Artemis und Noether-Theorem: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Diane de Versailles Leochares.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Diana von Versailles|Artemis]]-Statue von [[Wikipedia:Leochares|Leochares]] ([[Wikipedia:Louvre|Louvre]])]]
Das '''Noether-[[Theorem]]''' (formuliert 1918 von [[Emmy Noether]]) verknüpft elementare [[physikalische Größe]]n wie [[Ladung (Physik)|Ladung]], [[Energie]] und [[Impuls]] mit [[Geometrie|geometrischen]] Eigenschaften, nämlich der Invarianz (Unveränderlichkeit) der [[Wirkung (Physik)|Wirkung]] unter [[Symmetrie (Physik)|Symmetrietransformationen]]:


'''Artemis''' ({{ELSalt|Ἄρτεμις}}) ist in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] die Göttin der [[Wikipedia:Jagd|Jagd]], des [[Wikipedia:Wald|Wald]]es und die Hüterin der Frauen und Kinder. Sie zählt zu den zwölf großen [[Olympische Götter|olympischen Göttern]] und ist damit eine der wichtigsten Gottheiten der  [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]]. Sie ist die Tochter des [[Zeus]] und der [[Wikipedia:Leto (Mythologie)|Leto]] und die Zwillingsschwester des [[Apollon]].
: ''Zu jeder kontinuierlichen Symmetrie eines physikalischen Systems gehört eine [[Erhaltungsgröße]].''


In der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen Mythologie]] entsprach ihr die Göttin '''Diana'''.
Dabei ist eine Symmetrie eine [[Transformation (Mathematik)|Transformation]] (zum Beispiel eine Drehung oder Verschiebung), die das Verhalten des physikalischen Systems nicht ändert. Es gilt auch die Umkehrung:


== Herkunft des Namens (Etymologie) ==
: ''Jede Erhaltungsgröße ist Generator einer Symmetriegruppe.''<ref>{{Literatur|Autor= Eugene J. Saletan und Alan H. Cromer|Titel= Theoretical Mechanics|Verlag= John Wiley & Sons|Datum= 1971|Seiten= 83–86|ISBN= 0-471-74986-9|Sprache= en}}</ref>
[[Datei:Didrachme de Ionie.jpg|miniatur|links|Didrachme aus Ionien, die Göttin Artemis darstellend, ca. 258-202 v.Chr.]]
Antike griechische Schriftsteller verbanden Artemis ([[Wikipedia:Dorisches Griechisch|Dorisch]] Artamis) über die [[Wikipedia:Volksetymologie|Volksetymologie]] zu artemes (ἀρτεμής) »sicher«<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Da%29rtemh%2Fs ἀρτεμής], Henry George Liddell, Robert Scott, ''A Greek-English Lexicon'', On Perseus Digital Library.</ref> oder artamos (ἄρταμος) »Metzger«.<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Da%29%2Frtamos ἄρταμος], Henry George Liddell, Robert Scott, ''A Greek-English Lexicon'', On Perseus Digital Library.</ref> <ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3D*%29%2Fartemis Ἄρτεμις], Henry George Liddell, Robert Scott, ''A Greek-English Lexicon'', On Perseus Digital Library; {{Internetquelle | url= http://www.behindthename.com/name/artemis | titel=Behind the Name: Meaning, Origin and History of the Name Artemis | zugriff=2013-05-13 | sprache=englisch}}</ref> Wahrscheinlich leitet sich der Name Artemis (Varianten Arktemis, Arktemisa) vom Griechischen árktos »Bär« (von [[Wikipedia:Proto-Indogermanisch|Proto-Indogermanisch]] *h₂ŕ̥tḱos) sowie von der Geschichte über [[Kallisto (Mythologie)|Kallisto]] her, die eigentlich direkt auf Artemis (arkadischer Beiname ''kallisto'') bezogen war. Er war daher mit dem [[Wikipedia:Bärenkult|Bärenkult]] verbunden, der für die Göttin in [[Wikipedia:Brauron|Brauron]], [[Wikipedia:Attika (Landschaft)|Attika]], oder seit der [[Wikipedia:Jungsteinzeit|Jungsteinzeit]] in [[Wikipedia:Akrotiri (Kreta)#Höhlen|Arkoudiotissa]] auf Kreta unterhalten wurde.<ref>Michaël Ripinsky-Naxon, ''The Nature of Shamanism: Substance and Function of a Religious Metaphor'' (Albany, NY: State University of New York Press, 1993), 32.</ref>


Dieser Kult war ein Überbleibsel sehr alter [[Totemismus|totemistischer]] und [[Schamanismus|schamanistischer]] Rituale und Teil eines weiter verbreiteten Bärenkults, der auch im Umfeld anderer indogermanischer Kulturen gefunden wurde (z.B, der Gallischen [[Wikipedia:Artio|Artio]]). Es wird angenommen, dass eine Vorgängerin von Artemis im [[Wikipedia:Minoisch|Minoischen]] Kreta als Göttin der Berge und der Jagd, [[Britomartis]] (griechisch Βριτόμαρτις, süße Jungfrau), verehrt wurde. Obwohl eine Verbindung mit anatolischen Namen naheliegt,<ref>Campanile, ''Ann. Scuola Pisa'' '''28''' :305; Restelli, ''Aevum'' '''37''' :307, 312.</ref><ref>Edwin L. Brown, "In Search of Anatolian Apollo", ''Charis: Essays in Honor of Sara A. Immerwahr'', ''Hesperia Supplements'' '''33''' (2004:243-257) p. 251: Artemis, as Apollo's inseparable twin, is discussed pp. 251ff.</ref> verweisen die frühesten bezeugten Formen des Namens Artemis im [[Wikipedia:Mykenisches Griechisch|mykenischen Griechisch]] auf a-te-mi-to und a-ti-mi-te, der in [[Wikipedia:Linear B|Linear B]] in [[Wikipedia:Pylos|Pylos]] gefunden wurde.<ref>John Chadwick and Lydia Baumbach, "The Mycenaean Greek Vocabulary" ''Glotta, '''41'''.3./4. (1963:157-271) p. 176f, ''s.v.'' Ἂρτεμις, ''a-te-mi-to-'' (genitive); C. Souvinous, "A-TE-MI-TO and A-TI-MI-TE", ''Kadmos'''''9''' 1970:42-47; T. Christidis, "Further remarks on A-TE-MI-TO and A-TI-MI-TE", ''Kadmos'' '''11''' :125-28;  [http://www.palaeolexicon.com/ Palaeolexicon], Word study tool of ancient languages;</ref> Artemis wurde in [[Wikipedia:Lydien|Lydien]] unter dem Namen Artimus verehrt.<ref>''Indogermanica et Caucasica: Festschrift für Karl Horst Schmidt zum 65. Geburtstag'' (Studies in Indo-European language and culture), W. de Gruyter, 1994, ''Etyma Graeca'', pp. 213-214, on [http://books.google.com/books?id=P3vb4KDB_UkC&pg=PA213&dq=lydian+artimus&ei=QpsNTOjcC5bCzQSXlpXeCw&cd=5#v=onepage&q=lydian%20artimus&f=false Google books]; Houwink ten Cate, ''The Luwian Population Groups of Lycia and Cilicia Aspera during the Hellenistic Period'' (Leiden) 1961:166, noted in this context by Brown 2004:252.</ref> Der Artemis sollen in ältester Zeit [[Menschenopfer]] dargebracht worden sein.<ref>{{Literatur | Autor  = Peter Delvaux | Titel = Leid soll lehren: historische Zusammenhänge in Gerhart Hauptmanns Atriden-Tetralogie  | Verlag = Rodopi | ISBN = 978905183709-4 | Jahr = 1994 | Online = {{Google Buch | BuchID = 494Gw5DNJioC | Seite = 61 }} | Seiten = 61 }}</ref>
Eine Erhaltungsgröße eines Systems von Teilchen ist eine Funktion der Zeit <math>t</math>, der Orte <math>x</math> und der Geschwindigkeiten <math>v</math> der Teilchen, deren Wert sich auf jeder von ihnen im Laufe der Zeit durchlaufenen Bahn <math>x(t)</math> nicht ändert. So ist die Energie <math> E(t,x,v)=\tfrac{1}{2}\, m\, v^2 + V(x) </math> eines nichtrelativistischen Teilchens der Masse <math>m</math>,  das sich im [[Potential (Physik)|Potential]] <math>V</math> bewegt, eine Erhaltungsgröße. Das heißt, für jede  Bahn <math>x(t)</math>, die der Bewegungsgleichung <math> m \tfrac{\mathrm{d}^2x}{\mathrm{d}t^2}+ \mathrm{grad}\,V(x)=0 </math> genügt, gilt zu jeder Zeit <math>t</math>:
:<math>E \bigl(t,x(t), \tfrac{\mathrm{d}x}{\mathrm{d}t}(t) \bigr) = E \bigl(0,x(0),\tfrac{\mathrm{d}x}{\mathrm{d}t}(0) \bigr)</math>.


