Urheberrecht und Pflegewissenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Urheberrecht''' schützt einerseits die [[wikipedia:Recht|Rechte]] des [[wikipedia:Urheber|Urhebers]] und seiner unmittelbaren Erben an seinen Werken in ideeller und wirtschaftlicher Hinsicht und sorgt anderseits dafür, dass diese Werke nach Ablauf einer angemessenen Schutzfrist nach dem Tod des Urhebers, die heute zumeist 70 Jahre beträgt, in den Allgemeinbesitz der [[Menschheit]] übergeleitet wird. Auch während dieser Schutzfrist werden die Rechte des Urhebers im Interesse der Allgemeinheit teilweise eingeschränkt, etwa durch das Recht, [[wikipedia:Privatkopie|Privatkopien]] anzufertigen oder durch das [[wikipedia:Zitatrecht|Zitatrecht]].  
'''Pflegewissenschaft''' beschäftigt sich mit Fragen der [[Gesundheits- und Krankenpflege|Gesundheits- und Kranken-]], [[Kinderkrankenpflege|Kinderkranken-]], [[Altenpflege|Alten-]] und [[Heilerziehungspflege]]. Sie greift auf Erkenntnisse der [[Medizin]], [[Gesundheitswissenschaft]], [[Soziologie]], [[Psychologie]], [[Biologie]], [[Philosophie]], [[Theologie]] und [[Geschichte]] zurück.


[[Rudolf Steiner]] hält dazu grundsätzlich fest:
== Geschichte ==
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Die Wurzeln der Pflegewissenschaft liegen im US-amerikanischen Raum: Der erste Studiengang wird dort auf das Jahr [[1907]] datiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sorgte in den USA die von der ''Russell Sage Foundation'' unterstützte und von Esther Lucille Brown herausgebrachte Studie ''Nurses for the future'' für neue Impulse,<ref>{{Webarchiv | url=http://www.nurseweek.com/features/99-12/educate.html | wayback=20080516082537 | text=Artikel in Nurseweek}}</ref> indem sie über die mangelhafte pflegerische Versorgung in den USA berichtete und ausdrücklich die Verweisung der Ausbildung an die Universitäten forderte. Dementsprechend entstanden zunächst Studiengänge zur [[Pflegepädagogik]] und zum [[Pflegemanagement]]. Zeitlich deutlich versetzt bildeten sich dann originär pflegewissenschaftliche Studienangebote, entstanden Forschungsinstitute und entsprechende Fachzeitschriften. 1952 eröffnete [[Hildegard Peplau]] den Wissenschaftsdiskurs um [[Pflegetheorie]]n und [[Pflegemodell]]e.<ref name="kaeppli">Silvia Käppeli: ''Standortbestimmung von Pflegewissenschaft und Pflegeforschung im deutschsprachigen Raum unter Berücksichtigung der internationalen Entwicklung.'' In: Gesellschaft zur Förderung der Pflegewissenschaft NRW e.&nbsp;V. (Hrsg.): {{Webarchiv | url=http://www.ipw-bielefeld.de/fileadmin/PDF/Publikationen/ipw_102.pdf | wayback=20071008211838 | text=Die Bedeutung der Pflegewissenschaft für die Professionalisierung der Pflege. Dokumentation einer Fachtagung}} Bielefeld 1996, {{ISSN|1435-408X}}</ref>
"Der Mensch verdankt, was er aus seinen Fähigkeiten schaffen kann, der menschlichen Sozietät, der menschlichen sozialen Ordnung. Es gehört einem in Wahrheit nicht. Warum verwaltet man sein so genanntes geistiges Eigentum? Bloß deshalb, weil man es hervorbringt; dadurch, daß man es hervorbringt, zeigt man, dass man die Fähigkeiten dazu besser hat als andere. So lange man diese Fähigkeiten besser hat als andere, so lange wird man im Dienste des Ganzen am besten dieses geistige Eigentum verwalten. Nun sind die Menschen wenigstens darauf gekommen, dass sich nicht endlos forterbt dieses geistige Eigentum; dreißig Jahre nach dem Tode <ref name=Regelschutzfrist>Die Regelschutzfrist beträgt gegenwärtig in der [[Wikipedia:Europäische Union|Europäischen Union]] und der [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]] 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers (''post mortem auctoris'', abgekürzt p. m. a.).</ref> gehört das geistige Eigentum der gesamten Menschheit. Jeder kann dreißig Jahre nach meinem Tode drucken, was ich hervorgebracht habe; man kann es in beliebiger Weise verwenden, und das ist recht. Ich wäre sogar einverstanden, wenn noch mehr Rechte wären auf diesem Gebiet. Es gibt keine andere Rechtfertigung dafür, dass man geistiges Eigentum zu verwalten hat, als dass man, weil man es hervorbringen kann, auch die besseren Fähigkeiten hat." {{Lit|GA 330, S 97}}  
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1996 lief die 70-jährige urheberrechtliche Schutzfrist für Rudolf Steiners noch zu Lebzeiten veröffentlichte Werke ab. Später herausgegebene Titel und alle Ausgaben der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe|Gesamtausgabe]], die vom [[Rudolf Steiner Verlag]] herausgegeben werden, bleiben jedoch aufgrund des hohen Bearbeitungsgrades bis 70 Jahre nach dem Tod der jeweiligen [[wikipedia:Herausgeber|Herausgeber]] gesetzlich geschützt. Dessen ungeachtet geht der Archiati-Verlag e.K.<ref>Mittlerweile firmiert der frühere Archiati Verlag unter "Rudolf Steiner Ausgaben".</ref> davon aus, dass das Urheberrecht an allen von Rudolf Steiner stammenden Schriften, Vorträgen und sonstigen Texten generell erloschen sei. Entsprechend publiziert der [[Archiati-Verlag]] seit der Jahrtausendwende Texte Rudolf Steiners in besonders preiswerten Ausgaben (einschließlich der Mantren der "Klassenstunden").


