Doktor Strader und Vorlesen für die Toten: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Gideon_Spicker.jpg|thumb|250px|[[Gideon Spicker]] (1840 - 1912), Rudolf Steiners lebendes Vorbild für die Gestalt des Doktor Strader.]]
Eine alte anthroposophische Tradition, die aber allmählich immer mehr vergessen zu werden droht, ist die Hinwendung zu den Verstorbenen, durch ein bewußtes '''Vorlesen für die Toten'''.
Um so wichtiger ist diese auf Angaben [[Rudolf Steiner]]s beruhende Praxis gerade für die Gegenwart, denn bittere Not herrscht unter den Toten, wenn sie durch unsere Gedanken und Taten keinerlei seelische Nahrung und Unterstützung erhalten.


'''Doktor Strader''' ist eine Gestalt aus den [[Mysteriendramen]] [[Rudolf Steiner]]s. Sein lebendes Vorbild war der [[Wikipedia:Philosoph|Philosoph]] [[Gideon Spicker]]. Strader steht fest in dem modernen [[naturwissenschaft]]lichen [[Denken]] drinnen, trägt in seiner [[Seele]] aber doch die unstillbare [[Sehnsucht]] nach der [[Geistige Welt|geistigen Welt]]. In «[[Die Pforte der Einweihung]]» zeigt er sich tief beeindruckt durch die [[Vision]], die die [[Seherin]] [[Theodora (Mysteriendrama)|Theodora]] von der [[Wiederkehr des Christus im Ätherischen]] hat:
"… Und so wie für die Toten gleichsam ein Boden, aus dem sie so etwas ziehen wie geistige Nahrung,
unsere schlafenden Seelen sind, so wiederum ist etwa für das Wahrnehmungsvermögen der Toten
dasjenige, was wir wissend an spirituellen Vorstellungen durch unsere Seelen ziehen lassen. Deshalb
ist es, dass ich angeraten habe denjenigen, deren Angehörige vor ihnen gestorben sind, diesen Toten
vorzulesen. Wenn wir uns den Toten vorstellen und durch unsere Seele ziehen lassen, gleichsam nur in
Gedanken lesend, irgend etwas, was spirituelle Wissenschaft darstellt, dann betrachtet dies der Tote.
Er beobachtet dies, er nährt sich durch die unbewusste Nachwirkung der spirituellen Vorstellung, und
er lebt auf in seinem eigenen Bewusstsein durch das, was man ihm so vorliest.
Der Verstorbene fühlt sich getragen, gehalten.
… So müssen wir uns klar sein, dass eine fortwährende Wechselbeziehung ist zwischen der physischen
und der geistigen Welt. Es wäre leicht einzuwenden, dass der Tote ja in der geistigen Welt sei. Wozu
brauche er dann unser Vorlesen? Ja, er ist in der geistigen Welt. Aber die Begriffe der Geisteswissenschaft
müssen auf Erden erzeugt werden und können nicht anders erzeugt werden als durch das Erdengemüt
der Menschen, so dass der Tote zwar die geistige Welt um sich herum hat, aber die Begriffe,
die er gerade braucht, die können ihm zufließen, ihn tragend, ihn hebend in seinem Bewusstsein
dadurch, dass wir sie ihm zufließen lassen von der Erde aus. Und da die innigste Beziehung besteht
zwischen den Toten und denjenigen, mit denen sie gelebt haben, so sind die besten Vorleser für die
Toten diejenigen Menschen, die um den Verstorbenen gelebt haben, die mit ihm verbunden oder befreundet
waren, oder die sonst eine reale Beziehung vor dem Tode zu ihnen gehabt haben." "Man kann nämlich in der Tat, wie es sich gezeigt hat
gerade innerhalb unserer anthroposophischen Bewegung, außerordentliche Dienste leisten den vor
uns hingestorbenen Menschenseelen, wenn wir ihnen von spirituellen Dingen vorlesen. Das kann so
gemacht werden, dass man die Gedanken an den Verstorbenen richtet und, um eine Erleichterung zu
