Waldorfschule und Kirchenjahr: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Panorama Waldorfschule Loheland.jpg|450px|thumb|Rudolf-Steiner-Schule [[Loheland]]]] '''Waldorfschulen''' sind Schulen in freier Trägerschaft, an denen nach der von [[Rudolf Steiner]] begründeten Waldorfpädagogik unterrichtet wird. Die Waldorfpädagogik ist eine der bekanntesten praktischen Anwendungen der ebenfalls von Rudolf Steiner begründeten [[Anthroposophie]]. Vielen Waldorfschulen ist ein [[Waldorfkindergarten]] angegliedert.
[[Datei:Bild z 81.jpg|thumb|hochkant|350px|Der Jahreskreis des Kirchenjahres aus anthroposophischer Sicht]]
Als '''Kirchenjahr''' ({{laS|''annus ecclesiasticus''}} oder {{lang|la|''annus liturgicus''}}; auch '''liturgisches Jahr''' oder '''Herrenjahr''') bezeichnet man im [[Christentum]] eine jährlich wiederkehrende festgelegte Abfolge von christlichen Festen und Festzeiten, nach der sich vor allem die [[Gottesdienst]]praxis und [[Liturgie]] richten. Das Kirchenjahr beginnt nach katholischer wie evangelischer Tradition mit der [[Vesper (Liturgie)|Vesper]] am Vorabend des [[1. Sonntag im Advent|ersten Adventssonntags]]<ref>{{Internetquelle |autor=Julia Martin |url=https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/das-bedeuten-die-vier-advenssonntage |titel=Das bedeuten die vier Adventssonntage |werk=[[katholisch.de]] |datum=2018-12-01 |zugriff=2019-01-05}}</ref>, die orthodoxen Kirchen beginnen es am 1. September, in Vorbereitung auf das Fest [[Mariä Geburt]] am 8. September.


Die erste Waldorfschule wurde 1919 in [[Stuttgart]] als Schule für die Arbeiterkinder durch den Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik [[Emil Molt]] gegründet und am [[7. September]] [[1919]] eröffnet. Von der [[Zigarette]]nfabrik erhielt die pädagogische Bewegung Rudolf Steiners, der der erste Schulleiter der Astoria-Betriebsschule war, ihren Namen. Im [[Nationalsozialismus]] wurde [[1939]]/[[1940|40]] der Lehrbetrieb an Waldorfschulen, wie auch an den meisten anderen nichtstaatlichen Schulen, bis [[1945]] verboten.
Das Kirchenjahr besteht vor allem aus den zuerst um [[Ostern]], dann auch um [[Weihnachten]] herum gebildeten Festkreisen, die in der [[Christentumsgeschichte]] allmählich zu einem [[Jahr]]eszyklus vervollständigt wurden. Ihre Abfolge und ihr Umfang stimmen in [[Ostkirche|Ost-]] und Westkirchen in etwa überein, die wichtigsten Festdaten der [[Orthodoxes Christentum|orthodoxen]] Tradition unterscheiden sich aber von denen der [[Westkirche|katholischen]] und [[Protestantismus|evangelischen]] Tradition. Den Festzeiten sind bestimmte [[liturgische Farben]] zugeordnet.
[[Bild:Waldorfschüler.jpg|thumb|Waldorfschüler auf dem Schulhof]]


Nach Angaben aus dem Jahr [[2006]] existieren in [[Deutschland]] 193 Waldorfschulen, in ganz [[Europa]] 643 und [[Welt|weltweit]] 903 sowie 2000 Kindergärten und Fördereinrichtungen.<!-- http://www.waldorfschule.info/upload/pdf/brd.pdf --> Bekannt sind sie auch unter den Bezeichnungen '''Rudolf-Steiner-Schule''', englisch ''Waldorf School'', ''Steiner School'', französisch ''École Waldorf'', niederländisch ''Vrijeschool''.
== Begriff ==
Der deutsche Begriff „Kirchenjahr“ ist erstmals 1589 bei [[Johannes Pomarius]], einem [[Luthertum|lutherischen]] Pastor, belegt. Er markiert die nach der [[Reformation]] beginnende Trennung von christlich-sakraler und profaner Zeitgliederung und Kalenderordnung. Zudem gab es seit Bildung des Begriffs immer verschiedene konfessionelle Varianten des Kirchenjahres.


== Waldorfschulen im deutschen Rechtsrahmen ==
Auf Französisch hieß dieses im 17. Jahrhundert ''année chrétienne'', im späten 18. Jahrhundert ''année spirituelle'', im 19. Jahrhundert ''année liturgique;'' auf Englisch hieß es seit etwa 1790 ''Christian year'', heute wird meist vom ''liturgical year'' gesprochen. Verschiedene deutsche Theologen bevorzugten im 19. Jahrhundert die Begriffe ''Jahr des Heils'' oder ''Herrenjahr''.<ref name=jorns1998>{{TRE|18|575|599|Kirchenjahr|Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz}}</ref>
Waldorfschulen sind öffentliche, allgemeinbildende Schulen in freier Elternträgerschaft im Rahmen der Schulgesetzgebung der Bundesländer auf der Grundlage des [http://bundesrecht.juris.de/gg/BJNR000010949BJNE002300314.html Grundgesetzartikels 7 (Schulwesen)]. Die Anerkennung der Waldorfschulen als Ersatzschulen (siehe auch [[Privatschule]]) führt u.a. zu staatlichen Zuschüssen. Ergänzend wird zur Finanzierung [[Schulgeld]] von den Eltern erhoben. Im Jahr 2002 betrug das Schulgeld nach Angaben des [[Bund der Freien Waldorfschulen|Bundes der Freien Waldorfschulen]] durchschnittlich 125 Euro monatlich.


Dem Grundgesetz entsprechend darf die Erhebung von [[Schulgeld]] nicht dazu führen, dass einem Kind der Besuch einer bestimmten Schule aus finanziellen Gründen verwehrt wird (siehe [[Sonderungsverbot]]).
== Entstehung ==
=== Vorgaben ===
Das fixe [[Tropisches Jahr|Sonnenjahr]], die beweglichen [[Mondphase]]n und die von beiden Zeitmetren abhängigen vegetativen Jahreszyklen führten im [[Alter Orient|Alten Orient]] zu verschiedenen [[Kalender]]einteilungen. Diese wurden im [[Judentum]] teils überlagert, teils durchbrochen von [[Liste jüdischer Feste|Kultfesten]], die sowohl an in der Natur wiederkehrende als auch an besondere innerzeitliche Ereignisse erinnerten. So beginnt das jüdische Hauptfest [[Pessach]] am [[Frühlingsvollmond]], feiert aber nicht primär den [[Frühlingsanfang]], sondern den [[Auszug aus Ägypten|Auszug]] der [[Hebräer]] aus der [[Sklaverei]] [[Ägypten]]s in das [[Gelobtes Land|Gelobte Land]] als Gottes auserwähltes Volk [[Israeliten|Israel]].


== Lehrformen an deutschen Waldorfschulen ==
Die strukturierenden Grunddaten des Kirchenjahres – Sonntage, Ostern und Weihnachten – orientieren sich an der [[Woche|Siebentagewoche]], am [[Jüdischer Kalender|jüdischen Festkalender]] und einigen solaren Fixdaten im Zusammenhang der [[Tagundnachtgleiche]]. Sie erhalten als Stationen einer offenbarten Heilsgeschichte einen neuen Sinn.
Von der ersten bis zur achten [[Schulklasse|Klasse]] wird der Klassenverband von einem Lehrer geführt, der alle [[Epochenunterricht|Epochenfächer]] in Blockform gleichermaßen unterrichtet (''Klassenlehrerzeit''). Über etwa drei Wochen hinweg wird hierbei jeden Tag in den ersten beiden Stunden das gleiche Fach gelehrt, nachfolgend die weiteren Fächer außerhalb des Epochenunterrichtes von Fachlehrern unterrichtet. Nach der achten Klasse wird auch der Epochenunterricht von Fachlehrern übernommen.


