Vollkommenheit und Kundalini: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Vollkommenheit''' bezeichnet einen Zustand, der sich nicht noch weiter verbessern lässt. Vollkommen nimmt dabei eine Mehrfachbedeutung an: einerseits im Sinne von '''Makellosigkeit''' (lat. ''integritas''), also ein von [[Schaden|Beschädigungen]] freier Zustand, andererseits im Sinne von ''zum Vollen kommen'' bzw. '''Vollendung''' (lat. ''perfectio''), also als finales Ergebnis einer abschließbaren Serie von Verbesserungen als absolute innere [[Zweckmäßigkeit]]. Gemein ist diesen beiden Bedeutungen der Kontext von '''Unübertrefflichkeit''' - der makellose bzw. vollendete Zustand ist jeweils ein Maximum des jeweils real Erreichbaren - hierin erinnert er an das Begriffsfeld [[Ideal (Philosophie)|Ideal]].
[[Datei:Chakras.jpg|thumb|250px|Die 7 [[Lotosblumen|Hauptchakras]] des [[Mensch]]en. Die Kundalinkraft ruht in schlangenartiger Gestalt zusammengerollt im untersten Chakra, dem vierblättrigen [[Wurzelchakra]].]]
'''Kundalini''' ([[Sanskrit|skrt.]], f., कुण्डलिनी, {{IAST|kuṇḍalinī}}, von ''kundala'' "gerollt, gewunden") auch ''Kundalini-Schlange'', ''Schlangenkraft'' oder [[Shakti]] (eine Erscheinungsform der Göttin [[Devi]]) genannt, ist nach der [[Tantra|tantrischen]] Lehre die  göttliche Kraft in ihrer [[individuell]]en [[Inkarnation]] im [[Mensch]]en, die schlafende [[Lebenskraft]] oder [[Prana]] in seiner potentiellen, ruhenden Form, die [[Energie]] und [[Essenz]] des [[Leben]]s gleichermaßen, und hängt eng mit den (mütterlichen) [[Reproduktionskräfte]]n zusammen. Sie ist die Kraft im Menschen, die der ''mater'', der [[Materie]], am nächsten steht und bildet die Brücke zwischen der [[physisch]]en und [[astral]]en [[Substanz]].  


== Geschichte ==
== Die Kundalini-Kraft ==
Die '''Kundalini-Kraft''' ruht am unteren Ende der [[Wirbelsäule]], symbolisiert durch die in dreieinhalb Windungen zusammengerollte Schlange, die im [[Wurzelchakra]], der [[Vierblättrige Lotosblume|vierblättrigen Lotosblume]] bewusstlos schläft. Einmal erweckt, kann sie zur höchsten Kraft der [[Liebe]] ''oder'' zur im höchsten Maß gesteigerten reinen [[Begierde]] werden. In [[Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie]] wird diese tief unbewusste Kraft durch die [[grüne Schlange]] repräsentiert.


Das [[antike]] bzw. [[Mittelalter|mittelalterliche]] Konzept der Vollkommenheit kreist um den Begriff der [[Entelechie]]: die vollkommene [[Entität]] ist eine [[Ganzheit]], die darin gründet, dass alle ihre Teile einem gemeinsamen, 'ergänzenden' Zweck unterworfen sind.
=== Kundalini-Feuer und Kundalini-Licht ===
[[Platon]]s ''[[Timaios]] ''beschreibt einen vollkommenen Körper als ein in sich geschlossenes und geordnetes, und daher [[Schönheit|schönes]] [[Ganzheit|Ganzes]], das sich nicht weiter verändern kann (und muss) und nichts Seiendes außer sich hat.
Das '''Kundalinifeuer''' ist das Band, das den [[Physischer Leib|physischen Leib]] während des ganzen irdischen Lebens mit dem [[Astralleib]] verbindet, die sogenannte [[Silberschnur]]. Wenn im [[Schlaf]] die oberen Teile des Astralleibs aus dem [[Leib]] herausgehoben sind, erscheint die ''Silberschnur'' dem [[Hellsehen|hellsichtigen Blick]] als feines silbrig leuchtendes Band, das in der Nabelgegend in den Leib einmündet. Beim [[Tod]] reißt diese ''silberne Perlenschnur'' und der Astralleib kann nicht mehr in den [[Leib]] zurückkehren.