haben, versucht, ihn zu denken, wie man sich seiner erinnert: vor einem stehend oder sitzend. Man
kann das mit mehreren zugleich machen. Man liest dann nicht laut vor, sondern verfolgt mit Aufmerksamkeit
die Gedanken, immer mit dem Gedanken an den Toten: der Tote steht vor mir. Das ist Vorlesen
den Toten. Man braucht kein Buch zu haben, aber man darf nicht in abstrakter Weise denken,
sondern muss tatsächlich jeden Gedanken durchdenken: so liest man vor den Toten. Man kann es sogar
so weit bringen, obzwar das schwieriger ist, dass, wenn man innerhalb einer gemeinsamen Weltanschauung,
oder über irgendein Gebiet des Lebens überhaupt, einen gemeinsamen Gedanken mit
dem Toten gehabt hat und eine persönliche Beziehung zu ihm hatte, man auch einem Fernerstehenden
vorlesen kann. Das geschieht so, dass er durch den warmen Gedanken, den man an ihn richtet,
nach und nach auf einen aufmerksam wird. So kann es sogar nützlich werden, wenn man Fernerstehenden
nach ihrem Tode vorliest. Dieses Vorlesen kann zu jeder Zeit geschehen. Ich bin schon gefragt worden worden, zu welcher Stunde man das am besten tut. Das ist ganz unabhängig von der Stunde. Man
muss nur die Gedanken wirklich durchdenken. Oberfläche genügt nicht. Wort für Wort muss man die
Sachen durchgehen, wie wenn man es innerlich aufsagen würde. Dann lesen die Toten mit. Und es ist
auch nicht richtig, wenn man glaubt, dass solches Vorlesen nur denjenigen nützlich sein kann, welche
der Geisteswissenschaft im Leben nahegetreten sind. Das braucht durchaus nicht der Fall zu sein.
So sehen wir, dass durchaus nicht notwendigerweise derjenige, dem wir helfen wollen, dem wir dienen
wollen nach dem Tode, im Leben Anthroposoph gewesen zu sein braucht."
"… Es hat sich wirklich das bewährt: da ist jemand gestorben; hier im Leben hat er sich aus irgendeinem
Grunde … nicht mit Geisteswissenschaft befasst. Derjenige, der zurück geblieben ist, kann aus der
Geisteswissenschaft heraus wissen, dass der Verstorbene ein brennendes Interesse für Geisteswissenschaft
haben kann. Wenn der Zurückgebliebene nun Gedanken innerlich durchnimmt mit ihm, als
wenn der Tote ihm gegenüberstehen würde, mit dem Gedanken, als ob der Tote vor ihm stehen würde,
so ist das für den Toten eine grosse Wohltat. Wir können tatsächlich dem Toten vorlesen. Das
überbrückt sozusagen die Kluft, die besteht zwischen den Lebenden und den Toten. Bedenken Sie,
wenn die zwei Welten, die durch die materialistische Gesinnung der Menschen so geschieden sind —
die Welt des physischen Planes und die spirituelle Welt, die der Mensch durchläuft zwischen Tod und
neuer Geburt —, bedenken Sie, wie dies unmittelbar ins Leben eingreift, wenn diese zwei Welten zusammengeführt
werden! Wenn Geisteswissenschaft nicht Theorie bleibt, sondern unmittelbarer Lebensimpuls
wird, also das, was Geisteswissenschaft eben sein soll, dann gibt es keine Trennung, sondern
unmittelbare Kommunikation. Das Vorlesen den Toten ist einer von den Fällen, in denen wir in
unmittelbare Beziehung zu den Toten treten können, in denen wir ihnen helfen können. Derjenige, der
Geisteswissenschaft gemieden hat, bleibt immer in der Qual, nach ihr zu verlangen, wenn wir ihm hier
nicht helfen. Aber wir können ihm auch von hier helfen, wenn er überhaupt ein solches Verlangen hat.
So kann der Lebendige dem Toten helfen."