==Gleichsetzungen==
== Beispiele für Symmetrien und zugehörige Erhaltungsgrößen ==
Artemis wurde schon im 5. Jahrhundert mit [[Hekate]] identifiziert. In der hellenistischen Theologie wurde sie mit der Mondgöttin [[Selene]] gleichgesetzt,<ref>Erster Beleg der Identifikation bei [[Aischylos]] fr. 170. In: ''[[Tragicorum Graecorum Fragmenta]]'', 1889<sup>2</sup></ref> in der römischen Kaiserzeit dann mit verschiedenen Göttinnen, vor allem als Mondgöttin mit der [[Isis (Mythologie)|Isis]].<ref>[[Apuleius]] ''Metamorphosen'' 11.2</ref><ref>[[Pausanias]] ''Beschreibung Griechenlands'' 10.32.13-17</ref>
Die Tatsache, dass Apollon und Artemis [[Wikipedia:Zwilling|Zwillinge]] sind, wird in der Spätantike durch einen Dualismus in ihrer Rollenverteilung deutlich: Demnach repräsentierten sie die Gestirne Sonne und Mond; Apollon dem Sonnengott [[Helios]] gleichgesetzt, Artemis mit [[Selene]].


Bei den Römern entsprach ihr die ''[[Diana]]'' und bei den Etruskern die ''Artumes''.
* Aus der [[Homogenität]] der Zeit (Wahl der Startzeit spielt keine Rolle) folgt die Erhaltung der Energie ([[Energieerhaltungssatz]]). So bleibt die Energie eines Pendels bei Vernachlässigung von Reibung stets gleich, nicht aber die Energie einer Schaukel, auf der ein Kind durch Heben und Senken seines Körpers die Länge von der Aufhängung bis zum Schwerpunkt zeitlich verändert.
* Aus der Homogenität des Raums (Wahl des Startortes spielt keine Rolle) ergibt sich die Erhaltung des Impulses ([[Impulserhaltungssatz]]). So ist der Impuls eines freien Teilchens konstant, nicht aber der Impuls eines Teilchens im [[Gravitationsfeld]] der Sonne; ihr Ort ist für die Bewegung des Teilchens wesentlich. Weil sich ein freies Teilchen der Masse <math>m</math> unverändert mit gleichförmiger Geschwindigkeit <math>v</math> bewegt, wenn es ein gleichförmig bewegter Beobachter betrachtet, ist der gewichtete Startort, <math>S(t,x,v)=m \,(x - t\,v)</math>, eine Erhaltungsgröße, <math>S(t,x(t),v(t))=m \, x(0)</math>. Auf mehrere Teilchen verallgemeinert folgt, dass sich der [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkt]] mit gleichförmiger Geschwindigkeit bewegt, wenn die Gesamtkraft verschwindet.
* Aus der [[Isotropie]] des Raums, also der Rotationsinvarianz (Richtung im Raum spielt keine Rolle), ergibt sich die Erhaltung des [[Drehimpuls]]es ([[Drehimpulserhaltungssatz]]). So bleibt der Drehimpuls eines Teilchens im Gravitationsfeld der Sonne erhalten, denn das [[Gravitationspotential]] <math> -G\,m\,M \tfrac{1}{r}</math> ist in allen Richtungen gleich.


== Zuschreibungen ==
Die Symmetrien, die zur Erhaltung der [[elektrische Ladung|elektrischen Ladung]] und anderer Ladungen von [[Elementarteilchen]] gehören, betreffen [[Wellenfunktion]]en von [[Elektron]]en, [[Quark (Physik)|Quarks]] und [[Neutrino]]s. Jede solche Ladung ist ein [[Lorentzinvarianz|lorentzinvarianter]] [[Skalar (Mathematik)|Skalar]], das heißt, sie hat in allen [[Bezugssystem]]en denselben Wert, anders als beispielsweise der Drehimpuls, die Energie oder der Impuls.
[[Datei:Artemis Ephesos.JPG|miniatur|Artemisstatue im Museum von Selçuk bei Ephesos]]
=== Beinamen ===
Ihr Geburtsort verlieh der Göttin den Beinamen ''Kynthia'' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech]]. Κύνθια, „(die) vom Berg Kynthos Kommende“), wobei die [[latein]]ische Schreibweise ''Cynthia'' lautet. Ein weiterer Beiname der Göttin ist Phoibe (griechisch {{polytonisch|Φοιβε}}, lateinisch Phoebe), nach ihrer Großmutter. Auch hatte sie den Beinamen Delia, der so viel wie ''die von der Insel Delos Stammende'' bedeutet. Nach der griechischen Sage wurden Artemis und ihr Bruder Apollo auf dem Berge Kynthos auf der Insel [[Delos]] geboren.
[[Datei:Ac artemisephesus.jpg|miniatur|left|Ruinenstätte des Tempels in Ephesos]]
Eine Sonderform der Artemis stellt die ''Artemis Ephesia'' dar, die in dem ihr geweihten berühmten großen [[Tempel der Artemis in Ephesos|Tempel in Ephesos]], einem der [[Sieben Weltwunder]] der Antike, verehrt wurde. Ihre Statue in Ephesos zeigt ihren Oberkörper bedeckt mit Brüsten dar, da sie die Ernährerin aller Lebewesen verkörpert. Nach anderer Deutung handelt es sich um [[Wikipedia:Stierhoden|Stierhoden]] der ihr geopferten Opferstiere<ref>Christina von Braun: ''"Angst ist der Motor des Strebens nach immer mehr Geld".''; ORF Radio Ö1: Renata Schmidtkunz "Im Gespräch" am 13. September 2012.</ref>, die für Fruchtbarkeit stehen.