Diese letzte Eigenschaft wird bei [[Aristoteles]] als die zentrale genommen; vollkommen ist ''„das, außerhalb dessen sich auch nicht ein einziger Teil finden lässt“'' ([[Wikipedia:Metaphysik (Aristoteles)|Metaph]]. 4,16,1021bsq.). Vollkommen wird ein Objekt i.a., indem es eine verbessernde Veränderung durchläuft, bei der ein zunächst auf ein außer sich gerichtetes [[Telos (Philosophie)|Telos]] schließlich vollständig auf sich gerichtet ist und damit [[Selbstzweck]] wird. In der [[Ethik]] steht bei Aristoteles die [[Arete]] für sittliche Vollkommenheit. Von [[Thomas von Aquin]] stammt die Differenzierung des Vollkommenheitsbegriffs in Makellosigkeit und Vollendung (''„integritas sive perfectio“''). Spätestens seit Thomas ist Vollkommenheit auch ein klassisches Attribut [[Gott]]es. Dessen absolute Vollkommenheit ist ewig d.h. ungeworden und unverlierbar. Da es in Gott keine Akzidenzien gibt, hat Gott nicht die Vollkommenheit als Eigenschaft, sondern ist (wesensmäßig) vollkommen, ja die Vollkommenheit bzw. das Sein selbst (siehe [[Natürliche Theologie]]).
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"Was besteht für eine Verbindung zwischen
dem Astralleib und dem physischen Leib, was kettet das
astrale Ohr an das physische Ohr? Und warum kehrt der Astralkörper,
[der während des Schlafens vom physischen Körper getrennt
ist], wieder zurück? Es könnten interessante Fragen aufgeworfen
werden. Nehmen wir zum Beispiel an, ein Mensch fühlte
sich furchtbar unglücklich. Nun ist er während der Nacht in
seinem Astralleib. Das Leid hat seinen Ursprung im Physischen. Er
könnte nun den Entschluß fassen, [mit seinem Astralleib] nicht
mehr zurückzukehren, dann wäre das ausgeführt, was man einen
astralen Selbstmord nennen würde.


Das moderne Konzept der Vollkommenheit entstammt den [[Idealismus (Philosophie)|idealistischen]] Strömungen des [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18. Jahrhunderts]] und ist eng an den Begriff des [[Fortschritt]]s geknüpft. Bei Kant und seinen Vorgängern [[Christian Wolff (Universalgelehrter)|Christian Wolff]] und [[Alexander Gottlieb Baumgarten]] ist Vollkommenheit ein Begriff der [[Ontologie]]: sie bezeichnet die Vollständigkeit eines Seienden als Zusammentreffen aller möglichen Bestimmungen eines Gegenstands zu einer harmonischen Einheit oder Ordnung. Das Vollkommene ist ein 'Volles', eine Fülle mögliche Anteile, zu der kein weiterer Anteil mehr fehlt. Charakteristisch ist für das Vollkommene daher, dass es keiner weiteren Sache bedarf und daher a.) vollständig autonom und b.) keiner weiteren Entwicklung mehr fähig und somit zeitenthoben ist. Da sich zu jedem real Seienden, sofern es endlich ist, prinzipiell eine mögliche Ergänzung finden lässt, können demnach vollkommene Sachverhalte nur im Reich der [[Abstrakt]]ion oder bei Gott gefunden werden. Im Bereich des Endlichen hingegen wird Vollkommenheit eine regulative Idee; ein Zustand, der zwar nicht erreicht werden kann, aber unbedingt angestrebt werden muss - dies ist die ethische [[Perfektibilität]] des Menschen.
Also, was verbindet den astralischen Leib mit dem physischen
Leib und seinen Organen, und was führt ihn wieder zurück? Da
besteht eine Art von Band, eine Verbindung, die eine Zwischenmaterie
ist zwischen physischer und astraler Materie. Und das
nennt man das Kundalinifeuer. Wenn Sie einen schlafenden Menschen
haben, so können Sie im Astralen immer den Astralkörper
verfolgen. Sie haben einen leuchtenden Streifen bis dahin, wo der
Astralkörper ist. Es ist immer der Ort aufzufinden. Wenn sich der
Astralkörper entfernt, dann wird in demselben Maße das Kundalinifeuer
dünner und dünner. Eine immer dünnere und dünnere Spur
ist es; es wird immer mehr wie ein dünner Nebel. Wenn Sie nun
dieses Kundalinifeuer genau ansehen, dann ist es nicht gleichförmig.
Es werden in demselben gewisse Stellen leuchtender und dichter
sein, und das sind die Stellen, welche das Astrale wieder zu dem
Physischen hinführen. Der Sehnerv ist also durch ein dichteres
Kundalinifeuer verbunden mit einem astralen Nerven.


