Experimentelle Ästhetik

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Die experimentelle Ästhetik ist ein Teilgebiet der Psychologie. Sie wurde von Gustav Theodor Fechner im 19. Jahrhundert begründet. Ästhetik ist aus Fechners Sicht ein erlebter Wert, der unter Berücksichtigung von Personen- und Objektmerkmalen empirisch fassbar ist. Die experimentelle Ästhetik ist somit durch einen subjekt-bezogenen, induktiven Ansatz gekennzeichnet. Sie definiert sich als ein Teil der empirischen Ästhetik und untersucht theoriegeleitet Kausalhypothesen mit Hilfe von Experimenten.

Die experimentelle Ästhetik ist somit das zweitälteste Forschungsgebiet der Psychologie; älter ist nur noch die Psychophysik.[1] In seinem zentralen Werk Vorschule der Ästhetik stellt Fechner seinen empirischen Ansatz umfangreich und detailliert dar.

Moderne Ansätze der experimentellen Ästhetik entstammen meist der kognitiven Psychologie oder den Neurowissenschaften (Neuroästhetik).[2] Die experimentelle Ästhetik ist dabei stark naturwissenschaftlich ausgerichtet.

Methodik

Zentral ist in der experimentellen Ästhetik die Analyse des individuellen Erlebens und Verhalten anhand von experimentellen Methoden. Hierbei wird insbesondere die Wahrnehmung von Kunstwerken,[3] Musik oder moderner Gegenstände wie Websites[4] oder anderer IT-Produkte[5] untersucht. Daten können dabei auf drei Ebenen untersucht und analysiert werden:

  1. physiologische Ebene
  2. phänomenale Ebene (das Erleben)
  3. behaviorale Ebene (das Verhalten)

Hierbei ist es schwer, einen absoluten Wert für die Ästhetik eines Objektes zu vergeben; sehr wohl können aber beispielsweise Aussagen gemacht werden, wie viele der Probanden ein Objekt als schön einstufen oder wie viele dieses im Vergleich zu anderen Objekten bevorzugen.

Je nach Herangehensweise kommen in der experimentellen Ästhetik eine Reihe unterschiedlicher Methoden zum Einsatz, zum Beispiel Paarvergleiche, Rangreihenmethoden, Likert-Skalen und semantische Differentiale, Herstellungsmethoden, statistische Gruppenvergleiche, Reaktionszeitmessungen, und auch aufwändigere Verfahren wie Blickbewegungsregistrierung, Elektroenzephalografie oder funktionelle Magnetresonanztomographie.

Literatur

  • Allesch, C. G. (1987): Geschichte der psychologischen Ästhetik. Göttingen: Verlag für Psychologie.
  • Allesch, C. G. (2006): Einführung in die psychologische Ästhetik. Wien: WUV.
  • Fechner, G. T. (1876): Vorschule der Ästhetik. Leipzig: Breitkopf & Härtel.
  • Kebeck, Günther & Schroll, Henning: Experimentelle Ästhetik., Facultas Verlag, Wien ISBN 978-3-8252-3474-4
  • Leder, H., Belke, B., Oeberst, A., & Augustin, D. (2004): A model of aesthetic appreciation and aesthetic judgements. In: British Journal of Psychology. 95. S. 489–508.
  • Reber, R., Schwarz, N., & Winkielman, P. (2004): Processing fluency and aesthetic pleasure: Is beauty in the perceiver's processing experience? In: Personality and Social Psychology Review. 8. S. 364–382.
  • Wiesing, Lambert (2012): Phänomenologische und experimentelle Ästhetik. In: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft. 57(2). S. 239–253.

Einzelnachweise

  1. Fechner, G. T. (1860): Elemente der Psychophysik. Leipzig: Breitkopf & Härtel.
  2. Martindale, C. (2007): Recent trends in the psychological study of aesthetics, creativity, and the arts. In: Empirical Studies of the Arts.25(2), 121–141.
  3. Kobbert, M. (1986): Kunstpsychologie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
  4. Thielsch, M. T. (2008): Ästhetik von Websites. Wahrnehmung von Ästhetik und deren Beziehung zu Inhalt, Usability und Persönlichkeitsmerkmalen. Münster: MV Wissenschaft
  5. Hassenzahl, M. (2008): Aesthetics in interactive products: Correlates and consequences of beauty. In: H. N. J. Schifferstein & P. Hekkert (Eds.): Product experience. (pp. 287–302). Amsterdam: Elsevier.
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