Einige Bilder Rudolf Steiners sind noch urheberrechtlich geschützt. Diese Urheberrechte verwaltet die Rudolf-Steiner-Nachlaßverwaltung. Allerdings werden mittlerweile viele noch nicht gemeinfreie Bilder [[Rudolf Steiner]]s im Internet auch auf internationalen Websites publiziert, so dass sich diesbezüglich das Urheberrecht praktisch nur schwer durchsetzten lässt. Auch sind Bildzitate, ja ebenso, wie Textzitate urheberrechtlich generell zu tolerieren, wenn die Texteinbettung aus historischen Gründen nahezu unumgänglich ist.
Von den USA ausgehend gelangte die Akademisierungs-Bewegung mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in Europa an: In Heidelberg begannen 1946 Gespräche zur Einrichtung eines Pflegestudienganges an der [[Universität Heidelberg]]. Diese führten 1953 zur Gründung der [[Schwesternschule der Universität Heidelberg]]. Der Wunsch nach einer akademischen Ausbildung scheiterte jedoch, nicht zuletzt am Widerstand der Schwesternorganisationen. In der DDR existierten erste pflegebezogene Studiengänge an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]] und in Halle/Wittenberg bereits ab den 1960er Jahren, wenngleich mit einer stärkeren pädagogisch-didaktischer oder medizin-naturwissenschaftlicher Prägung. Auch in Großbritannien und den skandinavischen Ländern wurden verhältnismäßig früh mit dem Aufbau von Pflegestudiengängen begonnen.


[[Rudolf Steiner]]s deutliche Intention war jedenfalls eine möglichst weitreichende Freigabe des Urheberrechts auf sein Werk, bereits nach Ablauf von 30 Jahren nach seinem Tode (entsprechend dem zu seinen Lebzeiten noch geltenden kürzeren nachtodlichen Urheberrecht).  
Ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre entstanden auch in der Bundesrepublik Deutschland pflegebezogene Studiengänge, zum Teil in Verbindung mit anderen Fachbereichen – wie beispielsweise die Besetzung des Lehrstuhls „Pflege- und Sozialwissenschaften“ an der [[Fachhochschule Osnabrück]] durch [[Ruth Schröck]] im Jahr 1987. In Ermangelung anderer Möglichkeiten war es zum damaligen Zeitpunkt üblich, dass die Lehrbeauftragten einen pflegewissenschaftlichen Abschluss aus den USA oder Großbritannien innehatten oder anderen wissenschaftlichen Disziplinen entstammten (z.&nbsp;B. Soziologie, Psychologie, Pädagogik). An dieser Situation hat sich – trotz inzwischen vielfältiger Studienabschlüsse und Promotionsmöglichkeiten – auch heutzutage nicht viel geändert.


