Geheimnis des Abgrunds und Idealismus: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Aurea catena Homeri Abyssi Duplicatae.jpg|mini|400px|Die Figur '''''Abyssi Duplicatae''' oder Des doppelt flüchtig und fixen Abgrundes'' aus der ''[[Aurea catena Homeri]]'' (1723). Zur Erläuterung findet sich folgender Spruch:
[[Datei:DPAG_2012_Fichte.jpg|thumb|250px|Johann Gottlieb Fichte]]
Der '''Idealismus''' (von [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ιδέα, ''[[Idee]], [[Urbild]]'') ist eine der 12 grundlegenden [[Weltanschauung]]en, von denen [[Rudolf Steiner]] spricht, und vertritt den [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]] Standpunkt, dass die eigentliche [[Wirklichkeit]] in [[Idee]]n und damit zugleich in [[Vernunft]] und [[Bewusstsein]] begründet ist und die [[materiell]]e Welt und die [[sinnlich]]en Erscheinungen nur sekundäre abgeleitete [[Phänomen]]e sind. Die Gegenposition dazu ist der [[Realismus]]. Im [[Tierkreis]] entspricht dem Idealismus das Zeichen des [[Widder (Sternbild)|Widders]].


<div style="margin-left:40px;"><poem>
<div style="margin-left:20px">
Ein Abgrund den andern ruft heraus,
"Es kann aber noch andere Menschen geben, die etwa folgendes
Sie machen zusammen einen harten Strauß:
sagen. Um uns herum ist die Materie und die Welt der materiellen
Das Flüchtige ganz fix soll werden,
Erscheinungen. Aber die Welt der materiellen Erscheinungen ist
Wasser und Dampf sich kehren in Erden.
eigentlich in sich sinnleer. Sie hat keinen rechten Sinn, wenn nicht
Der Himmel selbst muß irdisch sein,
in ihr jene Tendenz liegt, die sich eben bewegt nach vorwärts, wenn
Sonst kommt ins Erdreich kein Leben ein.
nicht aus dieser Welt, die da um uns herum ausgebreitet ist, das
Das Oberste soll das Unterste sein,
geboren werden kann, wonach die Menschenseele sich richten kann
Das Unterste wird das Oberste fein.
als nicht in der Welt enthalten, die um uns herum ausgebreitet ist.
Das Fixe soll ganz flüchtig werden,
Es muß nach der Anschauung solcher Menschen das Ideelle und das
Ein Wasser und Dampf soll sein die Erden.
Ideale im Weltprozesse drinnen sein. Solche Menschen geben den
Die Erde muß höchst zum Himmel auffliegen,
realen Weltprozessen ihr Recht. Sie sind nicht Realisten, trotzdem
Der Himmel ins Zentrum der Erde einkriechen.
sie dem realen Leben recht geben, sondern sie sind der Anschauung,
So muß verkehrt sein Himmel und Erden,
das reale Leben muß durchtränkt werden von dem Ideellen, nur
Soll das Unterste zum Obersten werden.
dann bekommt es einen Sinn. - In einem Anfluge von solcher Stimmung
Der flüchtige Drach den fixeren tötet,
hat Fichte einmal gesagt: Alle Welt, die sich um uns herum
Der fixe zum Tode den flüchtigen nötet.
ausbreitet, ist das versinnlichte Material für die Pflichterfüllung. -
Also muß offenbar kommen an Tag,
Die Vertreter solcher Weltanschauung, die alles nur Mittel sein läßt
Die Quint-Essenz, und was sie vermag.
für Ideen, die den Weltprozeß durchdringen, kann man Idealisten
</poem></div>]]
nennen und ihre Weltanschauung Idealismus. Schönes und Großes
und Herrliches ist für diesen Idealismus vorgebracht worden. Und
auf dem Gebiete, das ich eben charakterisiert habe, wo es darauf ankommt,
zu zeigen, wie die Welt zweck- und sinnlos wäre, wenn die
Ideen nur menschliche Phantasiegebilde wären und nicht im Weltprozesse
drinnen wirklich begründet wären, auf diesem Gebiete hat
der Idealismus seine volle Bedeutung. Aber mit diesem Idealismus
kann man zum Beispiel die äußere Wirklichkeit, die äußere Realität
des Realisten nicht erklären. Daher hat man zu unterscheiden von
den anderen eine Weltanschauung, die Idealismus genannt werden
kann." {{Lit|{{G|151|37}}}}
</div>