Die Schüler führen im Laufe einer Unterrichtsepoche ein so genanntes ''Epochenheft'', das zum Ende der Epoche dem Lehrer abgegeben wird und unter anderem zur [[Leistungsbeurteilung (Schule)|Leistungsbeurteilung]] dient.
=== Der Sonntag ===
{{Siehe auch|Sonntag}}


Lehrbücher für die Schüler kommen bis zur 8. Klasse im Unterricht im allgemeinen nicht zur Anwendung und sind in der Waldorfpädagogik nicht vorgesehen. Die Schüler folgen in den unteren Klassen häufig der Tafelgestaltung des Lehrers und gestalten ihr Epochenheft auch mit eigenen Beiträgen. Erst in der Oberstufe finden auch Lehrbücher Verwendung. Seit einigen Jahren werden waldorfpädagogische Methoden mancherorts durch die [[Portfolio]]-Methode ergänzt.
Die [[Alte Kirche|frühe Kirche]] feierte das [[Eucharistie|Herrenmahl]] wöchentlich. Zentraler Bezugspunkt für die [[Christ]]en in [[Urchristentum|frühchristlicher]] Zeit war dabei das Gedächtnis des [[Pascha-Mysterium]]s, des Erlösungswerks [[Jesus Christus|Christi]], d.&nbsp;h. seines Leidens und Sterbens für das [[Heil]] der Welt und seiner [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]] am dritten Tag, das in der Erwartung seiner [[Parusie|Wiederkunft]] als „[[Brotbrechen]]“ (Abendmahl/Eucharistie) gefeiert wurde. Daher wird der Sonntag – in Anlehnung an die neutestamentliche Anrede „[[Jesus Christus#Kyrios|Herr]]“ für Jesus Christus – „Tag des Herrn“ oder „Herrentag“ genannt. Liturgisch kann er als „Wochen-Ostern“ gedeutet werden.<ref>[[Hansjörg Auf der Maur]]: ''Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr.'' Regensburg 1983, S. 129.</ref>


[[Bild:FWS-Oberursel-Panorma.jpg|250px|thumb|Freie Waldorfschule Vordertaunus [[Oberursel]]]]
Als Folgetag des jüdischen [[Sabbat]]s war der Sonntag der erste, nicht der letzte Wochentag. So wie der Sabbat als arbeitsfreier Tag das Ziel der [[Schöpfung]] Gottes symbolisierte, so markierte der Sonntag für die Christen den Beginn der neuen Schöpfung, des [[Reich Gottes|Reiches Gottes]]. Die [[Liturgie]]erklärungen der [[Kirchenväter]] nehmen daher besonders Bezug auf den [[Gottesdienst|Sonntagsgottesdienst]]. Kaiser [[Konstantin der Große]] legte den Sonntag 321 gesetzlich als wöchentlichen Ruhetag fest, auch um das [[Christentum]] zur bevorzugten Religion zu erheben. Damit verdrängte der Sonntag den Sabbat und wurde zusammen mit dem Samstag im Alltagsbewusstsein zum „[[Wochenende]]“.<ref name=jorns1998/>
Neben Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen, Geschichte, Biologie, Physik, Chemie, Musik, Religion und Sport gehören an Waldorfschulen in der Regel die Fächer Handarbeit (Unterstufe), Gartenbau und künstlerisch-praktischer Unterricht wie Schreinern, Plastizieren, Metalltreiben, Malerei oder Steinmetzen (Mittel- und Oberstufe) und [[Eurythmie]] zum regelmäßigen Unterricht. Der Unterricht wird durch mehrere mehrwöchige Praktika (Landvermessungs-, Landwirtschafts-, Sozial-, teilweise auch Betriebspraktikum) ergänzt. Die Klasse führt im Laufe ihrer Schulzeit mehrfach ein Klassenspiel (Theaterinszenierung) auf, bei dem von der Erstellung der Kulissen über die Beleuchtung bis zum Abendbuffet alle Schüler der Klasse im Einsatz sind.


Schon ab der ersten Klasse werden den Schülern [[Fremdsprache]]n nahe gebracht. In der Regel ist Englisch Pflichtfach; dazu kommt ab der ersten oder zweiten Klasse Französisch oder Russisch als weitere Fremdsprache.
Das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] bezeichnete den Sonntag als „Ur-Feiertag“: „Der Herrentag ist Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres.“<ref>Konstitution über die heilige Liturgie [[Sacrosanctum Concilium]], Nr. 106.</ref>


In der Regelschulzeit an Waldorfschulen finden innere [[Differenzierung]]smaßnahmen statt, ein [[Versetzung_(Schule)|„Sitzenbleiben“]] oder äußere Differenzierung gibt es zugunsten der sozialen Einheit der Klasse nicht. Ab der neunten Jahrgangsstufe bleibt das Klassengefüge zumindest noch im Hauptunterricht bestehen, weil man auf diese Weise soziale Lerneffekte durch das Zusammensein mit intellektuell, sozial, emotional und motorisch sehr verschiedenen Menschen ermöglichen will.
=== Osterfestkreis ===
{{Siehe auch|Fastensonntag|Sonntage der Osterzeit|Liste von Gedenk- und Aktionstagen#Vom Ostertermin abhängige Feste und Gedenktage|titel3=Vom Ostertermin abhängige Feste und Gedenktage}}


Noten werden an Waldorfschulen bis zur Oberstufe nicht vergeben, stattdessen wird im [[Schulzeugnis|Zeugnis]] der jeweilige Leistungsstand und -fortschritt in Textform ausformuliert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf individuellen [[Defizit]]en und [[Leistung]]svorsprüngen im Vergleich zum Klassenfortschritt und der Lernziele. Diese Praxis wird für gewöhnlich bis zur zwölften Klasse beibehalten. An manchen Schulen wird auf Elternwunsch oder Nachfrage der Schüler, bereits ab der neunten oder zehnten Klasse ein Ziffernzeugnis ausgestellt oder der Notenstand des jeweiligen Faches in die schriftliche Beurteilung mit einbezogen.
Der [[Ostersonntag]] war die christliche Variante des letzten Pessachtages: Dem Auszug aus Ägypten entsprach die in der [[Osternacht]] gefeierte Rettung Jesu und mit ihm aller Menschen aus dem Tod. In dieser Form wurde der Ostersonntag zum Ausgangs- und Mittelpunkt des Kirchenjahres. Er blieb lange Zeit das einzige christliche Jahresfest, bei dem auch die [[Taufe]] der [[Katechumenat|Katechumenen]] stattfand und der [[Märtyrer]] des vergangenen Jahres gedacht wurde.


==Schulabschluss==
Das [[Osterdatum]] wurde in der westlichen Tradition im Jahre 325 auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings gelegt. Es fügte sich damit in die Sonntagsreihe ein und bildete einen zum Pessach analogen Festkreis aus. Dabei bereiteten viele christliche Gemeinden die Osterfeier seit dem 2. Jahrhundert mit zwei bis sechs Fastentagen vor. Im 4. Jahrhundert entstand im Westen das im Osten unbekannte [[Triduum Sacrum]], das den Abend des [[Gründonnerstag]]s, den [[Karfreitag]], [[Karsamstag]] und Ostersonntag umfasste. Es wurde analog zum sieben- oder achttägigen Pessach zur [[Heilige Woche|heiligen Woche]] erweitert, die vom Tag des Einzugs Jesu in [[Jerusalem]] ([[Palmarum]]) an den Verlauf der letzten Lebenstage Jesu bis zu seiner Auferstehung sinngemäß abbildete.
[[Bild:Waldorfschule-Klassenraum.jpg|thumb|Klassenraum in der Unterstufe]]
Die [[Regelschulzeit]] beträgt zwölf Jahre, unabhängig von dem individuell angestrebten staatlichen Schulabschluss. Am Ende der 12. Klasse steht der ''Waldorfschulabschluss'', der als gleichwertig mit einem staatlichen Schulabschluss (z.B. [[Realschulabschluss]]) anerkannt werden kann. Der Waldorfschulabschluss ist keine Abschlussprüfung, sondern zieht sich als ein modularer Prozess durch die gesamte Oberstufe (Klasse 9 bis 12) hindurch und umfasst neben einer abschließenden Bewertung der schulischen Leistungen diverse Praktika (Landwirtschaftspraktikum, Betriebspraktikum, Sozialpraktikum), eine [[Facharbeit]] oder die so genannte [[Jahresarbeit]] mit einem theoretischen und einem praktischen Teil, die Teilnahme an einem Theaterprojekt der ganzen Klasse, den [[Eurythmie]]<nowiki></nowiki>abschluss und meist auch eine Studienfahrt mit künstlerisch/kunstgeschichtlicher Ausrichtung.


