Friedrich Doldinger und Assoziation (Wirtschaftsleben): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Friedrich (Leopold) Doldinger''' (* [[Wikipedia:2. Dezember|2. Dezember]] [[Wikipedia:1897|1897]] in [[Wikipedia:Radolfzell am Bodensee|Radolfzell am Bodensee]]; † [[Wikipedia:2. September|2. September]] [[Wikipedia:1973|1973]] in [[Wikipedia:Freiburg im Breisgau|Freiburg im Breisgau]]) war ein deutscher [[Anthroposophie|Anthroposoph]], Pfarrer der [[Die Christengemeinschaft|Christengemeinschaft]], Komponist und Schriftsteller.
Die '''Assoziationen''' sind die Lenkungsorgane im Wirtschaftsleben eines sozialen Organismus im Sinne der [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederungsidee]] Rudolf Steiners. '''Assoziationen''' ermitteln die Konsumbedürfnisse und regen eine entsprechende Warenproduktion an. Aus ihren jeweiligen Zusammenhängen entsenden die Produzenten, die Händler und die Konsumenten Vertreter in die jeweilige Assoziation. Die Assoziationen betreuen die Planung der Produktion, die Zirkulation der Waren (Handel), die Ermittlung von relevanten Bedürfnissen und den gegenlaufenden [[Geld]]fluß. Sie schaffen schließlich Voraussetzungen für effiziente und innovative Produktion und stellen die bedarfsorientierte Verteilung der Waren an die Konsumenten sicher.
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"Bei dem bloßen Marktverhältnis, auf dem Angebot und Nachfrage alleinherrschend sind, ist nur das Rechnen mit diesem Egoismuswert möglich. Dieses Verhältnis ist nur zu überwinden, wenn Assoziationen den Austausch und die Produktion der
Verbrauchsgüter aus der vernunftgemäßen Beobachtung der menschlichen Bedürfnisse heraus regeln. Solche Assoziationen können an Stelle des bloßen Angebotes und der bloßen Nachfrage die Ergebnisse vertragsmäßiger Unterhandlungen zwischen Konsumenten- und Produzentenkreisen einerseits und zwischen den einzelnen Produzentenkreisen andererseits setzen." (RUDOLF STEINER Dreigliederung und soziales Vertrauen (Kapital und Kredit), S. 253f.)
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Die Assoziationen "werden die Entscheidungen haben über die Kreditgewährung und Kreditentgegennahme. In den Verhandlungen solcher Assoziationen werden die Antriebe eine entscheidende Rolle spielen, die aus dem geistigen und dem Rechtsgebiet heraus in das Wirtschaftsleben hineinwirken. Die Notwendigkeit einer bloß kapitalistischen Orientierung ist für diese Assoziationen nicht vorhanden. Denn die eine Assoziation wird mit der andern im Wechselverkehr stehen. Dadurch werden die einseitigen Interessen des einen Produktionszweiges durch diejenigen des anderen geregelt.
Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. Dadurch
wird die Bedeutung der individuellen Fähigkeiten der Einzelpersönlichkeiten nicht beeinträchtigt, sondern erst zur vollen Geltung gebracht. Der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemäße Verwendung der Leistungen. In solcher Teilung der Verantwortlichkeit liegt die Gewähr dafür, dass die Produktionsbetätigung aus einander in ihrer Einseitigkeit korrigierenden Gesichtspunkten vor sich geht. Es wird nicht aus den Erwerbsantrieben der einzelnen in das Gemeinschaftsleben hinein produziert, sondern aus den sachgemäß wirkenden Bedürfnissen der Gemeinschaft heraus." (RUDOLF STEINER Dreigliederung und soziales Vertrauen (Kapital und Kredit), S. 261f.)
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== Leben ==
Die kapitalistische Marktwirtschaft, die für die [[Preis]]bildung erforderlich macht, daß die Wirtschaftssubjekte eigennützige Interessen geltend machen, die auf den Märkten dann durch die Vertragsabschlüsse indirekt die Marktpreise bestimmen, kann so überwunden werden. Freilich benötigen auch in der assoziativen Wirtschaft die Waren Preise. Sie sind weiterhin durch Angebot und Nachfrage mitbestimmt, bilden sich aber nicht durch einen anonymen Marktprozeß, sondern sind ein Nebenprodukt der assoziativen Vertragsverhandlungen. Den Assoziationen obliegt es also als eine weitere Aufgabe, die Richtigkeit der Preise zu beobachten, und bei Bedarf auf ihre Korrektur hinzuwirken:
Friedrich Doldinger wuchs mit zwei älteren Brüdern als Sohn eines Postbeamten in [[Wikipedia:Radolfzell am Bodensee|Radolfzell am Bodensee]] auf. Er sagte sich mit 14 Jahren vom Katholizismus los. Durch einen Lungenriss und einen Turnunfall war seine Konstitution von Kindheit an geschwächt. Der Vater wurde nach [[Wikipedia:Freiburg im Breisgau|Freiburg im Breisgau]] versetzt, wo Friedrich das Realgymnasium besuchte. Er war [[Wikipedia:Primus Omnium|Klassenprimus]], las viel und liebte die germanischen Götter- und Heldensagen. Schon mit 16 Jahren lernte er die Anthroposophie kennen und hörte [[Rudolf Steiner]] in einem Vortrag in Stuttgart, der ihm aber nicht zusagte.
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"In diesem Wirtschaftsleben darf nicht, wie bisher, darin sein:
Kapitalverwaltung, Bodenverwaltung, Produktionsmittelverwaltung
- das ist übrigens Kapitalverwaltung -, Arbeitsverwaltung, sondern
lediglich darf in ihm sein Verwaltung der Warenerzeugung, des Warenumlaufs und des Waren Verbrauchs. Und gleichsam die Urzelle dieses
Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen?
Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher
in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird
sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die
sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Kon-
sumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und
fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das
erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der
Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die
Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in
den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat." {{G|333|085}}f.
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Im Sommer 1916 legte er ein externes Abitur ab, auf das er sich ohne Schule vorbereitet hatte, und begann in Freiburg zu studieren. Seine Interessen waren breitgefächert: Experimentalphysik, Literatur, Philosophie, Musikwissenschaft. 1921 schloss er sein Studium mit einer Doktorarbeit über [[Wikipedia:Friedrich Heinrich Jacobi|Friedrich Heinrich Jacobi]] ab, die von [[Wikipedia:Edmund Husserl|Edmund Husserl]] anerkannt wurde.
Wird dieses Assoziationswesen richtig verstanden, verliert die Realisierbarkeit solchen Wirtschaftens ihren utopischen Anschein:


