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| [[Datei:Spinoza.jpg|miniatur|Porträt des [[Philosoph|Philosophen]] Baruch de Spinoza, Ölgemälde um 1665, im Besitz der [[Wikipedia:Gemäldesammlung|Gemäldesammlung]] der [[Wikipedia:Herzog August Bibliothek|Herzog August Bibliothek]] in [[Wikipedia:Wolfenbüttel|Wolfenbüttel]]]]
| | #WEITERLEITUNG [[Herakleon (Gnostiker)]] |
| [[Datei:Casa espinoza.jpg|miniatur|Das Haus von Baruch de Spinoza, [[Wikipedia:Rijnsburg|Rijnsburg]] Spinozalaan 29. Heutzutage dient es als Museum, das seine Arbeit würdigt.]]
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| [[Datei:Estudio espinoza.jpg|miniatur|Das Studienzimmer von Baruch de Spinoza]]
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| '''Baruch de Spinoza''' ({{heS|ברוך שפינוזה}}, portogiesisch ''Bento de Espinosa'', latinisiert {{lang|la|''Benedictus de Spinoza''}}; * 24. November 1632 in Amsterdam; † 21. Februar 1677 in Den Haag) war ein niederländischer [[Philosoph]] mit [[wikipedia:sephardisch|sephardisch]]en (iberisch-jüdischen) Vorfahren und Muttersprache [[wikipedia:Portugiesische Sprache|Portugiesisch]].<ref>Yves Citton. L'envers de la liberté. L'invention d'un imaginaire spinoziste dans la France des Lumières. Paris: Éditions Amsterdam, 2006, S. 17</ref> Er wird dem [[Rationalismus]] zugeordnet und gilt als einer der Begründer der modernen [[wikipedia:Historisch-kritische Methode|Bibelkritik]]. Spinoza war zudem ein entschiedener Vertreter des [[Pantheismus]], den er in die Kurzformel [[Substanz]] = [[Gott]] = [[Natur]] (''Deus sive natura,'' „Gott oder die Natur“) fasste.
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| == Rudolf Steiner über Spinoza ==
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| [[Rudolf Steiner]] umreißt Spinozas grundlegende Anschauungen so:
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| "''Benedict Spinoza'' (1632—1677) frägt sich: Wie muß
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| dasjenige gedacht werden, von dem zur Schöpfung eines
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| wahren Weltbildes ausgegangen werden darf? Diesem
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| Ausgangspunkte liegt zugrunde die Empfindung: Mögen
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| sich ungezählte Gedanken als wahr in meiner Seele ankündigen,
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| ich gebe mich dem hin als Grundstein zu einer
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| Weltanschauung, dessen Eigenschaften ich erst bestimmen
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| muß. Spinoza findet, daß ausgegangen nur werden kann
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| von dem, das zu seinem Sein keines andern bedarf. Diesem
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| Sein gibt er den Namen [[Substanz]]. Und er findet, daß
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| es nur eine solche Substanz geben könne, und daß diese
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| [[Gott]] sei. Wenn man sich die Art ansieht, wie Spinoza zu
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| diesem Anfang seines Philosophierens kommt, so findet
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| man seinen Weg dem der [[Mathematik]] nachgebildet. Wie
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| der Mathematiker von allgemeinen Wahrheiten ausgeht,
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| die das menschliche Ich sich freischaffend bildet, so verlangt
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| Spinoza, daß die Weltanschauung von solchen frei
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| geschaffenen Vorstellungen ausgehe. - Die eine Substanz
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| ist so, wie das Ich sie denken muß. So gedacht, duldet sie
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| nichts, was, außer ihr vorhanden, ihr gleich wäre. Denn
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| dann wäre sie nicht alles; sie hatte zu ihrem Dasein etwas
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| anderes nötig. Alles andere ist also nur an der Substanz,
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| als eines ihrer Attribute, wie Spinoza sagt. Zwei solcher
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| Attribute sind dem Menschen erkennbar. Das eine erblickt
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| er, wenn er die Außenwelt überschaut; das andere, wenn
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| er sich nach innen wendet. Das erste ist die Ausdehnung,
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| das zweite das Denken. Der Mensch trägt in seinem Wesen
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| die beiden Attribute; in seiner Leiblichkeit die Ausdehnung,
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| in seiner Seele das Denken. Aber er ist mit beiden
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| ein Wesen in der einen Substanz. Wenn er denkt,
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| denkt die göttliche Substanz, wenn er handelt, handelt die
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| göttliche Substanz. Spinoza erwirbt für das menschliche
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| [[Ich]] das Dasein, indem er dieses Ich in der allgemeinen,
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| alles umfassenden göttlichen Substanz verankert. Von unbedingter
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| [[Freiheit]] des Menschen kann da nicht die Rede
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| sein. Denn der Mensch ist so wenig selbst dasjenige, das
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| aus sich handelt und denkt, wie es der Stein ist, der sich
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| bewegt; es ist in allem die eine Substanz. Von bedingter
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| Freiheit nur kann beim Menschen dann gesprochen werden,
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| wenn er sich nicht für ein selbständiges Einzelwesen
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| hält, sondern wenn er sich eins weiß mit der einen Substanz.