Im selben Zeitraum entstanden auch außerhalb Fachhochschulen und Universitäten Institutionen, die sich der Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung verschrieben haben. Zu nennen sei nur das aus einer Stiftung hervorgegangene ''Agnes-Karll-Institut für Pflegeforschung'' des DBfK. Im Jahre 1991 konnte das Institut eines der ersten Forschungsprojekte im Kernbereich von Pflege abschließen: ''Der Pflegeprozeß am Beispiel von Apoplexiekranken – Eine Studie zur Erfassung und Entwicklung ganzheitlich-rehabilitativer Prozeßpflege'', die über die Dauer von drei Jahren vom [[Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland)|Bundesministerium für Gesundheit]] gefördert und unter der Leitung von [[Monika Krohwinkel]] durchgeführt wurde.<ref name="kaeppli"/>


== Anmerkungen ==
1988 erschien mit der Zeitschrift ''[[Pflege (Zeitschrift)|Pflege]]'' aus dem Huber Verlag (Bern) erstmals ein deutschsprachiges Wissenschaftsperiodikum für die Pflege.


<references/>
Im Oktober 1997 wurde [[Marianne Arndt]], die ihre Weiterbildung zur Unterrichtsschwester an der [[Schwesternschule der Universität Heidelberg]] absolviert hatte, von der medizinischen Fakultät Charité der Humboldt Universität zu Berlin die Lehrbefähigung für das Fach Pflegewissenschaft mit Schwerpunkt Pflegeethik verliehen. Hiermit wurde die erste Pflegewissenschaftlerin an einer deutschen Hochschule habilitiert.<ref>Rheinischer Merkur: ''Akzente: Ethik in der Krankenpflege: Marianne Arndt - eine Deutsche, die im Fach Pflegewissenschaft an einer deutschen Universität habilitiert'', Nr. 47, 21. November 1997; ähnliche Informationen in einschlägigen deutschen Pflegezeitschriften wie "Die Schwester/der Pfleger" etc.</ref> Am 27. Oktober 1999 wurde an der Medizinischen Fakultät [[Charité]] der Humboldt-Universität zu Berlin zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum der akademische Grad eines Doktors der Pflegewissenschaft (''Doctor rerum curae'', Dr. rer. cur.) verliehen.


== Siehe auch  ==
== Akademische Grade ==
Pflegewissenschaft folgt dem Bologna Modell der akademischen Ausbildung mit dem Graduieren als [[Bachelor]] und als [[Master]].<ref>Daniela Wittmann: ''B.A. Nurse: ein System für Deutschland?!, eine historisch-kritische Betrachtung und deren neue Perspektiven'', Zulassungsarbeit Universität Heidelberg 2015. [http://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=67933104&sess=641495dcfa29b437dcf149f4a1aa25fc&art=f&kat1=freitext&kat2=ti&kat3=au&op1=AND&op2=AND&var1=&var2=&var3=%22wittmann%2C%20daniela%22 Hochschulschrift Daniela Wittmann]</ref> Weiterführende Qualifikationen werden mit dem akademischen Grad eines Doctor rerum curae (Dr. rer. cur.), Doctor rerum medicinalium (Dr. rer. medic.) sowie Doctor scientiarum humanarum (Dr. sc. hum.)<ref>[https://www.uni-heidelberg.de/md/studium/download/prom-ordn_med_fak_dr-sc-hum_160314.pdf Promotionsordnung Dr. sc. hum. Universität Heidelberg]</ref> beliehen. Über die Zukunft der Habilitationen in der Pflegewissenschaft wird die weitere Entwicklung der [[Bologna-Prozess|Bologna-Richtlinie]] im Rahmen der europäischen Einigung entscheiden müssen. Da viele Pflegewissenschaftlerinnen in Deutschland ihren akademischen Werdegang mit einer Pflegeausbildung beginnen und somit Lebenszeit investieren, um pflegerelevantes Wissen zu erwerben, dürfte die Diskussionen um die Einhaltung bzw. Modifikation der Bologna-Richtlinie von nicht unerheblichem Interesse sein.