=== Attribute ===
== Mathematische Formulierung ==
Ihre berühmtesten Attribute sind der Pfeil und der silberne Bogen, welcher ihr von den [[Kyklop]]en geschenkt wurde und auch die Mondsichel symbolisiert. Mit diesem sandte sie treffsichere Pfeile gegen die Sterblichen, um Krankheiten über sie zu bringen. Neben Pfeil und Bogen sind ihre Attribute das [[Wikipedia:Wermutkraut|Wermutkraut]] (lat. „Artemisia absinthium“) und die [[Wikipedia:Zypresse|Zypresse]].


Auch gelten die Tiere des Walds als Attribute.
=== Wirkung ===


== Charakter ==
Der im Noether-Theorem formulierte Zusammenhang von Symmetrien und Erhaltungsgrößen gilt für solche physikalischen Systeme, deren Bewegungs- oder Feldgleichungen aus einem [[Variationsrechnung|Variationsprinzip]] abgeleitet werden können. Man verlangt hierbei, dass das sogenannte ''Wirkungsfunktional'' einen Extremwert annimmt (siehe auch [[Hamiltonsches Prinzip|Prinzip der kleinsten Wirkung]]).
[[Datei:Peter Paul Rubens 024.jpg|miniatur|Artemis bricht mit den Nymphen zur Jagd auf ([[Wikipedia:Peter Paul Rubens|Peter Paul Rubens]], um 1615)]]
Artemis wird meist als [[Jungfrau|jungfräuliche]] Jägerin beschrieben<ref name=klass>C. M. Bowra: ''Klassisches Griechenland''. 1965</ref>, die allein oder von gleichfalls jungfräulichen [[Nymphe]]n begleitet durch die Wälder streift.  


Artemis hat den Ruf einer grausamen und strengen Göttin: Beispielsweise steht sie mit Männern auf dem Kriegsfuß, da sie jene für die Geburtswehen der Frauen verantwortlich macht. In dieser Funktion als Hüterin der Gebärenden wird sie mitunter mit [[Wikipedia:Eileithyia|Eileithyia]] oder [[Hera]] gleichgesetzt. Der zerstörerische Aspekt der Artemis wurde vor allem bei abnehmendem Mond geehrt. Artemis war eine wilde, unzähmbare Göttin, die Leben nicht nur gibt, sondern auch nimmt.
Bei der Bewegung von Massepunkten ist dieses [[Wirkung (Physik)|Wirkungs]]<nowiki/>funktional <math>S</math> durch eine [[Lagrangefunktion]] der Zeit <math>t</math>, des Ortes <math>x</math> und der Geschwindigkeit <math>\dot{x} = \tfrac{\mathrm{d}x}{\mathrm{d}t}</math>
Artemis ist, wie [[Hestia]] oder [[Athene]], eine jungfräuliche Göttin. Sie bewahrt ihre Jungfräulichkeit mit größter Hartnäckigkeit; dies wurde auch von ihren Anhängerinnen erwartet.


==Funktion==
: <math> \mathcal{L}(t,x(t),\dot{x}(t))</math>
In der [[Wikipedia:Ilias|Ilias]] wird Artemis die „Herrin der Tiere“ genannt, deren Junge unter ihrem Schutz stehen. Ihre Begleiter sind neben anderen Jungfrauen [[Wikipedia:Haushund|Hunde]]. Hunde sind traditionellerweise Wächter des Tores zur Unterwelt; Artemis wird teilweise auch als Unterweltgöttin betrachtet, da sie unter anderem mit der Zaubergöttin [[Hekate]] gleichgesetzt wird. Sie jagt nach einigen Sagen in [[Neumond]]nächten, während sie in den übrigen Nächten den Mondwagen über den Himmel lenkt.
Sie schützte Frauen jeden Alters sowie Kinder beiderlei Geschlechts. Gleichzeitig wird Artemis zu den [[Fruchtbarkeit]]<nowiki/>sgöttern gerechnet.
Artemis kam als erste von den beiden Zwillingen auf die Welt, und half ihrer Mutter bereits bei Apollos Entbindung. Deshalb beteten die Frauen zu Artemis um eine leichte Geburt.<ref name=klass/>


== Mythos ==
charakterisiert und ordnet jeder differenzierbaren Bahnkurve <math>x\colon t\mapsto x(t)</math> das Zeitintegral
{{Zitat | Text = Λητὼ δ' Ἀπόλλωνα καὶ Ἄρτεμιν ἰοχέαιραν<br />ἱμερόεντα γόνον περὶ πάντων Οὐρανιώνων<br />γείνατ' ἄρ' αἰγιόχοιο Διὸς φιλότητι μιγεῖσα. |Autor = [[Wikipedia:Hesiod{{!}}]] |Quelle = ΘΕΟΓΟΝΙΑ - [[Theogonie]] | Übersetzung = Leto gebar den Apollon und Artemis, froh der Geschosse,<br />Beide von holder Gestalt, wie keiner der himmlischen Götter,<br />Da sie gesellt sich in Liebe zum aigistragenden Herrscher. |lang = gr |ref =<ref>{{ Internetquelle | url= http://www.gottwein.de/Grie/hes/thg.php | titel= Hesiod: Theogonie | zugriff= 2013-05-13 | autor = Egon Gottwein | hrsg=  | datum= 2003-09-28 | sprache= griechisch - deutsch }}</ref>}}
Ihre Eltern sind [[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]] zufolge [[Wikipedia:Leto (Mythologie)|Leto]] und der oberste griechische Gott [[Zeus]], ihr Zwillingsbruder ist [[Apollon]] <ref name=klass/>.
Die von Zeus geschwängerte Leto war auf der Flucht vor dessen eifersüchtiger Ehefrau [[Hera]]. Diese bewirkte jedoch, dass kein einziger Ort der Erde Leto einen Platz zum Gebären bieten sollte. Schließlich wurde Leto von der schwimmenden Insel [[Delos]] aufgenommen. Die Göttin lag neun Tage lang in den Wehen.


[[Datei:Gigant.PNG|miniatur|Gigant im Kampf gegen Artemis]]
: <math>S[x]=\int_{t_1}^{t_2} \mathcal{L} \left( t,x(t), \dot{x}(t) \right)\,\mathrm{d}t</math>
Beim Angriff der [[Gigant (Mythologie)|Giganten]] auf die Olympischen Götter ([[Gigantomachie]]) schoss Artemis den Giganten [[Gration]] mit einem Pfeil nieder, der daraufhin von [[Herakles]] ebenfalls mit einem Pfeil getötet wurde.


[[Datei:Tizian 015.jpg|miniatur|links|Artemis und Kallisto ([[Tizian]], 1556-1559)]]
zu. Beispielsweise ist in Newtonscher Physik die Lagrangefunktion eines Teilchens im Potential <math>\Phi</math> die Differenz von kinetischer Energie <math>T=\frac{m}{2}v^2</math> und potentieller Energie <math>V=\Phi q</math>:
Als Artemis’ Lieblingsgefährtin [[Kallisto (Mythologie)|Kallisto]] von [[Zeus]] vergewaltigt worden war und den [[Arkas]] geboren hatte, wurde sie von Artemis in eine Bärin verwandelt und weggejagt, da eine Entjungferung für die Anhängerinnen der Göttin verboten war. In einer anderen Fassung war es die eifersüchtige [[Hera]], die Kallisto so bestrafte. Zeus versetzte Kallisto als „[[Großer Bär|Große Bärin]]“, (lat. „Ursa Major“, [[Großer Wagen]]) in den Himmel.


