Kurt E. Becker und Vorlesen für die Toten: Unterschied zwischen den Seiten

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Eine alte anthroposophische Tradition, die aber allmählich immer mehr vergessen zu werden droht, ist die Hinwendung zu den Verstorbenen, durch ein bewußtes '''Vorlesen für die Toten'''.
Um so wichtiger ist diese auf Angaben [[Rudolf Steiner]]s beruhende Praxis gerade für die Gegenwart, denn bittere Not herrscht unter den Toten, wenn sie durch unsere Gedanken und Taten keinerlei seelische Nahrung und Unterstützung erhalten.


'''Kurt E. Becker''' (* [[Wikipedia:26. Oktober|26. Oktober]] [[Wikipedia:1950|1950]] in [[Wikipedia:Ludwigshafen am Rhein|Ludwigshafen am Rhein]]) ist ein deutscher [[Wikipedia:Publizist|Publizist]], [[Rhetorik]]-Lehrer, [[Wikipedia:Universitätsdozent|Universitätsdozent]], Kommunikationsberater und [[Wikipedia:Management|Management]]coach.
"… Und so wie für die Toten gleichsam ein Boden, aus dem sie so etwas ziehen wie geistige Nahrung,
unsere schlafenden Seelen sind, so wiederum ist etwa für das Wahrnehmungsvermögen der Toten
dasjenige, was wir wissend an spirituellen Vorstellungen durch unsere Seelen ziehen lassen. Deshalb
ist es, dass ich angeraten habe denjenigen, deren Angehörige vor ihnen gestorben sind, diesen Toten
vorzulesen. Wenn wir uns den Toten vorstellen und durch unsere Seele ziehen lassen, gleichsam nur in
Gedanken lesend, irgend etwas, was spirituelle Wissenschaft darstellt, dann betrachtet dies der Tote.
Er beobachtet dies, er nährt sich durch die unbewusste Nachwirkung der spirituellen Vorstellung, und
er lebt auf in seinem eigenen Bewusstsein durch das, was man ihm so vorliest.
Der Verstorbene fühlt sich getragen, gehalten.
… So müssen wir uns klar sein, dass eine fortwährende Wechselbeziehung ist zwischen der physischen
und der geistigen Welt. Es wäre leicht einzuwenden, dass der Tote ja in der geistigen Welt sei. Wozu
brauche er dann unser Vorlesen? Ja, er ist in der geistigen Welt. Aber die Begriffe der Geisteswissenschaft
müssen auf Erden erzeugt werden und können nicht anders erzeugt werden als durch das Erdengemüt
der Menschen, so dass der Tote zwar die geistige Welt um sich herum hat, aber die Begriffe,
die er gerade braucht, die können ihm zufließen, ihn tragend, ihn hebend in seinem Bewusstsein
dadurch, dass wir sie ihm zufließen lassen von der Erde aus. Und da die innigste Beziehung besteht
zwischen den Toten und denjenigen, mit denen sie gelebt haben, so sind die besten Vorleser für die
Toten diejenigen Menschen, die um den Verstorbenen gelebt haben, die mit ihm verbunden oder befreundet
waren, oder die sonst eine reale Beziehung vor dem Tode zu ihnen gehabt haben." "Man kann nämlich in der Tat, wie es sich gezeigt hat
gerade innerhalb unserer anthroposophischen Bewegung, außerordentliche Dienste leisten den vor
uns hingestorbenen Menschenseelen, wenn wir ihnen von spirituellen Dingen vorlesen. Das kann so
gemacht werden, dass man die Gedanken an den Verstorbenen richtet und, um eine Erleichterung zu
haben, versucht, ihn zu denken, wie man sich seiner erinnert: vor einem stehend oder sitzend. Man
kann das mit mehreren zugleich machen. Man liest dann nicht laut vor, sondern verfolgt mit Aufmerksamkeit
die Gedanken, immer mit dem Gedanken an den Toten: der Tote steht vor mir. Das ist Vorlesen
den Toten. Man braucht kein Buch zu haben, aber man darf nicht in abstrakter Weise denken,
sondern muss tatsächlich jeden Gedanken durchdenken: so liest man vor den Toten. Man kann es sogar
so weit bringen, obzwar das schwieriger ist, dass, wenn man innerhalb einer gemeinsamen Weltanschauung,
oder über irgendein Gebiet des Lebens überhaupt, einen gemeinsamen Gedanken mit
dem Toten gehabt hat und eine persönliche Beziehung zu ihm hatte, man auch einem Fernerstehenden
vorlesen kann. Das geschieht so, dass er durch den warmen Gedanken, den man an ihn richtet,
nach und nach auf einen aufmerksam wird. So kann es sogar nützlich werden, wenn man Fernerstehenden
nach ihrem Tode vorliest. Dieses Vorlesen kann zu jeder Zeit geschehen. Ich bin schon gefragt worden worden, zu welcher Stunde man das am besten tut. Das ist ganz unabhängig von der Stunde. Man
muss nur die Gedanken wirklich durchdenken. Oberfläche genügt nicht. Wort für Wort muss man die
Sachen durchgehen, wie wenn man es innerlich aufsagen würde. Dann lesen die Toten mit. Und es ist
auch nicht richtig, wenn man glaubt, dass solches Vorlesen nur denjenigen nützlich sein kann, welche
der Geisteswissenschaft im Leben nahegetreten sind. Das braucht durchaus nicht der Fall zu sein.
So sehen wir, dass durchaus nicht notwendigerweise derjenige, dem wir helfen wollen, dem wir dienen
wollen nach dem Tode, im Leben Anthroposoph gewesen zu sein braucht."
"… Es hat sich wirklich das bewährt: da ist jemand gestorben; hier im Leben hat er sich aus irgendeinem
Grunde … nicht mit Geisteswissenschaft befasst. Derjenige, der zurück geblieben ist, kann aus der
Geisteswissenschaft heraus wissen, dass der Verstorbene ein brennendes Interesse für Geisteswissenschaft
haben kann. Wenn der Zurückgebliebene nun Gedanken innerlich durchnimmt mit ihm, als
wenn der Tote ihm gegenüberstehen würde, mit dem Gedanken, als ob der Tote vor ihm stehen würde,
so ist das für den Toten eine grosse Wohltat. Wir können tatsächlich dem Toten vorlesen. Das
überbrückt sozusagen die Kluft, die besteht zwischen den Lebenden und den Toten. Bedenken Sie,
wenn die zwei Welten, die durch die materialistische Gesinnung der Menschen so geschieden sind —
die Welt des physischen Planes und die spirituelle Welt, die der Mensch durchläuft zwischen Tod und
neuer Geburt —, bedenken Sie, wie dies unmittelbar ins Leben eingreift, wenn diese zwei Welten zusammengeführt
werden! Wenn Geisteswissenschaft nicht Theorie bleibt, sondern unmittelbarer Lebensimpuls
wird, also das, was Geisteswissenschaft eben sein soll, dann gibt es keine Trennung, sondern
unmittelbare Kommunikation. Das Vorlesen den Toten ist einer von den Fällen, in denen wir in
unmittelbare Beziehung zu den Toten treten können, in denen wir ihnen helfen können. Derjenige, der
Geisteswissenschaft gemieden hat, bleibt immer in der Qual, nach ihr zu verlangen, wenn wir ihm hier
nicht helfen. Aber wir können ihm auch von hier helfen, wenn er überhaupt ein solches Verlangen hat.
So kann der Lebendige dem Toten helfen."


