Immunsystem und Dirk Müller: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Immunsystem''' ({{laS|immunis|de=unberührt, frei, rein}}) wird das biologische Abwehrsystem höherer [[Lebewesen]] bezeichnet, das Gewebeschädigungen durch [[Krankheitserreger]] durch eine angeborene oder erworbene '''Immunität''' gegen diese verhindert. Es entfernt in den Körper eingedrungene [[Mikroorganismus|Mikroorganismen]] oder fremde Substanzen und ist außerdem in der Lage, fehlerhaft gewordene körpereigene [[Zelle (Biologie)|Zellen]] zu zerstören. Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk aus verschiedenen [[Organ (Biologie)|Organen]], [[Zelltyp]]en und [[Molekül]]en und der zentrale Forschungsgegenstand der '''Immunologie'''.
[[Datei:Dirk Müller 2012.jpg|mini|Dirk Müller (2012)]]
[[Datei:Dirk Müller Börsenmakler.jpg|mini|Dirk Müller Anfang 2008 (links sitzend, telefonierend)]]
'''Dirk Müller''' (* 25. Oktober 1968 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Börsenmakler, Fondsmanager und Buchautor. Er wurde international als „Mister DAX“ und „Dirk of the DAX“ bekannt, weil sein Arbeitsplatz auf dem Parkett der Frankfurter Wertpapierbörse unter der DAX-Kurstafel lag und Journalisten dies nutzten, um seinen Gesichtsausdruck zusammen mit dem Kursverlauf des Index als Symbol des aktuellen Börsengeschehens darzustellen. Von Kritikern wird ihm aufgrund seiner Thesen zum Wirtschafts- und Währungssystem vielfach die Verbreitung von [[Verschwörungstheorie]]n vorgeworfen.<ref>Holger Rust: ''Fauler Zahlenzauber: Fiktionen über Fakten in Wirtschaft und Management''. Springer Gabler, 2014, S. 82–84, ISBN 9783658025175, [[doi:10.1007/978-3-658-02517-5]]</ref>


Das Immunsystem hat eine große Bedeutung für die körperliche Unversehrtheit von [[Lebewesen]], denn praktisch alle [[Organismus|Organismen]] sind ständig den [[Umwelteinfluss|Einflüssen]] der belebten Umwelt ausgesetzt; manche dieser Einflüsse stellen eine Bedrohung dar: Wenn schädliche Mikroorganismen in den Körper eindringen, kann dies zu [[Funktionsstörung]]en und Krankheiten führen. Typische Krankheitserreger sind [[Bakterien]], [[Viren]] und [[Pilzinfektion|Pilze]], sowie einzellige (z.&nbsp;B. [[Protozoen]] wie [[Plasmodien]]) beziehungsweise mehrzellige [[Parasit]]en (z.&nbsp;B. [[Bandwürmer]]).
== Leben ==
Müller stammt aus Reilingen (Rhein-Neckar-Kreis), wo er auch heute noch lebt. Nach seinem Abitur am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium Hockenheim begann er eine Ausbildung zum Bankkaufmann/Finanzassistenten bei der Deutschen Bank in Mannheim.


Auch Veränderungen im Inneren des Körpers können die Existenz eines Lebewesens bedrohen: Wenn normale Körperzellen im Laufe der Zeit ihre gesunde Funktion verlieren, dann sterben sie meist ab und müssen abgebaut werden ([[Nekrose]]) oder bauen sich dabei selbst ab ([[Apoptose]]). In seltenen Fällen können sie auch krankhaft entarten und zur Entstehung von [[Krebs (Medizin)|Krebs]] führen.
1993 absolvierte er die Börsenhändlerprüfung und arbeitete von 1993 bis 1997 als Makler bei Finacor-Rabe&Partner, von 1997 bis 1998 bei Cantor Fitzgerald International und von 1998 bis 2008 als amtlich vereidigter Börsenmakler in der Frankfurter Wertpapierbörse für die ICF Systems AG.


Alle Lebewesen verfügen daher über Schutzfunktionen. Schon einfache [[Organismus|Organismen]] besitzen einen solchen Abwehrmechanismus, die so genannte ''[[Angeborene Immunantwort]]''. Sie entstand bereits sehr früh in der [[Stammesgeschichte]] der Lebewesen und wurde seitdem weitgehend unverändert beibehalten. Die [[Wirbeltiere]] entwickelten zusätzlich eine komplexe, anpassungsfähige, so genannte ''[[#Adaptive oder spezifische Immunabwehr|adaptive Immunabwehr]]'', die sie noch [[Effektivität|effektiver]] vor Krankheitserregern schützt.
Sein Arbeitsplatz an der Frankfurter Börse befand sich unterhalb der DAX-Kurstafel am Eingang der Handelsschranke, d.&nbsp;h. am Eingang zu den Tischen, an denen die [[Wikipedia:Skontroführer|Skontroführer]] saßen. Am 11. März 1999 reagierte die Börse positiv auf Oskar Lafontaines Rücktritt als Bundesfinanzminister. Den darauf folgenden Kursanstieg dokumentierten die Zeitungen erstmals mit Dirk Müllers Konterfei. Ab diesem Zeitpunkt wurde er wiederholt fotografiert, um den DAX-Stand zu personifizieren.


Die [[pflanzliche Immunantwort]] hat Ähnlichkeiten mit der angeborenen Immunantwort bei Tieren. Pflanzen besitzen keine adaptive Immunantwort, also auch keine T-Zellen oder Antikörper.
Obwohl der Parketthandel im Jahre 2008 aufgrund der elektronischen Handelsplattform Xetra gemeinhin als tot angesehen wurde, arbeitete Müller weiterhin in der Börse. Als Skontroführer legte er dabei die Kurse fest, zu denen gekauft und verkauft wird. Dabei sieht er das Tempo und die Anonymität des elektronischen Handels skeptisch.


== Einteilung ==
2008 wechselte Müller zur ''mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG,''wo er bis 2010 tätig war und seitdem die Möglichkeit hatte, neben seinem Tagesgeschäft freiberuflich tätig zu sein. Er ist seit 2009 Inhaber und Geschäftsführer der Gesellschaft ''Finanzethos GmbH'', die die Website ''cashkurs.com'' betreibt und Börsenbriefe verlegt.
Es gibt zwei grundlegend verschiedene Mechanismen der Immunabwehr, je nachdem, ob diese angeboren und daher in gewisser Weise (vgl. aber unten: ''bow-tie-architecture'') erregerunspezifisch, oder ob diese erworben und daher erregerspezifisch ist.


=== Angeborene oder unspezifische Immunabwehr ===
2009 erschien sein erstes Buch ''Crashkurs'', das er anlässlich der 2007 begonnenen Finanzkrise schrieb. Das Buch verkaufte sich erfolgreich und verhalf ihm damit zu größerer Bekanntheit. 2011 erschien sein zweites Buch ''Cashkurs'', das bereits kurz nach Erscheinen Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste erreichte.<ref>{{Internetquelle | titel=Porträt: Dirk Müller, Börsenexperte | url=http://www.zdf.de/nachtstudio/dirk-mueller-5377098.html | werk=Nachtstudio (ZDF) | datum=2012-01-29 | zugriff=2015-06-22 | offline=ja | archiv-url=https://web.archive.org/web/20150623040648/http://www.zdf.de/nachtstudio/dirk-mueller-5377098.html | archiv-datum=2015-06-23 | archiv-bot=2018-04-06 21:34:48 InternetArchiveBot }}</ref>
{{Hauptartikel|Angeborene Immunantwort}}
Schon sehr früh in der Stammesgeschichte der Lebewesen entwickelte sich die ''unspezifische'' oder ''angeborene Immunabwehr'' (engl. ''„innate immunity“''). Dazu zählen anatomische und physiologische Barrieren wie [[Epithel]]ien, aber auch zellvermittelte Gegenwehr durch [[Phagozytose]], sowie allgemein [[Entzündung|entzündliche]] Reaktionen und das [[Komplementsystem]]. Die angeborene Immunantwort findet innerhalb von Minuten statt, ist aber durch die [[Erbinformation]] lebenslang festgelegt.


=== Adaptive oder spezifische Immunabwehr ===
In einer Ausschusssitzung des Deutschen Bundestages am 27. Juni 2011 zum Thema ''Spekulation mit agrarischen Rohstoffen verhindern'' war er als Vertreter der Finanzethos GmbH einer von acht eingeladenen Sachverständigen. Ebenso war Müller am 16. Januar 2013 stellvertretend für die Finanzethos GmbH einer der geladenen Sachverständigen zum Thema Hochfrequenzhandel in einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses des Deutschen Bundestags.<ref>[http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2013/42358655_kw03_pa_finanzen/ Ja zur Einschränkung des Hochfrequenzhandels] abgerufen auf bundestag.de am 5. Juli 2014</ref> Am 28. April 2013 war er Gast in der Polit-Talkshow ''Absolute Mehrheit''.<ref>[http://www.prosieben.de/tv/absolute-mehrheit/gaeste/dirk-mueller-1.3550251/ ''Absolute Mehrheit''.] Gäste aus der Sendung vom 28. April 2013; ''prosieben.de''; zuletzt abgerufen am 29. April 2013</ref>
Die ''spezifische'' oder ''[[Adaptive Reaktion|adaptive]] Immunabwehr'', früher auch „erworbenes Immunsystem“ genannt, entwickelte sich im Laufe der Phylogenese der Wirbeltiere aus der angeborenen Immunabwehr. Sie zeichnet sich durch die Anpassungsfähigkeit gegenüber neuen oder veränderten Krankheitserregern aus. Im Rahmen dieser Anpassung sind die Zellen der adaptiven Immunabwehr in der Lage, spezifische Strukturen ([[Antigene]]) der Angreifer zu erkennen und gezielt zelluläre Abwehrmechanismen und molekulare [[Antikörper]] zu bilden.
Neben [[Antigenpräsentierende Zelle|Antigenpräsentierenden Zellen]] (APC) wie Dendritischen Zellen, stellen zwei Gruppen von Zellen die wesentlichen Elemente der adaptiven Immunität dar. Die [[T-Lymphozyt]]en, welche zum einen die zellvermittelte [[Immunantwort]] gewährleisten und zum anderen die [[B-Lymphozyt]]en unterstützen, sowie die B-Lymphozyten selbst, die für die humorale Immunität verantwortlich sind, also für jene Abwehrmaßnahmen, die sich über sezernierte Antikörper gegen Eindringlinge in den Körperflüssigkeiten (Humores) richten.
Nach der Infektion bleiben spezifische Antikörper und [[Gedächtniszelle]]n erhalten, um bei erneutem Kontakt mit dem Krankheitserreger binnen kurzer Zeit eine angemessene Abwehrreaktion zu ermöglichen.