[[Datei:Titian - Diana and Actaeon - 1556-1559.jpg|miniatur|links|Aktaion überrascht Artemis beim Baden ([[Tizian]], 1556-1559)]]
: <math> \mathcal{L}(t,x(t),\dot{x}(t))=\frac{1}{2}\,m\,\dot{x}^2(t)- V(x(t))</math>
Die bekannteste Erzählung über ein Zusammentreffen mit einem Mann ist die von [[Aktaion]], einem Enkel des [[Kadmos]], welcher ein leidenschaftlicher Jäger war. Als er wieder einmal jagte und sich in der Mittagshitze einen kühlen Platz im Wald suchte, gelangte er in ein schattiges Tal, welches Artemis geweiht war. In seinem Grund befand sich eine Grotte, wo die Göttin gerade badete. Als Aktaion sie dann nackt sah, verwandelte sie ihn in einen Hirsch, um zu verhindern, dass er von dieser verbotenen Begegnung erzähle. Aktaion wurde wenig später von seinen eigenen Jagdhunden zerfleischt.
Eine Interpretation behauptet, dass Aktaion ein [[Heiliger König]] war, der mit Artemis in ihrer Hirschgestalt Hochzeit hielt und am Ende seiner Zeit sterben musste.


In der Realität wurde diese Jagd von Artemis-Priesterinnen nachgespielt, die mit Hundekopf-Masken bedeckt waren und einen als Hirsch verkleideten Mann jagten.
Die physikalisch tatsächlich durchlaufene Bahn, die zur Anfangszeit <math>t_1</math> durch den Startpunkt <math>x_1=x(t_1)</math> und zur Endzeit <math>t_2</math> durch den Endpunkt <math>x_2=x(t_2)</math> geht, macht den Wert der Wirkung im Vergleich mit allen anderen (differenzierbaren) Bahnen, die durch denselben Start- bzw. Endpunkt gehen, stationär (oder [[Extremwert#Mehrdimensionaler Fall|extremal]]). Die physikalisch tatsächlich durchlaufene Bahn erfüllt daher die Bewegungsgleichung


Als leidenschaftliche Jägerin freundete Artemis sich mit [[Orion (Mythologie)|Orion]], dem prächtigen und wilden Jäger, an. Ihr Zwillingsbruder Apollon erzürnte sich darüber und forderte Artemis zum Wettkampf heraus: Es gelinge ihr sicher nicht, einen verschwommenen Punkt sehr weit draußen im Meer mit ihrem Pfeil zu treffen. Artemis schaffte dies sehr wohl - und bemerkte zu spät, dass sie damit den Kopf des dort schwimmenden Orion durchbohrt hatte. Deshalb erhob sie ihn als [[Orion (Sternbild)|Sternbild]] in den Himmel, dessen Schulterstern [[Beteigeuze]] hell leuchtet, dessen Kopfstern aber schwerer sichtbar ist.
: <math>\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d} t}\frac{\partial}{\partial \dot{x}}\mathcal{L} = \frac{\partial}{\partial x}\mathcal{L}</math>


Ein weiterer Mythos sieht Orion als den Jäger, der alle wilden Tiere des Erdkreises töten wollte. Die Erde oder Artemis selbst brachte daraufhin einen [[Skorpione|Skorpion]] hervor, gegen den Orion nichts ausrichten konnte und der ihn schließlich tötete, wonach beide als [[Sternbild]] in den Himmel versetzt wurden.
(Herleitung siehe [[Variationsrechnung#Euler-Lagrange-Gleichung; Variationsableitung; weitere notwendige bzw. hinreichende Bedingungen|Variationsrechnung]]). Dies entspricht gerade der Newtonschen Bewegungsgleichung


Die Seherin [[Manto]], eine Tochter des [[Teiresias]], rief die thebanischen Frauen auf, der Gottheit Leto Opfer darzubringen. [[Niobe (Mythologie)|Niobe]] jedoch versuchte das Volk zu überreden, der Göttin [[Leto (Mythologie)|Leto]] keine Opfer mehr zu bringen. Sie begründete dies damit, dass sie vierzehn Kinder, sieben Jungen und sieben Mädchen, habe und damit Letos zwei Kinder bei weitem übertraf. Dieses erzürnte die Göttin, die die Geschehnisse vom Berg Kynthos aus angesehen hatte, derart, dass sie ihre Kinder Artemis und Apollon bat, ihr Genugtuung zu verschaffen. Mit Pfeil und Bogen tötete Artemis die Mädchen, Apollon die Jungen (ein Motiv zahlreicher antiker [[Plastik (Archäologie)|Plastiken]]).
: <math> m \ddot{x} = -\frac{\partial V}{\partial x}(x) </math>.


[[Meleagros (Mythologie)|Meleagros]], der Sohn des [[Kalydon (Ätolien)|kalydonischen]] Königs [[Oineus (Weingott)|Oineus]] und dessen Gemahlin [[Althaia]], vergaß einmal, Artemis ein Opfer zu bringen, während er an alle anderen Götter dachte. Daraufhin entsandte diese den furchtbaren [[Kalydonischer Eber|Kalydonischen Eber]], welcher die Saatfelder und alle anderen bebauten Felder verwüstete. Meleagros begab sich, begleitet unter anderem von [[Atalante]], auf die Jagd nach dem Tier.
Differentialgleichungen, die sich derart aus einem Wirkungsfunktional durch Variation ableiten lassen, nennt man ''variationell selbstadjungiert.'' Alle elementaren Feld- und Bewegungsgleichungen der Physik sind variationell selbstadjungiert.


[[Datei:Virgil Solis - Iphigenia Saved.jpg|miniatur|Entrückung der Iphigenie während ihrer Opferung durch Artemis ([[Virgil Solis]], 1514)]]
=== Symmetrie ===
Kurz vor dem Beginn des [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieges]] schickte Artemis eine Windstille, da [[Agamemnon]], der Anführer der [[Achaier]], auf der Jagd eine ihr geweihte Hirschkuh erlegt hatte.<ref name=klass/> Teilweise wird auch als Grund genannt, dieser habe sich gebrüstet, ein besserer Schütze als sie zu sein. Daraufhin forderte Artemis dessen älteste Tochter [[Iphigenie]] zum Opfer. Allerdings hatte Artemis im letzten Augenblick Erbarmen mit dem Mädchen, rettete es vom Opfertisch, legte eine Hirschkuh auf den Altar und entrückte sie als Priesterin nach [[Tauris]] (siehe oben; vgl. auch: ''[[Iphigenie auf Tauris]]'').
[[Datei:Apollo Artemis Brygos Louvre G151.jpg|miniatur|Apollon und Artémis, Médaillon auf einem Attischen Krug]]
[[Datei:Herakles Ceryneian Hind Louvre F 234bis.jpg|miniatur|240px|rechts|Artemis und Apollo wollen Herakles die Kerynitische Hirschkuh wegnehmen. Attische Vase 530–520 v. Chr., heute im [[Louvre]]]]
Die dritte der zwölf Aufgaben des Herakles bestand darin, eine heilige Hirschkuh mit einem goldenen Geweih zu fangen. Als Artemis ihre Jagdprobe hatte ablegen müssen, war diese Hirschkuh eine der fünf gewesen, die Zeus ausgewählt hatte. Nachdem Herakles die Kuh ein Jahr lang gejagt und schließlich gefangen hatte, zog er sich Artemis’ Zorn zu, da ihr die Hirschkuh geweiht gewesen war. Näheres siehe [[Kerynitische Hirschkuh]].


