Johannes von Auville und Yahyā ibn Khālid: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Johannes von Auville''' (auch ''Johannes von Hauvilla'' oder ''Johannes Hauvilla'') lebte im [[Wikipedia:12. Jahrhundert|12. Jahrhundert]] und wurde vermutliche in [[Wikipedia:Auville|Auville]] nahe [[Wikipedia:Rouen|Rouen]] in der [[Wikipedia:Normandie|Normandie]] geboren. Über sein Leben ist nichts bekannt. Fest steht nur, dass er [[Wikipedia:1184|1184]] Bischof ''Walther von Lincoln'' seine große epische Dichtung, den '''Architrenius''' („Erzweiner“), widmete, die in der Art und Form stark an den [[Anticlaudian]] des [[Alanus ab Insulis]]. Die Dichtung zeugt von seiner gereiften Lebenserfahrung und seinen ausgezeichneten Kenntnissen der [[antike]]n Literatur.  
'''Yahya ibn Khalid''' ( {{ArS|يحيى بن خالد}}, romanisiert: Yahyā ibn Khālid ; † [[w:806|806]]) wurde als Sohn von [[WikipediaEN:Khalid ibn Barmak|Khalid ibn Barmak]], einem Mitglied der mächtigen iranisch-assyrischen Familie der '''Barmakiden''' geboren, die vermutlich zu den [[Zoroastrismus|Zoroastriern]] aus [[w:Balch|Balch]] gehörten, obgleich auch eine [[Buddhismus|buddhistische]] Herkunft nicht ausgeschlossen werden kann (von [[Sanskrit|skrt.]] ''pramukha'' „Vorsteher, Verwalter“). Nach der [[w:Islamische Expansion|arabischen Eroberung]] des östlichen [[Iran]]s nahmen sie offensichtlich den [[Islam]] an und stiegen unter den [[w:Abbasiden|Abbasiden]] (750–803) zu hohen und mächtigen Staatsfunktionären auf.


== Zusammenhang mit der Schule von Chartres ==
Um 765 wurde Yahya ibn Khalid vom [[w:Kalif|Kalifen]] [[w:al-Mansūr (Abbaside)|al-Mansur]] nach [[w:Aserbaidschan (Iran)|Adharbayjan]] berufen. Yahyas Sohn [[WikipediaEN:Al-Fadl ibn Yahya|Fadl ibn Yahya]] wurde zur gleichen Zeit wie der Sohn des Kalifen [[w:al-Mahdi (Abbasiden)|al-Mahdi]], [[Hārūn ar-Raschīd|Harun]], in [[Wikipedia:Rayy|Rayy]] geboren. Al-Mahdi betraute Yahya 778 mit der Ausbildung Haruns. Zur dieser Zeit entwickelte sich gerade das [[Eigendenken]] des [[Mensch]]en, nachdem die [[kosmische Intelligenz]] [[Michael (Erzengel)|Michael]] entsunken und in der Erdenregion angekommen war {{GZ||240|184}}.


[[Rudolf Steiner]] erwähnt Johannes von Auville in seinen Vorträgen über «[[Das Initiaten-Bewußtsein]]» ([[GA 243]]) im Zusammenhang mit der [[Schule von Chartres]].
Als Haruns Bruder [[w:al-Hādī|al-Hadi]] Kalif war, riet ihm Yahya mehrmals davon ab, seinen eigenen Sohn anstelle von Harun als Erben zu proklamieren. Al-Hadi folgte diesem Rat nicht und ließ Yahya ins Gefängnis werfen, starb aber kurz darauf. Als Harun als [[Hārūn ar-Raschīd|Harun al-Rashid]] nach dem Tod seines Bruders selbst Kalif wurde, ernannte er Yahya zum [[w:Wesir|Wesir]], der wesentlich dazu beitrug, dass das [[w:Abbasiden-Kalifat|Abbasiden-Kalifat]] zu seiner wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Blüte aufstieg. Yahya strebte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den arabischen und persischen Gruppen an. Unter seinem Einfluss holte Harun [[Christen]] und [[Zoroastrismus|Zoroastrier]] nach [[w:Bagdad|Bagdad]] und ließ viele griechische [[Philosophie|philosophische]] und [[naturwissenschaft]]liche Texte übersetzen. Er lud auch viele Gelehrte und Meister aus [[Indien]] ein, insbesondere [[Buddhismus|Buddhisten]]. Der von [[w:Ibn an-Nadīm|Ibn an-Nadīm]] erstellte ''Kitab al-Fihrist'', ein Katalog muslimischer und nichtmuslimischer Texte, enthielt eine Reihe buddhistischer Werke. Unter ihnen war auch eine arabische Version des Berichts über [[Buddha]]s frühere Leben (Kitab al-Budd).


