Numerologie und Ideologiekritik: Unterschied zwischen den Seiten

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Unter '''Numerologie''' ([[Latein|lat.]] ''{{lang|la|numerus}}'' „Zahl“ und [[Wikipedia:-logie|-logie]]), '''Zahlenmystik''' oder '''Zahlensymbolik''' versteht man die Überzeugung, dass [[Zahl]]en und Kombinationen aus Zahlen außer ihrer mathematischen Funktion eine weiterreichende [[Symbol|sinnbildliche]] bzw. [[wesen]]hafte Bedeutung zukommt.
'''Ideologiekritik''' bezeichnet ein philosophisches und soziologisches Kritikmodell, das die mangelnde Übereinstimmung von Denken und Sein aufzeigt und die Ursachen der Entstehung dieser Diskrepanz analysiert. Die mit dem Begriff der [[Ideologie]] umschriebene Nichtübereinstimmung mit der Wirklichkeit wird nicht auf irrtümliches Denken zurückgeführt, sondern als ein durch anthropologische, psychologische oder gesellschaftliche Ursachen notwendig erzeugtes Produkt erklärt ''(siehe dazu: [[Wikipedia:Kategorisierung (Kognitionswissenschaft)|Kategorisierung]])''. Die gesellschaftlichen Verhältnisse aufzudecken, die dem Denken Schranken setzen, ist ein Hauptmotiv der klassischen Ideologiekritik von [[Karl Marx]] und [[Friedrich Engels]].


Als Grundlage der Numerologie können u. a. zahlreiche aus der Natur abgeleitete kulturelle oder religiöse Bedeutungen von Zahlen betrachtet werden, z. B. die [[Wikipedia:7-Tage-Woche|sieben Tage der Woche]] (aus den [[Wikipedia:Mondphase|Mondphase]]n abgeleitet), die [[Siebenjahresperioden|Lebenjahrsiebte]] (menschliche Entwicklung) oder die zwölf Monate von den [[Tierkreiszeichen|12 Sternbildern]] des [[Tierkreis]]es. Die Zahl Zehn hat für den Menschen schon aufgrund der Anzahl der Finger eine grundsätzliche Bedeutung (z. B. als primitive Zählmethode oder beim [[Wikipedia:Dezimalsystem|Dezimalsystem]]).
Die Wortgeschichte des Begriffs wurde nie systematisch erforscht. Eine frühe Verwendung findet sich in den frühen 1930er Jahren bei [[Antonio Gramsci]].<ref>Eintrag ''Ideologiekritik'' In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): ''Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus''. Band 6/I: ''Hegemonie bis Imperialismus''. Argument, Hamburg 2004, Spalte 692.</ref>


== Griechische Zahlensymbolik ==
Der Begriff „Ideologiekritik“ darf nicht missverstanden werden als „Kritik am Konzept der Ideologie“, sondern ganz im Gegenteil als „Aufdeckung ideologischer Motive in der Gesellschaft“.


Schon [[Pythagoras von Samos]] formulierte Gedanken zur Numerologie.
== Bacons Idolenlehre ==
*[[eins]]: [[Gott]], [[Sonne]], [[Mann]], Grundlage aller Zahlen
*[[zwei]]: [[Teufel]], [[Mond]], [[Frau]]
*[[drei]]: Versöhnung von Gegensätzen, Gott [[Zeus]]
*[[vier]]: [[Materie]], Gott [[Uranos]]
*[[fünf]]: [[Sinnlichkeit]], Männlichkeit, [[Sexualität]], Gott [[Hermes]]
*[[sechs]]: [[Ehe]], [[Harmonie]], Göttin [[Aphrodite]]
*[[sieben]]: [[Geburt]], [[Tod]], [[Magie]], Gott [[Poseidon]]
*[[acht]]: [[materiell]]e [[Welt]], Gerechtigkeit, Gott [[Kronos]]
*[[neun]]: [[Geist]], Gott [[Ares]]
*[[zehn]]: [[Vollkommenheit]]


