Soziale Gemeinschaft und Gender-Mainstream: Unterschied zwischen den Seiten

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Eine '''soziale Gemeinschaft''' ist eine '''Menschengemeinschaft''', d.h. eine Gruppe von [[Mensch]]en, die etwas miteinander ''gemein'' (von {{idg|*mei-|tauschen, wechseln}}) haben. Das Gemeinschaftliche kann dabei auf [[leib]]lichen, [[seelisch]]en und/oder [[geist]]igen Faktoren beruhen. Umfassendere und über längere Zeiträume bestehende soziale Gemeinschaften bilden die [[Gesellschaft]].
'''Gender-Mainstream''', auch ''Gender Mainstreaming'' geschrieben, ist eine Strategie zur Förderung der [[Gleichstellung der Geschlechter]].<ref>UN Women: [http://www.un.org/womenwatch/osagi/gendermainstreaming.htm ''Gender Mainstreaming''], abgerufen am 4. Januar 2016.</ref> Gender-Mainstreaming bedeutet, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu berücksichtigen, um so die Gleichstellung durchzusetzen.<ref>[[Hans Joas]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Soziologie'', Campus Verlag, 3. erweiterte u. aktualisierte Auflage 2007, ISBN 978-3-593-37920-3, S. 307 f.</ref> Der Begriff wurde erstmals 1985 auf der 3. [[UN-Weltfrauenkonferenz]] in Nairobi diskutiert und zehn Jahre später auf der 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking weiterentwickelt.<ref>Michael Meuser, Claudia Neusüß: ''Gender Mainstreaming – eine Einführung''. In: dies. (Hrsg.): ''Gender Mainstreaming. Konzepte – Handlungsfelder – Instrumente''. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2004, S. 9–22.</ref> Seit dem [[Vertrag von Amsterdam]] von 1997/1999 ist Gender-Mainstreaming ein erklärtes Ziel der [[Gleichstellungspolitik der Europäischen Union|Europäischen Union]].


== Übersicht ==
Gender-Mainstreaming unterscheidet sich von [[Frauenpolitik]] dadurch, dass sie eine umfassendere und präventive Strategie ist, um Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern von vornherein in allen Bereichen zu verhindern, während die Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik als Strategie überwiegend korrektiv eingesetzt wird, um bestehenden Benachteiligungen entgegenzuwirken. Ein weiterer Unterschied ist, dass für die Umsetzung von Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik wenige, speziell damit beauftragte Personen zuständig sind (z.&nbsp;B. die Gleichstellungsbeauftragten in einem Unternehmen), wohingegen Gender-Mainstreaming sich als Aufgabe an alle Beteiligten (z.&nbsp;B. in einem Unternehmen) richtet.<ref>Rüdiger Voigt, Ralf Walkenhaus (Hrsg.): ''Handwörterbuch zur Verwaltungsreform''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-13756-5, [https://books.google.ca/books?id=0voXxhRRmigC&pg=PA154&lpg=PA S. 154 f.]</ref><ref>Margherita Zander, Luise Hartwig, Irma Jansen (Hrsg.): ''Geschlecht Nebensache? Zur Aktualität einer Gender-Perspektive in der sozialen Arbeit''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14947-4, [https://books.google.ca/books?id=r9T_jelyFaoC&pg=PA138&lpg=PA138 S. 138 f.]</ref>