{{GZ|Wenn wir zum Beispiel zurückkommen so in das 9., 10., 11.
Yahya ibn Khalid hatte drei Söhne, von denen ihm [[WikipediaEN:Ja'far ibn Yahya|Ja'far]] als Wesir folgte, [[WikipediaEN:Musa ibn Yahya|Musa]] [[w:Damaskus|Damaskus]] regierte und [[WikipediaEN:Al-Fadl ibn Yahya|Fadl]] Gouverneur von [[w:Chorasan|Chorasan]] und dann von [[Ägypten]] wurde.  
Jahrhundert, auch ins 12., 13. Jahrhundert, aber da schon sehr wenig,
da kommen wir zu Menschen, die wir, wenn wir heute das Wort
anwenden würden, gelehrte Menschen, Wissenschafter nennen würden.
Wir kommen da zurück zu jenen großartigen Gelehrten im Sinne
der damaligen Zeit, die in der bedeutsamen [[Schule von Chartres]] im
11., 12. Jahrhundert gelehrt haben, kommen zurück zu ''[[Bernardus Silvestris]]'', zu ''[[Bernardus von Chartres]]'', zu ''[[Alanus ab Insulis]]''. Wir
kommen zurück dann zu solchen Persönlichkeiten, die in der damaligen
Zeit noch, ich möchte sagen, mit dem Typus des Eingeweihten
unter anderen Menschen herumgingen, mit dem Typus eines Menschen,
der viel weiß um die Geheimnisse des Daseins, wie jener
großartige, im Sinne des Mittelalters noch initiierte ''[[Joachim de Fiore]]'',
oder zu jener großartigen Persönlichkeit, die auch in jener Zeit
gewirkt hat, die der Welt bekanntgeworden ist unter dem Namen
''Johannes von Auville''.|243|79}}


== Architrenius ==
803 fielen die Barmakiden in Ungnade, angeblich wegen einer Liebesbeziehung von Yahyas Sohn Ja'far mit Haruns Schwester [[w:Abbasa|Abbasa]]. Wahrscheinlicher ist es, dass die Barmakiden Harun zu mächtig und zu reich geworden waren. Überdies dürften auch höfische Intrigen dabei eine Rolle gespielt haben. Die Familie wurde enteignet und gemeinsam mit seinem Sohn Fadl wurde Yahya ins Gefängnis geworfen, wo er 806 starb.


Der ''Architrenius'' umfasst wie der Anticlaudian [[neun]] Bücher mit insgesamt 4296 reimlosen [[Hexameter]]<ref>Manitius, S. 806 [http://books.google.at/books?id=9t69WKeyBOsC&pg=PA805]</ref>, die die „Betrachtungen eines denkenden Menschen über die in der Welt herrschenden Mängel und seine Entwicklung aus Zweifeln zum Seelenfrieden"<ref>[[Wikipedia:LThK|LThK]], Band 5 (1960), Spalte 1006</ref> schildern.
== Harun al Raschid und sein weiser Berater ==