Das '''Geheimnis des Abgrunds''' ist das erste der [[sieben Lebensgeheimnisse]].
== Rudolf Steiners Weltsicht und Erkenntnistheorie im Verhältnis zum Deutschen Idealismus ==
[[Datei:GeorgWilhelmFriedrichHegel.jpg|thumb|Georg Wilhelm Friedrich Hegel]]
<div style="margin-left:20px">
"Ich bin zu meiner Weltansicht nicht allein durch das
Studium Goethes oder etwa gar des Hegelianismus gekommen.
Ich ging von der mechanisch-naturalistischen Weltauffassung
aus, erkannte aber, daß bei intensivem Denken
dabei nicht stehengeblieben werden kann. Ich fand, streng
nach naturwissenschaftlicher Methode verfahrend, in dem
[[objektiver Idealismus|objektiven Idealismus]] die einzig befriedigende Weltansicht.
Die Art, wie ein sich selbst verstehendes, widerspruchsloses
Denken zu dieser Weltansicht gelangt, zeigt meine Erkenntnistheorie<ref>[[Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht auf Schiller]] -  ({{G|2}})</ref>. ({{G|1|129}})
</div>


{{GZ|Eingetreten ist der Mensch in die Entwicklung als ein Allwesen. Er wird dann ein Sonderwesen. Zunächst sonderte er sich als einzelne Kugel von einer allgemeinen Kugel ab. Diese einzelnen Menschenkugeln gingen durch die verschiedenen Verwandlungen hindurch. Aus einer der späteren Verwandlungen entstand der sogenannte Äther-Doppelkörper. Man nennt dieses Stadium des ersten Sich-Absonderns von dem Allwesen das «Versinken des Bewußtseins in den Abgrund». Dieses wird bei dem physischen Stadium des ersten Planeten erreicht. Es gehen 24 Stadien voraus und es folgen 24 Stadien. Das mittlere, das 25. Stadium, ist das dichteste. Die physische Anlage entstand als derbe physische Kugel. Die Erde glich damals unserem Äther oder der Lichtmaterie unserer jetzigen Erde und hatte nach dem Sturz des Bewußtseins in den Abgrund die Form einer Art Maulbeere.|89|144ff}}
<div style="margin-left:20px">
"Ich muss einen besonderen Wert darauf legen, dass hier an dieser Stelle beachtet werde, dass ich als meinen Ausgangspunkt das Denken bezeichnet habe und nicht Begriffe und Ideen, die erst durch das Denken gewonnen werden. Diese setzen das Denken bereits voraus. Es kann daher, was ich in bezug auf die in sich selbst ruhende, durch nichts bestimmte Natur des Denkens gesagt habe, nicht einfach auf die Begriffe übertragen werden. (Ich bemerke das hier ausdrücklich, weil hier meine Differenz mit [[Hegel]] liegt. Dieser setzt den Begriff als Erstes und Ursprüngliches.)" - [[Philosophie der Freiheit]], S.34 ({{G|4}})
</div>


== Gnosis ==
Steiner ordnet seine Erkenntnistheorie also dem objektiven Idealismus zu. Was jedoch positiv unter der durch nichts als sich selbst bestimmten Natur des Denkens zu verstehen ist, ist nicht ohne weiteres klar. Später heißt es im Text der Philosophie der Freiheit:


[[Bythos]] ({{ELSalt|βυθός}}), ''Tiefe'' oder ''Abgrund'', nennen manche [[Gnosis|gnostische]] Schulen, insbesonders die [[Valentinianismus|Valentinianer]], den unsichtbaren, unfassbaren, unnennbaren Uranfang, den «unbekannten Gott», den Urgrund allen [[Sein]]s, den vollkommenen ''[[Aion]]'' ({{ELSalt|αἰών}} „[[Äon]]“), von dem die Welt ihren Ursprung genommen hat<ref>Rudolph, S 71</ref>. Andere gnostische Schulen gebrauchen dafür Ausdrücke wie ''Proarché'' ({{polytonisch|προαρχή}}, „vor dem Anfang“) oder ähnlich.
<div style="margin-left:20px">
"Nun darf aber nicht übersehen werden, daß wir uns nur mit Hilfe des Denkens als Subjekt bestimmen und uns den Objekten entgegensetzen können. Deshalb darf das Denken niemals als eine bloß subjektive Tätigkeit aufgefaßt werden. Das Denken ist ''jenseits'' von Subjekt und Objekt. Es bildet diese beiden Begriffe ebenso wie alle anderen. Wenn wir als denkendes Subjekt also den Begriff auf ein Objekt beziehen, so dürfen wir diese Beziehung nicht als etwas bloß Subjektives auffassen. Nicht das Subjekt ist es, welches die Beziehung herbeiführt, sondern das Denken. Das Subjekt denkt nicht deshalb, weil es Subjekt ist; sondern es erscheint sich als ein Subjekt, weil es zu denken vermag. Die Tätigkeit, die der Mensch als ''denkendes'' Wesen ausübt, ist also keine bloß subjektive, sondern eine solche, die weder subjektiv noch objektiv ist, eine über diese beiden Begriffe hinausgehende. Ich darf niemals sagen, daß mein individuelles Subjekt denkt; dieses lebt vielmehr selbst von des Denkens Gnaden. Das Denken ist somit ein Element, das mich über mein Selbst hinausführt und mit den Objekten verbindet. Aber es trennt mich zugleich von ihnen, indem es mich ihnen als Subjekt gegenüberstellt." ({{G|004|60}})
</div>
Mit "Denken" ist anscheinend eine Tätigkeit, oder ein Tätigsein noch jenseits von begrifflich erfaßtem als Ergebnis solchen Denkens gemeint. Sie kann vom Menschen als denkendes Wesen ausgeübt werden und bildet (erfaßt) erst die Begriffe, die Hegel schon voraussetzt.


== Der Abgrund als Erlebnis des Geistesschülers ==
Gegenüber dem [[subjektiven Idealismus]] [[Johann_Gottlieb_Fichte|Fichtes]] hebt Steiner hervor, daß das [[absolute Ich]] Fichtes dem [[Wahrnehmung|unmittelbar Gegebenen]] nicht gerecht wird. Das Denken ist nicht nur tätiges Hervorbringen, sondern zugleich auch sein Inhalt als ein vorgefundener. Diese Vorfindlichkeit des Denkinhaltes, bzw. was zum Denkinhalt wird, liegt auf der [[Wahrnehmung|Wahrnehmungsseite]] des Erkennens. Fichte gelingt es nicht, das Wahrnehmliche aus dem absoluten Ich hervorgehen zu lassen. Darin liegt das "objektive" des Steinerschen Idealismus, daß er dieses Wahrnehmliche in seiner selbstgebenden, nicht durch ein absolutes Ich produzierten, Eigenart anerkennt, obwohl es sich bei diesem wahrnehmlich Vorgegebenen nicht schon gleich um Begriffenes, Vergegenständlichtes handelt<ref>Das dies so ist, zeigt sich z.B. im Falle des Falschdenkens und seiner Korrektur</ref>.  Eine ausführliche Auseinandersetzung mit Fichte findet sich in [[Wahrheit und Wissenschaft]] - ({{G|3}})


{{GZ|Wer da kein Bewußtsein davon erwirbt, daß zwischen dem Aufenthalt in den
== "Idealismus", ein weites Spektrum von Auffassungen und Bedeutungen==
Sinnesfeldern, mit denen wir leben müssen während unseres Erdendaseins zwischen
Neben dem [[Ethik|ethischen]] Idealismus kann man zwischen einem [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]], einem [[Ontologie|ontologischen]] und einem [[Metaphysik|metaphysischen]] Idealismus unterscheiden.
der Geburt und dem Tode, daß zwischen dem Aufenthalt in den Sinnesfeldern
und demjenigen, was in den Geistesfeldern ist, ein gähnender Abgrund waltet, wer
darüber sich nicht ein gebührendes Bewußtsein erwirbt, kann nicht wahrhaftige,
wirkliche Erkenntnis erwerben. Denn allein mit diesem Bewußtsein kann der
Mensch eintreten in wahrhaftige, wirkliche Erkenntnis. Nicht hellsehend braucht
er zu werden, obzwar aus wahrer Hellsichtigkeit die Erkenntnisse aus der Geisteswelt
kommen, aber ein Bewußtsein muß er sich erwerben von demjenigen, was
da vorhanden ist als Mahnung am gähnenden Abgrunde der Geheimnisse des
Raumes, der Geheimnisse der Zeit, der Geheimnisse des Menschenherzens selber.
Denn ob wir hinausgehen in die Raumesweiten, der Abgrund steht da; ob wir
hinauswandeln in die Zeitenwenden, der Abgrund steht da; ob wir hineingehen
in das eigene Herz, der Abgrund steht da.