== Biblische Zahlensymbolik ==
Retrospektiv wurde die Idolenlehre des englischen Philosophen [[Francis Bacon]] als Vorläufer der Ideologiekritik rezipiert. In seiner Kritik der [[Scholastik]] identifiziert er in der Schrift ''[[Novum Organum]]'' (1620, dt. 1870) in den Idolen vorgefasste Anschauungen und überlieferte Meinungen mit der Tendenz zum [[Anthropomorphismus|anthropomorphen]] Denken, die ein objektadäquates Erkennen verhinderten.
In der [[Wikipedia:Bibel|Bibel]] erscheinen die Zahlen 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 10, 12, 13 und ihren Vielfachen oft mit symbolischer Bedeutung.
*[[eins]]: Einzigartigkeit, z.&nbsp;B. in Bezug auf Gott ([[Wikipedia:5. Buch Mose|5. Mose]] 6,4), Einmaligkeit (Jesaja 42,8), Einigkeit (Johannes 10,30; 17,21; Galater 3,28), z.B. auch in der Ehe (1. Mose 2,24; Matthäus 19,6; Epheser 5,28-32)
*[[zwei]]: Bei Rechtsbestimmungen zwei Zeugen zur Bekräftigung (5. Mose 17,6; 19,15; Matthäus 18,16; Johannes 8,17f; 2. Korinther 13,1; 1. Timotheus 5,19; Hebräer 10,28). Wiederholung zur Erhöhung des Wahrheitsgehalts (1. Mose 41,32; Matthäus 8,28; 9,27; 20,30).
*[[drei]]: Höhere Eindringlichkeit als bei Zwei. Im Sinne von „ganz bestimmt, sicherlich“ (Prediger 4,12; Matthäus 26,34;26,75; Johannes 21,15-17).<ref>Noch heute wünschen jüdische Volksangehörige dem Erwachsenen bei dessen Geburtstag ''dreimal vierzig Jahre''.</ref> Jesus wird nach drei Tagen auferstehen (Markus 8,31). Zur Unterstreichung werden Aussagen dreimal wiederholt (Jesaja 6,3; Offenbarung 4,8; 8,13). In nachbiblischer Zeit auch auf die [[Dreifaltigkeit]] aus Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist angewendet.
*[[vier]]: In alle oder von allen vier Himmelsrichtungen. Den „ganzen“ Erdkreis betreffend (Matthäus 24,31; Offenbarung 7,1). Anzahl der Evangelien im [[Wikipedia:Neues_Testament|Neuen Testament]].
*[[sechs]]: Deutet auf Unvollkommenheit und Unzulänglichkeit hin. Typisch für diese „gefallene“ Welt und Zeit (2. Mose 21,2; 4. Mose 35,15). Zahl des gegen Gott und sein Volk rebellierenden – die Sieben nicht erfüllen wollenden – Menschen (2. Samuel 21 und 22).
*[[sieben]]: Vollkommenheit, Vollständigkeit, nach der Weisheit Gottes, aber auch die sieben [[Todsünde]]n. Schöpfungswoche mit dem siebten Tag als besonderem Ruhetag [[Sabbat]] = Samstag. Das Fest der [[Wikipedia:Pessach|ungesäuerten Brote]] und das [[Wikipedia:Sukkot|Laubhüttenfest]] dauerten je sieben Tage (2. Mose 34,18; 3. Mose 23,34). Bezug auf Zahl sieben oft vorkommend im [[Johannesevangelium]] und in der [[Offenbarung des Johannes|Offenbarung]].
*[[acht]]: Ein Neuanfang wird gemacht. Acht Menschen werden mit der Arche gerettet (1. Petrus 3,20). Am achten Tag wird beschnitten (3. Mose 12,3). Am achten Tag nach Beginn der Monatsblutung gilt die verheiratete, jüdische Frau wieder als rein (3. Mose 15). Das Chanukka-Fest (Tempelweihe genannt in Johannes 10,22) dauert acht Tage.
*[[zehn]]: Repräsentiert alle. [[Gebot]]e, Plagen (2. Mose 10f), Aussätzige (Lukas 17), Jungfrauen (Matthäus 25), etc.
*[[zwölf]] ([[zwölf Stämme Israels]]): Setzt sich zusammen aus 3 x 4. Die Drei steht für „sicherlich, gewiss“. Die Vier steht für „in alle Himmelsrichtungen“, das „ganze Land“, der „ganze Erdkreis“. Also: Die Nachkommen Jakobs werden ganz gewiss das ganze Land füllen (vgl. 1. Mose 28,13-14). Manche Aussagen der Bibel leiten sich von diesen 12 Stämmen ab: 12 [[Apostel|Apostel Jesu]], die Zahl 144.000 (Offenbarung 7), etc.
*[[dreizehn]]: dreizehn Eigenschaften Gottes (2. Moses 34)<ref>Hermann Brandt:''[http://www.ein-plan.de/ewf/text/evReli_5_Religionswissenschaft_Judentum.pdf Das Judentum.]'' Vorlesungsmitschrift Wintersemester 2002/2003,
Erziehungswissenschaftliche Fakultät der [[Wikipedia:Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]], S. 26</ref> . Nachbiblisch als [[Teufel|Teuflische]] Zahl verstanden, entstanden aus der Störung der Zahl zwölf, die das göttliche [[Gleichgewicht]] darstellt. Im Mittelalter eine Glückszahl: die zwölf mit Jesus um den Abendmahlstisch versammelten Jünger plus Jesus als der Dreizehnte. Zahl der Vollkommenheit.
*[[vierzig]]: Vierzig Jahre entsprechen ungefähr der Dauer einer Generation des Menschen. Von daher hat die Zahl wohl eine große Bedeutung erlangt. Neben dem numerischen Zahlenwert bedeutet die Zahl „viele“ bzw. eine „große Anzahl“. 40 Söhne (Richter 12,14). 40 Jahre in der [[Wikipedia:Wüste|Wüste]] nach dem Auszug aus [[Wikipedia:Ägypten|Ägypten]]. Das Land hatte 40 Jahre Ruhe (Richter 3,11;5,31;8,28). 40 Tage Versuchung Jesu in der Wüste. Vierzig Tage sind oft eine spezielle Vorbereitungszeit für Menschen: Mose war 40 Tage auf dem Berg (2. Mose 24,18), Elia war 40 Tage unterwegs, um Gott am Horeb zu begegnen (1. Könige 19,8), Jona verkündigte den Bewohnern von Ninive eine 40-Tage-Frist (Jona 3,4), Jesus zeigte sich nach der Auferstehung vierzig Tage seinen Jüngern (Apostelgeschichte 1,3). Meist ist die Vierzig der numerische Wert für eine Anbahnungs- oder Läuterungszeit bis ein konkretes göttliches Wirken auftritt, sie dient aber auch als Merkmal für eine von Gott gewährte Gnade.
*[[sechsundvierzig]]: Die Bauzeit von 46 Jahren in Johannes 2,20 ist wohl als symbolische Zahl zu verstehen.
*[[fünfzig]]: Es unterstreicht die Zahl fünfzig in bestimmten Fällen den Beginn eines neuen Abschnittes. Das hebräisch-jüdische Jobeljahr ([[Jubeljahr]]): Jedes fünfzigste Jahr soll die Freilassung für alle Bewohner des Landes ausgerufen werden (3. Mose 25,10). Fünfzig Tage nach dem Auszug aus Ägypten erhielten die Israeliten die 10 Gebote, und sie erneuerten den Bund mit Gott. Daran erinnert das [[Wikipedia:Schawuot|Schawuot]]-Fest. Ebenfalls an einem Schawuot-Fest ([[Pfingsten]]) wurde der Heilige Geist ausgegossen. Dieses Ereignis markierte den Beginn der Mission der [[Apostel]] (Apostelgeschichte 2).
*[[siebzig]]: Nach hebräisch-jüdischer Tradition gibt es 70 Völker (1. Mose 10); dementsprechend sandte Jesus 70 bzw. 72 [[Jünger]] aus (Lukas 10,1). Alle Seelen des Hauses Jakob, die nach Ägypten kamen, waren 70 (1. Mose 46,27). Mose setzte 70 Älteste ein (4. Mose 11,16). Der [[Wikipedia:Sanhedrin|Sanhedrin]] umfasste 70 Ratsmitglieder plus den Vorsitzenden.
*[[sechshundertsechsundsechzig]]: Die Zahl [[sechs]] steht für den gegen Gott rebellierenden Menschen in dieser Zeit und Welt (2. Samuel 21 und 22). In der Zahl 666 nach Offenbarung 13,18 ist die Zahl 6 in dreifacher Steigerung enthalten. Der Text betont, es sei eines Menschen Zahl. Die dreimalige Erwähnung der Zahl 6 will sagen: ohne Zweifel der absolute Gegner Gottes und seines Gesalbten. (Hinweis: Es gibt jedoch auch andere Erklärungsansätze zur Zahl 666).
*[[Hundertvierundvierzigtausend|144.000]]: Die Anzahl der „versiegelten“ Israeliten in der [[Offenbarung_des_Johannes|Offenbarung]]. Setzt sich zusammen aus (3x4) x 12 x (10x10x10). Will unterstreichen: 3 = ganz gewiss; 4 = vom ganzen Erdkreis; 12 = alle erwählten Stämme; 10x10x10 = ganz gewiss alle, die das Kriterium für die Erwählung erfüllen.