Der Waldorfschulabschluss ist in Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern staatlich nicht anerkannt, gilt den Anhängern der Waldorfpädagogik aber als wichtiger Nachweis erworbener [[Sozialkompetenz|Sozial- und Persönlichkeitskompetenzen]] (Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen, Kreativität, Lernkompetenz usw.). Das Waldorfschulabschlusszeugnis dokumentiert auch ausführlich die erbrachten praktischen Leistungen.
Dem Osterfest folgte ebenfalls seit dem 4. Jahrhundert eine Woche, bei der die zu Ostern Neugetauften täglich die Eucharistie feierten und in der [[Apostel|apostolischen]] Lehre unterwiesen wurden. Sie endete mit dem [[Weißer Sonntag|Weißen Sonntag]], der seinen Namen vermutlich von den weißen Taufgewändern ableitet, die in der frühen Kirche von den in der [[Osternacht]] Getauften bis zu diesem Tag getragen wurden. Dieser „kleinen [[Oktav (Liturgie)|Oktav]](Festwoche) wurde eine „große Oktav“ von sieben Wochen für die österliche Freudenzeit zur Seite gestellt.<ref>{{TRE|18|583||Kirchenjahr|Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz}}</ref> Diese lief auf den [[Pfingstsonntag]] zu und umfasste mit ihm 50 Tage, analog zur Frist zwischen Pessach und [[Schawuot]] im jüdischen Kalender. Damit erhielt die Gabe des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]], die nach {{B|Joh|20|22|EU}} zur Offenbarung des Auferstandenen gehört, gemäß dem zweiten Kapitel der [[Apostelgeschichte]] eine eigene liturgische Begehung. Zehn Tage vorher etablierte sich gemäß der 40-Tages-Angabe {{Bibel|Apg|1|3}} das [[Himmelfahrt]]sfest.


Obwohl die Waldorfpädagogik nicht auf staatliche Schulabschlüsse ausgerichtet ist, bieten die Waldorfschulen meist eine dreizehnte Jahrgangsstufe an, um die Schüler auf das [[Abitur]] oder die [[Fachhochschulreife]] vorzubereiten. Statt des waldorftypischen fachpraktischen Unterrichts erhalten sie einen vertiefenden Unterricht in den abiturrelevanten Fächern. In [[Bayern]], [[Baden-Württemberg]], [[Sachsen]] und seit 2006 auch in [[Niedersachsen]] wird das gleiche Zentralabitur wie an allen Schulen, an denen das Abitur abgelegt werden kann, geschrieben, mit dem Unterschied, dass für die Abiturnote nur die Prüfungsergebnisse und nicht die Jahresleistung zählen. In Brandenburg wird in einem Prüfungsfach die Möglichkeit der [[Portfolio]]prüfung genutzt. Aufgrund meist geringer Schülerzahlen der in der Regel einzügigen Waldorfschulen können die Prüfungsfächer nicht frei gewählt werden. Schule und Schüler müssen sich auf ein konkretes Fächerangebot einigen.
Diese 40-Tage-Frist (''Quadragesima'') wurde dann auch auf die [[Fastenzeit]] vor Ostern übertragen, in der mit [[Gebet]], [[Buße (Religion)|Buße]] und [[Fasten]] der Passion Jesu gedacht wurde. Die Sonntage der Fastenzeit waren jedoch vom Fasten ausgenommen, da ihre Liturgie auf den Ostersonntag bezogen war. Darin erhielt sich die Erinnerung, dass das Kirchenjahr Abbild eines über-, nicht innerzeitlichen Geschehens ist, das auf Jesu Auferstehung zurück- und seine [[Parusie]] vorausblickt.<ref name=jorns1998/>
Die Prüfung wird durch vom [[Kultusminister|Landeskultusminister]] beauftragte staatliche Prüfer begleitet.  


Im Jahre 2002 legten in Deutschland 49 Prozent der ca. 4.500 Waldorfschul-Abgänger das [[Abitur]] ab, 33 Prozent die [[mittlere Reife]], 7 Prozent die [[Fachhochschulreife]] und 11 Prozent den [[Hauptschulabschluss]]. <!-- http://www.bmbf.de/pub/GuS2004_ges_dt.pdf Seite 96 -->
=== Weihnachtsfestkreis ===
{{Siehe auch|Adventssonntag}}


==Vorreiter- und Nachzüglerrolle==
{{Lückenhaft|Der Abschnitt ist weitgehend belegfrei und auch nicht auf neuestem Stand. Wer ergänzt nach der 2015 erschienen Habilitation von Stephan Wahle, Das Fest der Menschwerdung?}}
Die [[1919]] gegründete erste Waldorfschule in [[Stuttgart]] brachte für die damalige Zeit sehr fortschrittliche Ideen mit sich. Während die Mehrheit der Kinder in Deutschland nur acht Jahre zur Schule ging, wurden ihnen an der Waldorfschule 12 Jahre Schulbildung garantiert.


Ab dem ersten Schuljahr wurden bereits zwei Fremdsprachen unterrichtet, die Freie Waldorfschule war in Deutschland die erste [[Gesamtschule]] und auch die erste Schule, die regulär [[Koedukation|koedukativ]] unterrichtete. Des Weiteren waren [[Praktikum|Praktika]] schon immer fester Bestandteil des Lehrplans.
Das Weihnachtsfest wurde in Rom seit etwa 330, in Konstantinopel seit etwa 380 am 25. Dezember gefeiert. Dieses Datum lag nahe der [[Sonnenwende|Wintersonnenwende]] und durchbrach den Sonntagsrhythmus. Grundgedanke war dabei, dass die [[Inkarnation]] des [[Sohn Gottes|Sohnes Gottes]] die Wende vom Tod zum Leben, von der Finsternis zum Licht eingeleitet habe. Dies sollte auch konkurrierende inner- und außerchristliche Vorstellungen abwehren: Christus sei kein unsterbliches Geistwesen (so sah ihn der [[Gnostizismus]]), sondern als Mensch sterblich und einmalig. Er und nicht die unbesiegbare Sonne ''([[Sol invictus]]'') sei der wahre Gott.


Die Waldorfschule in [[Kapstadt]] ([[Südafrika]]) konnte noch während der [[Apartheid]] das Recht erkämpfen, in gemischten Klassen unterrichten zu dürfen. Während der [[Rassentrennung]] in Eisenbahnwagen wurde speziell für die Schüler dieser Schule ein "Gemischtwagen" eingeführt.
Wie das Osterdatum war auch das Weihnachtsdatum anhaltend umstritten. Jesu Geburt wurde von großen Teilen der Christenheit anfangs am selben Tag wie Pessach (15. Nisan), am 25. März (Frühlingsäquinoktium) oder am 6. Januar&nbsp;– dem heutigen Fest der [[Erscheinung des Herrn]]&nbsp;– gefeiert. Letzterer war im [[Römisches Reich|Römischen Reich]] auch der Beginn einer Äonenwende, die von der Geburt eines neuen Herrschers erwartet wurde. Darum verband sich mit Weihnachten das Bewusstsein einer neuen [[Ära]] analog zum heidnischen [[Goldenes Zeitalter|goldenen Zeitalter]], sodass das angenommene Geburtsjahr Jesu 525 mit dem Beginn einer neuen [[Christliche Zeitrechnung|Zeitrechnung]] identifiziert wurde.


Die Freie Waldorfschule [[Innsbruck]] ([[Österreich]]) war die erste Schule, die das Fach [[Menschenrechte]] in der Oberstufe zum Pflichtfach machte.
[[Ambrosius von Mailand]] und [[Gregor der Große]] verknüpften das in der Geburtsnacht Jesu erschienene Licht mit dem Licht der [[Osternacht]]; die Niedrigkeit seiner Geburt in [[Praesepe (Krippe)|Krippe]] und Stall deutete in der Liturgie bereits auf seinen [[Kreuzigung|Tod am Kreuz]] hin. Daher trat die Weihnachtszeit nicht in Konkurrenz zur Osterzeit, sondern wurde ihr als ihr Vorläufer zeitlich vorangestellt, sodass sie das Kirchenjahr eröffnete.


Heute wird den Waldorfschulen oftmals eher eine Nachzüglerrolle zugeschrieben, weil sich ihre pädagogischen Leitlinien nur sehr wenig weiterentwickelt haben. Da die Waldorfschulen nicht von zentraler Stelle aus geleitet werden, sondern Entscheidungen des Kollegiums einstimmig getroffen werden müssen, wird eine einheitliche Entwicklung und Qualitätssicherung gebremst. Infolgedessen gehörten beispielsweise manche Waldorfschulen zu den ersten Schulen in Deutschland, die [[Programmierung|Programmierkenntnisse]] vermittelten, während auch heute noch an anderen Waldorfschulen [[Informatik]] für unwichtig erachtet wird.
Im 5. Jahrhundert entwickelte sich die [[Advent]]szeit, zunächst als 40-tägige Fastenzeit vor dem Epiphaniasfest, beginnend am 11. November, der zugleich der [[Gedenktag]] des [[Martin von Tours|heiligen Martin]] war. Die vier Adventssonntage gingen dem Weihnachtsfest voran, wobei der 4. Advent mit dem 24. Dezember zusammenfallen konnte. So wurde die Weihnachtszeit mit dem lunar-beweglichen Osterfestkreis von 14 Wochen in die Sonntagsreihe eingefügt. Deshalb variiert der zeitliche Abstand zwischen den beiden höchsten Festen.