Während eines Krankenaufenthaltes in München lernte er namhafte Anthroposophen wie [[Albert Steffen]], [[Ernst Uehli]], [[Otto Graf von Lerchenfeld]] oder [[Michael Bauer]] kennen. Im Herbst 1920 nahm er am ersten Anthroposophischen Hochschulkurs zur Eröffnung des ersten [[Goetheanum]]-Baus in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] zusammen mit seiner späteren Frau Johanna teil.
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"Wer nur an gewohnten Gedankengängen hängt, der wird sagen: das sind «schöne» Gedanken; aber wie soll man aus dem gegenwärtigen Leben in ein solches hineinkommen, das auf dergleichen Ideen ruht? Es handelt sich darum, einzusehen, dass das hier Vorgeschlagene tatsächlich unmittelbar in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man hat nur nötig, den Anfang mit den gekennzeichneten Assoziationsbildungen zu machen. Dass dies ohne weiteres möglich ist, sollte eigentlich niemand bezweifeln, der einigen gesunden Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens hat. Solche Assoziationen, die auf der Grundlage der Dreigliederungsidee ruhen, sind doch wahrlich ebenso gut zu bilden wie Konsortien, Gesellschaften und so weiter im Sinne der alten Einrichtungen. Es ist aber auch jede Art von Wirtschaftsverkehr der neuen Assoziationen mit den alten Einrichtungen möglich. Man braucht durchaus nicht daran zu denken, dass das Alte zerstört und künstlich durch das Neue ersetzt werden müsse. Das Neue stellt sich neben das Alte hin." (ebend. S. 261f.)
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Im Sommer 1921 suchte ihn ein Student aus Tübingen, Tom Kändler, in Freiburg auf: Rudolf Steiner habe auf ihn verwiesen und vorgeschlagen, ihn zum zweiten Theologenkurs im Herbst nach Dornach einzuladen. Diesem Ruf folgte Friedrich Doldinger und stieß so zum Gründerkreis der Christengemeinschaft. Am 16. September 1922 erhielt er die Priesterweihe durch [[Friedrich Rittelmeyer]] und wurde von ihm zu einem der drei ersten „Lenker“ bestellt.
Für die Einrichtung assoziativen Wirtschaftens bedarf es also nicht zunächst einer Revolution, die den Kapitalismus beseitigt, sondern es ist gemäß den Aussagen Rudolf Steiners auf evolutivem Wege etablierbar, kann auch innerhalb einer ansonsten kapitalistischen Wirtschaft Platz greifen.