== Bezüge in der modernen Literatur ==
Man sagt, dass eine Differentialgleichung eine ''Symmetrie'' besitzt, wenn es eine Transformation des Raumes der Kurven gibt, die die Lösungen der Differentialgleichungen auf Lösungen abbildet. Für variationell selbstadjungierte Differentialgleichungen erhält man eine solche Transformation, wenn die Transformation das Wirkungsfunktional bis auf Randterme invariant lässt. Das Noether-Theorem besagt, dass die Invarianz des Wirkungsfunktionals gegenüber einer einparametrigen stetigen Transformationsgruppe die Existenz einer Erhaltungsgröße zur Folge hat und dass umgekehrt jede Erhaltungsgröße die Existenz einer (mindestens infinitesimalen) Symmetrie der Wirkung zur Folge hat.
Der irische Schriftsteller [[Eoin Colfer]] benannte seine Romanfigur [[Artemis Fowl]] nach der griechischen Göttin. Im dritten Band der Buchreihe „Artemis Fowl - der Geheimcode“ erklärt Fowl: ''„Artemis ist normalerweise ein Frauenname, nach der griechischen Göttin der Jagd. Doch ab und an taucht ein Mann auf, der wegen seines Talents für die Jagd das Recht erlangt, den Namen zu tragen.“''<ref>Eoin Colfer: ''Artemis Fowl - der Geheimcode''. List Taschenbuch, Berlin 2004, ISBN 3-548-60485-4; S. 278</ref>


In der Buchreihe um [[Percy Jackson]] wird Artemis im dritten Band ''Percy Jackson: Der Fluch des Titanen'' von Atlas entführt, von Percy, Grover und Thalia jedoch wieder befreit.
Wir beschränken uns hier auf Symmetrien in der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]].


[[Anna Seghers]] publizierte 1938 „[[Sagen von Artemis]]“.
Sei <math> \Phi_s </math> eine einparametrige, differenzierbare Gruppe von Transformationen, die (genügend differenzierbare) Kurven <math>\Gamma\colon t \mapsto x(t)</math> auf Kurven <math>\Gamma_s\colon t\mapsto x(s,t,\Gamma)</math> abbildet, und gehöre der Parameterwert <math>s=0</math> zur identischen Abbildung, <math>\Phi_0 \Gamma\colon t \mapsto x(t)</math>.


== Literatur ==
Beispielsweise bildet <math>\Phi_s \Gamma = \Gamma_s </math> mit <math>\Gamma_s\colon t\mapsto x(t+s)</math> jede Kurve <math>\Gamma</math> auf die um <math>s</math> früher durchlaufene Kurve ab. Die Transformation <math>\Phi_s \Gamma = \Gamma_s</math> mit <math>\Gamma_s\colon t\mapsto x(t) + s\,c</math> verschiebt jede Kurve um eine Konstante <math>s\,c</math>.
* {{LIMC|2|766|771|Artemis in peripheria orientali|Ch. Augè, P. Linat de Bellefonds}}
 
* [[Anton Bammer]]: ''Das Heiligtum der Artemis von Ephesos.'' 1984.
Die Transformationen <math> \Phi_s </math> heißen lokal, wenn sich die Ableitung bei der identischen Abbildung, die infinitesimale Transformation
* E. Bevan: ''The Goddess Artemis and the Dedication of Bears in Sanctuaries.'' In: ''[[The Annual of the British School at Athens]]''. Band 82, 1987, S. 17-22.
 
* [[Walter Burkert]]: ''Structure and History in Greek Mythology and Ritual.'' Berkeley/Los Angeles/London 1979, S. 123-142.
: <math> \frac{\partial }{\partial s}_{|_{s=0}}x(s,t,\Gamma)\ ,</math>
* Elif Tül Eǧilmez: ''Darstellungen der Artemis als Jägerin in Kleinasien.'' Dissertation. Mainz 1980
 
* {{LIMC|2|755|763|Artemis Ephesia|[[Robert Fleischer]]}}
für alle Kurven <math>\Gamma</math> als Funktion <math>\delta x(t,x,v)</math> der Zeit, des Ortes <math>x</math> und der Geschwindigkeit <math>v</math>, ausgewertet auf der Kurve <math>\Gamma</math>, schreiben lässt,
* Robert Fleischer: ''Artemis von Ephesos und verwandte Kultstatuen aus Anatolien und Syrien.'' Études préliminaires aux religions orientales dans l'Empire romain 35. Brill, Leiden 1973, ISBN 90-04-03677-6
 
* [[Wolfgang Helck]]: ''Betrachtungen zur Großen Göttin und den ihr verbundenen Gottheiten.'' München/Wien 1971.
: <math> \delta x \left(t,x(t), \frac{\mathrm{d}x}{\mathrm{d}t} \right) =
* B. Johnson: ''Lady of the Beasts. Ancient images of the goddess and her sacred animals.'' San Francisco 1981.
\frac{\partial }{\partial s}_{|_{s=0}}x(s,t,\Gamma) </math>.
* {{LIMC|2|618|753|Artemis|L. Kahil}}
 
* G.M. Rogers: ''The Sacred identity of Ephesos.'' 1991.
Beispielsweise sind die Verschiebungen von Zeit und Ort lokal und gehören zur infinitesimalen Transformation <math> \delta x = v </math> beziehungsweise zu <math> \delta x = c </math>.
* {{Roscher|1,1|558|608|Artemis|[[Wikipedia:Theodor Schreiber|Theodor Schreiber]]}}
 
* G. Seiterle: ''Artemis - die große Göttin von Ephesos.'' In: [[Wikipedia:Antike Welt|Antike Welt]]. Jahrgang 10, Heft 3, 1979, S. 6-16.
Sei nun <math>\mathcal{L}(t,x,v)</math> die Lagrangefunktion des mechanischen Systems. Dann heißen die lokalen Transformationen <math>\Phi_s</math> Symmetrien der Wirkung, wenn sich für alle Kurven <math>\Gamma</math> die Lagrangefunktion bei infinitesimalen Transformationen nur um die Zeitableitung einer Funktion <math>K(t,x)</math>, ausgewertet auf <math>\Gamma</math>, ändert:
* {{LIMC|2|792|855|Artemis/Diana|[[Wikipedia:Erika Simon|Erika Simon]], Gerhard Bauchhenß}}
 
* C. Sourvinou-Inwood: ''Studies in Girl's Transitions.'' 1988.
: <math> \frac{\partial}{\partial s}_{|_{s=0}}
* [[Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff]]: ''Der Glaube der Hellenen''. Band 2. Weidmann, Berlin 1931–1932, S. 147-150 [http://www.archive.org/stream/MN40017ucmf_0#page/n611/mode/2up Online (1931, archive.org)].
\mathcal{L} \left(t, x(s,t), \frac{\partial x}{\partial
t}(s,t) \right) = \frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}
K \left(t,x(t) \right)</math>
 
Denn dann ändert sich die Wirkung nur um Randterme
 
:<math>\begin{align}
\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}s}S[\Gamma_s]_{|_{s=0}} &=
\int_{t_1}^{t_2} \mathrm{d}t\,
\frac{\partial}{\partial s}_{|_{s=0}}
\mathcal{L} \left(t, x(s,t), \frac{\partial x}{\partial t}(s,t) \right) \\
&= \int_{t_1}^{t_2} \mathrm{d}t\, \frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}
K \left( t,x(t) \right)=
K \left( t_2,x(t_2) \right)-
K \left( t_1,x(t_1) \right)
\end{align}</math>.
 