== Leben und Werk ==
(Rudolf Steiner, zitiert nach http://www.sterbekultur.ch/index_htm_files/3.2%20Vorlesen%20den%20Toten.pdf )
Nach dem Abitur in Frankenthal/Pfalz und einer Ausbildung als Offizier bei der Bundeswehr (Fallschirmjäger) folgte für Becker ein Studium der [[Politikwissenschaft]], [[Philosophie]], [[Soziologie]], [[Psychologie]] und [[Pädagogik]] in [[Wikipedia:Freiburg im Breisgau|Freiburg im Breisgau]] und [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]. Seine [[Wikipedia:Doktorarbeit|Doktorarbeit]] schrieb er bei [[Wikipedia:Martin Greiffenhagen|Martin Greiffenhagen]], [[Wikipedia:Günter Endruweit|Günter Endruweit]] und [[Wikipedia:Eckart Olshausen|Eckart Olshausen]]. Der Titel der [[Wikipedia:Dissertation|Dissertation]] lautete: ''Der römische Cäsar mit Christi Seele. Eine Analyse von [[Max Weber]]s [[Wikipedia:Charisma|Charisma]]-Konzept unter Einbeziehung biographischer Fakten'', 1984, als Buch erschienen 1988. Dem Phänomen „Charisma“ gilt seither sein wissenschaftliches Interesse. Populärwissenschaftlich aufgegriffen hat er das Phänomen in seinen Essays „Charisma. Der Weg aus der Krise“ (1996)<ref>Vergl. Ulla Hofmann in FAZ vom 11. November 1996: „Beckers Essay ist ein Plädoyer für die Wiedergewinnung einer Balance zwischen Vernunft und Emotion.“</ref> und in „Der Charisma-Faktor. Glücklichsein mit Sisyphos“ (2016)<ref>Vergl. Ronald Richter in die Drei 8-9/2016: „Beckers Buch ist eine gebildet-unterhaltsame Lektüre durch die Kulturgeschichte auf den Schwingen des Charismas.“</ref>, letzterer den berühmten Mythos sozialphilosophisch durchdringend, indem Becker Camus‘ Glücksindividualismus eine soziale Dimension verleiht: „In einem sozialen Akt der Vergemeinschaftung erweist sich Sisyphos kraft Charisma als heilsstiftender Überwinder des Absurden und Führer aus der menschlichen Sinnkrise.“ („Der Charisma-Faktor“, S. 10). Philosophische, literarische, psychoanalytisch inspirierte, anthroposophische und historische Kronzeugen seiner charismatisch sinnstiftenden Vergemeinschaftungsthese sind für Becker Nietzsches Zarathustra, Goethes Faust, Freuds Moses, aber auch ein Ajatollah Khomeini, sowie Rudolf Steiner und Karl König mit ihren Ideen zur Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Heilpädagogik. Über das „große Böse“ im Charisma in Gestalt Hitlers hatte Becker in „Charisma. Der Weg aus der Krise“ (S. 111 ff) reflektiert und dazu die Philosophien eines Sokrates und eines Lao-Tse kontrastiert. Im Januar 1997 war in einer Besprechung dieses Buchs in „Wirtschaftsbild“ (S. 6 f) zu lesen: „Der promovierte Philosoph, Unternehmer, Management-Coach und Autor versteht es..., mehr als ein Strickmuster à la einmal rechts einmal links anzubieten. Sein Stil ist ... literarisch geschliffen und filigran im Detail... Der Begriff ‚Charisma‘ ist Beckers Vehikel, mit dem er durch Zeiten, Situationen und Philosophiegeschichte rauscht, um den Leser zu einer spannenden wie unterhaltsamen Tour der Befindlichkeiten des Menschen einzuladen.“ Dass die Krise des Menschen existentieller Natur ist, genauso wie die Chancen und Risiken zu deren Bewältigung, hatte Becker bereits 1988 in „Der römische Cäsar mit Christi Seele“ beschrieben, eine grundlegende Frage Max Webers thematisierend (S. 150): „Wenn die existentielle Problematik des abendländischen Menschen mit einer Erkenntniskrise beginnt, mit der Erkenntnis nämlich, daß Gott tot ist, dann ist die dieser Erkenntniskrise folgende eine praktische, die Frage nämlich, woran er sein Handeln in der Praxis des täglichen Miteinander orientieren soll. Nicht zuletzt darauf gibt der charismatische Führer ... eine Antwort. Und nicht zuletzt auf dieser geistig seelischen Krise des Menschen kann Totalitarismus, die entzauberte, entheiligte Form des Charismatismus entstehen.“


