Raum und Maxim Gorki: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Raum''' ({{mhd|rûm}} „das nicht Ausgefüllte“, „freier Platz“; {{ahd|rūmi}} „weit, geräumig“; [[lat.]] ''spatium''; {{HeS|חלל|chalal}}) ist aus geisteswissenschaftlicher Sicht ein Erzeugnis der höchsten [[Trinität]], die selbst nicht räumlich vorgestellt werden kann. Der äußerliche, geometrisch anschauliche '''Euklidische Raum''', also unser gewohnter '''Anschauungsraum''', ist '''dreidimensional'''. Die [[Mathematik]] vermag aber auch [[Dimension (Mathematik)|höherdimensionale]], ja sogar unendlich-dimensionale Räume, die sich der [[sinnlich]]en [[Vorstellung]] entziehen, durch das [[Reines Denken|reine Denken]] exakt zu erfassen, indem sie den [[Raum (Mathematik)|Raum]] als eine [[Abstraktion|abstrakte]] [[Menge (Mathematik)|Menge]] [[Mathematisches Objekt|mathematischer Objekte]] mit einer bestimmten [[Mathematische Struktur|mathematischen Struktur]] definiert, beispielsweise als [[Vektorraum]] oder als [[topologischer Raum]] bzw. als [[Mannigfaltigkeit]]. [[Rudolf Steiner]] hat selbst öfters über die geistige [[Bedeutung]] der [[Vierte Dimension|vierten Dimension]] gesprochen {{GZ||324a}}.
[[Datei:Maxim gorki.jpg|miniatur|{{Center|Maxim Gorki, um 1900}}[[Datei:MaximGorkySignature.svg|rechts|rahmenlos|Die Unterschrift Maxim Gorkis]]]]
'''Maxim Gorki''' ({{RuS|Максим Горький}}, wissenschaftliche Transliteration ''Maksim Gor’kij''<ref>[http://d-nb.info/1032027371 Beispiel für die Schreibweise ''Maksim Gor’kij''] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek</ref> oder ''Gorkij''<ref>[http://d-nb.info/1026415438 Beispiel für die Schreibweise ''Maksim Gorkij''] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek</ref><ref>[http://d-nb.info/gnd/118639293 Andere Schreibweisen, Namensformen und Namen] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek</ref>; *&nbsp;{{JULGREGDATUM|28|3|1868|Link="true"}} in Nischni Nowgorod; †&nbsp;18. Juni 1936 in Gorki-10, westlich von Moskau<ref>Nicht zu verwechseln mit Gorki Leninskije südlich von Moskau, dem Sterbeort [[Wladimir Iljitsch Lenin|Lenins]].</ref>) war ein [[Russland|russischer]] Schriftsteller. Er hieß eigentlich '''Alexei Maximowitsch Peschkow''' (russisch {{lang|ru|Алексей Максимович Пешков}}, Transliteration ''{{lang|ru-Latn|Aleksej Maksimovič Peškov}}'').


== Die Erschaffung des Raumes ==
== Leben ==
=== Kindheit und Jugend ===
Alexei Peschkow wuchs in ärmsten Verhältnissen auf, in einer Zeit, in der das Elend der Massen in Russland zu einem wichtigen Thema der literarischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung geworden war. Sein Großvater war [[Wikipedia:Treideln|Wolgatreidler]], sein Vater Tischler. Nach dem frühen Tod des Vaters kam der junge Alexei mit seiner Mutter bei den Großeltern unter. Körperliche Gewalt innerhalb der Familie war nichts Außergewöhnliches. Als er zehn war, starb die Mutter an Tuberkulose und der Großvater nahm ihn nach nur drei Jahren von der Schule.


Die Erschaffung des Raumes geht dem Wirken selbst der höchsten [[Hierarchien]] voran; für ihre Tätigkeit darf also der Raum bereits vorausgesetzt werden. Als [[Geistige Wesen|geistige Wesen]] sind sie selbst nicht räumlich vorstellbar, aber ihre Wirkungen in unserer Welt sind durchaus räumlich begrenzt, wie die des [[Mensch]]en. Innerhalb unseres [[Sonnensystem]]s sind die [[Herrschaftsgebiete der Hierarchien]] die [[Planetensphären]] in aufsteigender Folge bis hin zum [[Tierkreis]].  
Von nun an musste Peschkow selbst Geld verdienen, zunächst als Lumpensammler. Ehe er von seiner literarischen Tätigkeit leben konnte, arbeitete er unter anderem als Laufjunge, Küchenjunge, Vogelhändler, Verkäufer, Ikonenmaler, Schiffsentlader, Bäckergeselle, Maurer, Nachtwächter, Eisenbahner und Rechtsanwaltsgehilfe.


:"Vom Menschen können wir sagen, es lebt sich die Wesenheit dieses Menschen innerhalb des Raumes aus. Den Raum selber muß man sich aber, okkult gedacht, auch als etwas schaffend Erzeugtes vorstellen. Diese Erschaffung liegt vor den Arbeiten und Wirkungen der höchsten Hierarchien; wir werden den Raum also voraussetzen dürfen. Nicht räumlich vorstellen aber dürfen wir uns die höchste Trinität, denn der Raum ist ihr Erzeugnis. Die geistigen Wesenheiten haben wir uns ohne Raum vorzustellen; der Raum ist etwas Geschaffenes. Aber die Wirkungen der Hierarchien in unserer Welt sind räumlich begrenzt, wie die des Menschen. Das, was innerhalb des Raumes sich bewegt, sind die anderen Hierarchien." {{lit|{{G|110|176}}}}
In den späten 1880er Jahren kam er in [[Kasan]], wo er sich erfolglos um eine Aufnahme an der [[Kasaner Föderale Universität|Universität]] bemühte, erstmals mit der revolutionären Bewegung in Kontakt. Er arbeitete bei einem Bäcker, dessen Laden gleichzeitig Bibliothek eines marxistischen Geheimzirkels war.


== Der Urraum der Kabbalisten ==
Peschkow las viel und eignete sich als Autodidakt ein umfassendes, aber unsystematisches Wissen an. Die unüberwindliche Kluft zwischen ihm und der studierenden Jugend machte ihm schwer zu schaffen und war möglicherweise der Grund für einen 1887 begangenen Selbstmordversuch, bei dem er sich in die Brust schoss. Allerdings werden auch der Tod seiner Großeltern in diesem Jahr und eine unerwiderte Liebe als Ursachen vermutet.<ref>''Maksim Gorky: selected letters'' / translated an edited by Andrew Barratt, Barry P. Scherr. Oxford University Press, 1997. ISBN 0-19-815175-6 </ref>


Die Schöpfung beginnt nach Ansicht des [[jüdisch]]en [[Kabbala|Kabbalisten]] [[Isaak Luria]] durch eine Selbstbeschränkung des göttlichen unendlichen Seins, des grenzenlosen Schöpfungsurgrund [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}), durch das ''[[Zimzum]]'' ({{HeS|צמצום|ṣimṣūm}}, wörtlich ''Zusammenziehung'' oder ''Rückzug''). Diese Selbstbeschränkung führt zu einem [[astral]]ischen '''Urraum''', in dem sich der durch die Struktur der [[Sefirot]] bestimmte [[Adam Kadmon]] als Urgestalt allen Seins noch vor dem eigentlichen [[Schöpfung]]sgeschehen bildet. Gott habe sein unendliches göttliches [[Licht]], das alles erfüllte, an den Rändern zusammengezogen, um so einen endlichen Leerraum ({{HeS|חלל}} ''chalal'') zu öffnen, in dem die geschaffenen Welten entstehen konnten. Da Gott in dem so entstandenen Schöpfungsraum nicht oder zumindest nicht vollständig [[immanent]] anwesend und wirksam ist, ist hier der Raum für das [[Böse]] geschaffen zugleich aber auch die Grundlage für die [[Freiheit]] des [[Mensch]]en.
=== Schriftsteller und politischer Aktivist ===
[[Datei:Gorky et Schaliapin late19thcent.jpg|mini|Maxim Gorki und [[Fjodor Iwanowitsch Schaljapin|Fjodor Schaljapin]]]]
1889 wurde die zaristische Polizei wegen seiner rebellischen Kontakte erstmals auf Peschkow aufmerksam. Im selben Jahr legte er dem Schriftsteller [[Wladimir Galaktionowitsch Korolenko|Wladimir Korolenko]] ein [[Poem]] vor und erntete eine schonungslose Kritik. Er wandte sich vorläufig von der Literatur ab und zog zu Fuß durch Russland, die [[Ukraine]] und über den Kaukasus bis nach [[Tiflis]]. Dort kam er mit Revolutionären und Studenten in Kontakt, die ihn ermunterten, seine Erlebnisse literarisch festzuhalten. Seine erste Erzählung ''Makar Tschudra'', die am 12. September 1892 in der Provinzzeitung ''Kawkas'' erschien, unterzeichnete Alexei Peschkow mit dem [[Pseudonym]] ''Maxim Gorki'', übersetzt: der Bittere. Von da an verwendete er dieses Pseudonym.


{{Zitat|Wisse, bevor die Emanationen emaniert wurden und das Erschaffene erschaffen war, erfüllte ein höchstes einfaches Licht alle Wirklichkeit, so dass es überhaupt keinen freien Ort im Sinne eines leeren, hohlen Raums gab, sondern alles war von jenem einfachen Licht des En Sof erfüllt. [...] Und als es in seinem einfachen Willen aufstieg, die Welten zu erschaffen und die Emanationen zu emanieren, um damit die Vollkommenheit seiner Werke, seiner Namen und seiner Attribute erkennbar zu machen, welches der Grund für die Erschaffung der Welten war [...], da kontrahierte sich das En Sof am mittleren Punkt, wahrhaft in der Mitte seines Lichts. Es kontrahierte das Licht und entfernte sich nach allen Seiten rund um den Mittelpunkt. Dadurch blieb um den Mittelpunkt ein freier Platz, ein leerer, hohler Raum übrig [...] Diese Kontraktion (Zimzum) war rings um den leeren [virtuellen] Mittelpunkt von absoluter Gleichheit, und zwar so, dass der leere Raum die Form einer vollkommenen sphärischen Kugel hatte [...] weil sich das En Sof in der Form einer vollkommenen Kugel von allen umgebenden Seiten in sich selbst zusammengezogen hatte. Der Grund dafür war, dass das Licht des En Sof von vollkommener absoluter Gleichheit ist [...]|Sefer Ez Chajim<ref>Sefer Ez Chajim, Hechal I, Scha'ar I, zitiert nach Grözinger, [http://books.google.at/books?id=xxxF_2UzuRYC&pg=PA626 S. 626 f.]</ref>}}
Gorki zog nach [[Samara]], wo er auf Vermittlung Korolenkos eine Stelle als Journalist bei einer Provinzzeitung bekam, deren Korrektorin [[Jekaterina Pawlowna Peschkowa|Jekaterina Pawlowna Wolschina]] er 1896 heiratete. 1897 wurden ihr Sohn Maxim Peschkow (1897–1934) und 1898 ihre Tochter Katja geboren, die fünfjährig an [[Meningitis]] starb. Nach dem Tode der Tochter trennte sich das Paar 1903.