Teils scheinen diese Zahlen nachträglich, an- bzw. eingepasst worden zu sein. Die unterlegte Botschaft dieser Zahlen bekräftigt die Aussagen der jeweiligen Texte und Erzählungen, so im [[Wikipedia:Buch Daniel|Buch Daniel]], im [[Johannesevangelium]] und in der [[Offenbarung des Johannes]].
== Feuerbachs Religionskritik ==


== Babylonische Zahlensymbolik ==
[[Ludwig Feuerbach]] leitet aus dem Wesen des Menschen die Gottesvorstellung ab. In seiner Schrift ''[[Das Wesen des Christentums (Feuerbach)|Das Wesen des Christentums]]'' (1841) begreift er die Vorstellung eines allmächtigen und gütigen Schöpfergottes als eine anthropologische Projektion, die die geheimen Wünsche und Sehnsüchte des Menschen in ein überirdisches Subjekt verleiblicht.<ref>Kurt Lenk (Hrsg.): ''Ideologie''. 2. Auflage. Luchterhand, Neuwied 1964, S. 29.</ref>
Für altorientalische Religionen wie z.&nbsp;B. in [[Babylon]] haben Zahlen eine mystische Bedeutung. Bestimmte Zahlen entsprechen dem Einfluss der Gestirne und Konstellationen
*[[eins]]: Ist das Zeichen für Einheit.
*[[zwei]]: Ist das Zeichen für die Zweiteilung des [[Weltall]]s, oben und unten; auch [[Mond]] und [[Sonne]], [[Winter]] und [[Sommer]] wurden damit in Verbindung gebracht.
*[[drei]]: Entspringt der Dreiteilung des [[Universum|Kosmos]] in drei Sphären der [[Fixstern]]e; ebenso Dreiteilung des irdischen Alls in Lufthimmel, Erde und Ozean. Auch die Trias Vater, Mutter, Sohn ([[En-Ki]], [[Nin-Hur-Sanga]], [[Marduk]]) lässt sich damit in Verbindung bringen.
*[[vier]]: Die vier Weltecken, vier Weltrichtungen, vier Winde, vier Jahreszeiten, vier Phasen des Mondes usw. stehen damit in Zusammenhang.
*[[fünf]]: Das mystische [[Pentagramm]] entstand durch Hinzuziehen der [[Venus (Planet)|Venus]] als 5. Dimension zu den Planeten der vier Weltecken. Die Woche von fünf Tagen, die kosmischen Türme von fünf Stufen sind zu identifizieren.
*[[sechs]]: Zahl des [[Adad|Hadad]]. Sechs Doppelmonate, sechs Weltalter zuweilen wird das Sonnenrad mit sechs Strahlen dargestellt.
*[[sieben]]: Zahl der Gestirne (Sonne, Mond, Planeten Merkur-Jupiter), sieben kosmische Türme mit sieben Stufen, sieben Locken des [[Gilgamesch]], sieben Zweige des Lebensbaums, sieben [[Plejaden]], sieben Hauptsterne am großen Himmelswagen, sieben Namen des [[Mars (Mythologie)|Mars]], sieben Wochentage mit Hervorhebung des 7. als Unglückstag. Sieben Tage steigt die babylonische Flut, sieben Tage fällt die Flut, sieben Sühneriten, Schlange mit sieben Köpfen oder sieben Zungen. Sieben Tore hat die Unterwelt in der Höllenfahrt der [[Ischtar|Ištar]].
*[[acht]]: Ist die Zahl der Ištar-Venus. Sie wird durch ein 8-strahliges Zeichen dargestellt, verdreifacht bedeutet das Zeichen „Stern“. Acht Richtungen der Windrose, acht Speichen des Glücksrades, acht Tore hat ein Bauwerk [[Sanherib]]s.
*[[neun]]: Hervorgehoben in bestimmten Kalendersystemen, zerlegt in 3 x 3; multipliziert mit 3 ergibt den Tag, an dem sich Mond und Sonne die Bestimmung teilen (27).
*[[zehn]]: Zahl des [[Marduk]].
*[[elf]]: Die elf Strahlen Marduks, elfsaitige Harfe aus Telloh.
*[[zwölf]]: Zahl des [[Nergal]]. Grundlage des Duodezimalsystems (5 + 7; 5 x 12). Der zwölfjährige Umlauf des [[Jupiter (Planet)|Jupiter]], Zwölfteilung des [[Tierkreis]]es, 12 Doppelstunden für den Tag. 12 [[Schaubrote]] in den Ritualtafeln, bisweilen auch die Zahl des babylonischen Olymp.
*[[dreizehn]]: Die 13 gehört zur Zwölf. Galt als [[Glückszahl]] durch (12 + 1) Götterpaare.
*[[vierzehn]]: Zahl der bösen [[Dämon]]en. Verdoppelung der Sieben. Vierzehn Tore hat die Unterwelt in der Legende, vierzehn Nothelfer begleiten [[Nergal]] in die Unterwelt. Siehe aber auch die christlichen heiligen [[Vierzehn Nothelfer]] in positiver Bedeutung.
*[[fünfzehn]]: Zahl der Ištar. Ruhetag im Mondlauf, Vollmondstag, [[Nebukadnezar]] baut in 15 Tagen seinen Palast. [[Niniveh]], Stadt der Ištar  hat 15 Tore.
*[[siebenundzwanzig]]: jeden 27. Tag treffen sich Mond und Sonne, um ihre Bestimmung zu teilen.
*[[fünfzig]]: 50 Ehrennamen des Marduk, 50 Tempel.
*[[siebzig]]: Zahl des vollendeten Kreislaufs.
*[[zweiundsiebzig]]: 72 Älteste;  Sonnenrechnung (5 x 72 = 360);  [[Präzession]]szahl (in 72 Jahren wandert der Frühlingspunkt um 1 Grad).
*[[dreihundertsechzig]]: Rundzahl des Jahres. 30 x 12 Brote aus Weizenmehl werden beim Tempelbau-Ritus aufgelegt.


