Eingeweihter und Bibliothek:Goethe: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
Ein '''Eingeweihter''' vermag kraft des [[Schulungsweg]]s, den er gegangen ist, und die dadurch erreichte '''Initiation''' die Gesetzmäßigkeiten der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] zu erkennen. Diese Fähigkeit beruht auf der [[Inspiration]], durch die sich die geistige Welt selbst über ihr [[Wesen]] ausspricht. Der Eingeweihte muss dabei die geistigen Welten nicht notwendigerweise wie ein [[Hellseher]] aus eigener Anschaung kennen, muss also nicht notwendig die Fähigkeit zur [[Imagination]] voll ausgebildet haben.
[[Datei:Goethe portraitskizze joseph karl stieler 1828.jpg|thumb|250px|[[Johann Wolfgang von Goethe]] (1749 - 1832)]]


In den alten [[Mysterien]] gabe es eine strenge Trennung zwischen Hellsehern und Eingeweihten. Heute kann diese strenge Trennung nicht mehr durchgeführt werden. Jetzt ist es notwendig, dass jedem, der einen bestimmten Grad der Einweihung erreicht hat, wenigstens auch die Möglichkeit gegeben wird, einen bestimmten Grad des [[Hellsehen]]s zu erlangen. Der Grund dafür ist, dass in unserer Zeit das große restlose Vertrauen von Mensch zu Mensch nicht herzustellen ist, das in alten Zeiten ganz selbstverständlich vorhanden war. Heute will ein jeder selbst wissen und selbst sehen.
= Johann Wolfgang Goethe, ausgewählte Werke =


<div style="margin-left:20px">
* [[Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft|Schriften zur Naturwissenschaft]]
"Derjenige nun, der, ohne selbst hellsichtig zu sein, alles
einsieht, was die Geheimwissenschaft zu sagen hat, ist ein
Eingeweihter. Wer aber selbst eintreten kann in diese Welten,
die wir die unsichtbaren nennen, der ist ein Hellseher.
In alten Zeiten, die noch gar nicht so lange hinter uns liegen,
bestand in den Geheimschulen eine strenge Trennung zwischen
Hellsehern und Eingeweihten. Man konnte als Eingeweihter,
ohne Hellseher zu sein, hinaufsteigen zu den
Erkenntnissen der höheren Welten, wenn man nur in richtiger
Weise den Verstand anwendete. Auf der anderen
Seite konnte man Hellseher sein, ohne in besonders hohem
Grade eingeweiht zu sein. Es wird Ihnen schon klar werden,
wie das gemeint ist. Denken Sie sich zwei Menschen,
einen sehr gelehrten Herrn, der alles mögliche weiß, was
die Physik und die Physiologie über das Licht und die Lichterscheinungen
zu sagen haben, jedoch so kurzsichtig ist, daß
er kaum zehn Zentimeter weit sehen kann: er sieht nicht
viel, ist aber eingeweiht in die Gesetze des Lichtwirkens.
So kann jemand eingeweiht sein in die übersinnliche Welt
und schlecht darin sehen. Ein anderer kann ausgezeichnet
in der äußeren sinnlichen Welt sehen, aber so gut wie nichts
wissen von dem, was der gelehrte Herr weiß. So kann es
auch Hellseher geben, vor deren geistigen Augen die geistigen
Welten offen daliegen. Sie können hineinschauen in die
geistige Welt, haben aber keine Wissenschaft, keine Erkenntnis
von derselben. Daher hat man eine lange Zeit
hindurch den Unterschied gemacht zwischen dem Hellseher
und dem Eingeweihten. Um die Fülle des Lebens zu umfangen,
brauchte man oft nicht einen, sondern viele Menschen.
Die einen wurden, um weiterzukommen, nicht hellsichtig
gemacht. Anderen wurden die geistigen Augen und
Ohren geschaffen. Das, was in der Geheimwissenschaft vorhanden
war, ist durch Mitteilung und Gedankenaustausch
zwischen Geheimwissenschaftern und Hellsehern zustande
gekommen.
 
In unserer Zeit kann diese strenge Trennung zwischen
Hellsehern und Eingeweihten gar nicht durchgeführt werden.
Heute ist es notwendig, daß jedem, der einen bestimmten
Grad der Einweihung erreicht hat, wenigstens auch die
Möglichkeit gegeben wird, einen bestimmten Grad des Hellsehens
zu erlangen. Der Grund dafür ist, daß in unserer Zeit
das große restlose Vertrauen von Mensch zu Mensch nicht
herzustellen ist. Heute will ein jeder selbst wissen und selbst
sehen. Jener tiefe, hingebungsvolle Glaube, wie er früher
von Mensch zu Mensch geherrscht hat, machte es möglich,
daß es eine besondere Art von Hellsehern gab, von denen
man vernahm, was sie in den höheren Welten wahrnahmen.
Andere ordneten dann systematisch, was diese wahrgenommen
hatten. Heute ist eine Art Harmonie in der Entwickelung
der Fähigkeiten zum Eingeweihten und zum Hellseher
geschaffen. Daher kann ein Drittes, das Adeptentum, heute
sehr stark zurücktreten." {{Lit|{{G|056|26f}}}}
</div>
 
Noch höher als der Eingeweihte steht der [[Adept]], der die Kräfte der geistigen Welt nicht nur zu erkennen, sondern auch wirksam zu handhaben versteht.
 
== Siehe auch ==
*[[Geistesforscher]]
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis der Seele und des Geistes'', [[GA 56]] (1985), 10. Oktober 1907, Berlin
#Rudolf Steiner: ''Natur- und Geistwesen, ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt.'', [[GA 98]] (1996), 5. November 1907, Wien
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Schulungsweg]]

Version vom 4. Juni 2009, 21:27 Uhr

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Johann Wolfgang Goethe, ausgewählte Werke