Die [[Blutsverwandtschaft]] beruht auf leiblicher [[Vererbung|Abstammung]]; teilweise kann das auch bei der Zugehörigkeit zu einer [[Familie]] (nicht aber bei [[Wikipedia:Adoption|Adoption]] und nur partiell bei [[Wikipedia:Stieffamilie|Patchworkfamilien]]) oder zu einem [[Volk]] bzw. zu einer [[Volk]]sgruppe der Fall sein. Durch die gemeinsame [[Wikipedia:Tradition|Tradition]], durch gemeinsame Lebensgewohnheiten, aber auch durch die [[Äthergeographie|äthergeographischen]] Verhältnisse entsteht eine mehr oder weniger starke [[ätherisch]]e Verbindung, eine gemeinsame [[Äther]]hülle. Die [[physisch]]-[[Geographie|geographischen]] [[terrestrisch]]en Kräfte wirken sogar bis in den [[Physischer Leib|physischen Leib]].  
Gender-Mainstreaming wird meist in öffentlichen Einrichtungen, z.&nbsp;B. in Bibliotheken,<ref>Erwin Miedtke: ''Gender in Bibliotheken.'' In: Brigitte E. Jirku, Marion Schulz (Hrsg.): ''Fiktionen und Realitäten. Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Literaturbetrieb.'' Peter Lang, Frankfurt a.M. 2013, ISBN 978-3-631-63546-9, S. 77–88.</ref><ref>Karin Aleksander, Agata Martyna Jadwiżyc, Birte Meiners, Erwin Miedtke: Der Genderfaktor: Macht oder neuer Dialog? Mit Genderblick auf Bibliotheken oder Bibliotheken im Genderblick, Simon Verlag für Bibliothekswissen, 2010, ISBN 978-3-940862-20-4.</ref> eingesetzt, während in der Privatwirtschaft [[Diversity Management]] als Konzept zur Umsetzung von Chancengleichheit verwendet wird.<ref>Peter Massing (Hrsg.): ''Gender und Diversity'', Wochenschau Verlag, 2010, ISBN 978-3-89974-483-5.</ref> Der Aspekt [[Gender]] im Diversity Management wird auch als ''[[Gender diversity|Gender Diversity]]'' bezeichnet.


Das '''Gemeinschaftsgefühl''', das '''Wir-Gefühl''' (→ [[Wikipedia:Kohäsion (Psychologie)|Kohäsion]]), das in alten Zeiten schon unmittelbar durch das gemeinsame [[Blut]] gegeben war, muss heute zunehmend aktiv errungen werden. Die seelische Gemeinschaft kann bis zur echten [[Seelenverwandtschaft]] gesteigert sein. Entscheidend sind hier oft auch [[Karma|karmische]] Faktoren und [[Vorgeburtliches Leben|vorgeburtliche Erlebnisse]]. Am wichtigsten für die zukünftige Entwicklung ist die Bildung [[frei]]er [[geist]]iger Gemeinschaften, die dem [[Individuum]] die Möglichkeit geben, am andern Individuum geistig zu erwachen - und damit für die [[geistige Welt]] überhaupt. Durch freie geistige Gemeinschaften wird das Tor zu höheren geistigen Kräften geöffnet, die dem einzelnen Menschen nicht zugänglich sind. Dadurch wird auch erst wieder eine echte Gemeinschaft der Lebenden und der [[Tote]]n möglich, die in der fernen Vergangenheit zu den blutsverwandten [[Ahnen]] unmittelbar gegeben war. Dann erst nähern wir uns dem höchsten Ziel einer wirklichen '''Menschheitsgemeinschaft'''.
== Worterklärung und Übersetzung ==
Der englische Ausdruck ''[[gender]]'' [{{IPA|ˈdʒɛndɚ}}] bezeichnet das soziale oder psychologische Geschlecht einer Person im Unterschied zu ihrem biologischen Geschlecht (engl. ''[[Gender|sex]]''). Gender wird mithin als durch Menschen gemachte, soziale Realität gesehen und nicht als natürlich gegebenes Faktum. Diese Form der Geschlechtlichkeit entsteht und verändert sich gesellschaftlich, also in der Interaktion zwischen Individuum, Gruppe und Gesellschaft.


{{GZ|Es ist bei jeder menschlichen Gemeinschaft so, daß aus der
„Mainstreaming“ (von engl. ''[[mainstream]]'' „Hauptströmung“) bezeichnet die Strategie, ein Thema in den „Hauptstrom“ der Politik zu bringen. Konkret bedeutet Gender-Mainstreaming nach der Definition der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]], bei jeder staatlichen Aktion grundsätzlich auch die geschlechtsspezifischen Folgen abzuschätzen und zu bewerten. Die Strategie zielt auf eine Gleichstellung der Geschlechter in allen gesellschaftlichen Bereichen, um so dem Fortbestehen von Geschlechterungleichheit entgegenzuwirken.<ref>United Nations: ''[http://www.un.org/documents/ga/docs/52/plenary/a52-3.htm Report of the Economic and Social Council for 1997]'' (unter CONCEPTS AND PRINCIPLES → Definition of the concept of gender mainstreaming).</ref> Entsprechend wird Gender-Mainstreaming auch als [[Querschnittsaufgabe]] verstanden, die nicht nur einen bestimmten Bereich in einer Organisation anbelangt, etwa eine [[Gleichstellungsbeauftragte]], sondern sich an alle Menschen in dieser Organisation richtet.<ref>[http://www.genderkompetenz.info/genderkompetenz-2003-2010/index.html GenderKompetenzZentrum Berlin zu den Aufgaben des Mainstreaming]</ref>
Gemeinschaft heraus dem Menschen Kräfte zufließen, nur muß die Gemeinschaft
eine wirkliche Gemeinschaft sein. Man muß sie fühlen, empfinden
und erleben.|316|110}}