Und diese drei Abgründe, sie sind nicht drei Abgründe, sie sind ein einziger
== Die Gefahr des Idealisten ==
Abgrund.|270a|9|25}}
<div style="margin-left:20px">
"Die Idealisten, die werden immerfort vor der Gefahr stehen, daß sie mit ihren Vorstellungen in luziferische Regionen hineinkommen, daß sie Schwärmer, Phantasten, Schwarmgeister, Lenine, Trotzkijs werden, ohne wirklichen Boden unter den Füßen; mit ihrem Willen können sie leicht ahrimanisch werden, despotisch, tyrannisch." ({{G|190|74}})
</div>


{{GZ|Gerade wenn der Mensch so recht fühlt die Schönheit, Größe und Erhabenheit
== Einzelnachweise ==
der physisch-sinnlichen Welt und fühlt, daß er sich da mit dem Besten, was er
<references/>
selber ist, nicht finden kann, dann wird er immer mehr und mehr gedrängt hin
nach demjenigen, wovon eigentlich alle esoterische Betrachtung ausgehen muß:
Er wird gedrängt nach jenem Abgrund, jenseits dessen das erst liegen kann, woraus
der Mensch seinen Urstand, Ursprung, Urquell hat; er wird gedrängt an jenen
Abgrund, wo er wirklich die Grenze erblicken muß zwischen der Sinneswelt und
der Geisteswelt; er wird gedrängt an jenen Abgrund, der ihm an einer bestimmten
Stelle etwas zeigt wie eine Brücke, die hinüberführt in eine ganz andere Welt, an
deren Ausgangspunkt die Schwelle der Erkenntnis und der geistigen Welt erst liegt.


Und dasjenige, was ich Ihnen mitzuteilen habe, meine lieben Freunde, das sind
== Siehe auch ==
die Mitteilungen jener Gestalt, die man in aller Esoterik bezeichnet als [[Hüter der Schwelle]] [...]
 
Warum steht dieser Hüter der Schwelle da? Dieser Hüter der Schwelle steht da
aus dem Grunde, weil wirkliche Erkenntnis sich nur dann erlangen läßt, wenn wir
mit der richtigen, guten Vorbereitung, verinnerlichten Gesinnung und wahrem
Erkenntnisstreben herantreten. Wahres Erkenntnisstreben ist nichts Theoretisches.
Wahres Erkenntnisstreben wird erst erlangt, wenn die Seele sich hinauferhebt über
dasjenige, was die Sinnenwelt bietet.
 
Derjenige, der zu früh, unvorbereitet, das heißt, nicht mit der rechten Gesinnung
sich an diese Erkenntnis heranmacht, wird diese Erkenntnis nicht in richtiger Weise
erlangen. Er wird sich und die Welt schädigende Wirkungen hervorbringen.|270c|163f}}
 
== Der Abgrund zwischen Ätherleib und physischem Leib ==
 
Im Moment des Aufwachens, wenn [[Ich]] und [[Astralleib]] wieder in den blebten [[Leib]] eintauschen, überschreiten wir den Abgrund zwischen dem [[Ätherleib]] und dem [[Physischer Leib|physischen Leib]]. Dieses Erlebnis unterscheidet sich deutlich von dem mit Lebensreminiszenzen erfülltem [[Traum-Bewusstsein]].
 
{{GZ|Das bloße Träumen spielt sich
so ab, daß es erfüllt ist von Lebensreminiszenzen. Was sich da abspielt
im Momente des Aufwachens, das sind nicht Lebensreminiszenzen. Sie
sind sehr gut zu unterscheiden von Lebensreminiszenzen, diese flutenden
Gedanken. Man kann sie sich in die Sprache des gewöhnlichen Bewußtseins
übersetzen, aber es sind im Grunde genommen fremdartige
Gedanken, Gedanken, die wir sonst nicht erfahren können, wenn wir
sie nicht in dem Momente, der entweder durch geisteswissenschaftliche
Schulung in uns möglich gemacht ist, oder eben in diesem Momente des
Aufwachens erfassen.
 
