Opus Dei und Schwundgeld: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Opus Dei''' (dt. ''Werk Gottes'') ist eine 1928 von [[Josemaría Escrivá]] in [[Madrid]] gegründete Laienorganisation der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] in der Form einer [[Personalprälatur]]. Die Organisation wirkt im Bereich der [[Seelsorge]] und der geistlichen Bildung von [[Laie (Religion)|Laien]] und hat weltweit 87.000 Mitglieder. Der Hauptsitz des Opus Dei ist [[Vatikanstadt|Rom]].
'''Schwundgeld''' oder '''Umlaufgesichertes Geld''' ist ein Geldkonzept der [[Freiwirtschaft]], welches dafür sorgen soll, dass sich die [[wikipedia:Umlaufgeschwindigkeit (Geld)|Umlaufgeschwindigkeit]] des [[Geld]]es erhöht.
Das '''Opus Dei''' wird nicht zu Unrecht häufig als [[Sekte]] innerhalb der katholischen Kirche beschrieben, die den [[Jesuiten]] zunehmend den Rang als ''Speerspitze der katholischen Bewegung'' streitig macht.


== Geschichte ==
Dazu soll die ''Umlaufsicherung'' die Kosten der Geldhaltung gegenüber anderem [[Geld]] erhöhen. Dies steht in einem Widerspruch zu der [[wikipedia:Geldfunktion|Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes]].  
Der Gründer Josemaría Escrivá stammt aus Spanien. Er suchte nach Möglichkeiten, [[Student]]en und Angestellten den christlichen Glauben näherzubringen. Intellektuelle waren nicht die einzige, aber die chronologisch erste Zielgruppe.


Gegründet wurde das „Werk“ im Jahr 1928, als Escrivá in [[Madrid]] Besinnungstage abhielt. Seinen Namen erhielt es aber erst in den 1930er Jahren. Seit 1930 steht es auch Frauen offen, wobei allerdings nach Geschlechtern getrennt wird. Frauen gehören dem Wahlkongress, der den Prälaten wählt, nicht an, dürfen aber vorgängig eine Wahlempfehlung abgeben. Die Frauen, ihre Einrichtungen und Tätigkeiten werden im Opus Dei „Verwaltung“ (lat. administratio) genannt.
Von der etablierten [[Volkswirtschaftslehre]] wird das Konzept allgemein ignoriert.


Im Jahr 1934 erschien ''[[Der Weg (Buch)|Der Weg]]'', eine [[Aphorismus|Aphorismensammlung]] von Josemaría Escrivá, welche die Spiritualität des Opus Dei zusammenfasst. Als im [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] im republikanischen Teil Kirche und Staat streng getrennt, Kirchen zerstört sowie Priester und Ordensangehörige verfolgt wurden, floh Escrivá 1937 in den von General [[Francisco Franco|Franco]] besetzten Teil Spaniens. Seit den 1950er Jahren wurde das Opus Dei eine wichtige Stütze des politischen Systems des [[Franquismus]], wobei es die nationalistische [[Falange]] verdrängte (siehe nächstes Kapitel). In Francos letzten Regierungsjahren gehörten 10 der 19 Kabinettsmitglieder dem Opus Dei an, auch einige im Übergangskabinett nach Francos Tod. Ebenfalls starken Aufwind erfuhr das Opus Dei in [[Chile]] unter [[Augusto Pinochet]]; der Organisation wird ein großer Einfluss auf den Entwurf der [[Geschichte Chiles#Auf dem Höhepunkt der Macht|Verfassung von 1980]] nachgesagt.
== Geschichte ==
 
[[Datei:Charles Fourier.jpg|miniatur|links|[[wikipedia:Pierre-Joseph Proudhon|Pierre-Joseph Proudhon]]]]
Der Gründer selbst enthielt sich direkter politischer Einflussnahme, ihm wird jedoch vorgeworfen, Bewunderer Francos gewesen zu sein und zeige, so die Kritik, im Werk ''Der Weg'' eine Nähe zum [[Faschismus]].
Ähnlich der Situation in anderen Staaten Europas, stand der spanische Katholizismus damals autoritären Regierungsformen nicht ablehnend gegenüber. Allerdings forderte Escrivá auch, dass alle Mitglieder nach bestem Wissen und [[Gewissen]] im christlichen Sinn frei handeln sollen.
 
Im Alter von 44 Jahren verließ Escrivá Spanien und ging nach Rom.
 
Schon 1950 ermöglichte das Opus Dei als erste Einrichtung der katholischen Kirche auch Nichtkatholiken die Mitarbeit, und 1952 wurde die erste Niederlassung in [[Deutschland]] eröffnet. Im Jahr 1982 wurde das Opus Dei vom Papst Johannes Paul II. als Personalprälatur errichtet (eine vom Zweiten Vatikanum eingeführte Rechtsform). Nachdem die Entscheidung vorbereitet war, wurden über 2000 Bischöfe konsultiert. Längst nicht alle waren einverstanden. Damit sind die Mitglieder nur mehr an die Vorgaben des Prälaten gebunden, doch darf das „Werk“ wie alle kirchlichen Gemeinschaften seine Arbeit in keiner [[Diözese]] ohne die Zustimmung des dortigen [[Bischof]]s aufnehmen. Diese Genehmigung wird jedoch meist erteilt.
 
== Organisation ==
Die Organisationsstruktur ist nach dem Vorbild der Diözesen hierarchisch aufgebaut: An der Spitze steht der Prälat des Opus Dei. Der Prälat wird in seinem Amt vom männlichen Generalrat unterstützt; die Frauen haben einen eigenen Beirat, das Assessorat.


Die [[Laie (Religion)|Laien]] des Opus Dei unterstehen in institutioneller Hinsicht – wie auch andere Katholiken – dem regionalen Bischof. An das Opus Dei bindet sie zusätzlich ein Vertrag, der ihr religiöses Leben betrifft und sich auf säkulare Entscheidungen auswirkt: familiär, beruflich, wirtschaftlich und politisch.
Der französische Ökonom und Soziologe [[wikipedia:Pierre-Joseph Proudhon|Pierre-Joseph Proudhon]], einer der ersten Vertreter des [[wikipedia:Anarchismus|Anarchismus]], stellte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Hypothese auf, dass durch den [[wikipedia:Inflation|Wertverfall]] von Waren und Gütern, der von Geld aber nicht reflektiert wird, das Geld ein Privileg erhalte, wodurch es einen zusätzlichen Preis erzwingen könnte, durch welchen der Geldbesitzer den Warenbesitzer schließlich ausbeutet. Seine Lösung für dieses Dilemma bestand darin, Waren dem verfallsfreien Geld durch Warenbanken gleichzusetzen. In diesen Warenbanken könnte ein Fahrradeigentümer beispielsweise ein Fahrrad anlegen und nach 20 Jahren ein nagelneues Fahrrad zurückerhalten, das gleichwertig wäre, und so durch verbesserten [[wikipedia:Tauschhandel|Tauschhandel]] dem Effekt des Warenzerfalls vorbeugen.


Das Opus Dei ist in zwei [[Abteilung (Organisation)|Abteilungen]] gegliedert – eine männliche und eine weibliche.
[[Datei:Silvio Gesell (1895).jpg|miniatur| [[Silvio Gesell]]]]
[[Silvio Gesell]] griff die Idee des Unterschiedes zwischen Waren und Geld später auf. Anders als Proudhon lautete sein Vorschlag jedoch, die Diskrepanz zwischen Warenzerfall und [[wikipedia:Geldwertstabilität|Währungsstabilität]] nicht bei den Waren zu lösen, sondern stattdessen dem Geld selbst eine begrenzte Lebensdauer zu geben, indem also bei der [[wikipedia:Hortung|Hortung]] von Geld eine ''Demurrage'' ähnlich den [[wikipedia:Durchhaltekosten|Durchhaltekosten]] bei der Hortung von Waren auftreten würden. So hat gehortetes Geld beispielsweise dadurch einen ökonomischen Vorteil, dass es [[wikipedia:Fluktuation|Fluktuation]]en am Markt abwarten kann und entsprechend billig einkaufen oder selbst Marktfluktuationen erzeugen und künstlich Preise in die Höhe treiben kann, was Gesell als [[wikipedia:Spekulation (Wirtschaft)|Spekulation]] bezeichnet.


=== Disziplin („Lebensplan“) ===
Als Alternative für das [[wikipedia:Bretton-Woods-System|Bretton-Woods-System]], welches die [[wikipedia:Wechselkurs|Wechselkurs]]e westlicher Währungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zusammenbruch des Systems 1973 festlegte, schlug [[John Maynard Keynes|Keynes]] 1944 den ''[[wikipedia:Bancor|Bancor]]'' vor, welcher als internationale zwischenstaatliche Verrechnungswährung mit einer Umlaufsicherung behaftet hätte sein sollen. Das Ziel des Bancors wäre gewesen, zum einen der Vormachtstellung des US-Dollars im Bretton-Woods-System vorzubeugen, und zum anderen durch die stetige Verkleinerung von [[wikipedia:Handelsüberschuss|Handelsüberschüssen]] bzw. [[wikipedia:Handelsdefizit|Handelsdefizit]]en die Weltwirtschaft durch bessere Anreize zu stabilisieren.
Alle Mitglieder müssen täglich einen sogenannten „Lebensplan“ erfüllen, der üblicherweise mit dem Ausdruck „Normen“ bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um bestimmte festgelegte Gebete und Übungen, die den Alltag strukturieren sollen. Anders als bei einer [[Ordensregel]] kann die individuelle Normerfüllung nicht äußerlich durch Obere überwacht werden, sondern setzt eine starke persönliche Freiwilligkeit voraus.


Alle Mitglieder sind aufgerufen – auch und gerade in den unscheinbaren Dingen des [[Alltag]]s – nach Heiligkeit zu streben, also nach der christlichen Verheißung eines ''Lebens in Fülle'' (vergleiche Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution über die Kirche [[Lumen gentium]], Kap. IV und V).
=== Beispiele von umlaufgesicherten Währungen ===
Gesell führte in seinem Standardwerk ''[http://www.silvio-gesell.de/html/gesammelte_werke.html Die Natürliche Wirtschaftsordnung]'' und weiteren Schriften eine Reihe von historischen Beispielen an, die als umlaufgesicherte Währungen gelten können. Der volksökonomische und exemplarische Wert vieler dieser Beispiele ist aber umstritten.