== Karmische und vorgeburtliche Ursachen der Gemeinschaftsbildung ==
Gender-Mainstreaming wird oft mit „durchgängige Gleichstellungsorientierung“ übersetzt. Bei den Behörden der Europäischen Union werden für die Übersetzungen auch folgende Formulierungen verwendet: „geschlechtersensible Folgenabschätzung“, „gleichstellungsorientierte Politik“ oder einfach „Gleichstellungspolitik“. Mit Bezug auf die zentrale Formel der Pekinger Weltfrauenkonferenz von 1995 – „mainstreaming a gender perspective in all policies and programmes“<ref>[[Volker Zastrow]]: [http://www.faz.net/aktuell/politik/gender-mainstreaming-politische-geschlechtsumwandlung-1327841.html ''„Gender Mainstreaming“: Politische Geschlechtsumwandlung'']. In: [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]], 20. Juni 2006.</ref> – kann Gender-Mainstreaming auch mit „umfassender Implementierung einer Gender-Perspektive“ übersetzt werden.


{{GZ|Da müssen wir unterscheiden zwischen
Die Gender-Perspektive umfasst auch die Inklusion von sexuellen Sonderwirklichkeiten, wie Lesben, Schwule, Transsexuelle.
dem, was uns mit anderen Menschen durch unser eigentliches Schicksal,
durch unser Karma in Beziehung bringt, und dem, was nicht in
diesem engsten Sinne mit unserem individuellen Karma zusammenhängt.
Wir haben auf der einen Seite gewisse Beziehungen zu den
Menschen, die sich einstellen in unserem Leben; wir knüpfen neue Beziehungen
an zu einzelnen Menschen. Wir haben Beziehungen, die
nichts anderes sind als die Wirkungen von anderen Verhältnissen, die
in früheren Erdenleben sich angeknüpft haben. Wir knüpfen hier
wiederum Verhältnisse an, die ihre karmische Entwickelung in späteren
Erdenleben finden werden. Das gibt eine ganze Menge von individuellen
Beziehungen der einzelnen Menschen zu anderen einzelnen
Menschen. Diese Beziehungen, die im wesentlichen mit unserem Karma
im engsten Sinne zusammenhängen, müssen wir unterscheiden von den
weiteren Beziehungen, in die wir dadurch zu Menschen kommen, daß
wir mit ihnen solche Gemeinschaften schließen, durch welche wir einer
religiösen Gemeinde, einem Glaubensbekenntnis mit ihnen gemeinsam
angehören, daß wir mit ihnen in gleichem Sinne erzogen werden, mit
ihnen gemeinschaftlich ein Buch lesen und dergleichen, mit ihnen gemeinsam
irgendeine Kunst genießen und so weiter. Diese Menschen,
mit denen wir also in eine irdische Gemeinschaft kommen, müssen
nicht immer durch eine karmische Beziehung aus einem früheren Erdenleben
mit uns zusammen sein. Es gibt allerdings auch solche Gemeinschaften,
die auf gemeinsame Schicksale in früheren Erdenleben
hinweisen, aber mit diesen großen Gemeinschaften, von denen ich eben
gesprochen habe, ist dieses in der Regel nicht der Fall. Doch führt es
auf etwas anderes zurück. Es führt darauf zurück, daß wir gegen das
Ende der Zeit, die wir in der übersinnlichen Welt zwischen dem Tode
und einer neuen Geburt durchleben, wenn wir in dem Zeiträume ankommen,
der nahe liegt unserer neuen Wiederverkörperung, geistige
Beziehungen eingehen - weil wir bis zu einem gewissen Grade da reif
werden für solche geistige Beziehungen - zu den Hierarchien der
Angeloi, Archangeloi und Archai, also geistige Beziehungen zu den
höheren Hierarchien überhaupt; aber daß wir in der geistig-übersinnlichen
Welt vor unserer neuen Geburt auch anderen Menschenseelen
nahekommen, die später verkörpert werden als wir, die in irgendeiner
Weise noch länger auf ihre Verkörperung zu warten haben.
Wir haben eine ganze Summe von übersinnlichen Begegnungen, die
wir gerade durch unsere besondere Reife machen, bevor wir wiederum
durch eine Geburt in das Erdenleben hereingezogen werden. Und
diese Kräfte, die wir dabei aufnehmen, die stellen uns auf der Erde
an denjenigen Platz hin, wo es uns möglich wird, solche Gemeinschaften
des irdisch-geistigen Lebens zu erleben, von denen ich eben
gesprochen habe.|193|48f}}


