Silberschnur und Tummo: Unterschied zwischen den Seiten

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Die sogenannte '''Silberschnur''', die '''silberne Schnur''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] הַכֶּ֔סֶף חֶ֣בֶל, ''hak·ke·sep ḥe·ḇel'', "die Schnur, die silberne") oder ''silberne'' '''Perlenschnur''' ist das aus dem [[Kundalinifeuer]] gebildete dünne Band, dass während des ganzen irdischen Lebens des [[Mensch]]en den [[Astralleib]] mit dem [[Physischer Leib|physischen Leib]] verbindet.  
'''Tummo''' ([[Wikipedia:Tibetische Sprache|tibet.]] für „innere Hitze, inneres Feuer, der/die Grimmige, rasendes Weib“<ref>http://www.nitartha.org</ref>; [[sanskrit]] चण्ड, [[Wikipedia:IAST|IAST]]-Transliteration ''caṇḍālī'' bzw. ''caṇḍa'' <ref>http://www.spokensanskrit.de</ref>) ist die Bezeichnung für eine fortgeschrittene, [[Tantra|tantrische]] [[Meditation]]stechnik des [[Wikipedia:Vajrayana|Vajrayana]]-[[Buddhismus]]. ''Äußeres Ziel'' und damit der Ursprung des Namens dieser [[Kontemplation|kontemplativen]] Praxis ist die bewusste starke Erhöhung der Körpertemperatur bei gleichzeitiger Immunisierung gegen niedrige Umgebungstemperaturen ohne die Zuhilfenahme von Fremdmitteln.
''Inneres Ziel'' dieser Geistesübung ist die gerichtete Energielenkung von innen nach außen, um so negative Gefühle, Gedanken und Haltungen durch „Verbrennen“ auszulöschen.


{{Zitat|5 selbst vor der Anhöhe fürchtet man sich und vor den Schrecken am Weg; der Mandelbaum blüht, die Heuschrecke schleppt sich dahin, die Frucht der Kaper platzt, doch ein Mensch geht zu seinem ewigen Haus und die Klagenden ziehen durch die Straßen -
== Herkunft ==
6 ja, ehe die silberne Schnur zerreißt, die goldene Schale bricht, der Krug an der Quelle zerschmettert wird, das Rad zerbrochen in die Grube fällt, 7 der Staub auf die Erde zurückfällt als das, was er war, und der Atem zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.|[[Wikipedia:Altest Testament|Altes Testament]]|{{B|Koh|12|6}}}}
Diese v.a. durch den [[Wikipedia:Buddhismus in Tibet|tibetischen Buddhismus]] bekannt gewordene Meditationstechnik ist zurückzuführen auf den tibetischen Meister [[Wikipedia:Naropa|Nāropa]] (* 1016; † 1100). In seinen [[Wikipedia:Sechs Yogas von Naropa|Sechs Yogas von Naropa]] (auch: ''Sechs Doktrinen von Naropa'' od. ''Sechs Dharmas von Naropa'', tibetisch ནཱ་རོ་ཆོས་དྲུག་, Wylie-Transliteration ''nA ro chos drug'') dokumentierte er die Technik der „Mystischen Hitze“ erstmalig schriftlich und bereitete sie systematisch auf. Er bekam wiederum seine Fähigkeiten und Kenntnisse von seinem Lehrer [[Wikipedia:Tilopa|Tilopa]] (* 988; † 1069) in langen Jahren harten und fordernden Geistestrainings zahlreicher praktischer Übungen vermittelt, die z.T. auch geheimen Lehrlinien folgten. So soll Tummo bis ins zehnte Jahrhundert unserer Zeitrechnung ausschließlich mündlich überliefert worden sein. Auch die tibetische [[Wikipedia:Bön|Bön-Tradition]] lehrt Tummo.