Laut einer in der Zeitschrift [[Capital]] veröffentlichten Studie <!-- http://www.waldorfschuleduesseldorf.de/public/capital.pdf --> zählen dagegen überproportional viele Waldorfschulen zu den 100 besten Schulen Deutschlands (10 Schulen bei 1&nbsp;% Gesamtanteil).
=== Weitere Bestandteile ===
{{Siehe auch|Sonntage im Jahreskreis}}


== Kritik an der Waldorfpädagogik ==
Gedenktage der [[Märtyrer]] wurden seit dem 2. Jahrhundert als Festtage neben dem Auferstehungsfest Jesu Christi in das Kirchenjahr aufgenommen. Dabei wurde der Todestag zum „Geburtstag“ (''dies natalis'') des jeweiligen [[Heilige]]n, mit dem er in das ewige Leben eintrat.<ref name=jorns1998/>


Die Waldorfpädagogik steht aufgrund der ihr zugrunde liegenden [[Anthroposophie]] immer wieder in der Kritik. Angeprangert werden hierbei ihre Überzeugungen bezüglich [[Reinkarnation]] (Waldorfschulsprecher Detlef Hardorp: ''„Wir haben Respekt vor dem, was der Mensch bei seiner Geburt aus anderen Sphären mitbringt.“'') und [[Karma]], die Theorien über die sogenannten [[Wurzelrasse]]n, welche von Kritikern aufgrund ihrer [[Hierarchie|Hierarchisierung]] von Rassen als [[Rassismus|rassistisch]] bezeichnet werden und nicht zuletzt die oft als [[Pseudowissenschaft|pseudowissenschaftlich]] und [[Esoterik|esoterisch]] geltenden sonstigen Ausführungen [[Rudolf Steiner]]s, auf welche sich die Waldorfpädagogik beruft.
Seit dem 5. Jahrhundert wurde das Kirchenjahr vor allem in Rom durch neue Elemente und Festdaten ergänzt und ausgestaltet:
* der Sonntag nach Ostern wurde zum [[Weißer Sonntag|Weißen Sonntag]] (''Dominica in albis'');
* das Fest [[Christi Himmelfahrt]] erhielt eine eigene [[Vigil (Liturgie)|Vigil]], seit dem 10. Jahrhundert auch eine eigene [[Oktav (Liturgie)|Oktav]]
* [[Pfingsten]] wurde ebenfalls mit einer eigenen Oktav ausgezeichnet
* die Weihnachtszeit wurde durch Hinzufügung des [[Advent]]s zu einem eigenen Festkreis


In der Vergangenheit wurde derartigen Vorwürfen wiederholt Vorschub geleistet. So geriet etwa Ende Oktober 2004 die [[Braunschweig]]er Waldorfschule in die Schlagzeilen, als deren Lehrer [[Andreas Molau]] kündigte, um zukünftig für die rechtsextreme [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]] im [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtag]] als Berater zu arbeiten. Molaus politische Einstellung war der Schule laut eigener Aussage bis dahin unbekannt, obwohl dieser in den [[1990er]] Jahren als Kulturredakteur der rechten Wochenzeitung "[[Junge Freiheit]]" tätig war und sich später in der rechtsradikalen Zeitschrift "Deutsche Geschichte" engagierte. Die umstrittene Entscheidung der Schule, auch die beiden Kinder Molaus von der Schule zu verweisen, rief [[Horst Mahler]] auf den Plan, der [[Sippenhaft]] anprangerte und dazu aufforderte, dass „''alle deutschwilligen Deutschen [...] den Kampf um die Rückeroberung dieser Erziehungseinrichtung für den Deutschen Geist aufnehmen [mögen].''“ <!-- z.B. http://www.info3.de/ycms/news_1225.shtml ("mittlerweile zum 'fall mahler' geworden") -->
Seit der [[Spätantike]] bürgerte sich das Gedenken für die Verstorbenen des Vorjahres ein. Es wurde im 10. Jahrhundert auf den 2. November gelegt ([[Allerseelen]]), der auf das Hochfest [[Allerheiligen]] folgt. Ferner kam es zur Zunahme von [[Fest (Liturgie)|Festen]], die einzelne Lebensstationen Christi zum Inhalt haben, wie beispielsweise die [[Beschneidung des Herrn|Beschneidung]] und [[Namen-Jesu-Fest|Namengebung des Herrn]] am 1. bzw. 3. Januar, oder der [[Verklärung des Herrn]] am 6. August.


Auch der Ansbacher Stadtrat und CSU-Mitglied Leonard Landois schloss sich in einer Ratssitzung vom 29. Juni 2005 kritischen Stimmen an, als er die finanzielle Unterstützung „''esoterisch-spiritueller Zirkel''“ waldorfpädagogischer Einrichtungen bedauerte. Dabei verwies er auf [[Ernst Bloch]], der im Jahr 1956 „''nicht umsonst''“ die der Waldorfpädagogik zugrunde liegende ganze [[Anthroposophie|anthroposophische Bewegung]] als „''[[faschistoid]]''“ betitelt habe. <!-- http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=373375&kat=27 -->
Zum Gedenken an die Auffindung und Erhöhung des heiligen Kreuzes wurden seit dem [[Frühmittelalter]] zwei Kreuzfeste in der Westkirche gefeiert: ([[Kreuzauffindung]]) am 6. März bzw. 3. oder 7. Mai, ([[Kreuzerhöhung]]) am 14. September.


Für die bislang heftigsten Reaktionen in jüngerer Zeit sorgte am 28. Februar 2000 das ARD-Magazin "Report aus Mainz", in welchem ebenfalls Vorwürfe des Kursierens von Rassismus und [[Antisemitismus]] an einzelnen Waldorfschulen erhoben wurden. Laut Bericht sei es für die Waldorfschulen an der Zeit, sich kritisch mit ihrem Begründer und dessen Anthroposophie auseinander zu setzen. Die Initiative ging von der [[Aktion Kinder des Holocaust]] aus, [[Paul Spiegel]] bekräftigte in der Sendung die vorliegenden Recherchen. Der Bund der Freien Waldorfschulen kritisierte nach Ausstrahlung der Sendung eine zu einseitige Berichterstattung, der in der Sendung interviewte Kritiker Dr. Heiner Ullrich distanzierte sich nach der Ausstrahlung von der seiner Meinung nach "tendenziösen" Berichterstattung, die das „''humanistische Grundanliegen der Waldorfpädagogik verunglimpfe''“.
Ab dem [[Hochmittelalter]] fanden Feste, die bestimmte Glaubensgeheimnisse in den Mittelpunkt einer eigenen liturgischen Feier rücken, Aufnahme in das Kirchenjahr:
* [[Fronleichnam]]sfest (seit 1264)
* Dreifaltigkeitssonntag ([[Trinitatis]], allgemein verpflichtend seit 1334)
* [[Herz-Jesu-Fest]] (seit dem 15. Jahrhundert regional, seit 1856 in der ganzen Kirche)
* [[Christkönigsfest]] (seit 1926)


In [[Eurythmie]], einem wesentlichen Bestandteil der Waldorfpädagogik von Kindergarten bis in höchste Klassen, sollen Heranwachsende lernen, Sprache und Musik durch Bewegungen auszudrücken. Dabei gibt es fest vorgegebene Gebärden für jeden Sprachlaut und es kann sein, dass ''„wenn Jugendliche ein Gedicht oder ein Musikstück eurythmisch interpretieren, die darin enthaltene Stimmung unter Umständen überhaupt nicht ihrer eigenen Stimmung [entspricht]. Die Heranwachsenden lernen [auf diese Weise], ihr eigenes Empfinden außer Acht zu lassen und sich einer gegebenen Sache zu stellen“''. Manche sehen darin einen Widerspruch zum pädagogischen Ziel der Waldorfschule, Schüler zu individuellen Urteilen und selbstbestimmtem Handeln zu ermutigen.
Weitere Fest- und Gedenktage des Kirchenjahres gelten kirchengeschichtlichen Ereignissen, die für einzelne [[Konfession]]en, [[Ordensgemeinschaft]]en oder Gemeinden&nbsp;– etwa [[Kirchweihe]]feste&nbsp;– prägend wurden.


