Kohlenhydrate und Emisch und etisch: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Emisch''' und '''Etisch''' ({{EnS|''Emic'' and ''etic''}}) sind in den [[Kultur]]- und [[Sozialwissenschaft]]en gebräuchliche Begriffe, die 1954 von dem von dem amerikanischen Linguisten [[Wikipedia:Kenneth L. Pike|Kenneth Lee Pike]] (1912-2000,) geprägt wurden, um damit zwei gegensätzliche Perspektiven zu charakterisieren, unter denen man kulturelle [[System]]e oder [[Soziale Gemeinschaft|soziale Gemeinschaften]] [[wissenschaft]]lich-[[Methode|methodisch]] betrachten kann.
[[Datei:D-Glucose vs. D-Fructose Structural Formulae V.1.svg|miniatur|[[w:Aldosen|Aldosen]] (links, z.B. D-[[Glucose]]) und [[w:Ketosen|Ketosen]] (rechts, z.B. D-[[Fructose]])]]
[[Datei:D-L- Glucose farbig V1.png|mini|Struktur von D-Glucose ('''links''') und L-Glucose('''rechts)'''<br><small>D</small>-Glucose (links) und <small>L</small>-Glucose (rechts)
[[Wikipedia:Fischer-Projektion|Fischer-Projektion]] in offenkettiger Darstellung]]
[[Datei:Glucose Fisher to Haworth.gif|thumb|Glucose: Zusammenhang zwischen [[w:Fischer-Projektion|Fischer-]] und [[w:Haworth-Formel|Haworth-Projektion]] ]]


Die '''Kohlenhydrate''' oder '''Saccharide''' (von [[skrt.]] शर्करा ''sarkarā'' „Grieß, Geröll, Kies, Sandzucker“, über {{arS|سكر&lrm;}} ''sukkar'', aus {{laS|''saccharum''}} bzw. {{ELSalt| σάκχαρον}} ''sákcharon'' „[[Zucker]]“) sind eine Klasse von [[Organische Verbindung|organischen Verbindungen]], die für das [[Leben]] und für die [[Chemie]] hoch bedeutsam sind. Die von den [[Pflanzen]] durch [[Photosynthese]] gebildeten Kohlenhydrate machen den größten Teil der [[irdisch]]en [[Biomasse]] aus und zählen zusammen mit den [[Fette]]n und den [[Protein]]en zu den wichtigsten verwertbaren oder als [[Ballaststoffe]] nicht nicht-verwertbaren [[Nahrung]]sstoffen der irdischen [[Lebewesen]].
'''Emisch''' bedeutet, dass man dabei die '''Innenperspektive''', die Perspektive eines Insiders annimmt, d. h. eines Menschen, der der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft angehört. Dieser Standpunkt ist weder neutral noch objektiv und allgemeinverbindlich, eröffnet aber meist erst einen wirklichen Einblick in das eigentliche [[Wesen]] der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft.


== Chemie ==
'''Etisch''' ist die '''Außenperspektive''', d. h. heißt, dass man den möglichst neutralen Standpunkt eines Outsiders, also eines außenstehenden Beoabachters einnimmt und dadurch leichter objektive und allgemeinverbindliche Erkenntnisse gewinnen kann. Hier lässt sich vor allem die Beziehung zu anderen kulturellen Systemen leichter mit einem freien Blick ins Auge fassen.
[[Chemie|Chemisch]] gesehen sind die Kohlenhydrate [[Wikipedia:Poly|Poly]]-[[Wikipedia:Hydroxy|Hydroxy]]-[[Wikipedia:Aldehyde|Aldehyde]] ('''[[w:Aldosen|Aldosen]]''') oder -[[Wikipedia:Ketone|Ketone]] ('''[[w:Ketosen|Ketosen]]''').


