Nataraja und Neigung zum Bösen: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Shiva Nataraja Musée Guimet 25971.jpg|mini|hochkant=1.5|Shiva als Nataraja. [[Wikipedia:Chola-Bronzen|Chola-Bronze]], Tamil Nadu, 11. Jh. ([[Wikipedia:Musée Guimet|Musée Guimet]], Paris)]]
Die '''Neigung zum Bösen''' ist im gegenwärtigen [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] in ''jedem'' [[Mensch]]en vorhanden. Das gehört laut [[Rudolf Steiner]] gerade zum Wesen unserer Kulturepoche, dass jeder die Neigung zum Bösen in sich aufnimmt - um gerade dadurch letztlich [[Das Gute|Gutes]] zu schaffen. Würde der Mensch diese Neigung zum Bösen ''nicht'' in sich aufnehmen, könnte er nicht mit vollem Bewusstsein die geistigen Impulse aufnehmen, die nötig sind, um unsere Kultur im positven Sinn zu befruchten! Nur so kann er ganz konkret das [[Rätsel des Bösen]] lösen, was die hauptsächlichste Aufgabe unseres Zeitalters ist. Durch den [[Sturz der Geister der Finsternis]], mir dem [[1879]] das [[Michael-Zeitalter]] begonnen hat und bis gegen das Jahr [[2400]] dauern wird, wurden dazu die notwendigen Vorausetzungen geschaffen {{GZ||266a|258ff}}. Dann werden auch immer mehr Menschen den [[Die Wiederkehr des Christus im Ätherischen|ätherischen Christus]] schauen können, so wie es energisch geitig strebenden Menschen schon heute möglich ist {{GZ||152|47}}.


'''Nataraja''' ([[Sanskrit|skrt.]]: {{lang|sa|नटराज}} {{IAST|Naṭarāja}} [{{IPA|nʌʈʌˈrɑːdʒʌ}}] „König des Tanzes“) ist eine Erscheinungsform des [[Wikipedia:Hinduismus|Hindu]]-Gottes [[Shiva]]. In seiner Form als Nataraja führt Shiva einen kosmischen Tanz (''[[tandava]]'') auf, welcher den Prozess von Schöpfung, Zerstörung und Wiedererschaffung des Universums symbolisiert. Die Figur des Nataraja ist vor allem durch zahlreiche südindische [[Wikipedia:Bronzebildwerk|Bronzebildwerk]]e aus der Zeit um das Jahr 1000 bekannt geworden und gehört heute im Westen zu den bekanntesten Symbolen des Hinduismus.
{{GZ|Wenn man das Böse im
Menschen suchen will, so muß man es suchen nicht in den bösen Handlungen,
die innerhalb der menschlichen Gesellschaft vollzogen werden,
sondern man muß es suchen in den bösen Neigungen, in den Neigungen
zum Bösen. Man muß zunächst ganz abstrahieren, ganz absehen
von den Folgen dieser Neigungen, die bei dem einen Menschen mehr
oder weniger eintreten, man muß den Blick hinrichten auf die bösen
Neigungen. Und dann kann man fragen: Bei welchen Menschen wirken
die bösen Neigungen innerhalb der fünften nachatlantischen Periode,
in der wir drinnen stehen, jene Neigungen, die, wenn sie in ihrer Nebenwirkung
zum Ausdrucke kommen, eben in den bösen Handlungen so
anschaulich sich darleben, bei welchen Menschen wirken die bösen
Neigungen?