1927 besuchte er in Paris den greisen [[Édouard Schuré]] und anschließend dessen Sommerhaus im elsässischen [[Wikipedia:Barr (Bas-Rhin)|Barr]] am Fuß des [[Wikipedia:Odilienberg|Odilienberg]]es.
==Assoziationen als Organe der Brüderlichkeit==


In den beiden Weltkriegen musste er wegen seiner stets kränkelnden Konstitution nicht einrücken. In der Zeit des Verbotes der Christengemeinschaft studierte er Komposition bei [[Wikipedia:Julius Weismann|Julius Weismann]], hatte eine Menge Klavierschüler und erarbeitete das wohl bekannteste seiner Bücher: dasjenige über [[Wikipedia:Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]].
"Was der einzelne Mensch nicht mehr finden kann, kann die Assoziation finden, die wiederum eine Art Gruppenseele entwickeln wird, die auf dasjenige gehen wird, was jetzt nicht der einzelne entscheidet. Im Zeitalter des Intellektes war der einzelne der Wirtschafter, in der Zukunft wird es die Assoziation sein. Und in der Assoziation müssen die Menschen zusammenstehen. Da kann dann wiederum, wenn man anerkennt, daß ein Geistiges gebändigt werden muß im Wirtschaftsleben, etwas herauskommen, was Blutabstammung und Patent ersetzen kann. Denn dem Menschen würde das Wirtschaftsleben über den Kopf wachsen, wenn er ihm nicht gewachsen wäre, wenn er nicht Geistiges mitbrächte, um dieses Wirtschaftsleben zu leiten." (Lit.: [[GA 200]], S. 95)


Von Doldinger stammte der Titel „Christus aller Erde“ für die erste Schriftenreihe der Christengemeinschaft (am Ende mit 39 Bänden). Er hat etwa 16 Dramen und Spiele, 15 Gedicht-, Spruch- und Prosasammlungen, vier Biografien und zahlreiche religiöse Betrachtungen und Zeitschriftenaufsätze verfasst. Von seinen Malereien hat sein Kollege Siegfried Gussmann später viele Kunstpostkarten herausgebracht. Auch einige seiner Kompositionen wurden gedruckt.
"Man kann sagen, daß durch die Assoziationen – indem die Menschen durch diese Assoziationen einander kaufmännisch und wirtschaftlich kennenlernen –, die Bewußtheit auch in das Wirtschaftsleben einzieht. So wird einfach durch das Drinnenstehen in diesen Assoziationen das bewußte wirtschaftliche Leben sich entwickeln." (Lit.: [[GA 335]], S. 73)


== Werke ==
{{GA}}
=== Sachbücher ===
*''Die Jugendentwicklung Friedrich Heinrich Jacobis bis zum Allwill Fragment (1775) in ihrer Beziehung zur Gesamtentwicklung'', Phil. Diss. Freiburg im Breisgau 1921
*''Brot und Wein'', Verlag der Christengemeinschaft (Christus aller Erde 13), Stuttgart 1925
*''[[Julian Apostata|Kaiser Julian]], der Sonnenbekenner'', Verlag der Christengemeinschaft (Christus aller Erde 23), Stuttgart 1926
**veränderte Neuauflage: Freies Geistesleben, Stuttgart 1965 (3. A. 1987)
*''Die christliche Familie'', Verlag der Christengemeinschaft (Christus aller Erde 31), Stuttgart 1929
*''Alter, Krankheit, Trennung, Tod'', Verlag der Christengemeinschaft (Christus aller Erde 32), Stuttgart 1930
*''Christus bei den Germanen. Erkenntnis – Hoffnung – Aufbruch'', Verlag der Christengemeinschaft, Stuttgart 1933
*''Alhambra. [[Wikipedia:Joseph von Auffenberg|Joseph von Auffenberg]]s Pilgerfahrt zum Reich der Geister'', Verlag der Christengemeinschaft (Christus aller Erde 36), Stuttgart 1934
*''Frommsein mit den Wochentagen'', Urachhaus, Stuttgart 1940
**Neuausgabe als: ''Leben mit den Wochentagen'', Urachhaus, Stuttgart 1972 (4. A. 1990)
*''Mozart'', Alemannen-Verlag Alber Jauss, Stuttgart 1943
**Neuausgabe: Urachhaus, Stuttgart 1956 (als Goldmann-Taschenbuch: München 1990)
*''Die ewige Stadt'', Novalis, Freiburg im Breisgau 1946
**Neuausgabe: Urachhaus, Stuttgart 1997, ISBN 3-8251-7164-7
*''Goethe. Stufengänge und Überblicke'', Oda, Köln 1960