Die Saccharide wurden erstmals 1844 von dem [[Wikipedia:Deutsch-baltisch|deutsch-baltischen]] [[Arzt]] und [[Chemiker]] [[Wikipedia:Carl Ernst Heinrich Schmidt|Carl Ernst Heinrich Schmidt]] als „'''Kohlehydrate'''“ bezeichnet, da sie vielfach der Summenformel C<sub>n</sub>(H<sub>2</sub>O)<sub>m</sub> entsprechen und daher fälschlich angenommen wurde, dass es sich dabei um Hydrate des [[Kohlenstoff]]s handelt. Tatsächlich sind aber einerseits nicht alle Stoffe, die dieser Summenformel genügen, als Saccharide aufzufassen, und andererseits gibt es auch Saccharide, die in ihrer Zusammensetzung davon abweichen. Die meisten Saccharide sind nur aus aus den [[Chemische Elemente|Elementen]] [[Kohlenstoff]] (C), [[Wasserstoff]] (H) und [[Sauerstoff]] (O) aufgebaut. In selten Fällen sind noch weitere Elemente wie etwa [[Schwefel]] oder [[Stickstoff]] beteiligt, wie z.&nbsp;B. bei dem stickstoffhaltigen [[Wikipedia:Chitin|Chitin]] (von ({{ELSalt|χιτών}} ''chitón'' „Hülle, Panzer“), das bei den [[Gliederfüßer]]n den Hauptbestandteil des [[Wikipedia:Exoskelett|Exoskelett]]s bildet.  
Beide Blickpunkte können wichtige Erkenntnisse liefern, haben aber auch ihre spezifischen Einseitigkeiten.


=== Monosaccharide ===
== Mitfühlender Empirismus ==


Die einfachsten Saccharide sind '''[[Wikipedia:Monosaccharide|Monosaccharide]]''' ('''[[Wikipedia:Einfachzucker|Einfachzucker]]''').
Besonders schwierig ist die wissenschaftliche Erfassung [[esoterisch]]er Systeme. Ohne tiefgehende Insiderkenntnisse wird man sie kaum in ihrer eigentlichen Bedeutung erfassen können. Anderseits muss auch objektiv betrachtet werden, wie sie sich wirkend in ihre Umgebung hineinstellen. [[Arthur Versluis]] (* 1959) von der [[Wikipedia:Michigan State University|Michigan State University]], der sich intensiv mit Esoterikforschung auf wissenschaftlichem Niveau beschäftigt, hat vorgeschlagen, beide Betrachtungsweisen zu einem „'''mitfühlenden Empirismus'''“ ({{EnS|sympathetic empiricism}}) zusammenzuführen.