Die Idee des [[Nichts]] wurde im Laufe der Geschichte immer wieder mit der [[Idee]] der Vollkommenheit in Verbindung gebracht. "Drum besser wär's, dass nichts entstünde." ([[Arthur Schopenhauer]]: ''Die Welt als Wille und Vorstellung'', Kap. Von der Nichtigkeit und dem Leiden des Lebens)
Leadbeater wollte [in seinem Buch «Die Astral-Ebene»] nicht
darauf eingehen zu sagen, ob ein solcher astraler Selbstmord möglich
ist. Es kann das Kundalinifeuer mit dem Astralkörper nicht
ganz aus dem physischen Leib herausgehoben werden. Würde es
nun eintreten, daß ein Mensch den Entschluß faßt, nicht mehr
zurückzukommen, so würde das Kundalinifeuer ihn fortwährend
hinabziehen; es ist so, als ob er noch zum physischen Leib gehörte.
Es ist die Spur des Kundalinifeuers, die er verfolgt. Wenn die Lebenskraft
noch nicht erschöpft ist, so ist es sehr schwer, den Astralkörper
aus dem physischen Körper herauszuheben. Es ist sehr
schwer, wenn jemand an dem physischen Körper hängt, den er
nicht mehr gebrauchen kann. In dieser Beziehung ist das Schicksal
des Selbstmörders und das des Verunglückten nicht in erheblichem
Maße voneinander verschieden." {{Lit|GA 88, S 237f}}
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== Siehe auch ==
Als '''Kundalinilicht''' offenbart sich Kundalini als das [[Astrallicht]], das aus dem Inneren kommt, und die [[geistige Welt]] beleuchtet und so die [[Hellsehen|geistige Wahrnehmung]] erweckt. In einem Notizbuch Steiners aus dem Jahr [[Wikipedia:1906|1906]] heißt es:
{{Wikiquote|Vollkommenheit}}
 
* [[Anmut]], [[Entelechie]], [[Ganzheit]]
<div style="margin-left:20px">
* [[Arete]]
"Man muß im Astralkörper selbst eine zweite Hälfte unterscheiden:
* [[Kalokagathia]], [[Perfektibilität]]
wie der andere Pol beim Magneten.
* [[Schönheit]], [[Vollständigkeit]], [[Transzendentalien]]
 
Beim Manne ist der zweite Astralkörper weiblich; beim Weibe ist der
zweite Astralkörper männlich, das heißt der Astralkörper ist hermaphroditisch.
Das Kundalinifeuer ist nun die im zweiten Astralkörper erregte Tätigkeit,
die zunächst Wärme und Licht ist.
 
Solange das Kundalinifeuer nicht erregt wird, tastet man zwischen den
Gegenständen und Wesen der höheren Welt; wie in der Nacht zwischen
den physischen Gegenständen. Ist das Kundalinifeuer da, so beleuchtet
man sich selbst die Gegenstände." {{Lit|Beiträge 51/52, S 21}}
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Dass sich Kundalini als Kundalini''licht'' und als Kundalini''feuer'' offenbart, weist auf die Polarität von [[Licht]] und [[Liebe]], die sich im Zuge der [[Schulungsweg|geistigen Entwicklung]] durchdringen und zu ''einer'' Kraft verbinden müssen. Das ist auch das Hauptthema von Steiners erstem [[Mysteriendrama]] [[Die Pforte der Einweihung]]. Im 11. Bild sagt [[Theodosius]], der den ''Geist der Liebe'' repräsentiert, zur [[Die andre Maria|andren Maria]], deren Urbild sich im Verlauf des Dramas als ''Seele der Liebe'' offenbart {{Lit|GA 14, S 150f}}:
 
<table align="center"><tr><td><poem>
Es war dein Schicksal eng verbunden
Mit deiner höhern Schwester Leben.
Ich konnte ihr der Liebe Licht,
Doch nicht der Liebe Wärme geben,
So lange du beharren wolltest,
Dein Edles aus dem dunklen Fühlen nur
In dir erstehn zu lassen,
Und nicht in vollem Weisheitslichte
Es klar zu schauen dir erstrebtest.
In dunkler Triebe Wesen reicht
Des Tempels Einfluß nicht,
Auch wenn sie Gutes wirken wollen.
</poem></td></tr></table>
 