Wenn im [[Schlaf]] die oberen Teile des Astralleibs aus dem [[Leib]] herausgehoben sind, erscheint die ''Silberschnur'' dem [[Hellsehen|hellsichtigen Blick]] als feines silbrig leuchtendes Band, das in der Nabel- bzw. genauer in der [[Milz]]gegend in den Leib einmündet. Wenn mit dem [[Tod]] dieses feine Band reißt, kann der Astralleib nicht mehr in den [[Körper]] zurückkehren.
Zweifellos eine der bekanntesten, praktizierenden Personen von Tummo war jedoch [[Wikipedia:Milarepa|Milarepa]] (* 1040; † 1123), der innerhalb des tibetischen Volkes eine einem Nationalheiligen ähnliche Stellung genießt. Der zweite Teil seines vollständigen Namens, Jetsün Milarepa, leitet sich unmittelbar aus der Vervollkommnung dieser Meditationstechnik her: Die ''Repa'', ein einfaches Baumwollgewand, soll zu jeder Jahreszeit eine ausreichende Bekleidung für ihn gewesen sein.


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== Technik ==
"Also, was verbindet den astralischen Leib mit dem physischen
Die Praxis von Tummo setzt, bedingt durch ihre äußerst kraftvolle, energetische [[Emanation|Emanation]], also ihre spezifische Entfaltungswirkung, ein gewisses Mindestmaß an meditativer Fähigkeit und spiritueller Kenntnis voraus. Dies wird im tibetischen Buddhismus durch sogenannte ''Vorbereitungsübungen'' sichergestellt. Der Versuch, die Technik anzuwenden, ohne entsprechende Grundlagen zu haben, kann laut Stanislav Grof mitunter zu schwerwiegenden physischen und psychischen Komplikationen führen<ref>Grof, Stanislav; Grof, Christina ''Spirituelle Krisen. Chancen der Selbstfindung''. Kösel Verlag, Kempten 1990. ISBN 3-466-34251-1<br>Turner, Robert P.; Lukoff, David; Barnhouse, Ruth Tiffany & Lu, Francis G. ''Religious or Spiritual Problem. A Culturally Sensitive Diagnostic Category in the DSM-IV''. Journal of Nervous and Mental Disease, Vol.183, 1995, No. 7 435-444.</ref>.
Leib und seinen Organen, und was führt ihn wieder zurück? Da
besteht eine Art von Band, eine Verbindung, die eine Zwischenmaterie
ist zwischen physischer und astraler Materie. Und das
nennt man das Kundalinifeuer. Wenn Sie einen schlafenden Menschen
haben, so können Sie im Astralen immer den Astralkörper
verfolgen. Sie haben einen leuchtenden Streifen bis dahin, wo der
Astralkörper ist. Es ist immer der Ort aufzufinden. Wenn sich der
Astralkörper entfernt, dann wird in demselben Maße das Kundalinifeuer
dünner und dünner. Eine immer dünnere und dünnere Spur
ist es; es wird immer mehr wie ein dünner Nebel. Wenn Sie nun
dieses Kundalinifeuer genau ansehen, dann ist es nicht gleichförmig.
Es werden in demselben gewisse Stellen leuchtender und dichter
sein, und das sind die Stellen, welche das Astrale wieder zu dem
Physischen hinführen." {{Lit|{{G|088|237f}}}}
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Entsprechend ihrer historischen Herkunft aus dem [[Veda|vedischen]] [[Yoga]] sind die maßgeblichen Elemente
"Ich habe öfter gesagt, daß des Nachts des Menschen Astralleib herausgeht
*die Körperhaltung (sanskrit आसन, IAST-Transliteration ''[[Asana|āsana]]''),
aus dem physischen Leib. Der Astralleib hängt dann im
*die Gestik (sanskrit मुद्रा, IAST-Transliteration ''[[Mudra|mudrā]]''),
Schlafe nur durch einen dem Hellseher wahrnehmbaren astralischen
*die Beherrschung des Atems (sanskrit प्राणायाम, IAST-Transliteration ''[[Pranayama|prāṇāyāma]]''),  
Strang in der Gegend der Milz mit dem physischen Leibe zusammen.
*die Selbst-lose Versenkung (sanskrit ध्यान, IAST-Transliteration ''[[Dhyana|dhyāna]]'') und
Die Milz hat nicht nur eine physische Aufgabe, sondern es ist auch
*die [[Wikipedia:Affirmation|affirmative]] Sensualisierung (überwiegend visuell und haptisch).
ihre Funktion, den Zusammenhang des Physischen mit dem geistigseelischen
Durch zeitlich und inhaltlich fein aufeinander abgestimmtes Zusammenwirken der genannten Bestandteile wird die Lebensenergie (sanskrit प्राण, IAST-Transliteration ''[[Prana|prāṇa]]'', auch [[Kundalini]], tibetisch རླུང་, Wylie-Transliteration ''rLung'', chinesisch [[Qi]]) durch die Energiekanäle (sanskrit नाडी, IAST-Transliteration ''[[Nadi (Yoga)|nāḍī]]'', tibetisch རྩ་, Wylie-Transliteration ''rTsa'') auf definierte Hauptenergiezentren (sanskrit चक्र, IAST-Transliteration ''[[Chakra|cakra]]'', tibetisch ཁོར་ལོ་, Wylie-Transliteration ''kHor lo'') so konzentriert, dass eine [[Evokation|evozierte]] [[Katharsis|Katharsis]] zur Erhöhung der Körpertemperatur führt.
Teil des Menschen zu vermitteln. Die Milz ist der Anknüpfungspunkt
des physischen Leibes an den Astralleib. Daher können
Sie in jedem Lehrbuch der Anatomie lesen, daß man über die Milz
nichts Rechtes weiß. Die Milz ist eines derjenigen Organe, die an der
Grenze der physischen Organe stehen. Der Astralleib, der also während
des Schlafes nur durch die Milz mit dem physischen Leib verbunden
ist, arbeitet daran, die Ermüdungsstoffe aus dem physischen
Leib hinwegzuschaffen. Für den Hellseher erscheint der schlafende
Mensch wie in eine merkwürdige Wolke gehüllt, die an dem physischen
Leib fortwährend arbeitet." {{Lit|{{G|096|238}}}}
</div>