<div style="margin-left:20px">
(Rudolf Steiner, zitiert nach http://www.sterbekultur.ch/index_htm_files/3.2%20Vorlesen%20den%20Toten.pdf )
"Den ganzen Konflikt, der durch diesen Zwiespalt und zu gleicher
Zeit durch die Sehnsucht nach Vereinigung der beiden Gegensätze
Natur und Geist in der menschlichen Seele hervorgerufen
wird, sehen Sie im Rosenkreuzerdrama abgeladen in der Seele des
Strader. Und wie ein aus dem gewöhnlichen Naturgange herausfallendes
Ereignis, wie die Offenbarung der Theodora, auf denjenigen
wirkt, der gewohnt ist, nur gelten zu lassen, was unter die physikalischen
und chemischen Gesetze fallen kann, wie das auf das Gemüt
wie eine Prüfung der Seele wirkt, sehen Sie auch am Charakter und
an den Geschehnissen der Seele des Strader dargestellt in dem
Rosenkreuzermysterium «Die Pforte der Einweihung». Damit haben
Sie aber nur gleichsam herauskristallisiert etwas, was als die
Empfindung dieses Gegensatzes in zahlreichen modernen Seelen
sich ausdrückt. Diese Straderseelen sind sehr häufig in der heutigen
Zeit. Für solche Straderseelen ist es notwendig, daß sie auf der
einen Seite das Eigentümliche des regulären, des normalen Ganges
der Naturtatsachen, die durch die physikalischen, chemischen, biologischen
Gesetze erklärt werden können, einsehen. Auf der anderen
Seite ist es aber auch notwendig, daß solche Seelen hingeführt
werden zur Anerkennung jener Tatsachen, die auch auf dem physischen
Plane auftreten, aber von dem rein materialistischen Sinn als
Wunder und daher als etwas Unmögliches einfach liegengelassen
und nicht anerkannt werden." {{Lit|{{G|129|57}}}}
</div>


In «[[Die Prüfung der Seele]]» wird eine frühre [[Inkarnation]] Straders zur Zeit des [[Wikipedia:Spätmittelalter|Spätmittelalter]]s als '''Simon, der Jude''' geschildert. Er führt hier ein einsames und ausgegrenztes Leben und fühlt sich darin den Rittern der Ordensburg verwandt. Er hadert nicht mit seinem Schicksal, denn dieses hat ihn gelehrt, sich als Naturforscher, der neue Heilmittel entwickelt, auf die Kräfte seiner eigenen Seele zu besinnen und die Lehren der Ritter weisen ihn auf die herannahende Zeit, wo der Mensch die Sinneswelt erobern und ihre Kräfte entfalten wird. Zu dem [[Christus]] findet er in diesem Leben noch nicht die rechte Beziehung, obwohl ihm dieser immer wieder in einer traumbildartigen Vision seine Hand entgegenstreckt:
Es empfehlen sich die Grundwerke Rudolf Steiners, wie "Theosophie" ([[GA 9]]) und "Die Geheimwissenschaft im Umriß" ([[GA 13]]), wegen deren gedanklicher Klarheit, sowie "Anthroposophische Leitsätze" ([[GA 26]]), wegen deren gedanklicher Dichtigkeit, zum Vorlesen für die Toten.
 
<div style="margin-left:20px">
<poem>
Ich bin zum Träumer wahrlich nicht geboren;
Doch wenn ich einsam Feld und Wald durch-
Da tritt vor meine Seele oft ein Bild, [wandle,
Das ich so wenig mit dem Willen meistre
Wie jene Dinge, welche Augen schauen.
Es stellt sich vor mich hin ein Menschenwesen,
Das seine Hand mir liebend reichen will.
In seinen Zügen drückt ein Schmerz sich aus,
Den ich in keinem Antlitz noch gesehn.
Die Größe und die Schönheit dieses Menschen
Ergreifen alle meine Seelenkräfte;
Ich möchte niedersinken und in Demut
Ergeben mich dem Boten andrer Welten. —
Da flammt im nächsten Augenblicke schon
Ein wilder Zorn in meinem Herzen auf.
Ich kann dem Trieb in mir nicht widerstehn,
Der meiner Seele Widerstand entfacht —,
Und von mir stoßen muß ich jene Hand,
Die sich so liebend mir entgegenhält.
</poem>
{{Lit|{{G|14|241}}}}
</div>
 
[[Datei:Straderapparat1.jpg|thumb|300px|Modell des [[Strader-Apparat]]s, angefertigt von Hans Kühn nach dem
Originalmodell, das für die Aufführung des Mysteriendramas «[[Der Hüter der Schwelle]]»,
München 1913, nach Angaben Rudolf Steiners hergestellt worden war.]]
 