== Chinesische Zahlensymbolik ==
== Ideologiekritik bei Marx und Engels ==
''Hauptartikel: [[Chinesische Zahlen #Zahlensymbolik|Chinesische Zahlensymbolik]]


Eine zentrale Rolle spielt(e) die Numerologie auch im alten wie modernen [[China]]. Von besonderer Bedeutung sind etwa die 3 als Grundlage zahlreicher Triaden, die fünf, die acht, sowie schließlich die 12 als Determinante des [[Chinesischer Kalender|Kalenders]] wie des [[Chinesischer Tierkreis|Tierkreises]].
Ihre klassische Form findet die Ideologiekritik bei [[Karl Marx]] und [[Friedrich Engels]] im Kontext ihrer materialistischen Basis-Überbau-Lehre. In der posthum veröffentlichten ''[[Die deutsche Ideologie|Deutschen Ideologie]]'' kritisieren sie die Philosophie der Junghegelianer Feuerbach, [[Bruno Bauer (Philosoph)|Bruno Bauer]] und [[Max Stirner]]. Marx und Engels betrachten „Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewusstseinformen“<ref>Karl Marx/Friedrich Engels: ''Die deutsche Ideologie.'' In: ''Marx-Engels Werke,'' Band 3. Dietz, Berlin 1961, S. 26.</ref> als Überbau-Phänomene. Ideologiekritik bedeutet ihnen zuvörderst, der Ideologie den „Schein der Selbständigkeit“ zu nehmen<ref>Karl Marx/Friedrich Engels: ''Die deutsche Ideologie.'' In: ''Marx-Engels Werke,'' Band 3. Dietz, Berlin 1961, S. 27.</ref> und sie als abhängig von den materiellen Verhältnissen zu erklären, sodann ihre Funktion für bestehende oder angestrebte Herrschaft zu analysieren.<ref>Eintrag ''Ideologiekritik.'' In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): ''Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus''. Band 6/I: ''Hegemonie bis Imperialismus''. Argument, Hamburg 2004, Spalte 696.</ref> Für sie sind die in jeder Epoche herrschenden Gedanken die Gedanken der herrschenden Klasse.<ref>Karl Marx/Friedrich Engels: ''Die deutsche Ideologie''. In: ''Marx-Engels Werke,'' Band 3. Dietz, Berlin 1961, S. 36.</ref> Jürgen Habermas sieht in der Marx’schen ''Kritik der Politischen Ökonomie'' die Theorie der bürgerlichen Gesellschaft als Ideologiekritik, die insbesondere die „Basisideologie des gerechten [[Wikipedia:Äquivalenztausch|Tausches]]“ entlarvt.<ref>Jürgen Habermas: ''Technik und Wissenschaft als ‚Ideologie‘.'' Suhrkamp 1969, S. 71f.</ref>


== Zahlen im Märchen ==
Für die marxistische Ideologienlehre erhielt das sogenannte [[Wikipedia:Warenfetisch|Fetisch-Kapitel]] aus dem ersten Band des ''[[Das Kapital|Kapitals]]'' grundlegende Bedeutung (siehe unten).<ref>Siehe Unterkapitel ''Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis,'' in: Karl Marx: ''Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band'' ''(Marx-Engels Werke,'' Band 23). Dietz, Berlin 1962, S. 85–98.</ref>
In Märchen werden Zahlen als Symbole mit einer magischen Bedeutung dargestellt. Die Zahlen 3, 7 und 13 haben besonders hervorgehobene Bedeutungen, da sie den Hauptfiguren Glück oder Pech bringen. So ist zum Beispiel in dem Märchen [[Aschenputtel]] von drei Haselnüssen die Rede, denen die Heldin letztendlich ihr Glück verdankt. <!--muss mich nochmal einlesen in das Thema, habe zuviel davon vergessen, kann aber auch gerne anderweitig ergänzt werden.-->


== Zahlen aus Wörtern ==
Ideologiekritik versteht Marx auch als [[immanente Kritik]], die den ideellen (Gerechtigkeits-)Anspruch, den Ideologien erheben, zum normativen Maßstab der gesellschaftlichen Verhältnisse macht. Er will die „versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigene Melodie vorsingt“<ref>Karl Marx: ''Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung.'' In: ''Marx-Engels Werke,'' Band 1. Dietz, Berlin 1961, S. 381.</ref> und – als [[Wikipedia:Bestimmte Negation|bestimmte Negation]] – „aus der Kritik der alten Welt die neue finden“.<ref>Karl Marx: ''Briefe aus den 'Deutsch-Französischen Jahrbüchern' ''. In: ''Marx-Engels Werke,'' Band 1. Dietz, Berlin 1961, S. 344.</ref>
Unter Numerologie wird auch häufig die Umwandlung von Wörtern in Zahlenwerte verstanden. Hierzu werden  einzelnen Buchstaben Zahlenwerte zugeordnet, die dann gemäß verschiedener Rechenverfahren, die in der Regel die Bildung der [[Quersumme]] beinhalten, in Ergebniszahlen resultieren.


Die Bedeutung dieser Ergebniszahlen wird aus Tabellen entnommen, die an die Bedeutungen des [[Tarot]] erinnern.
== Verdinglichungstheorem von Lukács ==
Verfahren zur Namenszahlberechnung sind verbreitet von [[Cheiro]], [[Pythagoras]] (oder "englisch") und [[Herbert Reichstein|Reichstein]].
Zentral für [[Georg Lukács]]' Marx-Exegese ist das Fetisch-Kapitel aus dem ''Kapital''. Auf dieser Grundlage entwickelt er in seiner Essaysammlung ''[[Geschichte und Klassenbewußtsein]]'' (1923) eine Theorie der [[Verdinglichung]]. Dieser liegt der Gedanke zugrunde, dass in der privat arbeitsteiligen Warenproduktion eine Verselbständigung der Produkte gegenüber ihren Produzenten resultiere. Durch die Warenform zeigen die Arbeitsprodukte ein selbstregulatives, vom Willen der Wareneigentümer unbeeinflussbares [[Marktverhalten]]. Dadurch verkehre sich im Bewusstsein das gesellschaftliche Verhältnis von Produzenten in ein Verhältnis von Dingen. Darin sieht Lukács die ideologische Hauptquelle des falschen Bewusstseins des Proletariats. Die theoretische Beschreibung des falschen Scheins könne der Anfang ihrer Überwindung sein.<ref>Eintrag ''Fetischcharakter der Ware''. In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): ''Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus''. Band 4: ''Fabel bis Gegenmacht''. Argument, Hamburg 1999, Spalte 238f.</ref>
Ähnlich dem Tageshoroskop existieren auch Zuordnungen von Zahlenwerten zu Kalendertagen.