Was erfassen wir da eigentlich? Nun, wir sind mit unserem Ich und
unserem astralischen Leibe eingedrungen in den Ätherleib und in den
physischen Leib. Was im Ätherleibe erlebt wird, wird allerdings so erlebt,
daß es traumhaft ist. Und man lernt, indem man dieses, wie ich
es angedeutet habe, subtil in Geistesgegenwart beobachten lernt, man
lernt wohl unterscheiden dieses Hindurchgehen durch den Ätherleib,
in dem die Lebensreminiszenzen traumhaft auftreten, und dann, vor
dem vollen Erwachen, vor den Eindrücken, die die Sinne nun haben
nach dem Erwachen, das Hineingestelltsein in eine Welt, die durchaus
eine Welt von webenden Gedanken ist, die aber nicht so erlebt wird wie
die Traumgedanken, bei denen man genau weiß, man hat sie subjektiv in
sich. Die Gedanken, die ich jetzt meine, sie stellen sich wie ganz objektiv
dar gegenüber dem eindringenden Ich und astralischen Menschen,
und man merkt ganz genau: man muß passieren den Ätherleib; denn
solange man den Ätherleib passiert, bleibt alles traumhaft. Man muß
aber auch passieren den Abgrund, den Zwischenraum - möchte ich sagen,
wenn ich mich recht uneigentlich, aber dadurch vielleicht deutlicher
ausdrücke -, den Zwischenraum zwischen Ätherleib und physischem
Leib, und schlüpft dann in das volle Ätherisch-Physische hinein,
indem man aufwacht und die äußeren physischen Eindrücke der
Sinne da sind. Sobald man in den physischen Leib hineingeschlüpft ist,
sind eben die äußeren physischen Sinneseindrücke da. Was wir da an
Gedankenweben objektiver Art erleben, spielt sich also durchaus zwischen
dem Ätherleib und dem physischen Leib ab. Wir müssen in ihm
also sehen eine Wechselwirkung des Ätherleibes und des physischen
Leibes. So daß wir sagen können, wenn wir schematisch zeichnen:
Wenn etwa das den physischen Leib darstellt (orange), das den Ätherleib
(grün), so haben wir das lebendige Weben von physischem Leib
und Ätherleib in den Gedanken, die wir da erfassen, und man kommt
dann auf dem Wege einer solchen Beobachtung zu der Erkenntnis, daß
 
[[Datei:GA207 051.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 207, S. 51]]
 
sich zwischen unserem physischen und unserem Ätherleib, gleichgültig
ob wir wachen, ob wir schlafen, immerzu Vorgänge abspielen, die
eigentlich im webenden Gedankensein bestehen, die webendes Gedankensein
zwischen unserem physischen Leib und unserem Ätherleib sind
(gelb). So daß wir jetzt das erste Element des seelischen Lebens verobjektiviert
erfaßt haben. Wir sehen in ihm ein Weben zwischen dem
Ätherleib und dem physischen Leib.
 
Dieses webende Gedankenleben kommt eigentlich so, wie es ist, im
Wachzustande nicht zu unserem Bewußtsein. Es muß eben auf die
Art, wie ich es geschildert habe, erfaßt werden.|207|50f}}


== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Idealismus (Philosophie)|Idealismus]]
* [[Abyssos]]
* [[Deutscher Idealismus]]
* [[Bythos]]
* {{Kirchner|Idealismus}}
* [[Tehom]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
#Rudolf Steiner: ''Der menschliche und der kosmische Gedanke'', [[GA 151]] (1990), ISBN 3-7274-1510-X {{Vorträge|151}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Bewußtsein Leben Form'', [[GA 89]] (2001), Berlin,  29. Oktober 1904 {{Vorträge|089}}
#Rudolf Steiner: ''Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen'', [[GA 190]] (1980), ISBN 3-7274-1900-8 {{Vorträge|190}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Erster Teil'', [[GA 207]] (1990), ISBN 3-7274-2070-7 {{Vorträge|207}}
#Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 30: ''Rudolf Steiner und der deutsche Idealismus Zum 200. Geburtstag von Hegel'' {{BE|30}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum. Band I'', [[GA 270a]] (1999) {{Vorträge|270a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum. Band III'', [[GA 270c]] (1999) {{Vorträge|270c}}