== Die Erweckung der Kundalini-Kraft ==
 
Die Erweckung der Kundalini-Kraft erfolgt auf einem entsprechenden [[Schulungsweg]], etwa auf dem des [[Kundalini-Yoga]]. Dabei steigt die Kundalini-Kraft in der Regel schrittweise von unten nach oben auf, wobei nach und nach die über dem [[Wurzelchakra]] liegenden [[Lotosblumen]] im Prozess des [[Satchakrabedha]] ([[Sanskrit|skrt.]] ''Sechschakrendurchstechen'') "durchstochen" werden. Erst wenn die Kundalini-Kraft das [[Scheitelchakra]] erreicht, vereinigt sie sich mit den kosmisch-spirituellen Kräften, der [[Weltseele]], denen Kundalini ihren Ursprung verdankt. Das Scheitelchakra ist allerdings nur schwer zu erreichen, oft zieht sich die Kundalinikraft auch wieder zurück, ehe sie noch das [[Nabelchakra]] erreicht. Deswegen, und weil dieser Weg, unmittelbar vom Wurzelchakra aufzusteigen,  mit Gefahren verbunden ist, da diese tief unbewussten Kräfte nur schwer zu beherrschen sind und sehr leicht eine zerstörerische Wirkung bis in die [[Physischer Leib|Physis]] hinein hervorrufen können, wird in vielen Schulen daher zuerst das [[Herzzentrum]] entwickelt, von dem aus die Entwicklung viel bewusster geführt werden kann.
 
Die Erweckung der Kundalini führt zu einer ''nicht'' fieberartigen Erhöhung der Körpertemperatur, die vorallem als aufsteigende [[Wärme]] entlang der [[Wirbelsäule]] spürbar wird. Manchmal kündigt sich das Erwachen der Kundalini auch in den [[Traumbewusstsein|Träumen]] an. Gelegentlich kann die Kundalini auch spontan ohne entsprechende Schulung erwachen, was oft von Fieberschüben und dem Hören von Stimmen oder intensiven [[Vision]]en begleitet sein kann, die leicht als Anzeichen geistiger Erkrankungen missdeutet werden können.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Roland Galle: Art. ''Vollkommen/Vollkommenheit'', in: Karlheinz Barck et al. (Hrsg.): Ästhetische Grundbegriffe. Band 6. Stuttgart und Weimar 2005.
#Rudolf Steiner: ''Vier Mysteriendramen'', [[GA 14]] (1998), ISBN 3-7274-0140-0; '''Tb 607''' (I + II), ISBN 978-3-7274-6070-8 + '''Tb 608''' (III + IV), ISBN 978-3-7274-6080-7
* Geoffrey Wainwright: Art. ''Vollkommenheit''. In: [[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]] 35 (2003), S. 273-285 (mit weiterer Lit.)
#Rudolf Steiner: ''Über die astrale Welt und das Devachan'', [[GA 88]] (1999), ISBN 3-7274-0880-4
* Władysław Tatarkiewicz: O doskonałości (Ueber Vollkommenheit), Warschau, Państwowe Wydawnictwo Naukowe, 1976.
#''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft 51/52: Der Weg zur höheren Erkenntnis im Lebenswerk und Lebensgang Rudolf Steiners, Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dornach 1975
#Sir John Woodroffe: ''The Serpent Power'', Madras: Ganesh & Co., 1978


[[Kategorie:Metaphysik]]
{{GA}}
[[Kategorie:Ästhetik]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Tantra]] [[Kategorie:Theosophie]]

Version vom 9. Februar 2011, 10:33 Uhr

Die 7 Hauptchakras des Menschen. Die Kundalinkraft ruht in schlangenartiger Gestalt zusammengerollt im untersten Chakra, dem vierblättrigen Wurzelchakra.

Kundalini (skrt., f., कुण्डलिनी, kuṇḍalinī, von kundala "gerollt, gewunden") auch Kundalini-Schlange, Schlangenkraft oder Shakti (eine Erscheinungsform der Göttin Devi) genannt, ist nach der tantrischen Lehre die göttliche Kraft in ihrer individuellen Inkarnation im Menschen, die schlafende Lebenskraft oder Prana in seiner potentiellen, ruhenden Form, die Energie und Essenz des Lebens gleichermaßen, und hängt eng mit den (mütterlichen) Reproduktionskräften zusammen. Sie ist die Kraft im Menschen, die der mater, der Materie, am nächsten steht und bildet die Brücke zwischen der physischen und astralen Substanz.