Die Kritik an der [[Absolutismus|absolutistisch]] anmutenden Rolle des Klassenlehrers bringt der ehemalige Lehrer an einer Waldorfschule und Buchautor Paul-Albert Wagemann zum Ausdruck. Die lange ''Klassenlehrerzeit'' von der 1. bis zur 8. Klasse, die von manchen Klassenlehrern abgehaltenen regelmäßigen Hausbesuche sowie der stark an der Persönlichkeit des Lehrers orientierte Unterricht (der z.B. am Verzicht auf Lehrbücher deutlich wird), lassen den Klassenlehrer als Vater- bzw. Führerfigur erscheinen.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zunehmend Sonntage im Jahreskreis zusätzlich als [[Zwecksonntag]]e unter ein bestimmtes Motto gestellt oder einem bestimmten Anliegen gewidmet, etwa der [[Sonntag der Weltmission]] oder der [[Welttag der sozialen Kommunikationsmittel]]. Die Ursprünge des [[Erntedank]]festes liegen in den [[Quatember]]n, die Fast- und Abstinenztage waren, an denen aber nach alter Sitte auch Gott für die Gaben der Schöpfung gedankt wird. In Deutschland wurde das Erntedankfest oft an [[Erzengel Michael|Michaelis]] (29. September) begangen, während es seit dem 18. Jahrhundert „traditionell am Sonntag nach Michaelis oder am ersten Sonntag im Oktober begangen“ wurde.<ref>Karl-Heinrich Beiritz: ''Der Gottesdienst im Kirchenjahr''. In: [[Evangelisches Gottesdienstbuch]], Ergänzungsband, S. 182.</ref> Seit die beiden Zusammenschlüsse [[Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands|VELKD]] und [[Union Evangelischer Kirchen|UEK]] in der EKD 2006 ein ''Liturgisches Kalendarium'' beschlossen, wird in allen Westkirchen das Erntedankfest in der Regel am ersten Sonntag im Oktober begangen.


Während an der ersten Waldorfschule linkshändige Kinder auf Anweisung Steiners explizit mit links schreiben durften, was damals alles andere als selbstverständlich war, erschien erst [[1997]] ein Buch der Kinderärztin und Waldorfpädagogin Dr.med. Michaela Glöckler („''Zum Unterricht des Klassenlehrers an der Waldorfschule''“), in welchem das Schreiben mit der richtigen Hand als reine "Willensübung" beschrieben wird. Ihrem Buch zufolge hätten sich laut Steiner [[Linkshänder]] in einem früheren Leben körperlich und seelisch verausgabt, weshalb sie nun "mehr Innerlichkeit" ausbilden müssten, wofür die linke Körperhälfte zuständig sei.
== Zu vielen weiteren Themen siehe auch ==
<!-- ### Bitte ergänzen, wie viele Waldorfschulen (z.b. in %) eine Umschulung noch durchführen und wie viele die Meinung Glöcklers diesbezüglich als richtig bezeichnen - sonst steht das etwas lose hier im Raum, da eine Ärztin != alle Pädagogen -->
* {{WikipediaDE|Kirchenjahr}}
 
Erst im Jahre 2001 distanzierten sich die deutschen Waldorfschulen von dem 1936 erschienenen Buch „''Atlantis und das Rätsel der Eiszeitkunst''“ des Steiner-Schülers Ernst Uehli, dass das Bundesfamilienministerium wegen einzelner rassistischer Passagen auf den Index jugendgefährdender Schriften setzen lassen wollte. Walter Hiller, Geschäftsführer des Bundes der freien Waldorfschulen, begründete das Vorgehen gegenüber [[Agence France-Presse|AFP]] mit den Worten ''„Wir finden das Buch nicht gut“'', betonte aber, dass es sich nicht um ein Lehrbuch für Waldorflehrer handele, sondern ''„nur auf einer Literaturliste“'' stehe. Allerdings wurde dieses Buch 1998 laut [[Rheinischer Merkur|Rheinischen Merkur]] von der ''Pädagogischen Forschungsstelle der Waldorfschulen'' für den Geschichtsunterricht empfohlen.
 
Nicht zuletzt wird der Verzicht auf Ziffernoten in den unteren Klassenstufen oft kritisiert, da es nur ein Aufschub des unvermeidlichen Übergangs in die Leistungsgesellschaft sei. Schüler stünden somit aufgrund des vorigen Schonraums vor einer noch schwereren Herausforderung. Weiterhin wird kritisiert, die sanfte, behütete Welt, in der Künstliches verpönt sei, entspräche kaum noch den Erfahrungen heutiger Heranwachsender.
 
Die Waldorfschulen reagieren auf kritische Vorstöße sehr unterschiedlich. In den letzten Jahren wird versucht, Rudolf Steiner zu hinterfragen und den Unterricht für neue Medien zu öffnen. Der [[Bund der Freien Waldorfschulen]] ist bemüht, das Image von der "Öko-Kuschelpädagogik" abzulegen. Da aber jede Waldorfschule eigenständig handelt, sich in [[freie_Trägerschaft|freier Trägerschaft]] selbst verwaltet und nicht von einer übergeordneten Instanz - außer den Schulbehörden - kontrolliert wird, können Lehrerkollegien und einzelne Lehrer von der Meinung des Bundes der freien Waldorfschulen oder den in der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] vertretenen Auffassungen abweichen. Auch existiert zwar ein allgemein abgestimmter "Waldorflehrplan", die individuelle Ausgestaltung liegt jedoch in der Verantwortung jeder Schule und jedes einzelnen Lehrers und nicht zuletzt der Eltern.
 
==Aktuelles==
 
In der Berliner Zeitung [[Der Tagesspiegel]] vom 1. Februar 2006 sprach der Berliner Sektenbeauftragte und evangelische Pfarrer Thomas Gandow von „obskuren Lehren und subtilem Einfluss“, der auf Eltern und Kinder in Waldorfschulen, bei denen es sich „nicht um Reform-, sondern um Weltanschauungsschulen“ handele, ausgeübt werde. In einer für Mitte Februar geplanten Tagung sollte es um den „Rassismus Rudolf Steiners“ gehen und um die Frage, wie christlich Anthroposophie sei. Nach anderen Berichten führten Beschwerden, unter anderem vom Sprecher der Waldorfschulen Detlef Hardorp, der beim evangelischen Bischof Huber einen „respektvollen und toleranten“ Umgang einforderte, dazu, dass die Landeskirche auf Distanz ging. Pröpstin Friederike von Kirchbach forderte eine „differenzierte Auseinandersetzung“ mit der Waldorfpädagogik, die unterschiedliche Positionen zu Wort kommen lasse. Die Veranstaltung wurde schlussendlich kurzfristig „im gegenseitigen Einvernehmen“ abgesagt, Hardorp begrüßte diese Entscheidung: ''„Es gibt in Deutschland schon lange konstruktive Gespräche zwischen Vertretern der Kirchen, der Anthroposophie und der Christengemeinschaft. [...] Diese gute Zusammenarbeit kann nun ungetrübt weiter gehen.“'' <!-- http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/01.02.2006/2324781.asp bzw. http://www.waldorfnet.de/-->
 
Am 26. Januar 2006 war in der [[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]] zu lesen, dass in [[Winterthur]] Eltern ihr am Down-Syndrom leidendes Kind von der städtischen Michaelschule nahmen, weil sie sich an der anthroposophischen Ausrichtung der Schule störten und für ihr Kind einen neutralen Unterricht wünschten. Die Bezirksschulpflege gab den Eltern Recht: Es handele sich um eine Schule, die auf einer religiös geprägten Weltanschauung basiere, die nicht als neutral bezeichnet werden könne. Die anthroposophische Ausrichtung sei im Unterricht deutlich spürbar, und es werde „''von keinem gesunden Kind erwartet, dass es gegen den Willen seiner Eltern eine anthroposophische Schule besucht''“, so die Bezirksschulpflege. <!-- http://www.nzz.ch/2006/01/26/zh/articleDINWJ.html -->


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Reformpädagogik]]
* {{WikipediaDE|Kategorie:Kirchenjahr}}
* {{WikipediaDE|Kirchenjahr}}
* {{WikipediaDE|Feiertage der Ostkirchen}}
* {{WikipediaDE|Liste der Kalendersysteme}}


