Kategorie:Temperamalerei: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Pieter Bruegel d. Ä. 035.jpg|mini|''Der Misanthrop'', Tempera auf Leinwand, [[Pieter Brueghel der Ältere|Pieter Brueghel d. Ä.]], 1568]]


Eine '''Tempera''' (von lat. ''temperare'' „mischen“, „mäßigen“) ist eine Malfarbe, deren [[Pigment]]e mit einem [[Bindemittel]] aus einer Wasser-Öl-Emulsion gebunden werden. Als wässrigen Anteil der [[Emulsion]] können Temperafarben auch [[Leim]]e enthalten.
Echte Temperafarben sind als fertige [[Tube (Behälter)|Tubenfarben]] selten im Handel, da sie sehr leicht verderben und nur unter starkem Einsatz von [[Konservierungsmittel]]n begrenzt haltbar gemacht werden können; das gilt besonders für [[Kasein]]-Tempera. Im Normalfall stellt man sich deshalb die Farben aus Pigmenten und einer Emulsion selbst her.
== Temperaarten ==
Tempera wird nach der Art des wässrigen Emulsionsanteils unterschieden in zum Beispiel Kasein-, Ei-, [[Stärke]]- oder ([[Wachs]]-) [[Seife]]ntempera. In der Kunst wird und wurde überwiegend die [[Eitempera]] oder die [[Kaseinfarbe|Kaseintempera]] benutzt. Diese ist wasserlöslich, während die Tempera mit einer [[Gummi arabicum|Gummi-arabicum]]-Emulsion (Gummi-Emulsion) unlöslich ist.
Als ölige Phase kommen trocknende Öle ([[Lein]]-, [[Mohn]]-, [[Echte Walnuss|Walnuss]]- und [[Sonnenblume]]nöl), deren [[Standöl]]e, die aus diesen hergestellten [[Lack]]e, [[Alkydharz]]lösungen, [[Harz (Material)|Harzlösungen]], [[Terpentin]]e und [[Wachs]] zum Einsatz. Weitere [[Zuschlagstoff]]e, die allerdings wegen ihrer maltechnischen Eigenschaften hoch umstritten sind, sind zum Beispiel Honig und Seife, die dazu dienen, die Emulgierbarkeit zu erhöhen.
Eine grundsätzliche Unterscheidung ist die zwischen ''fetter'' und ''magerer'' Tempera. Alle Temperaarten können entweder fett oder mager angerieben werden. Bei fetter Tempera überwiegt Öl in der Bindemittelemulsion, das heißt, winzige wässrige Leimkügelchen schwimmen im Öl. Bei der mageren Tempera schwimmen Ölkügelchen in wässrigem Leim. Nach dem Verdunsten des Wassers der Emulsion bleibt bei fetter Tempera ein Ölfilm mit Löchern an den Stellen zurück, an denen das Wasser war. Bei magerer Tempera verbleiben kleine Ölkügelchen auf dem [[Bildträger]]. Malmittel für fette Tempera ist deshalb auch Öl, für magere Tempera Wasser.
Temperafarben trocknen im Vergleich zu Ölfarben relativ rasch, dies aber nur in dem Sinne, dass die Farben zwar nach dem raschen Verdunsten des Wassers zum Teil wieder überarbeitet werden können, aber wie Ölfarben erst langsam abbinden müssen. Das nach dem Verdunsten des Wassers zurückgebliebene Öl muss oxidieren, um die Pigmente binden zu können. Das geschieht schneller als bei [[Ölfarbe]]n, da die Oberfläche des Ölnetzes beziehungsweise der Ölkügelchen größer ist als bei dem geschlossenen Ölfilm der Ölfarben.
Magere Tempera ist deshalb nach dem Verdunsten des Wassers trocken und weiter überarbeitbar, fette verhält sich dagegen eher wie Ölfarben, bleibt also länger „nass“.
== Vorteile ==
Die größten technischen Vorteile der Temperamalerei sind die [[Alterungsbeständigkeit]] und die langsame Trocknung. Risse, die bei Ölfarben auftreten können, sind bei Temperamalerei selten. Der Grund für die Rissbildung bei Ölfarben liegt in der Ausdehnung des Öls, wenn dieses oxidiert. Bei Temperafarben bleibt diese Volumenzunahme des Öls folgenlos, das oxidierte Öl dehnt sich in die Hohlräume aus, die das verdunstete Wasser zurückgelassen hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Farben sehr langsam trocknen und das Bild so noch lange nachbearbeitbar ist.
== Nachteile ==
Die Temperamalerei ist schwieriger als [[Ölmalerei]] und verlangt vom Maler größeres technisches Wissen und auch malerische Erfahrung. Bei Eitempera erfolgt der Farbauftrag durch „Stricheln“ und in mehreren Schichten. Das ist zeit- und arbeitsaufwendig, sanfte unmerkliche Farbübergänge sind schwer zu erzielen. Lediglich die in der russischen Ikonenmalerei bekannte Plav-Technik für die Farbübergänge in Gesichtern erlaubt feine und unmerkliche Schattierungen, beeinflusst von den optischen Ergebnissen der Ölmalerei; sie ist aber handwerklich außerordentlich schwer zu beherrschen. Ölfarben hingegen erlauben, die Farben ineinander zu verreiben und dadurch sanftere Übergänge zu schaffen. Auch im Plav werden die Farben sanft miteinander verrieben.
