Baumschule und Entscheidungstheorie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:HalstenbekerBaumschulen.jpg|mini|Baumschulen in [[Halstenbek]]]]
Die '''Entscheidungstheorie''' ist in der angewandten [[Wahrscheinlichkeitstheorie]] ein Zweig zur [[Evaluation]] der Konsequenzen von [[Entscheidung]]en. Die Entscheidungstheorie wird vielfach als [[Betriebswirtschaft|betriebswirtschaftliches]] Instrument benutzt. Zwei bekannte Methoden sind die einfache [[Nutzwertanalyse]] (NWA) und der präzisere [[Analytic Hierarchy Process]] (AHP). In diesen Methoden werden [[Kriterien]] und [[Alternative]]n dargestellt, verglichen und bewertet, um die optimale [[Problemlösen|Lösung]] einer Entscheidung oder [[Problem]]<nowiki />stellung finden zu können.
[[Datei:Tree Nursery in Wales.jpg|mini|Baumschule in [[Wales]]]]
Als '''Baumschule''' bezeichnet man erwerbsmäßig bewirtschaftete Anbauflächen für [[Baum|Bäume]], [[Strauch|Sträucher]], [[Rosen]] (''Ziergehölze''), [[Obstbaum|Obstgehölze]] und [[Forstpflanze]]n. Die Baumschule ist eine Untergruppierung des [[Gartenbau]]s und gehört nicht zur klassischen Feldwirtschaft oder der Forstwirtschaft.


Sie werden hier aufgepflanzt (Fachausdruck: ''aufschulen''; schulen bedeutet sinngemäß Wurzeltreiben) oder in [[Container]]n kultiviert, bis sie zu einer gewissen Größe herangewachsen sind, um dann an ''Wiederverkäufer'' (zum Beispiel [[Gartencenter]] oder [[Weihnachtsbaum]]<nowiki />verkäufer) oder ''Endnutzer'', wie Gartenbesitzer („Gartenbaumschulen“), [[Obstbau]]ern („Obstbaumschulen“), [[Winzer]] oder [[Waldbauer]]n („[[Forstbaumschule]]n“) verkauft zu werden.
== Teilgebiete ==
Es gibt in der Entscheidungstheorie eine Unterscheidung in drei Teilgebiete:
# Die '''[[Normative Analyse|normative]]''' Entscheidungstheorie basiert auf der [[Theorie der rationalen Entscheidung|Rational-Choice-Theorie]] und normativen Modellen. Grundlegend hierfür sind [[Axiom]]e (zum Beispiel Axiom der Rationalität des Entscheiders), welche die Menschen bei der Entscheidung beachten sollten. Durch die axiomatische Herangehensweise lassen sich logisch konsistente Ergebnisse herleiten. ⇒(Wie soll entschieden werden?)
# Die '''[[Präskription|präskriptive]]''' Entscheidungstheorie versucht, Strategien und Methoden herzuleiten, die Menschen helfen, bessere Entscheidungen zu treffen, indem sie normative Modelle verwendet. Gleichzeitig werden die begrenzten kognitiven Fähigkeiten des Menschen untersucht. Des Weiteren werden insbesondere Probleme behandelt, die bei der Implementierung rationaler Entscheidungsmodelle auftreten.
# Die '''[[Deskription|deskriptive]]''' Entscheidungstheorie untersucht dagegen [[Empirie|empirisch]] die Frage, wie Entscheidungen in der Realität tatsächlich getroffen werden. ⇒(Wie wird entschieden?)


[[Baumschuler]] (korrekte Bezeichnung: Gärtner/Gärtnerin der Fachrichtung „Baumschule“) ist auch ein Ausbildungsberuf. Da die Spezialisierung in Produktion einerseits und Verkauf andererseits auch bei den Baumschulen immer mehr zunimmt, gibt es in der Fachrichtung Baumschule (ähnlich auch im Zierpflanzenbau) in den deutschen Bundesländern [[Bayern]] und [[Nordrhein-Westfalen]] die Möglichkeit der Schwerpunktbildung „Verkauf und Beratung“ (sogenannte [[Pflanzenfachberater]]). In der Schweiz heißt dieser Beruf ''Baumschulist''.
Die praktische Anwendung der präskriptiven Entscheidungstheorie wird ''Entscheidungsanalyse'' genannt. Hierbei werden Methoden und Software entwickelt, die Menschen bei der Entscheidungsfindung unterstützen sollen. Insbesondere Gesetzgebung und Gesetzesauslegung müssen sich oft an verschiedenen, miteinander konkurrierenden Zielen und Interessen orientieren und zwischen diesen einen Kompromiss anstreben, „der als gerecht erscheint und mit dieser Bedingung den Nutzen optimiert“. Entscheidungsanalysen sollen hierbei „die Vielfalt der Faktoren sichtbar … machen, die in zweckorientierten Entscheidungen eine Rolle spielen. Das erleichtert es, über Zielkonflikte rational zu diskutieren und jene Entscheidungsalternative zu finden, die diese Ziele in optimaler Weise und in optimalem Maße verwirklicht.“<ref>Reinhold Zippelius: ''Juristische Methodenlehre''. 11. Auflage. §&nbsp;10 V</ref>


== Anbaumethoden ==
Das Grundmodell der (normativen) Entscheidungstheorie kann man in einer [[Ergebnismatrix]] darstellen. Hierin enthalten sind das Entscheidungsfeld und das Zielsystem. Das Entscheidungsfeld umfasst:
[[Datei:Cutchogue - Oregon Road - Plant Nursery.jpg|mini|Baumschule mit Containerkultur in Cutchogue, [[Suffolk County (New York)|Suffolk County]], US-Bundesstaat New York. Im Hintergrund „Folienhäuser“ (ohne Abdeckung) für die Überwinterung]]
* ''Aktionsraum'': Menge möglicher Handlungsalternativen
* ''Zustandsraum'': Menge möglicher [[Umweltzustand|Umweltzustände]]
* ''Ergebnisfunktion'': Zuordnung eines Wertes für die Kombination von Aktion und Zustand.