Doktor Strader erweist sich auch als genialer Techniker. Der [[Strader-Apparat]], der in «[[Der Hüter der Schwelle]]» als bahnbrechende Erfindung Straders beschrieben wird, soll den Hinweis auf eine künftig zu entwickelnde moderne [[Technik]] geben, die nicht, wie alle derzeit gebräuchlichen [[Maschine]]n, ausschließlich auf [[Energie]] verschlingenden [[physisch]]en [[Zentralkräfte]]n beruht, sondern die [[Wikipedia:potential|potential]]freien [[ätherisch]]en [[Universalkräfte]] nutzbar machen kann.
 
Straders Intention ist es, dem technischen Fortschritt eine solche Richtung geben, dass damit zugleich Kräfte frei werden, durch die die Menschen ihre geistige Entwicklung voranbringen können. Das würde natürlich auch bedeutsame [[sozial]]e Veränderungen mit sich bringen. In «[[Der Hüter der Schwelle]]» sagt er:
 
<div style="margin-left:20px"><poem>
Es reihte dann Versuch sich an Versuch,
bis endlich der Zusammenklang von Kräften
auf meinem Arbeitstische sich ergab,
der einst in seiner vollen Ausgestaltung
rein technisch jene Freiheit bringen wird,
in welcher Seelen sich entfalten können.
Nicht weiter wird man Menschen zwingen müssen,
in enger Arbeitsstätte würdelos
ihr Dasein pflanzenähnlich zu verträumen.
Man wird der Technik Kräfte so verteilen,
dass jeder Mensch behaglich nutzen kann,
was er zu seiner Arbeit nötig hat
im eignen Heim, das er nach sich gestaltet.
<small>''Der Hüter der Schwelle'', 1. Bild</small>
</poem></div>
 
Obwohl im Modellversuch erfolgreich, scheitert Strader allerdings, wie wir später in «[[Der Seelen Erwachen]]» erfahren, an der praktischen Umsetzung seiner Erfindung.
 
In «[[Der Hüter der Schwelle]]» ist Strader bereits seit 7 Jahren mit Theodora verheiratet. Die erste Begegnung mit Theodora hatte Strader gezeigt, wie sich der Geist in einem Menschen über solche Dinge zu offenbaren sucht, die seinem eigenen Erkenntnisstreben verschlossen bleiben mussten. An [[Johannes Thomasius|Thomasius]] konnte er die Früchte der Geistesschülerschaft erleben. Doch all dies raubte ihm den Glauben an Vernunft und Wissenschaft und so wandte er sich der Technik zu, um sich zu betäuben. Aus diesem zerquälten Dasein wurde er erst durch die zweite Begegnung mit Theodora gerissen. Durch [[Felix Balde]]s weise Führung waren ihre Seherkräfte damals zu hoher Kraft gereift. Dass ihm diese lichte Geistesbotin vom Schicksal als Gefährtin vorbestimmt sein könnte, ahnte er da noch nicht, doch als es ihm Gewissheit wurde, ergoss sich helles Licht in seine Seele, das seine Arbeit bedeutsam befruchtete – selbst dann noch, als ihre Offenbarungen schließlich nicht mehr kamen. Sorge bereitet ihm nur, dass der Verlust der Seherkraft Theodora tiefe Schmerzen bereiten könnte. Doch das konnte Theodora gelassen auf sich nehmen - doch kürzlich sind diese Kräfte auf neue, schmerzvolle Weise wieder erwacht. Noch während sie spricht, tritt ihr beängstigend das Bild von [[Johannes Thomasius]] vor die Seele, der durch [[Luzifer]]s Einfluss unheilsame [[Begierde]]n auf sie richtet. Im nächsten Bild erfährt man, dass Theodora gestorben ist. Sie tritt danach nur mehr in Seelenform in Erscheinung.
 