Weit verbreitete Monosaccharide sind etwa [[Wikipedia:Traubenzucker|Traubenzucker]] (''Glucose'') und [[Wikipedia:Fruchtzucker|Fruchtzucker]] (''Fructose''), deren [[Wikipedia:Gemisch|Gemisch]] zusammen mit [[Wasser]] den Hauptbestandteil des [[Honig]]s bildet. Glucose und Fructose haben die gleiche Summenformel C<sub>6</sub>H<sub>12</sub>O<sub>6</sub>, unterscheiden sich aber durch ihre [[Struktur]]. Da sie 6 Kohlenstoffatome enthalten, zählen sie zu den [[Wikipedia:Hexosen|Hexosen]] (von {{ELSalt|ἑξα}} ''hexa'' „sechs“). In der Natur kommt der '''Traubenzucker''' ausschließlich als sog. D-Glucose vor, die früher auf Vorschlag von [[Wikipedia:Friedrich August Kekulé|Friedrich August Kekulé]] auch ''Dextrose'' genannt wurde, da ihre wässrige Lösung polarisiertes Licht nach rechts - [[lat.]] ''dexter'' - dreht, nicht aber als linksdrehende L-Glucose, ihrem spiegelbildlich aufgebauten [[Wikipedia:Enantiomer|Enantiomer]]. Durch intramolekulare [[Wikipedia:Acetale|Halbacetal]]-Bildung kann die Glucose zwei verschiedene ringförmige Strukturen ausbilden: Reagiert die [[Wikipedia:Aldehyd|Aldehyd]]-Gruppe (-CHO) mit der [[Wikipedia:Hydroxy|Hydroxy]]-Gruppe am fünften Kohlenstoffatom, so entsteht ein 6er-Ring, die sog. [[Wikipedia:Pyranose|Pyranose]]-Form; reagiert sie hingegen mit der Hydroxygruppe am vierten C-Atom, bildet sich ein 5er-Ring, die sog. [[Wikipedia:Furanose|Furanose]]-Form. In wässriger Lösung wandeln sich diese Formen beständig ineinander um, d.&nbsp;h. sie stehen im dynamischen Gleichgewicht, und lassen damit die lebendige Formenvielfalt der Saccharide bis auf die unterste stoffliche Ebene erahnen. Die lebendige Struktur der Glucose kann auf verschiedene Arten veranschaulicht werden, wobei man sich aber alle diese Formen in lebendiger Bewegung denken muss:
{{Zitat|Mit "mitfühlendem Empirismus" hingegen beziehe ich mich auf eine Zwischenstellung, die
das Beste aus ''emischen'' und ''etischen'' Ansätzen vereint. Im Bereich der westlichen Esoterik, wie
allgemeiner noch in allen Religionsstudien, ist es wichtig, einerseits die Tugenden der
Gelehrsamkeit, die einen Standard der Objektivität anstrebt, und andererseits die Tugenden eines
Ansatzes, der versucht, das Thema einfühlsam zu verstehen, es sozusagen von innen her zu verstehen, in ein ausgewogenes Gleichgewicht bringt. Anthropologen haben seit langem die Bedeutung des Ausgleichs von ''etic'' und ''emic'' verstanden, einerseits in eine Kultur einzutreten, um sie zu verstehen, andererseits aber auch den Status des Beobachters und des Analytikers beizubehalten. Wenn es das Laster einer zu ''emischen'' Position ist, zum Apologeten zu werden, so ist es das Laster einer zu ''etischen'' Position noch etwas größer: man scheitert daran, zu verstehen und zu vermitteln, was man eigentlich studiert. Wenn das Laster des extrem emischen Ansatzes die zu große Sympathie ist, so ist es beim extrem ''etischen'' Ansatzes die Ignoranz und Feindseligkeit gegenüber dem Subjekt, sogar wenn sie unter der Maske einer gelehrsamen Neutralität erscheint.|ref=<ref>Im englischen Original:
:„By “sympathetic empiricism,” on the other hand, I am referring to an intermediate position that incorporates the best of both emic and etic approaches. In the field of Western esotericism, as in that of religious studies more generally, it is important to balance on the one hand the virtues of scholarship that strives to achieve a standard of objectivity, and on the other hand the virtues of an approach that seeks to sympathetically understand one’s subject, to understand it from the inside out, so to speak. Anthopologists have long understood the importance of balancing etic and emic approaches, of on the one hand entering into a culture in order to understand it while on the other hand retaining the status of observer and analyst. If the vice of a too emic position is that of becoming an apologist, the vice of a too etic position is if anything greater: a failure to understand and accurately convey what one is studying. If the vice of the extreme emic approach is too great a sympathy, that of the extreme etic approach is ignorance of and hostility to one’s subject, even if under the guise of a studied neutrality.“ (Arthur Versluis: ''What is Esoteric? Methods in the Study of Western Esotericism'' [http://www.esoteric.msu.edu/VolumeIV/Methods.htm])</ref><ref>vgl. auch: Arthur Versluis: ''Methods in the Study of Esotericism, Part II. Mysticism and the Study of Esotericism'' [http://www.esoteric.msu.edu/VolumeV/Mysticism.htm]</ref>}}


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Im erweiterten Sinn darf man wohl jede empirische Methode, die nicht nur die Außenseite des untersuchten Objekts erfasst, sondern auf deren inneres [[Wesen]] eingeht, als mitfühlenden Empirismus bezeichnen. Das gilt insbesondere für die Art, wie [[Goethe]] die [[Natur]] betrachtete und den auf seine Methode gegründeten [[Goetheanismus]].
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! Keilstrichformel
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! colspan="3"| α-<small>D</small>-Glucopyranose in (1) Tollens/Fischer- (2) Haworth- (3) Sessel-Darstellung (4) stereochemischer Ansicht
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Monosaccharide können auch eine andere Zahl von Kohlenstoffatomen enthalten. Bei zwei C-Atomen spricht man von [[w:Diosen|Diosen]] ([[w:Glycolaldehyd|Glycolaldehyd]]), bei drei C-Atomen von [[Wikipedia:Triosen|Triosen]] ([[Wikipedia:Glycerinaldehyd|Glycerinaldehyd]] und [[Wikipedia:Dihydroxyaceton|Dihydroxyaceton]]), bei vier C-Atomen von [[Wikipedia:Tetrosen|Tetrosen]] (z.B. [[Wikipedia:Erythrose|Erythrose]] oder [[Wikipedia:Threose|Threose]], bei 5 C-Atomen von [[Wikipedia:Pentosen|Pentosen]], wie etwa die <small>D</small>-[[Ribose]] und in ihrer reduzierten Form die <small>D</small>-[[Desoxyribose]], die wesentliche Bestandteile der [[Ribonukleinsäure|RNA]] bzw. der [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] und - damit des [[Erbgut]]es - sind.
== Literatur ==