Gehölze werden durch Samen (Aussaat=''generative'' Vermehrung), durch Pflanzenteile (Wurzel- und Triebteile) (''vegetative'' Vermehrung) oder durch Meristemkultur (''vegetative'' Vermehrung) vermehrt.
== Sicherheit und Unsicherheit ==
Zuchtsorten werden in der Regel durch Veredelung (auch: Veredlung), also durch Kopulation oder Okulation vermehrt, da die Aussaat normalerweise zu einer Streuung der phänotypischen Merkmalsausprägung führt (siehe: [[Mendelsche Regeln]]).
Ein häufiges Problem ist, dass der wahre [[Umwelt]]<nowiki />zustand nicht bekannt ist. Hier spricht man von [[Unsicherheit]]. Den Gegensatz bildet eine Situation der [[Sicherheit]], in der der Umweltzustand bekannt ist. Es lässt sich folgende Gliederung vornehmen:


[[Datei:Trees in perspective.jpg|miniatur|Reihenpflanzung in einer Baumschule in den Niederlanden]]
* '''[[Entscheidung unter Sicherheit]]''': Die eintretende Situation ist bekannt. (Deterministisches Entscheidungsmodell)
* '''[[Entscheidung unter Unsicherheit]]''': Es ist nicht mit Sicherheit bekannt, welche Umweltsituation <math> s_j </math> eintritt, man unterscheidet dabei weiter in:
** '''[[Entscheidung unter Risiko]]''': Die Wahrscheinlichkeit <math> p_j </math> für die möglicherweise eintretenden Umweltsituationen <math> s_j </math> ist bekannt. (Stochastisches Entscheidungsmodell)
** '''[[Entscheidung unter Ungewissheit]]''': Man kennt zwar die möglicherweise eintretenden Umweltsituationen, allerdings nicht deren Eintrittswahrscheinlichkeiten.
: Bei einer Entscheidung unter Risiko können über alle möglichen Konsequenzen jeder einzelnen Entscheidung [[Erwartungswert]]e errechnet werden, während das bei einer Entscheidung unter Ungewissheit nicht möglich ist bzw. das Prinzip vom unzureichenden Grund ([[Indifferenzprinzip]]) angewendet wird, welches jeder Option die gleiche Wahrscheinlichkeit zuordnet. Auf der Basis derartiger Wahrscheinlichkeitsbewertungen kann auch unter [[Ungewissheit]] eine Bestimmung des Erwartungswertes vorgenommen werden.


Während der mehrjährigen Entwicklung werden die Pflanzen mehrfach umgepflanzt (Fachausdruck: ''verschulen''), um den Pflanzen einen ihrem Alter und Wuchstyp entsprechenden Standraum zu bieten. Wesentlicher Zweck des Umpflanzens ist es, den Wurzelballen so kompakt zu halten, dass beim letzten Einpflanzen beim Kunden Krone und Wurzelballen in einem Verhältnis stehen, das für den Baum verträglich ist. Ließe man die Wurzeln ungestört wachsen, so würde der Wurzelballen zu groß, um sie überhaupt noch oder zu wirtschaftlichen Kosten aus der Erde ausgraben und transportieren zu können. Schnitte man stattdessen große Teile des Wurzelballens ab, so wären die Restwurzeln nicht mehr ausreichend, um die Krone mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen.
Der (ein- oder mehrstufige) [[Entscheidungsprozess]] mitsamt den verschiedenen Konsequenzen lässt sich grafisch als [[Entscheidungsbaum]] darstellen.


Wegen des aufwändigen mehrmaligen Umpflanzens sind größere Bäume sehr teuer.
== Abgrenzung ==
Nicht einsetzbar ist die Entscheidungstheorie, wenn ein Entscheidungsträger mit einem rational handelnden Gegenspieler (einem Mitbewerber etwa) konkurriert, welcher ebenfalls die jeweilige [[Rivalität|Konkurrenz]] in seine Entscheidung einfließen lässt. Die Entscheidung kann auch mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung allein nicht mehr abgebildet werden: Das Verhalten des Gegners ist zwar nicht deterministisch, aber nicht zufällig. In einem solchen Fall kommt die [[Spieltheorie]] zum Einsatz.


Bei [[Containerpflanze]]n werden die Abstände zwischen den Pflanzen durch ''Rücken'' entsprechend vergrößert.
Die Entscheidungstheorie wird neuerdings auch bei der Beurteilung von Investitionen eingesetzt. Unter dem Namen [[Realoption]] wird das Entscheidungsbaumverfahren (bzw. Optionen) dazu verwendet, den Wert von Flexibilität bzgl. Entscheidungen –&nbsp;d.&nbsp;h. die Option (zu einem späteren Zeitpunkt) entscheiden zu können&nbsp;– zu beurteilen.