Zu Beginn des ersten Buches beklagt Architrenius die großen Schwierigkeiten, die der Mensch überwinden musste, um die Natur beherrschen zu können und wendet sich schließlich in seiner Anrede an Erzbischof Walther, ehe er mit seiner eigentlichen Erzählung beginnt.  
[[Rudolf Steiner]] spricht in seinen [[Karmavorträge]]n wiederholt von einem weisen Berater [[Hārūn ar-Raschīd|Harun al Rashids]]. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei diesem „weise Berater“, der später als [[Jan Amos Comenius]] wiedergeboren wurde, um [[Yahya ibn Khalid]] handelte. Zur gleichen Zeit inkarniert sich auch Harun al Raschid als [[Francis Bacon]] wieder.  


Zweifel plagen Architrenius im zweiten Buch, ob die Natur den Menschen sündig geschaffen habe und so beschließt er, [[Natura]] selbst zu befragen. Seine Wanderung führt ihn zu einem hohen Berg, auf dem der glänzende der Göttin [[Venus (Mythologie)|Venus]] steht, die hier von einer ganzen Schar reizender Mädchen umgeben ist. Für eine von ihnen fängt er sofort Feuer, doch weiß er sich zu beherrschen und richtet seinen Blick auf [[Amor]], dessen Kleidung er detailreich beschreibt. Auf seinem weiteren Weg kommt Architrenius zu einer Schenke, in der ein ausgiebiges Gelage gefeiert wird, was ihn zu einer langen Mahnrede über die [[Völlerei]] bewegt.  
{{GZ|Eine glänzende Stätte für diesen Arabismus war in Asien drüben am
Hofe des ''Harun al Raschid'', so in dem Zeitalter, in dem in Europa ''Karl der Große'' herrschte. Aber während Karl der Große kaum darüber
hinauskam, schreiben und lesen zu können, die primitivsten Anfänge
der Kultur zu entfalten, lebte eine höchst großartige Kultur am Hofe
Harun al Raschids. Harun war vielleicht kein ganz guter, aber ein umfassender
Geist, ein eindringlicher, genialer Geist, im besten Sinne des
Wortes ein universeller Geist. Er versammelte am Hofe alle diejenigen
Weisen, welche Träger waren desjenigen, was dazumal gewußt werden
konnte: Dichter, Philosophen, Mediziner, Theologen, Architekten, alles
das lebte, hergeführt von seinem großen Geiste, am Hofe Harun al
Raschids.


Zu Beginn des dritten Buches kommt Architrenius nach Paris, wo er das elende Leben der Studenten kennenlernt und die [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]] studiert. Doch muss er erkennen, dass die Philosophen zwar oft eitlen Stolz, aber nur wenig tieferes Wissen besitzen. In der Nacht wird er von bösen Träumen gepeinigt. Verzweifelt bricht Architrenius immer wieder in Tränen aus - was dem ganzen Werk seinen Titel „Erzweiner“ gibt.  
Nun lebte an diesem Hofe Harun al Raschids ein ganz eminenter,
bedeutsamer Geist, ein Geist, der - nicht dazumal in der Inkarnation
am Hofe Harun al Raschids, sondern in einer früheren Inkarnation -
ein wirklicher Eingeweihter gewesen war. Sie werden sich fragen:
Bleibt denn ein Eingeweihter, durch die Inkarnationen gehend, nicht
ein Eingeweihter? Man kann ein tief Eingeweihter in einer früheren
Epoche gewesen sein, und man muß in einer neuen Epoche denjenigen
Körper benützen, man muß diejenige Erziehung durchmachen, welche
aus dieser Epoche herauskommen kann [...]