== 12 als Zahl des Raumes ==
1894 gelang ihm mit der Erzählung ''Tschelkasch'' der Durchbruch als Schriftsteller. Auch die 1898 veröffentlichten ''Skizzen und Erzählungen'' wurden ein großer Erfolg. 1901 verfasste er nach einer Studentendemonstration in [[Sankt Petersburg]], die durch das brutale Eingreifen der Polizei in einem Massaker endete, das ''Lied vom Sturmvogel''. Der Sturm, von dem dieser Vogel mit „der Kraft des Zorns, der Flamme der Leidenschaft und der Gewissheit des Sieges“ kündete, wurde in revolutionären Kreisen als die Revolution aufgefasst und das Poem auf einschlägigen Versammlungen vorgetragen.


Die [[Zahl des Raumes]] ist die [[Zwölf]] und bildet einen geeigneten Leitfaden für alles, was im Raum ''nebeneinander'' besteht:
Nach dem Erfolg seiner Theaterstücke ''[[Kleinbürger (Gorki)|Die Kleinbürger]]'' (1901) und ''[[Nachtasyl (Gorki)|Nachtasyl]]'' (1902) war Gorki so populär, dass die verschiedenen Versuche des Regimes, gegen ihn vorzugehen, immer wieder Proteststürme auslösten. Gorki erhielt zum Beispiel Schlafverbot, was bedeutete, dass er nicht in Städten übernachten durfte. Während einer Reise auf die [[Krim]], wohin er wegen der Unterzeichnung eines Traktats gegen die offizielle Darstellung der erwähnten Demonstration verwiesen wurde, bereiteten ihm seine Freunde und Verehrer – unter ihnen [[Fjodor Iwanowitsch Schaljapin|Fjodor Schaljapin]] und [[Iwan Bunin]] – in [[Podolsk]] einen triumphalen Empfang. Gegen den Beschluss Zar [[Nikolaus II. (Russland)|Nikolaus II.]], Gorkis Ernennung zum Ehrenmitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]] rückgängig zu machen, protestierten unter anderem [[Anton Tschechow]] und [[Wladimir Korolenko]]. Nach seinem Protest gegen das Niedermetzeln unbewaffneter Zivilisten am {{JULGREGDATUM|22|1|1905}}, dem so genannten [[Petersburger Blutsonntag]], wurde er in der [[Peter-und-Pauls-Festung]] inhaftiert, aber, auch nach Protesten der ausländischen Presse, wieder freigelassen. Während der Festungshaft entstand sein Drama ''[[Kinder der Sonne]]'' (1905).


:"Wir finden uns zurecht, wenn wir die räumlichen Beziehungen von irgend etwas, was auf der Erde geschieht, auf zwölf Dauerpunkte, die im Raume verteilt sind, beziehen. - Diese zwölf Dauerpunkte sind durch die zwölf Tierkreis-Zeichen im Weltenraum angegeben. Das sollten zwölf Grundpunkte sein, auf die alles im Raume bezogen wird. Das liegt aber nicht bloß in einer Willkür der menschlichen Denkweise, sondern diese hat an der Wirklichkeit gelernt und sich dieses Verhältnis, daß man im Raum sich am besten zurechtfindet, wenn man sich auf zwölf Glieder bezieht, als orientierend ausgebildet." {{lit|{{G|113|175f}}}}
=== Vor der Revolution ===
[[Datei:1900 yasnaya polyana-gorky and tolstoy.jpg|mini|[[Lew Nikolajewitsch Tolstoi]] und Maxim Gorki um 1900]]
In der kurzen Zeit der politischen Lockerung nach der [[Russische Revolution 1905|Revolution von 1905]] war Gorki über Veröffentlichungen und Versammlungen unermüdlich für die Revolution tätig. Bei der Zeitschrift [[Nowaja Schisn (Zeitschrift)|Nowaja Schisn]] (Neues Leben), die er mitbegründet hatte, lernte er [[Lenin]] kennen, der dort als Chefredakteur arbeitete.


== Der Raum und die geistigen Hierarchien ==
Als das politische Klima wieder strenger wurde, ging er ins Ausland. In [[Frankreich]] agitierte er gegen eine Anleihe der westlichen Staaten an das nach dem [[Russisch-Japanischer Krieg|Russisch-Japanischen Krieg]] geschwächte Russland. Als man die Anleihe doch gewährte, schrieb er das [[Pamphlet]] ''Das schöne Frankreich''. In den [[USA]] sollte er Parteispenden sammeln, blieb aber relativ erfolglos, nachdem seine Gegner die Tatsache gegen ihn ausgespielt hatten, dass er mit seiner Begleiterin [[Marija Fjodorowna Andrejewa|Marija Andrejewa]] nicht verheiratet war.


Nach geisteswissenschaftlichem Verständnis, darf der Raum nicht als abstrakter Allgemeinbegriff aufgefasst werden, sondern muss konkret auf die [[Wesenheiten]] und [[Kraft|Kräfte]] bezogen werden, die ihn gestaltend erfüllen. So darf der Weltenraum in gewissem Sinn für die Bildung unseres [[Planetensystem]]s bereits vorausgesetzt werden als [[Schöpfung]] der höchsten [[Dreieinigkeit]], in der die Hierarchien ihre Tätigkeit entfalten. Aber auf die ''innere'' Entwicklung unseres Planetensystems, das sich nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s durch sieben planetarische [[Weltentwicklungsstufen]] hindurch entwickelt, kann der Raumbegriff dennoch nicht von Anfang an angewendet werden. Auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]], der ersten Verkörperung unseres Planetensystems, trat zwar bereits die [[Zeit]] in Erscheinung, aber noch nicht der Raum. Bezüglich unseres Weltensystems entstand der Raum zuerst auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] durch die [[schenkende Tugend]] der [[Geister der Weisheit]], aber zunächst nur mit zwei Dimensionen, nämlich als Äußeres und Inneres. {{lit|{{G|132|35f}}}}
In einem Landhaus in den [[Adirondacks]]-Bergen schrieb Gorki u.&nbsp;a. den Roman '' [[Die Mutter (Gorki)|Die Mutter]]'', den ihm Lenin später immer wieder als positives Beispiel seiner Literatur vorhielt und der in der Sowjetunion zum Klassiker wurde.


Wir werden die Entstehung des Raumes besser verstehen, wenn wir zunächst unser eigenes, in [[Denken]], [[Fühlen]] und [[Wollen]] gegliedertes [[Seelenleben]] betrachten. Es verläuft in der Zeit, nicht im Raum; dennoch läßt sich darin ein Inneres und ein Äußeres unterscheiden. Wenn wir uns etwa in diesem Augebblick einen bestimmten Gedanken bilden, sind wir mit diesem seelisch innig verbunden, er ist für uns ganz und gar ein Inneres. Erinnern wir uns morgen wieder an diesen Gedanken, so fühlen wir uns mit ihm nicht mehr so unmittelbar verbunden, er ist uns bereits ein Äußeres geworden. Der Gegensatz von Innerem und Äußerem ist aber auch für die räumliche Welt grundlegend:
Nach seiner offenen Agitation gegen die Anleihe war für Gorki eine Rückkehr nach Russland nicht möglich. Er verbrachte die Jahre 1907 bis 1913 auf der Insel [[Capri]], wo er sich allerdings ausschließlich mit russischen und revolutionären Themen beschäftigte. Er gründete mit Lenins Unterstützung eine Schule für Revolutionäre und Propagandisten, empfing zahlreiche Besucher (z. B. den russischen Schriftsteller [[Alexej Silytsch Nowikow-Priboj|Nowikow-Priboj]]), die zu ihm pilgerten, und beantwortete unzählige Briefe von Bürgern aus Russland, die sich mit ihren Sorgen und Hoffnungen an ihn wandten.


:"Nun setzen sich alle Raumesdimensionen in Wahrheit zusammen aus diesen Gegensätzen, so daß Sie überall, wo Sie zunächst eine Raumdimension haben, diese Raumdimension auffassen können als irgendwo ausgehend von einem Punkt; das ist das Innere, und alles übrige ist Äußeres. Für die Fläche ist die Gerade ein Inneres, alles übrige ein Äußeres und so weiter." {{lit|{{G|134|75}}}}
[[Datei:Maxim Gorky LOC Restored edit1.jpg|mini|Maxim Gorki um etwa 1906]]
In diese Zeit fiel Gorkis erste Auseinandersetzung mit Lenin. Gorki, für den die Religion immer eine wichtige Rolle gespielt hat, schloss sich den Theorien der [[Gotterbauer]] um [[Alexander Alexandrowitsch Bogdanow|Alexander Bogdanow]] an, die Lenin als „Abweichung vom Marxismus“ verurteilte. Der Konflikt entspann sich vor allem um Gorkis Schrift ''Eine Beichte'', in der er versuchte, [[Christentum]] und [[Marxismus]] zu versöhnen, und flammte 1913 erneut auf, als Gorki in einer Schrift gegen den „zersetzenden Geist Dostojewskis“ dafür plädierte, „die Gottsuche ''zeitweilig'' beiseite zu lassen“.


Die Erinnerungen, auf die wir als ein Äußeres zurückblicken, können, je nach dem, wie reich oder weniger reich unser früheres Gedankenleben war, umfangreicher oder weniger umfangreich ausgebildet sein. Damit entstehen aber bereits im Seelenleben deutlich differenzierte, aber noch raumlose Formen, nämlich Gedankenformen, auf die wir in der Erinnerung zurückschauen. Mehrere solcher Erinnerungsformen können aber auch gleichzeitig ''nebeneinander'' bestehen - und damit kündigt sich bereits der Raumgedanke an. Freilich ist unsere gedankliche Formkraft und unsere menschliche Willenssubstanz zu schwach, um sich in diesem ''gleichzeitigen'' Nebeneinander bereits als räumlich geformte materielle Substanz kundzugeben. Das alles müssen wir uns in kosmische Dimensionen vergrößert denken. Auf dem alten Saturn haben die Throne ihre mächtige Willenssubstanz hingeopfert. Dazu kam nach und nach die geistige Tätigkeit der [[Geister der Weisheit]], der [[Geister der Bewegung]] und der [[Geister der Form]]. Letztere bilden im kosmischen Maßstab vergleichbare Gedankenformen, wie wir sie eben für das menschliche Seelenleben besprochen haben.
Eine [[Amnestie]] anlässlich des dreihundertjährigen Jubiläums des Hauses [[Romanow]] im Jahr 1913 ermöglichte Gorki, wieder nach Russland zurückzukehren.


== Raum und Materie ==
Gorkis Skepsis gegenüber der [[Oktoberrevolution]] von 1917 war der Grund für seine zweite große Auseinandersetzung mit Lenin. Gorki war zwar grundsätzlich für eine soziale Revolution, meinte aber, dass das russische Volk dafür noch nicht reif sei; die Massen müssten erst das nötige Bewusstsein entwickeln, um sich aus ihrer Misere zu erheben. Er sprach später von seiner damaligen „Furcht, dass die [[Diktatur des Proletariats]] zur Auflösung und Vernichtung der einzigen wahrhaft revolutionären Kraft, die wir damals besaßen, führen könnte: der bolschewistischen, politisch geschulten Arbeiter. Diese Vernichtung hätte auf lange Zeit auch die Idee der sozialen Revolution selbst kompromittiert“.