== Literatur ==
== Literatur ==
'''Positiv wertende Literatur'''
* Eckhard Bieger: ''Das Kirchenjahr entdecken & erleben. Entstehung, Bedeutung und Brauchtum der Festtage.'' St. Benno-Verlag, Leipzig o. J. (2006), ISBN 3-7462-2125-0.
*Bußmann, Hildegard und Jochen: ''Unser Kind geht auf die Waldorfschule. Erfahrungen und Ansichten.'' Rowohlt, 1990. ISBN 3-499-18736-1
* Karl-Heinrich Bieritz: ''Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart.'' Beck, München 1998, ISBN 3-406-43947-0.
*Carlgren, Frans: ''Erziehung zur Freiheit''. Verlag Freies Geistesleben, 2005. ISBN 3-7725-1619-X
* Heinzgerd Brakmann: ''Jahr (kultisches) B. Christlich.'' In: ''Reallexikon für Antike und Christentum.'' Band 16. (1994), S. 1106–1118.
*Kiersch, Johannes: ''Die Waldorfpädagogik. Eine Einführung in die Pädagogik Rudolf Steiners.'' Reihe Praxis Anthroposophie 47, Verlag Freies Geistesleben, 1997. ISBN 3-7725-1247-X
* Mathias Christiansen (Hrsg.): ''Almanach der frohen Botschaft. Ein Begleiter durch das Kirchenjahr.'' Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, ISBN 3-86582-219-3.
*Leber, Stefan (Hg.): ''Waldorfschule heute. Einführung in die Lebensformen einer Pädagogik.'' Mit Beiträgen von Michaela Glöckler, Christoph Gögelein, Wenzel Götte, Freya Jaffke, Ernst-Michael Kranich, Helmut von Kügelgen, Stefan Leber, Manfred Leist, Christoph Lindenberg, Walter Riethmüller, Christian Rittelmeyer und Hartwig Schiller. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2001. ISBN 3-7725-1221-6
* ''Evangelisches Gottesdienstbuch.'' Taschenausgabe. Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft, Berlin 2005, ISBN 3-7461-0141-7.
*Richter, Tobias: ''Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele. Vom Lehrplan der Waldorfschule.'' Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2002. ISBN 3-7725-0269-5
* {{TRE|18|575|599|Kirchenjahr|Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz}}
*Schad, Wolfgang: ''Erziehung ist Kunst. Pädagogik aus Anthroposophie.'' Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 1994. (Vergriffen, Neuauflage steht noch nicht fest.) ISBN: 3-7725-1204-6
* Dietz-Rüdiger Moser: ''Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf. Brauchformen der Gegenwart in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen.'' Edition Kaleidoskop im Verlag Styria, Graz 1993, ISBN 3-222-12069-2.
*Steiner, Rudolf: ''Praxis der Waldorfpädagogik'' (10 Vorträge, Themen aus dem Gesamtwerk Band 21). Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2004. ISBN 3-7725-0091-9
* Martin Senftleben: ''Mit dem Kirchenjahr leben. Eine Handreichung für unsere Gottesdienste. Einführungen – Themen – Texte – Lieder.'' Sonnenweg-Verlag, Konstanz 1986, ISBN 3-7975-0342-3.
 
* Albert Ehrhard: ''Das griechische Kirchenjahr und der byzantinische Festkalender''. In: ders.: ''Überlieferung und Bestand der hagiographischen Literatur der griechischen Kirche'', Bd. 1. Hinrichs, Leipzig 1937, {{DNB|365573612}}, S. 25–53.
'''Negativ wertende Literatur'''
* Harald Buchinger: ''Zu Ursprung und Entwicklung des Liturgischen Jahres. Tendenzen, Ergebnisse und Desiderate heortologischer Forschung''. In: Liturgisches Jahrbuch 61 (2011), S. 207–240.
*Bierl, Peter: ''Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik''. 1999. ISBN 3-89458-171-9
* Liborius Olaf Lumma: ''Feiern im Rhythmus des Jahres. Eine kurze Einführung in christliche Zeitrechnung und Feste.'' Pustet-Verlag, Regensburg, 2016, ISBN 978-3-7917-2771-4.
*Jacob, Sybille-Christin und Drewes, Detlef: ''Aus der Waldorf-Schule geplaudert. Warum die Steiner-Pädagogik keine Alternative ist.'' Aschaffenburg: Alibri, 2001. ISBN 3-932710-28-2
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_religion_jahreskreis.pdf Der Jahreskries des Kirchenjahres] PDF
*Prange, Klaus: ''Erziehung zur Anthroposophie - Darstellung und Kritik der Waldorfpädagogik''. Bad Heilbrunn: Klinkhard, 2000. ISBN 3-7815-1089-1
*Rudolph, Charlotte: ''Waldorf-Erziehung: Wege zur Versteinerung''. DTV, 1988. ISBN 3-472-61727-6
*Wagemann, Paul-Albert und Kayser, Martina: ''Wie frei ist die Waldorfschule?'' W. Heyne Verlag, 2002. ISBN 3-453-09147-7
*Weibring, Juliane: ''Die Waldorfschule und ihr religiöser Meister - Waldorfpädagogik aus feministischer und religionskritischer Perspektive''. ATHENA, 1998. ISBN 3-932740-21-1


== Weblinks ==
== Weblinks ==
'''Waldorfpädagogik'''<br/>
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Offizielle Seiten
{{Wiktionary}}
* http://www.waldorf.net
* [http://www.waldorfschule.info Homepage des Bundes der Freien Waldorfschulen]
* [http://www.bildungsoekonomie-waldorf.de/ Umfangreiches Zahlenmaterial in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt]
 
Sonstiges
* http://www.waldorfschueler-web.de
* [http://www.diewaldorfs.waldorf.net/list.html Liste prominenter Waldorfschüler]


'''Kritische Auseinandersetzung'''<br />
* [http://www.amen-online.de/kalender.html Ökumenischer Kalender] mit evangelischen, katholischen und orthodoxen Feiertagen
Pro:
* [http://www.kath.de/Kirchenjahr katholischer Festkreis mit Informationen, ausführlich]
* [http://www.waldorf.net/report.htm Stellungnahmen der Waldorfschulen zum ARD-Fernsehbeitrag]
* [https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/kirchenjahr.php Festkreis der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland]
* [http://www.taz.de/pt/2000/05/13/a0156.nf/text Gegen den Verdacht des Antisemitismus] von Evelyn Hecht-Galinski
* [http://www.daskirchenjahr.de/ Umfangreiche Infos zu allen Sonn- und Festtagen; evangelisch]
* [http://www.anthroposophie-de.com/aktuelles/aktuell.html Rassismus, Antisemitismus und Sektenvorwürfe – was ist wahr?]
* [http://www.festjahr.de/ Umfangreiche Infos zu allen Sonn- und Festtagen; katholisch]
* [http://www.info3.de/ycms/printartikel_40.shtml ''Schatten der Vergangenheit'' - Waldorfschulen in der NS-Zeit]
* [https://www.theology.de/kirche/kirchenjahr/index.php Umfangreiche Infos zu allen Sonn- und Festtagen; überkonfessionell]
* [http://www.eucharistiefeier.de/lk/ Unendlicher liturgischer Kalender, katholisch] Abrufung des lit. Kalenders in verschiedenen Formaten
* [http://erzabtei-beuron.de/schott/index.php Schott-Messbuch, katholisch] Gebets- und Lesungstexte
* [http://www.inforel.ch/i10e12 Christentum: Kalender] auf der Seite von [http://www.inforel.ch INFOREL, Information Religion]
* [https://www.die-bibel.de/konkordanz/zentrale-texte/kirchliche-feste/ Bibeltexte zu den Festen im Kirchenjahr]
* [http://www.kirchenjahr.net/ Mitmachausstellung zum Kirchenjahr] für Kinder
* [https://kirchliche-feiertage-als-kultureller-reichtum.de/ Auf dem Weg durch das Kirchenjahr] (mit einer Grafik, die das Kirchenjahr linear darstellt: [https://www.kirchliche-feiertage-als-kultureller-reichtum.de/sites/default/files/Kirchenjahr_A5_01_0.pdf Stationen im Kirchenjahr])
* [https://www.kirche-im-wdr.de/nix/de/nc/startseite/makepdf/programuid/guten-rutsch-1/ "Guten Rutsch"]


Contra:
== Einzelnachweise ==
* [http://www.akdh.ch/ps/ps_report.html ARD-Fernsehbeitrag über Antisemitismus in der Waldorfpädagogik]
<references />
* [http://www.vordenker.de/anthroposophiekritik/anthroposophiekritik.htm Anmerkungen zum anthroposophischen Gehalt der Waldorfpädagogik und zu deren Konsequenzen]
* [http://www.novo-magazin.de/71/novo7138.htm Wundersame Waldorf-Pädagogik oder Atlantis als Bewusstseinszustand]
* [http://www.novo-magazin.de/73/novo7322.htm Vom zweifelhaften Erfolg der Waldorfpädagogik]
* http://www.waldorfcritics.org (engl.)