== Ikonographie ==
Ja, die Antwort darauf bekommt man, wenn man versucht, über
Als Nataraja erscheint Shiva in [[Anthropomorphismus|anthropomorph]]er Gestalt als vierarmiger Tänzer inmitten eines Flammenkreises, der sowohl die sich ausbreitende Energie des Gottes als auch den Rand des Universums symbolisiert. Die sich durch die Drehungen beim Tanz seitlich ausbreitenden Haarflechten bilden eine Art [[Aura]] um das Haupt Shivas. Das linke Bein des Gottes ist in einer Tanzfigur erhoben; mit seinem rechten tritt er auf den am Boden liegenden Zwergdämon [[Apasmara]], die Verkörperung von Ignoranz und Dummheit. In seiner rechten oberen Hand hält Nataraja die [[Wikipedia:Sanduhrtrommel|Sanduhrtrommel]] der wandernden Asketen (''[[Wikipedia:damaru|damaru]]''); mit seiner unteren rechten Hand zeigt er die Geste des Schutzes (''[[abhayamudra]]''). Aus der linken geöffneten Handfläche lodert eine Flamme, die andere linke Hand bildet eine Parallelfigur zu seinem linken Bein.
die sogenannte Schwelle des Hüters zu gehen und das menschliche Wesen
wirklich kennenzulernen. Da ergibt sich die Antwort auf diese
Frage. Und die Antwort lautet: Bei allen Menschen liegen im Unterbewußtsein
seit dem Beginne der fünften nachatlantischen Periode die
bösen Neigungen, die Neigungen zum Bösen. - Ja, gerade darinnen
besteht das Eintreten des Menschen in die fünfte nachatlantische Periode,
in die neuzeitliche Kulturperiode, daß er in sich aufnimmt die
Neigungen zum Bösen. Radikal, aber sehr richtig gesprochen, kann folgendes
zum Ausdrucke gebracht werden: Derjenige, der die Schwelle
zur geistigen Welt überschreitet, der macht die folgende Erfahrung:
Es gibt kein Verbrechen in der Welt, zu dem nicht jeder Mensch in
seinem Unterbewußtsein, insofern er ein Angehöriger der fünften nachatlantischen
Periode ist, die Neigung hat. Die Neigung hat; ob in dem
einen oder in dem anderen Fall die Neigung zum Bösen äußerlich zu
einer bösen Handlung führt, das hängt von ganz anderen Verhältnissen
ab als von dieser Neigung.|185|110}}


== Mythos ==
{{GGZ|Um so mehr taucht dann die Frage auf: Ja, was wollen diese Kräfte,
Der Ort, an dem Shiva seinen Tanz aufführte, ist dem Mythos zufolge [[Wikipedia:Chidambaram|Chidambaram]]. Der dortige [[Wikipedia:Nataraja-Tempel|Nataraja-Tempel]] ist dem tanzenden Shiva geweiht. Von dem Nataraja-Mythos existieren zwei Versionen.
die im Menschen die bösen Neigungen bewirken, was wollen diese
;1. Version:Der ersten Version zufolge begegnete Shiva als wandernder Asket einer Schar [[Häresie|häretischer]] Weiser ([[Rishi]]s). Um sie zu bestrafen, brachte Shiva [[Vishnu]] mit, der die Form der schönen [[Mohini]] annahm und die Weisen bezirzte. Währenddessen verführte Shiva ihre Frauen. Die Weisen wurden zornig und hetzten nacheinander einen Tiger, eine Schlange und eine Antilope auf Shiva, um ihn zu töten. Shiva aber besiegte die Tiere und trug ihre Haut als Schmuck. Auch den zwergenhaften Dämon Apasmara bezwang Shiva und begann auf seinem Rücken zu tanzen, sodass die Weisen sich Shiva unterwarfen.
Kräfte denn eigentlich im Weltenall, indem sie zunächst in die menschliche
;2. Version:Die zweite Version des Mythos berichtet von einem Tanzwettstreit, bei dem Shiva die Göttin [[Kali (Göttin)|Kali]] besiegte.
Wesenheit hineinträufeln, indem sie in die menschliche Wesenheit
hineinfließen? Was wollen diese Kräfte? - Sie sind wahrhaftig im Weltenall
nicht dazu da, um böse Handlungen in der menschlichen Gesellschaft
herbeizuführen. Diese führen jene Kräfte aus solchen Gründen
herbei, die wir noch besprechen wollen. Sie sind, ebensowenig wie die
Kräfte des Todes dazu da sind, den Menschen nur sterben zu machen,
im Weltenall nicht vorhanden, diese Kräfte des Bösen, um den Menschen
zu verbrecherischen Handlungen zu führen, sondern sie sind im
Weltenall dazu vorhanden, um, wenn der Mensch aufgerufen ist zur
Bewußtseinsseele, in ihm die Neigung hervorzurufen, das geistige Leben
so zu empfangen, wie wir es gestern zum Beispiel und schon das vorige
Mal charakterisiert haben.