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=== Opposition und Emigration ===
"Wie könnte nun ein Wirken über die Geister der Form hinaus, über das, was diese schaffen als noch nicht räumliche Form, vorgestellt werden? Also, wohlgemerkt, unsere Frage ist jetzt: Wenn nun dieses Wirken weitergeht von Wille, Weisheit, Bewegung, Form, noch weiter über die Form hinaus, was geschieht denn dann? So ist die Frage gestellt. Sehen Sie, wenn nämlich ein Prozeß im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozeß fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch möglich dadurch, daß die Form als solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem okkulten Anblick darbietet: Wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluß der Geister der Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt haben, dann zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie, wo sie im Weltenall auftritt, ist für den Okkultisten nichts anderes als zerbrochene, zerschellte, zerborstene Form. Wenn Sie sich vorstellen könnten, diese Kreide wäre als solche unsichtbar und sie hätte diese eigentümliche parallelepipedische Form, und als solche wäre sie unsichtbar, und jetzt nehmen Sie einen Hammer und schlagen rasch das Stück Kreide an, daß es zerstiebt, daß es in lauter kleine Stücke zerbirst, dann haben Sie die Form zerbrochen. Nehmen Sie an, in diesem Augenblicke, in dem Sie die Form zerbrechen, würde das Unsichtbare sichtbar werden, dann haben Sie ein Bild für die Entstehung der Materie. Materie ist solcher Geist, der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in sich zusammengefallen ist.  
Gleich nach der Revolution gründete Gorki verschiedene Vereine, um dem von ihm befürchteten Verfall von Wissenschaft und Kultur entgegenzuarbeiten. Der ''Ausschuss zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Gelehrten'' etwa sollte Angehörige der [[Intelligenzija]] unterstützen, die nach der Revolution besonders unter Hunger, Kälte und politischer Willkür zu leiden hatten.
1918 wurde die Zeitschrift ''[[Nowaja Shisn]]'' (Neues Leben) – nun Gorkis Plattform, in der er gegen Lenins [[Prawda]] polemisierte und ''Lynchjustiz'' und das ''Gift der Macht'' brandmarkte – verboten. 1920 wurde seine zweite Frau [[Marija Fjodorowna Andrejewa]], eine frühere Schauspielerin, zur Kommissarin für das gesamte russische Theaterwesen und Ministerin für das ganze Theater- und Kunstwesen ernannt, während Gorki die Gelegenheit nutzte, hungernden Bürgern Kunstwerke abzukaufen.
Als einige Intellektuelle, unter anderem auch Gorki, ein Hilfskomitee für die Hungernden gründeten, wurden viele verhaftet, da Lenin eine Verschwörung argwöhnte. Lenin legte Gorki nahe, seine wieder floride Lungentuberkulose in einem ausländischen Sanatorium behandeln zu lassen.


Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes. Es ist außerordentlich wichtig, daß man gerade diese Definition ins Auge faßt, daß Materie ein Trümmerhaufen des Geistes ist. Materie ist also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist." {{lit|{{G|134|72f}}}}
Vom Dezember 1921 bis zum April 1922 wurde Gorki im Lungensanatorium St. Blasien/Schwarzwald behandelt, anschließend hielt er sich in Berlin, dann in [[Heringsdorf]] an der Ostsee auf, jetzt zusammen mit seiner neuen Lebensgefährtin Marija Budberg sowie mit seinem Sohn Maxim und seiner Schwiegertochter Alexejewa Peschkowa aus Berlin. In der dortigen [[Villa Irmgard]] (die 1948 als Maxim-Gorki-Museum eröffnet wurde) arbeitete er am dritten Teil seiner Autobiographie ''Meine Universitäten''. Am 25. September 1922 reiste er weiter nach Bad Saarow. Von Juni bis November 1923 wohnte Gorki mit M. Budberg, Sohn Maxim und Schwiegertochter Timoscha in [[Günterstal]] bei [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]], zunächst im ''Hotel Kyburg'', hernach in einem gemieteten Anwesen in der Dorfstraße;<ref>Klaus Hockenjos:''Maxim Gorki im Schwarzwald''. In: Jahrbuch 2013 des Breisgau-Geschichtsvereins, Band 132, Freiburg, Seite 107–123</ref> anschließend folgten Aufenthalte in [[Marienbad]] und [[Prag]], bevor er sich im Frühjahr 1924 in [[Sorrent (Kampanien)|Sorrent]] niederließ, nachdem ihm die [[Faschismus|faschistische]] Regierung nach einigem Zögern die Erlaubnis hierfür erteilt hatte.
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Der Raum aber ist nichts anderes als das, was selbst notwendig mit entsteht, wenn die geistige Form zerbricht und dadurch in das materielle Sein übergeht. Indem auf der alten Sonne die inneren seelischen Formen der vom alten Saturn herübergekommenen mächtigen Wärme-Willens-Substanz zerbrachen, entstand das materielle [[Luftelement]], damit zugleich aber auch der Raum, und der Lichtäther, der diesen Raum mit seinen Kräftestrahlen durchzog. Und derart müssen wir den Raumesgedanken überhaupt konkret fassen, nämlich als notwendig erfüllt mit materieller Substanz und durchstrahlt von ätherischen Kräften. Vom leeren Raum ''an sich'' zu sprechen, ist, wie sich auch aus den naturwissenschaftlichen Anschauungen unserer Zeit ergibt, eine wesenlose Abstraktion, die von der Wirklichkeit wegführt.  
Sein Aufenthalt in Deutschland wurde von der Sowjetischen Handelsmission finanziert, die gleichzeitig Deutschlandzentrale der [[Tscheka]] war. Dort arbeitete Gorkis zweite Exfrau Marija Fjodorowna Andrejewa, die weiter Kontakt zu ihm hielt. Sie machte ihn hier mit [[Pjotr Petrowitsch Krjutschkow|Pjotr Krjutschkow]] bekannt, der ihm bald als Sekretär diente. Auch sein ebenfalls in Berlin lebender Sohn [[Maxim Alexejewitsch Peschkow|Maxim Peschkow]] und seine Frau erhielten ein Stipendium der Handelsmission. Deshalb war Gorki der Exilpresse nicht ganz geheuer. Die Zeitschrift ''[[Besseda]]'' (Unterhaltung), die er mit [[Andrej Bely]] und Chodassewitsch zum Vertrieb in die Sowjetunion produzierte, durfte dort nicht eingeführt werden und scheiterte 1925.


== Der griechische Tempel als kristallisierter Raumgedanke ==
Nach Lenins Tod kehrte Gorki nicht in die Sowjetunion zurück, da er skeptisch gegenüber Lenins Nachfolgern war und auch Maria Budberg nicht dazu bereit war. Er blieb vielmehr bis 1927 in Italien und schrieb ''Erinnerungen an Lenin'', in denen er Lenin als den Menschen bezeichnete, den er am meisten geliebt hatte. Außerdem arbeitete er dort an den umfangreichen Romanen ''[[Das Werk der Artamanows]]'' und ''Das Leben des Klim Samgin''.


Im [[Griechischer Tempel|griechischen Tempel]] ist dieser Raumgedanke, als wesenhaft kräftedurchstrahlter Entität, die sich mit materieller Substanz erfüllt, [[Architektur|architektonisch]] am konsequentesten ausgedrückt:
=== Sowjetischer Schriftsteller ===
[[Datei:Горький на Соловках.jpg|miniatur|20. Juni 1929: Maxim Gorki (vierter von rechts), eingerahmt von Funktionären der Geheimpolizei, besichtigt das  „Solowezki-Lager zur besonderen Verwendung“ ([[Gulag|SLON]])]]
Am 22. Oktober 1927 beschloss die [[Akademie der Wissenschaften der UdSSR|Kommunistische Akademie]] in einer Festsitzung anlässlich von Gorkis 35-jährigem Autorenjubiläum, ihn als proletarischen Schriftsteller anzuerkennen. Als Gorki bald darauf nach Sowjetrussland zurückkehrte, wurden ihm alle möglichen Ehrungen zuteil: Gorki bekam den [[Leninorden]] und wurde Mitglied des [[Zentralkomitee der KPdSU|Zentralkomitees der KPdSU]]. Sein sechzigster Geburtstag wurde im ganzen Land feierlich begangen, zahlreiche Institutionen, u.&nbsp;a. das [[Moskauer Künstlertheater]] und das [[Moskauer Literaturinstitut]], wurden nach ihm benannt. Seine Geburtsstadt [[Nischni Nowgorod]] wurde 1932 in Gorki umbenannt. 1930 gründete er die Zeitschrift ''[[Sowjetunion (Zeitschrift)|Sowjetunion]]''.


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In zahlreichen literaturwissenschaftlichen Werken der Zeit hob man jene Elemente seines Schaffens hervor, die in den Kanon des [[Sozialistischer Realismus|Sozialistischen Realismus]] passten, andere verschwieg man. ''Die Mutter'', Gorkis einziges Werk, in dem der Held ein Fabrikarbeiter und damit ein echter Proletarier ist, sollte als Vorbild für die [[Russische Literatur#Sowjetliteratur|neue sowjetische Literatur]] dienen.
[[Bild:Concordia-Tempel.jpg|thumb|Concordia-Tempel in Agrigent (5. Jh.v.Chr.)]]
"Verstehen wird einen solchen Tempel nur derjenige, der ein Gefühl dafür hat, daß im Raume Kräfte walten. Die Griechen hatten ein solches Raumgefühl. Der Mensch, der vom Standpunkte der Geisteswissenschaft aus den Raum studiert, der weiß, daß dieser Raum nicht jene abstrakte Leere ist, von der unsere gewöhnlichen Mathematiker und Physiker träumen, sondern daß er vielmehr sehr differenziert ist. Er ist etwas, was in sich selbst von Linien erfüllt ist, von Kraftlinien hierhin, dorthin, von oben nach unten, von rechts nach links, gerade, runde Linien in allen Richtungen. Man kann den Raum fühlen, gefühlsmäßig durchdringen. Wer ein solches Raumgefühl hat, weiß, warum gewisse alte Maler so wunderbar naturgetreu die frei schwebenden Engelgestalten auf Madonnenbildern malten, er weiß, daß sich diese Engel gegenseitig halten, wie die Weltenkörper im Raume durch ihre Anziehungskraft sich halten. Ganz anders ist es, wenn Sie zum Beispiel das Bild von Böcklin «Pieta» betrachten. Es soll nichts gegen die sonstige Vortrefflichkeit dieses Bildes eingewendet werden, aber wer sich das lebendige Raumgefühl bewahrt hat, der hat die Empfindung, als ob jene merkwürdigen Engelgestalten jeden Augenblick herunterfallen müßten. Die alten Maler hatten noch das Gefühl für den Raum von dem früheren Hellsehertum; in neuerer Zeit ist das verlorengegangen.