'''Tägliche „Normen“:'''
Beispiele für derartige Geldsysteme mit Demurrage sind [[Ägypten]] („Korngiro“) im ersten Jahrhundert v. Chr. und die Mittelalterzeit in Europa. Im [[wikipedia:Ptolomäus|ptolemäischen]] Ägypten wurde Getreide als Geld verwendet, das in Speichern eingelagert wurde, wobei Tonscherben als Besitznachweis ausgegeben wurden. Diese wurden dann als Geld im Wirtschaftsleben verwendet. Das Getreide konnte man sich mit einem gewissen Verfalls- und Lagerabschlag pro Jahr wieder bei Bedarf abholen. Dieses System kam zwischen 322 (nach [[wikipedia:Lietaer|Lietaer]] allerdings viel eher, mindestens 1600 v. Chr., datiert.<ref>Bernard A. Lietaer: ''Mysterium Geld'', S. 153f., S. 219. Riemann Verlag GmbH München, 2000, 2. Auflage. ISBN 3-570-50009-8.</ref> Es gibt für diese These allerdings keine Belege) und 30 v. Chr. auf, nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer wurde das römische [[wikipedia:Münzgeld|Münzgeld]] eingeführt.
*am Morgen nach dem Aufstehen ''„Serviam!“'' (lat. Ich will dienen) sagen
*die ''Preces'' (das Gemeinschaftsgebet des Opus Dei) auf [[Latein]] beten
*der ''[[Rosenkranz]]''
*''[[Heilige Messe]]'' mit täglichem Empfang der [[Kommunion]]
*''Betrachtendes Gebet'' (eine halbe Stunde morgens und eine halbe Stunde abends)
*Lesung aus dem ''[[Neues Testament|Neuen Testament]]'' (fünf Minuten)
*''Geistliche Lesung'' (zehn Minuten)
*der ''[[Der Engel des Herrn|Angelus]]'' zur Mittagszeit
*ein täglicher ''Besuch beim [[Tabernakel (Christentum)|Tabernakel]]'' mit „geistiger Kommunion“, wobei drei [[Vaterunser]], drei [[Ave Maria]] und drei [[Gloria Patri|Ehre sei dem Vater]] gebetet werden
*''Gewissenserforschung''
*kurze ''Stoßgebete'' über den Tag verteilt, Aufopferung von Arbeit, Pflichten, Sorgen an Gott


'''Wöchentliche „Normen“:'''
Im Mittelalter wurde in Europa von den lokalen Herrschern und Klöstern das Münzgeld (z.&nbsp;B. [[wikipedia:Brakteat |Brakteat]]en) in bestimmten Situationen für ungültig erklärt und mit einem Abschlag gegen Neuprägungen umgetauscht. Diese Abstände variierten – von mehrfach jährlich bis zu alle 7 Jahre; bei den Abschlägen gab es Schwankungen zwischen etwa 15 % und 40 %. Die Differenz fiel jeweils an den Herrscher bzw. an das Kloster. Dies war hauptsächlich zwischen den Jahren 1075 und 1400 gebräuchlich. Aufgrund von Handhabungsproblemen mit der angewachsenen Geldmenge, dem Silberschmelzverlust beim Umprägen und auf Drängen von Kaufleuten, die ein dauerhaftes, weitreichendes Geld wollten, wurde die sogenannte „Münzverrufung“ aufgegeben und durch Handels- und Verbrauchssteuern ersetzt.
*sakramentale ''[[Beichte]]''
[[Datei:Wörglgeldrückseite.jpg|miniatur|rechts|Rückseite des umlaufgesicherten Wörgl-Schwundgeldes]]
*das Beten einer ''[[Marianische Antiphon|Marianischen Antiphon]]'' an Samstagen
Befürworter eines Geldsystems mit Demurrage behaupten, dass während dieser Zeitperioden in beiden Wirtschaftsräumen große kulturelle Leistungen entstanden (fast alle Kathedralbauten entstanden zu jener Zeit) und materiellen Wohlstand für ihre Bevölkerungen; nach der Änderung des Geldsystems soll es in beiden Fällen zu einem Niedergang gekommen sein. Freiwirtschaftler führen die Wirtschaftsblüte auf das Geldsystem zurück<ref>Karl Walker: ''Das Geld in der Geschichte''. Lauf bei Nürnberg 1959, S. 29ff.; Hans Weitkamp: ''Das Hochmittelalter – ein Geschenk des Geldwesens''. Hilterfingen 1984/85, S. 27–53; Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld, Riemann Verlag München, 2000, S. 172ff.; zur Kritik von Paul C. Martin siehe auch [http://www.brainworker.ch/Geldtheorie/brakteaten.htm Replik auf das „Brakteaten-Märchen“ von Dr. Paul C. Martin]</ref>, Kritiker bezweifeln den Einfluss und Umfang der Auswirkung des Geldsystems<ref>[http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kritik/brakteatmaer.html ausführliche Kritik zur Brakteatentheorie]</ref>, die Münzverrufungen seien nur in 10 % des mittelalterlichen Deutschlands gebräuchlich gewesen. Eine abweichende Wirtschaftsentwicklung dieser Räume von den anderen konnte von keinem Autor bisher nachgewiesen werden. Ummünzungen waren schon zur Zeit der Antike z.&nbsp;B. beim [[wikipedia:Solidus|Solidus]] üblich und auch notwendig, da insbesondere Gold- und Silbergeld durch den Gebrauch und im Mittelalter durch [[wikipedia:Kipper- und Wipperzeit|Kipper und Wipper]] an Münzgewicht mit der Zeit verloren. Die Kathedralbauten seien vom Templerorden finanziert worden. Der Niedergang im Mittelalter wurde allerdings auch durch den Abfluss des Silbers in den Orient aufgrund des Gewürz- und Weihrauchhandels verursacht. Deutlich verstärkt wurde dieser Abfluss noch durch die [[wikipedia:Arbitrage|Arbitrage]]geschäfte der Venezianer (Silber gegen Gold).<ref>Zarlenga, ''Der Mythos vom Geld''</ref> Das Silberbergwerk in [[wikipedia:Silberbergwerk Schwaz#Der Bergbau in Schwaz|Schwaz]]/Tirol brachte ab 1450 eine gewisse Erleichterung (7.400 Knappen, zweitgrößte Stadt im Habsburgerreich). [[wikipedia:Paul C. Martin|Paul C. Martin]] spricht deshalb auch von einem ''Brakteatenmärchen''.


Dazu kommt der monatliche Besuch eines ''Einkehrtags'' und der jährliche Besuch von ''Besinnungstagen''.
Nach der Entdeckung Amerikas floss wieder reichlich Silber und Gold über Spanien nach Europa und verursachte neuen monetären Wohlstand (aber auch Kriege), jedoch keine florierende Volkswirtschaft.


Zu diesen Normen kommen noch bestimmte tägliche oder wöchentliche ''"Gewohnheiten"'', z. B.:
Im Jahre 1815 gab es auf der britischen Kanalinsel [[wikipedia:Guernsey|Guernsey]] ein Geldexperiment. Die Folgen der Napoleonischen Kriege machten sich in ganz Europa bemerkbar, auch auf dieser Insel. Die Inselbewohner produzierten Lebensmittel weit über den Eigenbedarf hinaus, doch die eingetriebenen Steuern und Zinszahlungen an Londoner Banken brachten den Zahlungsverkehr schließlich ganz zum Erliegen. Der in dieser Zeit amtierende Gouverneur von Guernsey, Daniel de Lisle Brock, schlug den Bau einer Markthalle für 4.000 Pfund Sterling vor, die der Wirtschaft neuen Auftrieb geben würde. Diese 4.000 Pfund sollten einfach selber gedruckt und als eine Art [[Zweitwährung]] im Umlauf gebracht werden. Nach fünf Jahren hatte sich die Halle voll amortisiert und die 4000 Pfund wurden wieder verbrannt. Genaugenommen stellt dies jedoch kein umlaufgesichertes Geld dar, sondern nur eine spezielle Form des Kredits. Nach diesem Prinzip wurden so nacheinander mehrere Bauvorhaben mit selbstgedrucktem und später wieder vernichtetem Geld verwirklicht. Jedoch kam bis 1835 durch den Eingriff fremder Banken und eine reduzierte Geldmenge die Freigeldwirtschaft wieder zum Erliegen.
*das ''[[Memorare]]'' an die [[Jungfrau Maria]] als Bitte für denjenigen, der es am meisten braucht
*drei ''Ave Maria'' am Abend
*die Betrachtung des ''[[Psalm]]s 2'' an Dienstagen im Rahmen des betrachtenden Gebetes
* Gebet des [[Adoro te devote]] an Donnerstagen


Numerarier (Priester und Laien) praktizieren darüber hinaus auch körperliche Bußübungen (siehe unten), wie das tägliche Tragen des [[Cilicium]]s für zwei Stunden und eine wöchentliche Selbstkasteiung.
=== Umlaufgestützte Währungen in der Neuzeit und Gegenwart ===
In der Neuzeit wurden einige Projekte mit umlaufgesichertem Geld unternommen, z.&nbsp;B. das [[wikipedia:WÄRA|WÄRA]]-Experiment von [[wikipedia:Schwanenkirchen|Schwanenkirchen]] (1929/1930). Als erfolgreiches lokales Freigeldexperiment gilt das von [[wikipedia:Michael Unterguggenberger|Michael Unterguggenberger]], dem Bürgermeister der Tiroler Stadt [[wikipedia:Wörgl|Wörgl]], initiierte Projekt von 1932/33, das auch als ''Wunder von Wörgl'' rezipiert wurde.<ref>Vgl. [http://www.zeit.de/2010/52/Woergl Weblink Die ZEIT zum Thema]</ref>


Mitglieder erhalten eine umfassende theologische Bildung, zum Teil individuell, zum Teil in Kleingruppen. Wichtigste Bildungsmittel sind wöchentliche Gruppentreffen zur geistlichen Bildung (''Kreis'') und ein regelmäßiges (wöchentliches oder zweiwöchentliches) Gespräch mit dem ''geistlichen Leiter'' (normalerweise ein Laiennumerarier bei Männern bzw. eine Numerarierin bei Frauen). Die Mitglieder nehmen zudem jährlich an einer mehrtägigen bis mehrwöchigen Bildungsveranstaltung teil (der einwöchigen "Konvivenz" für Supernumerarier und dem zwei- bzw. dreiwöchigen "Jahreskurs" für Numerarier und Assoziierte). Diese verbindet theologische und spirituelle Weiterbildung mit Gemeinschaftsleben und Urlaubsaktivitäten wie etwa Sport oder Besichtigungen.
Eine Vielzahl historischer und aktueller Aktivitäten rund um Komplementärwährungen wird von dem in Wörgl residierenden ''Unterguggenberger Institut''<ref>[http://www.unterguggenberger.org/ Website] des ''Unterguggenberger Instituts''</ref> beobachtet und zusammengetragen. Insbesondere unter den [[Regiogeld|Regionalgeldinitiativen]], die im deutschsprachigen Raum im Verband ''Regiogeld e. V.''<ref>[http://www.regionetzwerk.org/ Website] von ''Regiogeld e. V.''</ref> vernetzt sind, gibt es viele, die auf dem Prinzip der Umlaufsicherung basieren.