Ein weiterer Nachteil ist die optische Veränderung der Farben beim Malen. Während die Ölfarben beim Malen fast genau so aussehen wie im getrockneten Zustand, ändert sich die Tempera stärker. Nach dem Verdunsten des Wassers wirken die Farben kräftiger, magere Tempera erscheint pudrig, pastellig und ändert sich beim [[Firnis]]sen stark, ähnlich wie [[Pastellkreide]]n. Diese Änderungen hängen stark von der Art der verwendeten Tempera ab, fette verhält sich anders als magere, Kaseintempera anders als [[Eitempera]]. Eitemperabilder wurden zum Beispiel der Sonne ausgesetzt, damit die Eigenfarbe des Eigelbs ausbleicht. Das erforderte Erfahrung des Malers, er konnte nicht einfach malen, was er sah. Das Problem tritt übrigens auch bei [[Acrylfarbe]]n auf, das Acrylbindemittel ist trübe mit einem Stich ins Bläuliche, erst mit dem Trocknen wird es klar. Acryl- und Temperafarben wirken deshalb nach dem Trocknen viel „sauberer“.
Außerdem gilt für viele Tempera-Arten, dass die Farbe spröde ist, das heißt, die Farben sind nur sehr bedingt auf flexiblen Bildträgern wie Leinwänden zu nutzen. Bei Kasein- beziehungsweise Quark-/Topfentempera können zusätzlich hohe Oberflächenspannungen entstehen, die zum Beispiel ausreichen, Bildträger (beispielsweise aus Holz) zu verziehen.
Ein weiterer Nachteil ist die geringe Haltbarkeit der fertigen Emulsion. Die Farben verderben sehr schnell und müssen deshalb kurz vor der Verarbeitung angerieben werden. Eine Lagerung ist kaum möglich.
== Historisches ==
Die Temperamalerei hat im europäischen [[Mittelalter]] die in der Antike und Spätantike noch übliche [[Enkaustik]] (Heißwachsmalerei) weitgehend abgelöst, war jedoch schon in der Antike, etwa bei den [[Mumienporträt]]s, benutzt worden. In der osteuropäischen Kunst wurde die Tempera zum ersten Mal in der [[Wandmalerei]] von der [[Kunstschule von Tarnowo]] benutzt,<ref>Nikola Mawrodinow: ''Albulgarische Kunst'', Band II (bulgarisch: Старобългарско изкуство, Том II), Verlag Naika i Izkustwo, Sofia, 1959.</ref> die sich dann rasch in der restlichen orthodoxen Welt verbreitete.
Die oben erwähnten Nachteile, zusammen mit dem Umstand, dass sich mit Ölfarben sehr einfach weiche Farbübergänge erzielen lassen, aber auch ähnliche Wirkungen wie mit Tempera zu erzielen sind, führten dazu, dass die Ölmalerei die Tempera in den Hintergrund drängte − außer in der traditionellen [[Ikone]]nmalerei, in der Eitempera bis heute die bevorzugte Technik geblieben ist. Gleichzeitig ersetzten [[Leinwand|Leinwände]] als große, leichte und nicht zu Rissen neigende, aber für die Temperamalerei wegen ihrer Flexibilität eher schlecht geeignete Bildträger die vorher üblichen Holztafeln. Die Verdrängung der Temperamalerei durch Ölmalerei fand ab dem [[15. Jahrhundert]] statt und begann im niederländischen Raum. Einer der ersten und bekanntesten Maler, der von Temperamalerei zur Ölmalerei wechselte, aber beide Techniken auch gemischt und parallel einsetzte, ist [[Jan van Eyck]], der gelegentlich sogar als „Erfinder der europäischen Ölmalerei“ bezeichnet wird, was so nicht nachweisbar und kaum zu halten ist. Vor allem zur [[Untermalung]], der Vorstufe von Gemälden in der mehrschichtigen Öl-[[Harz (Material)|Harz]]-Malerei, und für Skizzen haben noch viele Malergenerationen sich der Tempera bedient, darunter beispielsweise [[Peter Paul Rubens]].
== Bildergalerie ==
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Datei:Andrea Mantegna 012.jpg|[[Andrea Mantegna]], ''Christus von Engeln getragen'', Tempera auf Holz, um 1461
Datei:Das Haus des Kostas Tempera Heidy Stangenberg-Merck.jpg|''Das Haus des Kostas'', Tempera, [[Heidy Stangenberg-Merck]], ca. 1960
Datei:Liselotte_Schramm-Heckmann.jpg|Eitempera auf Holz: ''Selbstbildnis mit Familie'', [[Liselotte Schramm-Heckmann]], 1935
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== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Tempera}}
== Literaturhinweise ==
* Max Doerner: ''Malmaterial und seine Verwendung im Bilde''. Hrsg. Thomas Hoppe.
* Kurt Wehlte: ''Werkstoffe und Techniken der Malerei''.
* Kurt Wehlte: ''Temperamalerei, Einführung in Werkstoffe und Malweisen''. 1982.
* Egon von Vietinghoff: ''Handbuch zur Technik der Malerei''. Köln: DuMont 1983 (1991).
* Liselotte Schramm-Heckmann: ''Rebecca Gabriele, Entstehung eines Bildnisses''. Düsseldorf, 1991
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4059425-7}}
[[Kategorie:Maltechnik]]
[[Kategorie:Temperamalerei]]
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Version vom 28. Februar 2018, 04:44 Uhr

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