Die detaillierten Anbaumethoden sind für die Vielzahl von Baumschulkulturen recht unterschiedlich.
Gemeinsame Entscheidungen einer [[Soziale Gruppe|Gruppe]] von [[Individuum|Individuen]] sind Inhalt der [[Sozialwahltheorie]].
 
== Gepflanzte Produkte und Dienstleistungsangebote ==
Die Baumschulwirtschaft verfügt mit einem über 200.000 unterschiedliche Artikel umfassenden Sortiment über ein breites Angebotsspektrum. Die Unternehmen produzieren und vermarkten Gehölze (vom Sämling bis zum mehrere Jahrzehnte alten Park- oder Alleebaum). Anders, als das Wort „''Baum''schule“ nahelegen könnte, werden nicht nur Bäume, sondern auch Sträucher und andere Gehölze von Baumschulen bearbeitet und verkauft. Eine scharfe Abgrenzung zu Betrieben, die allgemein dem [[Gartenbau]] gewidmet sind, ist in der Praxis oft nicht möglich.
 
Der „[[Bund deutscher Baumschulen]]“ differenziert das Angebot seiner Mitglieder nach
 
* Laubgehölzen (mit Zier- und Blütengehölzen u. a. für Gärten, Parks und öffentliche Anlagen und als Heckenpflanzen). Die wichtigsten angebauten [[Laubbäume]] sind: [[Stieleiche]], [[Traubeneiche]], [[Roterle]], [[Rotbuche]], [[Weißbuche]]n sowie [[Bergahorn|Berg-]] und [[Spitzahorn]].
* Wildgehölzen (u. a. für Waldrand, zur Renaturierung und zur Begrünung von Flussläufen, Straßenrändern etc.. Rosen, Schling- und Kletterpflanzen, Park-, Allee- und Straßenbäume).
* Nadelgehölzen / Immergrünen Gehölzen (Zier- und Blütengehölzen u. a. für Gärten, Parks und öffentliche Anlagen und als Heckenpflanzen). Die wichtigsten angebauten [[Nadelbäume]] sind: [[Douglasie]], [[Weißtanne]], [[Wald-Kiefer]], [[Europäische Lärche|Lärche]].
* Obstgehölzen (Kern-, Stein- und Beerenobst, Wal- und Haselnüssen) sowie
* Forstgehölzen für die Holzproduktion und nachhaltige Forstwirtschaft.
* Veredelungsunterlagen für Obst- und Ziergehölze
 
In Baumschulen variieren die Produkte stark. So unterscheiden sich die gewünschten Bäume und anderen Gehölze zunächst in der [[Art (Biologie)|Art]] und somit auch in der Wachstumsdauer, die Nachfrage umfasst aber auch ein breites Spektrum an Größen. Es werden voll ausgewachsene Gehölze oder auch kleine Sprösslinge (Jungpflanzen) verkauft. Der überwiegende Teil der Gehölze wird als Ziergehölz verwendet.
 
Das Inverkehrbringen von als Forstpflanzen geeigneten Baumarten unterliegt in Deutschland strengen gesetzlichen Vorgaben.
 
Einige Baumschulen betreiben [[park]]ähnliche Anlagen, die der Öffentlichkeit, teilweise sogar kostenlos, zugänglich sind.
 
== Geschichte ==
Die Kunst des Anziehens von Gehölzen aus [[Steckling]]en wurde wahrscheinlich von den Römern über die Alpen gebracht. Im Mittelalter wurden Pflanzen meist in den [[Klostergarten|Klostergärten]] vermehrt und angebaut. Grundlage der dort angebauten Pflanzen ist wahrscheinlich auch ein kaiserlicher Erlass aus dem 8. Jahrhundert, der sogenannte [[Capitulare de villis]]. Seit dem 14. Jahrhundert entstanden Fürstengärten mit eigener Pflanzenkultur. Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] verjüngte man erstmals Wälder systematisch durch Setzlinge. Der Nutzwert einiger Gehölze für verschiedene Handwerke führte zu landwirtschaftlicher Produktion von Bäumen. Dabei wurde nahe dem Wohnhaus ein abgegrenztes Stück des Gartens genutzt. Flurnamen wie ''Telgenkamp'' im westfälischen Sprachraum deuten dabei auf den Anbau von [[Linden (Gattung)|Linden]] (botanisch ''Tilia'') hin. Seit der [[Barock]]&shy;zeit entstanden an den Hofgärten und bei den Parks der Adelssitze eigene Baumschulen, die als Beginn des Baumschulwesens gelten. Diese waren ursprünglich zur Deckung des Eigenbedarfs bestimmt und nicht zum Verkauf der Produkte. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden erste Wald- und Forstverordnungen erlassen, um den Raubbau an den Wäldern im vergangenen Mittelalter mit den sichtbar werdenden dadurch entstandenen Problemen wie [[Erosion (Geologie)|Erosion]], Holzmangel und Austrocknung entgegenzuwirken. Eine der Maßnahmen waren Forstbaumschulen zur Erzeugung von Jungpflanzen zur Wiederaufforstung. Neben den Forstbaumschulen lassen sich ab dem 17. Jahrhundert die ersten Obstbaumschulen nachweisen.<ref>Sylvia Butenschön, Jens Beck: ''Form follows function – Anlage, Organisation und gestaltung früher Baumschulen'' in Sylvia Butenschön (Herausgeber): ''Frühe Baumschulen in Deutschland'', Univerlagtuberlin, 2012, S. 45 ({{Google Buch|BuchID=BRL8LsjMVpsC&dq|Seite=45}})</ref>
 