Die Erfüllung der „Normen“ soll es nach der Grundidee des Opus Dei christlichen Laien ermöglichen, zur [[Heiligung|Heiligung der Arbeit]] und des täglichen Lebens zu gelangen, also die Mitglieder im Geist der Freude, des Friedens und der [[Gotteskind]]schaft stärken.
Für eine Einführung von umlaufgesichertem Geld engagiert sich auch die ''[[wikipedia:Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung|Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung]] (INWO)''.<ref>[http://www.inwo.de/ Website] der ''Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung''</ref>


=== Leiter und Prälaten ===
Die Einführung von umlaufgesichertem Geld in Deutschland fordert auf politischem Wege die ''[[wikipedia:Humanwirtschaftspartei|Humanwirtschaftspartei]]''.<ref>[http://www.humanwirtschaftspartei.de/ Website] der ''Humanwirtschaftspartei''</ref>
* Josemaría Escrivá, Leiter von 1928 bis 1975
* [[Alvaro del Portillo]], Leiter von 1975 bis 1982 und Prälat von 1982 bis 1994
* [[Javier Echevarría]], Prälat seit 1994


=== Zentren ===
Eine literarische Bearbeitung des Freigeldthemas findet sich in [[wikipedia:Michael Ende|Michael Ende]]s Roman ''[[wikipedia:Momo|Momo]].''<ref>Robert Mittelstaedt: ''[http://www.equilibrismus.de/de/themen/wirtschaftsordnung/rm-michael_ende.htm Michael Endes letzte Worte an die Japaner].'' In: Jacek Rzeszotnik (Hrsg.): ''Zwischen Phantasie und Realität. Michael Ende Gedächtnisband 2000.'' Erster Deutscher Fantasy-Club, Passau 2000, ISBN 3-932621-29-8</ref>
Auf allen Kontinenten existieren [[Bildung]]s- und [[Sozialarbeit|Sozialwerke]], die von der [[Spiritualität]] des Opus Dei geprägt sind und ihm zuarbeiten: Schulen, Berufsbildungszentren, Universitäten, Hilfswerke, Spitäler usw. Sie arbeiten als zivile, wirtschaftlich eigenständige Privatinitiativen. In einigen von ihnen ist die Prälatur Opus Dei formell verantwortlich für die christliche Orientierung.


Einzelne oder mehrere Mitglieder gemeinsam errichten mit Spenden, die oft unter großem persönlichen Einsatz eingeworben werden, oder mit dem Geld, das die Numerarier von dem Lohn aus ihrer gewöhnlichen Arbeit abführen, eigene Ausbildungszentren – etwa für [[Landwirtschaft]] –, Schulen, Studentenheime, Wirtschaftsschulen – zum Beispiel IESE, Barcelona –, Kulturzentren und sogar zwei [[Universität]]en in [[Pamplona]], [[Spanien]] und [[Piura (Stadt)|Piura]], [[Peru]]. Die Opus-Dei-Zentren sind so genannte ''kooperative Werke'' und werden auf Veranlassung des Opus Dei von Mitgliedern ins Leben gerufen.
== Das Prinzip ==
[[Datei:Physiokratischer Geldschein 2.gif|miniatur|300px|[[wikipedia:Physiokratie|Physiokratisches]] Geld mit Entwertungsfeldern]]
Ziel ist es, den Wert von Geld in irgendeiner Form und Fassung gegenüber anderen Gütern zu reduzieren, um eine Investition des Geldvermögens anzuregen. Die Umlaufbesicherung versucht man dadurch herzustellen, dass planmäßig eine zeitabhängige Mengenminderung oder eine Kostenbelastung des Geldes vorgenommen wird.


Die religiöse Bildung in den Opus-Dei-Zentren ist dem Opus Dei anvertraut. Hier findet auch die weitere religiöse Bildung der Mitglieder und Interessenten in Form von Einkehrabenden und [[Exerzitien]] statt. Außerdem gibt es Stiftungen, über die dem Opus Dei Geld zufließt, deren Verbindung zum Opus Dei aber meist nicht erkennbar ist.
Dabei soll die Geldmenge über den Preisindex gesteuert werden. Dadurch soll sich zugleich die [[wikipedia:Kaufkraft (Währung)|Kaufkraft]] des Geldes stabil halten lassen. Es soll also unterschieden werden können zwischen einer Wertminderung des Geldes (des physischen Besitzes von Banknoten) und einer Wertminderung der Währung bzw. in dieser Währung ausgedrückte Geldwerte wie z.&nbsp;B. [[wikipedia:Schuldschein|Schuldschein]]e.


== Das Opus Dei in Spanien ==
Damit das Geld also ständig im Umlauf bleibt und weiter investiert wird, statt gehortet zu werden, muss es ständig an Wert verlieren. Dies wurde bei einigen Freigeld-Währungen zum Beispiel so bewerkstelligt, indem der Geldschein eine Tabelle enthielt, die den (absteigenden) Wert des Scheins für jeden Monat neu anzeigte (siehe Bild).
Seit dem Ende des [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkriegs]] bemühte sich das Opus Dei um die [[Rekrutierung]] junger [[Intellektueller]], zunächst hauptsächlich an den Universitäten [[Madrid]]s und [[Barcelona]]s. Dort erhielt es Zulauf von Studenten aus dem [[Katalonien|katalanischen]] Bürgertum, die von der [[Nationalistisch|nationalistischen]] [[Falange]] abgestoßen waren. 1952 gründete es eine eigene Universität in Pamplona/Iruña ([[Navarra]]), deren Schwerpunkt auf weltzugewandten Fächern wie Medizin und Jura lag, in Barcelona baute es eine an der ''Harvard Business School'' orientierte Managementschule auf.
 
In der Folge gelang es dem Opus Dei, den spanischen Staatsapparat und wichtige gesellschaftliche Institutionen und Unternehmen Spaniens mit Mitgliedern oder [[Sympathisant]]en zu durchsetzen.
 
Die Absolventen der Wirtschaftsschule gelangten über das [[Instituto Nacional de Industria|Nationale Industrie-Institut]], eine [[Holding|Staatsholding]], die an vielen Unternehmen Beteiligungen hielt, in Führungspositionen der Wirtschaft. 1956 wurde Laureano López Rodó Leiter des neugeschaffenen „Technischen Generalsekretariats im Amt des Regierungschefs“. In diesem Amt setzte er Wirtschaftskommissionen und Planungsinstanzen ein, die er konsequent mit Mitgliedern und Sympathisanten des Opus Dei besetzte. 1957 bildete Franco die Regierung um und wechselte 12 von 18 Ministern aus. Mariano Navarro Rubio und Alberto Ullastres, Mitglieder des Opus Dei, wurden Minister für Handel und Finanzen; [[Luis Carrero Blanco]], dessen wichtigster Förderer, stieg zum Staatssekretär im Amt des Regierungschefs auf. Seit 1962 unterstand das gesamte Bankwesen der „Bank von Spanien“, die von Mariano Navarro Rubio geleitet wurde. Es wurde zu einer Domäne des Opus Dei, persönliche Kredite an seine Mitglieder und Firmen wurden die Regel. Dadurch gelang es ihm, Verlage, Zeitungen, Druckereien, Werbeagenturen, Radiostationen, Versicherungs-, Finanzierungs-, und Investmentgesellschaften, eine Filmgesellschaft, Privatschulen und Studentenheime zu übernehmen. Das Opus Dei wurde zur „einflussreichsten kollaborationistischen Bewegung innerhalb der Kirche“<ref>[[Klaus von Beyme]], Vom Faschismus zur Entwicklungsdiktatur – Machtelite und Opposition in Spanien, München 1971</ref>. <ref>[[Walther L. Bernecker]], Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg, München 1997, ISBN 3-406-42684-0, Seiten 115 bis 118</ref>
 
Das Opus Dei hatte maßgeblichen Anteil am 1959 verabschiedeten „Wirtschaftsstrukturgesetz“, das als „Stabilisierungsplan“ bekannt wurde und eine kontrollierte wirtschaftliche Öffnung Spaniens unter Beibehaltung der franquistischen Diktatur zum Ziel hatte, und stellte sich geschickt als Urheber des Gesetzes dar<ref>Bernecker 1997, S. 119-121</ref>. Durch seine Betonung der Pflicht- und Arbeitsethik leistete es einen wichtigen Beitrag zur Überwindung vorkapitalistischer Strukturen und Einstellungen. Nach dem Statut des Opus Dei sind die Mitglieder gehalten, als Bestandteile einer Elite nach führenden Positionen zu streben:
 
:''Besondere Mittel des Apostolats der Institution sind die öffentlichen Ämter, insbesondere solche, die eine Führungstätigkeit verlangen.
 
