Traumyoga und Phowa: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Traumyoga''' ([[Sanskrit]]: ''svapna[[Darshan|darśana]]''; [[Umschrift nach Wylie|tib]].: ''rmi lam'') ist zum einen Bestandteil der „[[Wikipedia:Sechs Yogas von Naropa|Sechs Yogas von Naropa]]“ und damit eine aus dem buddhistischen [[Vajrayana]] stammende Praxis, zum anderen gibt es eine eigenständige Übertragung zu Traumyoga innerhalb des tibetischen [[Bön]]. Traumyoga dient dazu, während des [[Traum|Traumschlafs]] einen wachen Bewusstseinszustand aufrechtzuerhalten und die Fähigkeit zu erwerben, die Geschehnisse im Traum gezielt zu lenken. Inzwischen sind Anleitungstexte zum Traumyoga auch in westliche Sprachen übersetzt worden.
{{Tibetischer chinesischer Begriff
|Tibetisch=འཕོ་བ་གྲོང་འཇུག
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== Luzides Träumen ==
'''Phowa''' ([[Wikipedia:Tibetische Sprache|Tibetisch]]) ist eine besondere [[Meditation]]s-Praxis des [[Wikipedia:Tibetischer Buddhismus|tibetischen Buddhismus]]. Sie wird generell zu den [[Wikipedia:Sechs Yogas von Naropa|Sechs Yogas von Naropa]] gezählt. Allerdings gehen nicht alle Phowa-Übertragungen von [[Wikipedia:Naropa|Naropa]] aus.
Ein geübter Traumyoga-Praktizierender wird sich während des Träumens bewusst, dass er träumt. Er erlebt die Trauminhalte bewusst und kann auf die Handlung seiner Träume Einfluss nehmen. Während diesem
[[Klartraum|luziden]] Bewusstseinszustand ist er sich ferner der "irrealen" und flüchtigen Natur des Traums bewusst. Im Buddhismus gibt das Traumyoga dem Übenden die Möglichkeit, spirituelle Praxis während (Traumschlaf)-Phasen zu üben, die – vom spirituellen Standpunkt betrachtet– gewöhnlich nutzlos im Zustand der Unwissenheit verstreichen. Eine Luzidität während der Tiefschlafphase ist verbunden mit dem ''Yoga des Klaren Lichts''<!--nicht mit dem Traumyoga; bitte eigenen Artikel einrichten-->.


== Techniken ==
== Phowa-Varianten ==
Man lenkt das Bewusstsein während der Einschlafphase auf spezielle Energiezentren ([[Chakra|Chakren]]) des Körpers und visualisiert dort farbiges Licht oder mystische Silben (Sanskrit ''[[Mantra#Hinduismus|Bija]]''). Die Einschlafphase kann zusätzlich genutzt werden für die Anwendung weiterer tantrischer Techniken wie [[Mantra]]-Rezitation oder Visualisierung von Meditationsgottheiten. Die korrekte Praxis erfordert eine Einweihung und die sorgfältige Anleitung durch einen Vajrayana-Meister, der innerhalb einer [[Wikipedia:Übertragungslinie|Überlieferungslinie]] zur Weitergabe dieser Übung befugt ist. Das oben erwähnte Yoga des Klaren Lichts ist hingegen mit der [[Dzogchen]]-Praxis verbunden.
Es gibt verschiedene Arten von Phowa :
*Phowa zur Erlangung des [[Dharmakaya]], ein Phowa für Praktizierende mit höchsten geistigen Fähigkeiten
*Phowa zur Erlangung des [[Sambhogakaya]], ein Phowa für Praktizierende mit hohen Fähigkeiten
*Phowa unermesslichen Mitgefühls, ein Phowa für Schüler mit mittleren Fähigkeiten
*Phowa des [[Sukhavati|Reinen Landes]], ein Phowa für gewöhnliche Menschen ohne besondere Voraussetzungen.
*Phowa des eisernen Hakens (gemeint: Leithaken des Elefantenführers), ein Phowa um Wesen, die selbst nicht Phowa ausführen können, mittels der Praxis eines befähigten Praktizierenden den Zugang zu einem Reinen Land zu ermöglichen. So wie der Elefantenführer mit seinem Haken den Elefanten in die richtige Richtung lenkt, so lenkt der eiserne Haken [[spiritualität|spirituell]] untrainierte Personen.