== Weiteres ==
Für [[Christoph Demmerling]] hat Lukács eine „wegweisende Verknüpfung der Marxschen ‚Kritik der Politischen Ökonomie‘ mit [[Max Weber]]s Theorie des welthistorischen Rationalisierungspozesses“ geleistet, die er zu einer „umfassenden Zeitdiagnose“ nutze. Ihr zufolge sei die Ware nicht nur auf dem Markt zu finden, sondern strukturiere die Beziehungen der Menschen zueinander und präge die gesamte gesellschaftliche Wirklichkeit.<ref>Christoph Demmerling: ''Sprache und Verdinglichung. Wittgenstein, Adorno und das Projekt einer kritischen Theorie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 37f.</ref>
Im ostasiatischen Raum herrscht eine ganz eigene Interpretation, die z.B. in die dortige ganzheitliche [[Baubiologie]] gemäß der [[Feng Shui|Feng-Shui]]-Lehre eingeflossen ist. Verwandte Themen sind hier unter anderem die auf [[Yin und Yang]] basierende Sichtweise der Welt.


Auch die [[Chinese]]n messen Zahlen eine große Bedeutung zu. Zum Beispiel ist hier die 4 ({{zh|c=四|p=sì}}) die Unglückszahl, weil sie im Chinesischen ähnlich wie „sterben“ und „Tod“ ({{zh|c=死|p=sǐ}}) klingt. 8 ({{zh|c=八|p=bā}}) ist durch eine Lautähnlichkeit (zu {{zh|c=发|p=fā}}) die Glückszahl. Daher wird die Zahl 4 in China und Japan möglichst vermieden oder ersetzt.<ref>So wurde etwa das Automodell [[Alfa Romeo 164]] in Japan als 168 angeboten.</ref>
== Ideologiekritik der Kritischen Theorie ==


Einige [[Wikipedia:Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]] messen Zahlen eine große Bedeutung zu – siehe [[Dreiundzwanzig]].
Insbesondere über das Theorem der Verdinglichung von Lukács eignen sich die Begründer der Kritischen Theorie die marxistische Ideologiekritik an. Für sie ist Ideologie „objektiv notwendiges und zugleich falsches Bewusstsein“,<ref>''XII. Ideologie''. in: Institut für Sozialforschung: ''Soziologische Exkurse. Nach Vorträgen und Diskussionen''. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1956, S. 168.</ref> Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse. Grundlegend für das Ideologieverständnis der [[Frankfurter Schule]] ist der vom [[Warenfetisch]] erzeugte gesellschaftliche Verblendungszusammenhang, der die Verhältnisse von Menschen als Verhältnisse von Waren widerspiegelt, sowie der [[Äquivalenztausch|Äquivalententausch]], bei dem es „mit rechten Dingen und doch nicht mit rechten Dingen zugeht“.<ref>Theodor W. Adorno: ''Soziologie und empirische Forschung.'' In: ders: ''Gesammelte Schriften,'' Band 8: ''Soziologische Schriften I''. 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, S. 209.</ref> Verschleiert er doch die Ausbeutung des Lohnarbeiters, der zwar als Äquivalent für die Verausgabung seiner Arbeitskraft seine Reproduktionskosten erstattet bekommt, aber um den von ihm erzeugten [[Mehrwert (Marxismus)|Mehrwert]] geprellt wird.


In den [[Wikipedia:Vereinigte Staaten|USA]] wird auch heute noch vermieden, ein 13tes Stockwerk zu benennen. Stattdessen wird es z.B. mit 12A beziffert oder gleich das 14. daraus gemacht. Ähnlich ist es auch in Flugzeugen oder auf Kreuzfahrtschiffen, wo es ebenfalls keine 13. Sitzreihe bzw. kein 13. Deck gibt. Auch in [[Wikipedia:Krankenhaus|Krankenhäusern]] wird auf ein Zimmer Nr. 13 verzichtet, im [[Wikipedia:Formel 1|Formel1-Motorsport]] auf die Startnummer 13. In [[Wikipedia:Wellington|Wellington]], der Hauptstadt [[Wikipedia:Neuseeland|Neuseeland]]s, sind Regierungsbüros oft im 13. Stock, weil diese nicht an Geschäftsleute vermietbar sind, die anscheinend Bedenken haben, diese Adresse könnte geschäftsschädigend sein.
Emmerich Nyikos beschreibt in „Klassenbewusstlosigkeit und Geschichte“ Ideologie als Operation auf dem Niveau der Erscheinungswelt. Jene Erscheinungswelt sei real oder illusionär gestaltet, modifiziert, moduliert, verformt oder verfremdet.<ref>{{Literatur|Autor=Emmerich Nyikos|Titel=Klassenbewusstlosigkeit und Geschichte – Zur Kritik an der Postmoderne|Hrsg=Deutscher Wissenschaftsverlag|Sammelwerk=|Band=1. Auflage|Nummer=ISBN 3-935176-36-8|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=|Seiten=|ISBN=}}</ref>


Bei den [[Wikipedia:Bahai|Bahai]] haben die Zahlen [[neun]] und [[neunzehn]] eine besondere Bedeutung.
Die Funktion der Ideologie ist nach [[Theodor W. Adorno|Adorno]] Rechtfertigung.<ref>Theodor W. Adorno: ''Beitrag zur Ideologienlehre''. In: ders: ''Gesammelte Schriften,'' Band 8: ''Soziologische Schriften I.'' 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, S. 465.</ref> Da sie bestehendes Unrecht mit Idealen und Theoremen der Gerechtigkeit zu rechtfertigen sucht (worin Adorno „ihre Wahrheit“ sieht), bestehe die Aufgabe der Ideologiekritik in der „Konfrontation der Ideologie mit ihrer eigenen Wahrheit“.<ref>Theodor W. Adorno: ''Beitrag zur Ideologienlehre.'' In: ders: ''Gesammelte Schriften,'' Band 8: ''Soziologische Schriften I''. 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, S. 465.</ref> Das heißt, dass Ideologiekritik durch [[immanente Kritik]] den erhobenen Anspruch von Gerechtigkeit beim Wort nimmt und die von der Ideologie verdeckte Ungerechtigkeit entlarvt. Im Falle des Äquivalententausches bedeutet das, aufzuzeigen, dass nur scheinbar Vergleichbares getauscht wird.
 