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| Spinozas Weltanschauung führt in ihrer konsequenten
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| Ausbildung in einer Persönlichkeit bei dieser zu dem
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| Bewußtsein: Ich denke über mich im rechten Sinne, wenn
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| ich mich nicht weiter berücksichtige, sondern in meinem
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| Erleben mich eins weiß mit dem göttlichen All. Dieses Bewußtsein
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| gießt dann, im Sinne Spinozas, über die ganze
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| menschliche Persönlichkeit den Trieb zum Rechten, das
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| ist gotterfülltes Handeln. Dieses ergibt sich wie selbstverständlich
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| für denjenigen, in dem die rechte Weltanschauung
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| volle Wahrheit ist. Daher nennt Spinoza die Schrift,
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| in der er seine Weltanschauung darstellt, [[Ethik]]. Ihm ist
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| Ethik, das ist sittliches Verhalten, im höchsten Sinne Ergebnis
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| des wahren Wissens von dem Wohnen des Menschen
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| in der einen Substanz. Man möchte sagen, das Privatleben
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| Spinozas, des Mannes, der erst von Fanatikern
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| verfolgt wurde, dann nach freiwilliger Hinweggabe seines
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| Vermögens in Ärmlichkeit als Handwerker sich seinen
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| Lebensunterhalt suchte, war in seltenster Art der äußere
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| Ausdruck seiner Philosophenseele, die ihr Ich im göttlichen
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| All wußte, und alles seelische Erleben, ja alles Erleben
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| überhaupt von diesem Bewußtsein durchleuchtet empfand.
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| Spinoza baut ein Weltanschauungsbild aus [[Gedanken]]
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| auf. Diese Gedanken müssen so sein, daß sie aus dem
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| Selbstbewußtsein heraus ihre Berechtigung zum Aufbau
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| des Bildes haben. Daher muß ihre Gewißheit stammen.
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| Was das Selbstbewußtsein so denken darf, wie es die sich
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| selbst tragenden mathematischen Ideen denkt, das kann
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| ein Weltbild gestalten, das Ausdruck ist dessen, was in
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| Wahrheit hinter den Welterscheinungen vorhanden ist." {{Lit|{{G|018|113ff}}}}
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| == Weitere Inkarnationen ==
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| Nach [[Rudolf Steiner]] war Spinoza zur Zeitenwende als der jüdisch-hellenistische [[Philosoph]] [[Philon von Alexandria]] (* um 15/10 v. Chr.; † nach 40 n. Chr.) verkörpert und kam später als [[Johann Gottlieb Fichte]] (1762-1814) wieder.
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| "Als Beispiel für eine regelmäßige Entwicklung einer Individualität
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| können wir betrachten einen Zeitgenossen von Jesus, Philo
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| von Alexandrien. Seine Individualität kam wieder als Spinoza und
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| dann als Johann Gottlieb Fichte. Wir haben hier also eine durchgehende
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| Individualität in drei Persönlichkeiten. Liest man Fichte
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| ohne Kenntnis dieser Vorgänge, so versteht man ihn nur wenig.
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| Mit dieser Kenntnis aber findet man, daß seine Worte mit Feuerschrift
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| geschrieben sind. Alle diese großen Geister haben eine
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| regelmäßige Entwicklung durchgemacht." {{Lit|{{G|088|184}}}}
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| </div>
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Denn dieselbe Individualität
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| ist ja Spinoza und Fichte, wie vielleicht schon einige unserer
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| Freunde wissen." {{Lit|{{G|158|213}}}}
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| </div>
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| == Siehe auch ==
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| * {{Eisler-1912|Spinoza, Benedictus de}}
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| == Einzelnachweise ==
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| <references/>
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| ==Literatur==
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| *Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X; '''Tb 610/11''', ISBN 978-3-7274-6105-7 {{Schriften|018}}
| |
| *[[Herbert Witzenmann]]: ''Ein Dreigestirn am Horizont unserer Epoche.'' (Descartes, Spinoza, Leibniz), Gideon Spicker Verlag, 2. Aufl. 1984, ISBN 3857041943
| |
| *Rudolf Steiner: ''Faust und Hamlet'', Erstveröffentlichung in: Das Goetheanum, I. Jahrgang, Nr. 34, 2. April 1921 ([[GA 36]], S. 125-128) ''(Goethes Verhältnis zu Linné, Spinoza, und Shakespeare)''
| |
| #Rudolf Steiner: ''Über die astrale Welt und das Devachan'', [[GA 88]] (1999), ISBN 3-7274-0880-4
| |
| #Rudolf Steiner: ''Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt'', [[GA 158]] (1993), ISBN 3-7274-1580-0 {{Vorträge|158}} | |
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| {{GA}}
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| {{wikipedia}}
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| [[Kategorie:Mann]]
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| [[Kategorie:Philosoph der Frühen Neuzeit]]
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| [[Kategorie:Erkenntnistheoretiker]]
| |
| [[Kategorie:Philosophie]]
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