== Gemeinschaftsbildung im Bewusstseinsseelenzeitalter ==
== Einzelnachweise ==


{{GZ|Dadurch, daß der Mensch die Naturerscheinungen in der
<references/>
neueren Naturwissenschaft aussondern muß, daß er sich
entfernt von der Natur, dadurch wird er als Persönlichkeit
auf sich gestellt. Dadurch aber war er zunächst, bevor er
nun wiederum auf jenem übersinnlichen Weg, den ich angedeutet
habe, zur übersinnlichen Welt kam, um sich wieder
in die Welt hineinzustellen - wie er früher natürlich drinnengestanden
war, so jetzt übersinnlich —, bevor er zu
diesem Weg kam, den er nunmehr gegen die Zukunft hin
zu beschreiten haben wird, war der Mensch gewissermaßen
rein auf die Spitze seiner Persönlichkeit gestellt. Die Naturwissenschaft
hat ihn auf die Spitze der Persönlichkeit gestellt.
Die Naturwissenschaft hat die ganze Seelenverfassung
bestimmt. Sie hatte seine Instinkte eingenommen.
Dadurch stehen sich die modernen Menschen nicht so wie
die alten Menschen als Bluts- oder Zunftverwandte, sondern
sie stehen sich als Individualitäten, als Persönlichkeiten
gegenüber. Sie müssen aus der Freiheit heraus ihre Vereinigungen,
ihre sozialen Gemeinschaften suchen. Und sie
haben sie daher zunächst nur aus Instinkten gefunden, aber
aus Instinkten, die etwas Widerspruchsvolles haben, weil
die Zeit der Instinkte vorüber ist, weil der Mensch auf der
einen Seite nicht mehr instinktiv denken kann, sondern
bewußt denken muß unter der Erziehung der Naturwissenschaft.
Und auf der anderen Seite hatte der Mensch noch
nicht die Möglichkeit, sich wieder durch übersinnliche Erkenntnis
in die Welt hineinzustellen. Daher stellte er sich
hinein in eine neue Welt, über die er dachte, und in die
alte Welt so, wie er nicht mehr über sie dachte. Die alten
Instinkte pflanzte er fort in die Welt, die ihm durch das
moderne naturwissenschaftliche Denken gar nicht mehr vor
der Seele lag. Dadurch kam, wenn man tiefer seelisch erfaßt,
was durch die neuere Menschheit weht, jener klaffende
Widerspruch in das moderne soziale Leben hinein.|73|316f}}


Für unser gegenwärtiges [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] ist es besonders bedeutsam, dass der Mensch in der Gemeinschaft am anderen Menschen in einem noch höheren Sinn erwachen kann.


{{GZ|Nehmen Sie die zwei jedem Menschen ja gut bekannten Bewußtseinszustände,
{{Wikipedia}}
die vorhanden sind: den träumenden Menschen und den
Menschen im gewöhnlichen wachen Tagesbewußtsein. Wie ist es beim
träumenden Menschen? Beim schlafenden Menschen, der nicht träumt,
ist es ja ebenso, denn traumlos schlafen heißt nur, daß die Träume so
sehr herabgedämpft sind, daß man sie nicht merkt. Also wie ist es beim
träumenden Menschen?