Das adaptive Immunsystem ersetzt aber nicht das angeborene, sondern arbeitet mit diesem zusammen.
Im Dezember 2013 stimmte der Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Reilingen zu, das Schlossmühlenareal an Müller zu verpachten, der ein Museum und Ferienwohnungen plant. Auf dem Gelände stand früher die Burg Wersau.<ref>Hanna Weber: [https://www.morgenweb.de/region/schwetzinger-zeitung-hockenheimer-tageszeitung/reilingen/forschungen-an-der-burg-gehen-weiter-1.1321906 ''Forschungen an der Burg gehen weiter''.] morgenweb.de, abgerufen am 5. Juli 2014.</ref>
Die verschiedenen Bestandteile des Immunsystems bedingen sich gegenseitig. Erst durch ein gut koordiniertes Zusammenspiel der angeborenen und adaptiven Immunabwehr wird die komplexe [[Immunreaktion]] des Körpers ermöglicht.<ref>{{Literatur |Autor=J. A. Borghans, A. J. Noest, R. J. De Boer |Titel=How Specific Should Immunological Memory Be? |Sammelwerk=The Journal of Immunology |Nummer=163 |Datum=1999 |Seiten=569–575 |Online=[http://www.jimmunol.org/cgi/content/full/163/2/569 jimmunol.org]}}</ref>


Erst in den Jahren 2005–2007 wurde das [[CRISPR]]-Cas-System in vielen [[Bakterien]] und [[Archaeen]] entdeckt, welches ein vollständiges adaptives Immunsystem gegen Viren und mobile DNA darstellt.<ref>S. Al-Attar, E. R. Westra u.&nbsp;a.: ''Clustered regularly interspaced short palindromic repeats (CRISPRs): the hallmark of an ingenious antiviral defense mechanism in prokaryotes.'' In: ''[[Biological Chemistry]].'' Band 392, Nummer 4, April 2011, S.&nbsp;277–289. [[doi:10.1515/BC.2011.042]]. PMID 21294681. (Review).</ref><ref>M. P. Terns, R. M. Terns: ''CRISPR-based adaptive immune systems.'' In: ''[[Current Opinion in Microbiology]].'' Band 14, Nummer 3, Juni 2011, S.&nbsp;321–327. [[doi:10.1016/j.mib.2011.03.005]]. PMID 21531607. {{PMC|3119747}}. (Review).</ref><ref>[[Luciano Marraffini|L. A. Marraffini]], E. J. Sontheimer: ''CRISPR interference: RNA-directed adaptive immunity in bacteria and archaea.'' In: ''[[Nature Reviews Genetics]].'' Band 11, Nummer 3, März 2010, S.&nbsp;181–190, [[doi:10.1038/nrg2749]], PMID 20125085, {{PMC|2928866}} (Review).</ref>
Müller ist verheiratet und hat einen Sohn.<ref>[http://www.focus.de/kultur/leben/nachgefragt/fragebogen-dirk-mueller_aid_266837.html Interview über Persönliches.] In: ''Focus'', Nr. 13/2008.</ref>


== Bestandteile ==
== Aktienfonds ==
Die Bestandteile des Immunsystems sind
Am 17. April 2015 wurde der Aktienfonds ''Dirk Müller Premium Aktien'' aufgelegt. Innerhalb des ersten Jahres verbuchte der Fonds einen Verlust von 7&nbsp;Prozent, lag aber deutlich über der Kursentwicklung des DAX (minus 16&nbsp;Prozent).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/finanzen/article154039952/Fonds-von-Mister-Dax-performt-besser-als-der-Dax.html |titel=Fonds von „Mister Dax“ performt besser als der Dax |autor=Daniel Eckert |werk=welt.de |datum=2016-04-06 |zugriff=2016-08-19}}</ref> Im September 2016 geriet Müller wegen der Entwicklung seines Fonds in öffentliche Kritik.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/absturz-der-fonds-von-mr-dax-dirk-mueller-und-boersenprofessor-max-otte-14419052.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2|titel=Der Absturz der Promi-Fonds|autor=Dennis Kremer|werk=FAZ.net|datum=2016-09-05|zugriff=2016-11-09}}</ref> Zwei Jahre nach Auflage des Fonds haben die Fondsanteile über zehn Prozent an Wert verloren, obwohl die Märkte im gleichen Zeitraum zulegten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.dirk-mueller-premium-aktien-fonds-kraeftig-enttaeuscht-von-mr-dax.2aea0cb7-88a4-457b-85cc-dd636c465ea4.html |titel=Kräftig enttäuscht von „Mr. Dax“ |autor=<!--bsa--> |datum=2017-05-07 |werk=StN.de (Stuttgarter Nachrichten) |zugriff=2017-08-13}}</ref> Der Fonds verfügte im Juli 2017 über etwa 70 Millionen Euro Kapital, das zur Hälfte in den Sektoren [[Technologie]] und [[Gesundheit]] investiert wurde. Im Jahresvergleich platzierte sich der Fonds auf einem der letzten Plätze unter allen international anlegenden Aktienfonds.<ref>{{Literatur |Titel=Börsenlektion für Mister Dax |Autor=Ingo Narat |Sammelwerk=Handelsblatt |Datum=2017-07-24 |Nummer=140 |Seiten=34}}</ref>
* mechanische Barrieren, die ein Eindringen der Schädlinge verhindern sollen
* Zellen, wie zum Beispiel [[Granulozyten]], natürliche Killerzellen ([[NK-Zelle]]n) oder [[T-Lymphozyten]]. Sie sind teilweise zu spezialisierten Organen ([[Lymphatisches System]]) zusammengefasst.
* Proteine, die als Botenstoffe oder zur Abwehr von Krankheitserregern dienen
* psychische [[Psychoneuroimmunologie|Immunfaktoren]].


=== Mechanische und biochemische Barrieren ===
Müller propagiert eine "Strategie des Stock Pickings", bei der gezielt in einzelne Unternehmen investiert wird.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.cash-online.de/investmentfonds/2017/dirk-mueller-fonds-17/356018 |titel=Dirk-Müller-Fonds: Das wird die Strategie 2017 |werk=Cash Online |hrsg= |datum=2017-01-03 |zugriff=2018-01-31 |sprache=}}</ref> Er gab an, das [[Wikipedia:Wertpapierdepot|Portfolio]] über Optionen abzusichern und viel Cash für günstige Investitionen bereit zu halten. Bestimmte Investitionen lehnt Müller aus ethischen Gründen ab.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.welt.de/finanzen/article154039952/Fonds-von-Mister-Dax-performt-besser-als-der-Dax.html |titel=Fonds von „Mister Dax“ performt besser als der Dax |werk=Welt |hrsg= |datum=2016-04-06 |zugriff=2018-01-31 |sprache=}}</ref>
Die mechanischen und [[Biochemie|biochemischen]] Barrieren und Abwehrmechanismen des Körpers sind die erste Verteidigungslinie gegen Krankheitserreger. Sie sorgen dafür, dass die Pathogene erst gar nicht in den Körper eindringen können oder ihn möglichst schnell wieder verlassen:


* [[Haut]] – äußere Schicht als Barriere, [[Talg]], [[Schweiß]] und [[Normalflora]] als Wachstumsbremsen für pathogene [[Mikroorganismen]]
== Positionen ==
* [[Schleimhaut]] – Bindefunktion des Schleims
Müller kritisiert die Rolle der [[Wikipedia:Ratingagentur#Kritik|Rating-Agenturen]] und sieht seit 2010 einen konzertierten Angriff auf den Euro, ausgehend von der [[Wikipedia:Bundesregierung (Vereinigte Staaten)|amerikanischen Regierung]] und/oder der Wall Street, die die Ratingagenturen instrumentalisierten, um eigene politische und finanzielle Interessen zu verfolgen.
* [[Auge]]n – Abtransportfunktion der Tränen, antimikrobielles [[Enzym]] [[Lysozym]] bekämpft Mikroorganismen
* [[Atemtrakt|Atemwege]] – Bindefunktion des Schleims, Abtransportfunktion der Flimmerhärchen
* [[Mundhöhle]] – antimikrobielles Enzym Lysozym im [[Speichel]] bekämpft Mikroorganismen
* [[Magen]] – [[Magensäure]] (die [[Salzsäure]] enthält) und Eiweiß abbauende Enzyme zerstören fast alle Bakterien und Mikroorganismen
* [[Darm]] – Infektabwehr durch anwesende Bakterien ([[Darmflora]]), Abtransportfunktion durch ständige Entleerung und das so genannte [[Darmassoziiertes Immunsystem|darmassoziierte Immunsystem]] (GALT = Gut Associated Lymphoid Tissue) und antibakterielle Proteine
* [[Harntrakt]] – Abtransportfunktion durch ständige Harnausspülung sowie osmotische Effekte der hohen Harnstoffkonzentration


=== Zelluläre Bestandteile ===
Anlässlich der Eurokrise vertritt er die Meinung, dass das gegenwärtige Finanzsystem „am Ende“ sei und alle Jahre „neu gestartet“ werden müsse. Dies wird von Müller selbst als ‚Reset‘ beschrieben. In einem Artikel für die als [[Wikipedia:Rechtspopulismus|rechtspopulistisch]] verortete Zeitschrift ''[[Wikipedia:Compact (Magazin)|Compact]]'' behauptete Müller 2011, die Wallstreet fahre mit dem Ziel dieses Reset seit Jahren massive gesteuerte Angriffe gegen Europa und prognostizierte einen Krieg im Iran als logischen nächsten Schritt, den „wir 2012 aller Wahrscheinlichkeit nach auch erleben“.<ref>Dirk Müller: ''Narrenschiff Europa und Kurs auf Iran-Krieg''. Compact, 12/2011</ref> Er glaubt des Weiteren nicht, dass der Euro allen Deutschen nütze und die europäische Einigung begünstige. Seiner Meinung nach sei die Euro-Einführung zu früh gekommen und ein „kardinaler Fehler“ gewesen. Für Deutschland sei nicht nur eine DM, sondern auch ein „Kerneuro“ vorstellbar. Eine Umschuldung Griechenlands und der letztendliche Ausstieg aus dem Euro für das Land seien unausweichlich. Müller kritisiert dabei die angebliche Inkompetenz der Politik. So äußerte er: „Die meisten [Politiker] haben überhaupt keine Ahnung, was passiert“, und „Unsere führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erkennen eine Rezession noch nicht einmal dann, wenn sie bereits seit einem halben Jahr tobt“.
[[Datei:NeutrophilerAktion.svg|mini|200px|neutrophiler Granulozyt wandert aus dem Blutgefäß in das Gewebe ein, sezerniert proteolytische Enzyme, um interzelluläre Verbindungen zu lösen (zur Verbesserung seiner Beweglichkeit) und phagozytiert Bakterien]]


Die Zellen des Immunsystems zirkulieren in den [[Blutgefäß]]en und [[Lymphbahn]]en und kommen in den [[Gewebe (Biologie)|Geweben]] des Körpers vor. Dringt ein Krankheitserreger in den Körper ein, so können die Abwehrzellen ihn bekämpfen. Neutrophile Granulozyten, Monozyten/Makrophagen und dendritische Zellen können beispielsweise durch Aufnahme und Verdauung (Phagozytose) den Erreger selbst vernichten oder durch die Produktion von Immunmodulatoren und [[Zytokin]]en die Immunreaktion des Organismus steuern und andere Abwehrzellen zum Ort der Entzündung locken.
Im Zusammenhang mit der [[Wikipedia:Griechische Staatsschuldenkrise|Griechenlandkrise]] vertrat Müller 2011 die Auffassung, dass die Banken nicht mehr in der Lage seien, ihre Funktion für die Realwirtschaft zu erfüllen, da sie aus der [[Wikipedia:Finanzkrise ab 2007|ersten Finanzkrise]] nichts gelernt hätten. Den Politikern warf Müller vor, in der Krise nur zu lavieren und Probleme zu verschleppen, um das Unabwendbare hinauszuzögern. Er forderte, die Politik müsse sich von den Banken emanzipieren. Die Steuerzahler dürften nicht für die Fehler der Banken gerade stehen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.wiwo.de/finanzen/boersenmakler-dirk-mueller-die-schweinehunde-bestimmen-wo-es-langgeht/5760720-all.html |titel=Börsenmakler Dirk Müller "Die Schweinehunde bestimmen, wo es langgeht" |werk=Wirtschafts Woche |hrsg= |datum=2011-10-19 |zugriff=2018-01-31 |sprache=}}</ref>


==== Granulozyten ====
Das Grundproblem von solchen Krisen liegt nach Müllers Meinung am [[Wikipedia:Zinskritik|Zinseszins]] und in der Geldschöpfung durch private Banken als [[Wikipedia:Schuldgeld|Schuldgeld]]. Er schlägt eine komplette Neustrukturierung des gegenwärtigen [[Wikipedia:Währungssystem|Währungssystem]]s durch ein  [[Vollgeldsystem]] vor. Andere Verbesserungen bzw. Alternativen sieht er im [[Trennbankensystem]], im Regiogeld (Chiemgauer) und in der steuerlichen Bevorzugung von Arbeitsentgelt und Risikokapital.
{{Hauptartikel|Granulozyt}}
Granulozyten (von lat. ''Granulum'': Körnchen) machen den Großteil der weißen Blutkörperchen ([[Leukozyten]]) aus. Sie können die Blutbahn verlassen und ins Gewebe einwandern. Granulozyten haben in ihrem [[Zytoplasma]] zahlreiche Bläschen ([[Vesikel (Biologie)|Vesikel]] oder Granula genannt), die aggressive Stoffe enthalten, mit denen Krankheitserreger unschädlich gemacht werden können. Andere Stoffe (beispielsweise [[Histamin]]) spielen bei der Entzündungsreaktion und bei [[Allergie]]n eine Rolle.
Die unterschiedlichen Gruppen von Granulozyten werden nach ihrer Färbereaktion in der [[Giemsa-Färbung]] eingeteilt.