== Geschichte ==
Im Weltenall walten diese Kräfte des Bösen. Der Mensch muß sie
[[Datei:Ellora Kailash temple Nataraj painted panel.jpg|mini|Darstellung Natarajas im [[Wikipedia:Kailasa-Tempel|Kailash-Tempel]] von [[Wikipedia:Ellora]] (8. Jh.)|]]
aufnehmen. Indem er sie aufnimmt, pflanzt er in sich den Keim, das
spirituelle Leben überhaupt mit der Bewußtseinsseele zu erleben. Sie
sind also wahrhaftig nicht da, diese Kräfte, die durch die menschliche
soziale Ordnung verkehrt werden, sie sind wahrhaftig nicht da, um
böse Handlungen hervorzurufen, sondern sie sind gerade dazu da, damit
der Mensch auf der Stufe der Bewußtseinsseele zum geistigen Leben
durchbrechen kann. Würde der Mensch nicht aufnehmen jene Neigungen
zum Bösen, von denen ich eben gesprochen habe, so würde der
Mensch nicht dazu kommen, aus seiner Bewußtseinsseele heraus den
Impuls zu haben, den Geist, der von jetzt ab befruchten muß alles
übrige Kulturelle, wenn es nicht tot sein will, den Geist aus dem
Weltenall entgegenzunehmen.|185|111}}


Die frühesten bekannten Bildnisse Shivas als Nataraja entstanden während der [[Wikipedia:Gupta-Reich|Gupta-Zeit]] im 5./6. Jahrhundert und stammen von einem Torbogen (''[[torana]]'') aus [[Sakor]] im nordindischen [[Wikipedia:Madhya Pradesh|Madhya Pradesh]]; eventuell existierende ältere Holzversionen des Themas haben sich nicht erhalten. Bereits ein Jahrhundert später sind Darstellungen des tanzenden Shiva auch in Südindien in den Felsentempeln von [[Wikipedia:Badami|Badami]], [[Wikipedia:Aihole|Aihole]], [[Wikipedia:Elephanta (Insel)|Elephanta]] und [[Wikipedia:Ellora|Ellora]] nachweisbar. Daher ist unklar, ob die Figur des Nataraja einen nord- oder südindischen Ursprung hat. Ab dem 8. Jahrhundert sind Darstellungen Natarajas in ganz Indien verbreitet. Zu großer Popularität stieg Nataraja aber erst unter den südindischen [[Wikipedia:Chola|Chola]]-Königen (9. bis 13. Jahrhundert) auf, welche Nataraja zum Symbol ihrer Herrschaft erwählten und als Förderer der Künste auftraten. Während der Chola-Zeit entstanden in Südindien zahlreiche Bronzeskulpturen Natarajas, die zu den Meisterwerken der indischen Kunst gezählt werden.
{{GZ|Nun wissen wir, daß seit dem Jahre 1879 die dem Menschen nächststehenden
Geister der Finsternis, die dem Reiche der Angeloi angehören,
im Menschenreiche selber wandeln, weil sie aus der geistigen
Welt in das Menschenreich herabgestoßen worden sind und nun in
den menschlichen Impulsen drinnen vorhanden sind, durch die
menschlichen Impulse wirken. Ich sagte, gerade durch dieses, daß
dem Menschen so nahestehende Wesen auf unsichtbare Art unter den
Menschen wirken und der Mensch durch die hereinspielenden Kräfte
des Bösen abgehalten ist davon, das Spirituelle mit der Vernunft anzuerkennen
- denn das ist wiederum die damit zusammenhängende
Aufgabe des fünften nachatlantischen Zeitraums -, gerade dadurch
werden diesem fünften nachatlantischen Zeitraum viele Gelegenheiten
gegeben, sich finsteren Irrtümern und dergleichen hinzugeben. Es
muß gewissermaßen der Mensch sich dazu bequemen, in diesem
fünften nachatlantischen Zeitraum das Spirituelle durch seine Vernunft
zu erfassen. Geoffenbart wird es schon; dadurch, daß die Geister
der Finsternis 1879 besiegt worden sind, dadurch wird immer mehr
und mehr spirituelle Weisheit aus den geistigen Welten herunterfließen
können. Nur wenn die Geister der Finsternis oben geblieben
wären in den geistigen Reichen, würden sie ein Hemmnis sein können
für dieses Herunterfließen. Das Herunterfließen von spiritueller Weisheit
können sie fortan nicht verhindern; aber Verwirrung können sie
fortan stiften, die Seelen können sie verfinstern. Und welche Gelegenheiten
zur Verfinsterung ergriffen werden, haben wir ja zum Teil
schon geschildert. Was für Vorkehrungen getroffen werden, haben
wir angeführt, um die Menschen abzuhalten davon, das spirituelle
Leben zu empfangen.