[[Hilarius Gottgetreu]] hat indessen die Leitung des väterlichen Holzsägewerks übernommen und will die Produktion nach geistig-künstlerischen Kriterien neu orientieren. [[Johannes Thomasius]] soll die Produkte künstlerisch gestalten, Strader die technische Leitung übernehmen und [[Benedictus]], [[Maria (Mysteriendrama)|Maria]] und [[Capesius]] weithin Verständnis für die neue Produktionsweise wecken. Der Bürochef aber hält Hilarius Geistesbrüder nicht für befähigt, die geistigen Erkenntnisse in die Lebenspraxis umzusetzen; das Unternehmen würde dadurch zugrunde gerichtet. Ganz besonders zweifelt er an den Fähigkeiten Doktor Straders, weil dieser mit seiner Erfindung vollkommen gescheitert war.
 
[[Ahriman]] sinnt indessen darüber nach, wie er wieder Macht über Strader gewinnen kann. Zu nahe steht er schon dem „Mystenschwarm“, der „durch das Weisheitslicht des Benedictus das Wachen in der Weltenmitternacht ertrotzen konnte.“ Maria und Johannes sind dadurch bereits dem Lichtbezirk Luzifers entronnen und beide durchschauen auch Ahrimans Wirken. Nur mit Hilfe Straders könnte er noch an die beiden herankommen. Eile ist geboten, denn Ahriman sieht im Schicksalsbuch bereits den baldigen Tod Straders voraus – und nach dem Tod wäre Straders Seele für Ahriman verloren. Ahriman holt dazu die Seele [[Ferdinand Reinecke]]s, die wie eine Kopie Ahrimans erscheint, in sein Reich und inspiriert sie mit Gedanken, die Strader an seinem eigenen Werk irre machen sollen. Da erscheint [[Theodora]]s Seele, die fest an Straders Seite steht. Wenn sie ihn nicht verlässt, solang er noch auf Erden lebt, wäre Ahrimans Kampf verloren: „Doch kann ich wohl noch hoffen, daß er zuletzt sie doch vergessen könnte.“
 
Tatsächlich kann [[Ferdinand Reinecke]] Strader davon überzeugen, dass der Entwurf seines Apparats einen grundlegenden, nicht behebbaren Denkfehler enthält und darum notwendig scheitern musste. Tief verzweifelt stirbt Strader gegen Ende des vierten Dramas, fühlte sich aber bis zuletzt so innig mit Theodora verbunden, dass Ahriman ihn nicht in sein Reich hinüberziehen kann. Die [[Pflegerin Doktor Straders]] übergibt einen letzten Brief Straders an Benedictus und berichtet von den letzten Augenblicken seines Lebens:
 
<div style="margin-left:20px"><poem>
Erst lebte noch der letzte Lebensplan
In seinem Denken; dann war Theodora
Im Geist mit ihm vereint; erfühlend dies,
Entrang sich seine Seele sanft der Hülle.
<small>''Der Seelen Erwachen'', 15. Bild</small>
</poem></div>


== Literatur ==
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Vier Mysteriendramen'', [[GA 14]] (1998), ISBN 3-7274-0140-0
* Michael Debus/Gunhild Kacer: ''Das Handeln im Umkreis des Todes''. Fragen zur Bestattung, Selbstverlag Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart, Stuttgart 1996, S. 59ff
#Rudolf Steiner: ''Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen'', [[GA 129]] (1992), ISBN 3-7274-1290-9 {{Vorträge|129}}
* Arie Boogert: ''Wir und unsere Toten'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 1993, S. 164ff
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==


#Wolfgang Peter: ''[http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_05/Europaer_09_2001.pdf#page=30&view=Fit Die dritte Kraft]'', in: ''[[Der Europäer]]'', Jg 05/Heft 9/10, Perseus-Verlag, Basel 2001, S. 30f
#Christoph Podak: ''«... weil sonst das ahrimanische Gegenbild entwickelt wird.» Materialien und Aspekte zum Konzept der «Strader-Technik»'', in: ''[[Der Europäer]]'', Jg 07, Perseus-Verlag, Basel 2003, Heft [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_05_2003.pdf 05], [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_06_2003.pdf 06], [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_07_2003.pdf 07], [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_08_2003.pdf 08], [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_09_2003.pdf 09]


