Modellbau in Malsch

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Version vom 25. März 2010, 09:23 Uhr von imported>Odyssee (Datum der Grundsteinlegung)
Der Innenraum des Modellbaus in Malsch.

Der Modellbau in Malsch wurde in den Jahren 1908/09 als Vorentwurf eines späteren Goetheanums von dem späteren Waldorflehrer Ernst August Karl Stockmeyer gemeinsam mit seinem Vater, dem Maler Karl Stockmeyer, nach den Ideen Rudolf Steiners in Malsch im Landkreis Karlsruhe errichtet. Steiner charakterisierte den Bau als den ersten Rosenkreuzer-Tempel, der auf der Oberfläche der Erde steht, d.h. nicht unterirdisch angelegt war.

Architektur

Ansicht des Innenraums
aus "Art Inspired by Rudolf Steiner: An Illustrated Introduction" by John Fletcher

Die Anregung für den Modellbau fand E. A. K. Stockmeyer durch den Münchner Kongress der theosophischen Gesellschaft im Jahre 1907, an dem er noch als Student teilnahm. Der in München angemietete Saal war mit 7 gemalten Säulen ausgestattet worden, zwischen denen die 7 apokalyptischen Siegel angebracht waren. Auf die Frage Stockmeyers, wie ein zu diesen Säulenmotiven gehöriger Bau auszusehen hätte, antwortete ihm Rudolf Steiner, er möge sich einen unterirdischen bzw. als Krypta angelegten Raum mit elliptischem Grundriß vorstellen, der von nur einem Oberlichtfenster erhellt wird. Zwei symmetrisch angeordneten Reihen von je sieben, paarweise gleichen Säulen, sollten die Kuppel in Form eines dreiachsigen Ellipsoids tragen, dessen Längsachse von West nach Ost gerichtet ist. Hinter den Säulen sollte es einen oben durch kleinere elliptische Gewölbe überdeckten Umgang geben.

Der Boden des nach diesen Angaben errichteten Modellbaus ist abgesenkt, so dass ein sitzender Betrachter den Eindruck eines Raumes in realer Größe erhält. Der Innenraum wurde mit 87 cm hohen Planetensäulen aus Eichenholz ausgestattet, die das elliptische Kuppelgewölbe tragen. Der Bau ist so ausgerichtet, dass die Sonne zu Frühlingsbeginn um 9 Uhr morgens die erste nördliche Säule beleuchtet. Die weitere Ausgestaltung des Baus blieb für viele Jahrzehnte unvollendet. Erst in den Jahren 1958 - 1965 wurde der Innenausbau durch den noch von Ernst August Karl Stockmeyer gegründeten Modellbauverein Malsch [1] zu Ende gebracht. Die nun krapprot gefärbte Innenwand des Gebäudes ist mit den 7 Planetensiegeln versehen. Die von den Säulen getragene indigoblaue Kuppel zeigt die 12 Tierkreisbilder.

Grundsteinlegung

Die Grundsteinlegung fand beim Aufgehen des ersten Frühlingsvollmondes in der Nacht vom 5. zum 6. April 1909 statt. Max Gümpel-Seiling berichtet darüber:

«Wir befanden uns im Wohnzimmer des im Walde allein stehenden Hauses der Familie. Es warenetwa 24 Personen[1] anwesend. Rudolf Steiner trat vor den Tisch, hinter dem wir standen, mitder von ihm verfaßten Urkunde. Erst erklärte er das Zeichen des Makrokosmos, das er miteinfachen Linien darauf gezeichnet hatte. Um den aus zwei sich durchkreuzenden Dreieckengebildeten Sechsstern schlössen sich zwei Drachen, welche sich gegenseitig in den Schwanzbissen. Oben ein weißer, beflügelter Drache, untenhin ein vertrockneter, dunkler. Rechts standen untereinander die Worte: <Oben alles wie unten>, und man las links von unten beginnend nach aufwärts: <Unten alles wie oben>. Dann unterzeichneten wir alle die Urkunde, welche Rudolf Steiner zusammenrollte, um sie dann in einer Flasche unter den Grundstein zu legen. Es war spät am Abend, aber Rudolf Steiner wollte noch den Mond abwarten, bevor wir hinterihm ins Freie traten, einer Waldschlucht zu, in welcher der kleine, nach oben offene Bau lag.<Liebe Schwestern und Brüder>, begann Rudolf Steiner. Wir standen dicht zusammengedrängt vor ihm, den kleinen Raum erfüllend. Erst sprach er von den Grundsteinlegungen alter Zeiten,wo ein Priester freiwillig sich in den Grund einmauern ließ, dann von dem Sklaven, den die Römer dazu zwangen, und schließlich von dem heutigen Sinne des Grundsteines. Hierauf vollzoger selbst die Grundsteinlegung.» (Lit.: GA 284, S 112)

Im Stuttgarter Zweiglokal an der Landhausstrasse wurde im Keller ein ähnlich konzipierter, aber größerer Raum gebaut und ausgemalt, der aber leider zerstört wurde; nur die Säulen sind noch vorhanden.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Es waren etwa 24 Personen anwesend: Auf Grund der folgenden Eintragungen im Gästebuch und den 5 Mitgliedernder Familie Stockmeyer waren insgesamt 41 Personen anwesend:Dr. Rudolf Steiner, Marie von Sivers, Gertrud von Tschirschky, Harriet von Vacano, Oskar Grosheintz,Alice Sprengel, Max Seiling, Cecile Peipers, Dr. Felix Peipers, Michael Bauer, Juliane Stössinger,M. Hirter Weber, Martha Welsch, Alice Kinkel, Anna Weißmann, Karl Greber, Toni Völker, WilhelmKinkel, Marina Greber, Hugo Härder, Friedrich Schwab, Frau A. Haefliger, Frau Marguerite Gos, WallyAllmendinger, Frieda Weiland, Clara Rettich, Emil Molt, Berta Molt, Emil Schilling, Dr. Trifon Trapesnikoff,Georg Klenk, Frau Maria Frentzel, Stuttgart, Helene Weigele, Richard Weigele, Rudolf Hahn,M. Hahn.

Literatur

  1. Erich Zimmer: Der Modellbau von Malsch und das erste Goetheanum. Zum Bauimpuls Rudolf Steiners., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1979, ISBN 3772506941
  2. Rudolf Steiner: Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß Pfingsten 1907 und seine Auswirkungen., GA 284 (1993) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Der Modellbau Rudolf Steiners in Malsch
  2. Architectural model room designed by Karl Stockmeyer in Malsch, near Karlsruhe