Die Kundalini-Kraft

Die Kundalini-Kraft ruht am unteren Ende der Wirbelsäule, symbolisiert durch die in dreieinhalb Windungen zusammengerollte Schlange, die im Wurzelchakra, der vierblättrigen Lotosblume bewusstlos schläft. Einmal erweckt, kann sie zur höchsten Kraft der Liebe oder zur im höchsten Maß gesteigerten reinen Begierde werden. In Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie wird diese tief unbewusste Kraft durch die grüne Schlange repräsentiert.

Kundalini-Feuer und Kundalini-Licht

Das Kundalinifeuer ist das Band, das den physischen Leib während des ganzen irdischen Lebens mit dem Astralleib verbindet, die sogenannte Silberschnur. Wenn im Schlaf die oberen Teile des Astralleibs aus dem Leib herausgehoben sind, erscheint die Silberschnur dem hellsichtigen Blick als feines silbrig leuchtendes Band, das in der Nabelgegend in den Leib einmündet. Beim Tod reißt diese silberne Perlenschnur und der Astralleib kann nicht mehr in den Leib zurückkehren.

"Was besteht für eine Verbindung zwischen dem Astralleib und dem physischen Leib, was kettet das astrale Ohr an das physische Ohr? Und warum kehrt der Astralkörper, [der während des Schlafens vom physischen Körper getrennt ist], wieder zurück? Es könnten interessante Fragen aufgeworfen werden. Nehmen wir zum Beispiel an, ein Mensch fühlte sich furchtbar unglücklich. Nun ist er während der Nacht in seinem Astralleib. Das Leid hat seinen Ursprung im Physischen. Er könnte nun den Entschluß fassen, [mit seinem Astralleib] nicht mehr zurückzukehren, dann wäre das ausgeführt, was man einen astralen Selbstmord nennen würde.

Also, was verbindet den astralischen Leib mit dem physischen Leib und seinen Organen, und was führt ihn wieder zurück? Da besteht eine Art von Band, eine Verbindung, die eine Zwischenmaterie ist zwischen physischer und astraler Materie. Und das nennt man das Kundalinifeuer. Wenn Sie einen schlafenden Menschen haben, so können Sie im Astralen immer den Astralkörper verfolgen. Sie haben einen leuchtenden Streifen bis dahin, wo der Astralkörper ist. Es ist immer der Ort aufzufinden. Wenn sich der Astralkörper entfernt, dann wird in demselben Maße das Kundalinifeuer dünner und dünner. Eine immer dünnere und dünnere Spur ist es; es wird immer mehr wie ein dünner Nebel. Wenn Sie nun dieses Kundalinifeuer genau ansehen, dann ist es nicht gleichförmig. Es werden in demselben gewisse Stellen leuchtender und dichter sein, und das sind die Stellen, welche das Astrale wieder zu dem Physischen hinführen. Der Sehnerv ist also durch ein dichteres Kundalinifeuer verbunden mit einem astralen Nerven.

Leadbeater wollte [in seinem Buch «Die Astral-Ebene»] nicht darauf eingehen zu sagen, ob ein solcher astraler Selbstmord möglich ist. Es kann das Kundalinifeuer mit dem Astralkörper nicht ganz aus dem physischen Leib herausgehoben werden. Würde es nun eintreten, daß ein Mensch den Entschluß faßt, nicht mehr zurückzukommen, so würde das Kundalinifeuer ihn fortwährend hinabziehen; es ist so, als ob er noch zum physischen Leib gehörte. Es ist die Spur des Kundalinifeuers, die er verfolgt. Wenn die Lebenskraft noch nicht erschöpft ist, so ist es sehr schwer, den Astralkörper aus dem physischen Körper herauszuheben. Es ist sehr schwer, wenn jemand an dem physischen Körper hängt, den er nicht mehr gebrauchen kann. In dieser Beziehung ist das Schicksal des Selbstmörders und das des Verunglückten nicht in erheblichem Maße voneinander verschieden." (Lit.: GA 88, S 237f)

Als Kundalinilicht offenbart sich Kundalini als das Astrallicht, das aus dem Inneren kommt, und die geistige Welt beleuchtet und so die geistige Wahrnehmung erweckt. In einem Notizbuch Steiners aus dem Jahr 1906 heißt es:

"Man muß im Astralkörper selbst eine zweite Hälfte unterscheiden: wie der andere Pol beim Magneten.