[[Kategorie:Mysteriendrama]]
[[Kategorie:Tod]][[Kategorie:Soziales Leben]]

Version vom 18. April 2017, 11:07 Uhr

Eine alte anthroposophische Tradition, die aber allmählich immer mehr vergessen zu werden droht, ist die Hinwendung zu den Verstorbenen, durch ein bewußtes Vorlesen für die Toten. Um so wichtiger ist diese auf Angaben Rudolf Steiners beruhende Praxis gerade für die Gegenwart, denn bittere Not herrscht unter den Toten, wenn sie durch unsere Gedanken und Taten keinerlei seelische Nahrung und Unterstützung erhalten.

"… Und so wie für die Toten gleichsam ein Boden, aus dem sie so etwas ziehen wie geistige Nahrung, unsere schlafenden Seelen sind, so wiederum ist etwa für das Wahrnehmungsvermögen der Toten dasjenige, was wir wissend an spirituellen Vorstellungen durch unsere Seelen ziehen lassen. Deshalb ist es, dass ich angeraten habe denjenigen, deren Angehörige vor ihnen gestorben sind, diesen Toten vorzulesen. Wenn wir uns den Toten vorstellen und durch unsere Seele ziehen lassen, gleichsam nur in Gedanken lesend, irgend etwas, was spirituelle Wissenschaft darstellt, dann betrachtet dies der Tote. Er beobachtet dies, er nährt sich durch die unbewusste Nachwirkung der spirituellen Vorstellung, und er lebt auf in seinem eigenen Bewusstsein durch das, was man ihm so vorliest. Der Verstorbene fühlt sich getragen, gehalten. … So müssen wir uns klar sein, dass eine fortwährende Wechselbeziehung ist zwischen der physischen und der geistigen Welt. Es wäre leicht einzuwenden, dass der Tote ja in der geistigen Welt sei. Wozu brauche er dann unser Vorlesen? Ja, er ist in der geistigen Welt. Aber die Begriffe der Geisteswissenschaft müssen auf Erden erzeugt werden und können nicht anders erzeugt werden als durch das Erdengemüt der Menschen, so dass der Tote zwar die geistige Welt um sich herum hat, aber die Begriffe, die er gerade braucht, die können ihm zufließen, ihn tragend, ihn hebend in seinem Bewusstsein dadurch, dass wir sie ihm zufließen lassen von der Erde aus. Und da die innigste Beziehung besteht zwischen den Toten und denjenigen, mit denen sie gelebt haben, so sind die besten Vorleser für die Toten diejenigen Menschen, die um den Verstorbenen gelebt haben, die mit ihm verbunden oder befreundet waren, oder die sonst eine reale Beziehung vor dem Tode zu ihnen gehabt haben." "Man kann nämlich in der Tat, wie es sich gezeigt hat gerade innerhalb unserer anthroposophischen Bewegung, außerordentliche Dienste leisten den vor uns hingestorbenen Menschenseelen, wenn wir ihnen von spirituellen Dingen vorlesen. Das kann so gemacht werden, dass man die Gedanken an den Verstorbenen richtet und, um eine Erleichterung zu haben, versucht, ihn zu denken, wie man sich seiner erinnert: vor einem stehend oder sitzend. Man kann das mit mehreren zugleich machen. Man liest dann nicht laut vor, sondern verfolgt mit Aufmerksamkeit die Gedanken, immer mit dem Gedanken an den Toten: der Tote steht vor mir. Das ist Vorlesen den Toten. Man braucht kein Buch zu haben, aber man darf nicht in abstrakter Weise denken, sondern muss tatsächlich jeden Gedanken durchdenken: so liest man vor den Toten. Man kann es sogar so weit bringen, obzwar das schwieriger ist, dass, wenn man innerhalb einer gemeinsamen Weltanschauung, oder über irgendein Gebiet des Lebens überhaupt, einen gemeinsamen