Im vierten Buch reist Architrenius nach Mazedonien und sieht hier den Berg des Ehrgeizes, auf dem die verschiedensten Bäume und Gewächse gedeihen und wo ein Fluss entspringt. Auf der Spitze des Berges steht ein Schloss, das innen mit kostbaren Teppichen behängt ist, die mit reichen Bildern aus dem trojanischen Krieg, aus [[Wikipedia:Ovid|Ovid]]s «[[Wikipedia:Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]» und von der [[Natur]] geschmückt sind.
So war die Persönlichkeit, von der die Überlieferung sagt, daß sie
großartige Einrichtungen für alle die Wissenschaften am Hofe Harun
al Raschids getroffen hat, dazumal eben nur einer der größten Weisen
seiner Zeit, mit einem im Geiste so überragenden Organisationstalent,
daß viel von dem, was am Hofe Harun al Raschids gewirkt hat, von
diesem Geiste ausging.


Im fünften Buch kommt Architrenius zum Hügel der Anmaßung. Hier trifft er den Giganten Walganus, der ihm die Urgeschichte Britanniens von Britus - hier Brutus genannt - bis zu König Artus erzählt.  
Nun breitete sich der Arabismus durch Jahrhunderte aus. Wir wissen
ja von den Kriegen, die Europa geführt hat, um den Arabismus in
seine Schranken zurückzuweisen. Damit war es nicht abgetan: Die
Seelen, die gewirkt haben im Arabismus, gehen durch die Pforte des
Todes, entwickeln sich durch die geistige Welt weiter und bleiben in
einer gewissen Art bei ihrem Wirken. So ist es bei den zwei Individualitäten
des Harun al Raschid und seines weisen Ratgebers, der an
seinem Hofe gelebt hat.


Im sechsten Buch kommt Architrenius zur sagenhaften Insel Thyle ([[Thule]]), wo die bedeutensten Philosophen der Welt versammelt sind. Ihre weitläufigen Reden erstrecken sich bis ins achte Buch. Dort begegnet ihm schließlich die mit den höchsten Reizen geschmückte Göttin [[Natura]], die ihn über die Ordnung der Welt belehrt und ihn von seinen Irrtümern zu befreien sucht. Architrenius muss nun nicht mehr weinen. Natura klärt ihn über die Himmelskreise auf, über die [[Fixstern]]e und [[Planeten]], deren Bewegungen und Auf- und Untergänge sie erläutert. Doch noch ist Architrenius die angeblich weisheitsvolle Ordnung der Welt nicht recht einsichtig.  
Folgen wir zunächst Harun al Raschid. Er geht durch die Pforte des
Todes, entwickelt sich durch die geistige Welt weiter. Die äußere Form
des Arabismus wird zurückgedrängt; das Christentum pflanzt seinen
exoterischen Charakter, den es allmählich angenommen hat, Mittelund
Westeuropa ein. Aber so wenig es möglich ist, in der alten Form
des Mohammedanismus, des Arabismus in Europa weiterzuwirken, so
sehr wird es möglich, daß die Seelen derjenigen, die am Hofe des Harun
al Raschid in dieser glänzenden Zivilisation einmal gelebt und den
Impuls empfangen haben, darin weiterzuwirken, eben weiterwirken.