Die Neutrophilen Granulozyten machen 40 bis 50&nbsp;Prozent der zirkulierenden Leukozyten aus. Aktiviert durch Zytokine, die vom Ort der Infektion ausgesondert werden, wandern sie aus den Blutgefäßen in das betroffene Gewebe ein. Die Granula der Neutrophilen enthalten unter anderem saure Hydrolasen, [[Defensin]]e (30 % des Inhalts), [[Myeloperoxidase]] und [[Protease]]n, wie [[Elastase]], [[Kollagenase]], [[Neuramidase]] und [[Cathepsin|Cathepsin&nbsp;G]].
An der Politik bemängelt er, dass sie sich nicht nach dem Inhalt, sondern nach der Parteiräson ausrichte. Er empfiehlt eine „neue Form der Demokratie, eine die nicht an Parteien gebunden, sondern dezentral organisiert ist.“ Sein Interesse an der Politik rühre aus der Divergenz zwischen Nachrichten und seiner persönlichen Wahrnehmung her. Er mahnt zum Beispiel an, dass seitens der europäischen Politik tatenlos zugeschaut würde, wie sich US-amerikanische und russische Konzerne mit Unterstützung ihrer Regierungen die Bodenschätze Zyperns und Griechenlands – „ein neuer Persischer Golf“– sicherten.
Dieser „Cocktail“ ermöglicht es den Neutrophilen, sich einen Weg durch das Gewebe zu bahnen und zu den Bakterien vorzudringen. Dort sind sie in der Lage, Krankheitserreger (beispielsweise Bakterien) unter anderem durch Phagozytose zu vernichten.


Eosinophile Granulozyten machen etwa 3–5&nbsp;Prozent der Zellen im [[Differentialblutbild]] aus. Ihren Namen beziehen sie vom Farbstoff [[Eosin Y|Eosin]], mit dem sie angefärbt werden können. Auch Eosinophile sind zur [[Chemotaxis]] befähigt, d.&nbsp;h., sie können sich in Richtung eines Entzündungsortes fortbewegen. Eosinophile enthalten in ihren Granula basische [[Protein]]e, zum Beispiel das ''Major Basic Protein'', die sie nach Stimulation durch Antikörper der [[Immunglobulin|IgE]]-Klasse freisetzen. Eosinophile spielen eine wichtige Rolle bei der Parasitenabwehr; bei einem Befall mit Parasiten kommt es daher zu einer starken Vermehrung der Eosinophilen im Blut. Auch bei Allergien ist die Anzahl der Eosinophile im Blut erhöht, was darauf hinweist, dass die Eosinophilen auch bei dieser Erkrankung eine –&nbsp;wenig zuträgliche&nbsp;– Rolle spielen.
Bezüglich der Krise in der Ukraine 2014 bezog er Position für die Politik des russischen Präsidenten Putin und übte Kritik an der Politik der USA und der EU gegenüber Russland. Julian Staib warf ihm in der ''Frankfurter Allgemeinen Zeitung'' in diesem Zusammenhang „Lust an einfachen Deutungen“ und die „Rechtfertigung der Annexion der Krim“ vor.<ref>Julian Staib:  {{Webarchiv|text=''Meinungsschlacht um die Krim''. |url=http://www.faz.net/aktuell/politik/krim-krise-in-deutschen-medien-was-geht-bloss-in-diesen-koepfen-vor-12865042-p2.html?printPagedArticle=true |wayback=20141225091353 |archiv-bot=2018-04-06 21:34:48 InternetArchiveBot }} In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 26. März 2014.</ref>


Basophile Granulozyten besitzen zahlreiche grobe unregelmäßige Granula, die unter anderem Histamin und [[Heparin]] enthalten. Im Differentialblutbild machen sie nur einen geringen Anteil aus (&lt; 2&nbsp;Prozent). Wenn ihre Rezeptoren durch an IgE gebundene Allergene stimuliert werden, schütten Basophile toxische Mediatoren, wie Histamin und [[Plättchenaktivierender Faktor|Plättchenaktivierenden Faktor]] (PAF) aus. Über die physiologische Bedeutung der Basophilen besteht aber weitgehend Unklarheit.
Beim Aufkommen des VW-Abgasskandals schrieb Müller: „Ist es nicht ein bemerkenswerter Zufall, dass dieses Thema just an jenem Tag in den USA hochkommt, an dem VW dort seinen lang erwarteten neuen Passat vorstellt?“ Für den Kommunikationswissenschaftler Tobias Jaecker bediente Müller damit das falsche und die eigentlichen Probleme verdeckende Weltbild, dass „hinter dem entfesselten Kapitalismus, der Auflösung gesellschaftlicher Strukturen und anderen ungeliebten Begleiterscheinungen der Moderne Amerika steckt und ‚wir‘ in Deutschland nur die Opfer sind“.<ref>Tobias Jaecker, ''Querfront durch die Mitte'', erschienen in ''liberal - Debatten zur Freiheit'' 2/2016, S. 51</ref>


==== Makrophagen ====
== Veröffentlichungen ==
{{Hauptartikel|Makrophage}}
=== Printmedien ===
[[Datei:CD4-recognition.svg|mini|200px|Ein Makrophage nimmt ein Antigen auf, um es über seinen MHC-II-Komplex einer T-Helferzelle zu präsentieren. Diese initiiert daraufhin die adaptive Immunantwort.]]
* {{Literatur | Titel=Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen | Verlag=Droemer  | Ort=München |Datum=2009 | ISBN=978-3-426-27506-1}}
[[Makrophagen]] (Riesenfresszellen) stellen ebenfalls einen Teil der Patrouille des Immunsystems dar. Makrophagen reifen aus [[Monozyt]]en (einkernige weiße Blutkörperchen = mononukleäre [[Leukozyt]]en) heran, welche die Blutbahn verlassen. Makrophagen halten sich im Gewebe auf, dort erkennen und fressen (phagozytieren) sie eingedrungene Erreger. Können die Erreger nicht durch die Makrophagen allein bekämpft werden, so können Makrophagen die adaptive Immunabwehr aktivieren. Dazu werden die aufgenommenen Teile der Erreger im Inneren der Makrophagen in einzelne [[Peptid]]e ([[Epitop]]e) zerlegt und durch MHC-II-Moleküle auf der Oberfläche präsentiert. Der Makrophage wird also zu einer Antigen-präsentierenden Zelle. Die Antigene können erst dadurch von T-Helferzellen erkannt werden, die daraufhin eine adaptive Immunantwort initiieren, die letztendlich zur Vernichtung des Erregers führt. Makrophagen spielen außerdem bei der Bekämpfung und Beseitigung von schädlichen Substanzen und Abfallprodukten (beispielsweise Teer aus Zigarettenrauch in der Lunge) eine entscheidende Rolle, weshalb sie gelegentlich auch als „Müllabfuhr des Körpers“ bezeichnet werden.
* {{Literatur | Titel=Showdown: Der Kampf um Europa und unser Geld | Verlag=Droemer | Ort=München |Datum=2013 | ISBN=978-3-426-27605-1}} ([[Wikipedia:Liste der meistverkauften Sachbücher in Deutschland#2011 ff|Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 27. Mai bis zum 2. Juni 2013]])


==== Natürliche Killerzellen ====
=== Audiomedien ===
{{Hauptartikel|NK-Zelle}}
* ''Crashkurs''. Der Audio Verlag (DAV), Berlin, 2009, ISBN 978-3-89813-855-0. (Autorenlesung, 3 CDs, 229 Min.)
Die 1975 entdeckten Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) sind Teil der angeborenen Immunabwehr.<ref>{{Literatur |Autor=E. Svedmyr, M. Jondal |Titel=Cytotoxic effector cells specific for B Cell lines transformed by Epstein-Barr virus are present in patients with infectious mononucleosis. |Sammelwerk=[[Proceedings of the National Academy of Sciences]] |Band=72 |Nummer=4 |Datum=1975 |Seiten=1622–1626 |DOI=10.1073/pnas.72.4.1622 |PMC=432591}}</ref> Obwohl NK-Zellen keine antigenspezifischen Rezeptoren auf ihrer Oberfläche tragen, werden sie zu den Lymphozyten gezählt, da sie eine gemeinsame [[Progenitorzelle|Vorläuferzelle]] im Knochenmark haben.
* {{Literatur | Titel=Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen (aktualisierte Ausgabe) | Verlag=Droemer  | Ort=München |Datum=2010 | ISBN=978-3-426-41108-7}}
* {{Literatur | Titel=Cashkurs: So machen Sie das Beste aus Ihrem Geld | Verlag=audio media | Ort=München | Auflage=2. |Datum=2012 | ISBN=978-3-86804-182-8 | Kommentar=Hördauer ca. 320 Min.}}


NK-Zellen sind eine der ersten Verteidigungslinien im Kampf gegen Infektionen und Krebs, weil sie infizierte Zellen vernichten können, ohne vorher mit dem Krankheitserreger selbst in Kontakt gewesen zu sein. Sie verwenden dazu einen Mechanismus, der in den 1980er Jahren von dem schwedischen Immunologen [[Klas Kärre]] entdeckt wurde und als „[[Missing-self-Hypothese|Fehlendes Selbst]]“ ({{enS|„missing self“}}) bezeichnet wird.<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Gustaf Ljunggren, Klas Kärre |Titel=In search of the ‘missing self’: MHC molecules and NK cell recognition |Sammelwerk=[[Immunology Today]] |Band=11 |Verlag= |Ort= |Datum=1990-01 |Seiten=237–244 |DOI=10.1016/0167-5699(90)90097-S}}</ref>
=== Rezensionen zu Müllers Publikationen ===
NK-Zellen erkennen unter anderem den MHC-I-Komplex, der auf nahezu allen gesunden Körperzellen vorkommt. Wird eine Zelle durch Viren infiziert oder wandelt sie sich in eine Tumorzelle um, so geht unter Umständen der MHC-I-Komplex auf der Oberfläche verloren. Das fein ausbalancierte Gleichgewicht von [[Inhibitor|inhibierenden]] und aktivierenden Rezeptorsignalen wird dadurch zugunsten der NK-Zell-Aktivierung verschoben und die erkrankte Zelle fällt einer durch NK-Zellen ausgelösten Immunreaktion anheim.
'''Crashkurs'''


==== Dendritische Zellen ====
Das ''Handelsblatt'' schrieb anlässlich Müllers ersten Buches ''Crashkurs'': „Seine Aussagen sind deutlich, gehen allerdings nicht allzu weit ins Detail. Aber Müller hat einen großen Vorteil: Auch Börsenlaien verstehen, was er sagen will“. Streitbar seien „auch so manche Verschwörungstheorien. Die Rolle der US-Börsenaufsicht United States Securities and Exchange Commission (SEC), die Abhängigkeiten der Ratingagenturen und eine ,Machthydra'. Manches davon scheint nachvollziehbar, anderes weit hergeholt und vieles wird nur gestreift anstatt näher belegt“.
{{Hauptartikel|Dendritische Zelle}}
[[Datei:Dendritic cell.JPG|mini|Eine dendritische Zelle]]
Dendritische Zellen sind Zellen des Immunsystems, die sich je nach Typ aus Monozyten oder Vorläufern der [[T-Zelle]]n entwickeln. Sie nehmen als Fresszellen (Phagozyten) Krankheitserreger auf, wandern in den nächsten [[Lymphknoten]], und stimulieren die adaptive Immunabwehr indem sie die [[Antigen]]e des zerlegten Erregers an ihrer Oberfläche den T-Lymphozyten präsentieren. Es genügt eine dendritische Zelle, um 100 bis 3.000 Antigen-spezifische T-Zellen zu aktivieren. Dies macht sie effizienter als z.&nbsp;B. Monozyten.<ref name="Banchereau_1998">{{Literatur |Autor=J. Banchereau, [[Ralph M. Steinman]] |Titel=Dendritic cells and the control of immunity |Sammelwerk=[[Nature]] |Band=392 |Nummer=6673 |Datum=1998 |Seiten=245–252 |Online=[http://lab.rockefeller.edu/steinman/pdf/1998-nature.pdf rockefeller.edu] |Format=PDF |KBytes= |DOI=10.1038/32588 |PMID=9521319}}</ref> Dendritische Zellen sorgen auch für [[Selbsttoleranz|immunologische Toleranz]] gegenüber [[Selbstantigen]]en. Sie kommen vor allem in der Haut und in den Schleimhäuten vor.<ref>Henning Engeln: ''Das große Fressen.'' In: ''GEO kompakt.'' Nr. 2, März 2005, S. 132–140</ref> Neue Forschungen zeigen, dass dendritische Zellen auch mit B-Zellen und NK-Zellen interagieren.<ref name="Lucas_2007">M. Lucas, W. Schachterle, K. Oberle, P. Aichele, A. Diefenbach: ''Dendritic cells prime natural killer cells by trans-presenting interleukin 15.'' In: ''[[Immunity]].'' Band 26, Nummer 4, April 2007, S.&nbsp;503–517, [[doi:10.1016/j.immuni.2007.03.006]], PMID 17398124, {{PMC|2084390}}.</ref>