Er lebt in seiner Traumbilderwelt. Er lebt in derselben, indem sie
oftmals für ihn viel anschaulicher, viel tiefer ins Herz gehend ist - das
kann man schon sagen - als dasjenige, was man im Alltag beim wachen
Tagesbewußtsein erlebt. Aber man erlebt es isoliert. Man erlebt es als
die einzelne menschliche Persönlichkeit. In einem und demselben Zimmer
können zwei Menschen schlafen, sie haben zwei ganz verschiedene
Welten in ihrem Traumbewußtsein. Sie erleben diese Welten nicht miteinander.
Jeder erlebt sie für sich; sie können sich höchstens hinterher
den Inhalt erzählen.


Wacht der Mensch auf aus dem Traumbewußtsein in das gewöhnliche
[[Kategorie:Geschlecht]][[Kategorie:Sexualität]] [[Kategorie:Politik]]  
Tagesbewußtsein, so nimmt er durch seine Sinne dieselben Dinge
[[Kategorie:Feminismus]]
wahr, die derjenige, der ihm zunächst steht, auch wahrnimmt. Eine
gemeinschaftliche Welt tritt ein. Der Mensch erwacht zu einer gemeinschaftlichen
Welt, indem er aus dem Traumbewußtsein in das wache
Tagesbewußtsein übergeht. Ja, an was erwacht denn der Mensch aus
dem Traumbewußtsein ins wache Tagesbewußtsein? Er erwacht am
Licht, am Geräusch, an seiner natürlichen Umgebung — in dieser Beziehung
machen auch die andern Menschen keine Ausnahme - zum
wachen Tagesbewußtsein, zum gewöhnlichen wachen Tagesbewußtsein.
Aus dem Traum heraus erwacht man an dem Natürlichen des andern
Menschen, an seiner Sprache, an dem, was er einem sagt, und so weiter,
an der Art und Weise, wie sich seine Gedanken und Empfindungen in
die Sprache hineinkleiden. An dem, wodurch der gewöhnliche Mensch,
der andere Mensch sich natürlich auslebt, erwacht man. Also man erwacht
an der natürlichen Umgebung zum gewöhnlichen Tagesbewußtsein.
In allen früheren Zeitaltern war es so, daß der Mensch aus dem
Traumbewußtsein ins wache Tagesbewußtsein an der natürlichen Umgebung
erwachte. Und dann hatte er an seiner natürlichen Umgebung
zugleich das Tor, durch das er, wenn er es tat, in ein Übersinnliches
hineindrang.
 
Mit dem Erwachen der Bewußtseinsseele, mit dem Entfalten der Bewußtseinsseele
ist in dieser Beziehung ein neues Element hereingetreten
ins Menschenleben. Da muß es nämlich noch ein zweites Erwachen
geben, und dieses zweite Erwachen wird immer mehr und mehr als ein
Bedürfnis der Menschheit auftreten: Das ist das Erwachen an Seele
und Geist der andern Menschen. Im gewöhnlichen wachen Tagesleben
erwacht man ja nur an der Natur des andern Menschen; aber an Seele
und Geist des andern Menschen will der Mensch erwachen, der selbständig,
der persönlich durch das Bewußtseinszeitalter geworden ist.
Er will an Seele und Geist des andern Menschen erwachen, er will dem
andern Menschen entgegentreten so, daß der andere Mensch in seiner
eigenen Seele einen solchen Ruck hervorbringt, wie es gegenüber dem
Traumleben das äußere Licht, das äußere Geräusch und so weiter hervorbringt.
 
Dieses Bedürfnis ist einmal ein ganz elementares seit dem Beginne
des 20. Jahrhunderts und wird immer stärker werden. Das ganze 20.
Jahrhundert hindurch wird, trotz allem seinem chaotischen, tumultuarischen
Wesen, das die ganze Zivilisation durchsetzen wird, dieses als
Bedürfnis aufzeigen: es wird sich einstellen das Bedürfnis, daß Menschen
an dem andern Menschen in einem höheren Grade werden erwachen
wollen, als man erwachen kann an der bloßen natürlichen
Umgebung.|257|175ff}}
 