'''Sonstiges'''
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* Zur [http://www.klaus-frisch.de/html/waldorf.html indirekten Herkunft des Namens Waldorf] von der Stadt [[Walldorf (Baden)|Walldorf]]


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Version vom 5. Juli 2020, 18:44 Uhr

Der Jahreskreis des Kirchenjahres aus anthroposophischer Sicht

Als Kirchenjahr (lat. annus ecclesiasticus oder annus liturgicus; auch liturgisches Jahr oder Herrenjahr) bezeichnet man im Christentum eine jährlich wiederkehrende festgelegte Abfolge von christlichen Festen und Festzeiten, nach der sich vor allem die Gottesdienstpraxis und Liturgie richten. Das Kirchenjahr beginnt nach katholischer wie evangelischer Tradition mit der Vesper am Vorabend des ersten Adventssonntags[1], die orthodoxen Kirchen beginnen es am 1. September, in Vorbereitung auf das Fest Mariä Geburt am 8. September.

Das Kirchenjahr besteht vor allem aus den zuerst um Ostern, dann auch um Weihnachten herum gebildeten Festkreisen, die in der Christentumsgeschichte allmählich zu einem Jahreszyklus vervollständigt wurden. Ihre Abfolge und ihr Umfang stimmen in Ost- und Westkirchen in etwa überein, die wichtigsten Festdaten der orthodoxen Tradition unterscheiden sich aber von denen der katholischen und evangelischen Tradition. Den Festzeiten sind bestimmte liturgische Farben zugeordnet.

Begriff

Der deutsche Begriff „Kirchenjahr“ ist erstmals 1589 bei Johannes Pomarius, einem lutherischen Pastor, belegt. Er markiert die nach der Reformation beginnende Trennung von christlich-sakraler und profaner Zeitgliederung und Kalenderordnung. Zudem gab es seit Bildung des Begriffs immer verschiedene konfessionelle Varianten des Kirchenjahres.

Auf Französisch hieß dieses im 17. Jahrhundert année chrétienne, im späten 18. Jahrhundert année spirituelle, im 19. Jahrhundert année liturgique; auf Englisch hieß es seit etwa 1790 Christian year, heute wird meist vom liturgical year gesprochen. Verschiedene deutsche Theologen bevorzugten im 19. Jahrhundert die Begriffe Jahr des Heils oder Herrenjahr.[2]

Entstehung

Vorgaben

Das fixe Sonnenjahr, die beweglichen Mondphasen und die von beiden Zeitmetren abhängigen vegetativen Jahreszyklen führten im Alten Orient zu verschiedenen Kalendereinteilungen. Diese wurden im Judentum teils überlagert, teils durchbrochen von Kultfesten, die sowohl an in der Natur wiederkehrende als auch an besondere innerzeitliche Ereignisse erinnerten. So beginnt das jüdische Hauptfest Pessach am Frühlingsvollmond, feiert aber nicht primär den Frühlingsanfang, sondern den Auszug der Hebräer aus der Sklaverei Ägyptens in das Gelobte Land als Gottes auserwähltes Volk Israel.

Die strukturierenden Grunddaten des Kirchenjahres – Sonntage, Ostern und Weihnachten – orientieren sich an der Siebentagewoche, am jüdischen Festkalender und einigen solaren Fixdaten im Zusammenhang der Tagundnachtgleiche. Sie erhalten als Stationen einer offenbarten Heilsgeschichte einen neuen Sinn.

Der Sonntag

Siehe auch: Sonntag

Die frühe Kirche feierte das Herrenmahl wöchentlich. Zentraler Bezugspunkt für die Christen in frühchristlicher Zeit war dabei das Gedächtnis des Pascha-Mysteriums, des Erlösungswerks Christi, d. h. seines Leidens und Sterbens für das Heil der Welt und seiner Auferstehung am dritten Tag, das in der Erwartung seiner Wiederkunft als „Brotbrechen“ (Abendmahl/Eucharistie) gefeiert wurde. Daher wird der Sonntag – in Anlehnung an die neutestamentliche Anrede „Herr“ für Jesus Christus – „Tag des Herrn“ oder „Herrentag“ genannt. Liturgisch kann er als „Wochen-Ostern“ gedeutet werden.[3]

Als Folgetag des jüdischen Sabbats war der Sonntag der erste, nicht der letzte Wochentag. So wie der Sabbat als arbeitsfreier Tag das Ziel der Schöpfung Gottes symbolisierte, so markierte der Sonntag für die Christen den Beginn der neuen Schöpfung, des Reiches Gottes. Die Liturgieerklärungen der Kirchenväter nehmen daher besonders Bezug auf den Sonntagsgottesdienst. Kaiser Konstantin der Große legte den Sonntag 321 gesetzlich als wöchentlichen Ruhetag fest, auch um das Christentum zur bevorzugten Religion zu erheben. Damit verdrängte der Sonntag den Sabbat und wurde zusammen mit dem Samstag im Alltagsbewusstsein zum „Wochenende“.[2]

Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnete den Sonntag als „Ur-Feiertag“: „Der Herrentag ist Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres.“[4]

Osterfestkreis

Der Ostersonntag war die christliche Variante des letzten Pessachtages: Dem Auszug aus Ägypten entsprach die in der Osternacht gefeierte Rettung Jesu und mit ihm aller Menschen aus dem Tod. In dieser Form wurde der Ostersonntag zum Ausgangs- und Mittelpunkt des Kirchenjahres. Er blieb lange Zeit das einzige christliche Jahresfest, bei dem auch die Taufe der Katechumenen stattfand und der Märtyrer des vergangenen Jahres gedacht wurde.

Das Osterdatum wurde in der westlichen Tradition im Jahre 325 auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings gelegt. Es fügte sich damit in die Sonntagsreihe ein und bildete einen zum Pessach analogen Festkreis aus. Dabei bereiteten viele christliche Gemeinden die Osterfeier seit dem 2. Jahrhundert mit zwei bis sechs Fastentagen vor. Im 4. Jahrhundert entstand im Westen das im Osten unbekannte Triduum Sacrum, das den Abend des Gründonnerstags, den Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag umfasste. Es wurde analog zum sieben- oder achttägigen Pessach zur heiligen Woche erweitert, die vom Tag des Einzugs Jesu in Jerusalem (Palmarum) an den Verlauf der letzten Lebenstage Jesu bis zu seiner Auferstehung sinngemäß abbildete.

Dem Osterfest folgte ebenfalls seit dem 4. Jahrhundert eine Woche, bei der die zu Ostern Neugetauften täglich die Eucharistie feierten und in der apostolischen Lehre unterwiesen wurden. Sie endete mit dem Weißen Sonntag, der seinen Namen vermutlich von den weißen Taufgewändern ableitet, die in der frühen Kirche von den in der Osternacht Getauften bis zu diesem Tag getragen wurden. Dieser „kleinen Oktav“ (Festwoche) wurde eine „große Oktav“ von sieben Wochen für die österliche Freudenzeit zur Seite gestellt.[5] Diese lief auf den Pfingstsonntag zu und umfasste mit ihm 50 Tage, analog zur Frist zwischen Pessach und Schawuot im jüdischen Kalender. Damit erhielt die Gabe des Heiligen Geistes, die nach Joh 20,22 EU zur Offenbarung des Auferstandenen gehört, gemäß dem zweiten Kapitel der Apostelgeschichte eine eigene liturgische Begehung. Zehn Tage vorher etablierte sich gemäß der 40-Tages-Angabe (Apg 1,3 EU) das Himmelfahrtsfest.