Becker ist Autor und Herausgeber von mehr als 40 Büchern zu Fragen der Zeit und des Menschen in ihr. Zusammen mit Hans-Peter Schreiner leistete Becker, unterstützt von [[Hella Wiesberger]], Edwin Froböse und [[Wikipedia:Friedrich Hiebel|Friedrich Hiebel]], in den achtziger Jahren des letzen Jahrhunderts  Pionierarbeit bei der Publikation anthroposophischer Themen in großen deutschen Verlagen wie Kindler in München und S. Fischer in Frankfurt (vergl. [[Kulmination der Anthroposophie]], siehe das Jahr [[1979]]). Sammelbände wie „Anthroposophie heute“ (erste Auflage 1981) oder Beckers Essay „Anthroposophie - Revolution von innen“ (erste Auflage 1984, Reprint 2015) erzielten hohe Auflagen. Quasi leitmotivisch für diese Publikationen schrieb Becker in der Einführung zu „Rudolf Steiner. Ausgewählte Werke“ (1985): „Den individuellen Menschen im Mittelpunkt entwickelt sie - ganz ohne dogmatischen Impetus - ein allumfassendes Koordinatensystem vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Kleinsten zum Größten, vom Vergangenen zum Zukünftigen. In diesem Anspruch der Anthroposophie liegt auch ein Maßstab und eine Herausforderung für die etablierten Bollwerke jener Vorstellungen von einem ...relativen Menschen. Denn der Mensch im Mittelpunkt der Anthroposophie ist der ganze Mensch als kleinster „Baustein“ einer Einheit der Welt und gleichzeitig Abbild einer kosmischen Gesamtheit.“ (S. 17).  
Es empfehlen sich die Grundwerke Rudolf Steiners, wie "Theosophie" ([[GA 9]]) und "Die Geheimwissenschaft im Umriß" ([[GA 13]]), wegen deren gedanklicher Klarheit, sowie "Anthroposophische Leitsätze" ([[GA 26]]), wegen deren gedanklicher Dichtigkeit, zum Vorlesen für die Toten.


Seine Erfahrungen bei der Bundeswehr hat er in Romanform verarbeitet ("Du darfst Acker zu mir sagen")<ref>Kritische Würdigung in Gerhart Mayer, Der deutsche Bildungsroman, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1992, S. 322 ff.</ref>.  Das weltanschauliche Sfumato des Romans gründet in Beckers unmittelbarer Erfahrung terroriristischer Gewalt bei den Olympischen Spielen in München 1972. Dorthin war er von seiner Einheit zum Olympischen Komitee abkommandiert worden und vor Ort eingesetzt im Ehrengastbereich der Boxhalle, wenige hundert Meter entfernt vom Ort der Geiselnahme des israelischen Nationalteams durch palästinensische Terroristen im damaligen olympischen Dorf im Morgengrauen des 5. September. In einem kleinen Essay mit autobiografischem Charakter liefert Becker einige Hinweise zu seinen Eindrücken vom schicksalhaften Einbruch der Barbarei in die Friedenswelt der Olympischen Spiele 1972 (Vergl. Kurt E. Becker, 1972 bis heute. Ein Münchener Olympiamärchen, in „Quintessenz“ 1/2019, S. 18ff).
== Literatur ==