Besondere Sortimente, beispielsweise geschnittene [[Topiari|Formgehölze]] und besondere Spalierformen, erlebten eine große Blütezeit. Aus der [[Neue Welt|Neuen Welt]] kamen zahlreiche Raritäten nach Mitteleuropa, die heute noch begehrte Zierbäume und -sträucher unserer Gärten und Anlagen sind. Durch die Säkularisation gelangten viele dieser Gartenanlagen samt ihren Baumschulen in staatlichen Besitz und bildeten den Grundstock heutiger staatlicher Schlösserverwaltungen.
 
Als älteste Baumschule Deutschlands gilt die [[Baumschule Späth]] in [[Bezirk Treptow|Berlin-Treptow]], die 1720 gegründet wurde, in den 1920er Jahren als größte Baumschule der Welt galt und von 1949 bis 1989 das Zentrum der Baumschulwirtschaft der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] bildete. Heute ist das ehemalige Baumschulgelände als [[Späth-Arboretum]] an die [[Humboldt-Universität]] angegliedert.<ref>[http://www.weltdesgartens.de/reiseziele-gartenkunst/berlin-potsdam-spezial/spaethsches-arboretum.html ''Späth’sches Arboretum in Berlin-Treptow''], Welt des Gartens</ref>
 
=== Baumschulen im Kreis Pinneberg ===
[[Datei:Baumschule Pinneberg.jpg|mini|Baumschule in [[Pinneberg]]]]
Das Gebiet [[Pinneberg]] in Schleswig-Holstein gilt als das heutzutage größte geschlossene Baumschulgebiet Europas. Allerdings hat sich das bewirtschaftete Gebiet von 1996 mit 4.239 Hektar auf 2.931 Hektar im Jahr 2017 verkleinert. In der gleichen Zeit sank die Anzahl der Baumschulen von 410 auf 199 Betriebe.<ref>[https://www.shz.de/lokales/pinneberger-tageblatt/die-anzahl-der-baumschulen-im-kreis-pinneberg-hat-sich-in-den-vergangenen-20-jahren-halbiert-id18754476.html Die Anzahl der Baumschulen im Kreis Pinneberg hat sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert]</ref>
 
Nachdem der Herzog von Schleswig und Graf von Holstein, [[Christian VI. (Dänemark und Norwegen)|Christian VI.]] bereits 1737 eine Verordnung zur Anlage „lebender Hecken“ ([[Knick]]s) erlassen hatte und 1785 in Kiel eine „praktische Hilfsanstalt zur näheren Kenntnis der einheimischen und fremden Holzgewächse“ gegründet worden war, folgte 1795 der entscheidende Schritt: In diesem Jahr gründete der Hamburger Kaufmann Baron [[Caspar Voght]] in Klein-Flottbek (damals noch Kreis Pinneberg) die erste Baumschule der Region. Sein Betriebsleiter war der schottische Baumgärtner [[Wikipedia:James Booth (Landschaftsgärtner)|James Booth]]. Die um 1800 daraus entstandene Handelsgärtnerei und Baumschule ''James Booth & Söhne'' kann als die Keimzelle des heutigen Schleswig-Holsteiner Baumschulgebietes angesehen werden.<ref>Die Saatengroßhandlung ''J.G. Booth & Co'' hatte James Godfrey Booth 1828 gegründet. Er war ein Sohn von James Booth.</ref> Die zahlreichen dort ausgebildeten Gärtner siedelten sich später aufgrund der guten Klima- und Bodenverhältnisse in der Region mit eigenen Baumschulen an, so z. B. 1865 Johannes von Ehren, Gründer der Baumschule [[Wikipedia:Lorenz von Ehren|von Ehren]]. Die Entstehung des Eisenbahnnetzes im Jahre 1850 und die Nähe zu Hamburg mit seinem Hafen führten dann dazu, dass die Pflanzen auch überregional verkauft werden konnten. 1887 begann die Baumschule [[Wikipedia:W. Kordes’ Söhne|Kordes]] mit der Rosenzüchtung, bald folgte [[Wikipedia:Mathias Tantau|Rosen-Tantau]] im Jahr 1906. Ab 1900 verbreitete sich auch der Obstbau stark. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die Baumschulen, Maschinen und Pflanzenschutzmittel einzusetzen.
 
1994 wurde das [[Wikipedia:Deutsches Baumschulmuseum|Deutsche Baumschulmuseum]] gegründet, ursprünglich in Prisdorf, seit 2001 ist es in Pinneberg-Thesdorf auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule angesiedelt.
 