Der Zusammenhang dieser Definition der Symmetrie der Wirkung mit der Erhaltungsgröße wird klar, wenn man die partiellen Ableitungen der Lagrangefunktion nach <math>s</math> ausführt, und dabei als Kurzschrift die Definition der infinitesimalen Transformation verwendet
 
: <math>\begin{align}
\frac{\partial}{\partial s}_{|_{s=0}} \mathcal{L}(t, x(s,t),
\frac{\partial x}{\partial t}(s,t))
&=
\frac{\partial x(s,t)}{\partial s}_{|_{s=0}}
\frac{\partial}{\partial x}\mathcal{L}(t, x, v)+
\frac{\partial^2 x(s,t)}{\partial s \partial t }_{|_{s=0}}
\frac{\partial}{\partial v}\mathcal{L}(t, x, v) \\
&=\delta x \frac{\partial}{\partial x}\mathcal{L}(t, x, v)+
\frac{\mathrm{d}\delta x}{\mathrm{d}t}
\frac{\partial}{\partial v}\mathcal{L}(t, x, v)
\end{align}</math>
 
Ergänzt man den ersten Term zu einem Vielfachen der Bewegungsgleichung und zieht man die Ergänzung beim zweiten Term ab, entsteht
 
: <math> \frac{\partial}{\partial s}_{|_{s=0}} \mathcal{L} \left( t, x(s,t),
\frac{\partial x}{\partial t}(s,t) \right)
=\delta x \left(
\frac{\partial}{\partial x}\mathcal{L}-
\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}\frac{\partial}{\partial
v}\mathcal{L} \right) + \frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}
\left( \delta x \frac{\partial}{\partial v}\mathcal{L}\right) </math>
 
und die Definitionsgleichung einer infinitesimalen Symmetrie einer Wirkung lautet
 
: <math>
\delta x \left(
\frac{\partial}{\partial x}\mathcal{L}-
\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}\frac{\partial}{\partial
v}\mathcal{L} \right) + \frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}
\left( \delta x \frac{\partial}{\partial v}\mathcal{L} - K \right) = 0
</math>.
 
Da aber das <math> \delta x</math>-Fache der Bewegungsgleichungen auf den physikalisch durchlaufenen Bahnen verschwindet, besagt diese Gleichung, dass die Funktion
 
: <math>Q= \delta x \frac{\partial}{\partial v}\mathcal{L} - K</math>,
 
die zur Symmetrie gehörige Noetherladung, sich auf den physikalisch durchlaufenen Bahnen nicht ändert:
 
: <math>\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t} Q \left(t,x_{\mathrm{phys}}(t),
\frac{\mathrm{d}x_\mathrm{phys}(t)}{\mathrm{d}t} \right) = 0</math>
 
Umgekehrt ist jede Erhaltungsgröße definitionsgemäß eine Funktion <math>Q(t,x,v)</math>, deren Zeitableitung auf physikalischen Bahnen verschwindet, also ein Vielfaches (von Ableitungen) der Bewegungsgleichungen ist. Dieses Vielfache definiert die infinitesimale Symmetrie <math>\delta x</math>.
 
=== Anmerkungen ===
 
* Symmetrien der Bewegungsgleichungen sind nicht immer Symmetrien der Wirkung. Beispielsweise ist die Streckung <math>x(t)\mapsto \mathrm{e}^s x(t)</math> eine Symmetrie der Bewegungsgleichung <math>m \ddot{x}=0</math> des freien Teilchens, nicht aber eine Symmetrie seiner Wirkung mit der Lagrangefunktion <math>\mathcal{L}=\tfrac{1}{2}\,m\,v^2</math>. Zu so einer Symmetrie der Bewegungsgleichungen gehört keine Erhaltungsgröße.
* Die zu einer Symmetrie gehörige Erhaltungsgröße als Funktion der Zeit, des Ortes und der Geschwindigkeiten verschwindet genau dann, wenn es sich um eine [[Eichtheorie|Eichsymmetrie]] handelt. In so einem Fall sind die Bewegungsgleichungen nicht unabhängig, sondern eine Bewegungsgleichung gilt als Folge der anderen. Dies besagt das zweite Noethertheorem.
* Das Noethertheorem für translatorische und rotierende Bewegungen
** [[Translation (Physik)|Translatorische Bewegungen]]: Das Noethertheorem erklärt, warum man bei Multiplikation der Newtonschen Bewegungsgleichungen mit den Geschwindigkeiten bei zeitunabhängigem Potential den '''Energieerhaltungssatz''' erhält: Die Geschwindigkeit ist die infinitesimale Änderung des Ortes bei zeitlicher Verschiebung.
** [[Rotation (Physik)|Rotierende Bewegungen]]: Ebenso erklärt das Noethertheorem, warum bei drehinvariantem Potential das Produkt der Bewegungsgleichungen mit dem Kreuzprodukt <math>\vec{n}\times\vec{x}</math> auf die '''Erhaltung des Drehimpulses''' in Richtung <math>\vec{n}</math> führt: Das Kreuzprodukt <math>\vec{n}\times\vec{x}</math> ist die infinitesimale Änderung von <math>x</math> bei Drehung um die Achse <math>\vec{n}</math>. Die [[Turbine#Grundlagen|Eulersche Turbinengleichung]] wendet die Erhaltung des Drehimpulses auf die Auslegung von rotierenden Arbeitsmaschinen (Turbinen) an.
* Bei Verschiebungen und Drehungen des Ortes ist die Lagrangefunktion strikt invariant, das heißt, die Funktion <math>K</math> verschwindet. Das gilt aber nicht für zeitliche Verschiebung und bei Transformation auf ein gleichmäßig [[Galilei-Transformation|bewegtes Bezugssystem]]. Unter zeitlichen Verschiebungen ist die Wirkung invariant, wenn die Lagrangefunktion nur vom Ort <math>x</math> und der Geschwindigkeit <math>v</math>, nicht aber von der Zeit abhängt. Dann ändert sich die Lagrangefunktion unter zeitlichen Verschiebungen um <math>\tfrac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}K</math> mit <math>K=\mathcal{L}</math>. Die zugehörige Erhaltungsgröße ist definitionsgemäß die Energie
 
:: <math>E = v \frac{\partial \mathcal{L}}{\partial v} - \mathcal{L}</math>.
 