Viele Arbeiten der Vertreter der Frankfurter Schule basieren auf dem Kritikmodell der Ideologiekritik. Das bringen bereits die Titel einiger ihrer Schriften zum Ausdruck, z.&nbsp;B. ''[[Jargon der Eigentlichkeit|Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie]]'' (Theodor W. Adorno), ''[[Der eindimensionale Mensch]]. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft'' ([[Herbert Marcuse]]),''Technik und Wissenschaft als ‚Ideologie‘'' sowie ''Erkenntnis und Interesse'' ([[Jürgen Habermas]]).
 
== Wissenssoziologie ==
 
Zum Gegenstand einer akademischen Disziplin, der [[Wissenssoziologie]], wurde die Ideologielehre in den 1920er Jahren.<ref>Kurt Lenk (Hrsg.): ''Ideologie''. 2. Auflage. Luchterhand, Neuwied 1964, S. 52.</ref> [[Karl Mannheim]] als einer ihrer Hauptvertreter versteht Ideologie als einen [[Wertfreiheit|wertfreien Begriff]], als „seinsgebundenes“ Denken, d. h. in einer bestimmten gesellschaftlichen Lage verwurzelt. Im Gegensatz zu den ideologiekritischen Erklärungsansätzen, die den Ideologiebegriff [[Pejorativum|pejorativ]] mit verzerrtem und falschem Denken gleichsetzen, bringt der „totale Ideologiebegriff“ Mannheims zum Ausdruck, dass jedes Denken ideologisch sei.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Kabbala]]
* {{WikipediaDE|Ideologiekritik}}
*[[Gematrie]]
*[[Wikipedia:Liste besonderer Zahlen|Liste besonderer Zahlen]]


== Einzelnachweise ==
== Literatur ==
<references />
'''Klassische Texte'''
* Francis Bacon: ''Novum Organum'' (1620). Erste deutsche Ausgabe: ''Neues Organum''. Berlin 1870.
* Ludwig Feuerbach: ''Das Wesen des Christentums'' (1841). Aktuelle Ausgabe nach der 3. Auflage von 1849: Reclam, Stuttgart 1978.
* Georg Lukács: ''Geschichte und Klassenbewußtsein (1923)''. In: ders.: ''Georg Lukács’ Werke,'' Band 2: ''Frühschriften II: Geschichte und Klassenbewusstsein''. Luchterhand. Neuwied und Berlin 1968, S. 161–517.
* Karl Mannheim: ''Ideologie und Utopie''. Bonn 1929; 3. Auflage Frankfurt am Main 1952.
* Karl Marx, Friedrich Engels: ''Die deutsche Ideologie. Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten''. In: ''Marx-Engels Werke,'' Band 3. Dietz, Berlin 1961, S. 9–533.


== Literatur ==
'''Sekundärliteratur'''
*Helmut Werner: ''Lexikon der Numerologie und Zahlenmystik''. Knaur (Esoterik), München 1995; Komet, Köln 2001, ISBN 978-3-89836-132-3
* Theodor W. Adorno: ''Beitrag zur Ideologienlehre''. In: ders: ''Gesammelte Schriften,'' Band 8: ''Soziologische Schriften I''. 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, S. 457–477.
*Helyn Hitchcock: ''Das große Buch der Numerologie''. Goldmann (Arkana), München 2003, ISBN 978-3-442-21534-8
* Hans Barth: ''Wahrheit und Ideologie''. Eugen Rentsch Verlag, Erlenbach-Zürich 1961.
*Faith Javane / Dusty Bunker: ''Zahlenmystik. Das Handbuch der Numerologie''. Goldmann (Esoterik), München 2005, ISBN 978-3-442-12248-6
* Max Horkheimer: ''Ein neuer Ideologiebegriff?''. In: ders.: ''Gesammelte Schriften,'' Band 2: ''Philosophische Frühschriften 1922–1932''. Fischer, Frankfurt am Main 1987, S. 272–294.
*SOFOS: ''Die Zahl - Dein Leben''. Eine Numerologie des 21. Jahrhunderts, Goldmann (Arkana), München 2001, ISBN 3-442-21571-4 (''Das hier gefundene System überzeugt und ist universell anwendbar. Die Charakterdeutungen sind präzise und manchmal höchst überraschend.'')
* Kurt Lenk (Hrsg.): ''Ideologie''. 2. Auflage. Luchterhand, Neuwied 1964.
*[[Penny McLean]]: ''Numerologie und Schicksal'', Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2000, ISBN 3-89631-380-0
* Tilman Reitz: ''Ideologiekritik''. In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): ''Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus''. Band 6/I: ''Hegemonie bis Imperialismus''. Argument, Hamburg 2004, Spalten 690–717
*[[Penny McLean]]: ''Numerologie und Namen'', Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2001, ISBN 3-7205-2250-4
* ''Theoriediskussion: Hermeneutik und Ideologiekritik''. Mit Beiträgen von Karl-Otto Apel, Claus v. Bormann, Rüdiger Bubner, Hans-Georg Gadamer, Hans Joachim Giegel, Jürgen Habermas. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971
*Stefan Heinlein: ''Christliche Zahlensymbolik und ihre Chiffrierung in der alten Kunst.'' In: Magie der Zahl. Ausstellungskatalog. [[Wikipedia:Staatsgalerie Stuttgart|Staatsgalerie Stuttgart]] 1997. S. 291-303.
* Reinhold Zippelius: ''Grundbegriffe der Rechts- und Staatssoziologie'', 3. Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2012, S. 8 ff
*Frédéric Lionel: ''Das Vermächtnis des Pythagoras''. Aquamarin Verlag, Grafing 1990, ISBN 3-922936-94-6


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.kreudenstein-online.de/Bibelkritik/zahlensymbolik.htm Hebräische Zahlensymbolik in der Bibel]
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*[http://www.rodurago.net/index.php?site=details&link=1 Bedeutung der Zahlen]
* ''[http://www.inkrit.de/e_inkritpedia/e_maincode/doku.php?id=i:ideologiekritik Ideologiekritik]'' – Eintrag in ''Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus''
*[http://schicksal-in-zahlen.de/literatur.html Numerologie nach Reichstein]
 
*[http://numerologie.abhyanga.de Online Numerologie-Rechner] nach [[Cheiro]], [[Pythagoras]] oder [[Reichstein]].
== Einzelnachweise ==
* Joachim Stiller: [http://joachimstiller.de/zahlenmysik.html Projekt Zahlenmystik] Websaite
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Version vom 1. Juni 2022, 10:14 Uhr

Ideologiekritik bezeichnet ein philosophisches und soziologisches Kritikmodell, das die mangelnde Übereinstimmung von Denken und Sein aufzeigt und die Ursachen der Entstehung dieser Diskrepanz analysiert. Die mit dem Begriff der Ideologie umschriebene Nichtübereinstimmung mit der Wirklichkeit wird nicht auf irrtümliches Denken zurückgeführt, sondern als ein durch anthropologische, psychologische oder gesellschaftliche Ursachen notwendig erzeugtes Produkt erklärt (siehe dazu: Kategorisierung). Die gesellschaftlichen Verhältnisse aufzudecken, die dem Denken Schranken setzen, ist ein Hauptmotiv der klassischen Ideologiekritik von Karl Marx und Friedrich Engels.

