa 40 Jahren und Dugongs eines von 60 Jahren.
 
== Zur Systematik und zur Stammesgeschichte siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Seekühe}}
 
== Zum Thema Seekühe und Mensch siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Seekühe}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Seekühe}}
* {{WikipediaDE|Holunter}}
* {{WikipediaDE|Holunterschule}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Martin S. Fischer: ''Sirenia, Seekühe.'' In: W. Westheide, R. Rieger: ''Spezielle Zoologie.'' Teil 2. Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-0307-3.
* {{Internetquelle |url=http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=5&taxon_id=20273 |titel=Die monogenerische Familie Sambucaceae (Synonym) und Gattung ''Sambucus'' in der ''Flora of Pakistan'' |autor=E. Nasir|werk=eFloras.org |zugriff=2010-12-03 |sprache=en}} (Abschnitt Beschreibung)
* Ronald M. Nowak: ''[[Walker’s Mammals of the World]]''. Johns Hopkins University Press, Baltimor 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
* Richard Bolli: ''Revision of the Genus Sambucus''. In: ''Dissertationes Botanicae'', Band 223. Schweizerbart 1994, ISBN 978-3-443-64135-1.
* J. Ripple, D. Perrine: ''Manatees and Dugongs of the world.'' Voyagour Press, Stillwater 1999. ISBN 0-89658-528-X.<!-- nicht benutzt -->
* Joachim Schmidt: ''Holunderanbau''. Leopold Stocker Verlag, Graz 1987, ISBN 3-7020-0525-0
* Ann Forsten, Phillip M. Youngman: ''[http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/i0076-3519-165-01-0001.pdf Hydrodamalis gigas.]'' In: ''[[Mammalian Species]].'' The American Society of Mammalogists, New York 1982,165 (pdf; 278&nbsp;kB). {{ISSN|0076-3519}}
* Peter Schütt u.&nbsp;a.: ''Enzyklopädie der Sträucher''. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-40-X, S.&nbsp;343–344.
* Sandra L. Husar: ''[http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/i0076-3519-089-01-0001.pdf Trichechus senegalensis.]'' In: ''[[Mammalian Species]].'' The American Society of Mammalogists, New York 1978,89 (PDF; 407&nbsp;kB). {{ISSN|0076-3519}}
* {{RGA|15|84|90|Holunder|Jürgen Udolph}}
* Sandra L. Husar: ''[http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/i0076-3519-072-01-0001.pdf Trichechus inunguis.]'' In: ''[[Mammalian Species]].'' The American Society of Mammalogists, New York 1977,72 (pdf; 411&nbsp;kB). {{ISSN|0076-3519}}
* {{Literatur
* Sandra L. Husar: ''[http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/i0076-3519-093-01-0001.pdf Trichechus manatus.]'' In: ''[[Mammalian Species]].'' The American Society of Mammalogists, New York 1978,93 (pdf; 642&nbsp;kB). {{ISSN|0076-3519}}
  |Autor=Bill Roschek, Ryan C. Fink, Matthew D. McMichael, Dan Li, Randall S. Alberte
* Sandra L. Husar: ''[http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/i0076-3519-088-01-0001.pdf Dugong dugon.]'' In: ''[[Mammalian Species]].'' The American Society of Mammalogists, New York 1978,88 (pdf; 861&nbsp;kB). {{ISSN|0076-3519}}
  |Herausgeber=
  |Titel=Elderberry flavonoids bind to and prevent H1N1 infection in vitro
  |Sammelwerk=Phytochemistry
  |Band=70
  |Nummer=10
  |Jahr=2009
  |Monat=07
  |Seiten=1255–1261
  |ISSN=1873-3700
  |DOI=10.1016/j.phytochem.2009.06.003
  |PMID=19682714
  |Kommentar=Holunderbeeren verhindern Virusinfektion ''H1N1''}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Sirenia|Seekühe}}
{{Commonscat|Sambucus|Holunder (''Sambucus'')}}
* [http://www.sirenian.org/ Sirenian International] (englisch)
{{Wiktionary}}
* [http://www.wissenschaft.de/wissen/news/250464.html Zerbrechliche Meeresriesen. Seekühe haben extrem brüchige Knochen], ''wissenschaft.de'', 21. März 2005
* {{Internetquelle |url=http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=201&taxon_id=129102 |titel=Beschreibung der Gattung ''Sambucus'' bei Bäume und Sträucher der Anden Ecuadors |autor=Carmen Ulloa Ullua, Peter Møller Jørgensen |werk=eFloras.org |zugriff=2010-02-16 |sprache=es}}
* [http://www.nytimes.com/2006/08/29/science/29mana.html?ei=5090&en=e6a8ae2c418ce63a&ex=1314504000&partner=rssuserland&emc=rss&pagewanted=all „Sleek? Well, No. Complex? Yes, Indeed.“] [[The New York Times|New York Times]], 29. August 2006, mit [http://www.nytimes.com/packages/khtml/2006/08/28/science/20060829_MANA_AUDIOSS.html Audio-Dia-Schau] (2:37 Min.)
* [http://www.sueddeutsche.de/wissen/kleines-hirn-und-grosser-koerper-empfindsamer-koloss-1.913085 „Die Seekuh ist zwar groß, fett und faul – aber nicht dumm“], [[Süddeutsche Zeitung]], 29. August 2006, Kurzfassung des NYT-Artikels
 
== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Säugetiere|!102]]
[[Kategorie:Bäume]]
[[Kategorie:Seekühe|!]]
[[Kategorie:Laubbäume]]
[[Kategorie:Sträucher]]
[[Kategorie:Steinfrüchte]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 23. Januar 2018, 15:24 Uhr

Holunder

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Blütenstände

Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Kardenartige (Dipsacales)
Familie: Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
Gattung: Holunder
Sambucus
L.

Die Holunder (Sambucus) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae). Die Gattung enthält weltweit etwas über zehn Arten, von denen drei in Mitteleuropa heimisch sind. Am bekanntesten von diesen drei Arten ist der Schwarze Holunder, der im heutigen Sprachgebrauch meist verkürzt als „Holunder“, in Norddeutschland oft auch als „Fliederbeerbusch“ und in Altbayern und Österreich als „Holler“ oder in der Schweiz und im Schwäbischen als „Holder“ bezeichnet wird. Daneben gibt es den ebenfalls strauchförmigen Roten Holunder und den staudenförmigen Zwerg-Holunder. Die Arten wachsen im gemäßigten bis subtropischen Klima und in höheren Lagen von tropischen Gebirgen.

Beschreibung

Holunder-Arten sind meist verholzende Pflanzen und wachsen als Halbsträucher, Sträucher oder kleine Bäume. Sie erreichen meist Wuchshöhen zwischen 1 und 15 Meter und sind oft sommergrün. Die gegenständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert und bestehen aus drei bis neun elliptischen, meist gesägten Fiederblättchen. Manchmal kann man an den basalen Fiederpaaren Ansätze zu sekundärer Fiederung erkennen. Die Nebenblätter sind groß bis unauffällig oder fehlen, manchmal sind sie zu Drüsen oder einem Haarsaum reduziert.

Blütendiagramm von Sambucus nigra

In endständigen, schirmtraubigen oder rispigen Blütenständen stehen viele Blüten zusammen. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind drei- bis fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die drei bis fünf winzigen Kelchblätter sind zu einer kurzen Röhre verwachsen. Die drei bis fünf meist weißen Kronblätter sind kurz verwachsen. Es ist nur ein Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden, die in der Basis der Krone inseriert sind. Die Staubbeutel sind länglich. Drei bis fünf Fruchtblätter sind zu einem drei- bis fünfkammerigen Fruchtknoten verwachsen. Je Fruchtblatt ist nur eine Samenanlage vorhanden. Der sehr kurze Griffel endet in drei bis fünf kopfigen Narben.

Die Blütenformel lautet .

Die beerenähnlichen Steinfrüchte können bei Reife schwarz, blau oder rot sein und enthalten drei bis fünf Samen. Die Samen besitzen eine häutige Testa.

Rinde und Mark enthalten Calciumoxalat-Kristalle.

Zur Systematik siehe auch

Zum Thema kulturelle Aspekte siehe auch

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Holunder (Sambucus) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Holunder – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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