*{{Wikipedia3|Urheberrecht}}
== Pflegeforschungsinstitute im deutschsprachigen Raum ==
*{{Wikipedia3|Regelschutzfrist}}
* [[Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung]] [[Verein#Eingetragener Verein|e.&nbsp;V.]], Köln
*{{Wikipedia3|Schranken des Urheberrechts}}
* Pflegewissenschaftliche Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar
*{{Wikipedia3|Gemeinfreiheit}}
* Institut für angewandte Pflegeforschung, [[Universität Bremen]]
*{{Wikipedia3|Privatkopie}}
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Universität Basel]]
*{{Wikipedia3|Zitatrecht}}
* Department für Pflegewissenschaft, [[Universität Witten/Herdecke]]
*{{Wikipedia3|Deutsches Urheberrecht}}
* Institut- für Pflege- und Gesundheitswissenschaft, [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg]]
*{{Wikipedia3|Urheberrechtsgesetz (Österreich)}}
* Institut für Medizin-/Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft, Charité-Universitätsmedizin Berlin
*{{Wikipedia3|Urheberrechtsgesetz (Schweiz)}}
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Privatuniversität]] [[UMIT]], Hall in Tirol
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Universität Wien]]
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Paracelsus Medizinische Privatuniversität]], Salzburg
* [[Universität_Bielefeld#Fakultäten|Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften]]
* [[Universität Osnabrück]], Fachgebiet Pflegewissenschaft
* Zentrum für Pflegeforschung und Beratung (ZePB), Bremen
* Institut für Pflegewissenschaft, [[Medizinische Universität Graz]]
* Institut für Pflegewissenschaft, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd


== Literatur  ==
== Pflegewissenschaftliche Zeitschriften ==
* Pflege - die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe
* Zeitschrift für Pflegewissenschaft
* Pflege & Gesellschaft
* QuPuG - Journal für qualitative Forschung in Pflege- und Gesundheitswissenschaft
* Klinische Pflegeforschung<ref>{{Internetquelle|url=https://ojs.ub.uni-freiburg.de/index.php/klinische-pflegeforschung|titel=Klinische Pflegeforschung|zugriff=2017-06-28}}</ref>


#Rudolf Steiner: ''Neugestaltung des sozialen Organismus'', [[GA 330]] (1983)
== Siehe auch ==
{{Portal|Pflege}}
* {{WikipediaDE|Pflegeweissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege}}
* {{WikipediaDE|Evidence-based Nursing}} (Evidenzbasierte Pflege)


== Literatur ==
* Reimer Gronemeyer, Charlotte Jurk (Hrsg.): ''Entprofessionalisieren wir uns! Ein kritisches Wörterbuch über die Sprache in Pflege und sozialer Arbeit''. transcript, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8394-3554-0.
* V. Hielscher / L. Nock / S. Kirchen-Peters: ''Technikeinsatz in der Altenpflege. Potenziale und Probleme in empirischer Perspektive''. Nomos/edition sigma, 2015.
* Hermann Brandenburg, Stephan Dorschner (Hrsg.): ''Pflegewissenschaft 1. Lehr- und Arbeitsbuch zur Einführung in die Pflegewissenschaft.'' Huber, Bern 2001, ISBN 3-456-84161-2
* Nancy Burns, Susan K. Grove: ''Pflegeforschung verstehen und anwenden.'' Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25996-2
* Geri Lobiondo-Wood, Judith Haber: ''Pflegeforschung. Methoden, Bewertung, Anwendung.'' Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25936-9
* ''Pflegewissenschaft in der Praxis: Eine kritische Reflexion.'' [broschiert], hrg. von Silvia Käppeli, Huber, Bern 2011


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.dg-pflegewissenschaft.de/ Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.&nbsp;V.]
* [http://www.pflegeforschung-vfp.ch/ Schweizerischer Verein für Pflegewissenschaft]
* [http://www.pflegestudium.de/ Übersicht über Pflegestudiengänge in Deutschland]
* [https://studieren.de/suche.0.html?&mode=search&lt=course&fb=53:faculty:Pflegewissenschaften/ Übersicht Studiengänge Pflegewissenschaft]
*[http://www.dnapn.de/ Informationen zu Pflege in der Psychiatrie Schweiz/Deutschland]
* [http://www.stiftung-pflegewissenschaft.ch/ Stiftung Pflegewissenschaft Schweiz]


*[http://de.wikisource.org/wiki/Landgericht_M%C3%BCnchen_I_-_Rudolf_Steiner Prozess um Rudolf Steiners urheberrechtlichen Status am Landgericht München]
== Einzelnachweise ==
<references />


*[http://www.archiati-verlag.de/ueber-den-verlag/rechtslage.php Der Archiati-Verlag mit seiner Sicht der Rechtslage]
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[[Kategorie:Wissenschaft]]
[[Kategorie:Sozialwissenschaften]]
[[Kategorie:Humanwissenschaften]]
[[Kategorie:Gesundheitswissenschaften]]
[[Kategorie:Pflegewissenschaft|!]]
[[Kategorie:Pflege|!]]