:''Um dies zu erreichen, ist es notwendig, dass sich die Unsrigen in ihren Berufen als Autorität hervortun und sich unermüdlich um den Erwerb einer wissenschaftlichen Ausbildung bemühen''.<ref>Jesús Ynfante, La prodigiosa aventura del Opus Dei. Génesis y desarrollo de la Santa Mafia, Paris 1970, Seite 423, cit. bei: Bernecker 1997, Seite 116</ref>
 
Einer der 999 Sprüche aus ''El Camino'', der programmatischen Schrift Escrivá de Balaguers, lautet:
 
:''Du - ein Dutzendmensch werden? Zum grossen Haufen gehören? Du bist zum Führer geboren!''<ref>cit. bei Bernecker 1997, ebd.</ref>
 
Ziel des Opus Dei war eine „konservative Modernisierung“ Spaniens: Notwendige Reformen sollten sich auf den wirtschaftlichen Sektor beschränken, um die politischen Verhältnisse des Franquismus beibehalten zu können<ref>Bernecker 1997, Seite 122</ref>. Kritiker bezeichneten es aufgrund seines Einflusses und seiner Diskretion als „heilige Mafia“.<ref>Ynfante 1970; cit. bei Bernecker 1997, Seite 115 f.</ref>Nach 1965 verstärkte das Opus Dei seinen Zugriff auf die Hochschulen, an denen die Unruhe zunahm. Es drängte nun auch auf ein Verbot der ''[[Comisiones Obreras|CCOO]]'', das 1967 erfolgte<ref>Bernecker 1997, Seite 155, 166</ref>. 1969 waren mehrere Mitglieder in einen Finanzskandal um das Unternehmen ''MATESA'', eine Textilmaschinenfabrik in Pamplona/Iruña, verwickelt, das Opus-Dei-Mitglied Juan Vilá Reyes wurde inhaftiert. Bei der folgenden Regierungsumbildung nahm dessen Einfluss jedoch weiter zu; weil elf von 18 Ministern Mitglieder oder Sympathisanten des Opus Dei waren, sprach man von einer „einfarbigen Regierung“<ref>Bernecker 1997, Seite 197</ref>. Im Dezember 1973 wurde Carrero Blanco, der inzwischen von Franco zum Regierungschef und Nachfolger ernannt worden war, bei einem Attentat der [[Euskadi Ta Askatasuna|ETA]] ermordet. Die anschließende Entlassung des Opus-Dei-Vertreters López Rodó aus dem Kabinett galt als Eingeständnis, dass die Politik der Opus-Dei-Minister, politische Demokratisierung durch wirtschaftliche Reformen zu ersetzen, gescheitert war, und als gutes Vorzeichen für eine politische Lockerung, weil das Opus Dei in den letzten Franco-Jahren die Repression gegen Arbeiter, Studenten und regionale Opposition verstärkte, was aber seinen ursprünglichen Zielen zuwiderlief: Die Repression führte zu mehr Politisierung<ref>Bernecker 1997, Seite 201</ref>.
 
Auch in der Ära nach Franco waren Mitglieder des Opus Dei an führender Stelle in der spanischen Politik aktiv. Die Umweltministerin der 1996 gewählten [[Partido Popular (Spanien)|Partido-Popular]]-Regierung, Isabel Tocino, sowie deren Verteidigungsminister Federico Trillo, aber auch ein Abgeordneter der baskischen Regionalpartei [[Eusko Alkartasuna]] im baskischen Parlament sind Mitglieder des Opus Dei<ref>Bernecker 1997, S. 301, Fernando Pastor: Opus Dei SA. Las claves de sus finanzas, in elEconomista.es, 17-5-2006. </ref>.
 
== Verbreitung ==
[[Datei:Condorayperuopusdeimembers.jpg|right|thumb|Mitglieder des Opus Dei und ihre Freunde im Opus-Dei-Zentrum von [[Condoray]], Peru: Laut dem katholischen Journalisten Vittorio Messori ist Opus Dei unter den Bauern Lateinamerikas sehr populär.]]
Opus Dei ist in etwa 60 bis 90 Ländern tätig, mit einem Schwerpunkt im spanischen Sprachraum und in Italien, wo sich der Hauptsitz befindet. Auch in Deutschland und in Österreich ist das '''Opus Dei''' schon seit etlichen Jahren auf dem Vormarsch.
 
Die Mitglieder sind größtenteils Laien (98 %), aber auch [[Klerus|Kleriker]].
 
Im Jahr 2005 gehörten der Prälatur rund 85.000 Frauen und Männer an, davon etwa ein Fünftel sogenannte [[Numerarier]] – darunter 2.000 Priester –, die [[ehelos]] leben und leitende Funktionen haben. Hingegen sind mit 70 % die meisten Mitglieder entweder verheiratet oder dürfen heiraten (Supernumerarier), ferner gibt es ehelose Assoziierte. Hinzu kommen die Mitarbeiter, die nicht Mitglieder des Werkes sind.
 
Überwiegend leben und arbeiten die Mitglieder in ihren selbstgewählten Lebensumständen und [[Beruf]]en. Seitens der Prälatur werden den Mitgliedern, die heiraten dürfen, keine Vorgaben gemacht, welcher Beruf beispielsweise ausgeübt werden soll; wohl aber unverheirateten Numerariern – ähnlich den [[Ordensgemeinschaft]]en mit Gehorsamsgelübde, wo Obere auf die Art der Berufsausübung Einfluss nehmen können. Manche Numerarier werden außerdem gebeten, einen Beruf aufzugeben, um sich ganz der Bildungs- oder Leitungsarbeit des Opus Dei zu widmen, oder auch weil der Beruf zu viel Zeit in Anspruch nehme, um am geistlichen Leben der anderen Numerarier teilnehmen zu können.
 
== Mitgliedschaft ==
=== Aufnahme ===
Die formelle Aufnahme in die Prälatur erfolgt mittels eines beiderseitigen Vertrags, der die gegenseitigen Verpflichtungen zwischen der betreffenden Person und der Prälatur festlegt. Dazu ist ein Brief mit der Bitte um Aufnahme an den jeweiligen Regionalvikar des Opus Dei erforderlich, der anschließend an den [[Prälat]]en in Rom weitergeleitet wird.
Die Antwort über die Zulassung zum Opus Dei erfolgt nach einer rund halbjährigen Wartezeit. Darauf folgt eine rund anderthalbjährige Vorbereitungszeit, während der die jeweilige Person bereits als Mitglied betrachtet wird. Am Ende dieser Zeit unterzeichnen das Mitglied und der Vertreter des Prälaten einen Vertrag über die gegenseitigen Rechte und Pflichten von Mitgliedern und Prälatur.
Das Versprechen der Mitgliedschaft wird jedes Jahr am 19. März, dem Fest des [[Josef von Nazaret|Hl. Josef]], vom Mitglied informell erneuert. Nach frühestens fünf Jahren kann man ein formales Treueversprechen ablegen (''fidelitas''), das das Mitglied dauerhaft an die Personalprälatur bindet.
 
=== Arten ===
==== Numerarier ====
Der Begriff Numerarier stammt aus der französischen Universität und bedeutet soviel wie „gezählte“ (ordentliche) Mitglieder.
 
Die [[ehelos]]en Numerarier – darunter etwa 2.000 Priester – leben gewöhnlich in Gemeinschaften, Häusern oder Opus-Dei-Bildungszentren und haben leitende Funktionen.
 
Als ''Numerarier'' werden die Laien der Prälatur Opus Dei bezeichnet, die einem Ruf Gottes zur Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ([[Zölibat]]) gefolgt sind und für die Bildung der Mitglieder hauptverantwortlich sind. Sie können dabei von ausgewählten Assoziierten und Supernumerariern unterstützt werden. Einige werden zum Priester geweiht: sie sind weiterhin Numerarier.
 
Den Numerariern erlauben es ihre Lebensumstände, sich ganz für die Betreuung der apostolischen Arbeit und die Bildung der anderen Mitglieder zur Verfügung zu halten. Einige stellen sich ganz der Tätigkeit des „Werkes“ zur Verfügung.
 
Die Numerarier geben ihre Einkünfte an die Leitung der Opus-Dei-Zentren ab und begnügen sich mit einem Taschengeld.
 
==== Supernumerarier ====
Die ''Supernumerarier'' („außerordentliche“ Mitglieder) sind die entweder verheirateten oder heiratswilligen Mitglieder des Opus Dei. Sie machen den größten Teil der Mitglieder aus und stellen etwa 70 % der Gläubigen der Prälatur weltweit. Ihre familiäre Verpflichtung soll gemäß den Ratschlägen des Gründers Josemaría Escrivá vorrangiger Bestandteil ihres [[Christentum|christlichen]] Lebens sein.
 
==== Assoziierte ====
Die ''Assoziierten'' sind Frauen und Männer, die sich zur Ehelosigkeit verpflichtet haben, jedoch weiterhin in eigenen Häusern bei ihrer Familie leben oder wo auch immer es ihren beruflichen Umständen am besten entspricht. Darin unterscheiden sie sich von den Numerariern.
 
==== Auxiliarnumerarierinnen ====
Die ''Auxiliarnumerarierinnen'' sind ehelos in den Opus-Dei-Bildungszentren lebende Frauen, die hauptsächlich die Hauswirtschaft und die Pflege der Opus-Dei-Zentren übernehmen. Assessorenrat nennt sich der Beirat von Opus Dei, in welchem nur Frauen vertreten sind.
 
==== Priester ====
Die ''Priester'' der Prälatur gehen aus den ehelos lebenden Laien des Opus Dei hervor, das heißt aus Numerariern und Assoziierten, die aus freien Stücken zum Priestertum bereit sind und vom Prälaten dazu eingeladen werden, nachdem sie der Prälatur bereits viele Jahre lang angehört und die entsprechenden kirchlichen Studien absolviert haben. Sie haben im Regelfall auch weltliche Berufe und Studienabschlüsse. Ihre Aufgabe besteht zur Hauptsache in der seelsorglichen Betreuung der anderen Gläubigen der Prälatur und der von ihnen getragenen apostolischen Initiativen.
 