Durch das wachsende Interesse an der indischen Kultur und Mystik gelangte die Figur des Nataraja ab dem frühen 20. Jahrhundert auch im Westen zu großer Bekanntheit. Maßgeblichen Einfluss hatte dabei der 1918 erschienene Aufsatz ''The Dance of Shiva'' des aus [[Wikipedia:Sri Lanka|Sri Lanka]] stammenden Kunsthistorikers [[Wikipedia:Ananda Kentish Coomaraswamy|Ananda Kentish Coomaraswamy]]. In der Folgezeit erwarben zahlreiche westliche Museen Nataraja-Bronzen – dadurch avancierte der tanzende Shiva zu einer Ikone des Hinduismus und gehört heute weltweit – neben dem [[Om]]-Zeichen – zu den bekanntesten Symbolen dieser Religion.
Das alles kann natürlich nicht zum Jammern oder irgend so etwas
Anlaß geben, sondern zu einer Stärkung der Kraft und Energie der
Menschenseele nach dem Spirituellen hin. Denn wird in diesem fünften
nachatlantischen Zeitraum von den Menschen dasjenige erreicht,
was erreicht werden kann durch die Einverleibung der Kräfte des
Bösen im guten Sinne, dann wird zu gleicher Zeit etwas Ungeheures
erreicht: dann wird dieser fünfte nachatlantische Zeitraum für die-
Entwickelung der Menschheit etwas wissen aus größeren Vorstellungen
als irgendein nachatlantischer Zeitraum, ja als irgendein früherer
Zeitraum der Erdenentwickelung. Erschienen ist zum Beispiel der
Christus durch das Mysterium von Golgatha dem vierten nachatlantischen
Zeitraum; aneignen für die menschliche Vernunft kann ihn
sich der fünfte nachatlantische Zeitraum erst. Im vierten nachatlantischen
Zeitraum haben die Menschen begreifen können, daß sie in dem
Christus-Impuls etwas haben, was sie über den Tod hinausführt als
Seelen; das ist ja durch das Paulinische Christentum hinlänglich klargeworden.
Aber ein noch Bedeutsameres wird eintreten für die Entwickelung
des fünften nachatlantischen Zeitraums, in dem die Menschenseelen
erkennen werden, daß sie in dem Christus den Helfer
haben, um die Kräfte des Bösen in Gutes umzuwandeln. Aber eines
ist mit dieser Eigentümlichkeit des fünften nachatlantischen Zeitraums
verbunden, eines, das man sich jeden Tag aufs neue in die
Seele schreiben soll, das man ja nicht vergessen soll, obwohl der
Mensch besonders für das Vergessen dieser Sache angelegt ist: ein
Kämpfer um das Spirituelle muß der Mensch sein in dieser fünften
nachatlantischen Zeit; erleben muß er, daß seine Kräfte erschlaffen,
wenn er sie nicht fortwährend im Zaume hält für die Eroberung der
spirituellen Welt. Im höchsten Maße ist der Mensch auf seine Freiheit
gestellt in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum! Das muß er
durchmachen. Und gewissermaßen an der Idee der menschlichen Freiheit
muß geprüft werden alles dasjenige, was die Menschen trifft in
diesem fünften nachatlantischen Zeitraum. Denn würden die Kräfte
der Menschen erschlaffen, so könnte gewissermaßen alles zum Schlimmen
ausfallen. Der Mensch ist nicht in der Lage, in diesem fünften
nachatlantischen Zeitraum wie ein Kind geführt zu werden. Sind gewisse
Brüderschaften da, welche sich gewissermaßen das Ideal vorhalten,
die Menschen wie Kinder zu führen, wie sie noch geführt
wurden im dritten nachatlantischen Zeitraum und im vierten, so tun
diese Brüderschaften gar nicht das rechte; sie tun gar nicht dasjenige,
was für die Entwickelung der Menschheit eigentlich geschehen soll.
Die Menschen so auf die spirituelle Welt hinzuweisen, daß Annahme
oder Ablehnung der spirituellen Welt in die Freiheit der Menschen
gestellt ist, das muß sich derjenige, der in dieser fünften nachatlantischen
Zeit von dieser spirituellen Welt spricht, immer wieder und
wiederum vorhalten. Daher können gewisse Dinge in dieser fünften
nachatlantischen Zeit nur gesagt werden; aber das Sagen ist jetzt
ebenso wichtig, wie irgend etwas anderes wichtig war in andern Zeiträumen.|178|204ff}}