Als die Kunst noch okkulte Traditionen hatte, wußte man von solchen gegenseitig sich tragenden Kräften, die im Raume darinnen sind, die da hin- und herströmen. Solche Kräfte fühlten diejenigen, in deren Geist der Gedanke des griechischen Tempels entstanden ist. Sie dachten ihn nicht aus, sondern sie nahmen die Kräfte wahr, die den Raum durchströmten, und gaben das Gesteinsmaterial hinein: was okkult schon da war, füllten sie mit Materie. So ist der griechische Tempel eine materielle Ausgestaltung von Kräften, die im Raume wirken; ein griechischer Tempel ist ein kristallisierter Raumgedanke, im reinsten Sinne des Wortes. Die Folge davon ist etwas sehr Wichtiges. Weil der Grieche die Raumkräfte materiell ausgestaltet hat, hat er den göttlich-geistigen Wesenheiten Gelegenheit gegeben, diese materielle Form zu benutzen. Es ist keine Redensart, sondern Wirklichkeit, daß der Gott in jener Zeit herunterstieg in den griechischen Tempel, um unter den Menschen auf dem physischen Plan zu sein. Wie heute ein Elternpaar die physische Form, das Fleischliche des Kindes zur Verfügung stellt, so daß das Geistige sich auf physischem Plane ausleben kann, so geschah etwas Ähnliches bei dem griechischen Tempel. Da wurde Gelegenheit gegeben, daß göttlich-geistige Wesenheiten herunterströmten und sich verkörperten in dem architektonischen Tempelbau. Das ist das Geheimnis des griechischen Tempels: der Gott war da im Tempel. Wer die griechische Tempelform richtig fühlte, fühlte auch, daß weit und breit kein Mensch zu sein brauchte, und auch nicht im Tempel selbst, und daß der Tempel doch nicht leer war, denn der Gott war wirklich anwesend im Tempel. Der griechische Tempel ist für sich ein Ganzes, weil er die Formen enthält, die den Gott in ihn hineinbannen." {{lit|{{G|105|26}}}}
In diesen letzten Lebensjahren bezeichnete Gorki selbst seine frühere Skepsis der [[Oktoberrevolution]] gegenüber als Irrtum, worauf ihn der Westen als [[Josef Stalin|Stalins]] Vorzeigeschriftsteller bezeichnete. Auf Reisen durch die Sowjetunion bestaunte er die Errungenschaften des [[Fortschritt]]s. Die Schattenseiten schien er nicht zu bemerken. Er war Redakteur des Buches über den [[Weißmeer-Ostsee-Kanal]], in dem eine Reihe bekannter Schriftsteller das Werk hunderttausender Zwangsarbeiter als große Errungenschaft besang. Nach einem Besuch auf den [[Solowezki-Inseln]] am 20. Juni 1929 verfasste er einen [[Hymne|hymnischen]] Reisebericht, der die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge und ihre erfolgreiche „Umschmiedung“ zu nützlichen Sowjetbürgern pries.<ref>Applebaum: ''Der Gulag'', S. 81–84. Karl Schlögel: [http://solovki.org/de/html/Artikel_Schloegel_de.html ''Solowki – Laboratorium der Extreme''], Artikel auf der Website ''solovki.org'' (Abruf am 21. März 2015).</ref>
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== Der Raum ist in sich geschlossen ==
Die meiste Zeit verbrachte Gorki in einer Villa in Moskau, wo er rund um die Uhr von Mitarbeitern des [[Hauptverwaltung für Staatssicherheit (GUGB)|GUGB]] ([[KGB]]-Vorgängerorganisation) überwacht wurde. Er war – wie schon zuvor – um die Aufklärung der Bevölkerung und die Förderung junger Schriftsteller bemüht und gründete u.&nbsp;a. die bekannte Bibliographien-Reihe ''Das Leben bemerkenswerter Persönlichkeiten'' und die Zeitschrift ''Literarische Lehre'', die jungen Autoren das literarische Handwerk beibringen will.


In einer Fragenbeantwortung zum Vortrag in Nürnberg vom 28. Juni 1908 wurde [[Rudolf Steiner]] gefragt, ob der Raum begrenzt sei. Er antwortete, dass der Raum in sich geschlossen sei:
[[Klaus Mann]], der 1934 an einem Kongress der Sowjet-Schriftsteller in Moskau teilgenommen hatte, berichtete von einer Einladung in Gorkis Haus: {{Zitat|Der Dichter, der die extreme Armut, das düsterste Elend gekannt und geschildert hatte, residierte in fürstlichem Luxus; die Damen seiner Familie empfingen uns in Pariser Toiletten; das Mahl an seinem Tisch war von asiatischer Üppigkeit. […] Dann gab es sehr viel Wodka und Kaviar.|ref=<ref>Klaus Mann: ''Der Wendepunkt''. Rowohlt. Reinbek 1994, S. 329f.</ref>}}


{{GZ|''Frage:'' Da die Zeit einen Anfang genommen, liegt die Annahme nahe, daß der
Am 18. Juni 1936 starb Gorki, seine Urne wurde an der [[Nekropole an der Kremlmauer|Kremlmauer]] in Moskau beigesetzt. Um seine Todesursache rankten sich zahlreiche Gerüchte; der Schriftsteller [[Gustaw Herling-Grudziński]] stellte die unterschiedlichen Versionen 1954 in dem Essay ''Die sieben Tode des Maxim Gorki'' zusammen. Im dritten [[Moskauer Prozesse|Moskauer Schauprozess]] von 1938 wurde der in Ungnade gefallene ehemalige [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]]-Chef [[Genrich Grigorjewitsch Jagoda|Genrich Jagoda]] unter anderem beschuldigt, die Ermordung Gorkis und zuvor die Ermordung von Gorkis Sohn Maxim (†&nbsp;1934) durch medizinische Fehlbehandlung veranlasst zu haben.<ref name="lauer">[[Reinhard Lauer]]: ''Geschichte der russischen Literatur,'' S. 675</ref> Gorkis Sekretär und zwei seiner Ärzte wurden deswegen ebenso verurteilt und erschossen. Noch in den achtziger Jahren fanden sich in Literaturlexika als wahrscheinliche Todesursache „Ermordung durch sowjetischen Staatssicherheitsdienst“.<ref>Gero von Wilpert: ''Lexikon der Weltliteratur,'' Band 1. Stuttgart 1988, S. 558: „[…] wurde wahrscheinlich vom sowjetischen Staatssicherheitsdienst ermordet.“</ref> Heute wird jedoch überwiegend von einem natürlichen Tod als Folge des bereits angegriffenen Gesundheitszustands Gorkis ausgegangen.<ref>Armin Knigge: [http://www.der-unbekannte-gorki.de/index.php?e=7 ''Eine schwere Schuld – Gorki und Stalin''.] Website „Der unbekannte Gorki“, 18. Juni 2006, abgerufen am 18. Juni 2016.</ref><ref name="lauer" />
Raum auch begrenzt ist. Wie verhält es sich damit?


Das ist eine sehr schwere Frage, weil bei den meisten Menschen
Gorkis Werke wurden in Deutschland 1933 [[Nationalsozialistische Bücherverbrennung|verbrannt]] und bis 1945 aus Bibliotheken ausgesondert, z. B. ''Die Bettler.''<ref>Werner Treß: ''Verbrannte Bücher 1933. Mit Feuer gegen die Freiheit des Geistes.'' [[Bundeszentrale für politische Bildung]] BpB, Bonn 2009, ISBN 3838900030, S. 128–137 (Reprint der Erzählung).</ref>
heute die Elemente, die zum Verständnis dieser Beantwortung
nötig sind, nicht entwickelt sein können. Es ist zu sagen, daß man
die Antwort einfach als Mitteilung nehmen muß; es wird schon
die Zeit kommen, wo der Mensch das ganz verstehen wird. Der
Raum der physischen Welt mit seinen drei Dimensionen, ist, wenn
er von dem Menschen [bloß] gedacht wird, ein sehr illusorischer
Begriff. Man denkt sich ja gewöhnlich, daß der Raum irgendwie
mit Brettern verschlagen, begrenzt sein müßte, oder, daß man ihn
ins Unendliche gehend denken muß.


Diese zwei Begriffe [die Unendlichkeit und die Endlichkeit
== Siehe auch ==
oder Begrenztheit des Raumes] hat Kant aufgestellt und hat gezeigt,
* {{WikipediaDE|Kategorie:Maxim Gorki}}
daß man etwas für und etwas wider diese zwei Begriffe
* {{WikipediaDE|Maxim Gorki}}
vorbringen kann.<ref>Kant, Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik [1783], «Kosmologische
* {{WikipediaDE|Zinovi Pechkoff}}, Adoptivsohn Gorkis
Ideen», § 50-53; Kritik der reinen Vernunft [1787], «Die Antinomien der reinen
 
Vernunft, Erster Widerstreit der transzendentalen Ideen», B 454ff. Kant zeigt,
== Werke ==
daß sowohl Argumente für wie gegen die Unendlichkeit des Raumes angeführt
=== Autobiografische Schriften ===
werden können. Für ihn liegt die Ursache dieses Widerspruchs in der impliziten
* ''Meine Kindheit (Детство)'' (1913/1914)
Annahme, daß der Raum und die Gegenstände des Raumes als absolute Gegebenheiten,
* ''Unter fremden Menschen (В людях)'' (1915/1916)
als objektive Gesetze von Dingen an sich genommen werden. Würden
* ''Meine Universitäten (Мои университеты)'' (1923)
sie aufgefaßt als das, was sie, nach Kant, sind, nämlich bloß Vorstellungen (Anschauungsformen
 
beziehungsweise Erscheinungen) der Dinge an sich, so löst
=== Romane ===
sich der «Widerstreit der Ideen» auf.</ref>
* ''[[Foma Gordejew]] (Фома Гордеев)'' (1899)
* ''[[Drei Menschen]] (Трое)'' (1900/1901)
* ''[[Die Mutter (Gorki)|Die Mutter]] (Мать)'' (1907)
* ''[[Eine Beichte]] (Исповедь)'' (1908)
* ''[[Ein Sommer]] (Лето)'' (1909)
* ''Das Städtchen Okurow (Городок Окуров)'' (1909)
* ''Matwej Koshemjakin (Жизнь Матвея Кожемякина)'' (1910)
* ''Das Werk der Artamanows (Дело Артамоновых)'' (1925)
* ''Das Leben des Klim Samgin (Жизнь Клима Самгина)'' (1925–1936)