{{GA}}
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Weltanschauung]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
<references/>
 
[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Gnosis]] [[Kategorie:Geheimnis|101]]

Version vom 28. Mai 2017, 23:42 Uhr

Johann Gottlieb Fichte

Der Idealismus (von griech. ιδέα, Idee, Urbild) ist eine der 12 grundlegenden Weltanschauungen, von denen Rudolf Steiner spricht, und vertritt den erkenntnistheoretischen Standpunkt, dass die eigentliche Wirklichkeit in Ideen und damit zugleich in Vernunft und Bewusstsein begründet ist und die materielle Welt und die sinnlichen Erscheinungen nur sekundäre abgeleitete Phänomene sind. Die Gegenposition dazu ist der Realismus. Im Tierkreis entspricht dem Idealismus das Zeichen des Widders.

"Es kann aber noch andere Menschen geben, die etwa folgendes sagen. Um uns herum ist die Materie und die Welt der materiellen Erscheinungen. Aber die Welt der materiellen Erscheinungen ist eigentlich in sich sinnleer. Sie hat keinen rechten Sinn, wenn nicht in ihr jene Tendenz liegt, die sich eben bewegt nach vorwärts, wenn nicht aus dieser Welt, die da um uns herum ausgebreitet ist, das geboren werden kann, wonach die Menschenseele sich richten kann als nicht in der Welt enthalten, die um uns herum ausgebreitet ist. Es muß nach der Anschauung solcher Menschen das Ideelle und das Ideale im Weltprozesse drinnen sein. Solche Menschen geben den realen Weltprozessen ihr Recht. Sie sind nicht Realisten, trotzdem sie dem realen Leben recht geben, sondern sie sind der Anschauung, das reale Leben muß durchtränkt werden von dem Ideellen, nur dann bekommt es einen Sinn. - In einem Anfluge von solcher Stimmung hat Fichte einmal gesagt: Alle Welt, die sich um uns herum ausbreitet, ist das versinnlichte Material für die Pflichterfüllung. - Die Vertreter solcher Weltanschauung, die alles nur Mittel sein läßt für Ideen, die den Weltprozeß durchdringen, kann man Idealisten nennen und ihre Weltanschauung Idealismus. Schönes und Großes und Herrliches ist für diesen Idealismus vorgebracht worden. Und auf dem Gebiete, das ich eben charakterisiert habe, wo es darauf ankommt, zu zeigen, wie die Welt zweck- und sinnlos wäre, wenn die Ideen nur menschliche Phantasiegebilde wären und nicht im Weltprozesse drinnen wirklich begründet wären, auf diesem Gebiete hat der Idealismus seine volle Bedeutung. Aber mit diesem Idealismus kann man zum Beispiel die äußere Wirklichkeit, die äußere Realität des Realisten nicht erklären. Daher hat man zu unterscheiden von den anderen eine Weltanschauung, die Idealismus genannt werden kann." (Lit.: GA 151, S. 37)

Rudolf Steiners Weltsicht und Erkenntnistheorie im Verhältnis zum Deutschen Idealismus

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

"Ich bin zu meiner Weltansicht nicht allein durch das Studium Goethes oder etwa gar des Hegelianismus gekommen. Ich ging von der mechanisch-naturalistischen Weltauffassung aus, erkannte aber, daß bei intensivem Denken dabei nicht stehengeblieben werden kann. Ich fand, streng nach naturwissenschaftlicher Methode verfahrend, in dem objektiven Idealismus die einzig befriedigende Weltansicht. Die Art, wie ein sich selbst verstehendes, widerspruchsloses Denken zu dieser Weltansicht gelangt, zeigt meine Erkenntnistheorie[1]. (GA 1, S. 129)

"Ich muss einen besonderen Wert darauf legen, dass hier an dieser Stelle beachtet werde, dass ich als meinen Ausgangspunkt das Denken bezeichnet habe und nicht Begriffe und Ideen, die erst durch das Denken gewonnen werden. Diese setzen das Denken bereits voraus. Es kann daher, was ich in bezug auf die in sich selbst ruhende, durch nichts bestimmte Natur des Denkens gesagt habe, nicht einfach auf die Begriffe übertragen werden. (Ich bemerke das hier ausdrücklich, weil hier meine Differenz mit Hegel liegt. Dieser setzt den Begriff als Erstes und Ursprüngliches.)" - Philosophie der Freiheit, S.34 (GA 4)