So setzt Natura ihre kosmologische Belehrung zu Beginn des neunten Buches fort, bis ihr schließlich Architrenius flehend zu Füßen fällt und selbst hilfesuchend eine lange Rede an Natura hält. Sie verspricht ihm zu helfen und lenkt seinen Blick auf das Werden, auf die Erzeugung der Dinge. Vor allem aber verweist sie ihn auf die [[Liebe]], warnt ihn aber, sich einer Magd in die Arme zu stürzen und Ehebruch zu begehen. Vielmehr solle er sich verheiraten. Sie habe eine glänzende Braut für ihn, die ihm den Venusgürtel reichen werde, dessen Bilder von dem Schmiedegott [[Vulcanus]] selber gefertigt worden seien, und sie wolle ihr auch ein herrliches Halsband, verschiedenste Musikinstrumente und andere Kostbarkeiten zur Mitgift geben. Architrenius willigt in den Ehekontrakt ein. Ausführlich wird nun die allegorische Hochzeit und das anschließende Hochzeitsmahl beschrieben und dass Fortuna der Heirat günstig gewesen sei.<ref>Manitius, S. 806ff [http://books.google.at/books?id=9t69WKeyBOsC&pg=PA805]</ref>
So sehen wir, daß Harun al Raschid selber wiederverkörpert wird
in der vielgenannten Persönlichkeit des Baco von Verulam, jenes englischen
führenden Geistes, von dem die ganze moderne wissenschaftliche
Denkweise und damit vieles von dem, was jetzt in den Menschen
lebt, beeinflußt ist. Harun al Raschid konnte nicht von London, von
England aus eine im strengen Sinne des Arabismus geformte Kultur
und Zivilisation verbreiten, diese Seele mußte sich der Form bedienen,
die im westlichen Abendlande möglich war. Aber der ganze Grundzug,
der Grundduktus desjenigen, was Baco von Verulam über die europäische
Denkweise ergossen hat, das ist der alte Arabismus in der
neuen Form. Und so lebt gerade in dem, was naturwissenschaftliche
Denkweise heute ist, der Arabismus, weil Baco von Verulam der
wiederverkörperte Harun al Raschid war.


== Siehe auch ==
Der Weise, der an seinem Hofe gelebt hat, er ging ebenfalls durch
 
die Pforte des Todes; aber er ging einen anderen Weg. Er konnte nicht
* {{WikipediaEN|Architrenius}}
untertauchen in eine solche materialistisch gesinnte Geistesströmung,
in die Baco untertauchen konnte, er mußte bei einer mehr spirituellen
Geistesströmung bleiben. Und so kam es denn, daß in dem Zeitalter, in
dem auch Baco von Verulam wirkte, ein anderer Geist - aber jetzt in
Mitteleuropa - wirkte, der sich gewissermaßen der Seele nach begegnete
mit dem, was ausging von der Seele des wiedergeborenen Harun al
Raschid. Wir sehen gewissermaßen die Baco-Strömung von England
gegen Mitteleuropa herüber sich ergießen, von Westen nach Osten.
Dadurch, daß die Seele, ich möchte sagen, von Spanien und Frankreich
herüber zurückgebracht hat diese Anschauung des Arabismus, dadurch
ist schon zu begreifen, daß sie einen anderen Inhalt bekam als jene
Seele, die durch die Pforte des Todes geht, den Blick während des Durchgangs
durch die geistige Welt gerichtet hat auf das, was in Ost- und
Mitteleuropa war, und in Mitteleuropa wiedergeboren wurde als Amos
Comenius. Er hat dasjenige, was er ausgelebt hat am Hofe Harun al
Raschids aus orientalischer Weisheit heraus, wieder erneuert dadurch,
daß er dann im 17. Jahrhundert diejenige Persönlichkeit war, welche
ganz energisch den Gedanken vertreten hat: Ein Geistiges, ein gegliedertes
Geistiges geht durch die Menschheitsentwickelung. - Trivial sagt
man oftmals, Comenius habe geglaubt an das «Tausendjährige Reich».
Das ist trivial gesprochen. In Wahrheit bedeutet das, daß Comenius
an Epochen in der Menschheitsentwickelung geglaubt hat, daß er eine
geistige, von der geistigen Welt aus gegliederte weltgeschichtliche Entwickelung
angenommen hat. Er will zeigen, daß ein Geistiges die ganze
Natur durchwallt und durchwebt: er schreibt eine «Pansophia», eine
Allweisheit. Es ist eigentlich ein tiefer geistiger Zug in dem, was Arnos
Comenius wirkte. Dabei ist er ein Erneuerer des Erziehungswesens. Das
ist bekannt: er strebte nach Anschaulichkeit; aber nach einer anderen
Anschaulichkeit als der Materialismus, nach einer durch und durch
geistigen Anschaulichkeit. Ich kann das nicht in Einzelheiten auseinandersetzen,
ich kann nur hinweisen, wie Arabismus in westlicher Form,
Arabismus in orientalischer Form, ausgeflossen ist von dem, was in
Mitteleuropa aus dem Zusammenströmen dieser beiden Geistesimpulse
entstanden, hervorgegangen ist.|240|45ff}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Max Manitius: ''Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters'', Band 3, Verlag C.H. Beck, München 1931, ISBN 3-406-01404-6
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band'', [[GA 240]] (1992), ISBN 3-7274-2401-X {{Vorträge|240}}
* [[Wikipedia:Walter Kasper|Walter Kasper]] (Hrsg.): ''[[Wikipedia:Lexikon für Theologie und Kirche|Lexikon für Theologie und Kirche]]'' ([[Wikipedia:LThK|LThK]]), 5. Band, 2. Auflage, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1960
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung.'', [[GA 243]] (2004), ISBN 3-7274-2430-3 {{Vorträge|243}}