Man kann aber nicht so einfach urteilen. Da ja alles Materielle
=== Erzählungen (Auswahl) ===
im Raume ist, und alles Materielle eine Verdichtung im Geiste ist,
* ''[[Makar Tschudra]] (Макар Чудра)'' (1892)
so wird schon klar, daß man über den Raum nur Klarheit haben
* ''[[Tschelkasch]] (Челкаш)'' (1894)
kann, wenn man von der gewöhnlichen physischen Welt ins
* ''[[Mein Weggefährte]] (Мой спутник)'' (1894)
Astrale aufrückt.
* ''Das Lied vom Falken (Песня о Соколе)'' (1895)
* ''[[Die alte Isergil]] (Старуха Изергиль)'' (1895)
* Die Ausfahrt (1895)
* Die Holzflößer (1895)
* Einige Tage in der Rolle des Redakteurs einer Provinzzeitung (1895)
* Wie Semaga gefangen wurde (1895)
* Der Chan und sein Sohn (1896)
* Der Leser (1896)
* Der Schornsteinfeger (1896)
* Warenka Olessowa (1896)
* ''[[Die Eheleute Orlow]] (Супруги Орловы)'' (1897)
* ''[[Gewesene Leute]] (Бывшие люди)'' (1897)
* ''[[Malwa (Gorki)|Malwa]] (Мальва)'' (1897)
* ''[[Der Tunichtgut]] (Озорник)'' (1897)
* ''[[Konowalow (Gorki)|Konowalow]] (Коновалов)'' (1897)
* ''[[Kain und Artjom]] (Каин и Артем)'' (1898)
* ''[[Sechsundzwanzig und eine]] (Двадцать шесть и одна)'' (1899) ([http://library.fes.de/cgi-bin/digisomo.pl?id=04159&dok=1900/1900_06&f=1900_0348&l=1900_0359 Digitalisat])
* ''Lied vom Sturmvogel (Песня о буревестнике)'' (1901)
* ''[[Der 9. Januar]]'' (1907)
* ''[[Der Spitzel (Maxim Gorki)|Der Spitzel]]'' (Titel der Ausgaben in russischer Sprache: ''Das Leben eines unnützen Menschen'') Novelle, (1907)
* ''Die Kinder aus Parma (Дети Пармы)'' (1911)
* ''[[Graue Gespenster]] (Страсти-мордасти)'' (1913)


Damit ist etwas sehr Sonderbares verbunden, was unsere Mathematiker,
=== Dramen (Auswahl) ===
die keine Hellseher sind, schon geahnt haben. Nämlich:
* ''[[Kleinbürger (Gorki)|Die Kleinbürger]] (Мещане)'' (1901), Uraufführung 1902 St. Petersburg
denken wir uns eine Gerade im Raum, so erscheint es, als
* ''[[Nachtasyl (Gorki)|Nachtasyl]] (На дне)'' oder ''Am Boden'' (1902), Uraufführung 1902 Moskau
würde diese Gerade, wenn man sie in unserem Raume zieht, nach
* ''Sommergäste (Дачники)'' (1905), Uraufführung 1904 St. Petersburg
beiden Richtungen hin, nach jeder der beiden Richtungen hin ins
* ''Barbaren'' (Варвары)  (1905), Uraufführung 1906 Kursk
Unendliche gehen. Sobald man diese Linie ins Astrale verfolgt, so
* ''[[Feinde (Gorki)|Die Feinde]]'' (Враги) (1906), Uraufführung 1906 Berlin
würde man sehen, daß sie im Astralen gekrümmt ist, und daß man,
* ''[[Die Letzten]]'' (Последние) (1908), Uraufführung 1910 Berlin (Deutsches Theater, Regie: Max Reinhardt)
wenn man nach der einen Seite hin fortläuft, auf der anderen wieder
* ''Falschgeld'' (Фальшивая монета) (1913), Uraufführung 1928 Rom
zurückkommt, so wie wenn man einen Kreis durchläuft.<ref>Rudolf Steiner bezieht sich hier auf die Entdeckung der projektiven Erweiterung
* ''Sonderlinge'', Uraufführung 1910 St. Petersburg
der euklidischen Geometrie Anfang des 19. Jahrhunderts. Die euklidische Gerade
* ''[[Kinder der Sonne]] (Дети солнца)'' (1905) (vergl. [[Leonid Nikolajewitsch Andrejew|Leonid Andrejew]]), Uraufführung 1905 St. Petersburg
verliert sich nach beiden Seiten hin ins Unendliche; für sie ist die Richtung
* ''[[Wassa Schelesnowa]] (Васса Железнова)'' (1910) Zweite Fassung 1935, Uraufführung 1911 Moskau
nach links und die Richtung nach rechts durch die Unendlichkeit (Fernpunkt)
* ''Die Familie Sykow'', Uraufführung 1918 Petrograd
getrennt. Die projektive Gerade hat keine solche Grenze, sie ist bezüglich der
* ''Somow und andere'' (Сомов и другие) (1931), Uraufführung 1954 Jaroslawl
Anordnung ihrer Punkte in sich geschlossen wie ein Kreis.</ref>
* ''[[Der Alte (Gorki)|Der Alte]]'' (Старик) (1915), Uraufführung 1919 Moskau
* ''[[Jegor Bulytschow und andere]]'' (Егор Булычов и другие) (1931), Uraufführung 1932 Moskau und Leningrad,
* ''Dostigajew und andere'' (Достигаев и другие) (1932), Uraufführung 1933 Leningrad
* ''Jakow Bogomolow'', Uraufführung 1958 Nowosibirsk


Wenn man den Kreis immer größer macht, so wird die Zeit, die
== Ehrungen ==
man zum Durchlaufen braucht, die zum Durchlaufen nötig ist,
[[Datei:Bad Saarow Gorkihaus.jpg|mini|Gorki-Haus in [[Bad Saarow]]]]
immer größer werden; endlich wird ein Stück des Kreises schon
nahekommen einer Geraden, wenn man einen solchen Riesenkreis
durchlaufen wollte. Und so findet man, daß es doch ein sehr
Geringes ist von der sehr flachen Kreislinie bis zur Geraden.
Im physischen Plan ist es unmöglich, wieder zurückzukommen;
im Astralischen würde man auf der anderen Seite wirklich
wieder zurückkommen, weil nämlich der Raum, insofern er in
seinen Richtungen im Physischen gerade ist, im Astralen gekrümmt
ist, und man hat also mit ganz anderen Raumverhältnissen
es zu tun, wenn man ins Astralische kommt.<ref>Es läßt sich aus dem erhaltenen Text nicht mehr genau rekonstruieren, ob Steiner
den Raumverhältnissen im Astralen eine tatsächliche geometrische Krümmung
zuordnen will. Der in sich geschlossenen projektiven Geraden kommt jedenfalls
keine Krümmung zu. Vielleicht möchte Steiner hier nur auf die strukturelle
Verwandtschaft aufmerksam machen, die zwischen dem Verhalten der Punkte
auf einer projektiven Geraden und auf einer Kreislinie besteht.</ref>


Es erweist sich so, daß man sagen kann: Es ist der Raum also
* 1932 wurde seine Geburtsstadt in Gorki umbenannt. 1990 bekam sie ihren alten Namen, [[Nischni Nowgorod]], zurück.
nicht das illusorische Gebilde, sondern er ist eine in sich geschlossene
* [[Maxim-Gorki-Theater]] in [[Berlin]] (beheimatet in der ehemaligen Wirkungsstätte der [[Sing-Akademie zu Berlin]])
Sphäre.<ref>Auch hier braucht Rudolf Steiner vermutlich den Ausdruck «Sphäre» nur, um
* Es gab auch ein sowjetisches Kreuzfahrtschiff namens „[[Maxim Gorkiy]]“.
auf die Geschlossenheit des astralen Raumes im Sinne eines projektiven Raumes
* Von 1936 bis 1999 hieß die [[Nationale W.-N.-Karasin-Universität Charkiw|Universität Charkiw]] nach ihm ''AM Gorki Charkow Staatliche Universität''
aufmerksam zu machen. Im topologischen Sinne ist weder die projektive Ebene
* Von 1932 bis 1990 hieß die Moskauer [[Twerskaja-Straße]] ''Gorki-Straße''.
einer zweidimensionalen Sphäre noch der projektive Raum einer dreidimensionalen
* in der DDR wurden zahlreiche Straßen nach Gorki benannt
Sphäre äquivalent.</ref> Und das, was dem Menschen erscheint als der physische
* der [[Gorki-Rücken]] in der Antarktis trägt ebenso seinen Namen
Raum, ist nur eine Art (...) und ein Abdruck für den in sich
geschlossenen Raum.


So kann man also nicht sagen, daß der Raum irgendwo mit
== Zitate ==
Brettern verschlagen ist, sondern: der Raum ist in sich geschlossen;
{{Zitat|Ich glaube, dass eine Zeit kommen wird, wo das Werk Gorkis vergessen ist, aber es ist zweifelhaft, ob man auch in tausend Jahren den Menschen Gorki vergessen wird können.|Anton Tschechow|''Briefe 1877–1904'', 1903<ref>Anton Tschechow: ''Briefe 1877–1904'', Fünf Bände. 5. Band. Herausgegeben und aus dem Russischen übersetzt von Peter Urban. Diogenes, Zürich 1979, ISBN 3-257-06190-0.</ref> }}
denn man kommt immer wieder zum Ausgangspunkt zurück.|324a|122f}}
{{Zitat|Wer das Werk Gorkis kennt, der kennt das russische Volk von heute und in ihm Not und Entbehrung aller Gedrückten, er weiß aus miterkennender Seele ebenso ihr letztes, seltenstes und leidenschaftlichstes Gefühl wie ihr tägliches ärmliches Dasein.|Stefan Zweig|''Harenberg Schauspielführer''<ref>Zitiert nach: ''Harenberg Schauspielführer''. Harenberg, Dortmund 1997, ISBN 3-611-00541-X.</ref>}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Raum}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Maxim Gorki}}
* {{WikipediaDE|Raum}}
* {{WikipediaDE|Maxim Gorki}}
 