Becker ist Mitbegründer der ''BSK Becker + Schreiner Kommunikation GmbH'' in [[Wikipedia:Willich|Willich]] und betreute die deutschsprachige Öffentlichkeitsarbeit eines internationalen Beratungsunternehmens der Immobilienbranche von 1988 bis 31. Dezember 2021. <ref>Vergl. Reihe "Frankenthaler Gespräche" in der PVA, Neustadt Weinstraße 1983.</ref> <ref>Vergl. Reihe "Frankenthaler Gespräche" in der PVA, Neustadt Weinstraße 1984 </ref> <ref> Vergl. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1997</ref>
* Michael Debus/Gunhild Kacer: ''Das Handeln im Umkreis des Todes''. Fragen zur Bestattung, Selbstverlag Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart, Stuttgart 1996, S. 59ff
* Arie Boogert: ''Wir und unsere Toten'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 1993, S. 164ff


Becker war für die Konzeption, Organisation und Moderation zahlreicher Veranstaltungsreihen wie „Frankenthaler Gespräche“, „Bauen und Leben“, „Futurion“, „Wirtschaft und Gesellschaft im neuen Jahrtausend“ verantwortlich. Bereits 1983 thematisierte er als Leiter der "Frankenthaler Gespräche" die brisante Frage nach einer "Weltmacht Islam?" (4). Und ein Jahr später rückte er in der gleichen Veranstaltungsreihe die Anthroposophie in den Fokus öffentlichen Interesses: "Im Mittelpunkt der Mensch" (5). U.a. Manfred Schmidt-Brabant und Ernst Schuberth waren Beiträger des Kongresses. Von Becker konzipiert und moderiert und in Kooperation mit der Universität Witten Herdecke [www.uni-wh.de] und ihrem damaligen Präsidenten [[Konrad Schily]] sowie der früheren Thyssen AG als Sponsor und Organisator realisiert, wurde bereits 1996 unter Schirmherrschaft des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl die "Digitalisierung" thematisiert. Beiträger des Düsseldorfer Symposions "Die Informationsgesellschaft im Neuen Jahrtausend" (6) waren zum Beispiel [[Wikipedia:Arnulf_Baring|Arnulf_Baring]], [[Wikipedia:Johan Galtung|Johan Galtung]], [[Wikipedia:Neil Postman|Neil Postman]] und [[Wikipedia:Alphons Silbermann|Alphons Silbermann]]. In der Einleitung zum gleichnamigen Buch schrieb Becker (S. 16): „Es liegt an uns, was wir aus dieser Informationsgesellschaft machen. Es liegt an uns, wie wir die Informationstechnologien nutzen und einsetzen. Und weil es an uns liegt, müssen wir uns mit Sorge tragen, aber wir dürfen auch Hoffnung haben - in gleichen Maßen.“


In den Jahren 1997/1998 folgte in Erfurt, Hamburg und Berlin die Kongressreihe „Geht uns die Arbeit aus? Beschäftigungsperspektiven in der Gesellschaft von morgen“, dokumentiert als gleichnamiges Buch im Campus Verlag 1998 mit Beiträgen zum Beispiel von Gail D. Fosler, [[Wikipedia:Gunda_Röstel|Gunda_Röstel]], [[Wikipedia:Peter_Glotz|Peter Glotz]], [[Gregor Gysi]], [[Wikipedia:Lothar_Späth|Lothar Späth]], [[Wikipedia:Reinhard_Marx|Reinhard Marx]], [[Wikipedia:Jeremy_Rifkin|Jeremy Rifkin]]. In der Einleitung zu diesem Buch schrieb Becker (S. 14): „Auf dem Prüfstand steht nichts anderes als das So-und-nicht-anders-Gewordensein der Industriegesellschaft vornehmlich westlicher Prägung im allgemeinen, sowie deren dadurch in ihrer Lebensweise und in ihrem Verhalten geprägten Individuen im besonderen. Fraglos: Die moderne Welt ist an einem Scheideweg angelangt."
[[Kategorie:Tod]][[Kategorie:Soziales Leben]]
 
Auf mediales Interesse (Der Spiegel, Nr. 2/1982, "Ewig was Neues", S. 43 ff)<ref>https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14335131.html</ref> (Der Spiegel, Nr. 49/1985, "Neuer Typ". S. 118)<ref>https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13514764.html</ref> stießen auch die Einzelgespräche der Frankenthaler Veranstaltungsreihe – mit [[wikipedia:Esther Vilar|Esther Vilar]] etwa über ihr damals neues Buch „Alt. Manifest gegen die Herrschaft der Jungen“ (1980), mit Mehdi Navab-Motlagh, damals Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland, über die Revolution in seinem Land (1981), mit [[wikipedia:Ephraim Kishon|Ephraim Kishon]] über „Israel“ (1981), mit [[wikipedia:Erhard Eppler|Erhard Eppler]] über die „Friedensbewegung“ (1982) oder mit [[wikipedia:Otto von Habsburg|Otto von Habsburg]]  über „Konservatismus“ (1982), die beiden Letzteren auch dokumentiert in der begleitenden  Buchreihe „Frankenthaler Gespräche" , erschienen im gleichen Jahr in der Pfälzer Verlagsanstalt, Landau/Pfalz.
 