=== Literarische Werke ===
[[Kategorie:Soziales Leben]]
*''Der weiße Stein. Dreizehn Bildgestalten'', Michael Verlag (Christus aller Erde 9), München 1924
*''Der Tisch. Ein Gespräch, eine Spruchsammlung und eine Legende'', Verlag der Christengemeinschaft (Christus aller Erde 20), Stuttgart 1925
*''Blimblemplästra. Humoresken'', Verlag am Goetheanum, Dornach 1926
*''Erda-Maria''. Gedichte, Verlag der Christengemeinschaft, Stuttgart 1926
*''Das verlorene Krönlein. Märchen'', Orient-Occident-Verlag, Stuttgart 1927
*''Der Vogel Gryff. Ein Spiel nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm'', Julius Umbach, Lörrach 1927
*''Fim Fam u.s.w. Ein possenhaftes Geschwätzstück in 3 Aufzügen'', Orient-Occident-Verlag, Stuttgart 1929
*''Der Wolkendurchleuchter. Eine zeitgemässe Szenenfolge'', Geering, Basel 1930
*''Weisheit der Wolken. Gedanken und Gedichte vom Erleben des Wolkenreichs'', Verlag der Christengemeinschaft (Christus aller Erde 33), Stuttgart 1931
**Neuausgabe als: ''Ein lautloses Gleiten... Dichter im Gespräch mit den Wolken'', Freies Geistesleben (Rosen-Bibliothek 18), Stuttgart 2003, ISBN 3-8251-7716-5
*''Aussatz in Cluny. Ein Akt'', Verlag der Christengemeinschaft, Stuttgart 1933
*''Mitte des Lebens''. Gedichte, Verlag der Christengemeinschaft, Stuttgart 1935
*''Verwandlung der Plagen. Ein Spiel von Alter, Krankheit, Trennung, Tod'', Verlag der Christengemeinschaft, Stuttgart 1935
*''Abend und Morgen''. Gedanken und dramatische Szenen von F. D., mit einer Auswahl deutscher Gedichte vom Barock bis zur Gegenwart, Urachhaus, Stuttgart 1936
*''Das Opfer des Knaben''. Erzählende Dichtung, Urachhaus, Stuttgart 1937
*''Jemand kam''. Drama in zwei Aufzügen und einem Vorspiel, Urachhaus, Stuttgart 1938
*''Der Schwanenritter''. Gedichte, Bremen 1949
*''Weltenwacht''. Erzählungen, Urachhaus, Stuttgart 1952
*''Goldumglänzter im Feuer-Gefährt''. Eine Auswahl aus den Gedichten, Urachhaus, Stuttgart 1957
*''Advent''. Gedichte, Selbstverlag, Salzburg 1958
*''Frühling. Ein Gespräch'', Selbstverlag, Salzburg 1958
*''Sternen-Ritt. Sinnsprüche'', Selbstverlag, Salzburg 1959
*''Tinkepuhle''. Erzählende Dichtung, Oda, Köln 1960
*''Drei-König-Sprüche'', Freiburg im Breisgau o.J.
*''Die Zukunft wird geboren''. Dramatisches Spiel in einem Aufzug, Freies Geistesleben, Stuttgart 1967
*''Das Jahr der Seele''. Gedichte, Gussmann, Freiburg im Breisgau 1967
*''Mystische Kahnfahrt'', Gussmann, Freiburg im Breisgau o.J.
*''Die Insel der Verzeihenden''. Dramatisches Spiel in drei Aufzügen, Urachhaus, Stuttgart 1969
*''Das Asyl''. Gedichte, Stuttgart 1970
 