==== T-Lymphozyten ====
'''Showdown'''
{{Hauptartikel|T-Lymphozyt}}
Für ''Spiegel-Online'' „strotzt“ sein drittes Buch ''Showdown'' „nur so vor abenteuerlichen Verschwörungstheorien“. So sei „die Krise in Griechenland [...] womöglich bewusst durch die USA ausgelöst worden. Die Amerikaner wollten das Land vom Rest der EU abspalten und sich die angeblich riesigen [[Wikipedia|Erdöl und Erdgas in der Nordägäis|Öl- und Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer]] sichern. Ach ja, und außerdem wollten sie die Euro-Zone destabilisieren, um den Aufstieg des Euro zur weltweiten Leitwährung zu verhindern.“ Müller mache „aus fast jedem Konjunktiv eine Tatsachenbehauptung.
[[Datei:Cd8-recognition.svg|mini|200px|Die zytotoxische T-Zelle erkennt das Antigen, das durch den MHC-I-Komplex der infizierten Zelle präsentiert wird.]]
[[Datei:NK-recognition.svg|mini|200px|Aktivierung der NK-Zelle durch Fehlen des MHC-I-Komplexes (Überwiegen der aktivierenden Stimuli) auf der infizierten Zelle.]]
T-Lymphozyten, auch T-Zellen genannt, entstehen im Knochenmark aus den [[Lymphoblast]]en und wandern in den [[Thymus]], wo sie ausreifen (daher das T, von Thymus-abhängig).
T-Zellen tragen an ihrer Oberfläche einen [[T-Zell-Rezeptor]] (TCR), mit dem jede T-Zelle jeweils ein spezifisches Antigen erkennen kann ([[Schlüssel-Schloss-Prinzip]]). Im Gegensatz zu den B-Lymphozyten, die auch freie Antigene erkennen, erkennen T-Zellen nur Antigene, die im Komplex mit MHC-Molekülen auf den Oberflächen von körpereigenen Zellen präsentiert werden.
Die unterschiedlichen Typen von T-Zellen werden eingeteilt nach den Proteinen auf ihrer [[Zellmembran]], die gleichzeitig für die Funktionen der Zellen wichtig sind: T-Helferzellen tragen beispielsweise das CD4-Protein (die Abkürzung CD steht für engl. [[Cluster of differentiation]]), die zytotoxischen T-Zellen haben das CD8-Protein auf ihrer Oberfläche.


===== T-Helferzellen =====
Laut ''Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung'' könne man Müllers „so erschütternde wie unbewiesene Erkenntnisse“ im Buch ''Showdown'' folgendermaßen zusammenfassen: „Die Amerikaner haben mit willfährigen Marionetten und Geheimagenten die Euro-Krise in Griechenland ausgelöst, um sich unbewiesene griechische Energiereserven zu sichern, die sie nicht brauchen. [...] Die Verschwörungstheorien, die der ehemalige Börsenmakler dafür in sein Buch einbaut, sind nicht neu, aber nie nebeneinander aufgeschrieben worden: vielleicht weil sie sich widersprechen und in sich nicht konsistent sind.Die Rezension zum Buch zieht das Fazit: „Erschütternd ist, wie ein Mann mit so undurchdachten Thesen in die Bestsellerlisten rücken kann.<ref>Winand von Petersdorff: ''Dirk Müllers tolldreiste Krisenthesen. Der sogenannte Mr. Dax drängt mit dem Buch „Showdown“ in die Bestsellerlisten. Mit abstrusen Thesen''. In: ''Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung'', 16. Juni 2013, Nr. 24, S. 31.</ref>
Die [[T-Helferzelle]]n koordinieren die Immunreaktion. Sie erkennen über ihren spezifischen T-Zell-Rezeptor Antigene, die ihnen von den antigenpräsentierenden Zellen (dendritische Zellen, Makrophagen, B-Lymphozyten) auf MHC-II-Komplexen dargeboten werden. Diese Aktivierung veranlasst die T-Helferzelle sich zu teilen und ihre Botenstoffe freizusetzen: die [[Lymphokine]] der Zellen vom Subtyp T<sub>H1</sub> führen dabei eher zur Verstärkung der zellulären Immunantwort, während T<sub>H2</sub>-Zellen mehr die Produktion von Antikörpern stimulieren.
 
===== Regulatorische T-Zellen =====
Die Mitte der 1990er erstmals beschriebenen [[Regulatorische T-Zelle|regulatorischen T-Zellen]] tragen neben dem CD4-Rezeptor noch andere Proteine an ihrer Oberfläche (CD25, FoxP3).<ref>{{Literatur |Autor=S. Sakaguchi, N. Sakaguchi u.&nbsp;a. |Titel=Immunologic self-tolerance maintained by activated T cells expressing IL-2 receptor alpha-chains (CD25). Breakdown of a single mechanism of self-tolerance causes various autoimmune diseases |Sammelwerk=J Immunol. |Nummer=155(3) |Datum=1995 |Seiten=1151–1164 |PMID=7636184}}</ref>
Ihre Aufgabe ist die Modulation der Immunreaktion. Des Weiteren sind regulatorische T-Zellen vermutlich für die Unterdrückung einer überschießenden Immunantwort auf ansonsten 'harmlose' Antigene und [[Selbsttoleranz|Toleranzentwicklung]] gegen körpereigene Strukturen zuständig.
 
===== Zytotoxische T-Zellen =====
Die [[Zytotoxische T-Zelle|zytotoxischen T-Zellen]] können Antigene erkennen, die ihnen mithilfe der MHC-I-Komplexe präsentiert werden – körpereigene Zellen, die durch Krankheitserreger (zum Beispiel Viren) befallen sind, melden so ihren Zustand an das Immunsystem. Die zytotoxischen T-Zellen heften sich dann mit ihren T-Zell-Rezeptoren an diese Körperzellen; bei diesem Vorgang spielt ihr CD8-Rezeptor eine entscheidende Rolle.<ref>{{Literatur |Autor=Rita Campanelli, Belinda Palermo et al. |Titel=Human CD8 co–receptor is strictly involved in MHC–peptide tetramer–TCR binding and T cell activation |Sammelwerk=[[International Immunology]] |Band=14 |Nummer=1 |Datum=2002-01 |Seiten=39–44 |Online=[http://intimm.oxfordjournals.org/content/14/1/39.full.pdf oxfordjournals.org] |Format=PDF |KBytes= |DOI=10.1093/intimm/14.1.39}}</ref>
Wenn sich noch weitere Rezeptoren, zum Beispiel der CD28-Rezeptor der zytotoxischen T-Zellen, an das fremde Eiweiß geheftet haben, beginnen sich die T-Zellen schnell zu vermehren, und schütten Substanzen aus, welche die infizierte oder krankhaft veränderte Zelle absterben lassen (sogenannte Apoptose, programmierter Zelltod).<ref>{{Literatur |Autor=C. H. June, J. A. Ledbetter u.&nbsp;a. |Titel=Role of the CD28 receptor in T-cell activation |Sammelwerk=Immunol Today |Nummer=11(6) |Datum=1990 |Seiten=211–216 |PMID=2162180}}</ref>
 
==== B-Lymphozyten ====
{{Hauptartikel|B-Lymphozyt}}
[[Datei:B-Zelle-Plasmazellen.svg|mini|200px|Eine B-Zelle wird nach [[Antigen]]kontakt zur [[Plasmazelle]], die spezifische Antikörper produziert]]
B-Lymphozyten, oder kurz B-Zellen, gehören ebenfalls zu den Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Die Bezeichnung „B-Zellen“ stammte ursprünglich von ihrem Bildungsort in der ''[[Bursa Fabricii]]'' bei Vögeln. Bei [[Säugetier]]en entstehen die B-Zellen, wie alle anderen Abwehrzellen auch, im [[Knochenmark]], daher erhielt der Buchstabe&nbsp;B hier nachträglich die Bedeutung {{lang|en|bone marrow}} (engl. für Knochenmark).
Bindet eine B-Zelle an den Stoff (Antigen), der zu ihrem Rezeptor passt, kann sie durch Lymphokine aktiviert werden, die von aktivierten T-Helferzellen ausgeschüttet werden. Die derart aktivierten B-Zellen können sich daraufhin zu antikörperproduzierenden Plasmazellen oder zu Gedächtniszellen entwickeln.
 
B-Zellen sind im Gegensatz zu T-Zellen in der Lage, auch freie Antigene zu erkennen und sie einer Immunreaktion zuzuführen.
 
=== Humorale Bestandteile ===
Die humoralen Bestandteile des Immunsystems (von {{lang|la|humor|de=Flüssigkeit}}) bezeichnen verschiedene [[Plasmaprotein]]e, die passiv im Blut, bzw. der Lymph- und Gewebsflüssigkeit zirkulieren. Sie sind im Gegensatz zu den Abwehrzellen nicht in der Lage, aktiv an den Ort einer Infektion zu wandern.
 
==== Antikörper ====
{{Hauptartikel|Antikörper}}
[[Datei:Immunoglobulin basic unit.svg|mini|208x208px|Aufbau eines typischen IgG-Antikörpers<br />
1. Fab-Abschnitt<br />
2. Fc-Abschnitt<br />
3. schwere Ketten<br />
4. leichte Ketten<br />
5. Antigenbindungsstelle ([[Paratop]])<br />
6. ''hinge''-Region (dt. ‚Scharnier‘)<br />
(*) -S-S- Disulfidbrücke
]]
 
Zur Abwehr von in den Organismus eingedrungenen Bakterien, Bakterientoxinen, Viren oder anderen Fremdstoffen produzieren die B-[[Lymphozyt]]en und Plasmazellen maßgeschneiderte Antikörper, die bestimmte Proteine oder auch Zuckerketten (Antigene) an der Oberfläche der ''Fremdstoffe'' erkennen und sich an diese heften können. Antikörper haben prinzipiell drei Funktionen:
# Die so genannte [[Opsonierung]]. Das heißt, dass das Antigen durch den Fc-Teil (Teil der konstanten Kette des Antikörpers) für Phagozyten (Fresszellen) besser „sichtbar“ gemacht wird.
# Durch den Antigen-Antikörperkomplex wird das so genannte Komplementsystem aktiviert, das zum einen wiederum als [[Opsonin]] (=Stoffe die Opsonieren) wirkt, zum anderen Chemotaxine (Lockstoffe für Zellen des Immunsystems) freisetzt und einen sogenannten MAK (Membran-Angriffs-Komplex) bildet, der Löcher in Zellmembranen verursacht.
# Antikörper wirken direkt inaktivierend auf den Eindringling durch Verkleben und Bildung von großen Komplexen (je nach Antikörperklasse und Anzahl der Antigendeterminanten).
 
Die einfachsten Antikörper, die der so genannten IgG-Klasse, bestehen aus zwei identischen schweren Ketten und zwei identischen leichten Ketten. Die ''schweren Ketten'' sind unter anderem für die Verankerung des Antikörpers auf der Oberfläche von [[Granulozyt]]en zuständig; die ''leichten Ketten'' bilden zusammen mit den schweren Ketten die für die Erkennung eines spezifischen Antigens verantwortliche Antigendeterminante im [[Fab-Fragment]]. Durch [[V(D)J-Rekombination|somatische Rekombination]], somatische Hypermutation und Kombination verschiedener leichter und schwerer Ketten können Antikörper mehr als 100 Millionen verschiedene ''Fab''-Fragmente bilden und damit eine Unzahl verschiedener Antigene erkennen.
 
==== Komplementsystem ====
{{Hauptartikel|Komplementsystem}}
Das Komplementsystem ist Teil der angeborenen Immunantwort, es besteht aus einer Gruppe von über 30 Plasmaproteinen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften.
Ein Teil der zum Komplementsystem gehörenden Proteine sind zum Beispiel Proteasen, die sich an Mikroorganismen binden können und die Zellwände des Eindringlings schädigen, wodurch der Eindringling zerstört wird. Andere Proteine des Komplementsystems, die [[Anaphylatoxin]]e, haben gefäßerweiternde Wirkung und fördern die Entzündungsreaktion. Viele Komplementfaktoren können außerdem Abwehrzellen zum Ort der Infektion locken und sind in der Lage, Fresszellen zu aktivieren, die die Eindringlinge dann verschlingen.
 