Zwischen 1982 und 1985 verzeichnete die Buchreihe insgesamt acht Bände, herausgegeben von Kurt E. Becker und Hans Peter Schreiner, einige davon gemeinsam mit Peter Popitz, damals Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal. Der letzte zum Thema „Menschenrechte" basierte auf einem zweitägigen Symposion in Waldkirch/Brsg., ermöglicht mit Unterstützung der Stadt Waldkirch und ihrem Bürgermeister Richard Leibinger.  Beiträger des Symposions waren zum Beispiel Renata von Hanffstengel, Romani Rose, Hadayatullah Hübsch, Julius H. Schoeps, Alphons Silbermann, Paul Goma und Wladimir Maximow. In Beckers Einführung zur Veranstaltung findet sich u.a. folgender Kommentar, verlautbart 1985 (!): „Lassen wir den Vergleich zwischen den Lebenden und den Toten einmal außer Acht, so gibt es fraglos keine größere Ungleichheit unter den Menschen als die zwischen Hungernden und Satten. Und wenn es denn einer Rechtfertigung für einen solchen Hinweis auf den Hunger in der Welt ... bedürfte, dann wäre die mit dem dadurch ausgelösten ... Aufmerken geliefert. Weil die konkrete Rechtssituation des konkreten Menschen überall auf dieser Erde ein Wachrütteln im und durch Entsetzen dringend nötig hat“, in „Menschenrechte“, S. 13/14
 
Becker begleitet als [[Wikipedia:Coaching| Executive Coach]] seit Jahren viele Führungskräfte der Wirtschaft im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus hat er große Erfahrung bei der [[Wikipedia:Entwurf|Konzeption]] und [[Wikipedia:Implementierung|Implementierung]] mitarbeiterzentrierter Führungsstrukturen in Unternehmen. Sein Coaching-Konzept basiert auf der Entwicklung charismatischer Persönlichkeitspotentiale<ref>"Wirtschaftswoche" vom 14. August 2006: "Neue Kräfte", S. 103 ff. </ref>.
 
Becker ist Mitbegründer und Mitglied im Vorstand verschiedener gemeinnütziger Einrichtungen wie dem Förderkreis Camphill Rheinland/Pfalz (bis Oktober 2013), der Alexandra Lang-Stiftung für Patientenrechte (Vorstandsmitglied bis November 2008) oder der Alexandra Lang-Initiative Schule und Arbeitswelt (ALISA), seit 2012 Stiftung Alexandra Lang - Initiative Soziales und Arbeit (Vorstand bis 31.12.2016). In Worms hat er 2009 eine „Ethikinitiative“ ins Leben gerufen, die sich dem Thema „Nachhaltigkeit in der Erziehung“ verschrieben hat (Mitglied bis 31.12.2016). Er war 2011 zusammen mit [[Richard Steel]] Mitbegründer des [[Karl König Institut]]s gem. e.V. in Berlin, bis Juni 2021 Vorsitzender des Vorstands. Oktober 2014 Gründung einer der Berliner Humboldt-Universität assoziierten Initiative „Corporate Communicative Responsibility“, dort bis 31. Dezember 2021 Vorsitzender des Vorstands.
 
Gemeinsam mit Rudolf M. Bleser, damals Verlagsleiter der Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln, sowie dem Krefelder Personal- und Unternehmensberater Bernd Heuer kreierte Becker 1990 das Fachmagazin „Immobilien Manager“<ref>(vergl. https://www.medioq.com/DE/Cologne/144197048937148/Immobilienmanager)</ref>, für das er als „Oliver Baum“ viele Jahre Porträts über Protagonisten der Immobilienbranche und später unter seinem eigenen Namen auch Glossen schrieb.
Zwischen 2006 und 2012 konzipierte Becker Kooperationsprojekte für die Energie- und die Immobilienbranche in Deutschland - so die Denkwerkstatt ENRESO 2020 (Energy - Real Estate - Economy - Society), den „Prom des Jahres“, einen Wettbewerb für die energieeffizienteste gewerblich oder öffentlich genutzte Immobilie Deutschlands<ref>"Immobilienmanager", 12/2012: "Prometheus für Immobilien", S. 64 ff. </ref>, sowie die "Bildungsinitiative Energie", die das Thema "Energie" in der deutschen Bildungslandschaft als Lebens- und Lernziel verankern wollte, ein Gemeinschaftsprojekt mit den Euroschulen (Aschaffenburg) und deren damaligen Geschäftsführer Wolfgang Gärthe.
 
Schon sehr früh Beachtung in Beckers vielfältigen Initiativen fand das Thema „Klima und Umwelt im umbauten Raum“. Die gesamte Veranstaltungs- und Buchreihe „Forum Bauen und Leben“, mäzenatisch gefördert von der Baumeister-Haus-Kooperation und ihrem damaligen Geschäftsführer Klaus Waltenbauer, war nicht zuletzt getragen von dem Gedanken, Ideen für ein zeitgemäß menschengemäßes Bauen zu entwickeln: Grundlegend dazu der Band 1 der Forumsreihe „Notwendigkeit und Möglichkeit menschengemäßen Bauens“ aus dem Jahr 1986, sowie der Band 7: „Umwelt – Widersprüche, Konflikte und Lösungen“ aus dem Jahr 1991, von zeitloser Gültigkeit darin ein Aufsatz Martin Greiffenhagens mit dem Titel „Wohnen im Wertewandel".
 