=== Prominente Mitglieder ===
* [[Juan Luis Cipriani Thorne]] - [[Erzbischof]] von [[Lima]]<ref>[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sonntagsspaziergang/1354977/ Deutschlandfunk, dradio.de, ''Sonntagspaziergang'', 2. Dezember 2011, Wolfgang Martin Hamdorf: ''Laune der Natur - Das Klima von Lima''] (3. Dezember 2011)</ref>
* [[Paola Binetti]] – Abgeordnete des italienischen Parlamentes
* [[Raphael Maria Bonelli]] - österreichischer Facharzt für [[Psychiatrie]], Facharzt für [[Neurologie]] sowie [[ärztlicher Psychotherapeut]]
* [[Gregorio Lopéz Bravo]] – ehemaliger Handelsminister (1963-1969) und Außenminister (1969-1973) Spaniens
* [[Jutta Burggraf]] - römisch-katholische Theologin
* [[Juan José Espinosa San Martín]] – ehemaliger Staatssekretär Spaniens (1965-1969)
* [[Antonio Fontán]] – ehemaliger Senatspräsident Spaniens (1977-1979)
* [[José Horacio Gómez]] - [[Koadjutor]]erzbischof von [[Erzbistum Los Angeles|Los Angeles]]
* [[Montserrat Grases]] - Kandidatin für eine [[Seligsprechung]] in der katholischen Kirche mit dem Status einer "[[Diener Gottes|Dienerin Gottes]]"
* [[Scott Hahn]] – Theologieprofessor der Universität [[Steubenville]]
* [[Julián Herranz]] - emeritierter [[Kurienkardinal]] der römisch-katholischen Kirche
* [[Juan Ignacio Arrieta Ochoa de Chinchetru]] - [[Sekretär]] des [[Päpstlicher Rat für die Gesetzestexte|Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte]]
* [[Fernando Inciarte]] - ehemaliger Professor für Philosophie an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]] [[Münster (Westfalen)|Münster]]
* [[Ruth Kelly]] – ehemalige Verkehrsministerin und ehemalige Familienministerin Großbritanniens (Labour Party)
* [[Klaus Küng]] - römisch-katholischer [[Bischof]] der [[niederösterreich]]ischen [[Diözese St. Pölten]]
* [[Pio Laghi]] - [[Kurienkardinal]] der römisch-katholischen Kirche und Spitzendiplomat des Heiligen Stuhls <ref>[http://religion.orf.at/projekt02/news/0205/ne020516_laghi_fr.htm „Kurienkardinal Pio Laghi wird 80“], ORF, 16. Mai 2002 </ref>
* [[Joaquín José Lavín Infante]] - [[chile]]nischer Politiker
* [[Mario Maiolo]] – Vizepräsident der Provinz [[Cosenza]]
* [[Kurt Malangré]] – ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Aachen
* [[Vicente Mortes Alfonso]] – ehemaliger Staatssekretär Spaniens (1969-1973)
* [[Joaquín Navarro-Valls]] - von 1984 bis 2006 Direktor des Pressebüros des [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhls]]
* [[Martin Rhonheimer]] - Schweizer Philosoph und Hochschullehrer
* [[Luis Sánchez-Moreno Lira]] -  ehemaliger [[Erzbistum Arequipa|Erzbischof von Arequipa]]
* [[Adolfo Suárez]] – erster demokratisch gewählter Ministerpräsident Spaniens (1978-1982)
* [[Alberto Ullastres]] – ehemaliger Handelsminister Spaniens (1957-1965)
* [[Isaac Viciosa]] - spanischer Leichtathlet
* [[Antonio Arregui Yarza]] - Erzbischof von [[Erzbistum Guayaquil|Guayaquil]]
 
=== Sympathisanten ===
Es gibt viele Sympathisanten des '''Opus Dei''' in der katholischen Kurie, darunter der derzeitige Papst [[Benedikt XVI]] und der letzte Papst [[Johannes Paul II]]. Weitere bekannte Sympathisanten sind der Kölner Kardinal [[Joachim Meisner]] und der Berliner Erzbischof [[Rainer Maria Woelki]]


== Kritik ==
== Kritik ==
Opus Dei ist einerseits umstritten, andererseits genießt es hohe Wertschätzung und Unterstützung vor allem aus den konservativen Kreisen des Vatikans und von vielen Bischöfen. Die Wertschätzung beruht u.&nbsp;a. auf der Zielsetzung der Organisation, das Alltagsleben von [[Christ]]en zu heiligen.
Der von Befürwortern des Freigeldansatzes angestrebte niedrige Finanzkapital-Zinssatz führe laut Kritikern zu einer Steigerung von [[wikipedia:Immobilie|Immobilie]]npreisen. Freigeldbefürworter sind der Ansicht, dem könne durch eine gemäß dem Freiwirtschaftsmodell durchgeführte [[wikipedia:Landreform#Freiwirtschaftliche Bodenreform|Landreform]] entgegengewirkt werden, also einer (zumindest teilweisen) Enteignung der ursprünglichen Landbesitzer.
Die [[Kritik]] am Opus Dei ist sehr vielfältig. Kritiker werfen dem Werk eine starke [[Politik|politische]] Ausrichtung vor, ferner Geheimniskrämerei und extreme Praktiken der [[Selbstkasteiung]].
=== Zur politischen Ausrichtung ===
[[Bild:Antonio Fontan press freedom hero.JPG|thumb|[[Antonio Fontán]], spanischer Journalist und Mitglied des Opus Dei, der um Pressefreiheit und Demokratie unter Franco kämpfte und durch das Regime wiederholt verfolgt wurde. Fontán wurde später der erste Senatspräsident von Spaniens Demokratie.]] Das Opus Dei wird bisweilen als politisch rechtsgerichtet und konservativ eingestuft. Diese seit Ende der sechziger Jahre verbreitete Einschätzung beruft sich u.&nbsp;a. darauf, dass verschiedene Mitglieder des Opus Dei im Franco-Regime mitarbeiteten. Auch soll das Opus Dei mit dem chilenischen Diktator Pinochet liiert gewesen sein. In Peru unterstützte das Opus Dei den Präsidenten [[Alberto Fujimori|Fujimori]]<ref>[http://www.zeit.de/2006/15/Peru?page=all ZEIT 15/2006, Der dritte Mann, Kap. "Wasser für die Armenviertel..."]</ref> sowie die Kandidatin des konservativen Bündnisses ''Unidad Nacional'', [[Lourdes Flores]], bei den [[Wahlen in Peru 2006|Präsidentschaftswahlen 2006]]; in der Führung des Bündnisses war es auch personell vertreten<ref>Eleonore v. Oertzen, Ulrich Goedeking: Peru. Beck'sche Länderreihe, München, 2006, ISBN 3-406-50457-4, Seite 133 und [http://www.zeit.de/2006/15/Peru?page=all ZEIT 15/2006, Wahlen in Peru]</ref>.  


Escrivás Buch ''Der Weg'' übe direkte Kritik an den Ideen der [[Aufklärung]] und predige blinden [[Gehorsam]] gegenüber vorgesetzten Leitern. Es führe eine inoffizielle Version des [[Index Librorum Prohibitorum|Index der verbotenen Bücher]] weiter, dessen Abschaffung die zuständige Kongregation 1966 offiziell bestätigte, und übe sogar [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] von Büchern. Dies widerspreche den Prinzipien moderner westlicher Gesellschaften.
Auch würden Wirtschaftsteilnehmer wegen der ihnen durch eine Umlaufsicherung entstehenden Kosten dazu tendieren, die Nutzung von Freigeld zu vermeiden. Nach Möglichkeit würden sie bei der Erhebung einer Gebühr zur Umlaufsicherung auf eine Alternativwährung ohne eine solche Gebühr ausweichen. Freigeldbefürworter wenden ein, dem widerspräche das [[wikipedia:Greshamsches Gesetz|Greshamsche Gesetz]]: „Schlechtes Geld verdrängt gutes aus dem Umlauf“ – wertminderndes Geld laufe schneller um als wertstabiles und verdränge dieses dadurch. Dem entgegenen Kritiker, dass dies zwar für den Umlauf von Geld gelte, nicht aber für [[wikipedia:Greshamsches_Gesetz#Funktionsweise|gespartes Geld]]. Dem zu Folge träfe eine Umlaufsicherung vor allem Konsumenten und weniger sowohl Sparer als auch Investoren.


Opus Dei erwidert dazu, dass es unter seinen Mitgliedern wohl solche gegeben habe, die mit der (späteren) Regierung Francos eng zusammenarbeiteten, aber auch solche, die das Regime vehement abgelehnt hätten und deswegen manche Sanktionen erlitten hätten. Auch habe sich der Gründer Escrivá stets dem Ansinnen der organisierten Franco-Anhänger widersetzt, das Opus Dei in ihr Projekt von einer politisch-religiösen Einheitspartei einzuspannen, was ihm eine jahrzehntelange Feindschaft von vielen einflussreichen Faschisten eingetragen habe. Dies soll belegen, dass das Opus Dei seinen Mitgliedern volle politische [[Freiheit]] gelassen und sich auf rein geistliche Aufgaben beschränkt habe. Bekannt ist, dass Escrivá, auf Veranlassung des Erzbischofs von Madrid, dem Ehepaar Franco Anfang der 1940er Jahre Exerzitien (religiöse Unterweisung) gab. [[Vázquez de Prada]] berichtet in seiner Escrivá-Biographie (siehe Literaturverzeichnis), dass er diese Gelegenheit genutzt habe, um Franco deutlich ins Gewissen zu reden und ihn an das göttliche Gericht zu erinnern. Der Erzbischof von Madrid sei darüber entsetzt gewesen. Auch die Zusammenarbeit mit Pinochet oder Fujimoris Unterstützung stellt das Opus Dei in Abrede; es bestünden seitens des Opus Dei niemals politische Optionen jenseits der Empfehlungen der katholischen Hierarchie.
Zudem sei das Argument, eine Umlaufsicherung sei notwendig, damit Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird, obsolet: Geldbesitzer entzögen ihr Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf, sondern finanzierten damit ihren Konsum oder investierten es. Weiterhin hätte Geld auf Girokonten nicht die von Gesell beschriebenen negativen Effekte, da durch die Vergabe von Krediten ein Ausgleich geschaffen würde. Einige Freigeldbefürworter sehen die Umlaufsicherung nicht nur als Notwendigkeit, das Entziehen von Geld aus dem Wirtschaftskreislauf zu verhindern, sondern auch als einen Ersatz für das Zinssystem als Investitionsmotivator. So könne die [[wikipedia:Zins#Kritik am Zins|Herbeiführung]] von [[wikipedia:Deflation|deflationären Zuständen]] vermieden werden.


=== Selbstgeißelungen und andere Bußübungen ===
[[wikipedia:Libertarismus|Libertäre]] vertreten die Auffassung, eine höhere Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes reiche nicht aus, um den allgemeinen Wohlstand zu erhöhen. Eine Gruppe von Menschen könne nicht allein dadurch ihren Wohlstand erhöhen, indem sie eine Münze mit zunehmender Geschwindigkeit im Kreis laufen lasse. Freiwirtschaftler konzentrierten sich zu sehr auf den Konsum – dieser habe mit wachsendem Wohlstand jedoch nichts zu tun, er sei Ziel und nicht Ursache der Wohlstandsmehrung.<ref>Siehe Rahim Taghizadegan: ''Eine kritische Überprüfung von Freiwirtschaft, Zinskritik und Schwundgeld nach Silvio Gesell.'' Institut für Wertewirtschaft, Wien 2008, ISBN 3-902639-09-1, S. 36. ([http://www.wertewirtschaft.org/analysen/Freiwirtschaft.pdf PDF])</ref>
[[Bild:Cilice.jpg|thumb|left|Cilicium - Bußgürtel]] Numerarier und Assoziierte tragen - entsprechend einer Anweisung in der internen Schrift „De spiritu et de piis servandis consuetudinibus“ (Nr.125) - täglich außer an Sonn- und Feiertagen zwei Stunden einen schmerzhaften [[Bußgürtel]] (''Cilicium'') und führen wöchentliche [[Kasteiung]]en mit einer 5-schwänzigen Handgeißel aus verknoteten Seilen durch. So sollen sie „den Körper züchtigen und disziplinieren“. Von Gegnern wird zum Teil auch mit theologischen Argumenten bestritten, dass die im Opus Dei gepredigte „Verherrlichung von Schmerz“ mit christlichen Ideen zu vereinbaren sei. Dabei wird darauf hingewiesen, dass der Gründer in seinem Hauptwerk ''Der Weg'' etwa predige, der Schmerz sei heilig und der Schmerz adle.


