Enthymesis

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Enthymesis (griech. ἐνθύμησις „Hineinfühlung“), wörtlich die Einfühlung in den eigenen Thymos (griech. θυμός „Lebenskraft“), d.h. in die eigene Gemütsverfassung, im weiteren Sinn die Erwägung oder Überlegung als Ergebnis einer Urteilsbildung, ist in manchen gnostischen Systemen, etwa bei den Simonianern oder Valentinianern, einer der wesenhaften Äonen, die aus der Gottheit emaniert wurden, meist ein Aspekt der in die Finsternis außerhalb des Pleromas gefallenen Sophia oder Achamoth. Der römischer Kaiser Konstantin der Große hat Enthymesis als „zur Materie gehörender begreifender Gedanke“ gedeutet.[1]

Irenäus von Lyon († um 200) schreibt über die diesbezüglichen Lehren der Valentinianer:

„Wir kämen nun zu den Vorgängen, die sich außerhalb des Pleroma zugetragen haben. Da soll zunächst die Enthymesis der oberen Weisheit, die sie auch Achamoth nennen, mit der Leidenschaft von dem oberen Pleroma abgesondert und in die Räume des Schattens und der Leere zwangsweise hinausgeworfen sein. So war sie verbannt von dem Licht und dem Pleroma, form- und gestaltlos wie ein Embryo, nicht imstande, etwas zu erfassen. Da erbarmte sich ihrer Christus, dehnte sie aus durch sein Kreuz und gab ihr Gestalt durch seine Kraft, so daß sie zur Existenz, doch nicht zum Bewußtsein gelangte. Darauf hat er sie wieder verlassen und ihr seine Kraft entzogen, damit sie inne würde des Leidens, welches eine Folge war ihrer Trennung vom Pleroma, und Sehnsucht nach dem Höheren empfinde, denn ihr war ja von Christus und dem Hl. Geiste eine gewisse Ahnung der Unsterblichkeit hinterlassen. Deswegen trägt sie auch zwei Namen: nach dem Vater Sophia, wie ja auch ihr Vater Sophia heißt, und Heiliger Geist wegen des Geistes Christi.“

Irenäus von Lyon: Contra Haereses I 4,1 [1]

Anmerkungen

  1. Heinrich Kraft: Kaiser Konstantins religiöse Entwicklung. Mohr, Tübingen 1955, S. 110 (Google books).