{{GA}}
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Islam]]
<references />
[[Kategorie:Arabismus]]
 
[[Kategorie:Gestorben 806]]
[[Kategorie:Theologe (Christentum)]] [[Kategorie:Schule von Chartres]] [[Kategorie:Franzose]] [[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]

Version vom 1. April 2020, 18:18 Uhr

Yahya ibn Khalid ( arab. يحيى بن خالد, romanisiert: Yahyā ibn Khālid ; † 806) wurde als Sohn von Khalid ibn Barmak, einem Mitglied der mächtigen iranisch-assyrischen Familie der Barmakiden geboren, die vermutlich zu den Zoroastriern aus Balch gehörten, obgleich auch eine buddhistische Herkunft nicht ausgeschlossen werden kann (von skrt. pramukha „Vorsteher, Verwalter“). Nach der arabischen Eroberung des östlichen Irans nahmen sie offensichtlich den Islam an und stiegen unter den Abbasiden (750–803) zu hohen und mächtigen Staatsfunktionären auf.

Um 765 wurde Yahya ibn Khalid vom Kalifen al-Mansur nach Adharbayjan berufen. Yahyas Sohn Fadl ibn Yahya wurde zur gleichen Zeit wie der Sohn des Kalifen al-Mahdi, Harun, in Rayy geboren. Al-Mahdi betraute Yahya 778 mit der Ausbildung Haruns. Zur dieser Zeit entwickelte sich gerade das Eigendenken des Menschen, nachdem die kosmische Intelligenz Michael entsunken und in der Erdenregion angekommen war (Lit.:GA 240, S. 184).

Als Haruns Bruder al-Hadi Kalif war, riet ihm Yahya mehrmals davon ab, seinen eigenen Sohn anstelle von Harun als Erben zu proklamieren. Al-Hadi folgte diesem Rat nicht und ließ Yahya ins Gefängnis werfen, starb aber kurz darauf. Als Harun als Harun al-Rashid nach dem Tod seines Bruders selbst Kalif wurde, ernannte er Yahya zum Wesir, der wesentlich dazu beitrug, dass das Abbasiden-Kalifat zu seiner wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Blüte aufstieg. Yahya strebte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den arabischen und persischen Gruppen an. Unter seinem Einfluss holte Harun Christen und Zoroastrier nach Bagdad und ließ viele griechische philosophische und naturwissenschaftliche Texte übersetzen. Er lud auch viele Gelehrte und Meister aus Indien ein, insbesondere Buddhisten. Der von Ibn an-Nadīm erstellte Kitab al-Fihrist, ein Katalog muslimischer und nichtmuslimischer Texte, enthielt eine Reihe buddhistischer Werke. Unter ihnen war auch eine arabische Version des Berichts über Buddhas frühere Leben (Kitab al-Budd).

Yahya ibn Khalid hatte drei Söhne, von denen ihm Ja'far als Wesir folgte, Musa Damaskus regierte und Fadl Gouverneur von Chorasan und dann von Ägypten wurde.