Zwischen 1986 und 1994 waren in der Forumsreihe insgesamt zehn Bände erschienen mit Beiträgen zum Beispiel von Antje Flade, Sylvia Greiffenhagen, Lutz Kandel und Alphons Silbermann. Programmatisch hatte Detlef Glücklich, damals Professor für Bautechnik an der Universität Hamburg und einer der Wegbereiter des ökologischen Bauens in Deutschland (https://www.wings.hs-wismar.de/de/wings/aktuelles/artikel&news=285), den konzeptionellen Ansatz der Initiative im Band 1 (S. 93) folgendermaßen auf den Punkt gebracht: „Der Blickpunkt ist also nicht mehr nur der Mensch, der im Mittelpunkt der Welt stand, sondern der Blickpunkt ist der, dass der Mensch ein Teil der Natur ist.“
 
In die Tradition dieses Denkens einzuordnen ist auch Beckers Buch „Der behauste Mensch“. In dessen Einleitung schreibt er (Seite 20): „Behaustsein ist das Ergebnis eines umfassend-schöpferischen Prozesses in und an den Wirklichkeiten unserer Welt und wird so als Wirkung wiederum selbst zum kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen und ökologischen Element des Wirklichen. Diese Wirkung kann auch beschrieben werden als umfängliche Arbeit des Menschen an der Welt; sie beinhaltet im Ergebnis das So-und-nicht-anders-Sein des Menschen in einer Zeit und an einem Ort.“ Fiktive „Gesprächspartner“ in Beckers Buch sind u.a. Marie und Rudolf Steiner. Stefan Rullkötter schreibt in seiner Rezension (€uro 05/21, S. 128): "In 77 Gesprächen mit Persönlichkeiten der Weltgeschichte...verdichtet er das Thema 'Leben im umbauten Raum'. ...Alle Dialoge zeigen, dass Häuser, Dörfer und Städte stets mehr sind als bloße Unterkünfte und sich dahinter Ideen und Konzepte, Welt- und Menschenbilder verbergen."
 
== Literatur (Auswahl) ==
 
;Als Autor
 
*''Pais Paizon''. Erzählung. St. Michael: Bläschke, 1982
* ''Du darfst Acker zu mir sagen''. Landau/Pfalz: Pfälzische Verlagsanstalt, 1982 (unter dem Titel „Unerlaubte Entfernung“, Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1985).
* ''[[Anthroposophie]] - Revolution von innen''. Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1985 (reprinted 2015)
* ''Der römische Cäsar mit Christi Seele''. Frankfurt am Main: Lang, 1988
* ''Charisma''. Bergisch Gladbach: Lübbe, 1996
* ''Der Charisma-Faktor. Glücklichsein mit Sisyphos''. Frankfurt am Main: info3, 2016
* ''Als Paulus kam nach Stutensee. Sinniges und Unsinniges in vier Zeilen.'' Bretten: Lindemanns Bibliothek, 2018
* ''Der behauste Mensch. Von vier Wänden und einem Dach über dem Kopf. Im Dialog mit 77 Persönlichkeiten von Aristoteles bis Stefan Zweig."  Patmos Verlag, Ostfildern 2021, Print und eBook
* ''Die entkoppelte Kommunikation. Warum wir immer mehr wissen, aber immer weniger verstehen. Lindemanns Bibliothek, Bretten 2022
 
;Als Herausgeber
 
* ''Konsum''. Frankfurt am Main: Lang, 1992
* '' Assimiliert. Integriert. Diskriminiert. Minderheiten in Deutschland''. Worms: Worms Verlag, 2011
 
;Als Herausgeber zusammen mit Hans-Peter Schreiner
 
* ''Anti-Politik''. Hannover: Fackelträger-Verlag Schmidt-Küster, 1979
* ''Anthroposophie heute''. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1984
* ''[[Rudolf Steiner]]. Ausgewählte Werke in 10 Bänden''. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1985
* ''Geht uns die Arbeit aus?'' Frankfurt/Main: Campus-Verlag, 1998
 
;Als Herausgeber zusammen mit Friedrich Hiebel und Hans-Peter Schreiner
 
* ''Rudolf Steiner. Der anthroposophische Weg". Kindler Taschenbücher, München 1982; Reprint Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1983
 
;Als Herausgeber zusammen mit Richard Steel
 
* ''Karl König. Über die menschliche Seele.'' Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 2011
 