=== Baumschulen im Landkreis Ammerland ===
[[Datei:Park der Gärten Formschnitte.JPG|mini|Präsentation von [[Topiari|Formschnitten]] im „[[Park der Gärten]]“ bei [[Bad Zwischenahn]]]]
[[Datei:Gristede Rhododendronwald.JPG|mini|Rhododendronpark der [[Bruns (Baumschule)|Baumschule Bruns]] in [[Gristede]]]]
Auf 2600 Hektar gibt es im [[Landkreis Ammerland|Ammerland]] mehr als 350 Baumschulen, von denen 90 Prozent aller in Deutschland gezogenen [[Rhododendron]]büsche und 75 Prozent der [[Azaleen|Freilandazaleen]] stammen.<ref>Roland Benn: [http://www.ammerland.de/dokumente/10_Text_Ammerland_Merian.pdf ''Im Reich des Gärtners'']. Merian Oldenburg. S. 62 (PDF; 2,9&nbsp;MB)</ref>
 
Das Baumschulwesen im Landkreis Ammerland wird vom [[Land (Deutschland)|Land]] [[Niedersachsen]] gefördert. Auf dem Gelände des heutigen „[[Park der Gärten|Parks der Gärten]]“ unmittelbar westlich des [[Zwischenahner Meer]]es wurde in den Jahren 1976/77 die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) angesiedelt, die zuvor ihren Sitz in [[Aurich]]-Haxtum hatte. Auf Betreiben des damaligen niedersächsischen Landwirtschaftsministers [[Karl-Heinz Funke]] entwickelte sich ab 1998 das Niedersächsische Gartenkulturcentrums (GKC). Im Jahr 2002 wurde auf dem Gelände des GKC die Niedersächsische [[Landesgartenschau]] veranstaltet. 2003 wurde das Areal der ehemaligen Gartenschau in ''Park der Gärten'' umbenannt.
 
Der 14 ha große „Park der Gärten“, der von der [[Landwirtschaftskammer Niedersachsen]], dem Landkreis Ammerland, der Gemeinde [[Bad Zwischenahn]] und der „Fördergesellschaft Landesgartenschauen Niedersachsen mbH“ betrieben wird und 2009 von 132.000 Gästen besucht wurde, gilt als Schaufenster der Gartenbaubranche im Allgemeinen und des niedersächsischen bzw. Ammerländer Baumschulwesens im Besonderen.
 
Viele Baumschulen im Ammerland betreiben Schauparks. Am bekanntesten sind die Rhododendronparks der Baumschulen [[Hobbie (Baumschule)|Hobbie]] in [[Westerstede|Linswege]] und [[Bruns (Baumschule)|Bruns]] in [[Gristede]].
 
== Wirtschaftliche Daten für Deutschland ==
 
(Stand: 2000 falls nicht anders vermerkt)
 
* Gesamtproduktionsfläche (2000): 24.690 [[Hektar]]
* Anzahl der Unternehmen: 3.779 (Tendenz abnehmend) mit rund 28.000 Beschäftigten
* Gesamtproduktionswert: 1,3 Mrd. €
* Exportleistung (2002): 75 Mio. €
* Pflanzenproduktion: ca. 1 Milliarde Pflanzen/Jahr
 
Eine relativ kleine Anzahl davon wirtschaftet biologisch: In Deutschland derzeit zirka 45 Betriebe (davon 2 in Schleswig-Holstein), meist Sortimentsbaumschulen für den Endverkauf, mit nach Hochrechnungen insgesamt etwa 370 Hektar Freiland bzw. 7 Hektar Containerfläche (Stand 2003). Das entspricht einem Flächenanteil an der Gesamtproduktion von 0,91 %.
 
== Probleme ==
[[Datei:Schnellkaefer auf Ast.jpg|miniatur|[[Mausgrauer Sandschnellkäfer]] auf einem Ast - seine Larven gehören zu den Schädlingen, die in Baumschulen größere Schäden anrichten können]]
Baumschulen sind aufgrund des Anbaus gleichartiger Pflanzen auf großen Flächen besonders vom Befall durch Forstschädlingen betroffen (vgl. [[Monokultur]]). Dazu gehört beispielsweise, dass sich im Boden die als [[Drahtwürmer]] bezeichneten Larven der [[Schnellkäfer]] wie beispielsweise dem [[Mausgrauer Sandschnellkäfer|Mausgrauen Sandschnellkäfer]] ansiedeln. Diese Larven fressen unterirdisch an den Wurzeln von jungen Pflanzen und Sämlingen. Selbst frisch ausgelegte Samen wie beispielsweise [[Eichen|Eicheln]] bleiben von ihnen nicht verschont. Zu den Schädlingen gehören aber auch die [[Gespinstblattwespen]], wie beispielsweise die [[Gemeine Fichtengespinstblattwespe]]. Auch die [[Kiefernkultur-Gespinstblattwespe]] ist häufig in Baumschulen zu finden, allerdings sind die von ihr verursachten Schäden bei weitem nicht so groß wie die durch die Gemeine Fichtengespinstblattwespe. Zu den in Baumschulen gefürchteten Schädlingen zählen auch der [[Kleiner Schwarzer Rüsselkäfer|Kleine]] und der [[Schwarzer Rüsselkäfer|Große Schwarze Rüsselkäfer]].
 
Große Probleme bereitet auch die unerwünschte Verbreitung von Krankheitserregern und Schädlingen durch internationalen Handel. Die Resistenz heimischer Pflanzen gegenüber Bakterien/Viren aus anderen Klimazonen ist oftmals nicht gegeben, Insekten fehlen die natürlichen Feinde.
 