==Literatur==


* [[Alexander Unzicker]]: ''Die mathematische Realität: Warum Raum und Zeit eine Illusion sind'', Selbstverlag, 2019, ISBN 978-1713256168, eBook {{ASIN|B082PVP95T}}
== Literatur ==
* [[Wikipedia:Karl Erich Grözinger|Karl Erich Grözinger]]: ''Jüdisches Denken. Theologie - Philosophie - Mystik: Band 2: Von der mittelalterlichen Kabbala zum Hasidismus'', Campus Verlag, Frankfurt/New York 2006, ISBN 978-3593375137
* Maxim Gorki – Stefan Zweig Briefwechsel. Hrsg. von Kurt Böttcher. Reclam, Leipzig 1980, ISBN 3-379-00134-1.<ref>Siehe auch: [http://gutenberg.spiegel.de/buch/briefe-an-schriftsteller-7450/2 Stefan Zweig: Briefe an Schriftsteller] in Gutenberg.spiegel.de</ref>
* [[Rudolf Steiner]]: ''Welt, Erde und Mensch'', [[GA 105]] (1983), Erster Vortrag, Stuttgart, 4. August 1908 {{Vorträge|105}}
* Boris Bjalik: ''Revolution und Kunst. Betrachtungen über die Beziehungen zwischen Lenin und Gorki.'' Übersetzt von Brigitta Schröder.  Aufbau, Berlin 1974, {{DNB|750179201}}.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1981), Düsseldorf, 21. April 1909, abends {{Vorträge|110}}
* Christa Ebert: ''Maxim Gorki in Saarow 1922/23.'' Frankfurt (Oder): Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte. 2003. (= Frankfurter Buntbücher; 33) ISBN 3-9807802-9-5
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi.'', [[GA 113]] (1982), Neunter Vortrag, München, 31. August 1909 {{Vorträge|113}}
* Nina Gourfinkel: ''Maxim Gorki. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' 5. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1999. (= Rowohlts Monographien; 50000; rororo-Bildmonographien) ISBN 3-499-50009-4
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen'', [[GA 132]] (1987), Zweiter Vortrag, Berlin, 7. November 1911 {{Vorträge|132}}
* Hans Günther: ''Der sozialistische Übermensch. M. Gor'kij und der sowjetische Heldenmythos.'' Stuttgart u.&nbsp;a.: Metzler. 1993. ISBN 3-476-00901-7
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes'', [[GA 134]] (1990), Vierter Vortrag, Hannover, 30. Dezember 1911 {{Vorträge|134}}
* Beatrice Haas: ''Dramenübersetzung. Sprachtheoretische und dramaturgische Aspekte, dargestellt am Beispiel des Schauspiels „Sommergäste“ von Maksim Gor'kij.'' Buske. Hamburg 1982 (= Hamburger Beiträge für Russischlehrer, 25) ISBN 3-87118-501-9
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die vierte Dimension'', [[GA 324a]] (1995), ISBN 3-7274-3245-4 {{Vorträge|324a}}
* Harri Jünger: Maxim Gorkis Klim Samgin – ein aktuelles Meisterwerk der Weltliteratur. (= Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität 1966, H. 1).
* Nikolaus Katzer: ''Maksim Go´rkijs Weg in die russische Sozialdemokratie.'' Harrassowitz, Wiesbaden 1990 (= Veröffentlichungen des Osteuropa-Institutes München, Reihe Geschichte, 58) ISBN 3-447-02962-5
* Geir Kjetsaa: ''Maxim Gorki. Eine Biographie.'' Claassen, Hildesheim 1996 ISBN 3-546-00109-5
* Armin Knigge: ''Maksim Gor'kij. Das literarische Werk.'' Wewel, München 1994 (= Quellen und Studien zur russischen Geistesgeschichte, 13) ISBN 3-87904-111-3
* Nadeshda Ludwig: ''Maxim Gorki, Leben und Werk.'' Das Europäische Buch, Berlin 1984 ISBN 3-88436-126-0
* Wolfgang Pailer: ''Die frühen Dramen M. Gor'kijs in ihrem Verhältnis zum dramatischen Schaffen A. P. Cechovs.'' Sagner, München 1978. (= Slavistische Beiträge, 122) ISBN 3-87690-148-0
* Henning Rischbieter: ''Maxim Gorki.'' Friedrich, Velber 1973 (= Friedrichs Dramatiker des Welttheaters, 69)
* Cecilia von Studnitz: ''„Mit Tränen löschst du das Feuer nicht.“ Maxim Gorki und sein Leben.'' Droste, Düsseldorf 1993 ISBN 3-7700-1004-3
* Henri Troyat: ''Gorki. Sturmvogel der Revolution. Eine Biographie.'' Piper, München (=Serie Piper 978) ISBN 3-492-10978-0
* Thomas Urban: ''Russische Schriftsteller im Berlin der zwanziger Jahre.'' Nicolai, Berlin 2003 ISBN 3-89479-097-0, S. 60–99


{{GA}}
== Verfilmung ==
* Deutsch: ''Das Werk der Artamanows'', russ. ''Delo Artamonowych'', polnisch ''Artamonow i synowie.'' s/w., Regie: Grigori Roschal; Drehbuch Sergei Jermolinski. Produktion Mosfilm 1941, deutsche Urauff. 7. Oktober 1947, Kurzrez. Der Spiegel 27. September 1947 ([http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41121980.html online])


==Weblinks==
== Weblinks ==
* [http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_110.htm GA 110: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt] - Der gesamte Vortragszyklus online - allerdings ist die Fragenbeantwortung, auf die oben hingewiesen wurde, in dieser Ausgabe ''nicht'' enthalten.
{{Wikiquote}}
{{Commons|Максим Горький|Maxim Gorky}}
* {{DNB-Portal|118639293}}
* {{DDB|Person|118639293}}
* {{Pressemappe|FID=pe/006365}}
* In der Datenbank [http://www.ib.hu-berlin.de/~pbruhn/russgus.htm RussGUS] werden über 370 Publikationen nachgewiesen (dort unter Suche – Einfache Suche: gor'kij,* OR gorki,*)
* [http://gutenberg.spiegel.de/autor/209 Ausgewählte Texte von Maxim Gorki] (deutsch) im Projekt Gutenberg-DE
* [http://www.marxists.org/archive/gorky-maxim/index.htm Ausgewählte Texte von Maxim Gorki] (englisch) ([http://marxists.org/deutsch/archiv/gorki/index.htm deutsch])
* [http://www.der-unbekannte-gorki.de/ Der unbekannte Gorki] Blog von Prof. Armin Knigge
* Hanns-Martin Wietek: [http://blog.zvab.com/2007/11/05/maxim-gorki-der-romantiker-und-revolutionaer/ Maxim Gorki, Der Romantiker und Revolutionär]
* Hanns-Martin Wietek: [http://blog.zvab.com/2007/12/03/gorki-revolutionaer-und-pragmatiker/ Gorki, Revolutionär und Pragmatiker]
* [http://i011.radikal.ru/1110/8c/ca6cb8d69af7t.jpg Maxim Gorki als Bruder des 24. Grades. Die beiden Arme bilden einen rechten Winkel. Maler: Boris Grigorjew, 1926]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Russische Literatur des 20. Jahrhunderts]]
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[[Kategorie:Geboren 1868]]
[[Kategorie:Gestorben 1936]]
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{{Wikipedia}}

Version vom 24. Juni 2018, 05:10 Uhr

Maxim Gorki, um 1900
Die Unterschrift Maxim Gorkis
Die Unterschrift Maxim Gorkis

Maxim Gorki (russisch Максим Горький, wissenschaftliche Transliteration Maksim Gor’kij[1] oder Gorkij[2][3]; * 16. Märzjul. / 28. März 1868greg. in Nischni Nowgorod; † 18. Juni 1936 in Gorki-10, westlich von Moskau[4]) war ein russischer Schriftsteller. Er hieß eigentlich Alexei Maximowitsch Peschkow (russisch Алексей Максимович Пешков, Transliteration Aleksej Maksimovič Peškov).

Leben

Kindheit und Jugend

Alexei Peschkow wuchs in ärmsten Verhältnissen auf, in einer Zeit, in der das Elend der Massen in Russland zu einem wichtigen Thema der literarischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung geworden war. Sein Großvater war Wolgatreidler, sein Vater Tischler. Nach dem frühen Tod des Vaters kam der junge Alexei mit seiner Mutter bei den Großeltern unter. Körperliche Gewalt innerhalb der Familie war nichts Außergewöhnliches. Als er zehn war, starb die Mutter an Tuberkulose und der Großvater nahm ihn nach nur drei Jahren von der Schule.

Von nun an musste Peschkow selbst Geld verdienen, zunächst als Lumpensammler. Ehe er von seiner literarischen Tätigkeit leben konnte, arbeitete er unter anderem als Laufjunge, Küchenjunge, Vogelhändler, Verkäufer, Ikonenmaler, Schiffsentlader, Bäckergeselle, Maurer, Nachtwächter, Eisenbahner und Rechtsanwaltsgehilfe.

In den späten 1880er Jahren kam er in Kasan, wo er sich erfolglos um eine Aufnahme an der Universität bemühte, erstmals mit der revolutionären Bewegung in Kontakt. Er arbeitete bei einem Bäcker, dessen Laden gleichzeitig Bibliothek eines marxistischen Geheimzirkels war.

Peschkow las viel und eignete sich als Autodidakt ein umfassendes, aber unsystematisches Wissen an. Die unüberwindliche Kluft zwischen ihm und der studierenden Jugend machte ihm schwer zu schaffen und war möglicherweise der Grund für einen 1887 begangenen Selbstmordversuch, bei dem er sich in die Brust schoss. Allerdings werden auch der Tod seiner Großeltern in diesem Jahr und eine unerwiderte Liebe als Ursachen vermutet.[5]

Schriftsteller und politischer Aktivist

Maxim Gorki und Fjodor Schaljapin

1889 wurde die zaristische Polizei wegen seiner rebellischen Kontakte erstmals auf Peschkow aufmerksam. Im selben Jahr legte er dem Schriftsteller Wladimir Korolenko ein Poem vor und erntete eine schonungslose Kritik. Er wandte sich vorläufig von der Literatur ab und zog zu Fuß durch Russland, die Ukraine und über den Kaukasus bis nach Tiflis. Dort kam er mit Revolutionären und Studenten in Kontakt, die ihn ermunterten, seine Erlebnisse literarisch festzuhalten. Seine erste Erzählung Makar Tschudra, die am 12. September 1892 in der Provinzzeitung Kawkas erschien, unterzeichnete Alexei Peschkow mit dem Pseudonym Maxim Gorki, übersetzt: der Bittere. Von da an verwendete er dieses Pseudonym.

Gorki zog nach Samara, wo er auf Vermittlung Korolenkos eine Stelle als Journalist bei einer Provinzzeitung bekam, deren Korrektorin Jekaterina Pawlowna Wolschina er 1896 heiratete. 1897 wurden ihr Sohn Maxim Peschkow (1897–1934) und 1898 ihre Tochter Katja geboren, die fünfjährig an Meningitis starb. Nach dem Tode der Tochter trennte sich das Paar 1903.

1894 gelang ihm mit der Erzählung Tschelkasch der Durchbruch als Schriftsteller. Auch die 1898 veröffentlichten Skizzen und Erzählungen wurden ein großer Erfolg. 1901 verfasste er nach einer Studentendemonstration in Sankt Petersburg, die durch das brutale Eingreifen der Polizei in einem Massaker endete, das Lied vom Sturmvogel. Der Sturm, von dem dieser Vogel mit „der Kraft des Zorns, der Flamme der Leidenschaft und der Gewissheit des Sieges“ kündete, wurde in revolutionären Kreisen als die Revolution aufgefasst und das Poem auf einschlägigen Versammlungen vorgetragen.

Nach dem Erfolg seiner Theaterstücke Die Kleinbürger (1901) und Nachtasyl (1902) war Gorki so populär, dass die verschiedenen Versuche des Regimes, gegen ihn vorzugehen, immer wieder Proteststürme auslösten. Gorki erhielt zum Beispiel Schlafverbot, was bedeutete, dass er nicht in Städten übernachten durfte. Während einer Reise auf die Krim, wohin er wegen der Unterzeichnung eines Traktats gegen die offizielle Darstellung der erwähnten Demonstration verwiesen wurde, bereiteten ihm seine Freunde und Verehrer – unter ihnen Fjodor Schaljapin und Iwan Bunin – in Podolsk einen triumphalen Empfang. Gegen den Beschluss Zar Nikolaus II., Gorkis Ernennung zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften rückgängig zu machen, protestierten unter anderem Anton Tschechow und Wladimir Korolenko. Nach seinem Protest gegen das Niedermetzeln unbewaffneter Zivilisten am 9. Januarjul. / 22. Januar 1905greg., dem so genannten Petersburger Blutsonntag, wurde er in der Peter-und-Pauls-Festung inhaftiert, aber, auch nach Protesten der ausländischen Presse, wieder freigelassen. Während der Festungshaft entstand sein Drama Kinder der Sonne (1905).