803 fielen die Barmakiden in Ungnade, angeblich wegen einer Liebesbeziehung von Yahyas Sohn Ja'far mit Haruns Schwester Abbasa. Wahrscheinlicher ist es, dass die Barmakiden Harun zu mächtig und zu reich geworden waren. Überdies dürften auch höfische Intrigen dabei eine Rolle gespielt haben. Die Familie wurde enteignet und gemeinsam mit seinem Sohn Fadl wurde Yahya ins Gefängnis geworfen, wo er 806 starb.

Harun al Raschid und sein weiser Berater

Rudolf Steiner spricht in seinen Karmavorträgen wiederholt von einem weisen Berater Harun al Rashids. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei diesem „weise Berater“, der später als Jan Amos Comenius wiedergeboren wurde, um Yahya ibn Khalid handelte. Zur gleichen Zeit inkarniert sich auch Harun al Raschid als Francis Bacon wieder.

„Eine glänzende Stätte für diesen Arabismus war in Asien drüben am Hofe des Harun al Raschid, so in dem Zeitalter, in dem in Europa Karl der Große herrschte. Aber während Karl der Große kaum darüber hinauskam, schreiben und lesen zu können, die primitivsten Anfänge der Kultur zu entfalten, lebte eine höchst großartige Kultur am Hofe Harun al Raschids. Harun war vielleicht kein ganz guter, aber ein umfassender Geist, ein eindringlicher, genialer Geist, im besten Sinne des Wortes ein universeller Geist. Er versammelte am Hofe alle diejenigen Weisen, welche Träger waren desjenigen, was dazumal gewußt werden konnte: Dichter, Philosophen, Mediziner, Theologen, Architekten, alles das lebte, hergeführt von seinem großen Geiste, am Hofe Harun al Raschids.

Nun lebte an diesem Hofe Harun al Raschids ein ganz eminenter, bedeutsamer Geist, ein Geist, der - nicht dazumal in der Inkarnation am Hofe Harun al Raschids, sondern in einer früheren Inkarnation - ein wirklicher Eingeweihter gewesen war. Sie werden sich fragen: Bleibt denn ein Eingeweihter, durch die Inkarnationen gehend, nicht ein Eingeweihter? Man kann ein tief Eingeweihter in einer früheren Epoche gewesen sein, und man muß in einer neuen Epoche denjenigen Körper benützen, man muß diejenige Erziehung durchmachen, welche aus dieser Epoche herauskommen kann [...]

So war die Persönlichkeit, von der die Überlieferung sagt, daß sie großartige Einrichtungen für alle die Wissenschaften am Hofe Harun al Raschids getroffen hat, dazumal eben nur einer der größten Weisen seiner Zeit, mit einem im Geiste so überragenden Organisationstalent, daß viel von dem, was am Hofe Harun al Raschids gewirkt hat, von diesem Geiste ausging.

Nun breitete sich der Arabismus durch Jahrhunderte aus. Wir wissen ja von den Kriegen, die Europa geführt hat, um den Arabismus in seine Schranken zurückzuweisen. Damit war es nicht abgetan: Die Seelen, die gewirkt haben im Arabismus, gehen durch die Pforte des Todes, entwickeln sich durch die geistige Welt weiter und bleiben in einer gewissen Art bei ihrem Wirken. So ist es bei den zwei Individualitäten des Harun al Raschid und seines weisen Ratgebers, der an seinem Hofe gelebt hat.

Folgen wir zunächst Harun al Raschid. Er geht durch die Pforte des Todes, entwickelt sich durch die geistige Welt weiter. Die äußere Form des Arabismus wird zurückgedrängt; das Christentum pflanzt seinen exoterischen Charakter, den es allmählich angenommen hat, Mittelund Westeuropa ein. Aber so wenig es möglich ist, in der alten Form des Mohammedanismus, des Arabismus in Europa weiterzuwirken, so sehr wird es möglich, daß die Seelen derjenigen, die am Hofe des Harun al Raschid in dieser glänzenden Zivilisation einmal gelebt und den Impuls empfangen haben, darin weiterzuwirken, eben weiterwirken.

