Kokon

Aus AnthroWiki
Version vom 26. Oktober 2018, 08:21 Uhr von imported>Odyssee
Kokon des Seidenspinners (Bombyx mori)
Puppe des Südafrikanischen Fruchtkäfers (Pachnoda sinuata) im geöffneten Kokon (hier Puppenwiege)
Spinne mit Kokon

Ein Kokon [koˈkɔ̃ː; -ˈkɔŋ; -ˈkoːn] (franz. cóque „Eischale, Gehäuse“) ist ein mittels eines Sekrets hergestelltes Gehäuse, das dem Schutz von Eiern oder Jugendformen der Tiere dient, die es erbaut haben. Wenn ein Kokon zum Schutz der Eier und der daraus schlüpfenden Jungtiere produziert wird, stellen ihn die Elterntiere her. Kokons, die zum Überdauern älterer Entwicklungsstadien, etwa der Puppenruhe nötig sind, werden von den darin befindlichen Jungtieren selbst hergestellt.

Zu finden sind Kokons vor allem bei verschiedenen Gliederfüßern (Arthropoda), aber auch bei einigen Würmern. Kokons können innerhalb der Gliederfüßer beispielsweise bei Insekten, Spinnentieren und Doppelfüßern vorkommen. Die bekanntesten sind die von den Raupen bestimmter Schmetterlings-Familien hergestellten Kokons. Schmetterlingsraupen produzieren diese mittels einer aus Spinndrüsen austretenden Flüssigkeit, welche an der Luft sehr schnell zu Fäden erstarrt. Diese werden zum Kokon versponnen, in welchem sich die Raupe zur Puppe häutet, um dann die gesamte Puppenruhe darin zu verbringen. Die Kokons der Seidenraupen liefern die Seide. Zum Schutz der Eier und später der Jungwürmer produzieren auch einige Würmer Kokons.

„Die Raupe, die wird nämlich vom Sonnenlicht geradeso, ich möchte sagen, wollüstig angezogen, wie das Insekt, das sich in die Kerzenflamme stürzt; nur kann die Raupe nicht zu der Sonne hinaufkommen. Könnte sie sich vom Boden erheben und hinauffliegen zur Sonne, so würden wir sehr bald gar keine Raupen mehr haben; die würden alle zur Sonne hinauffliegen, alle fortfliegen. Denn das wollen sie, sie sind nur festgehalten von der Schwere der Erde, sie können nicht. So daß, wenn wir eine Raupe anschauen, diese Raupe eigentlich den Willen hat, dem Lichte nachzugehen. Das kann sie nicht. Aber was tut sie?

Denken Sie sich einmal, da ist der Lichtstrahl, da die Raupe (es wird gezeichnet). Jetzt spinnt die Raupe, indem sie kriecht, so wie der Lichtstrahl ist, einen Faden. Die Raupe spinnt ganz nach dem Lichtstrahl den Faden, und wenn der Lichtstrahl in der Nacht nicht da ist, da rollt sie den Faden ein und bei Tag spinnt sie in dem Lichtstrahl den Faden wieder weiter, in der Nacht rollt sie ihn wieder ein. Und daraus entsteht die Hülle rundherum. Die Raupe löst sich ganz im Licht auf, stirbt im Licht, wie das Insekt, das der Flamme zugeht, nur daß sie nicht zur Sonne hinaufkommt, in den Lichtstrahl selber hineingeht; aber sie spinnt ihren eigenen Körper in diese Fäden hinein und macht um sich diesen Kokon, wie man ihn nennt, diese Fäden, die da zusammengesponnen werden. Die Seidenraupe spinnt die Seide nach dem Licht. Wenn Sie also aus irgendeiner Seidenraupe Seide nehmen, so können Sie sich getrost sagen: Was ist das? Das ist gesponnenes Licht! - Da ist in der Richtung der Lichtstrahlen hineingesponnen die Erdenmaterie. Und wenn Sie irgendwo eine Puppe sehen, dann ist das so, daß das lauter gesponnenes Sonnenlicht ist, ringsherum Erdenstoff, der dem Sonnenstrahl nachgesponnen ist.

Also so weit sind wir, daß wir jetzt die Puppe haben, ringsherum gesponnenes Licht, und dadurch, daß das gesponnenes Sonnenlicht ist, kommt natürlich etwas anderes zustande, als wenn sich ein Insekt in die Flamme stürzt - da verbrennt es die Flamme der Kerze, kann nichts damit machen. Könnte aber dieses Insekt in der Schnelligkeit, mit der es sich in die Flamme stürzt, in der Richtung der Flammenstrahlen einen solchen Kokon herumspinnen, so würde aus dem Feuer der Flamme im Inneren ein neues Tier entstehen. Das wird nur durch die Verbrennung verhindert. Es ist interessant, daß man dadurch erfährt, was eigentlich dieses Insekt will, das in der Nacht im Zimmer herumflattert und sich in die Flamme stürzt: es will sich nämlich fortpflanzen, es will zugrunde gehen, damit es in einer neuen Gestalt wiederkommt. Es täuscht sich nur, weil es nicht so schnell eine Hülle machen kann. Aber die Raupe kann in der Langsamkeit eben diese Hülle machen, hängt diese Hülle auf, und jetzt kann die Kraft der Sonne, die da eingefangen ist, die da eine Gefangene ist, die kann den Schmetterling im Inneren schaffen, und der kann dann als ein Sonnengeschöpf herausfliegen und als ein Sonnengeschöpf sich bewegen.

Sehen Sie, meine Herren, da kommt man darauf, wie eigentlich die Dinge in der Natur sind. Erstens haben Sie in dem, was ich Ihnen gesagt habe, eine ganz wichtige Idee: Das Insekt, das sich in die Flamme stürzt, will sterben, denkt man sich. Nein, das will nicht sterben, sondern es will in anderer Gestalt wiederkommen. Es will durch die Flamme umgestaltet werden. Und so ist der Tod überall: Der Tod ist nichts, was die Wesen vernichtet, sondern wodurch sie, wenn der Tod richtig eingeleitet wird, nur umgestaltet werden. Erstens sieht man das daraus. Zweitens sieht man aber einen gründlichen Zusammenhang, der zwischen allem in der Natur draußen besteht. Sehen Sie, der Schmetterling ist aus dem Licht geschaffen; aber das Licht mußte erst, indem es die Erdenmaterie in sich aufnahm und einen Kokon machte, in der Puppe zum Faden gemacht werden. Alles das, was entsteht an tierischen Wesenheiten, wird aus dem Licht heraus geschaffen. Auch der Mensch wird aus dem Licht heraus geschaffen durch die Vorgänge, die durch die Befruchtung des weiblichen Eikeimes geschehen; der schützt im Inneren des Menschen durch eine Hülle das Licht. Und in Wahrheit ist es das Licht, das den Menschen im Körper der Mutter schafft, das also die Möglichkeit schafft, daß der Mensch aus dem Lichte heraus entstehen kann. So sieht man also am Schmetterling, daß er aus dem Licht heraus, das erst gefangen worden ist, entsteht.“ (Lit.:GA 351, S. 20ff)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Kokon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.