Evangelium der Maria

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Evangelium nach Maria, P. Oxyrhynchus L 3525.

Das Evangelium der Maria gehört zu den Apokryphen des Neuen Testaments. Es handelt sich um eine gnostische Schrift, die auf etwa 160 n. Chr. datiert wird.

Bei der Maria, die dem Evangelium den Namen gegeben hat, handelt es sich möglicherweise um Maria Magdalena. Da im Text selbst jedoch nur allgemein von „Maria“ die Rede ist, bleibt diese Zuordnung unsicher.

Das Evangelium besteht im ersten Teil aus Dialogen zwischen dem auferstandenen Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen. Es enthält außerdem im zweiten Teil eine Vision Marias. Die beiden Teile scheinen ursprünglich voneinander unabhängig gewesen zu sein. Verbunden werden sie durch die Figur der Maria, die am Ende des ersten Teils auftritt. Im zweiten Teil ist ihre Rolle deutlich ausgeprägter, so dass der Titel Evangelium der Maria streng genommen nur auf den zweiten Teil des Apokryphons passt. Maria besitzt danach ein besonderes Vertrauen zum Erlöser und kennt besondere Offenbarungen, die die Jünger nicht kennen und sie teilt diese mit als Mittlerin und Verkündigerin der gnostischen Offenbarung und nimmt so eine Stellung oberhalb der Apostel ein.[1]

Nach allgemeiner Forschungsmeinung war das Original der Schrift in griechischer Sprache verfasst. Das Evangelium ist nur in Fragmenten erhalten. Der am besten erhaltene Textbestand des Werks befindet sich im Codex Berolinensis Gnosticus 8502, der ins 5. Jahrhundert datiert. Der Text ist in sahidisch verfasst, einem koptischen Dialekt. Die Seiten 1–6 und 11–14 der insgesamt 18 Seiten umfassenden Schrift sind verloren, somit ist weniger als die Hälfte des ursprünglichen Textes erhalten. Daneben existieren zwei griechische Fragmente, die später im ägyptischen Oxyrhynchos gefunden wurden. Papyrus Rylands 463 weicht in wenigen Punkten von der koptischen Fassung ab, während Papyrus Oxyrhynchus L 3525 mit dem koptischen Text übereinstimmt.

Einzelnachweise

  1. Till, S. 26

Literatur

  • Carl Schmidt: Ein vorirenäisches gnostisches Originalwerk in koptischer Sprache, von Dr. Carl Schmidt in: Sitzungsberichte der königlich preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Jahrgang 1896 2. Halbband Juni bis Dezember, Berlin 1896, S. 839f.
  • Walter Curt Till (Hrg.): Die gnostischen Schriften des koptischen Papyrus Berolinensis 8502, übersetzt und bearbeitet, 2. Aufl bearb. von H. U. Schenke, 1971 S 24-32 und S. 62-79.
  • Wilhelm Schneemelcher (Hrg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, Bd I Evangelien, 6. Aufl. Tübingen 1990. S. 313–315.
  • Christoph Markschies, Jens Schröter u.a. (Hrsg.): Antike christliche Apokryhen in deutscher Übersetzung. Band I: Evangelien und Verwandtes (zwei Teilbände). 7. Auflage der von Edgar Hennecke begründeten und von Wilhelm Schneemelcher fortgeführten Sammlung der neutestamentlichen Apokryphen. Mohr Siebek, Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-150087-9, S. 1208–1216 (wissenschaftliche Textausgabe).
  • Klaus Berger, Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Insel, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-458-16970-9, S. 1305–1309.
  • Uwe-Karsten Plisch: Was nicht in der Bibel steht. Apokryphe Schriften des frühen Christentums. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2006, ISBN 3-438-06036-1.