Steiner ordnet seine Erkenntnistheorie also dem objektiven Idealismus zu. Was jedoch positiv unter der durch nichts als sich selbst bestimmten Natur des Denkens zu verstehen ist, ist nicht ohne weiteres klar. Später heißt es im Text der Philosophie der Freiheit:

"Nun darf aber nicht übersehen werden, daß wir uns nur mit Hilfe des Denkens als Subjekt bestimmen und uns den Objekten entgegensetzen können. Deshalb darf das Denken niemals als eine bloß subjektive Tätigkeit aufgefaßt werden. Das Denken ist jenseits von Subjekt und Objekt. Es bildet diese beiden Begriffe ebenso wie alle anderen. Wenn wir als denkendes Subjekt also den Begriff auf ein Objekt beziehen, so dürfen wir diese Beziehung nicht als etwas bloß Subjektives auffassen. Nicht das Subjekt ist es, welches die Beziehung herbeiführt, sondern das Denken. Das Subjekt denkt nicht deshalb, weil es Subjekt ist; sondern es erscheint sich als ein Subjekt, weil es zu denken vermag. Die Tätigkeit, die der Mensch als denkendes Wesen ausübt, ist also keine bloß subjektive, sondern eine solche, die weder subjektiv noch objektiv ist, eine über diese beiden Begriffe hinausgehende. Ich darf niemals sagen, daß mein individuelles Subjekt denkt; dieses lebt vielmehr selbst von des Denkens Gnaden. Das Denken ist somit ein Element, das mich über mein Selbst hinausführt und mit den Objekten verbindet. Aber es trennt mich zugleich von ihnen, indem es mich ihnen als Subjekt gegenüberstellt." (GA 004, S. 60)

Mit "Denken" ist anscheinend eine Tätigkeit, oder ein Tätigsein noch jenseits von begrifflich erfaßtem als Ergebnis solchen Denkens gemeint. Sie kann vom Menschen als denkendes Wesen ausgeübt werden und bildet (erfaßt) erst die Begriffe, die Hegel schon voraussetzt.

Gegenüber dem subjektiven Idealismus Fichtes hebt Steiner hervor, daß das absolute Ich Fichtes dem unmittelbar Gegebenen nicht gerecht wird. Das Denken ist nicht nur tätiges Hervorbringen, sondern zugleich auch sein Inhalt als ein vorgefundener. Diese Vorfindlichkeit des Denkinhaltes, bzw. was zum Denkinhalt wird, liegt auf der Wahrnehmungsseite des Erkennens. Fichte gelingt es nicht, das Wahrnehmliche aus dem absoluten Ich hervorgehen zu lassen. Darin liegt das "objektive" des Steinerschen Idealismus, daß er dieses Wahrnehmliche in seiner selbstgebenden, nicht durch ein absolutes Ich produzierten, Eigenart anerkennt, obwohl es sich bei diesem wahrnehmlich Vorgegebenen nicht schon gleich um Begriffenes, Vergegenständlichtes handelt[2]. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit Fichte findet sich in Wahrheit und Wissenschaft - (GA 3)

"Idealismus", ein weites Spektrum von Auffassungen und Bedeutungen

Neben dem ethischen Idealismus kann man zwischen einem erkenntnistheoretischen, einem ontologischen und einem metaphysischen Idealismus unterscheiden.

Die Gefahr des Idealisten

"Die Idealisten, die werden immerfort vor der Gefahr stehen, daß sie mit ihren Vorstellungen in luziferische Regionen hineinkommen, daß sie Schwärmer, Phantasten, Schwarmgeister, Lenine, Trotzkijs werden, ohne wirklichen Boden unter den Füßen; mit ihrem Willen können sie leicht ahrimanisch werden, despotisch, tyrannisch." (GA 190, S. 74)

Einzelnachweise

  1. Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht auf Schiller - (GA 2)
  2. Das dies so ist, zeigt sich z.B. im Falle des Falschdenkens und seiner Korrektur

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Der menschliche und der kosmische Gedanke, GA 151 (1990), ISBN 3-7274-1510-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen, GA 190 (1980), ISBN 3-7274-1900-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 30: Rudolf Steiner und der deutsche Idealismus Zum 200. Geburtstag von Hegel Beiträge 30
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.