Die Wortgeschichte des Begriffs wurde nie systematisch erforscht. Eine frühe Verwendung findet sich in den frühen 1930er Jahren bei Antonio Gramsci.[1]

Der Begriff „Ideologiekritik“ darf nicht missverstanden werden als „Kritik am Konzept der Ideologie“, sondern ganz im Gegenteil als „Aufdeckung ideologischer Motive in der Gesellschaft“.

Bacons Idolenlehre

Retrospektiv wurde die Idolenlehre des englischen Philosophen Francis Bacon als Vorläufer der Ideologiekritik rezipiert. In seiner Kritik der Scholastik identifiziert er in der Schrift Novum Organum (1620, dt. 1870) in den Idolen vorgefasste Anschauungen und überlieferte Meinungen mit der Tendenz zum anthropomorphen Denken, die ein objektadäquates Erkennen verhinderten.

Feuerbachs Religionskritik

Ludwig Feuerbach leitet aus dem Wesen des Menschen die Gottesvorstellung ab. In seiner Schrift Das Wesen des Christentums (1841) begreift er die Vorstellung eines allmächtigen und gütigen Schöpfergottes als eine anthropologische Projektion, die die geheimen Wünsche und Sehnsüchte des Menschen in ein überirdisches Subjekt verleiblicht.[2]

Ideologiekritik bei Marx und Engels

Ihre klassische Form findet die Ideologiekritik bei Karl Marx und Friedrich Engels im Kontext ihrer materialistischen Basis-Überbau-Lehre. In der posthum veröffentlichten Deutschen Ideologie kritisieren sie die Philosophie der Junghegelianer Feuerbach, Bruno Bauer und Max Stirner. Marx und Engels betrachten „Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewusstseinformen“[3] als Überbau-Phänomene. Ideologiekritik bedeutet ihnen zuvörderst, der Ideologie den „Schein der Selbständigkeit“ zu nehmen[4] und sie als abhängig von den materiellen Verhältnissen zu erklären, sodann ihre Funktion für bestehende oder angestrebte Herrschaft zu analysieren.[5] Für sie sind die in jeder Epoche herrschenden Gedanken die Gedanken der herrschenden Klasse.[6] Jürgen Habermas sieht in der Marx’schen Kritik der Politischen Ökonomie die Theorie der bürgerlichen Gesellschaft als Ideologiekritik, die insbesondere die „Basisideologie des gerechten Tausches“ entlarvt.[7]

Für die marxistische Ideologienlehre erhielt das sogenannte Fetisch-Kapitel aus dem ersten Band des Kapitals grundlegende Bedeutung (siehe unten).[8]

Ideologiekritik versteht Marx auch als immanente Kritik, die den ideellen (Gerechtigkeits-)Anspruch, den Ideologien erheben, zum normativen Maßstab der gesellschaftlichen Verhältnisse macht. Er will die „versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigene Melodie vorsingt“[9] und – als bestimmte Negation – „aus der Kritik der alten Welt die neue finden“.[10]

Verdinglichungstheorem von Lukács

Zentral für Georg Lukács' Marx-Exegese ist das Fetisch-Kapitel aus dem Kapital. Auf dieser Grundlage entwickelt er in seiner Essaysammlung Geschichte und Klassenbewußtsein (1923) eine Theorie der Verdinglichung. Dieser liegt der Gedanke zugrunde, dass in der privat arbeitsteiligen Warenproduktion eine Verselbständigung der Produkte gegenüber ihren Produzenten resultiere. Durch die Warenform zeigen die Arbeitsprodukte ein selbstregulatives, vom Willen der Wareneigentümer unbeeinflussbares Marktverhalten. Dadurch verkehre sich im Bewusstsein das gesellschaftliche Verhältnis von Produzenten in ein Verhältnis von Dingen. Darin sieht Lukács die ideologische Hauptquelle des falschen Bewusstseins des Proletariats. Die theoretische Beschreibung des falschen Scheins könne der Anfang ihrer Überwindung sein.[11]

Für Christoph Demmerling hat Lukács eine „wegweisende Verknüpfung der Marxschen ‚Kritik der Politischen Ökonomie‘ mit Max Webers Theorie des welthistorischen Rationalisierungspozesses“ geleistet, die er zu einer „umfassenden Zeitdiagnose“ nutze. Ihr zufolge sei die Ware nicht nur auf dem Markt zu finden, sondern strukturiere die Beziehungen der Menschen zueinander und präge die gesamte gesellschaftliche Wirklichkeit.[12]

Ideologiekritik der Kritischen Theorie

Insbesondere über das Theorem der Verdinglichung von Lukács eignen sich die Begründer der Kritischen Theorie die marxistische Ideologiekritik an. Für sie ist Ideologie „objektiv notwendiges und zugleich falsches Bewusstsein“,[13] Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse. Grundlegend für das Ideologieverständnis der Frankfurter Schule ist der vom Warenfetisch erzeugte gesellschaftliche Verblendungszusammenhang, der die Verhältnisse von Menschen als Verhältnisse von Waren widerspiegelt, sowie der Äquivalententausch, bei dem es „mit rechten Dingen und doch nicht mit rechten Dingen zugeht“.[14] Verschleiert er doch die Ausbeutung des Lohnarbeiters, der zwar als Äquivalent für die Verausgabung seiner Arbeitskraft seine Reproduktionskosten erstattet bekommt, aber um den von ihm erzeugten Mehrwert geprellt wird.