Das Opus Dei bestreitet die Existenz körperlicher Buße in der Organisation nicht. Sie führe in milder Form eine [[Askese]] weiter, die von [[Paulus von Tarsus|Paulus]] über unzählige Heilige wie zum&nbsp;Beispiel [[Thomas Morus]] oder der Hl. [[Dominikus]] bis in unsere Zeit wie Papst [[Paul VI.]], [[Hans Urs von Balthasar]], [[Oscar Romero]], [[Pater Pio]] und [[Mutter Teresa]] hineinreiche und auch in den anderen Religionen bekannt sei. Sie wird verstanden als Teilhabe am Erlösungswerk Jesu, als Mittel, um das Gute auch dann tun zu können, wenn es schwer fällt, und als ein Weg der Aufopferung und Abtötung. Wie ehemals und teilweise heute noch in religiösen Orden, betreffen die erwähnten Bußmethoden nur zölibatär Lebende. Für die nicht-zölibatären Supernumerarier sind allein Selbstüberwindungen in kleinen Dingen des Alltags maßgeblich.
Gelegentlich wird der Vorwurf erhoben, Freigeld stehe in Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Parole „[[wikipedia:Brechung der Zinsknechtschaft|Brechung der Zinsknechtschaft]].<ref>[[wikipedia:Jutta Ditfurth|Jutta Ditfurth]]: ''Entspannt in die Barbarei - Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus'', Kapitel ''Silvio Gesell, die Freiwirtschaftslehre und ihre AnhängerInnen'', 1996. ISBN 3-8945-8148-4</ref>
Allerdings hatte sich deren Urheber [[wikipedia:Gottfried Feder|Gottfried Feder]] schon 1923 scharf gegen Silvio Gesell und dessen Freigeld-Ideen geäußert.<ref>Werner Onken: ''[http://www.silvio-gesell.de/html/onken__igdr-lexikon.html Silvio Gesell im IDGR-Lexikon gegen Rechtsextremismus].'' Website der ''Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung,'' 4. Januar 2006</ref>


=== Diskretion und Verschwörungstheorien ===
== Siehe auch ==
Das Opus Dei wird - ähnlich wie früher die [[Jesuiten]] - öfter im Zusammenhang mit mehr oder weniger abenteuerlichen [[Verschwörungstheorie]]n genannt. Nach Angaben des Journalisten [[Peter Hertel (Theologe)|Peter Hertel]] benotet das Opus Dei die Glaubenstreue von Führungsnachwuchs-Kandidaten innerhalb der katholischen Kirche (und selbst die von Päpsten), um gezielt Einfluss im kirchlichen Bereich nehmen zu können.<ref>''Peter Hertel: [http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2001/imp010202.html Das Opus Dei will den nächsten Papst bestimmen]''. In: [[imprimatur]] 02/2001, März, 2001</ref>
[[Altwerden des Geldes]]
Zu dieser Ansicht könnte beitragen, dass wegen der durch das Opus Dei geübten Geheimhaltung gegenüber der Öffentlichkeit nur wenig Konkretes über das Opus bekannt ist und viele Fragen offen bleiben. Escrivás Hauptwerk ''Der Weg'' widmet der „[[Tugend]] der [[Diskretion]]“ ein ganzes Kapitel, jedoch hinsichtlich des zwischenmenschlichen Umgangs.


== Assoziierte Organisationen und Institutionen (Auswahl) ==
== Literatur ==
Nach eigenen Angaben von Opus Dei sind unter anderem eng mit dem Opus Dei verbunden:


* [[Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz]] in Rom (ital. ''Pontificia Università della Santa Croce'')
* Wolfgang Broer: ''Schwundgeld. Bürgermeister Michael Unterguggenberger und das Wörgler Währungsexperiment 1932/33.'' Studien-Verlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2007, ISBN 978-3-7065-4472-6
* [[Universität Navarra|Universität von Navarra]] in Pamplona (spanisch: ''Universidad de Navarra'')
* [[wikipedia:Margit Kennedy|Margrit Kennedy]]: ''[http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kennedy/ Geld ohne Zinsen und Inflation. Ein Tauschmittel das jedem dient].'' Permakultur Publ., Steyerberg 1990, ISBN 3-9802184-2-2; überarbeitete und erweiterte Ausgabe: Goldmann, München 1991, ISBN 3-442-12341-0
* [[wikipedia:Peter Knauer|Peter Knauer]]: ''[http://www.jesuiten.org/peter.knauer/08.html Arbeitslosigkeit durch einen Systemfehler unseres Geldes?]'' In: Johannes Hoffmann: ''Irrationale Technikadaptation als Herausforderung an Ethik, Recht und Kultur. Interdisziplinäre Studien'' IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt 1997, ISBN 3-88939-250-4, S. 244–264
* [[wikipedia:Bernard Lietaer|Bernard Lietaer]]: ''Das Geld der Zukunft.'' Riemann, München 2002. ISBN 3-570-50035-7
* Norbert Rost: ''Eine experimentelle Überprüfung der Aussagen der Freiwirtschaftslehre.'' Diplomarbeit an der TU Dresden. 2003 ([http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/diplomarbeiten/rost/ueaf.pdf PDF; 2,61 MB]; [http://www.regionales-wirtschaften.de/index.php?id=16,29,0,0,1,0 Website des Autors])
* Tobias Schneegans: ''Umlaufgesicherte Komplementärwährungen. Gelingen und Scheitern in der Praxis.'' Diplomarbeit an der Technischen FH Wildau. 2003 ([http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/diplomarbeiten/Freigeldpraxis.pdf PDF; 1,71 MB])
* [[wikipedia:Bernd Senf|Bernd Senf]]: ''Silvio Gesell: Freiwirtschaftslehre und natürliche Wirtschaftsordnung – weder Kapitalismus noch Sozialismus.'' In: ''Die blinden Flecken der Ökonomie. Wirtschaftstheorien in der Krise.'' 5. Auflage, Verlag für Sozialökonomie, ISBN 978-3-87998-452-7
* Thomas Wendel: ''Das Wörgler Schwundgeldexperiment 1932–1933.'' In: ''Kontext Scripten.'' Nr. 4, Kontext-Verlag, Essen 2000
* Dieter Suhr: ''Alterndes Geld''. Das Konzept Rudolf Steiners aus geldtheoretischer Sicht, Novalis-Vlg., Schaffhausen 1988


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat|Opus Dei}}
* [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/ www.geldreform.de] – Materialien zur Geld-, Zins- und Schuldenproblematik (enthält auch einen Abschnitt mit [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/Welcome.html#zinskritikkritik kritischer Literatur] und eine [http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kennedy/links.html Linkliste])
;Selbstdarstellungen
* ''[http://www.cko.lu/Freigeld.html Ein Plädoyer für Freigeld]'' von Christian Klein
*[http://www.romana.org romana.org: ''Bollettino della Prelatura della Santa Croce e Opus Dei''] (3. Januar 2011; englisch, spanisch, französisch & italienisch verfügbar)
* [http://www.dhm.de/sammlungen/kunst2/numismatik/freigeld/texte/ Freigeld aus den numismatischen Sammlungen] des [[wikipedia:Deutsches Historisches Museum|Deutschen Historischen Museums]]
*[http://www.opusdei.de Deutsche Homepage des Opus Dei]
* {{Digitalisat|IA=UeblicheEinwaendeGegenDieFreiwirtschaftlicheGeldrefor|LT=Übliche Einwände gegen die freiwirtschaftliche Geldreform mit Entgegnungen}} Eine Zusammenfassung von Klaus-Peter Schleisiek, ©Aachen, 1998 (überarbeitet 2002)
*[http://www.opusdei.at Österreichische Homepage des Opus Dei]
*[http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/schwundgeld.html Gabler Wirtschaftslexikon Definition Schwundgeld]
*[http://www.opusdei.ch/ Schweizer Homepage des Opus Dei]
*[http://www.de.josemariaescriva.info/index.php?id_cat=673&id_scat=559 Literatur-Übersicht - Opus Dei und Josemaría Escrivá]
 
;Kritische Darstellungen
* [http://www.odan.org/ odan.org, ''ODAN - Opus Dei Awareness Network Inc.'': ''You shall know the truth, and the truth shall make you free''] (3. Januar 2011; englisch & spanisch verfügbar)
* [http://www.relinfo.ch/opusdei/ relinfo.ch, ''Evangelische Informationsstelle Kirchen - Sekten - Religionen'': ''Opus Dei - Prälatur vom Heiligen Kreuz und Opus Dei''] (3. Januar 2011)
* [http://www.opusfrei.org/ opusfrei.org: Redaktion großteils ehemalige Mitglieder] (3. Januar 2011)
 
;Erwiderung auf Kritik
* [http://kath.net/detail.php?id=16302 kath.net-Artikel (März 2007)] Kritische Erwiderung auf gängige Argumente gegen das Opus Dei anhand des Buches "Schleichende Übernahme" von Peter Hertel
* [http://multimedia.opusdei.org/pdf/de/vorwuerfe.pdf Hans Thomas: Opus Dei - Vorwürfe und Antworten] Erwiderung auf gängige Argumente gegen das Opus Dei aus der Sicht eines führenden Opus-Dei-Mitglieds (PDF-Datei; 212 kB)
 