[[Datei:Holmac-Ballenschneider.jpg|miniatur|[[Ballenschneider]] zum Herausschneiden von Wurzelballen]]
Wie viele landwirtschaftliche Betriebe setzen daher auch Baumschulen bei Bedarf [[Düngemittel]] und [[Pestizid]]e ein. Dies kann bei unsachgemäßer Anwendung ein bedeutsames [[Umwelt]]problem darstellen. Besonders in den Zentren der Baumschulwirtschaft, wie z.&nbsp;B. im Kreis Pinneberg, besteht ein Gefährdungspotenzial für das Grundwasser, weniger wegen der Stickstoffdüngung, sondern vor allem wegen des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. In der Vergangenheit wurde dort beispielsweise bei der chemischen Bodenbehandlung gegen [[Nematoden]]befall („Bodenmüdigkeit“) Pflanzenschutzmittel mit den Wirkstoffbestandteilen [[1,3-Dichlorpropen]] und [[1,2-Dichlorpropan]] verwendet. Obwohl 1,2-Dichlorpropan wegen geringer Wirksamkeit seit 1987 in Deutschland nicht mehr zugelassen ist, findet man den Stoff aufgrund seiner hohen Stabilität heute noch in Böden und [[Grundwasser]], teilweise kommt es auch zu Grenzwertüberschreitungen. Als Folge mussten im Kreis Pinneberg mehrere Brunnen und ganze [[Wasserwerk]]e stillgelegt werden bzw. Aktivkohle-Filteranlagen errichtet werden.
 
Durch die sogenannte „[[Gute fachliche Praxis]]“ und Anwendung nach Ergebnissen wissenschaftlicher Versuche kann ein Umweltrisiko jedoch minimiert werden. Seit 2001 gibt es in Schleswig-Holstein, dem Bundesland mit den größten Baumschulflächen, eine „Koordinationsstelle ökologische Baumschulwirtschaft Schleswig-Holstein“ mit Sitz in [[Bordesholm]], die ebenfalls dem Ziel dient, Belastungen zu verringern. Biologische Baumschulen arbeiten ganz ohne chemische [[Herbizid]]e und [[Pestizid]]e sowie ohne mineralische Düngemittel, setzen weit gestellte [[Fruchtfolge]]n, [[Zwischenfrucht]]anbau und [[Mulch]]verfahren sowie Maßnahmen zur [[Nützling]]sförderung ein und versuchen so, ein sich selbst regulierendes System aufzubauen.
 
Einige überregional vermarktende – vorwiegend norddeutsche – Baumschulen<ref>[http://www.pflanzen-fuer-deutschland.de/ Interessengemeinschaft überregionaler Pflanzenhandel im Bund deutscher Baumschulen (BdB) e. V.]</ref> kritisieren eine geplante Gesetzesänderung im deutschen [[Umweltgesetzbuch]], wonach seitens der [[Öffentliche Hand|öffentlichen Hand]], aus Gründen der Erhaltung der [[Biodiversität]] und um der vom überregionalen Gehölzhandel mitverursachten [[Florenverfälschung]] entgegenzuwirken, bei Neuanpflanzungen in der freien Landschaft nur noch solche Gehölze eingesetzt werden sollen, die in der betreffenden Region heimisch ([[Autochthone Art|autochthon]]) sind.<ref>Merkblatt [http://www.stmuv.bayern.de/themen/naturschutz/doc/autocht2.pdf Autochthone Gehölze – Verwendung bei Pflanzmaßnahmen] (PDF; 709&nbsp;kB), Hrsg.: Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, Bayerisches Landesamt für Umweltschutz</ref><ref>Ingo Kowarik, Birgit Seitz: [http://www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/lb_naturschutz/download/publikationen/verwendung_gebietseigener_gehoelze.pdf Perspektiven für die Verwendung gebietseigener („autochthoner“) Gehölze] (PDF; 242&nbsp;kB), Institut für Ökologie der TU Berlin</ref> Andere – vorwiegend süddeutsche, regional vermarktende – Baumschulen begrüßen diese Neuregelung und sehen sie als attraktive Marktchance.<ref>[http://www.bdb-baumschulen-bayern.de/main.php?page=eab Erzeugergemeinschaft für autochthone Baumschulerzeugnisse in Bayern]</ref> Ähnliche Regelungen zur Herkunftssicherung von Vermehrungsgut sind im Forstbereich aus wirtschaftlichen Gründen ([[Autochthone Art|nicht heimische]] Samenherkünfte erwiesen sich oft als ungeeignet und verursachten große Ausfälle) schon seit langem üblich<ref>A. Behm, Monika Konnert: [http://www.forst.bayern.de/asp/themen/28225/linkurl_1.pdf Zur Entwicklung des Herkunftsgedankens in der Forstwirtschaft und der forstgenetischen Forschung], Bayerisches Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht, Teisendorf</ref> (in Deutschland im [[Forstvermehrungsgutgesetz]] festgelegt).


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Baumschule}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Entscheidungstheorie}}
* {{WikipediaDE|Entscheidungstheorie}}
* {{WikipediaDE|37%-Regel}}
* {{WikipediaDE|Entscheidungsfunktion}}
* {{WikipediaDE|Entscheidungsverfahren}}
* {{WikipediaDE|Entscheidungsmechanismus}}
* {{WikipediaDE|Funktionale Bewertungslehre}}
* {{WikipediaDE|Klassifizierung}}
* {{WikipediaDE|Kybernetik}}
* {{WikipediaDE|Prospect Theory}} (Neue Erwartungstheorie)
* {{WikipediaDE|Statistisches Entscheidungsproblem}}
* {{WikipediaDE|Sicherheitseffekt}}
* {{WikipediaDE|Organisationssoziologie}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* [http://www.zeno.org/Zeno/0/Suche?q=Baumschule&k=Bibliothek 143 Literaturstellen zu ''Baumschule'' bei Zeno.org (online)]
* Anderson, Sweeney, Williams: ''An Introduction to Management Science.'' 7. Auflage. West Publishing, Minneapolis et al. 1994, ISBN 0-314-02479-4, Kapitel 14.
 