=== Kompositionen ===
*''Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre. Feiermusik'', Zwei Bände ((Textlieder/Instrumentalmusik), Bärenreiter, Kassel 1926
*''Dreißig Chöre mit und ohne Begleitung'', Freiburg im Breisgau 1961
*''Instrumentalsätze'', Freiburg im Breisgau 1964
 
== Literatur ==
* Rudolf F. Gädeke: ''Friedrich Doldinger'', in: ''Die Gründer der Christengemeinschaft'', Verlag am Goetheanum (Pioniere der Anthroposophie 10), Dornach 1992, S. 118–129
* Thomas Neß: ''Die Philosophie auf dem Weg zur Wirklichkeit. Friedrich Doldingers Beiträge zur Philosophie einer phänomenologischen Geisteswissenschaft von der Selbstorganisation des Menschen'', Möllmann, Borchen 2003, ISBN 3-89979-012-X
 
== Weblinks ==
* [http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=142 Biographischer Eintrag] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
 
{{DEFAULTSORT:Doldinger, Friedrich}}
 
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Priester]]
[[Kategorie:Geistlicher (Christengemeinschaft)]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1897]]
[[Kategorie:Gestorben 1973]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Personendaten
|NAME=Doldinger, Friedrich
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Anthroposoph und Pfarrer der Christengemeinschaft
|GEBURTSDATUM=2. Dezember 1897
|GEBURTSORT=[[Wikipedia:Radolfzell am Bodensee|Radolfzell am Bodensee]]
|STERBEDATUM=2. September 1973
|STERBEORT=[[Wikipedia:Freiburg im Breisgau|Freiburg im Breisgau]]
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{{Wikipedia}}

Version vom 22. März 2013, 17:24 Uhr

Die Assoziationen sind die Lenkungsorgane im Wirtschaftsleben eines sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners. Assoziationen ermitteln die Konsumbedürfnisse und regen eine entsprechende Warenproduktion an. Aus ihren jeweiligen Zusammenhängen entsenden die Produzenten, die Händler und die Konsumenten Vertreter in die jeweilige Assoziation. Die Assoziationen betreuen die Planung der Produktion, die Zirkulation der Waren (Handel), die Ermittlung von relevanten Bedürfnissen und den gegenlaufenden Geldfluß. Sie schaffen schließlich Voraussetzungen für effiziente und innovative Produktion und stellen die bedarfsorientierte Verteilung der Waren an die Konsumenten sicher.

"Bei dem bloßen Marktverhältnis, auf dem Angebot und Nachfrage alleinherrschend sind, ist nur das Rechnen mit diesem Egoismuswert möglich. Dieses Verhältnis ist nur zu überwinden, wenn Assoziationen den Austausch und die Produktion der Verbrauchsgüter aus der vernunftgemäßen Beobachtung der menschlichen Bedürfnisse heraus regeln. Solche Assoziationen können an Stelle des bloßen Angebotes und der bloßen Nachfrage die Ergebnisse vertragsmäßiger Unterhandlungen zwischen Konsumenten- und Produzentenkreisen einerseits und zwischen den einzelnen Produzentenkreisen andererseits setzen." (RUDOLF STEINER Dreigliederung und soziales Vertrauen (Kapital und Kredit), S. 253f.)

Die Assoziationen "werden die Entscheidungen haben über die Kreditgewährung und Kreditentgegennahme. In den Verhandlungen solcher Assoziationen werden die Antriebe eine entscheidende Rolle spielen, die aus dem geistigen und dem Rechtsgebiet heraus in das Wirtschaftsleben hineinwirken. Die Notwendigkeit einer bloß kapitalistischen Orientierung ist für diese Assoziationen nicht vorhanden. Denn die eine Assoziation wird mit der andern im Wechselverkehr stehen. Dadurch werden die einseitigen Interessen des einen Produktionszweiges durch diejenigen des anderen geregelt. Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. Dadurch wird die Bedeutung der individuellen Fähigkeiten der Einzelpersönlichkeiten nicht beeinträchtigt, sondern erst zur vollen Geltung gebracht. Der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemäße Verwendung der Leistungen. In solcher Teilung der Verantwortlichkeit liegt die Gewähr dafür, dass die Produktionsbetätigung aus einander in ihrer Einseitigkeit korrigierenden Gesichtspunkten vor sich geht. Es wird nicht aus den Erwerbsantrieben der einzelnen in das Gemeinschaftsleben hinein produziert, sondern aus den sachgemäß wirkenden Bedürfnissen der Gemeinschaft heraus." (RUDOLF STEINER Dreigliederung und soziales Vertrauen (Kapital und Kredit), S. 261f.)