== Literatur ==
== Siehe auch ==
* Johannes Beltz (Hrsg.): ''Shiva Nataraja. Der kosmische Tänzer.'' Mit einem Beitrag von Saskia Kersenboom. Zürich 2008. (Katalog zur Ausstellung im [[Wikipedia:Museum Rietberg|Museum Rietberg]], Zürich).
* Ananda K. Coomaraswamy: ''The Dance of Shiva. Fourteen Indian Essays.'' London 1958.


== Weblinks ==
* [[Das Böse]]
* {{Commonscat|Nataraja}}
* [[Kain und Abel-Imagination]]
* [[Zerstörungsherd]]


{{Normdaten|TYP=p|GND=122716000|VIAF=55036794}}
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorstufen zum Mysterium von Golgatha '', [[GA 152]] (1990), ISBN 3-7274-1520-7 {{Vorträge|152}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geschichtliche Symptomatologie'', [[GA 185]] (1982), ISBN 3-7274-1850-8 {{Vorträge|185}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266/1]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Vorträge|266a}}


[[Kategorie:Shiva]]
{{GA}}
[[Kategorie:Indische Gottheit]]
[[Kategorie:Hinduismus]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Ethik]] [[Kategorie:Das Böse|M]]
[[en:Inclination to Evil]]

Version vom 22. Oktober 2021, 15:19 Uhr

Die Neigung zum Bösen ist im gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter in jedem Menschen vorhanden. Das gehört laut Rudolf Steiner gerade zum Wesen unserer Kulturepoche, dass jeder die Neigung zum Bösen in sich aufnimmt - um gerade dadurch letztlich Gutes zu schaffen. Würde der Mensch diese Neigung zum Bösen nicht in sich aufnehmen, könnte er nicht mit vollem Bewusstsein die geistigen Impulse aufnehmen, die nötig sind, um unsere Kultur im positven Sinn zu befruchten! Nur so kann er ganz konkret das Rätsel des Bösen lösen, was die hauptsächlichste Aufgabe unseres Zeitalters ist. Durch den Sturz der Geister der Finsternis, mir dem 1879 das Michael-Zeitalter begonnen hat und bis gegen das Jahr 2400 dauern wird, wurden dazu die notwendigen Vorausetzungen geschaffen (Lit.:GA 266a, S. 258ff). Dann werden auch immer mehr Menschen den ätherischen Christus schauen können, so wie es energisch geitig strebenden Menschen schon heute möglich ist (Lit.:GA 152, S. 47).

„Wenn man das Böse im Menschen suchen will, so muß man es suchen nicht in den bösen Handlungen, die innerhalb der menschlichen Gesellschaft vollzogen werden, sondern man muß es suchen in den bösen Neigungen, in den Neigungen zum Bösen. Man muß zunächst ganz abstrahieren, ganz absehen von den Folgen dieser Neigungen, die bei dem einen Menschen mehr oder weniger eintreten, man muß den Blick hinrichten auf die bösen Neigungen. Und dann kann man fragen: Bei welchen Menschen wirken die bösen Neigungen innerhalb der fünften nachatlantischen Periode, in der wir drinnen stehen, jene Neigungen, die, wenn sie in ihrer Nebenwirkung zum Ausdrucke kommen, eben in den bösen Handlungen so anschaulich sich darleben, bei welchen Menschen wirken die bösen Neigungen?