== Zweck und grundlegende Sichtweise im Traumyoga ==
== Reines-Land-Phowa ==
Im buddhistischen Traumyoga geht es nicht um die Inhalte von Träumen im Sinne von "Traumdeutung", sondern um geistige Klarheit während sonst unbewusster Phasen; das Endziel ist die Erfahrung der wahren Natur des Geistes – der [[Buddhanatur]].
[[Datei:Buddha Amithaba.jpg|miniatur|Buddha Amitabha im [[Wikipedia:Tibetischer Buddhismus|tibetischen Buddhismus]], traditionelles [[Thangka]].]]
Mit dem Reinen-Land-Phowa, oder auch ''zab lam 'pho ba'', soll bereits zu Lebzeiten die Übertragung des Bewusstseins nach [[Sukhavati]], das Reine Land des Buddha [[Amitabha]] trainiert werden. Nach der Auffassung des tibetischen Buddhismus verlässt das Bewusstsein nach Todeseintritt den Körper durch eine von neun Körperöffnungen (Augen, Ohren, Nase, Mund, Harnröhre und Anus). Diese werden auch als Tore zu den jeweiligen sechs traditionellen Wiedergeburtsbereichen betrachtet. Die mit diesem Reinen Land assoziierte Körperöffnung ist die 10. Körperöffnung der Bewusstseinsübertragung, diese wird auch „Brahmanische Öffnung“ genannt. Sie liegt auf dem Mittelpunkt des Scheitels, auf der [[Wikipedia:Fontanelle|Fontanelle]]. Mittels Phowa kann nun bereits zu Lebzeiten die Übertragung des Bewusstseins trainiert und dieses 10. Tor für den Bewusstseinsaustritt geöffnet werden.


Die gewöhnliche Lebenswirklichkeit betrachtet der tantrische Buddhismus als "illusionär", ''einem Traum ähnlich''. Man kann das Erscheinen der Phänomene im Wachzustand, gemäß dieser Sichtweise, als ''kollektiven Traum'' bezeichnen. Die Phänomene des Wachzustandes erscheinen in der Wahrnehmung ähnlich wie die Phänomene im Traum, werden aber vom gewöhnlichen Betrachter irrigerweise nicht als letztlich unwirklich erkannt, sondern als aus sich selbst heraus ([[Inhärenz|inhärent]]) bestehende Phänomene identifiziert. <!-- Unverständlich: An diesem Punkt hat sich die westliche Wissenschaft, insbesondere die Teilchenphysik, inzwischen der traditionell buddhistischen Sichtweise angenähert, da es auch hier, grob vereinfacht, keine letztendliche Substanz der Phänomene mehr gibt. -->
Das Zeichen für eine erfolgreiche Phowa-Praxis ist das Austreten eines Tropfen Bluts oder Sekrets unmittelbar aus dem Mittelpunkt des Scheitels. In Tibet wurde auch zur Demonstration einer erfolgreichen Praxis ein Kusha-Grashalm in die kleine entstandene Öffnung in der Fontanelle gesteckt.<ref>[http://www.gloje.org/en/phowa_dharma_auspicious_signs Die Öffnung im Schädel]</ref> Die Praxis dient der Vorbereitung des Praktizierenden auf den eigentlichen Todeszeitpunkt.


Das [[Klartraum|Klarträumen]] dient dazu, in allen Phasen der Lebenswirklichkeit die Traumähnlichkeit, oder klassisch buddhistisch ausgedrückt, die ''Leerheit'' ([[Shunyata]]) des eigenen Selbst (der Persönlichkeits-konstituierenden Faktoren, [[Skandhas]]) und aller Phänomene zu erkennen. Daher haben vertiefte Erfahrungen im nächtlichen Klarträumen Einfluss auf die Wahrnehmung der Phänomene im Wachzustand am Tag. So sind die Techniken des Klaren Träumens ein Teilaspekt einer umfassenden [[Spiritualität|spirituellen]] [[Erleuchtung|Erleuchtungspraxis]]. Darüber hinaus ermöglicht die Luzidität im Traum Meditationspraktiken zu üben. Das ist nicht zuletzt deshalb vorteilhaft, weil die Beschränkungen durch den physischen Körper wegfallen und es leichter ist, bestimmte Ergebnisse zu erhalten.
== Einweihung und Anleitung ==
Die korrekte Praxis erfordert eine Einweihung und sorgfältige Anleitung durch einen qualifizierten [[Vajrayana]]-Meister, der innerhalb einer [[Wikipedia:Übertragungslinie|Überlieferungslinie]] zur Weitergabe dieser Übung befugt ist. Üblicherweise prüft er den Schüler gründlich, ob dieser zum Erhalt der Lehren geeignet ist.