Die kapitalistische Marktwirtschaft, die für die Preisbildung erforderlich macht, daß die Wirtschaftssubjekte eigennützige Interessen geltend machen, die auf den Märkten dann durch die Vertragsabschlüsse indirekt die Marktpreise bestimmen, kann so überwunden werden. Freilich benötigen auch in der assoziativen Wirtschaft die Waren Preise. Sie sind weiterhin durch Angebot und Nachfrage mitbestimmt, bilden sich aber nicht durch einen anonymen Marktprozeß, sondern sind ein Nebenprodukt der assoziativen Vertragsverhandlungen. Den Assoziationen obliegt es also als eine weitere Aufgabe, die Richtigkeit der Preise zu beobachten, und bei Bedarf auf ihre Korrektur hinzuwirken:

"In diesem Wirtschaftsleben darf nicht, wie bisher, darin sein: Kapitalverwaltung, Bodenverwaltung, Produktionsmittelverwaltung - das ist übrigens Kapitalverwaltung -, Arbeitsverwaltung, sondern lediglich darf in ihm sein Verwaltung der Warenerzeugung, des Warenumlaufs und des Waren Verbrauchs. Und gleichsam die Urzelle dieses Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen? Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Kon- sumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat." GA 333, S. 085f.

Wird dieses Assoziationswesen richtig verstanden, verliert die Realisierbarkeit solchen Wirtschaftens ihren utopischen Anschein:

"Wer nur an gewohnten Gedankengängen hängt, der wird sagen: das sind «schöne» Gedanken; aber wie soll man aus dem gegenwärtigen Leben in ein solches hineinkommen, das auf dergleichen Ideen ruht? Es handelt sich darum, einzusehen, dass das hier Vorgeschlagene tatsächlich unmittelbar in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man hat nur nötig, den Anfang mit den gekennzeichneten Assoziationsbildungen zu machen. Dass dies ohne weiteres möglich ist, sollte eigentlich niemand bezweifeln, der einigen gesunden Sinn für die Wirklichkeiten des Lebens hat. Solche Assoziationen, die auf der Grundlage der Dreigliederungsidee ruhen, sind doch wahrlich ebenso gut zu bilden wie Konsortien, Gesellschaften und so weiter im Sinne der alten Einrichtungen. Es ist aber auch jede Art von Wirtschaftsverkehr der neuen Assoziationen mit den alten Einrichtungen möglich. Man braucht durchaus nicht daran zu denken, dass das Alte zerstört und künstlich durch das Neue ersetzt werden müsse. Das Neue stellt sich neben das Alte hin." (ebend. S. 261f.)

Für die Einrichtung assoziativen Wirtschaftens bedarf es also nicht zunächst einer Revolution, die den Kapitalismus beseitigt, sondern es ist gemäß den Aussagen Rudolf Steiners auf evolutivem Wege etablierbar, kann auch innerhalb einer ansonsten kapitalistischen Wirtschaft Platz greifen.

Assoziationen als Organe der Brüderlichkeit

"Was der einzelne Mensch nicht mehr finden kann, kann die Assoziation finden, die wiederum eine Art Gruppenseele entwickeln wird, die auf dasjenige gehen wird, was jetzt nicht der einzelne entscheidet. Im Zeitalter des Intellektes war der einzelne der Wirtschafter, in der Zukunft wird es die Assoziation sein. Und in der Assoziation müssen die Menschen zusammenstehen. Da kann dann wiederum, wenn man anerkennt, daß ein Geistiges gebändigt werden muß im Wirtschaftsleben, etwas herauskommen, was Blutabstammung und Patent ersetzen kann. Denn dem Menschen würde das Wirtschaftsleben über den Kopf wachsen, wenn er ihm nicht gewachsen wäre, wenn er nicht Geistiges mitbrächte, um dieses Wirtschaftsleben zu leiten." (Lit.: GA 200, S. 95)

"Man kann sagen, daß durch die Assoziationen – indem die Menschen durch diese Assoziationen einander kaufmännisch und wirtschaftlich kennenlernen –, die Bewußtheit auch in das Wirtschaftsleben einzieht. So wird einfach durch das Drinnenstehen in diesen Assoziationen das bewußte wirtschaftliche Leben sich entwickeln." (Lit.: GA 335, S. 73)

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