Josef Gikatilla und 27. Februar: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Tree of Life Medieval.jpg|thumb|300px|Abb. in „Portae Lucis“ (Die Pforten des Lichts) von Gikatilla: Mann, der einen Baum mit den zehn [[Sephiroth]] hält.]]
Der '''26. Februar''' ist der 57. Tag des [[Gregorianischer Kalender|gregorianischen Kalenders]], somit bleiben 308 Tage (in [[Schaltjahr]]en 309 Tage) bis zum Jahresende.
'''Josef ben Abraham Gikatilla''' ({{HeS|יוסף בן אברהם ג'יקטיליה}}; * [[Wikipedia:1248|1248]] in [[Wikipedia:Medinaceli|Medinaceli]]; † um [[Wikipedia:1325|1325]] in [[Wikipedia:Peñafiel|Peñafiel]]) war ein [[Wikipedia:Spanien|spanischer]] [[Kabbala|Kabbalist]], [[Wikipedia:Philosophie|Philosoph]] und [[Mystik|Mystiker]], der zwischen [[Ekstase|ekstatischer]] und [[Theosophie|theosophischer]] [[Kabbala]] eine Zwischenstellung einnimmt.


== Leben ==
== Siehe auch ==
Gikatilla wurde 1248 in Medinaceli ([[Wikipedia:Kastilien|Altkastilien]]) geboren, verbrachte aber die meiste Zeit seines Lebens in [[Wikipedia:Segovia|Segovia]]. In den Jahren von 1272 bis 1274 studiert er bei [[Abraham Abulafia]], dem Begründer der ekstatischen Kabbala, der von entscheidendem Einfluss für sein späteres Werk sein wird und der umgekehrt von seinem Schüler nur in den höchsten Tönen spricht. Hier findet eine intensive Auseinandersetzung mit den profanen Wissenschaften und den Schriften des [[Wikipedia:Ibn Ezra|Ibn Ezra]], des [[Wikipedia:Solomon ibn Gabirol|Ibn Gabirol]], des Baruch [[Wikipedia:Togarmi|Togarmi]] und des [[Wikipedia:Maimonides|Maimonides]] statt, wobei letzterer überwältigend häufig zitiert wird. 1280 begegnet er [[Moses de Leon]], unter dessen Einfluss er sich von der linguistischen Kabbala Abulafias abwendet und zur [[Theosophie|theosophischen]] Kabbala kommt. Gleichzeitig ist ein Einfluss Gikatillas auf de Leon augenscheinlich, der als Verfasser des größten Teils des [[Sohar]] gilt. 1293 entsteht Gikatillas Hauptwerk, die ''Scha'are Orah'' (Tore des Lichts), eine der ersten Systematiken des Sohar. Alle seine Schriften behandeln die Rekombination von Buchstaben und Zahlen ([[Gematria]]), zugleich aber ist es sein Hauptanliegen, die Kabbala als Grundlage rationaler [[Philosophie]] zu begründen.
* {{WikipediaDE|27. Februar}}


Der Sage nach war Gikatillas Kenntnis der Kabbala so groß, dass er [[Wunder]] wirken konnte; er wird daher auch Jospeh „Ba'al ha-Nissim“ (Wunderherr) genannt. Isaak ben Samuel kritisierte ihn in seinem ''Me'irat 'Enayyim'' für die übertrieben häufige Verwendung des Gottesnamens.
[[Kategorie:Datum|B27]]
 
== Werk ==
=== Scha'are Orah - Die Tore des Lichts (1293) ===
Gikatillas Hauptwerk, das '''Scha'are Orah''' ({{HeS|שערי אורה|Tore des Lichts}}; [[lat.]] ''Portae Lucis'') oder '''Sefer ha-Orah''' (Buch vom Licht), diskutiert in zehn Kapiteln die zehn [[Sefirot]], entgegen der sonst üblichen Reihenfolge aufsteigend von [[Malkuth]] nach [[Kether]], und die entsprechenden Gottesnamen. Zu den zitierten Quellen gehört neben dem [[Sohar]] auch das [[Sefer Jezirah]] und das [[Pirka Hekalot]].
 
Zugleich ist das Buch eine leicht fassliche Einleitung in die Symbolik des ''[[Sohar]]''. Der Sohar wird hier nach den Regeln der Wort- und Namensrekombination systematisiert. Dieses Interesse für Wort- und Buchstabensymbolik kann nicht allein auf den Sohar zurückgeführt werden, sondern geht zurück auf den Einfluss seines Lehrers [[Abulafia]] und dessen ''Sefer ha-ot'' (Buch der Zeichen). Diese linguistische Traditionslinie begegnet hier durch die Konzentration auf die nichtlinguistische Wirklichkeit (in Gikatillas Fall: auf das [[Licht]]) der [[Theosophie|theosophischen]] Linie, mit der er durch [[Wikipedia:Moses de Leon|de Leon]] in Berührung kam.
 