Zu den Hexosen zählt etwa auch der [[Wikipedia:Aminozucker|Aminozucker]] [[Wikipedia:Glucosamin|Glucosamin]], der ein stickstoffhaltiges Derivat der Glucose ist. Theoretisch ist die Zahl der Kohlenstoffatome in den Monosacchariden unbegrenzt. Tatsächlich findet man in der Natur aber nur solche mit maximal 9 C-Atomen (''Nonosen'').
* Headland, Thomas; Pike, Kenneth; Harris, Marvin (eds): ''Emics and Etics: The Insider/Outsider Debate'', Sage (1990)
 
* Jardine, Nick: ''Etics and Emics (Not to Mention Anemics and Emetics) in the History of the Sciences'' (2004), ''History of Science'', 42: 261–278 [http://hos.sagepub.com/content/42/3/261.refs?patientinform-links=yes&legid=sphos;42/3/261]
=== Disaccharide ===
* [[Wikipedia:Gerhard Kubik (Musikethnologe)|Gerhard Kubik]]: ''Emics and Etics Re-Examined, Part 1: Emics and Etics: Theoretical Considerations.'' In: ''African Music,'' Vol. 7, No. 3, 1996, S. 3–10
 
* {{Literatur | Autor = Theodor Lewandowski | Titel = Linguistisches Wörterbuch | Auflage = 4., neu bearbeitete | Verlag = Quelle & Meyer | Ort = Heidelberg | Jahr = 1985 | ISBN = 3-494-02050-7 | Kapitel = Stichwort: emische Analyse }}
Monosaccharide können sich unter Ausscheidung von Wasser zu größeren [[Molekül]]en verbinden.
* {{Literatur | Autor = [[Wikipedia:Kenneth Lee Pike|Kenneth Lee Pike]] | Titel = Language in Relation to a Unified Theory of Structure of Human Behavior | Reihe = Janua Linguarum, Series Maior | Band = Band 24 | Verlag = Mouton | Ort = Den Haag | Auflage = 2. | Jahr = 1967 }}
 
* [[Arthur Versluis]]: ''Magic and Mysticism: An Introduction to Western Esoteric Traditions'', Rowman & Littlefield Publishers 2007, ISBN 978-0742558366
:<math>\mathrm{n\ C_6H_{12}O_6 \longrightarrow C_{6n}H_{10n+2}O_{5n+1} + \left( n-1 \right) H_2O}</math>
 
Dabei entstehen zunächchst '''[[Wikipedia:Disaccharide|Disaccharide]]''' ('''[[Wikipedia:Zweifachzucker|Zweifachzucker]]'''), etwa die [[Wikipedia:Saccharose|Saccharose]], der „[[Zucker]]“ schlechthin, der aus je einem Molekül Traubenzucker und Fruchtzucker entsteht (Summenformel: C<sub>12</sub>H<sub>22</sub>O<sub>11</sub>). Ein weiteres Beispiel ist die [[Wikipedia:Lactose|Lactose]], der [[Wikipedia:Milchzucker|Milchzucker]], der aus den beiden Hexosen <small>D</small>-Glucose und <small>D</small>-[[Wikipedia:Galactose|Galactose]] entsteht und in der Milch der [[Säugetier]]e vorkommt. Lactose wird mittels des [[Enzym]]s [[Wikipedia:Lactase|Lactase]] verdaut; wird dieses im Körper nich ausreichend gebildet, kommt es zur [[Wikipedia:Lactoseintoleranz|Lactoseintoleranz]].
 