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Version vom 21. Februar 2018, 10:46 Uhr

Pflegewissenschaft beschäftigt sich mit Fragen der Gesundheits- und Kranken-, Kinderkranken-, Alten- und Heilerziehungspflege. Sie greift auf Erkenntnisse der Medizin, Gesundheitswissenschaft, Soziologie, Psychologie, Biologie, Philosophie, Theologie und Geschichte zurück.

Geschichte

Die Wurzeln der Pflegewissenschaft liegen im US-amerikanischen Raum: Der erste Studiengang wird dort auf das Jahr 1907 datiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sorgte in den USA die von der Russell Sage Foundation unterstützte und von Esther Lucille Brown herausgebrachte Studie Nurses for the future für neue Impulse,[1] indem sie über die mangelhafte pflegerische Versorgung in den USA berichtete und ausdrücklich die Verweisung der Ausbildung an die Universitäten forderte. Dementsprechend entstanden zunächst Studiengänge zur Pflegepädagogik und zum Pflegemanagement. Zeitlich deutlich versetzt bildeten sich dann originär pflegewissenschaftliche Studienangebote, entstanden Forschungsinstitute und entsprechende Fachzeitschriften. 1952 eröffnete Hildegard Peplau den Wissenschaftsdiskurs um Pflegetheorien und Pflegemodelle.[2]

Von den USA ausgehend gelangte die Akademisierungs-Bewegung mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in Europa an: In Heidelberg begannen 1946 Gespräche zur Einrichtung eines Pflegestudienganges an der Universität Heidelberg. Diese führten 1953 zur Gründung der Schwesternschule der Universität Heidelberg. Der Wunsch nach einer akademischen Ausbildung scheiterte jedoch, nicht zuletzt am Widerstand der Schwesternorganisationen. In der DDR existierten erste pflegebezogene Studiengänge an der Humboldt-Universität zu Berlin und in Halle/Wittenberg bereits ab den 1960er Jahren, wenngleich mit einer stärkeren pädagogisch-didaktischer oder medizin-naturwissenschaftlicher Prägung. Auch in Großbritannien und den skandinavischen Ländern wurden verhältnismäßig früh mit dem Aufbau von Pflegestudiengängen begonnen.

Ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre entstanden auch in der Bundesrepublik Deutschland pflegebezogene Studiengänge, zum Teil in Verbindung mit anderen Fachbereichen – wie beispielsweise die Besetzung des Lehrstuhls „Pflege- und Sozialwissenschaften“ an der Fachhochschule Osnabrück durch Ruth Schröck im Jahr 1987. In Ermangelung anderer Möglichkeiten war es zum damaligen Zeitpunkt üblich, dass die Lehrbeauftragten einen pflegewissenschaftlichen Abschluss aus den USA oder Großbritannien innehatten oder anderen wissenschaftlichen Disziplinen entstammten (z. B. Soziologie, Psychologie, Pädagogik). An dieser Situation hat sich – trotz inzwischen vielfältiger Studienabschlüsse und Promotionsmöglichkeiten – auch heutzutage nicht viel geändert.

Im selben Zeitraum entstanden auch außerhalb Fachhochschulen und Universitäten Institutionen, die sich der Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung verschrieben haben. Zu nennen sei nur das aus einer Stiftung hervorgegangene Agnes-Karll-Institut für Pflegeforschung des DBfK. Im Jahre 1991 konnte das Institut eines der ersten Forschungsprojekte im Kernbereich von Pflege abschließen: Der Pflegeprozeß am Beispiel von Apoplexiekranken – Eine Studie zur Erfassung und Entwicklung ganzheitlich-rehabilitativer Prozeßpflege, die über die Dauer von drei Jahren vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert und unter der Leitung von Monika Krohwinkel durchgeführt wurde.[2]

1988 erschien mit der Zeitschrift Pflege aus dem Huber Verlag (Bern) erstmals ein deutschsprachiges Wissenschaftsperiodikum für die Pflege.