==== Interleukine ====
{{Hauptartikel|Interleukin}}
Die zu den Zytokinen gehörenden Interleukine sind körpereigene Botenstoffe, die von den Zellen des Immunsystems gebildet werden. Man kennt heutzutage bereits eine große Zahl von Interleukinen (IL-1 bis IL-35; Stand November 2009), die jeweils auf ganz unterschiedliche Abwehrzellen wirken&nbsp;– manche regen beispielsweise Leukozyten zu Wachstum, Reifung und [[Mitose|Teilung]] an oder sorgen für deren Aktivierung.
 
== Ablauf einer Immunreaktion ==
{{Hauptartikel|Immunreaktion}}
Falls Erreger die mechanischen Barrieren überwinden, mit denen sich der Körper vor einer Infektion schützt, so hängt der Ablauf der Immunreaktion davon ab, ob das Immunsystem bereits zuvor einmal einen Kontakt mit diesem bestimmten Erreger hatte.
 
Bei einer Erstinfektion beginnt die Immunreaktion meist mit den [[Antigenpräsentierende Zellen|antigenpräsentierenden Zellen]], hierzu gehören z.&nbsp;B. Makrophagen oder [[dendritische Zellen]]; diese Zellen sind als Teil der angeborenen Immunabwehr in der Lage, typische Merkmale von Krankheitserregern zu erkennen, ohne zuvor mit diesem Erreger Kontakt gehabt zu haben. Sie können die Krankheitserreger aufnehmen (phagozytieren) und in ihrem Inneren einschließen&nbsp;– förmlich „fressen“, daher werden sie auch als [[Fresszelle]]n bezeichnet. Anschließend präsentieren sie Bruchstücke der Erreger an ihrer Oberfläche den Zellen der adaptiven Immunabwehr (B- und T-Lymphozyten), die daraufhin in einen aktivierten Zustand übergehen. Einige Abwehrzellen können daraufhin die Erreger durch Phagozytose oder die Ausschüttung aggressiver Substanzen direkt abtöten, andere beginnen mit der Produktion von Antikörpern, die an die Erreger binden und diese einerseits bewegungsunfähig und damit unschädlich machen, andererseits sie für die Vernichtung durch weitere Abwehrzellen markieren.
Nach der ersten Infektion mit einem Erreger bleiben die Antikörper und so genannte Gedächtniszellen erhalten, um bei einer erneuten Infektion wesentlich schneller und effizienter auf den Eindringling reagieren zu können.
 
Ob nach einer Infektion tatsächlich auch eine Erkrankung auftritt, hängt von einem komplexen Wechselspiel des Immunsystems mit dem (ungebetenen) Gast ab. Eine Rolle spielen etwa die Menge der eingebrachten Erreger und deren krankmachenden Eigenschaften ([[Virulenz]]), sowie der Zustand des Immunsystems der betroffenen Person. So kann durch vorherigen Kontakt mit diesem Erreger bereits eine [[Immunität (Medizin)|Immunität]] bestehen, die Erregerdosis oder -virulenz für einen Krankheitsausbruch zu gering sein oder das Immunsystem in der Lage sein, trotz Infektion Krankheitssymptome zu verhindern [inapparente Infektion oder [[stille Feiung]] (Immunisierung ohne [[Impfung]] oder Erkrankung)]. Bei intaktem Immunsystem und geringer Erregerdosis kann also eine Erkrankung wie beispielsweise eine [[Erkältung]] entweder überhaupt nicht ausbrechen oder einen weniger schweren Verlauf nehmen. Solange sich keine eindeutigen Symptome zeigen, kann der Verlauf einer Infektion kaum oder gar nicht vorhergesagt werden.
 
Wenn ein Krankheitserreger oder eine Tumorzelle keine Immunantwort erzeugt, dem Immunsystem also entkommt, wird dies als [[Immunescape]] bezeichnet.
 
== Reifung und Alterung ==
{{Lückenhaft|Leider nichts über den aktuellen Forschungsstand z.&nbsp;B. zur Funktion von [[T-Lymphozyt]]en im Immunsystem von Neugeborenen. [http://www.sciencedaily.com/releases/2014/09/140921145104.htm sciencedaily.com]}}
Das Immunsystem ist im Mutterleib und kurz nach der Geburt noch nicht in der Lage, effektiv Krankheitserreger zu bekämpfen. Der [[Fötus]] und [[Säugling]] ist daher auf die Schutzfunktion durch mütterliche Antikörper angewiesen (sog. [[Nestschutz]]), die er über die [[Plazenta]], bzw. die [[Muttermilch]] aufnimmt. Bei vielen Säugetieren können Antikörper die Plazenta gar nicht passieren, die Aufnahme erfolgt dann über das Antikörper-reiche [[Kolostrum]]. Da die transplacentalen Antikörper im Blut des Babys mit einer Halbwertszeit von ungefähr 4&nbsp;Wochen abgebaut werden, schützt diese passive Immunisierung lediglich 3 bis 4 Monate vor Infektion durch die meisten Keime. Stillen kann durch unspezifische [[Immunglobulin A|IgAs]], die sich den Schleimhäuten anlagern, noch etwas länger vor Infektionen der oberen Atemwege und Magen/Darmkeimen schützen.
 
In den ersten Lebensmonaten beginnt das Immunsystem, sich auf die Abwehr von Krankheitszellen vorzubereiten. Dies geschieht durch einen Vorgang der [[Negative Selektion (Biologie)|negativen Selektion]]; das heißt, der Körper bildet zunächst durch zufällige genetische Rekombination viele Millionen unterschiedlicher Abwehrzellen, von denen eine jede ein anderes Antigen erkennen kann. Im Anschluss werden solche Zellen eliminiert, die eine Immunreaktion auf körpereigene Strukturen veranlassen würden (Diesen Vorgang fasst man unter dem Begriff Selbsttoleranz zusammen). Bei den T-Zellen geschieht dies im Thymus, der Reifungsstätte der T-Zellen. Hier differenzieren sich die T-Zellen in die verschiedenen Typen (wie CD4+ und CD8+ Zellen) und werden anschließend mit körpereigenen Substanzen konfrontiert. Wenn eine T-Zelle einen dazu passenden Rezeptor trägt und an die körpereigene Struktur bindet, stirbt die T-Zelle ab. Das Immunsystem lernt so „fremd“ von „eigen“ zu unterscheiden.
 
Mit fortschreitendem Lebensalter steigert sich die Anfälligkeit des Menschen gegenüber Krankheiten und anderen Störungen wieder. Dies liegt vor allem daran, dass sich im Alter die Bildung von B- und T-Lymphozyten verringert. Des Weiteren sind die Abwehrzellen insgesamt weniger aktiv, was zu einer Schwächung der Immunabwehr führt, einhergehend mit erhöhtem Infekt- und Krebsrisiko. (→ ''siehe Hauptartikel [[Immunoseneszenz]]'')
 
== Störungen und Erkrankungen ==
Wie bei allen biologischen Systemen können sich auch beim Immunsystem Fehler einschleichen. So kann das Immunsystem seine Fähigkeit verlieren, auf Erreger oder körpereigene Zellen angemessen zu reagieren: je nach Ursache der Störung kommt es entweder zu einer zu schwachen oder gar fehlenden Immunantwort oder zu einer zu starken, überschießenden Immunreaktion. Auch die Zellen des Immunsystems können maligne entarten und eine Krebserkrankung auslösen. Ebenso wird ein Einfluss von depressiven Störungen, Stress und anderen psychischen Erkrankungen auf das Immunsystem vermutet.
 
=== Immundefekte ===
{{Hauptartikel|Immundefekt}}
Fehlen einzelne Komponenten der Immunantwort oder funktionieren diese nicht mehr richtig, so kann das Immunsystem Krankheitserreger nicht mehr effektiv bekämpfen und selbst Erkrankungen, die normalerweise harmlos sind, können lebensbedrohliche Verläufe annehmen. Immundefekte können angeboren oder erworben sein:
* Die [[Severe Combined Immunodeficiency|schwere kombinierte Immundefizienz]] (SCID) ist eine Gruppe von angeborenen Immundefekten, die sich durch Beeinträchtigung sowohl der zellulären Immunabwehr als auch der humoralen Immunabwehr auszeichnen, daher die Bezeichnung „kombiniert“.
* Die erworbene Immunschwäche [[AIDS]] wird durch das [[HI-Virus]] ausgelöst, das sich durch den Befall der T-Helferzellen erfolgreich der Immunabwehr entzieht. Durch die Vermehrung des HI-Virus werden jedoch immer mehr Abwehrzellen zerstört, so dass meist nach einigen Jahren Inkubationszeit eine zunehmende Abwehrschwäche eintritt und die Anzahl von Infekten und Tumorerkrankungen zunimmt.
* Eine [[Neutropenie]] oder sogar [[Agranulozytose]] kann durch Nebenwirkungen bestimmter Medikamente (z.&nbsp;B. [[Zytostatikum|Zytostatika]]) oder durch Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden und führt vor allem zu Schleimhautentzündungen und so genannten opportunistischen Infekten durch ansonsten harmlose Krankheitserreger.
* Weitere angeborene Immundefekte sind: [[Morbus Behçet]], [[DiGeorge-Syndrom]], [[selektiver Immunglobulin-A-Mangel]] und das [[Wiskott-Aldrich-Syndrom]], bei denen jeweils ein bestimmter Anteil der Immunabwehr gestört ist.
 
=== Überschießende Immunantwort ===
* [[Autoimmunerkrankung]]en: Nicht immer funktionieren die Schutzmechanismen der Selbsttoleranz fehlerfrei, so dass es zu gefährlichen Autoimmunkrankheiten kommen kann, bei denen das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift. Bei diesen Krankheiten ist das üblicherweise sehr gut ausbalancierte Gleichgewicht zwischen einerseits den potentiell selbstzerstörerisch wirkenden (autoreaktiven) T-Zellen und andererseits den regulatorischen T-Zellen gestört, die die Ersteren eigentlich in „Schach halten“ sollen. Einige Beispiele für Autoimmunerkrankungen sind:
** [[Diabetes mellitus|Diabetes]] Typ I, verursacht durch Antikörper gegen [[Langerhans-Inseln|Beta-Inselzellen]] der [[Bauchspeicheldrüse]].
** [[Rheumatoide Arthritis]], bei der es durch eine Immunreaktion zu einer Entzündung der [[Synovia|Gelenkinnenhaut]] kommt.
** [[Multiple Sklerose]], verursacht durch Antikörper gegen die [[Myelinscheide]] von [[Nervenfaser]]n.
* [[Allergie]]/[[Heuschnupfen]]: Das Immunsystem kann die Fähigkeit verlieren, auf fremde Eiweiße angemessen zu reagieren. Die übermäßige Aktivierung von Basophilen (und Eosinophilen), insbesondere aber der ortsständigen [[Mastzelle]]n, kann zur allergischen Reaktionen, wie zum Beispiel Heuschnupfen, führen. Eine systematische Aktivierung dieser Zellen, also die Aktivierung im ganzen Körper, kann schwere Symptome bis hin zum [[Anaphylaxie|anaphylaktischen Schock]] auslösen.
 
=== Krebserkrankungen ===
[[Datei:Lymphoma in golden.JPG|mini|200px|Vergrößerte Lymphknoten bei einem [[Golden Retriever]] mit [[Lymphom|Lymphknotenkrebs]]]]
Auch die Zellen des Immunsystems können bösartig entarten und so zu Krebserkrankungen führen, die meist den gesamten Körper befallen und sich vor allem in den Organen des Immunsystems abspielen und zur Abnahme der Immunabwehr und Verdrängung der normalen [[Hämatopoese|Blutbildung]] im Knochenmark führen. Durch die große Zahl unterschiedlicher Zellen und deren Vorläufer gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Krebserkrankungen mit ganz unterschiedlichen Symptomen und Krankheitsverläufen, die aber grob in zwei Gruppen eingeteilt werden können: Geht der Krebs von den Vorläuferzellen im Knochenmark aus, so spricht man von [[Leukämie]]n, die akut oder chronisch verlaufen können. Bösartige Tumoren der Lymphknoten nennt man Lymphknotenkrebs oder malignes Lymphom.
 