=== Oligo- und Polysaccharide ===
 
Weiters gibt es '''[[Wikipedia:Trisaccharide|Trisaccharide]]''' ([[Wikipedia:Dreifachzucker|Dreifachzucker]]), z.&nbsp;B. die [[Wikipedia:Melezitose|Melezitose]], die etwa im [[Wikipedia:Honigtau|Honigtau]], dem zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukt verschiedener [[Insekten]], vorkommt und aus Saccharose und Glucose gebildet wird. Daneben gibt es auch eine Reihe von '''[[Wikipedia:Oligosacchariden|Oligosacchariden]]''' ('''[[Wikipedia:Mehrfachzucker|Mehrfachzucker]]'''), die aus bis zu 10 Monosacchariden gebildet werden, und die als Depot- und Stützsubstanzen besonders bedeutsamen '''[[Wikipedia:Polysaccharide|Polysaccharide]]''' ('''[[Wikipedia:Mehrfachzucker|Mehrfachzucker]]'''), allen voran die [[Wikipedia:Cellulose|Cellulose]]) als Stützsubstanz und die [[Wikipedia:Stärke|Stärke]] (''Amylose'') als wichtigster [[Wikipedia:Reservestoff|Reservestoff]] der Pflanzen und wichtiges Nahrungsmittel für [[Tier]] und [[Mensch]]. Beide werden aus zehntausenden Glucose-Einheiten aufgebaut. Der Stärke homolog ist das '''[[Wikipedia:Glykogen|Glykogen]]''', die '''Leberstärke''', als Speicherstoff der Tiere und des Menschen.
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Kohlenhydrate}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Carbohydrates|Kohlenhydrate}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Lebensmittelinhaltsstoff]]
[[Kategorie:Philosophie der Perspektive]]
[[Kategorie:Kohlenhydrate|!]]
[[Kategorie:Sozialwissenschaften]]
[[Kategorie:Biomolekül]]
[[Kategorie:Nährstoff]]
[[Kategorie:Chemische Verbindung nach Funktion]]
[[Kategorie:Stoffgruppe]]
[[Kategorie:Biopolymer]]

Version vom 29. November 2020, 01:25 Uhr

Emisch und Etisch (eng. Emic and etic) sind in den Kultur- und Sozialwissenschaften gebräuchliche Begriffe, die 1954 von dem von dem amerikanischen Linguisten Kenneth Lee Pike (1912-2000,) geprägt wurden, um damit zwei gegensätzliche Perspektiven zu charakterisieren, unter denen man kulturelle Systeme oder soziale Gemeinschaften wissenschaftlich-methodisch betrachten kann.

Emisch bedeutet, dass man dabei die Innenperspektive, die Perspektive eines Insiders annimmt, d. h. eines Menschen, der der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft angehört. Dieser Standpunkt ist weder neutral noch objektiv und allgemeinverbindlich, eröffnet aber meist erst einen wirklichen Einblick in das eigentliche Wesen der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft.

Etisch ist die Außenperspektive, d. h. heißt, dass man den möglichst neutralen Standpunkt eines Outsiders, also eines außenstehenden Beoabachters einnimmt und dadurch leichter objektive und allgemeinverbindliche Erkenntnisse gewinnen kann. Hier lässt sich vor allem die Beziehung zu anderen kulturellen Systemen leichter mit einem freien Blick ins Auge fassen.

Beide Blickpunkte können wichtige Erkenntnisse liefern, haben aber auch ihre spezifischen Einseitigkeiten.

Mitfühlender Empirismus

Besonders schwierig ist die wissenschaftliche Erfassung esoterischer Systeme. Ohne tiefgehende Insiderkenntnisse wird man sie kaum in ihrer eigentlichen Bedeutung erfassen können. Anderseits muss auch objektiv betrachtet werden, wie sie sich wirkend in ihre Umgebung hineinstellen. Arthur Versluis (* 1959) von der Michigan State University, der sich intensiv mit Esoterikforschung auf wissenschaftlichem Niveau beschäftigt, hat vorgeschlagen, beide Betrachtungsweisen zu einem „mitfühlenden Empirismus“ (eng. sympathetic empiricism) zusammenzuführen.