Ja, die Antwort darauf bekommt man, wenn man versucht, über die sogenannte Schwelle des Hüters zu gehen und das menschliche Wesen wirklich kennenzulernen. Da ergibt sich die Antwort auf diese Frage. Und die Antwort lautet: Bei allen Menschen liegen im Unterbewußtsein seit dem Beginne der fünften nachatlantischen Periode die bösen Neigungen, die Neigungen zum Bösen. - Ja, gerade darinnen besteht das Eintreten des Menschen in die fünfte nachatlantische Periode, in die neuzeitliche Kulturperiode, daß er in sich aufnimmt die Neigungen zum Bösen. Radikal, aber sehr richtig gesprochen, kann folgendes zum Ausdrucke gebracht werden: Derjenige, der die Schwelle zur geistigen Welt überschreitet, der macht die folgende Erfahrung: Es gibt kein Verbrechen in der Welt, zu dem nicht jeder Mensch in seinem Unterbewußtsein, insofern er ein Angehöriger der fünften nachatlantischen Periode ist, die Neigung hat. Die Neigung hat; ob in dem einen oder in dem anderen Fall die Neigung zum Bösen äußerlich zu einer bösen Handlung führt, das hängt von ganz anderen Verhältnissen ab als von dieser Neigung.“ (Lit.:GA 185, S. 110)

„Um so mehr taucht dann die Frage auf: Ja, was wollen diese Kräfte, die im Menschen die bösen Neigungen bewirken, was wollen diese Kräfte denn eigentlich im Weltenall, indem sie zunächst in die menschliche Wesenheit hineinträufeln, indem sie in die menschliche Wesenheit hineinfließen? Was wollen diese Kräfte? - Sie sind wahrhaftig im Weltenall nicht dazu da, um böse Handlungen in der menschlichen Gesellschaft herbeizuführen. Diese führen jene Kräfte aus solchen Gründen herbei, die wir noch besprechen wollen. Sie sind, ebensowenig wie die Kräfte des Todes dazu da sind, den Menschen nur sterben zu machen, im Weltenall nicht vorhanden, diese Kräfte des Bösen, um den Menschen zu verbrecherischen Handlungen zu führen, sondern sie sind im Weltenall dazu vorhanden, um, wenn der Mensch aufgerufen ist zur Bewußtseinsseele, in ihm die Neigung hervorzurufen, das geistige Leben so zu empfangen, wie wir es gestern zum Beispiel und schon das vorige Mal charakterisiert haben.

Im Weltenall walten diese Kräfte des Bösen. Der Mensch muß sie aufnehmen. Indem er sie aufnimmt, pflanzt er in sich den Keim, das spirituelle Leben überhaupt mit der Bewußtseinsseele zu erleben. Sie sind also wahrhaftig nicht da, diese Kräfte, die durch die menschliche soziale Ordnung verkehrt werden, sie sind wahrhaftig nicht da, um böse Handlungen hervorzurufen, sondern sie sind gerade dazu da, damit der Mensch auf der Stufe der Bewußtseinsseele zum geistigen Leben durchbrechen kann. Würde der Mensch nicht aufnehmen jene Neigungen zum Bösen, von denen ich eben gesprochen habe, so würde der Mensch nicht dazu kommen, aus seiner Bewußtseinsseele heraus den Impuls zu haben, den Geist, der von jetzt ab befruchten muß alles übrige Kulturelle, wenn es nicht tot sein will, den Geist aus dem Weltenall entgegenzunehmen.“ (S. 111)

„Nun wissen wir, daß seit dem Jahre 1879 die dem Menschen nächststehenden Geister der Finsternis, die dem Reiche der Angeloi angehören, im Menschenreiche selber wandeln, weil sie aus der geistigen Welt in das Menschenreich herabgestoßen worden sind und nun in den menschlichen Impulsen drinnen vorhanden sind, durch die menschlichen Impulse wirken. Ich sagte, gerade durch dieses, daß dem Menschen so nahestehende Wesen auf unsichtbare Art unter den Menschen wirken und der Mensch durch die hereinspielenden Kräfte des Bösen abgehalten ist davon, das Spirituelle mit der Vernunft anzuerkennen - denn das ist wiederum die damit zusammenhängende Aufgabe des fünften nachatlantischen Zeitraums -, gerade dadurch werden diesem fünften nachatlantischen Zeitraum viele Gelegenheiten gegeben, sich finsteren Irrtümern und dergleichen hinzugeben. Es muß gewissermaßen der Mensch sich dazu bequemen, in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum das Spirituelle durch seine Vernunft zu erfassen. Geoffenbart wird es schon; dadurch, daß die Geister der Finsternis 1879 besiegt worden sind, dadurch wird immer mehr und mehr spirituelle Weisheit aus den geistigen Welten herunterfließen können. Nur wenn die Geister der Finsternis oben geblieben wären in den geistigen Reichen, würden sie ein Hemmnis sein können für dieses Herunterfließen. Das Herunterfließen von spiritueller Weisheit können sie fortan nicht verhindern; aber Verwirrung können sie fortan stiften, die Seelen können sie verfinstern. Und welche Gelegenheiten zur Verfinsterung ergriffen werden, haben wir ja zum Teil schon geschildert. Was für Vorkehrungen getroffen werden, haben wir angeführt, um die Menschen abzuhalten davon, das spirituelle Leben zu empfangen.