Gedanken mit dem Toten gehabt hat und eine persönliche Beziehung zu ihm hatte, man auch einem Fernerstehenden vorlesen kann. Das geschieht so, dass er durch den warmen Gedanken, den man an ihn richtet, nach und nach auf einen aufmerksam wird. So kann es sogar nützlich werden, wenn man Fernerstehenden nach ihrem Tode vorliest. Dieses Vorlesen kann zu jeder Zeit geschehen. Ich bin schon gefragt worden worden, zu welcher Stunde man das am besten tut. Das ist ganz unabhängig von der Stunde. Man muss nur die Gedanken wirklich durchdenken. Oberfläche genügt nicht. Wort für Wort muss man die Sachen durchgehen, wie wenn man es innerlich aufsagen würde. Dann lesen die Toten mit. Und es ist auch nicht richtig, wenn man glaubt, dass solches Vorlesen nur denjenigen nützlich sein kann, welche der Geisteswissenschaft im Leben nahegetreten sind. Das braucht durchaus nicht der Fall zu sein. So sehen wir, dass durchaus nicht notwendigerweise derjenige, dem wir helfen wollen, dem wir dienen wollen nach dem Tode, im Leben Anthroposoph gewesen zu sein braucht." "… Es hat sich wirklich das bewährt: da ist jemand gestorben; hier im Leben hat er sich aus irgendeinem Grunde … nicht mit Geisteswissenschaft befasst. Derjenige, der zurück geblieben ist, kann aus der Geisteswissenschaft heraus wissen, dass der Verstorbene ein brennendes Interesse für Geisteswissenschaft haben kann. Wenn der Zurückgebliebene nun Gedanken innerlich durchnimmt mit ihm, als wenn der Tote ihm gegenüberstehen würde, mit dem Gedanken, als ob der Tote vor ihm stehen würde, so ist das für den Toten eine grosse Wohltat. Wir können tatsächlich dem Toten vorlesen. Das überbrückt sozusagen die Kluft, die besteht zwischen den Lebenden und den Toten. Bedenken Sie, wenn die zwei Welten, die durch die materialistische Gesinnung der Menschen so geschieden sind — die Welt des physischen Planes und die spirituelle Welt, die der Mensch durchläuft zwischen Tod und neuer Geburt —, bedenken Sie, wie dies unmittelbar ins Leben eingreift, wenn diese zwei Welten zusammengeführt werden! Wenn Geisteswissenschaft nicht Theorie bleibt, sondern unmittelbarer Lebensimpuls wird, also das, was Geisteswissenschaft eben sein soll, dann gibt es keine Trennung, sondern unmittelbare Kommunikation. Das Vorlesen den Toten ist einer von den Fällen, in denen wir in unmittelbare Beziehung zu den Toten treten können, in denen wir ihnen helfen können. Derjenige, der Geisteswissenschaft gemieden hat, bleibt immer in der Qual, nach ihr zu verlangen, wenn wir ihm hier nicht helfen. Aber wir können ihm auch von hier helfen, wenn er überhaupt ein solches Verlangen hat. So kann der Lebendige dem Toten helfen."

(Rudolf Steiner, zitiert nach http://www.sterbekultur.ch/index_htm_files/3.2%20Vorlesen%20den%20Toten.pdf )

Es empfehlen sich die Grundwerke Rudolf Steiners, wie "Theosophie" (GA 9) und "Die Geheimwissenschaft im Umriß" (GA 13), wegen deren gedanklicher Klarheit, sowie "Anthroposophische Leitsätze" (GA 26), wegen deren gedanklicher Dichtigkeit, zum Vorlesen für die Toten.

Literatur

  • Michael Debus/Gunhild Kacer: Das Handeln im Umkreis des Todes. Fragen zur Bestattung, Selbstverlag Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart, Stuttgart 1996, S. 59ff
  • Arie Boogert: Wir und unsere Toten, Urachhaus Vlg., Stuttgart 1993, S. 164ff