* Günter Bamberg, Adolf G. Coenenberg: ''Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre.'' 14. Auflage. Verlag Vahlen, München 2008, ISBN 978-3-8006-3506-1 (Standardlehrbuch)
== Weblinks ==
* Michael Bitz: ''Entscheidungstheorie.'' Vahlen, München 1981, ISBN 3-8006-0789-1.
{{Commonscat|Plant nurseries|Baumschulen}}
* Helmut Jungermann, Hans-Rüdiger Pfister, Katrin Fischer: ''Die Psychologie der Entscheidung. Eine Einführung.'' 3. Auflage. Spektrum, Berlin / Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-2386-3
{{Wiktionary|Baumschule}}
* Egbert Kahle: ''Betriebliche Entscheidungen.'' 6. Auflage. Oldenbourg, München/Wien 2001. ISBN 3-486-25633-5 (Standardlehrbuch)
* [http://www.bund-deutscher-baumschulen.de/ Bund deutscher Baumschulen (BdB)]
* Helmut Laux: ''Entscheidungstheorie.'' 7. Auflage. Springer, Berlin, 2007, ISBN 978-3-540-71161-2.
* [http://www.gartenbaumschulen.com/ GartenBaumschulen BdB e.V.(GBV)]
* Michael Resnik: ''Choices: An Introduction to Decision Theory.'' Minneapolis / London 1987
* [http://www.oekologischebaumschulen.de/ Arbeitsgemeinschaft Ökologische Baumschulen (AGÖB)], Zusammenschluss von biologisch wirtschaftenden Baumschulen in Deutschland, Italien und der Schweiz
* Christoph Schneeweiß: ''Planung 1.'' Springer, Berlin 1991, ISBN 3-540-54000-8.
* [http://www.foeko.de/ Ökologische Obstbaumschulen]
* F. P. Springer: ''Zur Behandlung von Entscheidungen unter Ungewissheit.'' In: ''Der Betrieb'', 1974, Heft 6, S. 249–251.
* [http://www.forstbaumschulen.org/ Verband Deutscher Forstbaumschulen]
* F. P. Springer: ''The Evaluation of Uncertainty in Engineering Calculations by the Use of Non-Distributional Methods.'' Society of Petroleum Engineers of AIME Paper 4817, Dallas 1974
* [http://www.bund-lemgo.de/bezugsquellen-alte-obstsorten.html Verzeichnis von Lieferanten alter Obstsorten beim Bund Lemgo]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Baumschulwesen]]
[[Kategorie:Soziologische Theorie]]
[[Kategorie:Baumschule|!]]
[[Kategorie:Entscheidungstheorie|!]]
[[Kategorie:Waldbau]]
[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Handlungstheorie]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 26. Dezember 2018, 18:57 Uhr

Die Entscheidungstheorie ist in der angewandten Wahrscheinlichkeitstheorie ein Zweig zur Evaluation der Konsequenzen von Entscheidungen. Die Entscheidungstheorie wird vielfach als betriebswirtschaftliches Instrument benutzt. Zwei bekannte Methoden sind die einfache Nutzwertanalyse (NWA) und der präzisere Analytic Hierarchy Process (AHP). In diesen Methoden werden Kriterien und Alternativen dargestellt, verglichen und bewertet, um die optimale Lösung einer Entscheidung oder Problemstellung finden zu können.

Teilgebiete

Es gibt in der Entscheidungstheorie eine Unterscheidung in drei Teilgebiete:

  1. Die normative Entscheidungstheorie basiert auf der Rational-Choice-Theorie und normativen Modellen. Grundlegend hierfür sind Axiome (zum Beispiel Axiom der Rationalität des Entscheiders), welche die Menschen bei der Entscheidung beachten sollten. Durch die axiomatische Herangehensweise lassen sich logisch konsistente Ergebnisse herleiten. ⇒(Wie soll entschieden werden?)
  2. Die präskriptive Entscheidungstheorie versucht, Strategien und Methoden herzuleiten, die Menschen helfen, bessere Entscheidungen zu treffen, indem sie normative Modelle verwendet. Gleichzeitig werden die begrenzten kognitiven Fähigkeiten des Menschen untersucht. Des Weiteren werden insbesondere Probleme behandelt, die bei der Implementierung rationaler Entscheidungsmodelle auftreten.
  3. Die deskriptive Entscheidungstheorie untersucht dagegen empirisch die Frage, wie Entscheidungen in der Realität tatsächlich getroffen werden. ⇒(Wie wird entschieden?)

