Tauschwert und Neun der Münzen: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Tauschwert''' bezeichnet man in der Ökonomie das Verhältnis, in dem [[Ware]]n auf Märkten gegeneinander ausgetauscht werden. Ein Tisch hat z. B. einen Tauschwert von zwei Paar Schuhen, wenn er gegen zwei Paar Schuhe eingetauscht werden kann. Den Tauschwerten liegen dabei die sog. [[Wert (Wirtschaft)|Werte]] der Waren zugrunde.
[[Datei:Bild x 73.jpg|thumb|hochkant|Neun der Münzen]]


Nach der [[Arbeitswerttheorie]] ist der Wert einer Ware durch die Arbeitszeit bestimmt, die zur Herstellung dieser Ware notwendig ist, wobei es sich nicht um die individuelle Arbeitszeit des jeweiligen Arbeiters handelt, sondern um die im Durchschnitt [[Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit|gesellschaftlich notwendige Arbeit]]szeit.
Die Karte '''Neun der Münzen''' ist eine Karte der [[Kleine Arkana|kleinen Arkana]] im [[Tarot]].
 
War Tauschwert ursprünglich ein Begriff der klassischen Ökonomie des 18. und 19. Jahrhunderts, wird dieser Begriff heutzutage fast nur noch in der [[Marxistische Wirtschaftstheorie|Marxistischen Ökonomie]] verwendet. Heutige Ökonomen sprechen eigentlich nur noch vom Kostenpreis.
 
== Tauschwert in der marxistischen Theorie ==
 
In Übereinstimmung mit der damaligen klassischen Ökonomie unterscheidet Marx zwischen dem [[Wikipedia:Gebrauchswert|Gebrauchswert]] und dem „Wert“ einer Ware. Der Gebrauchswert besteht in der Nützlichkeit einer Ware, also darin, dass sie irgendein Bedürfnis erfüllt. Der Gebrauchswert eines Hemdes besteht also z. B. darin, vor Kälte zu schützen. Der Gebrauchswert hängt untrennbar zusammen mit den sachlichen Eigenschaften der Ware: Größe, Material, Schwere, Verarbeitungsqualität usw. Der Gebrauchswert eines Produkts ist immer derselbe, egal ob ich das Produkt für mich selber verwende oder ob ich es verkaufe, wodurch es zur Ware wird. Neben diesem handgreiflichen Gebrauchswert existiert noch die ökonomische Kategorie des „Werts“. Sobald Produkte getauscht werden, also als Waren gehandelt werden, braucht man einen Maßstab, in welchem Verhältnis sie untereinander getauscht werden. Möchte ich z. B. Hemden gegen Brot tauschen, so muss ich wissen, wie viele Hemden gegen wie viel Brot einzutauschen sind. In Übereinstimmung mit der bis dahin klassischen Ökonomie (z. B. Adam Smith, Ricardo) vertritt Marx die Arbeitswerttheorie, wonach sich der Wert einer Ware durch die zu ihrer Herstellung aufgewandte Arbeitszeit ergibt. Je arbeitsintensiver ein Produkt ist, desto mehr Wert hat es.
 
Dieser „Wert“ ist keine Eigenschaft, die den Produkten von Natur aus zukommt, wie Schwere, Größe usw., sondern es ist eine den Waren durch die Gesellschaft zugesprochene Eigenschaft. Die Kategorie „Wert“ wird also nur in Gesellschaften benötigt, in der Produkte als Waren getauscht werden. Gesellschaften hingegen, in denen Einzelne oder Gruppen (nur) für ihren Eigengebrauch produzieren, kann es egal sein, ob und welchen „Wert“ die Sachen haben. Ihnen kommt es nur auf den Gebrauchswert an. Da nach Marx in einer kommunistischen Gesellschaft kein Markt mehr existiert, sondern die Gesellschaft insgesamt für ihre eigenen Bedürfnisse produziert, hat die Kategorie „Wert“ im Kommunismus keine Bedeutung mehr. „Wert“ ist also – anders als „Gebrauchswert“ – nur eine  historisch gültige Kategorie.
 
Von diesem „Wert“ als gewissermaßen der Substanz lässt sich der „Tauschwert“ unterscheiden. Der Tauschwert ist die Erscheinungsform des Wertes, sein Ausdruck. Irgendwie muss der Wert ja ausgedrückt werden. In einer Gesellschaft, die auf dem Austausch von Waren beruht – was in Vollendung erst in der modernen bürgerlichen Gesellschaft der Fall ist –, muss der Wert in der Praxis die Form des Tauschwertes einnehmen. Wir haben uns heute daran gewöhnt, den Tauschwert einer Ware in Geld auszudrücken, z. B. „1 Hemd ist 10 Euro wert“. Aber wie kommt es überhaupt zu diesem Geldausdruck? Dies untersucht Marx im 1. Kapitel des 1. Bandes seines Werks ''Das Kapital''. Er nimmt dabei für  sich in Anspruch, der Erste gewesen zu sein, der überhaupt der Frage nachgegangen ist, wieso sich der Wert einer Ware in der Geldform darstellt.
 