Vor der Revolution

Lew Nikolajewitsch Tolstoi und Maxim Gorki um 1900

In der kurzen Zeit der politischen Lockerung nach der Revolution von 1905 war Gorki über Veröffentlichungen und Versammlungen unermüdlich für die Revolution tätig. Bei der Zeitschrift Nowaja Schisn (Neues Leben), die er mitbegründet hatte, lernte er Lenin kennen, der dort als Chefredakteur arbeitete.

Als das politische Klima wieder strenger wurde, ging er ins Ausland. In Frankreich agitierte er gegen eine Anleihe der westlichen Staaten an das nach dem Russisch-Japanischen Krieg geschwächte Russland. Als man die Anleihe doch gewährte, schrieb er das Pamphlet Das schöne Frankreich. In den USA sollte er Parteispenden sammeln, blieb aber relativ erfolglos, nachdem seine Gegner die Tatsache gegen ihn ausgespielt hatten, dass er mit seiner Begleiterin Marija Andrejewa nicht verheiratet war.

In einem Landhaus in den Adirondacks-Bergen schrieb Gorki u. a. den Roman Die Mutter, den ihm Lenin später immer wieder als positives Beispiel seiner Literatur vorhielt und der in der Sowjetunion zum Klassiker wurde.

Nach seiner offenen Agitation gegen die Anleihe war für Gorki eine Rückkehr nach Russland nicht möglich. Er verbrachte die Jahre 1907 bis 1913 auf der Insel Capri, wo er sich allerdings ausschließlich mit russischen und revolutionären Themen beschäftigte. Er gründete mit Lenins Unterstützung eine Schule für Revolutionäre und Propagandisten, empfing zahlreiche Besucher (z. B. den russischen Schriftsteller Nowikow-Priboj), die zu ihm pilgerten, und beantwortete unzählige Briefe von Bürgern aus Russland, die sich mit ihren Sorgen und Hoffnungen an ihn wandten.

Maxim Gorki um etwa 1906

In diese Zeit fiel Gorkis erste Auseinandersetzung mit Lenin. Gorki, für den die Religion immer eine wichtige Rolle gespielt hat, schloss sich den Theorien der Gotterbauer um Alexander Bogdanow an, die Lenin als „Abweichung vom Marxismus“ verurteilte. Der Konflikt entspann sich vor allem um Gorkis Schrift Eine Beichte, in der er versuchte, Christentum und Marxismus zu versöhnen, und flammte 1913 erneut auf, als Gorki in einer Schrift gegen den „zersetzenden Geist Dostojewskis“ dafür plädierte, „die Gottsuche zeitweilig beiseite zu lassen“.

Eine Amnestie anlässlich des dreihundertjährigen Jubiläums des Hauses Romanow im Jahr 1913 ermöglichte Gorki, wieder nach Russland zurückzukehren.

Gorkis Skepsis gegenüber der Oktoberrevolution von 1917 war der Grund für seine zweite große Auseinandersetzung mit Lenin. Gorki war zwar grundsätzlich für eine soziale Revolution, meinte aber, dass das russische Volk dafür noch nicht reif sei; die Massen müssten erst das nötige Bewusstsein entwickeln, um sich aus ihrer Misere zu erheben. Er sprach später von seiner damaligen „Furcht, dass die Diktatur des Proletariats zur Auflösung und Vernichtung der einzigen wahrhaft revolutionären Kraft, die wir damals besaßen, führen könnte: der bolschewistischen, politisch geschulten Arbeiter. Diese Vernichtung hätte auf lange Zeit auch die Idee der sozialen Revolution selbst kompromittiert“.

Opposition und Emigration

Gleich nach der Revolution gründete Gorki verschiedene Vereine, um dem von ihm befürchteten Verfall von Wissenschaft und Kultur entgegenzuarbeiten. Der Ausschuss zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Gelehrten etwa sollte Angehörige der Intelligenzija unterstützen, die nach der Revolution besonders unter Hunger, Kälte und politischer Willkür zu leiden hatten. 1918 wurde die Zeitschrift Nowaja Shisn (Neues Leben) – nun Gorkis Plattform, in der er gegen Lenins Prawda polemisierte und Lynchjustiz und das Gift der Macht brandmarkte – verboten. 1920 wurde seine zweite Frau Marija Fjodorowna Andrejewa, eine frühere Schauspielerin, zur Kommissarin für das gesamte russische Theaterwesen und Ministerin für das ganze Theater- und Kunstwesen ernannt, während Gorki die Gelegenheit nutzte, hungernden Bürgern Kunstwerke abzukaufen. Als einige Intellektuelle, unter anderem auch Gorki, ein Hilfskomitee für die Hungernden gründeten, wurden viele verhaftet, da Lenin eine Verschwörung argwöhnte. Lenin legte Gorki nahe, seine wieder floride Lungentuberkulose in einem ausländischen Sanatorium behandeln zu lassen.

Vom Dezember 1921 bis zum April 1922 wurde Gorki im Lungensanatorium St. Blasien/Schwarzwald behandelt, anschließend hielt er sich in Berlin, dann in Heringsdorf an der Ostsee auf, jetzt zusammen mit seiner neuen Lebensgefährtin Marija Budberg sowie mit seinem Sohn Maxim und seiner Schwiegertochter Alexejewa Peschkowa aus Berlin. In der dortigen Villa Irmgard (die 1948 als Maxim-Gorki-Museum eröffnet wurde) arbeitete er am dritten Teil seiner Autobiographie Meine Universitäten. Am 25. September 1922 reiste er weiter nach Bad Saarow. Von Juni bis November 1923 wohnte Gorki mit M. Budberg, Sohn Maxim und Schwiegertochter Timoscha in Günterstal bei Freiburg, zunächst im Hotel Kyburg, hernach in einem gemieteten Anwesen in der Dorfstraße;[6] anschließend folgten Aufenthalte in Marienbad und Prag, bevor er sich im Frühjahr 1924 in Sorrent niederließ, nachdem ihm die faschistische Regierung nach einigem Zögern die Erlaubnis hierfür erteilt hatte.

Sein Aufenthalt in Deutschland wurde von der Sowjetischen Handelsmission finanziert, die gleichzeitig Deutschlandzentrale der Tscheka war. Dort arbeitete Gorkis zweite Exfrau Marija Fjodorowna Andrejewa, die weiter Kontakt zu ihm hielt. Sie machte ihn hier mit Pjotr Krjutschkow bekannt, der ihm bald als Sekretär diente. Auch sein ebenfalls in Berlin lebender Sohn Maxim Peschkow und seine Frau erhielten ein Stipendium der Handelsmission. Deshalb war Gorki der Exilpresse nicht ganz geheuer. Die Zeitschrift Besseda (Unterhaltung), die er mit Andrej Bely und Chodassewitsch zum Vertrieb in die Sowjetunion produzierte, durfte dort nicht eingeführt werden und scheiterte 1925.

Nach Lenins Tod kehrte Gorki nicht in die Sowjetunion zurück, da er skeptisch gegenüber Lenins Nachfolgern war und auch Maria Budberg nicht dazu bereit war. Er blieb vielmehr bis 1927 in Italien und schrieb Erinnerungen an Lenin, in denen er Lenin als den Menschen bezeichnete, den er am meisten geliebt hatte. Außerdem arbeitete er dort an den umfangreichen Romanen Das Werk der Artamanows und Das Leben des Klim Samgin.

Sowjetischer Schriftsteller

20. Juni 1929: Maxim Gorki (vierter von rechts), eingerahmt von Funktionären der Geheimpolizei, besichtigt das „Solowezki-Lager zur besonderen Verwendung“ (SLON)

Am 22. Oktober 1927 beschloss die Kommunistische Akademie in einer Festsitzung anlässlich von Gorkis 35-jährigem Autorenjubiläum, ihn als proletarischen Schriftsteller anzuerkennen. Als Gorki bald darauf nach Sowjetrussland zurückkehrte, wurden ihm alle möglichen Ehrungen zuteil: Gorki bekam den Leninorden und wurde Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU. Sein sechzigster Geburtstag wurde im ganzen Land feierlich begangen, zahlreiche Institutionen, u. a. das Moskauer Künstlertheater und das Moskauer Literaturinstitut, wurden nach ihm benannt. Seine Geburtsstadt Nischni Nowgorod wurde 1932 in Gorki umbenannt. 1930 gründete er die Zeitschrift Sowjetunion.

In zahlreichen literaturwissenschaftlichen Werken der Zeit hob man jene Elemente seines Schaffens hervor, die in den Kanon des Sozialistischen Realismus passten, andere verschwieg man. Die Mutter, Gorkis einziges Werk, in dem der Held ein Fabrikarbeiter und damit ein echter Proletarier ist, sollte als Vorbild für die neue sowjetische Literatur dienen.

In diesen letzten Lebensjahren bezeichnete Gorki selbst seine frühere Skepsis der Oktoberrevolution gegenüber als Irrtum, worauf ihn der Westen als Stalins Vorzeigeschriftsteller bezeichnete. Auf Reisen durch die Sowjetunion bestaunte er die Errungenschaften des Fortschritts. Die Schattenseiten schien er nicht zu bemerken. Er war Redakteur des Buches über den Weißmeer-Ostsee-Kanal, in dem eine Reihe bekannter Schriftsteller das Werk hunderttausender Zwangsarbeiter als große Errungenschaft besang. Nach einem Besuch auf den Solowezki-Inseln am 20. Juni 1929 verfasste er einen hymnischen Reisebericht, der die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge und ihre erfolgreiche „Umschmiedung“ zu nützlichen Sowjetbürgern pries.[7]

Die meiste Zeit verbrachte Gorki in einer Villa in Moskau, wo er rund um die Uhr von Mitarbeitern des GUGB (KGB-Vorgängerorganisation) überwacht wurde. Er war – wie schon zuvor – um die Aufklärung der Bevölkerung und die Förderung junger Schriftsteller bemüht und gründete u. a. die bekannte Bibliographien-Reihe Das Leben bemerkenswerter Persönlichkeiten und die Zeitschrift Literarische Lehre, die jungen Autoren das literarische Handwerk beibringen will.