Ein weiterer Zweck ist die Vorbereitung auf den Tod. Der Grundgedanke ist, dass Träume den Prozessen des Sterbens und dem Geschehen im Nachtodzustand ([[Bardo (Yoga)|Bardo]]) substanziell ähneln. Die Erfahrung von der Traumähnlichkeit der Phänomene zu Lebenszeiten, dient dazu, die mitunter erschreckenden Visionen im Sterben und im Nachtodzustand als illusionär zu erfahren, und so die wirkliche Natur des Geistes zu erkennen und Befreiung vom Daseinskreislauf zu erlangen.
== Referenzen==
<references />


== Siehe auch ==
== Literatur ==
*[[Klartraum]]
* Chagdud Khadro, ''P'howa Commentary - Instructions for the Practice of Consciousness Transference as Revealed by Rigdzin Longsal Nyingpo'', Padma Publishing, Junction City CA 1998, ISBN 1-881847-10-1
*[[Wikipedia:Traumtagebuch|Traumtagebuch]]
* Lu K'uan Yü, Geheimnisse der chinesischen Meditation
 
* Lama Ole Nydahl, ''Von Tod und Wiedergeburt'', Verlag Knaur MensSana HC, 2011, ISBN 978-3-426-66598-5
==Literatur==
*[[Wikipedia:Namkhai Norbu|Namkhai Norbu]]: ''Traum-Yoga - Träume bewußt lenken - der tibetische Weg zu Klarheit und Selbsterkenntnis.'' O.W.Barth-Verlag, Bern-München-Wien 1998, ISBN 3-502-62481-X (Übersetzung der 1. Auflage von ''Dream Yoga and the Practice of Natural Light'')
*Namkhai Norbu: ''Der Zyklus von Tag und Nacht - Die praktischen Übungen des Ati-Yoga.'' Diederichs Verlag, München 1998 ISBN 3-424-00964-4
*Namkhai Norbu Rinpoche: ''Dream Yoga and the Practice of Natural Light.'' Snow Lion Publications, Ithaca N.Y. 2002 (2. erw. Aufl), ISBN 1-55939-161-8
*Tenzin Wangyal Rinpoche: ''Übung der Nacht - Tibetische Meditationen in Schlaf und Traum.'' Diederichs Verlag, 2001, ISBN 3720521893
*Tenzin Wangyal Rinpoche: ''The Tibetan Yogas of Dream and Sleep.'' Snow Lion Publications, Ithaca N.Y. 1998, ISBN 1-55939-101-4 (Englische Ausgabe von "Übung der Nacht")
*[[Wikipedia:Francisco Varela|Francisco Varela]]: ''Traum, Schlaf und Tod - Grenzbereiche des Bewußtseins'', Diederichs, 1998, ISBN 3-42401-388-9
*Venerable Gyatrul Rinpoche: ''Ancient Wisdom: Nyingma Teachings on Dream Yoga, Meditation, and Transformation.'' Snow Lion Publications Ithaca N.Y.1993
*Swami Sivananda Radha: Praxis des Traum-Yoga. Freiburg im Breisgau 1996


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.sawka.com/spiritwatch/abuddhis.htm Tarab Tulku] (engl.)
* Lingtrul Rinpoche: [http://www.kathokgonpa.ca/teachings-briefphowa.php ''Brief Daily Phowa Practice'']
 
* Master Sheng-yen Lu: [http://www.tbc-erooh.org/library/books/051_highest_yoga_and_mahamudra/18_opening_the_crown.htm Phowa]
* Die Zwischenzustände, Teil 2: [http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__30.position__6.de.html Der Bardo des Sterbens - von Lopön Tsechu Rinpoche]
*[http://www.kaykeys.net/spirit/buddhism/phowa.html Kommentar von Sogyal Rinpoche zum Ablauf des Phowa]
[[Kategorie:Meditation]]
[[Kategorie:Buddhismus in Tibet]]
[[Kategorie:Buddhismus in Tibet]]
[[Kategorie:Vajrayana]]
[[Kategorie:Vajrayana]]
[[Kategorie:Traum]]
[[Kategorie:Yoga]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 2. April 2016, 09:33 Uhr

Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
འཕོ་བ་གྲོང་འཇུག
Wylie-Transliteration:
’pho ba grong ’jug
Aussprache in IPA:
[pʰowa ʈʂʰoŋtɕuk]
Offizielle Transkription der VRCh:
Powa Chongjug
THDL-Transkription:
Powa Drongjug
Andere Schreibweisen:
Phowa
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
借尸還魂、往生奪舍
Vereinfacht:
借尸还魂、往生夺舍
Pinyin:
jiè shī huán hún,
wǎng shēng duó shě

Phowa (Tibetisch) ist eine besondere Meditations-Praxis des tibetischen Buddhismus. Sie wird generell zu den Sechs Yogas von Naropa gezählt. Allerdings gehen nicht alle Phowa-Übertragungen von Naropa aus.

Phowa-Varianten

Es gibt verschiedene Arten von Phowa :

  • Phowa zur Erlangung des Dharmakaya, ein Phowa für Praktizierende mit höchsten geistigen Fähigkeiten
  • Phowa zur Erlangung des Sambhogakaya, ein Phowa für Praktizierende mit hohen Fähigkeiten
  • Phowa unermesslichen Mitgefühls, ein Phowa für Schüler mit mittleren Fähigkeiten
  • Phowa des Reinen Landes, ein Phowa für gewöhnliche Menschen ohne besondere Voraussetzungen.
  • Phowa des eisernen Hakens (gemeint: Leithaken des Elefantenführers), ein Phowa um Wesen, die selbst nicht Phowa ausführen können, mittels der Praxis eines befähigten Praktizierenden den Zugang zu einem Reinen Land zu ermöglichen. So wie der Elefantenführer mit seinem Haken den Elefanten in die richtige Richtung lenkt, so lenkt der eiserne Haken spirituell untrainierte Personen.

Reines-Land-Phowa

Buddha Amitabha im tibetischen Buddhismus, traditionelles Thangka.

Mit dem Reinen-Land-Phowa, oder auch zab lam 'pho ba, soll bereits zu Lebzeiten die Übertragung des Bewusstseins nach Sukhavati, das Reine Land des Buddha Amitabha trainiert werden. Nach der Auffassung des tibetischen Buddhismus verlässt das Bewusstsein nach Todeseintritt den Körper durch eine von neun Körperöffnungen (Augen, Ohren, Nase, Mund, Harnröhre und Anus). Diese werden auch als Tore zu den jeweiligen sechs traditionellen Wiedergeburtsbereichen betrachtet. Die mit diesem Reinen Land assoziierte Körperöffnung ist die 10. Körperöffnung der Bewusstseinsübertragung, diese wird auch „Brahmanische Öffnung“ genannt. Sie liegt auf dem Mittelpunkt des Scheitels, auf der Fontanelle. Mittels Phowa kann nun bereits zu Lebzeiten die Übertragung des Bewusstseins trainiert und dieses 10. Tor für den Bewusstseinsaustritt geöffnet werden.

Das Zeichen für eine erfolgreiche Phowa-Praxis ist das Austreten eines Tropfen Bluts oder Sekrets unmittelbar aus dem Mittelpunkt des Scheitels. In Tibet wurde auch zur Demonstration einer erfolgreichen Praxis ein Kusha-Grashalm in die kleine entstandene Öffnung in der Fontanelle gesteckt.[1] Die Praxis dient der Vorbereitung des Praktizierenden auf den eigentlichen Todeszeitpunkt.

Einweihung und Anleitung

Die korrekte Praxis erfordert eine Einweihung und sorgfältige Anleitung durch einen qualifizierten Vajrayana-Meister, der innerhalb einer Überlieferungslinie zur Weitergabe dieser Übung befugt ist. Üblicherweise prüft er den Schüler gründlich, ob dieser zum Erhalt der Lehren geeignet ist.

Referenzen

Literatur

  • Chagdud Khadro, P'howa Commentary - Instructions for the Practice of Consciousness Transference as Revealed by Rigdzin Longsal Nyingpo, Padma Publishing, Junction City CA 1998, ISBN 1-881847-10-1
  • Lu K'uan Yü, Geheimnisse der chinesischen Meditation
  • Lama Ole Nydahl, Von Tod und Wiedergeburt, Verlag Knaur MensSana HC, 2011, ISBN 978-3-426-66598-5

Weblinks


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