== Literatur ==
;Literatur vom Gründer und von Mitgliedern des Opus Dei
* Josemaría Escrivá: ''[[Der Weg (Buch)|Der Weg]]''. 12. Auflage, Adamas, Köln, 1982, ISBN 3-920007-67-0
* Ders.: ''Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer'', Interviewband, 4. Auflage, Adamas, Köln, 1991, ISBN 3-925746-00-5
* Ders.: ''Christus begegnen''. 6. Auflage, Adamas, Köln, 2006, ISBN 3-925746-64-1
* Ders.: ''Freunde Gottes''. 2. Auflage, Adamas, Köln, 1980, ISBN 3-920007-56-5
* Peter Berglar: ''Opus Dei - Leben und Werk des Gründers Josemaria Escriva.'' 4. Auflage, Adamas, Köln, 2005, ISBN 3-925746-67-6
* César Ortiz (Hrsg.): ''Josemaria Escriva - Profile einer Gründergestalt.'' Adamas, Köln, 2002, ISBN 3-925746-89-7
* Andrés Vázquez de Prada: ''Der Gründer des Opus Dei'', Band 1 ''Die frühen Jahre''; Band 2 ''Die mittleren Jahre''; Band 3 in Vorbereitung. Adamas, Köln 2001 und 2004, ISBN 3-925746-90-0
* Dominique Le Tourneau: ''Das Opus Dei''. Christiana-Verlag, Stein am Rhein, 1988, ISBN 3-7171-0900-6, Dominique Le Tourneau ist Priester des Opus Dei
* Amadeo de Fuenmayor u. a.: ''Die Prälatur Opus Dei. Zur Rechtsgeschichte eines Charismas. Darstellung, Dokumente, Statuten''. Ludgerus Verlag, Essen, 1994, ISBN 3-87497-198-8, Amadeo de Fuenmayor ist Priester des Opus Dei
* Beat L. Müller: ''Die Personalprälatur Opus Dei im Überblick.'' Zürich, 1998, Beat L. Müller ist Medienbeauftragter der Prälatur Opus Dei in der Schweiz
* Martin Rhonheimer: ''Verwandlung der Welt. Zur Aktualität des Opus Dei'', Adamas Verlag, Köln, 2006, ISBN 3-937626-04-2
 
;Opus-Dei-kritische Literatur
* Alfred Kirchmayr/Dietmar Scharmitzer: ''Opus Dei - Das Irrenhaus Gottes?'' 2. Auflage [http://www.vabene.at/ Edition Va bene], Klosterneuburg und Wien 2008, ISBN 978-3-85167-215-2
* Véronique Duborgel: ''In der Hölle des Opus Dei'' – aus dem Französischen übersetzt von Dietmar Scharmitzer und Sonja Papp. 144 Seiten, Format 12 x 19,5 cm broschiert ISBN 978-3-85167-234-3
* Joseph J. M. Garvey, Willibald Feinig: ''Elternführer durch das Opus Dei''. In: Javier Ropero: ''Im Bann des Opus Dei - Familien in der Zerreißprobe''. Seiten 265 bis 344. Benziger, Düsseldorf, 1995, ISBN 3-545-21100-2
* Discepoli di Verita (Hrsg.): ''„Ihr habt getötet“. Der Machtkampf der Logen im Vatikan.'' [[Aufbau-Verlag|Aufbau]], Berlin, 2004, ISBN 3-7466-8122-7
* [[Peter Hertel (Journalist)|Peter Hertel]]: ''„Ich verspreche Euch den Himmel.“ Geistlicher Anspruch, gesellschaftliche Ziele und kirchliche Bedeutung des Opus Dei''. 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf, 1991, ISBN 3-491-77804-2
* Peter Hertel: ''Schleichende Übernahme. Das Opus Dei unter Papst Benedikt XVI.''. [[Publik-Forum]], Oberursel, 2007, ISBN 978-3-88095-161-7
* Peter Hertel: ''Benedikts Stoßtrupp. Das Opus Dei und der deutsche Papst.'' Hörbuch-CD. Hoerscheiben, Karlsruhe, 2005
* Matthias Mettner: ''Die katholische Mafia.'', 2. Auflage, München, 1995, Knaur.
* Maria del Carmen Tapia: ''Hinter der Schwelle - Ein Leben im Opus Dei''. Goldmann, München. ISBN 3-442-12657-6
* Klaus Steigleder: ''Das Opus Dei, eine Innenansicht''. Zürich 1983, München, 1996, ISBN 3-545-21040-5, [http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=14020034&aref=image036/2006/06/13/cq-sp198303701560176.pdf&thumb=false pdf (Ausschnitt)]
* Klaus Engels: ''Destruktive Kulte im Spannungsfeld von Kirche und Gesellschaft.'', Flensburger Hefte Vlg., Flensburg 1992, ISBN 3-926841-46-X, S. 69 - 110


;Vom Opus Dei empfohlene Literatur
== Fußnoten ==
* Basilius Streithofen: ''Die Divisionen des Papstes. Vom Wertewandel in den Klöstern.'' Langen Müller (F. A. Herbig), München, 1988, ISBN 3-7844-2189-X.
* Vittorio Messori: ''Der „Fall“ Opus Dei.'' MM-Verlag, Aachen, 1995, ISBN 3-928272-42-X.
* Pedro Rodriguez; Fernando Ocariz; Jose Luis Illanes: ''Das Opus Dei in der Kirche. Ekklesiologische Einführung in das Leben und das Apostolat des Opus Dei.'' Bonifatius-Verlag, Paderborn, 1997, ISBN 3-87088-998-5.
* John L. Allen: ''Opus Dei: Mythos und Realität - Ein Blick hinter die Kulissen.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2006, ISBN 3-579-06936-5.


== Belege ==
<references />
<references/>


[[Kategorie:Opus Dei| ]]
[[Kategorie:Geldpolitik]]
[[Kategorie:Katholische Lebensgemeinschaft]]
[[Kategorie:Freiwirtschaft]]
[[Kategorie:Kirchliche Organisation (römisch-katholisch)]]
[[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Geld]]
[[Kategorie:1928]]
[[Kategorie:Sekte]]


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Version vom 23. Januar 2016, 19:33 Uhr

Schwundgeld oder Umlaufgesichertes Geld ist ein Geldkonzept der Freiwirtschaft, welches dafür sorgen soll, dass sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöht.

Dazu soll die Umlaufsicherung die Kosten der Geldhaltung gegenüber anderem Geld erhöhen. Dies steht in einem Widerspruch zu der Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes.

Von der etablierten Volkswirtschaftslehre wird das Konzept allgemein ignoriert.

Geschichte

Pierre-Joseph Proudhon

Der französische Ökonom und Soziologe Pierre-Joseph Proudhon, einer der ersten Vertreter des Anarchismus, stellte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Hypothese auf, dass durch den Wertverfall von Waren und Gütern, der von Geld aber nicht reflektiert wird, das Geld ein Privileg erhalte, wodurch es einen zusätzlichen Preis erzwingen könnte, durch welchen der Geldbesitzer den Warenbesitzer schließlich ausbeutet. Seine Lösung für dieses Dilemma bestand darin, Waren dem verfallsfreien Geld durch Warenbanken gleichzusetzen. In diesen Warenbanken könnte ein Fahrradeigentümer beispielsweise ein Fahrrad anlegen und nach 20 Jahren ein nagelneues Fahrrad zurückerhalten, das gleichwertig wäre, und so durch verbesserten Tauschhandel dem Effekt des Warenzerfalls vorbeugen.

Silvio Gesell

Silvio Gesell griff die Idee des Unterschiedes zwischen Waren und Geld später auf. Anders als Proudhon lautete sein Vorschlag jedoch, die Diskrepanz zwischen Warenzerfall und Währungsstabilität nicht bei den Waren zu lösen, sondern stattdessen dem Geld selbst eine begrenzte Lebensdauer zu geben, indem also bei der Hortung von Geld eine Demurrage ähnlich den Durchhaltekosten bei der Hortung von Waren auftreten würden. So hat gehortetes Geld beispielsweise dadurch einen ökonomischen Vorteil, dass es Fluktuationen am Markt abwarten kann und entsprechend billig einkaufen oder selbst Marktfluktuationen erzeugen und künstlich Preise in die Höhe treiben kann, was Gesell als Spekulation bezeichnet.

Als Alternative für das Bretton-Woods-System, welches die Wechselkurse westlicher Währungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zusammenbruch des Systems 1973 festlegte, schlug Keynes 1944 den Bancor vor, welcher als internationale zwischenstaatliche Verrechnungswährung mit einer Umlaufsicherung behaftet hätte sein sollen. Das Ziel des Bancors wäre gewesen, zum einen der Vormachtstellung des US-Dollars im Bretton-Woods-System vorzubeugen, und zum anderen durch die stetige Verkleinerung von Handelsüberschüssen bzw. Handelsdefiziten die Weltwirtschaft durch bessere Anreize zu stabilisieren.

Beispiele von umlaufgesicherten Währungen

Gesell führte in seinem Standardwerk Die Natürliche Wirtschaftsordnung und weiteren Schriften eine Reihe von historischen Beispielen an, die als umlaufgesicherte Währungen gelten können. Der volksökonomische und exemplarische Wert vieler dieser Beispiele ist aber umstritten.

Beispiele für derartige Geldsysteme mit Demurrage sind Ägypten („Korngiro“) im ersten Jahrhundert v. Chr. und die Mittelalterzeit in Europa. Im ptolemäischen Ägypten wurde Getreide als Geld verwendet, das in Speichern eingelagert wurde, wobei Tonscherben als Besitznachweis ausgegeben wurden. Diese wurden dann als Geld im Wirtschaftsleben verwendet. Das Getreide konnte man sich mit einem gewissen Verfalls- und Lagerabschlag pro Jahr wieder bei Bedarf abholen. Dieses System kam zwischen 322 (nach Lietaer allerdings viel eher, mindestens 1600 v. Chr., datiert.[1] Es gibt für diese These allerdings keine Belege) und 30 v. Chr. auf, nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer wurde das römische Münzgeld eingeführt.

Im Mittelalter wurde in Europa von den lokalen Herrschern und Klöstern das Münzgeld (z. B. Brakteaten) in bestimmten Situationen für ungültig erklärt und mit einem Abschlag gegen Neuprägungen umgetauscht. Diese Abstände variierten – von mehrfach jährlich bis zu alle 7 Jahre; bei den Abschlägen gab es Schwankungen zwischen etwa 15 % und 40 %. Die Differenz fiel jeweils an den Herrscher bzw. an das Kloster. Dies war hauptsächlich zwischen den Jahren 1075 und 1400 gebräuchlich. Aufgrund von Handhabungsproblemen mit der angewachsenen Geldmenge, dem Silberschmelzverlust beim Umprägen und auf Drängen von Kaufleuten, die ein dauerhaftes, weitreichendes Geld wollten, wurde die sogenannte „Münzverrufung“ aufgegeben und durch Handels- und Verbrauchssteuern ersetzt.