Klaus Mann, der 1934 an einem Kongress der Sowjet-Schriftsteller in Moskau teilgenommen hatte, berichtete von einer Einladung in Gorkis Haus:

„Der Dichter, der die extreme Armut, das düsterste Elend gekannt und geschildert hatte, residierte in fürstlichem Luxus; die Damen seiner Familie empfingen uns in Pariser Toiletten; das Mahl an seinem Tisch war von asiatischer Üppigkeit. […] Dann gab es sehr viel Wodka und Kaviar.“[8]

Am 18. Juni 1936 starb Gorki, seine Urne wurde an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt. Um seine Todesursache rankten sich zahlreiche Gerüchte; der Schriftsteller Gustaw Herling-Grudziński stellte die unterschiedlichen Versionen 1954 in dem Essay Die sieben Tode des Maxim Gorki zusammen. Im dritten Moskauer Schauprozess von 1938 wurde der in Ungnade gefallene ehemalige NKWD-Chef Genrich Jagoda unter anderem beschuldigt, die Ermordung Gorkis und zuvor die Ermordung von Gorkis Sohn Maxim († 1934) durch medizinische Fehlbehandlung veranlasst zu haben.[9] Gorkis Sekretär und zwei seiner Ärzte wurden deswegen ebenso verurteilt und erschossen. Noch in den achtziger Jahren fanden sich in Literaturlexika als wahrscheinliche Todesursache „Ermordung durch sowjetischen Staatssicherheitsdienst“.[10] Heute wird jedoch überwiegend von einem natürlichen Tod als Folge des bereits angegriffenen Gesundheitszustands Gorkis ausgegangen.[11][9]

Gorkis Werke wurden in Deutschland 1933 verbrannt und bis 1945 aus Bibliotheken ausgesondert, z. B. Die Bettler.[12]

Siehe auch

Werke

Autobiografische Schriften

  • Meine Kindheit (Детство) (1913/1914)
  • Unter fremden Menschen (В людях) (1915/1916)
  • Meine Universitäten (Мои университеты) (1923)

Romane

  • Foma Gordejew (Фома Гордеев) (1899)
  • Drei Menschen (Трое) (1900/1901)
  • Die Mutter (Мать) (1907)
  • Eine Beichte (Исповедь) (1908)
  • Ein Sommer (Лето) (1909)
  • Das Städtchen Okurow (Городок Окуров) (1909)
  • Matwej Koshemjakin (Жизнь Матвея Кожемякина) (1910)
  • Das Werk der Artamanows (Дело Артамоновых) (1925)
  • Das Leben des Klim Samgin (Жизнь Клима Самгина) (1925–1936)

Erzählungen (Auswahl)

  • Makar Tschudra (Макар Чудра) (1892)
  • Tschelkasch (Челкаш) (1894)
  • Mein Weggefährte (Мой спутник) (1894)
  • Das Lied vom Falken (Песня о Соколе) (1895)
  • Die alte Isergil (Старуха Изергиль) (1895)
  • Die Ausfahrt (1895)
  • Die Holzflößer (1895)
  • Einige Tage in der Rolle des Redakteurs einer Provinzzeitung (1895)
  • Wie Semaga gefangen wurde (1895)
  • Der Chan und sein Sohn (1896)
  • Der Leser (1896)
  • Der Schornsteinfeger (1896)
  • Warenka Olessowa (1896)
  • Die Eheleute Orlow (Супруги Орловы) (1897)
  • Gewesene Leute (Бывшие люди) (1897)
  • Malwa (Мальва) (1897)
  • Der Tunichtgut (Озорник) (1897)
  • Konowalow (Коновалов) (1897)
  • Kain und Artjom (Каин и Артем) (1898)
  • Sechsundzwanzig und eine (Двадцать шесть и одна) (1899) (Digitalisat)
  • Lied vom Sturmvogel (Песня о буревестнике) (1901)
  • Der 9. Januar (1907)
  • Der Spitzel (Titel der Ausgaben in russischer Sprache: Das Leben eines unnützen Menschen) Novelle, (1907)
  • Die Kinder aus Parma (Дети Пармы) (1911)
  • Graue Gespenster (Страсти-мордасти) (1913)

Dramen (Auswahl)

  • Die Kleinbürger (Мещане) (1901), Uraufführung 1902 St. Petersburg
  • Nachtasyl (На дне) oder Am Boden (1902), Uraufführung 1902 Moskau
  • Sommergäste (Дачники) (1905), Uraufführung 1904 St. Petersburg
  • Barbaren (Варвары) (1905), Uraufführung 1906 Kursk
  • Die Feinde (Враги) (1906), Uraufführung 1906 Berlin
  • Die Letzten (Последние) (1908), Uraufführung 1910 Berlin (Deutsches Theater, Regie: Max Reinhardt)
  • Falschgeld (Фальшивая монета) (1913), Uraufführung 1928 Rom
  • Sonderlinge, Uraufführung 1910 St. Petersburg
  • Kinder der Sonne (Дети солнца) (1905) (vergl. Leonid Andrejew), Uraufführung 1905 St. Petersburg
  • Wassa Schelesnowa (Васса Железнова) (1910) Zweite Fassung 1935, Uraufführung 1911 Moskau
  • Die Familie Sykow, Uraufführung 1918 Petrograd
  • Somow und andere (Сомов и другие) (1931), Uraufführung 1954 Jaroslawl
  • Der Alte (Старик) (1915), Uraufführung 1919 Moskau
  • Jegor Bulytschow und andere (Егор Булычов и другие) (1931), Uraufführung 1932 Moskau und Leningrad,
  • Dostigajew und andere (Достигаев и другие) (1932), Uraufführung 1933 Leningrad
  • Jakow Bogomolow, Uraufführung 1958 Nowosibirsk

Ehrungen

Gorki-Haus in Bad Saarow

Zitate

„Ich glaube, dass eine Zeit kommen wird, wo das Werk Gorkis vergessen ist, aber es ist zweifelhaft, ob man auch in tausend Jahren den Menschen Gorki vergessen wird können.“

Anton Tschechow: Briefe 1877–1904, 1903[13]

„Wer das Werk Gorkis kennt, der kennt das russische Volk von heute und in ihm Not und Entbehrung aller Gedrückten, er weiß aus miterkennender Seele ebenso ihr letztes, seltenstes und leidenschaftlichstes Gefühl wie ihr tägliches ärmliches Dasein.“

Stefan Zweig: Harenberg Schauspielführer[14]

Siehe auch

Literatur

  • Maxim Gorki – Stefan Zweig Briefwechsel. Hrsg. von Kurt Böttcher. Reclam, Leipzig 1980, ISBN 3-379-00134-1.[15]
  • Boris Bjalik: Revolution und Kunst. Betrachtungen über die Beziehungen zwischen Lenin und Gorki. Übersetzt von Brigitta Schröder. Aufbau, Berlin 1974, DNB 750179201.
  • Christa Ebert: Maxim Gorki in Saarow 1922/23. Frankfurt (Oder): Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte. 2003. (= Frankfurter Buntbücher; 33) ISBN 3-9807802-9-5
  • Nina Gourfinkel: Maxim Gorki. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 5. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1999. (= Rowohlts Monographien; 50000; rororo-Bildmonographien) ISBN 3-499-50009-4
  • Hans Günther: Der sozialistische Übermensch. M. Gor'kij und der sowjetische Heldenmythos. Stuttgart u. a.: Metzler. 1993. ISBN 3-476-00901-7
  • Beatrice Haas: Dramenübersetzung. Sprachtheoretische und dramaturgische Aspekte, dargestellt am Beispiel des Schauspiels „Sommergäste“ von Maksim Gor'kij. Buske. Hamburg 1982 (= Hamburger Beiträge für Russischlehrer, 25) ISBN 3-87118-501-9
  • Harri Jünger: Maxim Gorkis Klim Samgin – ein aktuelles Meisterwerk der Weltliteratur. (= Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität 1966, H. 1).
  • Nikolaus Katzer: Maksim Go´rkijs Weg in die russische Sozialdemokratie. Harrassowitz, Wiesbaden 1990 (= Veröffentlichungen des Osteuropa-Institutes München, Reihe Geschichte, 58) ISBN 3-447-02962-5
  • Geir Kjetsaa: Maxim Gorki. Eine Biographie. Claassen, Hildesheim 1996 ISBN 3-546-00109-5
  • Armin Knigge: Maksim Gor'kij. Das literarische Werk. Wewel, München 1994 (= Quellen und Studien zur russischen Geistesgeschichte, 13) ISBN 3-87904-111-3
  • Nadeshda Ludwig: Maxim Gorki, Leben und Werk. Das Europäische Buch, Berlin 1984 ISBN 3-88436-126-0
  • Wolfgang Pailer: Die frühen Dramen M. Gor'kijs in ihrem Verhältnis zum dramatischen Schaffen A. P. Cechovs. Sagner, München 1978. (= Slavistische Beiträge, 122) ISBN 3-87690-148-0
  • Henning Rischbieter: Maxim Gorki. Friedrich, Velber 1973 (= Friedrichs Dramatiker des Welttheaters, 69)
  • Cecilia von Studnitz: „Mit Tränen löschst du das Feuer nicht.“ Maxim Gorki und sein Leben. Droste, Düsseldorf 1993 ISBN 3-7700-1004-3
  • Henri Troyat: Gorki. Sturmvogel der Revolution. Eine Biographie. Piper, München (=Serie Piper 978) ISBN 3-492-10978-0
  • Thomas Urban: Russische Schriftsteller im Berlin der zwanziger Jahre. Nicolai, Berlin 2003 ISBN 3-89479-097-0, S. 60–99

Verfilmung

  • Deutsch: Das Werk der Artamanows, russ. Delo Artamonowych, polnisch Artamonow i synowie. s/w., Regie: Grigori Roschal; Drehbuch Sergei Jermolinski. Produktion Mosfilm 1941, deutsche Urauff. 7. Oktober 1947, Kurzrez. Der Spiegel 27. September 1947 (online)

Weblinks

 Wikiquote: Maxim Gorki – Zitate
Commons: Maxim Gorky - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Beispiel für die Schreibweise Maksim Gor’kij im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  2. Beispiel für die Schreibweise Maksim Gorkij im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  3. Andere Schreibweisen, Namensformen und Namen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  4. Nicht zu verwechseln mit Gorki Leninskije südlich von Moskau, dem Sterbeort Lenins.
  5. Maksim Gorky: selected letters / translated an edited by Andrew Barratt, Barry P. Scherr. Oxford University Press, 1997. ISBN 0-19-815175-6
  6. Klaus Hockenjos:Maxim Gorki im Schwarzwald. In: Jahrbuch 2013 des Breisgau-Geschichtsvereins, Band 132, Freiburg, Seite 107–123
  7. Applebaum: Der Gulag, S. 81–84. Karl Schlögel: Solowki – Laboratorium der Extreme, Artikel auf der Website solovki.org (Abruf am 21. März 2015).
  8. Klaus Mann: Der Wendepunkt. Rowohlt. Reinbek 1994, S. 329f.
  9. 9,0 9,1 Reinhard Lauer: Geschichte der russischen Literatur, S. 675
  10. Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur, Band 1. Stuttgart 1988, S. 558: „[…] wurde wahrscheinlich vom sowjetischen Staatssicherheitsdienst ermordet.“
  11. Armin Knigge: Eine schwere Schuld – Gorki und Stalin. Website „Der unbekannte Gorki“, 18. Juni 2006, abgerufen am 18. Juni 2016.
  12. Werner Treß: Verbrannte Bücher 1933. Mit Feuer gegen die Freiheit des Geistes. Bundeszentrale für politische Bildung BpB, Bonn 2009, ISBN 3838900030, S. 128–137 (Reprint der Erzählung).
  13. Anton Tschechow: Briefe 1877–1904, Fünf Bände. 5. Band. Herausgegeben und aus dem Russischen übersetzt von Peter Urban. Diogenes, Zürich 1979, ISBN 3-257-06190-0.
  14. Zitiert nach: Harenberg Schauspielführer. Harenberg, Dortmund 1997, ISBN 3-611-00541-X.
  15. Siehe auch: Stefan Zweig: Briefe an Schriftsteller in Gutenberg.spiegel.de

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