== Literatur ==
== Forschung ==
#Rudolf Steiner: ''Über die astrale Welt und das Devachan'', [[GA 88]] (1999), ISBN 3-7274-0880-4 {{Vorträge|088}}
Zur wissenschaftlichen Untersuchung wurden mehrere Studien durchgeführt. (Benson et al., 1982; Cromie, 2002; Richard Davidson 2006) . Schon in den ersten Experimenten im indischen [[Wikipedia:Dharamsala|Dharamsala]] konnte infolge des Einsatzes der Tummo-Technik eine Erhöhung der Temperatur in den Fingern der Probanden um bis zu 8,3 [[Wikipedia:Kelvin|K]] gemessen werden. Aus physiologischer Sicht wird ein kausaler Zusammenhang zwischen der Ausübung der Technik und den beobachtbaren Veränderungen damit in Verbindung bringbarer biologischer Zustandsgrößen u. a. mit einer [[Wikipedia:Sensitivierung|Sensibilisierung]] der Wahrnehmung innerkörperlicher Vorgänge und ein daraufhin zumindest partielles, bewusstes Eingreifen auf dieselben (s. a. [[Wikipedia:Psychosomatik|Psychosomatik]], [[Wikipedia:Biofeedback|Biofeedback]]) begründet.
#Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}


{{GA}}
== Quellen ==
=== Deutsche Bücher ===
* [[Wikipedia:Alexandra David-Néel|David-Néel, Alexandra]] ''Heilige und Hexer. Glaube und Aberglaube im Lande des Lamaismus''. W.A. Brockhaus, Leipzig, 1931. Keine ISBN
* David-Néel, Alexandra ''Mein Weg durch Himmel und Höllen''. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/main, 2007. ISBN 978-3-596-16458-5
* [[Wikipedia:Walter Yeeling Evans-Wentz|Evans-Wentz, Walter Y.]] ''Milarepa, Tibets großer Yogi''. O.W. Barth, Frankfurt/Main 1998. ISBN 3-502-65191-4
* [[Wikipedia:Anagarika Govinda|Govinda, Anagarika]] ''Der Weg der weißen Wolken. Erlebnisse eines buddhistischen Pilgers in Tibet''. O.W. Barth bei Scherz, Frankfurt/Main 2004. ISBN 3-502-61148-3
* Yeshe, Lama Thubten ''Inneres Feuer. Eine Meditationspraxis aus den Sechs Yogas von Naropa''. Diamant Verlag, München/Deutschland 2007. ISBN 3-9805798-6-7
* H.J. Brennan ''Mönche, Magier und Schamanen. Die geheimen Praktiken der spirituellen Meister Tibets'', Verlag: Ansata (3. August 2006), ISBN 978-3778781883