Ist bekannt, wie die Energie von der Geschwindigkeit abhängt, so legt diese Gleichung die Lagrangefunktion bis auf einen Anteil fest, der linear in den Geschwindigkeiten ist und nicht zur Energie beiträgt. Denn zerlegt man die Lagrangefunktion beispielsweise in Anteile <math>\mathcal{L}_n v^n</math>, die homogen vom Grad <math>n</math> in der Geschwindigkeit sind, dann tragen sie mit <math>v \tfrac{\partial }{\partial v}\mathcal{L}_n v^n - \mathcal{L}_nv^n = (n-1) \mathcal{L}_n v^n</math> zur Energie bei. Ist also <math>\textstyle E=\sum_n E_n(x) v^n\,</math>, so ist die Lagrangefunktion


== Weblinks ==
: <math>\mathcal{L}=\sum_n \frac{1}{n-1}E_n v^n</math>.
{{Commons|Artemis}}
* [http://www.theoi.com/Olympios/Artemis.html Artemis] im Theoi Project (engl.)


== Einzelnachweise ==
Insbesondere besteht in Newtonscher Physik die Energie aus der kinetischen Energie, die quadratisch in der Geschwindigkeit ist, <math>n=2</math>, und der geschwindigkeitsunabhängigen potentiellen Energie, <math>n=0</math>. Daher ist die Lagrangefunktion <math>\tfrac{1}{2-1}</math>-mal die kinetische Energie plus <math>\tfrac{1}{0-1}</math>-mal potentielle Energie. In der relativistischen Physik gilt in [[Maßsystem]]en mit <math>c=1</math> für die Lagrangefunktion und die Energie eines freien Teilchens der Masse <math>m</math>:


<references />
: <math>\mathcal{L}= -m \sqrt{1-v^2}</math>
: <math>E = \frac{m}{\sqrt{1-v^2}}</math>


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== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Noether-Theorem}}


{{Normdaten|TYP=p|GND=118504509|VIAF=94964164}}
== Literatur ==
* E. Noether: ''Invarianten beliebiger Differentialausdrücke.'' In: ''Gött. Nachr.'' 1918, S. 37–44. ''[http://www.zentralblatt-math.org/zmath/en/search/?q=an:46.0675.01&format=complete Zusammenfassung im Zentralblatt MATH.]''
* E. Noether: ''Invariante Variationsprobleme.'' In: ''Gött. Nachr.'' 1918, S. 235–257. ''[http://www.zentralblatt-math.org/zmath/en/search/?q=an:46.0770.01&format=complete Zusammenfassung im Zentralblatt MATH.]''
 
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Griechische Gottheit]]
[[Kategorie:Symmetrie (Physik)]]
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[[Kategorie:Energie]]


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Version vom 5. Januar 2021, 04:14 Uhr

Das Noether-Theorem (formuliert 1918 von Emmy Noether) verknüpft elementare physikalische Größen wie Ladung, Energie und Impuls mit geometrischen Eigenschaften, nämlich der Invarianz (Unveränderlichkeit) der Wirkung unter Symmetrietransformationen:

Zu jeder kontinuierlichen Symmetrie eines physikalischen Systems gehört eine Erhaltungsgröße.

Dabei ist eine Symmetrie eine Transformation (zum Beispiel eine Drehung oder Verschiebung), die das Verhalten des physikalischen Systems nicht ändert. Es gilt auch die Umkehrung:

Jede Erhaltungsgröße ist Generator einer Symmetriegruppe.[1]

Eine Erhaltungsgröße eines Systems von Teilchen ist eine Funktion der Zeit , der Orte und der Geschwindigkeiten der Teilchen, deren Wert sich auf jeder von ihnen im Laufe der Zeit durchlaufenen Bahn nicht ändert. So ist die Energie eines nichtrelativistischen Teilchens der Masse , das sich im Potential bewegt, eine Erhaltungsgröße. Das heißt, für jede Bahn , die der Bewegungsgleichung genügt, gilt zu jeder Zeit :

.

Beispiele für Symmetrien und zugehörige Erhaltungsgrößen

  • Aus der Homogenität der Zeit (Wahl der Startzeit spielt keine Rolle) folgt die Erhaltung der Energie (Energieerhaltungssatz). So bleibt die Energie eines Pendels bei Vernachlässigung von Reibung stets gleich, nicht aber die Energie einer Schaukel, auf der ein Kind durch Heben und Senken seines Körpers die Länge von der Aufhängung bis zum Schwerpunkt zeitlich verändert.
  • Aus der Homogenität des Raums (Wahl des Startortes spielt keine Rolle) ergibt sich die Erhaltung des Impulses (Impulserhaltungssatz). So ist der Impuls eines freien Teilchens konstant, nicht aber der Impuls eines Teilchens im Gravitationsfeld der Sonne; ihr Ort ist für die Bewegung des Teilchens wesentlich. Weil sich ein freies Teilchen der Masse unverändert mit gleichförmiger Geschwindigkeit bewegt, wenn es ein gleichförmig bewegter Beobachter betrachtet, ist der gewichtete Startort, Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle S(t,x,v)=m \,(x - t\,v)} , eine Erhaltungsgröße, . Auf mehrere Teilchen verallgemeinert folgt, dass sich der Schwerpunkt mit gleichförmiger Geschwindigkeit bewegt, wenn die Gesamtkraft verschwindet.
  • Aus der Isotropie des Raums, also der Rotationsinvarianz (Richtung im Raum spielt keine Rolle), ergibt sich die Erhaltung des Drehimpulses (Drehimpulserhaltungssatz). So bleibt der Drehimpuls eines Teilchens im Gravitationsfeld der Sonne erhalten, denn das Gravitationspotential ist in allen Richtungen gleich.

Die Symmetrien, die zur Erhaltung der elektrischen Ladung und anderer Ladungen von Elementarteilchen gehören, betreffen Wellenfunktionen von Elektronen, Quarks und Neutrinos. Jede solche Ladung ist ein lorentzinvarianter Skalar, das heißt, sie hat in allen Bezugssystemen denselben Wert, anders als beispielsweise der Drehimpuls, die Energie oder der Impuls.

Mathematische Formulierung

Wirkung

Der im Noether-Theorem formulierte Zusammenhang von Symmetrien und Erhaltungsgrößen gilt für solche physikalischen Systeme, deren Bewegungs- oder Feldgleichungen aus einem Variationsprinzip abgeleitet werden können. Man verlangt hierbei, dass das sogenannte Wirkungsfunktional einen Extremwert annimmt (siehe auch Prinzip der kleinsten Wirkung).

Bei der Bewegung von Massepunkten ist dieses Wirkungsfunktional durch eine Lagrangefunktion der Zeit Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle t} , des Ortes und der Geschwindigkeit

charakterisiert und ordnet jeder differenzierbaren Bahnkurve das Zeitintegral

zu. Beispielsweise ist in Newtonscher Physik die Lagrangefunktion eines Teilchens im Potential die Differenz von kinetischer Energie und potentieller Energie :

Die physikalisch tatsächlich durchlaufene Bahn, die zur Anfangszeit Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle t_1} durch den Startpunkt und zur Endzeit durch den Endpunkt geht, macht den Wert der Wirkung im Vergleich mit allen anderen (differenzierbaren) Bahnen, die durch denselben Start- bzw. Endpunkt gehen, stationär (oder extremal). Die physikalisch tatsächlich durchlaufene Bahn erfüllt daher die Bewegungsgleichung

(Herleitung siehe Variationsrechnung). Dies entspricht gerade der Newtonschen Bewegungsgleichung

Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle m \ddot{x} = -\frac{\partial V}{\partial x}(x) } .