Emmerich Nyikos beschreibt in „Klassenbewusstlosigkeit und Geschichte“ Ideologie als Operation auf dem Niveau der Erscheinungswelt. Jene Erscheinungswelt sei real oder illusionär gestaltet, modifiziert, moduliert, verformt oder verfremdet.[15]

Die Funktion der Ideologie ist nach Adorno Rechtfertigung.[16] Da sie bestehendes Unrecht mit Idealen und Theoremen der Gerechtigkeit zu rechtfertigen sucht (worin Adorno „ihre Wahrheit“ sieht), bestehe die Aufgabe der Ideologiekritik in der „Konfrontation der Ideologie mit ihrer eigenen Wahrheit“.[17] Das heißt, dass Ideologiekritik durch immanente Kritik den erhobenen Anspruch von Gerechtigkeit beim Wort nimmt und die von der Ideologie verdeckte Ungerechtigkeit entlarvt. Im Falle des Äquivalententausches bedeutet das, aufzuzeigen, dass nur scheinbar Vergleichbares getauscht wird.

Viele Arbeiten der Vertreter der Frankfurter Schule basieren auf dem Kritikmodell der Ideologiekritik. Das bringen bereits die Titel einiger ihrer Schriften zum Ausdruck, z. B. Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie (Theodor W. Adorno), Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft (Herbert Marcuse),Technik und Wissenschaft als ‚Ideologie‘ sowie Erkenntnis und Interesse (Jürgen Habermas).

Wissenssoziologie

Zum Gegenstand einer akademischen Disziplin, der Wissenssoziologie, wurde die Ideologielehre in den 1920er Jahren.[18] Karl Mannheim als einer ihrer Hauptvertreter versteht Ideologie als einen wertfreien Begriff, als „seinsgebundenes“ Denken, d. h. in einer bestimmten gesellschaftlichen Lage verwurzelt. Im Gegensatz zu den ideologiekritischen Erklärungsansätzen, die den Ideologiebegriff pejorativ mit verzerrtem und falschem Denken gleichsetzen, bringt der „totale Ideologiebegriff“ Mannheims zum Ausdruck, dass jedes Denken ideologisch sei.

Siehe auch

Literatur

Klassische Texte

  • Francis Bacon: Novum Organum (1620). Erste deutsche Ausgabe: Neues Organum. Berlin 1870.
  • Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums (1841). Aktuelle Ausgabe nach der 3. Auflage von 1849: Reclam, Stuttgart 1978.
  • Georg Lukács: Geschichte und Klassenbewußtsein (1923). In: ders.: Georg Lukács’ Werke, Band 2: Frühschriften II: Geschichte und Klassenbewusstsein. Luchterhand. Neuwied und Berlin 1968, S. 161–517.
  • Karl Mannheim: Ideologie und Utopie. Bonn 1929; 3. Auflage Frankfurt am Main 1952.
  • Karl Marx, Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten. In: Marx-Engels Werke, Band 3. Dietz, Berlin 1961, S. 9–533.

Sekundärliteratur

  • Theodor W. Adorno: Beitrag zur Ideologienlehre. In: ders: Gesammelte Schriften, Band 8: Soziologische Schriften I. 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, S. 457–477.
  • Hans Barth: Wahrheit und Ideologie. Eugen Rentsch Verlag, Erlenbach-Zürich 1961.
  • Max Horkheimer: Ein neuer Ideologiebegriff?. In: ders.: Gesammelte Schriften, Band 2: Philosophische Frühschriften 1922–1932. Fischer, Frankfurt am Main 1987, S. 272–294.
  • Kurt Lenk (Hrsg.): Ideologie. 2. Auflage. Luchterhand, Neuwied 1964.
  • Tilman Reitz: Ideologiekritik. In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 6/I: Hegemonie bis Imperialismus. Argument, Hamburg 2004, Spalten 690–717
  • Theoriediskussion: Hermeneutik und Ideologiekritik. Mit Beiträgen von Karl-Otto Apel, Claus v. Bormann, Rüdiger Bubner, Hans-Georg Gadamer, Hans Joachim Giegel, Jürgen Habermas. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971
  • Reinhold Zippelius: Grundbegriffe der Rechts- und Staatssoziologie, 3. Aufl., Mohr Siebeck, Tübingen 2012, S. 8 ff

Weblinks

 Wiktionary: Ideologiekritik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Ideologiekritik – Eintrag in Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus

Einzelnachweise

  1. Eintrag Ideologiekritik In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 6/I: Hegemonie bis Imperialismus. Argument, Hamburg 2004, Spalte 692.
  2. Kurt Lenk (Hrsg.): Ideologie. 2. Auflage. Luchterhand, Neuwied 1964, S. 29.
  3. Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. In: Marx-Engels Werke, Band 3. Dietz, Berlin 1961, S. 26.
  4. Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. In: Marx-Engels Werke, Band 3. Dietz, Berlin 1961, S. 27.
  5. Eintrag Ideologiekritik. In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 6/I: Hegemonie bis Imperialismus. Argument, Hamburg 2004, Spalte 696.
  6. Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. In: Marx-Engels Werke, Band 3. Dietz, Berlin 1961, S. 36.
  7. Jürgen Habermas: Technik und Wissenschaft als ‚Ideologie‘. Suhrkamp 1969, S. 71f.
  8. Siehe Unterkapitel Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis, in: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (Marx-Engels Werke, Band 23). Dietz, Berlin 1962, S. 85–98.
  9. Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. In: Marx-Engels Werke, Band 1. Dietz, Berlin 1961, S. 381.
  10. Karl Marx: Briefe aus den 'Deutsch-Französischen Jahrbüchern' . In: Marx-Engels Werke, Band 1. Dietz, Berlin 1961, S. 344.
  11. Eintrag Fetischcharakter der Ware. In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 4: Fabel bis Gegenmacht. Argument, Hamburg 1999, Spalte 238f.
  12. Christoph Demmerling: Sprache und Verdinglichung. Wittgenstein, Adorno und das Projekt einer kritischen Theorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, S. 37f.
  13. XII. Ideologie. in: Institut für Sozialforschung: Soziologische Exkurse. Nach Vorträgen und Diskussionen. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1956, S. 168.
  14. Theodor W. Adorno: Soziologie und empirische Forschung. In: ders: Gesammelte Schriften, Band 8: Soziologische Schriften I. 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, S. 209.
  15.  Emmerich Nyikos: Klassenbewusstlosigkeit und Geschichte – Zur Kritik an der Postmoderne. 1. Auflage, Nr. ISBN 3-935176-36-8.
  16. Theodor W. Adorno: Beitrag zur Ideologienlehre. In: ders: Gesammelte Schriften, Band 8: Soziologische Schriften I. 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, S. 465.
  17. Theodor W. Adorno: Beitrag zur Ideologienlehre. In: ders: Gesammelte Schriften, Band 8: Soziologische Schriften I. 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, S. 465.
  18. Kurt Lenk (Hrsg.): Ideologie. 2. Auflage. Luchterhand, Neuwied 1964, S. 52.


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