Beim Manne ist der zweite Astralkörper weiblich; beim Weibe ist der zweite Astralkörper männlich, das heißt der Astralkörper ist hermaphroditisch. Das Kundalinifeuer ist nun die im zweiten Astralkörper erregte Tätigkeit, die zunächst Wärme und Licht ist.

Solange das Kundalinifeuer nicht erregt wird, tastet man zwischen den Gegenständen und Wesen der höheren Welt; wie in der Nacht zwischen den physischen Gegenständen. Ist das Kundalinifeuer da, so beleuchtet man sich selbst die Gegenstände." (Lit.: Beiträge 51/52, S 21)

Dass sich Kundalini als Kundalinilicht und als Kundalinifeuer offenbart, weist auf die Polarität von Licht und Liebe, die sich im Zuge der geistigen Entwicklung durchdringen und zu einer Kraft verbinden müssen. Das ist auch das Hauptthema von Steiners erstem Mysteriendrama Die Pforte der Einweihung. Im 11. Bild sagt Theodosius, der den Geist der Liebe repräsentiert, zur andren Maria, deren Urbild sich im Verlauf des Dramas als Seele der Liebe offenbart (Lit.: GA 14, S 150f):

Es war dein Schicksal eng verbunden
Mit deiner höhern Schwester Leben.
Ich konnte ihr der Liebe Licht,
Doch nicht der Liebe Wärme geben,
So lange du beharren wolltest,
Dein Edles aus dem dunklen Fühlen nur
In dir erstehn zu lassen,
Und nicht in vollem Weisheitslichte
Es klar zu schauen dir erstrebtest.
In dunkler Triebe Wesen reicht
Des Tempels Einfluß nicht,
Auch wenn sie Gutes wirken wollen.

Die Erweckung der Kundalini-Kraft

Die Erweckung der Kundalini-Kraft erfolgt auf einem entsprechenden Schulungsweg, etwa auf dem des Kundalini-Yoga. Dabei steigt die Kundalini-Kraft in der Regel schrittweise von unten nach oben auf, wobei nach und nach die über dem Wurzelchakra liegenden Lotosblumen im Prozess des Satchakrabedha (skrt. Sechschakrendurchstechen) "durchstochen" werden. Erst wenn die Kundalini-Kraft das Scheitelchakra erreicht, vereinigt sie sich mit den kosmisch-spirituellen Kräften, der Weltseele, denen Kundalini ihren Ursprung verdankt. Das Scheitelchakra ist allerdings nur schwer zu erreichen, oft zieht sich die Kundalinikraft auch wieder zurück, ehe sie noch das Nabelchakra erreicht. Deswegen, und weil dieser Weg, unmittelbar vom Wurzelchakra aufzusteigen, mit Gefahren verbunden ist, da diese tief unbewussten Kräfte nur schwer zu beherrschen sind und sehr leicht eine zerstörerische Wirkung bis in die Physis hinein hervorrufen können, wird in vielen Schulen daher zuerst das Herzzentrum entwickelt, von dem aus die Entwicklung viel bewusster geführt werden kann.

Die Erweckung der Kundalini führt zu einer nicht fieberartigen Erhöhung der Körpertemperatur, die vorallem als aufsteigende Wärme entlang der Wirbelsäule spürbar wird. Manchmal kündigt sich das Erwachen der Kundalini auch in den Träumen an. Gelegentlich kann die Kundalini auch spontan ohne entsprechende Schulung erwachen, was oft von Fieberschüben und dem Hören von Stimmen oder intensiven Visionen begleitet sein kann, die leicht als Anzeichen geistiger Erkrankungen missdeutet werden können.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Vier Mysteriendramen, GA 14 (1998), ISBN 3-7274-0140-0; Tb 607 (I + II), ISBN 978-3-7274-6070-8 + Tb 608 (III + IV), ISBN 978-3-7274-6080-7
  2. Rudolf Steiner: Über die astrale Welt und das Devachan, GA 88 (1999), ISBN 3-7274-0880-4
  3. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 51/52: Der Weg zur höheren Erkenntnis im Lebenswerk und Lebensgang Rudolf Steiners, Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dornach 1975
  4. Sir John Woodroffe: The Serpent Power, Madras: Ganesh & Co., 1978
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.