Das alles kann natürlich nicht zum Jammern oder irgend so etwas Anlaß geben, sondern zu einer Stärkung der Kraft und Energie der Menschenseele nach dem Spirituellen hin. Denn wird in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum von den Menschen dasjenige erreicht, was erreicht werden kann durch die Einverleibung der Kräfte des Bösen im guten Sinne, dann wird zu gleicher Zeit etwas Ungeheures erreicht: dann wird dieser fünfte nachatlantische Zeitraum für die- Entwickelung der Menschheit etwas wissen aus größeren Vorstellungen als irgendein nachatlantischer Zeitraum, ja als irgendein früherer Zeitraum der Erdenentwickelung. Erschienen ist zum Beispiel der Christus durch das Mysterium von Golgatha dem vierten nachatlantischen Zeitraum; aneignen für die menschliche Vernunft kann ihn sich der fünfte nachatlantische Zeitraum erst. Im vierten nachatlantischen Zeitraum haben die Menschen begreifen können, daß sie in dem Christus-Impuls etwas haben, was sie über den Tod hinausführt als Seelen; das ist ja durch das Paulinische Christentum hinlänglich klargeworden. Aber ein noch Bedeutsameres wird eintreten für die Entwickelung des fünften nachatlantischen Zeitraums, in dem die Menschenseelen erkennen werden, daß sie in dem Christus den Helfer haben, um die Kräfte des Bösen in Gutes umzuwandeln. Aber eines ist mit dieser Eigentümlichkeit des fünften nachatlantischen Zeitraums verbunden, eines, das man sich jeden Tag aufs neue in die Seele schreiben soll, das man ja nicht vergessen soll, obwohl der Mensch besonders für das Vergessen dieser Sache angelegt ist: ein Kämpfer um das Spirituelle muß der Mensch sein in dieser fünften nachatlantischen Zeit; erleben muß er, daß seine Kräfte erschlaffen, wenn er sie nicht fortwährend im Zaume hält für die Eroberung der spirituellen Welt. Im höchsten Maße ist der Mensch auf seine Freiheit gestellt in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum! Das muß er durchmachen. Und gewissermaßen an der Idee der menschlichen Freiheit muß geprüft werden alles dasjenige, was die Menschen trifft in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum. Denn würden die Kräfte der Menschen erschlaffen, so könnte gewissermaßen alles zum Schlimmen ausfallen. Der Mensch ist nicht in der Lage, in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum wie ein Kind geführt zu werden. Sind gewisse Brüderschaften da, welche sich gewissermaßen das Ideal vorhalten, die Menschen wie Kinder zu führen, wie sie noch geführt wurden im dritten nachatlantischen Zeitraum und im vierten, so tun diese Brüderschaften gar nicht das rechte; sie tun gar nicht dasjenige, was für die Entwickelung der Menschheit eigentlich geschehen soll. Die Menschen so auf die spirituelle Welt hinzuweisen, daß Annahme oder Ablehnung der spirituellen Welt in die Freiheit der Menschen gestellt ist, das muß sich derjenige, der in dieser fünften nachatlantischen Zeit von dieser spirituellen Welt spricht, immer wieder und wiederum vorhalten. Daher können gewisse Dinge in dieser fünften nachatlantischen Zeit nur gesagt werden; aber das Sagen ist jetzt ebenso wichtig, wie irgend etwas anderes wichtig war in andern Zeiträumen.“ (Lit.:GA 178, S. 204ff)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.