;Aufsätze und Buchbeiträge
 
•''Der Raub der Europa und die Zukunft der Menschheit, in: Neue Deutsche Hefte, 3/1978
•''Triumph der Gleichgültigkeit, in: Neue Deutsche Hefte, 4/1979
•''Eingebung, Einfühlung, Einredung. Aspekte charismatischer Bewegungen bei Max Weber, in: die dritte welt, 3 und 4, 1980
•''Das Charisma Khomeinis. Bemerkungen zur islamischen Revolution im Iran, in: die dritte welt, 3 und 4, 1981
•''Was ist Anthroposophie?, in: Ökologischer Landbau: Ulrich O. Sievering (Hrsg.): Arnoldshainer Texte: Band 18/1983
•''Im Brennpunkt: Die Baupraxis, in: Im Brennpunkt: Die Baupraxis: Heinz Reinhart et al.(Hrsg.) Köln: 1987
•''Soziale Verantwortung in der Immobilienwirtschaft im Umfeld von Energie und Energieeffizienz, in: Praxishandbuch Immobilien und Energie, Markus Mönig (Hrsg.), Köln: 2013
•''Paradigmenwechsel Energiewende, in: Energie- Wissensvermittlung im Unterricht, Jörn-Erik Mantz (Hrsg.), Aschaffenburg: 2013
•''Das mediale Allzeit-Jetzt und der Einzelne, in: Digitale Politikvermittlung: Chancen und Risiken interaktiver Medien; Mike Friedrichsen, Roland A. Kohn (Hrsg.); Berlin 2013
•''Erfolgskriterium für das Management: Kommunikation in der Immobilienbranche, in: Roland Tichy, Hans-Peter Canibol, Thomas Zinnöcker: Guide 2014 Wohnungswirtschaft, Düsseldorf 2014
•''Brexit. Aufruf zur Neubesinnung, in: Info3, Ausgabe Juli-August 2016
•''Das Anthropozän als moralische Maxime, in: Info3, Ausgabe Oktober 2016
•''Der eine fährt Mist, der andere spazieren, in: Info3, Ausgabe Januar 2017
•''Zwischen Freiheit und Knechtschaft, in: Info3, Ausgabe Juni 2017
•''Vom Flaneur zum „Konsumeur“, in: Info3, Ausgabe Oktober 2017:
•''Der Architekt als Pädagoge, in: Info3, Ausgabe April 2018
•''Warum nicht alles anders wird, in: Info3, Ausgabe November 2018
•''Wahrheit und Lüge in der Kommunikation, in Hans-Peter Canibol und Susanne Theisen-Canibol (Hrsg.): Nachhaltige Kommunikation in unübersichtlichen Zeiten, Schriftenreihe Kommunikation Nr. 2, Groß-Gerau 2019
•''Covid-19 – eine neue Dimension im Anthropozän?, in: ARGOS, Ausgabe 1/2020
•''Bildungsgut „Wasser“? – Eine Revision von Werten in unserer vernetzten Welt, in: ARGOS, Ausgabe 2/2020
•''Corona ist Natur pur, in: SPH Newsletter Nr. 79 | Januar/Februar 2021
•''Vier Mauern und ein Dach über dem Kopf. Die Verantwortung als „Hausender“ in: Die Zukunft der Immobilienwirtschaft, Sabine Eckhardt (Hrsg.), Fakten + Köpfe Verlagsgesellschaft, Groß-Gerau 2021
•''Am Anfang war - der Oikos, in: ARGOS, Ausgabe 1/2021, Macht Euch die Erde untertan. Urbanisierung und die Folgen", in: ARGOS, Ausgabe 2/2021
 
 
== Weblinks ==
* http://www.corporate-communicative-responsibility.de
* http://www.karl-koenig-institute.net
* {{DNB-Portal|108972933}}
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
{{SORTIERUNG:Becker, Kurt E.}}
 
[[Kategorie:Anthroposoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Anthroposoph (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Autor (Anthroposophie)]]
[[Kategorie:Managementtrainer]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Publizist]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1950]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 18. April 2017, 10:07 Uhr

Eine alte anthroposophische Tradition, die aber allmählich immer mehr vergessen zu werden droht, ist die Hinwendung zu den Verstorbenen, durch ein bewußtes Vorlesen für die Toten. Um so wichtiger ist diese auf Angaben Rudolf Steiners beruhende Praxis gerade für die Gegenwart, denn bittere Not herrscht unter den Toten, wenn sie durch unsere Gedanken und Taten keinerlei seelische Nahrung und Unterstützung erhalten.