Andererseits ist ein therapeutischer Ansatz bei Krebserkrankungen, die [[Krebsimmuntherapie]], die Aktivierung des Immunsystems gegen Tumorzellen.
 
=== Sonstige Schwachpunkte ===
* Haben Viren sich in eine Schicht eingehüllt, die der Körper nicht als fremd erkennt (beispielsweise eine Schicht aus [[Lipid]]en), so sind sie nicht erkennbar.
* Im Gegensatz zu Krankheitserregern verursachen [[Tumor]]zellen keine Entzündungsreaktion, es kommt daher nicht zu einer Aktivierung der Immunantwort. Einige Tumore haben die Eigenschaft, sich regelrecht zu tarnen. Wenn keine [[Tumorantigen|tumorassoziierten Antigene (TAA)]] von den Krebszellen gebildet werden, erkennt das Immunsystem die Krebszelle daher nicht und es kommt zu Krebswachstum und/oder [[Metastase|Metastasierung]].<ref>I. Bubanovic, S. Najman: ''Failure of anti-tumor immunity in mammals--evolution of the hypothesis.'' In: ''Acta Biotheor.'' 52(1), 2004, S. 57–64. PMID 14963404</ref>
* Das Immunsystem schützt nach heutigem Kenntnisstand nicht vor [[Prion]]en (infektiöse Proteine), sondern scheint&nbsp;– im Gegenteil&nbsp;– eine Rolle bei der Ausbreitung der Prionenerkrankung zu spielen. So waren beispielsweise in einem Experiment Mäuse mit defektem Immunsystem immun gegen eingebrachte Prionen, während Tiere mit funktionierendem Immunsystem eine Erkrankung entwickelten.<ref>{{Literatur |Autor=M. A. Klein, R. Frigg u.&nbsp;a. |Titel=A crucial role for B cells in neuroinvasive scrapie |Sammelwerk=[[Nature]] |Band=390 |Nummer=6661 |Datum=1997 |Seiten=687–690 |Online=[http://www.columbia.edu/itc/biology/pollack/w4065/client_edit/readings/nature390_687.pdf columbia.edu] |Format=PDF |KBytes= |DOI=10.1038/37789 |PMID=9414161}}</ref>
 
== Einflüsse ==
Bei einem intakten Immunsystem spricht man von ''Immunkompetenz''. Die Abwehrfunktion kann auf verschiedene Weise positiv oder negativ beeinflusst werden:
 
=== Allgemeine Stärkung ===
Die Redewendungen „Stärkung des Immunsystems“ und „Stärkung der Abwehrkräfte“ werden häufig als [[Claim (Werbung)|Claim]] in der Werbung für Nahrungsergänzungsmittel, Functional Food und alternativmedizinische Heilmittel verwendet. So nimmt auch das [[Heilfasten]] für sich in Anspruch, das Immunsystem zu stärken. Problematisch sind hierbei fehlende medizinische Definitionen dafür, was unter „Stärkung“ zu verstehen ist. Solche Verweise auf allgemeine, nichtspezifische Vorteile eines Produkts sind nach EU-Recht laut Artikel 10 Absatz 3 der [[Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 (Health Claims)|Health-Claims Verordnung]] verboten, sofern ihnen nicht eine durch die [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit]] genehmigte spezielle gesundheitsbezogene Angabe beigefügt ist. Für eine Aufnahme in die entsprechende Positivliste genehmigter Angaben muss die Art und Weise, in der das Produkt auf das Immunsystem wirkt, angegeben und die Wirksamkeit wissenschaftlich belegt werden.
 
Als Grundlage für ein gesundes Immunsystem gelten eine ausgewogene [[Ernährung des Menschen]], die alle für den Organismus notwendigen Stoffe wie beispielsweise [[Mineralstoff]]e (besonders [[Eisen]], [[Zink]] und [[Selen]]) und [[Vitamine]] enthält, und ausreichend Schlaf;<ref>{{Literatur |Autor=M. Irwin, A. Mascovich, J. C. Gillin, R. Willoughby, J. Pike, T. L. Smith |Titel=Partial sleep deprivation reduces natural killer cell activity in humans. |Sammelwerk=[[Psychosomatic Medicine]] |Band=56 |Nummer=6 |Datum=1994 |Seiten=493–498 |DOI=10.1097/00006842-199411000-00004}}</ref> des Weiteren sollte lange andauernder (chronischer) Stress vermieden werden.<ref>{{Literatur |Autor=M. Schedlowski, R. E. Schmidt |Titel=Streß und Immunsystem |Sammelwerk=Naturwissenschaften |Band=83 |Nummer=5 |Datum=1996 |Seiten=214–220 |DOI=10.1007/BF01143326 |PMID=8668232}}</ref>
 
Auch Methoden aus dem [[Fitness]]- und [[Wellness]]bereich werden als Maßnahmen zur „Steigerung der Immunfunktion“ beworben, was dann in Einzelfällen mit Studien zu speziellen Funktionen des Immunsystems belegt werden soll. Beispiele hierfür sind: sportliches [[Ausdauertraining]],<ref>Felix K. Gmünder: ''Sport und Immunologie.'' Vorlesung an der ETH Zürich ([http://www.gmuender.org/si/index.html PowerPoint Presentation]).</ref> sowie regelmäßige [[Abhärtung]], zum Beispiel durch [[Sauna|Saunieren]] und Anwendung von [[Sebastian Kneipp|Kneippschen Güssen]].<ref name="Sauna">{{Literatur |Autor=B. Dugue, E. Leppanen |Titel=Adaptation related to cytokines in man: effects of regular swimming in ice-cold water |Sammelwerk=[[Clinical Physiology]] |Band=20 |Nummer=2 |Datum=2000 |Seiten=114–121}}</ref> [[Psychotherapie|Psychotherapeutische]] Verfahren, insbesondere Methoden zur [[Stressbewältigung]] können die Immunabwehr stärken. Die klinische [[Hypnotherapie]] hat suggestive Methoden zur „Unterstützung des allgemeinen Immunsystems“ sowie zur Behandlung einzelner Immunerkrankungen entwickelt.<ref>J. Auerbach: ''Suggestions with Autoimmune Disease.'' In: D. Corydon Hammond (Hrsg.): ''Handbook of Hypnotic Suggestions and Metaphors.'' New York/London (Norton) 1990, S. 241f.</ref>
 
=== Elektrische Stimulation ===
Ausgehend von der neueren Erkenntnis, dass das [[Zentrales Nervensystem|zentrale Nervensystem]] der Menschen, der [[Vagus|Nervus Vagus]] mit dem Immunsystem [[Interaktion|interagiert]], konnten holländische Forscher Mitte 2016 mithilfe schwacher elektrischer Impulse (ähnlich dem Effekt eines [[Herzschrittmacher]]s) deutlich positive Wirkungen bei der Behandlung der [[Autoimmunkrankheit]] [[Rheumatoide Arthritis]] erzielen.<ref>[[deutschlandfunk.de]], ''Forschung aktuell'', 15. August 2016, Anneke Meyer: [http://www.deutschlandfunk.de/behandlung-von-autoimmunkrankheiten-strom-statt-tabletten.676.de.html?dram:article_id=363145 ''Behandlung von Autoimmunkrankheiten: Strom statt Tabletten''] (16. August 2016).</ref>
 
=== Immunsuppression ===
{{Hauptartikel|Immunsuppression}}
In manchen Situationen ist eine Immunsuppression, also eine medikamentöse Hemmung oder sogar komplette Unterdrückung der Immunantwort notwendig. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Patienten, die ein fremdes Organ als [[Transplantat]] erhalten haben. Auch bei Autoimmunerkrankungen (inklusive [[Rheuma|Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises]]) und Allergien ist manchmal eine Immunsuppression notwendig. Das am längsten bekannte immunsuppressive Medikament ist [[Cortison]], die Vorstufe des körpereigenen Hormons [[Cortisol]]. Neuere Wirkstoffe wie [[Tacrolimus]] oder [[Cyclosporin A]] sind jedoch teilweise deutlich wirksamer und/oder haben geringere Nebenwirkungen.
 
=== Impfung ===
{{Hauptartikel|Impfung}}
Die Impfung ist eine Methode zur Stärkung des Immunsystems und eine vorbeugende Maßnahme gegen bestimmte [[Infektionskrankheit]]en.
Bei der '''aktiven Immunisierung''', der häufigsten Form der Impfung, wird das Immunsystem zur Bildung einer Immunkompetenz angeregt, ohne die Erkrankung selbst auszulösen. Hierzu werden abgeschwächte Erreger, tote Erreger oder bestimmte typische Eiweiße (Proteine) und [[Zucker]]moleküle, also Bruchstücke des Erregers, als [[Impfstoff]]e in den Körper eingebracht. Die Reaktion des Organismus auf diese Antigene führt zur Bildung spezifischer Antikörper und Gedächtniszellen, die weiterhin im [[Blut]] und den Lymphbahnen zirkulieren, wodurch der Schutz gegen diese Antigene lange erhalten bleibt. Falls der Körper erneut mit dem Erreger in Kontakt kommt, hat er durch die Gedächtniszellen eine sehr viel effizientere und schnellere Immunantwort zur Verfügung, die die Erreger bekämpft, bevor es zu einer Erkrankung kommt.
 
=== Schädigende Faktoren ===
Abgesehen vom Altern gibt es weitere Faktoren, die die Funktion des Immunsystems schädigen und herabsetzen können. Dazu zählen unter anderem eine starke gesundheitliche Beeinträchtigung durch Vorschädigung wie beispielsweise bei chronischen Erkrankungen, eine medikamentöse Immunsuppression wie beispielsweise nach [[Organtransplantation]]en, [[Drogenmissbrauch]] (auch [[Nikotin]] und [[Ethanol|Alkohol]]), eine [[Mangelernährung]] und damit verbundene Unterversorgung auch mit Vitaminen und [[Spurenelement]]en, eine ungesunde oder unausgeglichene Ernährung,<ref>[http://www.firmenpresse.de/pressinfo16545/mit-aminosaeuren-der-erkaeltung-den-kampf-ansagen.html ''Mit Aminosäuren der Erkältung den Kampf ansagen.''] 29. September 2005.</ref> die Aufnahme von [[Umweltgift]]en aus der Umgebung,<ref>L. Bayer-Oglesby, L. Grize, M. Gassner, K. Takken-Sahli, F. H. Sennhauser, U. Neu, C. Schindler, C. Braun-Fahrländer: ''Decline of ambient air pollution levels and improved respiratory health in Swiss children.'' In: ''[[Environmental Health Perspectives]].'' Band 113, Nummer 11, November 2005, S.&nbsp;1632–1637, PMID 16263523. {{PMC|1310930}}.</ref> die Einwirkung von [[Ionisierende Strahlung|ionisierender Strahlung]], andauernder [[Stress]], zu wenig Schlaf, Bewegungsmangel und auch eine übermäßige Kälteeinwirkung im Sinne von längerer Auskühlung<ref>{{Literatur |Autor=C. Johnson, R. Eccles |Titel=Acute cooling of the feet and the onset of common cold symptoms |Sammelwerk=Family Practice |Nummer=22(6) |Datum=2005 |Seiten=608–613 |Online=[http://fampra.oxfordjournals.org/cgi/content/abstract/22/6/608 Abstract]}}</ref> oder gar Unterkühlung ([[Hypothermie]]). Im Sport kommt es nach erschöpfenden Belastungen zur vorübergehenden Beeinträchtigung der Abwehrfunktion, die als [[Open-Window-Phänomen]] bekannt ist. Eine Kombination von mehreren Faktoren kann natürlich eine verstärkte Belastung für das Immunsystem darstellen.
 