Diese 40-Tage-Frist (Quadragesima) wurde dann auch auf die Fastenzeit vor Ostern übertragen, in der mit Gebet, Buße und Fasten der Passion Jesu gedacht wurde. Die Sonntage der Fastenzeit waren jedoch vom Fasten ausgenommen, da ihre Liturgie auf den Ostersonntag bezogen war. Darin erhielt sich die Erinnerung, dass das Kirchenjahr Abbild eines über-, nicht innerzeitlichen Geschehens ist, das auf Jesu Auferstehung zurück- und seine Parusie vorausblickt.[2]

Weihnachtsfestkreis

Vorlage:Lückenhaft

Das Weihnachtsfest wurde in Rom seit etwa 330, in Konstantinopel seit etwa 380 am 25. Dezember gefeiert. Dieses Datum lag nahe der Wintersonnenwende und durchbrach den Sonntagsrhythmus. Grundgedanke war dabei, dass die Inkarnation des Sohnes Gottes die Wende vom Tod zum Leben, von der Finsternis zum Licht eingeleitet habe. Dies sollte auch konkurrierende inner- und außerchristliche Vorstellungen abwehren: Christus sei kein unsterbliches Geistwesen (so sah ihn der Gnostizismus), sondern als Mensch sterblich und einmalig. Er und nicht die unbesiegbare Sonne (Sol invictus) sei der wahre Gott.

Wie das Osterdatum war auch das Weihnachtsdatum anhaltend umstritten. Jesu Geburt wurde von großen Teilen der Christenheit anfangs am selben Tag wie Pessach (15. Nisan), am 25. März (Frühlingsäquinoktium) oder am 6. Januar – dem heutigen Fest der Erscheinung des Herrn – gefeiert. Letzterer war im Römischen Reich auch der Beginn einer Äonenwende, die von der Geburt eines neuen Herrschers erwartet wurde. Darum verband sich mit Weihnachten das Bewusstsein einer neuen Ära analog zum heidnischen goldenen Zeitalter, sodass das angenommene Geburtsjahr Jesu 525 mit dem Beginn einer neuen Zeitrechnung identifiziert wurde.

Ambrosius von Mailand und Gregor der Große verknüpften das in der Geburtsnacht Jesu erschienene Licht mit dem Licht der Osternacht; die Niedrigkeit seiner Geburt in Krippe und Stall deutete in der Liturgie bereits auf seinen Tod am Kreuz hin. Daher trat die Weihnachtszeit nicht in Konkurrenz zur Osterzeit, sondern wurde ihr als ihr Vorläufer zeitlich vorangestellt, sodass sie das Kirchenjahr eröffnete.

Im 5. Jahrhundert entwickelte sich die Adventszeit, zunächst als 40-tägige Fastenzeit vor dem Epiphaniasfest, beginnend am 11. November, der zugleich der Gedenktag des heiligen Martin war. Die vier Adventssonntage gingen dem Weihnachtsfest voran, wobei der 4. Advent mit dem 24. Dezember zusammenfallen konnte. So wurde die Weihnachtszeit mit dem lunar-beweglichen Osterfestkreis von 14 Wochen in die Sonntagsreihe eingefügt. Deshalb variiert der zeitliche Abstand zwischen den beiden höchsten Festen.

Weitere Bestandteile

Gedenktage der Märtyrer wurden seit dem 2. Jahrhundert als Festtage neben dem Auferstehungsfest Jesu Christi in das Kirchenjahr aufgenommen. Dabei wurde der Todestag zum „Geburtstag“ (dies natalis) des jeweiligen Heiligen, mit dem er in das ewige Leben eintrat.[2]

Seit dem 5. Jahrhundert wurde das Kirchenjahr vor allem in Rom durch neue Elemente und Festdaten ergänzt und ausgestaltet:

  • der Sonntag nach Ostern wurde zum Weißen Sonntag (Dominica in albis);
  • das Fest Christi Himmelfahrt erhielt eine eigene Vigil, seit dem 10. Jahrhundert auch eine eigene Oktav
  • Pfingsten wurde ebenfalls mit einer eigenen Oktav ausgezeichnet
  • die Weihnachtszeit wurde durch Hinzufügung des Advents zu einem eigenen Festkreis

Seit der Spätantike bürgerte sich das Gedenken für die Verstorbenen des Vorjahres ein. Es wurde im 10. Jahrhundert auf den 2. November gelegt (Allerseelen), der auf das Hochfest Allerheiligen folgt. Ferner kam es zur Zunahme von Festen, die einzelne Lebensstationen Christi zum Inhalt haben, wie beispielsweise die Beschneidung und Namengebung des Herrn am 1. bzw. 3. Januar, oder der Verklärung des Herrn am 6. August.

Zum Gedenken an die Auffindung und Erhöhung des heiligen Kreuzes wurden seit dem Frühmittelalter zwei Kreuzfeste in der Westkirche gefeiert: (Kreuzauffindung) am 6. März bzw. 3. oder 7. Mai, (Kreuzerhöhung) am 14. September.

Ab dem Hochmittelalter fanden Feste, die bestimmte Glaubensgeheimnisse in den Mittelpunkt einer eigenen liturgischen Feier rücken, Aufnahme in das Kirchenjahr:

Weitere Fest- und Gedenktage des Kirchenjahres gelten kirchengeschichtlichen Ereignissen, die für einzelne Konfessionen, Ordensgemeinschaften oder Gemeinden – etwa Kirchweihefeste – prägend wurden.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zunehmend Sonntage im Jahreskreis zusätzlich als Zwecksonntage unter ein bestimmtes Motto gestellt oder einem bestimmten Anliegen gewidmet, etwa der Sonntag der Weltmission oder der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel. Die Ursprünge des Erntedankfestes liegen in den Quatembern, die Fast- und Abstinenztage waren, an denen aber nach alter Sitte auch Gott für die Gaben der Schöpfung gedankt wird. In Deutschland wurde das Erntedankfest oft an Michaelis (29. September) begangen, während es seit dem 18. Jahrhundert „traditionell am Sonntag nach Michaelis oder am ersten Sonntag im Oktober begangen“ wurde.[6] Seit die beiden Zusammenschlüsse VELKD und UEK in der EKD 2006 ein Liturgisches Kalendarium beschlossen, wird in allen Westkirchen das Erntedankfest in der Regel am ersten Sonntag im Oktober begangen.

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Eckhard Bieger: Das Kirchenjahr entdecken & erleben. Entstehung, Bedeutung und Brauchtum der Festtage. St. Benno-Verlag, Leipzig o. J. (2006), ISBN 3-7462-2125-0.
  • Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43947-0.
  • Heinzgerd Brakmann: Jahr (kultisches) B. Christlich. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 16. (1994), S. 1106–1118.
  • Mathias Christiansen (Hrsg.): Almanach der frohen Botschaft. Ein Begleiter durch das Kirchenjahr. Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, ISBN 3-86582-219-3.
  • Evangelisches Gottesdienstbuch. Taschenausgabe. Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft, Berlin 2005, ISBN 3-7461-0141-7.
  • Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz: Kirchenjahr. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 18, de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011613-8, S. 575–599.
  • Dietz-Rüdiger Moser: Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf. Brauchformen der Gegenwart in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen. Edition Kaleidoskop im Verlag Styria, Graz 1993, ISBN 3-222-12069-2.
  • Martin Senftleben: Mit dem Kirchenjahr leben. Eine Handreichung für unsere Gottesdienste. Einführungen – Themen – Texte – Lieder. Sonnenweg-Verlag, Konstanz 1986, ISBN 3-7975-0342-3.
  • Albert Ehrhard: Das griechische Kirchenjahr und der byzantinische Festkalender. In: ders.: Überlieferung und Bestand der hagiographischen Literatur der griechischen Kirche, Bd. 1. Hinrichs, Leipzig 1937, DNB 365573612, S. 25–53.
  • Harald Buchinger: Zu Ursprung und Entwicklung des Liturgischen Jahres. Tendenzen, Ergebnisse und Desiderate heortologischer Forschung. In: Liturgisches Jahrbuch 61 (2011), S. 207–240.
  • Liborius Olaf Lumma: Feiern im Rhythmus des Jahres. Eine kurze Einführung in christliche Zeitrechnung und Feste. Pustet-Verlag, Regensburg, 2016, ISBN 978-3-7917-2771-4.
  • Joachim Stiller: Der Jahreskries des Kirchenjahres PDF

Weblinks

Commons: Kirchenjahr - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Kirchenjahr – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Julia Martin: Das bedeuten die vier Adventssonntage. In: katholisch.de. 1. Dezember 2018, abgerufen am 5. Januar 2019.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz: Kirchenjahr. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 18, de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011613-8, S. 575–599.
  3. Hansjörg Auf der Maur: Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr. Regensburg 1983, S. 129.
  4. Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, Nr. 106.
  5. Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz: Kirchenjahr. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 18, de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011613-8, S. 583.
  6. Karl-Heinrich Beiritz: Der Gottesdienst im Kirchenjahr. In: Evangelisches Gottesdienstbuch, Ergänzungsband, S. 182.


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