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Rückseite des umlaufgesicherten Wörgl-Schwundgeldes

Befürworter eines Geldsystems mit Demurrage behaupten, dass während dieser Zeitperioden in beiden Wirtschaftsräumen große kulturelle Leistungen entstanden (fast alle Kathedralbauten entstanden zu jener Zeit) und materiellen Wohlstand für ihre Bevölkerungen; nach der Änderung des Geldsystems soll es in beiden Fällen zu einem Niedergang gekommen sein. Freiwirtschaftler führen die Wirtschaftsblüte auf das Geldsystem zurück[2], Kritiker bezweifeln den Einfluss und Umfang der Auswirkung des Geldsystems[3], die Münzverrufungen seien nur in 10 % des mittelalterlichen Deutschlands gebräuchlich gewesen. Eine abweichende Wirtschaftsentwicklung dieser Räume von den anderen konnte von keinem Autor bisher nachgewiesen werden. Ummünzungen waren schon zur Zeit der Antike z. B. beim Solidus üblich und auch notwendig, da insbesondere Gold- und Silbergeld durch den Gebrauch und im Mittelalter durch Kipper und Wipper an Münzgewicht mit der Zeit verloren. Die Kathedralbauten seien vom Templerorden finanziert worden. Der Niedergang im Mittelalter wurde allerdings auch durch den Abfluss des Silbers in den Orient aufgrund des Gewürz- und Weihrauchhandels verursacht. Deutlich verstärkt wurde dieser Abfluss noch durch die Arbitragegeschäfte der Venezianer (Silber gegen Gold).[4] Das Silberbergwerk in Schwaz/Tirol brachte ab 1450 eine gewisse Erleichterung (7.400 Knappen, zweitgrößte Stadt im Habsburgerreich). Paul C. Martin spricht deshalb auch von einem Brakteatenmärchen.

Nach der Entdeckung Amerikas floss wieder reichlich Silber und Gold über Spanien nach Europa und verursachte neuen monetären Wohlstand (aber auch Kriege), jedoch keine florierende Volkswirtschaft.

Im Jahre 1815 gab es auf der britischen Kanalinsel Guernsey ein Geldexperiment. Die Folgen der Napoleonischen Kriege machten sich in ganz Europa bemerkbar, auch auf dieser Insel. Die Inselbewohner produzierten Lebensmittel weit über den Eigenbedarf hinaus, doch die eingetriebenen Steuern und Zinszahlungen an Londoner Banken brachten den Zahlungsverkehr schließlich ganz zum Erliegen. Der in dieser Zeit amtierende Gouverneur von Guernsey, Daniel de Lisle Brock, schlug den Bau einer Markthalle für 4.000 Pfund Sterling vor, die der Wirtschaft neuen Auftrieb geben würde. Diese 4.000 Pfund sollten einfach selber gedruckt und als eine Art Zweitwährung im Umlauf gebracht werden. Nach fünf Jahren hatte sich die Halle voll amortisiert und die 4000 Pfund wurden wieder verbrannt. Genaugenommen stellt dies jedoch kein umlaufgesichertes Geld dar, sondern nur eine spezielle Form des Kredits. Nach diesem Prinzip wurden so nacheinander mehrere Bauvorhaben mit selbstgedrucktem und später wieder vernichtetem Geld verwirklicht. Jedoch kam bis 1835 durch den Eingriff fremder Banken und eine reduzierte Geldmenge die Freigeldwirtschaft wieder zum Erliegen.

Umlaufgestützte Währungen in der Neuzeit und Gegenwart

In der Neuzeit wurden einige Projekte mit umlaufgesichertem Geld unternommen, z. B. das WÄRA-Experiment von Schwanenkirchen (1929/1930). Als erfolgreiches lokales Freigeldexperiment gilt das von Michael Unterguggenberger, dem Bürgermeister der Tiroler Stadt Wörgl, initiierte Projekt von 1932/33, das auch als Wunder von Wörgl rezipiert wurde.[5]

Eine Vielzahl historischer und aktueller Aktivitäten rund um Komplementärwährungen wird von dem in Wörgl residierenden Unterguggenberger Institut[6] beobachtet und zusammengetragen. Insbesondere unter den Regionalgeldinitiativen, die im deutschsprachigen Raum im Verband Regiogeld e. V.[7] vernetzt sind, gibt es viele, die auf dem Prinzip der Umlaufsicherung basieren.

Für eine Einführung von umlaufgesichertem Geld engagiert sich auch die Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung (INWO).[8]

Die Einführung von umlaufgesichertem Geld in Deutschland fordert auf politischem Wege die Humanwirtschaftspartei.[9]

Eine literarische Bearbeitung des Freigeldthemas findet sich in Michael Endes Roman Momo.[10]

Das Prinzip

Physiokratisches Geld mit Entwertungsfeldern

Ziel ist es, den Wert von Geld in irgendeiner Form und Fassung gegenüber anderen Gütern zu reduzieren, um eine Investition des Geldvermögens anzuregen. Die Umlaufbesicherung versucht man dadurch herzustellen, dass planmäßig eine zeitabhängige Mengenminderung oder eine Kostenbelastung des Geldes vorgenommen wird.

Dabei soll die Geldmenge über den Preisindex gesteuert werden. Dadurch soll sich zugleich die Kaufkraft des Geldes stabil halten lassen. Es soll also unterschieden werden können zwischen einer Wertminderung des Geldes (des physischen Besitzes von Banknoten) und einer Wertminderung der Währung bzw. in dieser Währung ausgedrückte Geldwerte wie z. B. Schuldscheine.

Damit das Geld also ständig im Umlauf bleibt und weiter investiert wird, statt gehortet zu werden, muss es ständig an Wert verlieren. Dies wurde bei einigen Freigeld-Währungen zum Beispiel so bewerkstelligt, indem der Geldschein eine Tabelle enthielt, die den (absteigenden) Wert des Scheins für jeden Monat neu anzeigte (siehe Bild).

Kritik

Der von Befürwortern des Freigeldansatzes angestrebte niedrige Finanzkapital-Zinssatz führe laut Kritikern zu einer Steigerung von Immobilienpreisen. Freigeldbefürworter sind der Ansicht, dem könne durch eine gemäß dem Freiwirtschaftsmodell durchgeführte Landreform entgegengewirkt werden, also einer (zumindest teilweisen) Enteignung der ursprünglichen Landbesitzer.

Auch würden Wirtschaftsteilnehmer wegen der ihnen durch eine Umlaufsicherung entstehenden Kosten dazu tendieren, die Nutzung von Freigeld zu vermeiden. Nach Möglichkeit würden sie bei der Erhebung einer Gebühr zur Umlaufsicherung auf eine Alternativwährung ohne eine solche Gebühr ausweichen. Freigeldbefürworter wenden ein, dem widerspräche das Greshamsche Gesetz: „Schlechtes Geld verdrängt gutes aus dem Umlauf“ – wertminderndes Geld laufe schneller um als wertstabiles und verdränge dieses dadurch. Dem entgegenen Kritiker, dass dies zwar für den Umlauf von Geld gelte, nicht aber für gespartes Geld. Dem zu Folge träfe eine Umlaufsicherung vor allem Konsumenten und weniger sowohl Sparer als auch Investoren.

Zudem sei das Argument, eine Umlaufsicherung sei notwendig, damit Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird, obsolet: Geldbesitzer entzögen ihr Geld nicht dem Wirtschaftskreislauf, sondern finanzierten damit ihren Konsum oder investierten es. Weiterhin hätte Geld auf Girokonten nicht die von Gesell beschriebenen negativen Effekte, da durch die Vergabe von Krediten ein Ausgleich geschaffen würde. Einige Freigeldbefürworter sehen die Umlaufsicherung nicht nur als Notwendigkeit, das Entziehen von Geld aus dem Wirtschaftskreislauf zu verhindern, sondern auch als einen Ersatz für das Zinssystem als Investitionsmotivator. So könne die Herbeiführung von deflationären Zuständen vermieden werden.

Libertäre vertreten die Auffassung, eine höhere Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes reiche nicht aus, um den allgemeinen Wohlstand zu erhöhen. Eine Gruppe von Menschen könne nicht allein dadurch ihren Wohlstand erhöhen, indem sie eine Münze mit zunehmender Geschwindigkeit im Kreis laufen lasse. Freiwirtschaftler konzentrierten sich zu sehr auf den Konsum – dieser habe mit wachsendem Wohlstand jedoch nichts zu tun, er sei Ziel und nicht Ursache der Wohlstandsmehrung.[11]

Gelegentlich wird der Vorwurf erhoben, Freigeld stehe in Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Parole „Brechung der Zinsknechtschaft“.[12] Allerdings hatte sich deren Urheber Gottfried Feder schon 1923 scharf gegen Silvio Gesell und dessen Freigeld-Ideen geäußert.[13]

Siehe auch

Altwerden des Geldes

Literatur

Weblinks

Fußnoten

  1. Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld, S. 153f., S. 219. Riemann Verlag GmbH München, 2000, 2. Auflage. ISBN 3-570-50009-8.
  2. Karl Walker: Das Geld in der Geschichte. Lauf bei Nürnberg 1959, S. 29ff.; Hans Weitkamp: Das Hochmittelalter – ein Geschenk des Geldwesens. Hilterfingen 1984/85, S. 27–53; Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld, Riemann Verlag München, 2000, S. 172ff.; zur Kritik von Paul C. Martin siehe auch Replik auf das „Brakteaten-Märchen“ von Dr. Paul C. Martin
  3. ausführliche Kritik zur Brakteatentheorie
  4. Zarlenga, Der Mythos vom Geld
  5. Vgl. Weblink Die ZEIT zum Thema
  6. Website des Unterguggenberger Instituts
  7. Website von Regiogeld e. V.
  8. Website der Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung
  9. Website der Humanwirtschaftspartei
  10. Robert Mittelstaedt: Michael Endes letzte Worte an die Japaner. In: Jacek Rzeszotnik (Hrsg.): Zwischen Phantasie und Realität. Michael Ende Gedächtnisband 2000. Erster Deutscher Fantasy-Club, Passau 2000, ISBN 3-932621-29-8
  11. Siehe Rahim Taghizadegan: Eine kritische Überprüfung von Freiwirtschaft, Zinskritik und Schwundgeld nach Silvio Gesell. Institut für Wertewirtschaft, Wien 2008, ISBN 3-902639-09-1, S. 36. (PDF)
  12. Jutta Ditfurth: Entspannt in die Barbarei - Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus, Kapitel Silvio Gesell, die Freiwirtschaftslehre und ihre AnhängerInnen, 1996. ISBN 3-8945-8148-4
  13. Werner Onken: Silvio Gesell im IDGR-Lexikon gegen Rechtsextremismus. Website der Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung, 4. Januar 2006


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