Auch psychologische Faktoren wie Stress beeinträchtigen das Immunsystem. Stress führt dazu, dass allgemein physiologische Prozesse heruntergefahren werden, welche in hohem Maße Energie erfordern, jedoch nicht für das kurzfristige Überleben notwendig sind. Dazu zählt auch das Immunsystem. Die immunsuppressive Wirkung von Stress wird über die Ausschüttung von [[Glucocorticoide]]n (beim Menschen insbesondere Cortisol) aus der [[Nebennierenrinde]] bedingt, welche wiederum durch [[Adrenocorticotropin]] aus dem Vorderlappen der [[Hypophyse]] angestoßen wird, welches wiederum die Produktion von Zytokinen hemmt.<ref>Manfred Schedlowski, Uwe Tewes: ''Psychoneuroimmunologie''. Spektrum Akademischer Verlag, 1996, ISBN 3-86025-228-3.</ref> Im Falle von chronischem Stress kommt es zu einer Einschränkung des Adaptiven Immunsystems, das seine beschützende Funktion via T- und B-Zellen ausübt.<ref>John P.J. Pinel: ''Biopsychology.'' Pearson Education, 2009.</ref>
 
=== Sonnenlicht ===
Sonnenlicht kann das Immunsystem stärken. Bereits vor mehr als 100 Jahren war das tägliche Sonnenbad ein fester Bestandteil der [[Tuberkulose]]therapie (allerdings in Ermangelung von [[Antibiotika]], die erst um 1930 entdeckt und nach 1940 am Menschen erprobt wurden). Die Forschung konnte den zugrundeliegenden Mechanismus darstellen: Bestimmte Abwehrzellen besitzen auf ihrer Oberfläche einen so genannten Toll-like Receptor; dieser wird bei einer Bakterieninfektion aktiviert und veranlasst die Abwehrzelle, eine Vorstufe von [[Vitamin D]] (25-Hydroxy-Vitamin-D) zu produzieren. Gleichzeitig bildet dieselbe Zelle verstärkt einen weiteren Rezeptortyp aus, der auf die Erkennung von Vitamin D spezialisiert ist. Das Sonnenlicht wandelt die Vitamin-D-Vorstufe in das aktive Vitamin&nbsp;D um, welches sich nun an den Rezeptor heftet. Dadurch wird die Abwehrzelle dazu angeregt, das antibakteriell wirkende [[Cathelizidin]] zu bilden. Der Zusammenhang erklärt auch, warum Menschen mit dunkler Haut für Infektionen wie beispielsweise die Hauttuberkulose besonders empfänglich sind: In ihrem Blut finden sich in der Regel deutlich geringere Mengen der Vitamin-D-Vorstufe, wobei zusätzliche Einnahme von Vitamin-D-Präparaten zur Stärkung des Immunsystems den Mangel leicht ausgleichen kann.
Eine Schwächung des Immunsystems kann eine Folge der immunsuppressiven Wirkung der [[Ultraviolettstrahlung#Biologie|UV-B-Strahlen]] sein, die die [[T-Lymphozyt|T-Zell]]-abhängige Immunantwort stört. Eine übermäßige UVB-Belastung der Haut fördert die Entwicklung von bösartigen Hauttumoren wie [[Basalzellkarzinom]]en und [[Plattenepithelkarzinom]]en<ref>[http://www.ipa.ruhr-uni-bochum.de/publik/IPA-Journal_3_11.php ''UV Strahlung und Hautkrebs.''] Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung [[Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung|IPA]] 2011, abgerufen am 12. März 2014.</ref> und mindert die Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien, [[Dermatomykose|Pilzen]] oder Viren deutlich. Auch durch Parasiten hervorgerufene Erkrankungen wie die [[Leishmaniose]], [[Bilharziose]] oder [[Malaria]] verlaufen schwerer und länger nach UV-Exposition.<ref>[http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=27929 ''Urlaubsattacken auf das Immunsystem.''] In: ''Pharmazeutische Zeitung online.'' 2005, abgerufen am 12. März 2014.</ref>
 
== Evolution ==
Die komplexe Wechselbeziehung zwischen dem [[Wirt (Biologie)|Wirtsorganismus]] und den Erregern kann unter [[Evolutionstheorie|evolutionären]] Gesichtspunkten als ein „Angreifer-Verteidiger-System“ angesehen werden. Durch die Abwehrmaßnahmen des Immunsystems kommt es zu einem starken [[Selektionsdruck]], unter dessen Einfluss sich die Erreger immer besser an den (menschlichen) Organismus anpassen müssen, um weiter fortzubestehen. Gleichzeitig üben Krankheitserreger oder Parasiten einen Selektionsdruck auf das Immunsystem des Wirts aus, so kann es zu einer [[Koevolution]] von Parasit und Wirt kommen, die zu einer [[Symbiose]] führen kann. Dann können die ehemaligen Erreger den Wirt für ihre Vermehrung nutzen, ohne ihn zu schädigen. Ein Beispiel für eine solche erfolgreiche Koevolution sind die [[Mitochondrien]], welche ehemals als körperfremder Schädling in die Zellen von [[Eukaryoten]] eindrangen und die sich im Laufe der Jahrmillionen zu einer wichtigen [[Zellorganelle]] entwickelten.<ref>{{Literatur |Autor=S. D. Dyall, M. T. Brown, P. J. Johnson |Titel=Ancient invasions: from endosymbionts to organelles |Sammelwerk=[[Science]] |Band=304 |Nummer=5668 |Datum=2004 |Seiten=253–257 |Online=[http://www.pai.utexas.edu/faculty/isaxena/BIO320/Ancient%20Invasions%20-%20From%20endosymbionts%20to%20organelles%20-%202004.pdf utexas.edu] |Format=PDF |KBytes= |DOI=10.1126/science.1094884 |PMID=15073369}}</ref>
 
Bei Infektionen mit Krankheitserregern, welche an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind, kann eine Erkrankung&nbsp;– bei intaktem Immunsystem und geringer Erregerdosis&nbsp;– entweder überhaupt nicht ausbrechen oder einen weniger schweren Verlauf nehmen.
Bei Infektionen mit an den Menschen nicht oder nur wenig angepassten Erregern hängt es von vielen Faktoren (Zustand des Immunsystems, Aggressivität der Erreger) ab, wie schwer eine Erkrankung verläuft und wie lange sie dauert oder ob der Erkrankte an den Folgen der Infektion sogar verstirbt. Die Höhe der durchschnittlichen [[Letalität]] einer Erkrankung lässt nach dieser Theorie beispielsweise Rückschlüsse zu, wie gut oder schlecht Krankheitserreger an den Menschen angepasst sind.
 
Durch diese evolutionäre Betrachtungsweise lassen sich viele Vorgänge der Immunologie besser verstehen und interessante Erkenntnisse zur Stammesgeschichte der Erreger gewinnen. In vielen wissenschaftlichen Studien wurden Hinweise für die Richtigkeit dieser Betrachtungsweise gefunden, es gibt jedoch auch noch genauso viele widersprüchliche Ergebnisse, so dass diese evolutionäre Theorie der Immunologie noch nicht abschließend bewertet werden kann.
 
== Einfluss auf die Partnerwahl ==
Untersuchungen mit Tieren am Max-Planck-Institut für Immunbiologie erbrachten unter anderem Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem individuellen Immunsystem eines Lebewesens und der Partnerwahl. Über den Geruchssinn kann die genetische Individualität und Verschiedenheit erfasst und bewertet werden. Die Untersuchungen ergaben: MHC-Peptide erlauben dem Immunsystem, durch die Analyse der MHC-Peptidkomplexe an der Zelloberfläche durch die T-Zellrezeptoren Information über den Status von einzelnen Zellen zu erlangen. Und die Analyse der Struktur dieser Peptide ermöglicht über olfaktorische Neuronen Informationen über den genetischen Status eines Gegenübers zu gewinnen. Dies ist möglich, weil die Struktur der Ankerreste von Peptiden Rückschlüsse auf die Struktur von MHC-Molekülen und damit Rückschlüsse auf die Kodierungskapazität von Organismen erlauben.<ref>Thomas Boehm: {{Webarchiv|url=http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/jahrbuch/2005/immunbiologie/forschungsSchwerpunkt1/index.html | wayback=20110108193733 | text=''Qualitätskontrolle im Immunsystem. (Steuerung der Partnerwahl).''}} Max-Planck-Institut für Immunbiologie, Freiburg 2005, Beteiligte Abteilungen: Entwicklung des Immunsystems.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Immunsystem}}
* {{WikipediaDE|Dirk Müller (Börsenmakler)}}
 
== Literatur ==
* Charles A. Janeway: ''Immunologie.'' 5. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2002, ISBN 3-8274-1079-7.
* Gerd-Rüdiger Burmester: ''Taschenatlas der Immunologie. Grundlagen, Labor, Klinik.'' 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 2006, ISBN 3-13-115382-2.
* Abul K. Abbas: ''Cellular and Molecular Immunology.'' 5. Auflage. W.B. Saunders Company, 2005, ISBN 1-4160-2389-5. (englisch)
* Peter F. Zipfel, Peter Kraiczy, Jens Hellwage: ''Wie Mikroorganismen der Immunabwehr entgehen – Das tägliche Versteckspiel.'' In: ''Biologie in unserer Zeit.'' 32(6), 2002, S. 371–379.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikibooks|Medizinische Mikrobiologie: Immunologie}}
* [https://archiv.bvh.org/tl_files/download/Aktienkultur.2008.pdf Interview] mit ''Aktienkultur – Das Magazin der BVH-Börsenvereine'' Ausgabe 01/2008 (PDF-Datei, 1,92 MB)
{{Wiktionary}}
* [http://www.focus.de/kultur/leben/nachgefragt/fragebogen-dirk-mueller_aid_266837.html Interview über Persönliches] mit dem ''Focus'' Nr. 13/2008
* [http://www.immunologie.de/ Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI)]
* {{Webarchiv|url=http://www.arte.tv/de/newsletter-ARTE-tv/1164206.html | wayback=20140102133740 | text=Artikel über Ursachen von Autoimmunerkrankungen/Hygienehypothese}}
* deutschlandfunk.de, 21. Mai 2017, Christine Westerhaus: [http://www.deutschlandfunk.de/schutz-vor-allergien-wenn-das-immunsystem-aufs-falsche.740.de.html?dram:article_id=386195 ''Wenn das Immunsystem aufs falsche Gleis gerät'']


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 11. September 2019, 19:28 Uhr

Dirk Müller (2012)
Dirk Müller Anfang 2008 (links sitzend, telefonierend)

Dirk Müller (* 25. Oktober 1968 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Börsenmakler, Fondsmanager und Buchautor. Er wurde international als „Mister DAX“ und „Dirk of the DAX“ bekannt, weil sein Arbeitsplatz auf dem Parkett der Frankfurter Wertpapierbörse unter der DAX-Kurstafel lag und Journalisten dies nutzten, um seinen Gesichtsausdruck zusammen mit dem Kursverlauf des Index als Symbol des aktuellen Börsengeschehens darzustellen. Von Kritikern wird ihm aufgrund seiner Thesen zum Wirtschafts- und Währungssystem vielfach die Verbreitung von Verschwörungstheorien vorgeworfen.[1]

Leben

Müller stammt aus Reilingen (Rhein-Neckar-Kreis), wo er auch heute noch lebt. Nach seinem Abitur am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium Hockenheim begann er eine Ausbildung zum Bankkaufmann/Finanzassistenten bei der Deutschen Bank in Mannheim.

1993 absolvierte er die Börsenhändlerprüfung und arbeitete von 1993 bis 1997 als Makler bei Finacor-Rabe&Partner, von 1997 bis 1998 bei Cantor Fitzgerald International und von 1998 bis 2008 als amtlich vereidigter Börsenmakler in der Frankfurter Wertpapierbörse für die ICF Systems AG.

Sein Arbeitsplatz an der Frankfurter Börse befand sich unterhalb der DAX-Kurstafel am Eingang der Handelsschranke, d. h. am Eingang zu den Tischen, an denen die Skontroführer saßen. Am 11. März 1999 reagierte die Börse positiv auf Oskar Lafontaines Rücktritt als Bundesfinanzminister. Den darauf folgenden Kursanstieg dokumentierten die Zeitungen erstmals mit Dirk Müllers Konterfei. Ab diesem Zeitpunkt wurde er wiederholt fotografiert, um den DAX-Stand zu personifizieren.

Obwohl der Parketthandel im Jahre 2008 aufgrund der elektronischen Handelsplattform Xetra gemeinhin als tot angesehen wurde, arbeitete Müller weiterhin in der Börse. Als Skontroführer legte er dabei die Kurse fest, zu denen gekauft und verkauft wird. Dabei sieht er das Tempo und die Anonymität des elektronischen Handels skeptisch.

2008 wechselte Müller zur mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG,wo er bis 2010 tätig war und seitdem die Möglichkeit hatte, neben seinem Tagesgeschäft freiberuflich tätig zu sein. Er ist seit 2009 Inhaber und Geschäftsführer der Gesellschaft Finanzethos GmbH, die die Website cashkurs.com betreibt und Börsenbriefe verlegt.