"… Und so wie für die Toten gleichsam ein Boden, aus dem sie so etwas ziehen wie geistige Nahrung, unsere schlafenden Seelen sind, so wiederum ist etwa für das Wahrnehmungsvermögen der Toten dasjenige, was wir wissend an spirituellen Vorstellungen durch unsere Seelen ziehen lassen. Deshalb ist es, dass ich angeraten habe denjenigen, deren Angehörige vor ihnen gestorben sind, diesen Toten vorzulesen. Wenn wir uns den Toten vorstellen und durch unsere Seele ziehen lassen, gleichsam nur in Gedanken lesend, irgend etwas, was spirituelle Wissenschaft darstellt, dann betrachtet dies der Tote. Er beobachtet dies, er nährt sich durch die unbewusste Nachwirkung der spirituellen Vorstellung, und er lebt auf in seinem eigenen Bewusstsein durch das, was man ihm so vorliest. Der Verstorbene fühlt sich getragen, gehalten. … So müssen wir uns klar sein, dass eine fortwährende Wechselbeziehung ist zwischen der physischen und der geistigen Welt. Es wäre leicht einzuwenden, dass der Tote ja in der geistigen Welt sei. Wozu brauche er dann unser Vorlesen? Ja, er ist in der geistigen Welt. Aber die Begriffe der Geisteswissenschaft müssen auf Erden erzeugt werden und können nicht anders erzeugt werden als durch das Erdengemüt der Menschen, so dass der Tote zwar die geistige Welt um sich herum hat, aber die Begriffe, die er gerade braucht, die können ihm zufließen, ihn tragend, ihn hebend in seinem Bewusstsein dadurch, dass wir sie ihm zufließen lassen von der Erde aus. Und da die innigste Beziehung besteht zwischen den Toten und denjenigen, mit denen sie gelebt haben, so sind die besten Vorleser für die Toten diejenigen Menschen, die um den Verstorbenen gelebt haben, die mit ihm verbunden oder befreundet waren, oder die sonst eine reale Beziehung vor dem Tode zu ihnen gehabt haben." "Man kann nämlich in der Tat, wie es sich gezeigt hat gerade innerhalb unserer anthroposophischen Bewegung, außerordentliche Dienste leisten den vor uns hingestorbenen Menschenseelen, wenn wir ihnen von spirituellen Dingen vorlesen. Das kann so gemacht werden, dass man die Gedanken an den Verstorbenen richtet und, um eine Erleichterung zu haben, versucht, ihn zu denken, wie man sich seiner erinnert: vor einem stehend oder sitzend. Man kann das mit mehreren zugleich machen. Man liest dann nicht laut vor, sondern verfolgt mit Aufmerksamkeit die Gedanken, immer mit dem Gedanken an den Toten: der Tote steht vor mir. Das ist Vorlesen den Toten. Man braucht kein Buch zu haben, aber man darf nicht in abstrakter Weise denken, sondern muss tatsächlich jeden Gedanken durchdenken: so liest man vor den Toten. Man kann es sogar so weit bringen, obzwar das schwieriger ist, dass, wenn man innerhalb einer gemeinsamen Weltanschauung, oder über irgendein Gebiet des Lebens überhaupt, einen gemeinsamen Gedanken mit dem Toten gehabt hat und eine persönliche Beziehung zu ihm hatte, man auch einem Fernerstehenden vorlesen kann. Das geschieht so, dass er durch den warmen Gedanken, den man an ihn richtet, nach und nach auf einen aufmerksam wird. So kann es sogar nützlich werden, wenn man Fernerstehenden nach ihrem Tode vorliest. Dieses Vorlesen kann zu jeder Zeit geschehen. Ich bin schon gefragt worden worden, zu welcher Stunde man das am besten tut. Das ist ganz unabhängig von der Stunde. Man muss nur die Gedanken wirklich durchdenken. Oberfläche genügt nicht. Wort für Wort muss man die Sachen durchgehen, wie wenn man es innerlich aufsagen würde. Dann lesen die Toten mit. Und es ist auch nicht richtig, wenn man glaubt, dass solches Vorlesen nur denjenigen nützlich sein kann, welche der Geisteswissenschaft im Leben nahegetreten sind. Das braucht durchaus nicht der Fall zu sein. So sehen wir, dass durchaus nicht notwendigerweise derjenige, dem wir helfen wollen, dem wir dienen wollen nach dem Tode, im Leben Anthroposoph gewesen zu sein braucht." "… Es hat sich wirklich das bewährt: da ist jemand gestorben; hier im Leben hat er sich aus irgendeinem Grunde … nicht mit Geisteswissenschaft befasst. Derjenige, der zurück geblieben ist, kann aus der Geisteswissenschaft heraus wissen, dass der Verstorbene ein brennendes Interesse für Geisteswissenschaft haben kann. Wenn der Zurückgebliebene nun Gedanken innerlich durchnimmt mit ihm, als wenn der Tote ihm gegenüberstehen würde, mit dem Gedanken, als ob der Tote vor ihm stehen würde, so ist das für den Toten eine grosse Wohltat. Wir können tatsächlich dem Toten vorlesen. Das überbrückt sozusagen die Kluft, die besteht zwischen den Lebenden und den Toten. Bedenken Sie, wenn die zwei Welten, die durch die materialistische Gesinnung der Menschen so geschieden sind — die Welt des physischen Planes und die spirituelle Welt, die der Mensch durchläuft zwischen Tod und neuer Geburt —, bedenken Sie, wie dies unmittelbar ins Leben eingreift, wenn diese zwei Welten zusammengeführt werden! Wenn Geisteswissenschaft nicht Theorie bleibt, sondern unmittelbarer Lebensimpuls wird, also das, was Geisteswissenschaft eben sein soll, dann gibt es keine Trennung, sondern unmittelbare Kommunikation. Das Vorlesen den Toten ist einer von den Fällen, in denen wir in unmittelbare Beziehung zu den Toten treten können, in denen wir ihnen helfen können. Derjenige, der Geisteswissenschaft gemieden hat, bleibt immer in der Qual, nach ihr zu verlangen, wenn wir ihm hier nicht helfen. Aber wir können ihm auch von hier helfen, wenn er überhaupt ein solches Verlangen hat. So kann der Lebendige dem Toten helfen."

(Rudolf Steiner, zitiert nach http://www.sterbekultur.ch/index_htm_files/3.2%20Vorlesen%20den%20Toten.pdf )

Es empfehlen sich die Grundwerke Rudolf Steiners, wie "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriß" (GA 13), wegen deren gedanklicher Klarheit, sowie "Anthroposophische Leitsätze" (GA 26), wegen deren gedanklicher Dichtigkeit, zum Vorlesen für die Toten.

Literatur

  • Michael Debus/Gunhild Kacer: Das Handeln im Umkreis des Todes. Fragen zur Bestattung, Selbstverlag Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart, Stuttgart 1996, S. 59ff
  • Arie Boogert: Wir und unsere Toten, Urachhaus Vlg., Stuttgart 1993, S. 164ff