Differentialgleichungen, die sich derart aus einem Wirkungsfunktional durch Variation ableiten lassen, nennt man variationell selbstadjungiert. Alle elementaren Feld- und Bewegungsgleichungen der Physik sind variationell selbstadjungiert.

Symmetrie

Man sagt, dass eine Differentialgleichung eine Symmetrie besitzt, wenn es eine Transformation des Raumes der Kurven gibt, die die Lösungen der Differentialgleichungen auf Lösungen abbildet. Für variationell selbstadjungierte Differentialgleichungen erhält man eine solche Transformation, wenn die Transformation das Wirkungsfunktional bis auf Randterme invariant lässt. Das Noether-Theorem besagt, dass die Invarianz des Wirkungsfunktionals gegenüber einer einparametrigen stetigen Transformationsgruppe die Existenz einer Erhaltungsgröße zur Folge hat und dass umgekehrt jede Erhaltungsgröße die Existenz einer (mindestens infinitesimalen) Symmetrie der Wirkung zur Folge hat.

Wir beschränken uns hier auf Symmetrien in der klassischen Mechanik.

Sei eine einparametrige, differenzierbare Gruppe von Transformationen, die (genügend differenzierbare) Kurven auf Kurven abbildet, und gehöre der Parameterwert Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle s=0} zur identischen Abbildung, .

Beispielsweise bildet Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle \Phi_s \Gamma = \Gamma_s } mit jede Kurve auf die um früher durchlaufene Kurve ab. Die Transformation mit Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle \Gamma_s\colon t\mapsto x(t) + s\,c} verschiebt jede Kurve um eine Konstante .

Die Transformationen heißen lokal, wenn sich die Ableitung bei der identischen Abbildung, die infinitesimale Transformation

für alle Kurven als Funktion der Zeit, des Ortes Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle x} und der Geschwindigkeit , ausgewertet auf der Kurve , schreiben lässt,

.

Beispielsweise sind die Verschiebungen von Zeit und Ort lokal und gehören zur infinitesimalen Transformation beziehungsweise zu .

Sei nun die Lagrangefunktion des mechanischen Systems. Dann heißen die lokalen Transformationen Symmetrien der Wirkung, wenn sich für alle Kurven die Lagrangefunktion bei infinitesimalen Transformationen nur um die Zeitableitung einer Funktion , ausgewertet auf , ändert:

Denn dann ändert sich die Wirkung nur um Randterme

.

Der Zusammenhang dieser Definition der Symmetrie der Wirkung mit der Erhaltungsgröße wird klar, wenn man die partiellen Ableitungen der Lagrangefunktion nach ausführt, und dabei als Kurzschrift die Definition der infinitesimalen Transformation verwendet

Ergänzt man den ersten Term zu einem Vielfachen der Bewegungsgleichung und zieht man die Ergänzung beim zweiten Term ab, entsteht

und die Definitionsgleichung einer infinitesimalen Symmetrie einer Wirkung lautet

.

Da aber das -Fache der Bewegungsgleichungen auf den physikalisch durchlaufenen Bahnen verschwindet, besagt diese Gleichung, dass die Funktion

,

die zur Symmetrie gehörige Noetherladung, sich auf den physikalisch durchlaufenen Bahnen nicht ändert:

Umgekehrt ist jede Erhaltungsgröße definitionsgemäß eine Funktion , deren Zeitableitung auf physikalischen Bahnen verschwindet, also ein Vielfaches (von Ableitungen) der Bewegungsgleichungen ist. Dieses Vielfache definiert die infinitesimale Symmetrie .

Anmerkungen

  • Symmetrien der Bewegungsgleichungen sind nicht immer Symmetrien der Wirkung. Beispielsweise ist die Streckung eine Symmetrie der Bewegungsgleichung des freien Teilchens, nicht aber eine Symmetrie seiner Wirkung mit der Lagrangefunktion . Zu so einer Symmetrie der Bewegungsgleichungen gehört keine Erhaltungsgröße.
  • Die zu einer Symmetrie gehörige Erhaltungsgröße als Funktion der Zeit, des Ortes und der Geschwindigkeiten verschwindet genau dann, wenn es sich um eine Eichsymmetrie handelt. In so einem Fall sind die Bewegungsgleichungen nicht unabhängig, sondern eine Bewegungsgleichung gilt als Folge der anderen. Dies besagt das zweite Noethertheorem.
  • Das Noethertheorem für translatorische und rotierende Bewegungen
    • Translatorische Bewegungen: Das Noethertheorem erklärt, warum man bei Multiplikation der Newtonschen Bewegungsgleichungen mit den Geschwindigkeiten bei zeitunabhängigem Potential den Energieerhaltungssatz erhält: Die Geschwindigkeit ist die infinitesimale Änderung des Ortes bei zeitlicher Verschiebung.
    • Rotierende Bewegungen: Ebenso erklärt das Noethertheorem, warum bei drehinvariantem Potential das Produkt der Bewegungsgleichungen mit dem Kreuzprodukt auf die Erhaltung des Drehimpulses in Richtung führt: Das Kreuzprodukt ist die infinitesimale Änderung von bei Drehung um die Achse . Die Eulersche Turbinengleichung wendet die Erhaltung des Drehimpulses auf die Auslegung von rotierenden Arbeitsmaschinen (Turbinen) an.
  • Bei Verschiebungen und Drehungen des Ortes ist die Lagrangefunktion strikt invariant, das heißt, die Funktion verschwindet. Das gilt aber nicht für zeitliche Verschiebung und bei Transformation auf ein gleichmäßig bewegtes Bezugssystem. Unter zeitlichen Verschiebungen ist die Wirkung invariant, wenn die Lagrangefunktion nur vom Ort und der Geschwindigkeit , nicht aber von der Zeit abhängt. Dann ändert sich die Lagrangefunktion unter zeitlichen Verschiebungen um mit . Die zugehörige Erhaltungsgröße ist definitionsgemäß die Energie
.

Ist bekannt, wie die Energie von der Geschwindigkeit abhängt, so legt diese Gleichung die Lagrangefunktion bis auf einen Anteil fest, der linear in den Geschwindigkeiten ist und nicht zur Energie beiträgt. Denn zerlegt man die Lagrangefunktion beispielsweise in Anteile , die homogen vom Grad in der Geschwindigkeit sind, dann tragen sie mit zur Energie bei. Ist also , so ist die Lagrangefunktion

.

Insbesondere besteht in Newtonscher Physik die Energie aus der kinetischen Energie, die quadratisch in der Geschwindigkeit ist, , und der geschwindigkeitsunabhängigen potentiellen Energie, . Daher ist die Lagrangefunktion -mal die kinetische Energie plus -mal potentielle Energie. In der relativistischen Physik gilt in Maßsystemen mit für die Lagrangefunktion und die Energie eines freien Teilchens der Masse :

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1.  Eugene J. Saletan und Alan H. Cromer: Theoretical Mechanics. John Wiley & Sons, 1971, ISBN 0-471-74986-9, S. 83–86.


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