So sehen wir, daß Harun al Raschid selber wiederverkörpert wird in der vielgenannten Persönlichkeit des Baco von Verulam, jenes englischen führenden Geistes, von dem die ganze moderne wissenschaftliche Denkweise und damit vieles von dem, was jetzt in den Menschen lebt, beeinflußt ist. Harun al Raschid konnte nicht von London, von England aus eine im strengen Sinne des Arabismus geformte Kultur und Zivilisation verbreiten, diese Seele mußte sich der Form bedienen, die im westlichen Abendlande möglich war. Aber der ganze Grundzug, der Grundduktus desjenigen, was Baco von Verulam über die europäische Denkweise ergossen hat, das ist der alte Arabismus in der neuen Form. Und so lebt gerade in dem, was naturwissenschaftliche Denkweise heute ist, der Arabismus, weil Baco von Verulam der wiederverkörperte Harun al Raschid war.

Der Weise, der an seinem Hofe gelebt hat, er ging ebenfalls durch die Pforte des Todes; aber er ging einen anderen Weg. Er konnte nicht untertauchen in eine solche materialistisch gesinnte Geistesströmung, in die Baco untertauchen konnte, er mußte bei einer mehr spirituellen Geistesströmung bleiben. Und so kam es denn, daß in dem Zeitalter, in dem auch Baco von Verulam wirkte, ein anderer Geist - aber jetzt in Mitteleuropa - wirkte, der sich gewissermaßen der Seele nach begegnete mit dem, was ausging von der Seele des wiedergeborenen Harun al Raschid. Wir sehen gewissermaßen die Baco-Strömung von England gegen Mitteleuropa herüber sich ergießen, von Westen nach Osten. Dadurch, daß die Seele, ich möchte sagen, von Spanien und Frankreich herüber zurückgebracht hat diese Anschauung des Arabismus, dadurch ist schon zu begreifen, daß sie einen anderen Inhalt bekam als jene Seele, die durch die Pforte des Todes geht, den Blick während des Durchgangs durch die geistige Welt gerichtet hat auf das, was in Ost- und Mitteleuropa war, und in Mitteleuropa wiedergeboren wurde als Amos Comenius. Er hat dasjenige, was er ausgelebt hat am Hofe Harun al Raschids aus orientalischer Weisheit heraus, wieder erneuert dadurch, daß er dann im 17. Jahrhundert diejenige Persönlichkeit war, welche ganz energisch den Gedanken vertreten hat: Ein Geistiges, ein gegliedertes Geistiges geht durch die Menschheitsentwickelung. - Trivial sagt man oftmals, Comenius habe geglaubt an das «Tausendjährige Reich». Das ist trivial gesprochen. In Wahrheit bedeutet das, daß Comenius an Epochen in der Menschheitsentwickelung geglaubt hat, daß er eine geistige, von der geistigen Welt aus gegliederte weltgeschichtliche Entwickelung angenommen hat. Er will zeigen, daß ein Geistiges die ganze Natur durchwallt und durchwebt: er schreibt eine «Pansophia», eine Allweisheit. Es ist eigentlich ein tiefer geistiger Zug in dem, was Arnos Comenius wirkte. Dabei ist er ein Erneuerer des Erziehungswesens. Das ist bekannt: er strebte nach Anschaulichkeit; aber nach einer anderen Anschaulichkeit als der Materialismus, nach einer durch und durch geistigen Anschaulichkeit. Ich kann das nicht in Einzelheiten auseinandersetzen, ich kann nur hinweisen, wie Arabismus in westlicher Form, Arabismus in orientalischer Form, ausgeflossen ist von dem, was in Mitteleuropa aus dem Zusammenströmen dieser beiden Geistesimpulse entstanden, hervorgegangen ist.“ (Lit.:GA 240, S. 45ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.