2009 erschien sein erstes Buch Crashkurs, das er anlässlich der 2007 begonnenen Finanzkrise schrieb. Das Buch verkaufte sich erfolgreich und verhalf ihm damit zu größerer Bekanntheit. 2011 erschien sein zweites Buch Cashkurs, das bereits kurz nach Erscheinen Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste erreichte.[2]

In einer Ausschusssitzung des Deutschen Bundestages am 27. Juni 2011 zum Thema Spekulation mit agrarischen Rohstoffen verhindern war er als Vertreter der Finanzethos GmbH einer von acht eingeladenen Sachverständigen. Ebenso war Müller am 16. Januar 2013 stellvertretend für die Finanzethos GmbH einer der geladenen Sachverständigen zum Thema Hochfrequenzhandel in einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses des Deutschen Bundestags.[3] Am 28. April 2013 war er Gast in der Polit-Talkshow Absolute Mehrheit.[4]

Im Dezember 2013 stimmte der Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Reilingen zu, das Schlossmühlenareal an Müller zu verpachten, der ein Museum und Ferienwohnungen plant. Auf dem Gelände stand früher die Burg Wersau.[5]

Müller ist verheiratet und hat einen Sohn.[6]

Aktienfonds

Am 17. April 2015 wurde der Aktienfonds Dirk Müller Premium Aktien aufgelegt. Innerhalb des ersten Jahres verbuchte der Fonds einen Verlust von 7 Prozent, lag aber deutlich über der Kursentwicklung des DAX (minus 16 Prozent).[7] Im September 2016 geriet Müller wegen der Entwicklung seines Fonds in öffentliche Kritik.[8] Zwei Jahre nach Auflage des Fonds haben die Fondsanteile über zehn Prozent an Wert verloren, obwohl die Märkte im gleichen Zeitraum zulegten.[9] Der Fonds verfügte im Juli 2017 über etwa 70 Millionen Euro Kapital, das zur Hälfte in den Sektoren Technologie und Gesundheit investiert wurde. Im Jahresvergleich platzierte sich der Fonds auf einem der letzten Plätze unter allen international anlegenden Aktienfonds.[10]

Müller propagiert eine "Strategie des Stock Pickings", bei der gezielt in einzelne Unternehmen investiert wird.[11] Er gab an, das Portfolio über Optionen abzusichern und viel Cash für günstige Investitionen bereit zu halten. Bestimmte Investitionen lehnt Müller aus ethischen Gründen ab.[12]

Positionen

Müller kritisiert die Rolle der Rating-Agenturen und sieht seit 2010 einen konzertierten Angriff auf den Euro, ausgehend von der amerikanischen Regierung und/oder der Wall Street, die die Ratingagenturen instrumentalisierten, um eigene politische und finanzielle Interessen zu verfolgen.

Anlässlich der Eurokrise vertritt er die Meinung, dass das gegenwärtige Finanzsystem „am Ende“ sei und alle Jahre „neu gestartet“ werden müsse. Dies wird von Müller selbst als ‚Reset‘ beschrieben. In einem Artikel für die als rechtspopulistisch verortete Zeitschrift Compact behauptete Müller 2011, die Wallstreet fahre mit dem Ziel dieses Reset seit Jahren massive gesteuerte Angriffe gegen Europa und prognostizierte einen Krieg im Iran als logischen nächsten Schritt, den „wir 2012 aller Wahrscheinlichkeit nach auch erleben“.[13] Er glaubt des Weiteren nicht, dass der Euro allen Deutschen nütze und die europäische Einigung begünstige. Seiner Meinung nach sei die Euro-Einführung zu früh gekommen und ein „kardinaler Fehler“ gewesen. Für Deutschland sei nicht nur eine DM, sondern auch ein „Kerneuro“ vorstellbar. Eine Umschuldung Griechenlands und der letztendliche Ausstieg aus dem Euro für das Land seien unausweichlich. Müller kritisiert dabei die angebliche Inkompetenz der Politik. So äußerte er: „Die meisten [Politiker] haben überhaupt keine Ahnung, was passiert“, und „Unsere führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erkennen eine Rezession noch nicht einmal dann, wenn sie bereits seit einem halben Jahr tobt“.

Im Zusammenhang mit der Griechenlandkrise vertrat Müller 2011 die Auffassung, dass die Banken nicht mehr in der Lage seien, ihre Funktion für die Realwirtschaft zu erfüllen, da sie aus der ersten Finanzkrise nichts gelernt hätten. Den Politikern warf Müller vor, in der Krise nur zu lavieren und Probleme zu verschleppen, um das Unabwendbare hinauszuzögern. Er forderte, die Politik müsse sich von den Banken emanzipieren. Die Steuerzahler dürften nicht für die Fehler der Banken gerade stehen.[14]

Das Grundproblem von solchen Krisen liegt nach Müllers Meinung am Zinseszins und in der Geldschöpfung durch private Banken als Schuldgeld. Er schlägt eine komplette Neustrukturierung des gegenwärtigen Währungssystems durch ein Vollgeldsystem vor. Andere Verbesserungen bzw. Alternativen sieht er im Trennbankensystem, im Regiogeld (Chiemgauer) und in der steuerlichen Bevorzugung von Arbeitsentgelt und Risikokapital.

An der Politik bemängelt er, dass sie sich nicht nach dem Inhalt, sondern nach der Parteiräson ausrichte. Er empfiehlt eine „neue Form der Demokratie, eine die nicht an Parteien gebunden, sondern dezentral organisiert ist.“ Sein Interesse an der Politik rühre aus der Divergenz zwischen Nachrichten und seiner persönlichen Wahrnehmung her. Er mahnt zum Beispiel an, dass seitens der europäischen Politik tatenlos zugeschaut würde, wie sich US-amerikanische und russische Konzerne mit Unterstützung ihrer Regierungen die Bodenschätze Zyperns und Griechenlands – „ein neuer Persischer Golf“– sicherten.

Bezüglich der Krise in der Ukraine 2014 bezog er Position für die Politik des russischen Präsidenten Putin und übte Kritik an der Politik der USA und der EU gegenüber Russland. Julian Staib warf ihm in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in diesem Zusammenhang „Lust an einfachen Deutungen“ und die „Rechtfertigung der Annexion der Krim“ vor.[15]

Beim Aufkommen des VW-Abgasskandals schrieb Müller: „Ist es nicht ein bemerkenswerter Zufall, dass dieses Thema just an jenem Tag in den USA hochkommt, an dem VW dort seinen lang erwarteten neuen Passat vorstellt?“ Für den Kommunikationswissenschaftler Tobias Jaecker bediente Müller damit das falsche und die eigentlichen Probleme verdeckende Weltbild, dass „hinter dem entfesselten Kapitalismus, der Auflösung gesellschaftlicher Strukturen und anderen ungeliebten Begleiterscheinungen der Moderne Amerika steckt und ‚wir‘ in Deutschland nur die Opfer sind“.[16]

Veröffentlichungen

Printmedien

Audiomedien

  • Crashkurs. Der Audio Verlag (DAV), Berlin, 2009, ISBN 978-3-89813-855-0. (Autorenlesung, 3 CDs, 229 Min.)
  •  Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen (aktualisierte Ausgabe). Droemer, München 2010, ISBN 978-3-426-41108-7.
  •  Cashkurs: So machen Sie das Beste aus Ihrem Geld. 2. Auflage. audio media, München 2012, ISBN 978-3-86804-182-8 (Hördauer ca. 320 Min.).

Rezensionen zu Müllers Publikationen

Crashkurs

Das Handelsblatt schrieb anlässlich Müllers ersten Buches Crashkurs: „Seine Aussagen sind deutlich, gehen allerdings nicht allzu weit ins Detail. Aber Müller hat einen großen Vorteil: Auch Börsenlaien verstehen, was er sagen will“. Streitbar seien „auch so manche Verschwörungstheorien. Die Rolle der US-Börsenaufsicht United States Securities and Exchange Commission (SEC), die Abhängigkeiten der Ratingagenturen und eine ,Machthydra'. Manches davon scheint nachvollziehbar, anderes weit hergeholt und vieles wird nur gestreift anstatt näher belegt“.

Showdown Für Spiegel-Online „strotzt“ sein drittes Buch Showdown „nur so vor abenteuerlichen Verschwörungstheorien“. So sei „die Krise in Griechenland [...] womöglich bewusst durch die USA ausgelöst worden. Die Amerikaner wollten das Land vom Rest der EU abspalten und sich die angeblich riesigen Erdöl und Erdgas in der Nordägäis|Öl- und Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer sichern. Ach ja, und außerdem wollten sie die Euro-Zone destabilisieren, um den Aufstieg des Euro zur weltweiten Leitwährung zu verhindern.“ Müller mache „aus fast jedem Konjunktiv eine Tatsachenbehauptung.“

Laut Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung könne man Müllers „so erschütternde wie unbewiesene Erkenntnisse“ im Buch Showdown folgendermaßen zusammenfassen: „Die Amerikaner haben mit willfährigen Marionetten und Geheimagenten die Euro-Krise in Griechenland ausgelöst, um sich unbewiesene griechische Energiereserven zu sichern, die sie nicht brauchen. [...] Die Verschwörungstheorien, die der ehemalige Börsenmakler dafür in sein Buch einbaut, sind nicht neu, aber nie nebeneinander aufgeschrieben worden: vielleicht weil sie sich widersprechen und in sich nicht konsistent sind.“ Die Rezension zum Buch zieht das Fazit: „Erschütternd ist, wie ein Mann mit so undurchdachten Thesen in die Bestsellerlisten rücken kann.“[17]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Holger Rust: Fauler Zahlenzauber: Fiktionen über Fakten in Wirtschaft und Management. Springer Gabler, 2014, S. 82–84, ISBN 9783658025175, doi:10.1007/978-3-658-02517-5
  2. Porträt: Dirk Müller, Börsenexperte. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Nachtstudio (ZDF). 29. Januar 2012, archiviert vom Original am 23. Juni 2015; abgerufen am 22. Juni 2015. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zdf.de
  3. Ja zur Einschränkung des Hochfrequenzhandels abgerufen auf bundestag.de am 5. Juli 2014
  4. Absolute Mehrheit. Gäste aus der Sendung vom 28. April 2013; prosieben.de; zuletzt abgerufen am 29. April 2013
  5. Hanna Weber: Forschungen an der Burg gehen weiter. morgenweb.de, abgerufen am 5. Juli 2014.
  6. Interview über Persönliches. In: Focus, Nr. 13/2008.
  7. Daniel Eckert: Fonds von „Mister Dax“ performt besser als der Dax. In: welt.de. 6. April 2016, abgerufen am 19. August 2016.
  8. Dennis Kremer: Der Absturz der Promi-Fonds. In: FAZ.net. 5. September 2016, abgerufen am 9. November 2016.
  9. Kräftig enttäuscht von „Mr. Dax“. In: StN.de (Stuttgarter Nachrichten). 7. Mai 2017, abgerufen am 13. August 2017.
  10.  Ingo Narat: Börsenlektion für Mister Dax. In: Handelsblatt. Nr. 140, 24. Juli 2017, S. 34.
  11. Dirk-Müller-Fonds: Das wird die Strategie 2017. In: Cash Online. 3. Januar 2017, abgerufen am 31. Januar 2018.
  12. Fonds von „Mister Dax“ performt besser als der Dax. In: Welt. 6. April 2016, abgerufen am 31. Januar 2018.
  13. Dirk Müller: Narrenschiff Europa und Kurs auf Iran-Krieg. Compact, 12/2011
  14. Börsenmakler Dirk Müller "Die Schweinehunde bestimmen, wo es langgeht". In: Wirtschafts Woche. 19. Oktober 2011, abgerufen am 31. Januar 2018.
  15. Julian Staib: Meinungsschlacht um die Krim. (Memento vom 25. Dezember 2014 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. März 2014.
  16. Tobias Jaecker, Querfront durch die Mitte, erschienen in liberal - Debatten zur Freiheit 2/2016, S. 51
  17. Winand von Petersdorff: Dirk Müllers tolldreiste Krisenthesen. Der sogenannte Mr. Dax drängt mit dem Buch „Showdown“ in die Bestsellerlisten. Mit abstrusen Thesen. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 16. Juni 2013, Nr. 24, S. 31.


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