Von anderen [[Sefer Jetzira|Jetzira]]-Kommentaren unterscheidet sich das Buch durch die veränderte Reihenfolge der Sefirot und der Betonung der Bedeutung der Gottesnamen. Die meisten Sefirotkommentare beginnen mit den Symbolen der höchsten Sphäre [[Kether]] oder sogar dem [[En Sof]] und diskutieren die übrigen dann in absteigender Reihenfolge. Im Gegensatz dazu favorisiert Gikatilla eine aufsteigende Reihenfolge. Dies wird als theoretische Schuld an die linguistisch-ekstatische Schule Abulafias betrachtet: während der Theosoph die absteigenden Emanationen der Schöpfung nachvollziehen will, versucht der Ekstatiker gerade die Rückkehr zum Beginn der Schöpfung.
 
Entgegen der Legendenbildung um seine eigene Person macht Gikatilla klar, dass die Kenntnis der Kabbalah für [[Magie|magische]] oder [[Prophet|mantische]] Zwecke nicht geeignet ist, und revidiert hier eigene Fehleinschätzungen aus dem ''Nußgarten''.
 
Historisch legt das Buch Zeugnis ab für die entscheidende Verschiebung innerhalb der kastilischen Mystik, die mit dem Weggang Abulafias aus Spanien entstanden war.
 
Gikatilla hatte eine immense Wirkung insbesondere auf die [[christliche Kabbala]] der [[Wikipedia:Renaissance|Renaissance]], der es als wichtigstes Nachschlagewerk über die Traditionen der jüdischen Mystik diente. Auch [[Wikipedia:Johannes Reuchlin|Johannes Reuchlin]] wird die Autorität Gikatillas zitieren, um sich gegen seine Kritiker zu verteidigen.
 
=== Ausgaben der ''Tore des Lichts'' ===
*Riva di Trento 1559
*Mantua 1561
*Krakau 1600
*Offenbach 1715
*Warschau 1876
*Jerusalem 1970
 
=== Weitere Werke von Gikatilla ===
*''Sefer Ginnat Egoz'' („Der Nußgarten“, 1274) - Eine Schrift über die mystische Bedeutung der Namen, der Vokale und des Alphabet ([[Gematria]], Notarikon, Temura), die Einflüsse Jakobs ha-Kohen aus [[Wikipedia:Soria|Soria]] zeigt und den enigmatischen Yetzirah-Kommentar [[Wikipedia:Togarmi|Togarmis]] in vielen Bereichen richtigstellt.
*Kommentar(e?) zu den Zeitfolgen im [[Wikipedia:Hohelied|Hohelied]] [[Salomo]]s (Schemitott).
*''Kelalei ha-Mitzwot'' - zur [[Wikipedia:Halacha|Halacha]]
*''Sefer ha-Meschalim'' - Sprichwörter
*''Scha'ar ha-Niqud'' - über die [[Nikud|Vokale]]
*''Perusch Haggada schel Pesach'' - kabbalistischer Kommentar zum [[Wikipedia:Pessach|Pessach]]
* ein Kommentar zur [[Merkaba]]
*''Scha'are Zedek'' (auch: ''Scha'ar ha-Shamayin''): eine Wiederholung der Ergebnisse aus den ''Scha'are Orah''; wieder sind die [[Sefirot]] in aufsteigender Reihenfolge geordnet
*''Or ha-Sekhel'' (Licht des Intellekts)
 
=== Übersetzungen ===
*Paulus Riccius: ''Portae Lucis. - Lateinische Übersetzung, Hauptquelle der christlichen Kabbala der Renaissance.''
*J. Winter / A. Wünsche: ''Die jüdische Literatur seit Abschluss des Kanons''. Bd. III. Trier 1896, p. 267 (nur Auszüge).
*Avi Weinstein: ''Gates of Light''. Walnut Creek, London, New Delhi 1992.
*umfassende Auszüge in deutscher Übersetzung in: [[Wikipedia:Johann Maier (Judaist)|Johann Maier]]: ''Die Kabbalah'', München 2005.
 
== Literatur ==
*[[Wikipedia:Gerschom Scholem|Gerschom Scholem]]: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen. Frankfurt am Main 1957.
*Mosche Idel: Kabbalah. New Perspectives. New Haven und London 1988.
*S. Blickstein: Between Philosophy and Mysticism. A Study of the Philosophical-Qabbalistic Writings of Joseph Giqatila. New York 1983.
*[[Wikipedia:Johann Maier (Judaist)|Johann Maier]]: ''Die Kabbalah: Einführung, Klassische Texte, Erläuterungen'', Verlag C. H. Beck, München 2005, ISBN 978-3406396595
*[[Wikipedia:Karl Erich Grözinger|Karl Erich Grözinger]]: ''Jüdisches Denken. Theologie - Philosophie - Mystik: Band 2: Von der mittelalterlichen Kabbala zum Hasidismus'', Campus Verlag, Frankfurt/New York 2006, ISBN 978-3593375137
 
{{DEFAULTSORT:Gikatilla, Josef}}
 
[[Kategorie:Philosoph (Mittelalter)]]
[[Kategorie:Kabbalist]]
[[Kategorie:Person des Judentums]]
[[Kategorie:Kabbalist]]
[[Kategorie:Mystiker]]
[[Kategorie:Autor (Philosophie)]]
[[Kategorie:Autor (Kabbala)]]
[[Kategorie:Spanier]]
[[Kategorie:Geboren 1248]]
[[Kategorie:Gestorben im 14. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 17. Oktober 2018, 19:54 Uhr

Der 26. Februar ist der 57. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 308 Tage (in Schaltjahren 309 Tage) bis zum Jahresende.

Siehe auch