Im Oktober 1997 wurde Marianne Arndt, die ihre Weiterbildung zur Unterrichtsschwester an der Schwesternschule der Universität Heidelberg absolviert hatte, von der medizinischen Fakultät Charité der Humboldt Universität zu Berlin die Lehrbefähigung für das Fach Pflegewissenschaft mit Schwerpunkt Pflegeethik verliehen. Hiermit wurde die erste Pflegewissenschaftlerin an einer deutschen Hochschule habilitiert.[3] Am 27. Oktober 1999 wurde an der Medizinischen Fakultät Charité der Humboldt-Universität zu Berlin zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum der akademische Grad eines Doktors der Pflegewissenschaft (Doctor rerum curae, Dr. rer. cur.) verliehen.

Akademische Grade

Pflegewissenschaft folgt dem Bologna Modell der akademischen Ausbildung mit dem Graduieren als Bachelor und als Master.[4] Weiterführende Qualifikationen werden mit dem akademischen Grad eines Doctor rerum curae (Dr. rer. cur.), Doctor rerum medicinalium (Dr. rer. medic.) sowie Doctor scientiarum humanarum (Dr. sc. hum.)[5] beliehen. Über die Zukunft der Habilitationen in der Pflegewissenschaft wird die weitere Entwicklung der Bologna-Richtlinie im Rahmen der europäischen Einigung entscheiden müssen. Da viele Pflegewissenschaftlerinnen in Deutschland ihren akademischen Werdegang mit einer Pflegeausbildung beginnen und somit Lebenszeit investieren, um pflegerelevantes Wissen zu erwerben, dürfte die Diskussionen um die Einhaltung bzw. Modifikation der Bologna-Richtlinie von nicht unerheblichem Interesse sein.

Pflegeforschungsinstitute im deutschsprachigen Raum

Pflegewissenschaftliche Zeitschriften

  • Pflege - die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe
  • Zeitschrift für Pflegewissenschaft
  • Pflege & Gesellschaft
  • QuPuG - Journal für qualitative Forschung in Pflege- und Gesundheitswissenschaft
  • Klinische Pflegeforschung[6]

Siehe auch

Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Pflege – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Pflege

Literatur

  • Reimer Gronemeyer, Charlotte Jurk (Hrsg.): Entprofessionalisieren wir uns! Ein kritisches Wörterbuch über die Sprache in Pflege und sozialer Arbeit. transcript, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8394-3554-0.
  • V. Hielscher / L. Nock / S. Kirchen-Peters: Technikeinsatz in der Altenpflege. Potenziale und Probleme in empirischer Perspektive. Nomos/edition sigma, 2015.
  • Hermann Brandenburg, Stephan Dorschner (Hrsg.): Pflegewissenschaft 1. Lehr- und Arbeitsbuch zur Einführung in die Pflegewissenschaft. Huber, Bern 2001, ISBN 3-456-84161-2
  • Nancy Burns, Susan K. Grove: Pflegeforschung verstehen und anwenden. Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25996-2
  • Geri Lobiondo-Wood, Judith Haber: Pflegeforschung. Methoden, Bewertung, Anwendung. Elsevier, München 2005, ISBN 3-437-25936-9
  • Pflegewissenschaft in der Praxis: Eine kritische Reflexion. [broschiert], hrg. von Silvia Käppeli, Huber, Bern 2011

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel in Nurseweek (Memento vom 16. Mai 2008 im Internet Archive)
  2. 2,0 2,1 Silvia Käppeli: Standortbestimmung von Pflegewissenschaft und Pflegeforschung im deutschsprachigen Raum unter Berücksichtigung der internationalen Entwicklung. In: Gesellschaft zur Förderung der Pflegewissenschaft NRW e. V. (Hrsg.): Die Bedeutung der Pflegewissenschaft für die Professionalisierung der Pflege. Dokumentation einer Fachtagung (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive) Bielefeld 1996, ISSN 1435-408X
  3. Rheinischer Merkur: Akzente: Ethik in der Krankenpflege: Marianne Arndt - eine Deutsche, die im Fach Pflegewissenschaft an einer deutschen Universität habilitiert, Nr. 47, 21. November 1997; ähnliche Informationen in einschlägigen deutschen Pflegezeitschriften wie "Die Schwester/der Pfleger" etc.
  4. Daniela Wittmann: B.A. Nurse: ein System für Deutschland?!, eine historisch-kritische Betrachtung und deren neue Perspektiven, Zulassungsarbeit Universität Heidelberg 2015. Hochschulschrift Daniela Wittmann
  5. Promotionsordnung Dr. sc. hum. Universität Heidelberg
  6. Klinische Pflegeforschung. Abgerufen am 28. Juni 2017.


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