Die praktische Anwendung der präskriptiven Entscheidungstheorie wird Entscheidungsanalyse genannt. Hierbei werden Methoden und Software entwickelt, die Menschen bei der Entscheidungsfindung unterstützen sollen. Insbesondere Gesetzgebung und Gesetzesauslegung müssen sich oft an verschiedenen, miteinander konkurrierenden Zielen und Interessen orientieren und zwischen diesen einen Kompromiss anstreben, „der als gerecht erscheint und mit dieser Bedingung den Nutzen optimiert“. Entscheidungsanalysen sollen hierbei „die Vielfalt der Faktoren sichtbar … machen, die in zweckorientierten Entscheidungen eine Rolle spielen. Das erleichtert es, über Zielkonflikte rational zu diskutieren und jene Entscheidungsalternative zu finden, die diese Ziele in optimaler Weise und in optimalem Maße verwirklicht.“[1]

Das Grundmodell der (normativen) Entscheidungstheorie kann man in einer Ergebnismatrix darstellen. Hierin enthalten sind das Entscheidungsfeld und das Zielsystem. Das Entscheidungsfeld umfasst:

  • Aktionsraum: Menge möglicher Handlungsalternativen
  • Zustandsraum: Menge möglicher Umweltzustände
  • Ergebnisfunktion: Zuordnung eines Wertes für die Kombination von Aktion und Zustand.

Sicherheit und Unsicherheit

Ein häufiges Problem ist, dass der wahre Umweltzustand nicht bekannt ist. Hier spricht man von Unsicherheit. Den Gegensatz bildet eine Situation der Sicherheit, in der der Umweltzustand bekannt ist. Es lässt sich folgende Gliederung vornehmen:

  • Entscheidung unter Sicherheit: Die eintretende Situation ist bekannt. (Deterministisches Entscheidungsmodell)
  • Entscheidung unter Unsicherheit: Es ist nicht mit Sicherheit bekannt, welche Umweltsituation eintritt, man unterscheidet dabei weiter in:
    • Entscheidung unter Risiko: Die Wahrscheinlichkeit für die möglicherweise eintretenden Umweltsituationen ist bekannt. (Stochastisches Entscheidungsmodell)
    • Entscheidung unter Ungewissheit: Man kennt zwar die möglicherweise eintretenden Umweltsituationen, allerdings nicht deren Eintrittswahrscheinlichkeiten.
Bei einer Entscheidung unter Risiko können über alle möglichen Konsequenzen jeder einzelnen Entscheidung Erwartungswerte errechnet werden, während das bei einer Entscheidung unter Ungewissheit nicht möglich ist bzw. das Prinzip vom unzureichenden Grund (Indifferenzprinzip) angewendet wird, welches jeder Option die gleiche Wahrscheinlichkeit zuordnet. Auf der Basis derartiger Wahrscheinlichkeitsbewertungen kann auch unter Ungewissheit eine Bestimmung des Erwartungswertes vorgenommen werden.

Der (ein- oder mehrstufige) Entscheidungsprozess mitsamt den verschiedenen Konsequenzen lässt sich grafisch als Entscheidungsbaum darstellen.

Abgrenzung

Nicht einsetzbar ist die Entscheidungstheorie, wenn ein Entscheidungsträger mit einem rational handelnden Gegenspieler (einem Mitbewerber etwa) konkurriert, welcher ebenfalls die jeweilige Konkurrenz in seine Entscheidung einfließen lässt. Die Entscheidung kann auch mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung allein nicht mehr abgebildet werden: Das Verhalten des Gegners ist zwar nicht deterministisch, aber nicht zufällig. In einem solchen Fall kommt die Spieltheorie zum Einsatz.

Die Entscheidungstheorie wird neuerdings auch bei der Beurteilung von Investitionen eingesetzt. Unter dem Namen Realoption wird das Entscheidungsbaumverfahren (bzw. Optionen) dazu verwendet, den Wert von Flexibilität bzgl. Entscheidungen – d. h. die Option (zu einem späteren Zeitpunkt) entscheiden zu können – zu beurteilen.

Gemeinsame Entscheidungen einer Gruppe von Individuen sind Inhalt der Sozialwahltheorie.

Siehe auch

Literatur

  • Anderson, Sweeney, Williams: An Introduction to Management Science. 7. Auflage. West Publishing, Minneapolis et al. 1994, ISBN 0-314-02479-4, Kapitel 14.
  • Günter Bamberg, Adolf G. Coenenberg: Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre. 14. Auflage. Verlag Vahlen, München 2008, ISBN 978-3-8006-3506-1 (Standardlehrbuch)
  • Michael Bitz: Entscheidungstheorie. Vahlen, München 1981, ISBN 3-8006-0789-1.
  • Helmut Jungermann, Hans-Rüdiger Pfister, Katrin Fischer: Die Psychologie der Entscheidung. Eine Einführung. 3. Auflage. Spektrum, Berlin / Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-2386-3
  • Egbert Kahle: Betriebliche Entscheidungen. 6. Auflage. Oldenbourg, München/Wien 2001. ISBN 3-486-25633-5 (Standardlehrbuch)
  • Helmut Laux: Entscheidungstheorie. 7. Auflage. Springer, Berlin, 2007, ISBN 978-3-540-71161-2.
  • Michael Resnik: Choices: An Introduction to Decision Theory. Minneapolis / London 1987
  • Christoph Schneeweiß: Planung 1. Springer, Berlin 1991, ISBN 3-540-54000-8.
  • F. P. Springer: Zur Behandlung von Entscheidungen unter Ungewissheit. In: Der Betrieb, 1974, Heft 6, S. 249–251.
  • F. P. Springer: The Evaluation of Uncertainty in Engineering Calculations by the Use of Non-Distributional Methods. Society of Petroleum Engineers of AIME Paper 4817, Dallas 1974

Einzelnachweise

  1. Reinhold Zippelius: Juristische Methodenlehre. 11. Auflage. § 10 V


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