Marx entwickelt im ''Kapital'' zur Erklärung dieser Geldform eine Stufenfolge von verschiedenen [[Wikipedia:Wertform|Wertform]]en: einfache Wertform (Ware A dient als Äquivalent einer Menge Ware B) bis zur Form eines allgemeinen Äquivalents (des Geldes). Ob es sich dabei um eine rein logische Abfolge der verschiedenen Wertformen handelt, oder ob es sich (auch) um eine historische Schilderung handelt, in dem Sinn, dass die einfache Wertform nur in früheren, einfachen Tauschgesellschaften Gültigkeit gehabt habe, ist unter Marxinterpreten sehr umstritten.
 
Es handelt sich bei der Kategorie des Tauschwerts um mehr als nur um die Erklärung von bloßen quantitativen Proportionen: Im Abschnitt über den sog. [[Wikipedia:Fetischcharakter der Ware|Fetischcharakter der Ware]] in Marxens ''Kapital'' wird endgültig klar, dass die Kategorie des Tauschwerts eine qualitative Seite aufweist, eine Kritik an der Produktionsform, in der „den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eignen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge“ (Marx, MEW 23,86) erscheinen. Der Tauschwert entsteht, weil die Produzenten sich als private Produzenten gegenseitig von ihren eigentlich gesellschaftlichen Produkten ausschließen. Die Menschen ''tauschen'' ihre Produkte nicht deshalb, weil sie wegen Arbeitsteilung dazu gezwungen seien – das sei die Auffassung der ''bürgerlichen'' Ökonomie. Es ist nach Marx die ''spezifisch bürgerliche'' Form der Arbeitsteilung, die dazu führt, dass die Produkte, die doch Produkte einer ''gesellschaftlichen'' Arbeit sind, mit dem an ihnen klebenden Preisschild wieder privatisiert werden eine ''private'' Form – eben die Wertform! – bekommen.
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Tauschwert}}
* {{WikipediaDE|Gebrauchswert}}


== Literatur ==
== Literatur ==
 
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Das Tarot-Handbuch''. Hugendubel, München 1986; Goldmann, München 1998, ISBN 3-442-21503-X.
* Karl Marx: [http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_049.htm#Kap_1_3 ''Das Kapital.'' 1. Kapitel, 3. Abschnitt: ''Die Wertform oder der Tauschwert'']
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Schlüsselworte zum Tarot''. Goldmann, München 1990, ISBN 3-442-12077-2, ISBN 3-442-12126-4 (inkl. Kartenset)
* Michael Heinrich: ''Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung.'' Schmetterling, Stuttgart 2004, ISBN 3-89657-588-0. (Kapitel 3: ''Wert, Arbeit, Geld'')
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Das Arbeitsbuch zum Tarot''. Diederichs, München 1988; Hugendubel, München 2003, ISBN 3-7205-2424-8, ISBN 978-3-7205-2846-7 (inkl. Kartenset)
* Dieter Wolf: ''Ware und Geld. Der dialektische Widerspruch im „Kapital“.'' VSA, Hamburg 1985. Neuauflage 2002: ''Der dialektische Widerspruch im Kapital. Ein Beitrag zur Marxschen Werttheorie.'' ISBN 3-87975-889-1 ([http://www.dieterwolf.net/pdf/Dialektische%20Widerspruch%20Inhalt.pdf Inhaltsverzeichnis] (PDF; 29 kB), [http://www.dieterwolf.net/pdf/DialekWid(Teil2x,223).pdf Auszug Teil 2: S. 103–223]; PDF; 478 kB).
* [[Arthur Edward Waite]]: ''Pictorial Key to the Tarot'' (1910)
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_neue_klassische_theorie.pdf Neue klassische Theorie] PDF
* [[Arthur Edward Waite]]: ''[[Der Bilderschlüssel zum Tarot (Buch)|Der Bilderschlüssel zum Tarot. Fragmente einer geheimen Tradition unter dem Schleier der Weissagekunst]]''. Urania-Verlag, Waakirchen 1978, ISBN 3-921960-01-0.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.ewigeweisheit.de/geheimwissen/tarot/geschichte-des-tarot Geschichte des Tarot] Website
* [https://kartenlegen.org/tarot-tageskarte-ziehen/ Die Tarot-Tageskarte] Weibsite


* ''[http://www.dieterwolf.net/seiten/warenzirkulation_warenfetisch.html Warenzirkulation und Warenfetisch. Eine Untersuchung zum systematischen Zusammenhang der drei ersten Kapitel des „Kapital“]'' von Dieter Wolf
[[Kategorie:Kleine Arkana|407]]
 
[[Kategorie:Wirtschaft]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaft]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheorie]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 29. August 2019, 17:57 Uhr

Neun der Münzen

Die Karte Neun der Münzen ist eine Karte der kleinen Arkana im Tarot.

Literatur

Weblinks