== Anthroposophische Gemeinschaftsbildung ==
 
{{GZ|Nun, wir mögen noch so schöne Ideen aufnehmen aus der Anthroposophie,
aus dieser Kunde von einer geistigen Welt, wir mögen
theoretisch durchdringen alles dasjenige, was von uns vom Äther-,
Astralleib und so weiter gesagt werden kann, wir verstehen dadurch
noch nicht die geistige Welt. Wir beginnen das erste Verständnis für
die geistige Welt erst zu entwickeln, wenn wir am Seelisch-Geistigen
des andern Menschen erwachen. Dann beginnt erst das wirkliche Verständnis
für die Anthroposophie. Ja, es obliegt uns, auszugehen von
jenem Zustande für das wirkliche Verständnis der Anthroposophie,
den man nennen kann: Erwachen des Menschen an dem Geistig-Seelischen
des andern Menschen.|257|116}}
 
{{GZ|Es wird sich bei geistgemäßer
Einstellung ein eigenartiges Verhältnis ergeben in bezug auf die
durch die Meditationen gebildete geistige Substanz, ein Verhältnis
jedes Einzelnen zum Ganzen. Dieses Verhältnis wird sich so gestalten
können: Zu gegebenen Zeiten und für bestimmte Aufgaben wird
sich alles, was durch die Gemeinschaft erarbeitet wird, auf einen
Einzelnen konzentrieren. Er wird dann für seine Aufgaben gewissermaßen
mit der ganzen spirituellen Substanz der Gemeinschaft
begnadet.
 
Wenn die anderen, die zur Gemeinschaft gehören, nun richtig
verstehen, was geschieht, werden sie neidlos, ja mit einer berechtigten
Mitfreude darauf hinschauen, wie dem Einen in diesem Augenblick
alles gegeben ist. Dieser Eine wird umgekehrt nicht nur seinen
eigenen Tugenden oder Talenten zuschreiben können, wenn ihm
jetzt viel gelingt. Er wird das Bewußtsein haben, daß er in wesentlichen
Teilen mit aus dem heraus arbeitet und wirkt, was ihm die
anderen gegeben haben. Und das wird ihn zur Bescheidenheit und
Dankbarkeit aufrufen.|266c|465f}}
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Die Ergänzung heutiger Wissenschaften durch Anthroposophie'', [[GA 73]] (1987), ISBN 3-7274-0730-1 {{Vorträge|073}}
#Rudolf Steiner: ''Der innere Aspekt des sozialen Rätsels'', [[GA 193]] (1989), ISBN 3-7274-1930-X {{Vorträge|193}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Gemeinschaftsbildung'', [[GA 257]] (1989), ISBN 3-7274-2570-9 {{Vorträge|257}}
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923'', [[GA 266/3]] ([[GA 266c]]) (1998), ISBN 3-7274-2663-2 {{Vorträge|266c}}
#Rudolf Steiner: ''Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst'', [[GA 316]] (2003), ISBN 3-7274-3160-1 {{Vorträge|316}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Soziales Leben]]

Version vom 23. August 2017, 10:38 Uhr

Gender-Mainstream, auch Gender Mainstreaming geschrieben, ist eine Strategie zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter.[1] Gender-Mainstreaming bedeutet, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu berücksichtigen, um so die Gleichstellung durchzusetzen.[2] Der Begriff wurde erstmals 1985 auf der 3. UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi diskutiert und zehn Jahre später auf der 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking weiterentwickelt.[3] Seit dem Vertrag von Amsterdam von 1997/1999 ist Gender-Mainstreaming ein erklärtes Ziel der Europäischen Union.

Gender-Mainstreaming unterscheidet sich von Frauenpolitik dadurch, dass sie eine umfassendere und präventive Strategie ist, um Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern von vornherein in allen Bereichen zu verhindern, während die Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik als Strategie überwiegend korrektiv eingesetzt wird, um bestehenden Benachteiligungen entgegenzuwirken. Ein weiterer Unterschied ist, dass für die Umsetzung von Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik wenige, speziell damit beauftragte Personen zuständig sind (z. B. die Gleichstellungsbeauftragten in einem Unternehmen), wohingegen Gender-Mainstreaming sich als Aufgabe an alle Beteiligten (z. B. in einem Unternehmen) richtet.[4][5]

Gender-Mainstreaming wird meist in öffentlichen Einrichtungen, z. B. in Bibliotheken,[6][7] eingesetzt, während in der Privatwirtschaft Diversity Management als Konzept zur Umsetzung von Chancengleichheit verwendet wird.[8] Der Aspekt Gender im Diversity Management wird auch als Gender Diversity bezeichnet.