„Mit "mitfühlendem Empirismus" hingegen beziehe ich mich auf eine Zwischenstellung, die das Beste aus emischen und etischen Ansätzen vereint. Im Bereich der westlichen Esoterik, wie allgemeiner noch in allen Religionsstudien, ist es wichtig, einerseits die Tugenden der Gelehrsamkeit, die einen Standard der Objektivität anstrebt, und andererseits die Tugenden eines Ansatzes, der versucht, das Thema einfühlsam zu verstehen, es sozusagen von innen her zu verstehen, in ein ausgewogenes Gleichgewicht bringt. Anthropologen haben seit langem die Bedeutung des Ausgleichs von etic und emic verstanden, einerseits in eine Kultur einzutreten, um sie zu verstehen, andererseits aber auch den Status des Beobachters und des Analytikers beizubehalten. Wenn es das Laster einer zu emischen Position ist, zum Apologeten zu werden, so ist es das Laster einer zu etischen Position noch etwas größer: man scheitert daran, zu verstehen und zu vermitteln, was man eigentlich studiert. Wenn das Laster des extrem emischen Ansatzes die zu große Sympathie ist, so ist es beim extrem etischen Ansatzes die Ignoranz und Feindseligkeit gegenüber dem Subjekt, sogar wenn sie unter der Maske einer gelehrsamen Neutralität erscheint.“[1][2]

Im erweiterten Sinn darf man wohl jede empirische Methode, die nicht nur die Außenseite des untersuchten Objekts erfasst, sondern auf deren inneres Wesen eingeht, als mitfühlenden Empirismus bezeichnen. Das gilt insbesondere für die Art, wie Goethe die Natur betrachtete und den auf seine Methode gegründeten Goetheanismus.

Literatur

  • Headland, Thomas; Pike, Kenneth; Harris, Marvin (eds): Emics and Etics: The Insider/Outsider Debate, Sage (1990)
  • Jardine, Nick: Etics and Emics (Not to Mention Anemics and Emetics) in the History of the Sciences (2004), History of Science, 42: 261–278 [3]
  • Gerhard Kubik: Emics and Etics Re-Examined, Part 1: Emics and Etics: Theoretical Considerations. In: African Music, Vol. 7, No. 3, 1996, S. 3–10
  •  Theodor Lewandowski: Linguistisches Wörterbuch. 4., neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1985, ISBN 3-494-02050-7, Stichwort: emische Analyse.
  •  Kenneth Lee Pike: Language in Relation to a Unified Theory of Structure of Human Behavior (= Janua Linguarum, Series Maior. Band 24). 2. Auflage. Mouton, Den Haag 1967.
  • Arthur Versluis: Magic and Mysticism: An Introduction to Western Esoteric Traditions, Rowman & Littlefield Publishers 2007, ISBN 978-0742558366

Einzelnachweise

  1. Im englischen Original:
    „By “sympathetic empiricism,” on the other hand, I am referring to an intermediate position that incorporates the best of both emic and etic approaches. In the field of Western esotericism, as in that of religious studies more generally, it is important to balance on the one hand the virtues of scholarship that strives to achieve a standard of objectivity, and on the other hand the virtues of an approach that seeks to sympathetically understand one’s subject, to understand it from the inside out, so to speak. Anthopologists have long understood the importance of balancing etic and emic approaches, of on the one hand entering into a culture in order to understand it while on the other hand retaining the status of observer and analyst. If the vice of a too emic position is that of becoming an apologist, the vice of a too etic position is if anything greater: a failure to understand and accurately convey what one is studying. If the vice of the extreme emic approach is too great a sympathy, that of the extreme etic approach is ignorance of and hostility to one’s subject, even if under the guise of a studied neutrality.“ (Arthur Versluis: What is Esoteric? Methods in the Study of Western Esotericism [1])
  2. vgl. auch: Arthur Versluis: Methods in the Study of Esotericism, Part II. Mysticism and the Study of Esotericism [2]