Worterklärung und Übersetzung

Der englische Ausdruck gender [ˈdʒɛndɚ] bezeichnet das soziale oder psychologische Geschlecht einer Person im Unterschied zu ihrem biologischen Geschlecht (engl. sex). Gender wird mithin als durch Menschen gemachte, soziale Realität gesehen und nicht als natürlich gegebenes Faktum. Diese Form der Geschlechtlichkeit entsteht und verändert sich gesellschaftlich, also in der Interaktion zwischen Individuum, Gruppe und Gesellschaft.

„Mainstreaming“ (von engl. mainstream „Hauptströmung“) bezeichnet die Strategie, ein Thema in den „Hauptstrom“ der Politik zu bringen. Konkret bedeutet Gender-Mainstreaming nach der Definition der Vereinten Nationen, bei jeder staatlichen Aktion grundsätzlich auch die geschlechtsspezifischen Folgen abzuschätzen und zu bewerten. Die Strategie zielt auf eine Gleichstellung der Geschlechter in allen gesellschaftlichen Bereichen, um so dem Fortbestehen von Geschlechterungleichheit entgegenzuwirken.[9] Entsprechend wird Gender-Mainstreaming auch als Querschnittsaufgabe verstanden, die nicht nur einen bestimmten Bereich in einer Organisation anbelangt, etwa eine Gleichstellungsbeauftragte, sondern sich an alle Menschen in dieser Organisation richtet.[10]

Gender-Mainstreaming wird oft mit „durchgängige Gleichstellungsorientierung“ übersetzt. Bei den Behörden der Europäischen Union werden für die Übersetzungen auch folgende Formulierungen verwendet: „geschlechtersensible Folgenabschätzung“, „gleichstellungsorientierte Politik“ oder einfach „Gleichstellungspolitik“. Mit Bezug auf die zentrale Formel der Pekinger Weltfrauenkonferenz von 1995 – „mainstreaming a gender perspective in all policies and programmes“[11] – kann Gender-Mainstreaming auch mit „umfassender Implementierung einer Gender-Perspektive“ übersetzt werden.

Die Gender-Perspektive umfasst auch die Inklusion von sexuellen Sonderwirklichkeiten, wie Lesben, Schwule, Transsexuelle.

Einzelnachweise

  1. UN Women: Gender Mainstreaming, abgerufen am 4. Januar 2016.
  2. Hans Joas (Hrsg.): Lehrbuch der Soziologie, Campus Verlag, 3. erweiterte u. aktualisierte Auflage 2007, ISBN 978-3-593-37920-3, S. 307 f.
  3. Michael Meuser, Claudia Neusüß: Gender Mainstreaming – eine Einführung. In: dies. (Hrsg.): Gender Mainstreaming. Konzepte – Handlungsfelder – Instrumente. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2004, S. 9–22.
  4. Rüdiger Voigt, Ralf Walkenhaus (Hrsg.): Handwörterbuch zur Verwaltungsreform. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-13756-5, S. 154 f.
  5. Margherita Zander, Luise Hartwig, Irma Jansen (Hrsg.): Geschlecht Nebensache? Zur Aktualität einer Gender-Perspektive in der sozialen Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14947-4, S. 138 f.
  6. Erwin Miedtke: Gender in Bibliotheken. In: Brigitte E. Jirku, Marion Schulz (Hrsg.): Fiktionen und Realitäten. Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Peter Lang, Frankfurt a.M. 2013, ISBN 978-3-631-63546-9, S. 77–88.
  7. Karin Aleksander, Agata Martyna Jadwiżyc, Birte Meiners, Erwin Miedtke: Der Genderfaktor: Macht oder neuer Dialog? Mit Genderblick auf Bibliotheken oder Bibliotheken im Genderblick, Simon Verlag für Bibliothekswissen, 2010, ISBN 978-3-940862-20-4.
  8. Peter Massing (Hrsg.): Gender und Diversity, Wochenschau Verlag, 2010, ISBN 978-3-89974-483-5.
  9. United Nations: Report of the Economic and Social Council for 1997 (unter CONCEPTS AND PRINCIPLES → Definition of the concept of gender mainstreaming).
  10. GenderKompetenzZentrum Berlin zu den Aufgaben des Mainstreaming
  11. Volker Zastrow: „Gender Mainstreaming“: Politische Geschlechtsumwandlung. In: FAZ, 20. Juni 2006.


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