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Wesensglieder]]
=== Anderssprachige Bücher ===
* Brennan J.H. ''Tibetan magic and mysticism''. Llewellyn Worldwide, Woodbury, MN/USA 2006. ISBN 0-7387-0713-9
* Mullin, Glenn H. ''The Practice of the Six Yogas of Naropa''. Snow Lion Publications, Ithaca, NY/USA 2006. ISBN 1-55939-256-8
* Mullin, Glenn H. ''The Six Yogas of Naropa: Tsongkhapa’s Commentary''. Snow Lion Publications, Ithaca, NY/USA 2005. ISBN 1-55939-234-7
 
=== Veröffentlichungen in Zeitschriften ===
* Benson, Herbert; Lehmann, John W.; Malhotra, M. S., Goldman, Ralph F.; Hopkins, Jeffrey; Epstein, Mark D. ''Body temperature changes during the practice of g Tum-mo yoga''. Letter to Nature Magazine, 21 January 1982. Nature 295, 234 - 236
* Cromie, William J. ''Research: Meditation changes temperatures: Mind controls body in extreme experiments''. Cambridge, MA: Harvard University Gazette, 18 April 2002
* Ding-E Young, John and Taylor, Eugene ''Meditation as a Voluntary Hypometabolic State of Biological Estivation ''. News in Physiological Sciences, Vol. 13, No. 3, 149-153, June 1998
* Evans-Wentz, Walter Y. Editor ''Tibet’s Great Yogi Milarepa: A Biography from the Tibetan being the Jetsün-Kabbum or Biographical History of Jetsün-Milarepa, According to the Late Lama Kazi Dawa-Samdup’s English Rendering''. USA: Oxford University Press, 2000
* Lukoff, David; Lu Francis G. & Turner, Robert P. (1998) ''From Spiritual Emergency to Spiritual Problem: The Transpersonal Roots of the New DSM-IV Category''. Journal of Humanistic Psychology, 38(2), 21-50,
 
=== Internet ===
* http://lib.semi.ac.cn:8080/tsh/dzzy/wsqk/Nature/295-234.pdf - Nature (21 January 1982) - Body temperature changes during the practice of g Tum-mo yoga, Study performed in February 1981 (auf Englisch)
* [http://www.news.harvard.edu/gazette/2002/04.18/09-tummo.html http://www.news.harvard.edu/gazette/2002/04.18/09-tummo.html] – Harvard University Gazette – Meditation Changes Temperature (auf Englisch)
 
== Fußnoten ==
<references/>
 
== Weblinks ==
{{SWD|4620032-0}}
* [http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/netherlands/3684102/Dutchman-aims-to-break-record-in-freezing-bath.html telegraph.co.uk] – Bericht auf der Website der englischen Zeitung „Telegraph“ über den Holländer Wim Hof beim Praktizieren von Tummo
* [http://www.zeit.de/2005/38/Dalai-Bewusstsein zeit.de] – Interview mit SH, dem Dalai Lama, über das Bewusstsein
* [http://www.lamayeshe.com lamayeshe.com] – Mehrsprachige Website des verstorbenen [[Wikipedia:Lama Thubten Yeshe|Lama Thubten Yeshe]], Autor eines maßgeblichen Buches zum Thema
* [http://www.mauricedaubard.com/ mauricedaubard.com] – Französische Website von [[Wikipedia:Maurice Daudard|Maurice Daudard]], einem international bekannten, Tummo praktizierenden Yogi
* [http://www.yogallimite.com yogallimite.com] – Spanische Website von [[Wikipedia:Jesus Bonilla|Jesus Bonilla]], ebenfalls einem Tummo praktizierenden Yogi
 
[[Kategorie:Meditation]]
[[Kategorie:Yoga]]
[[Kategorie:Buddhismus]]
[[Kategorie:Vajrayana]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 10. Februar 2011, 09:12 Uhr

Tummo (tibet. für „innere Hitze, inneres Feuer, der/die Grimmige, rasendes Weib“[1]; sanskrit चण्ड, IAST-Transliteration caṇḍālī bzw. caṇḍa [2]) ist die Bezeichnung für eine fortgeschrittene, tantrische Meditationstechnik des Vajrayana-Buddhismus. Äußeres Ziel und damit der Ursprung des Namens dieser kontemplativen Praxis ist die bewusste starke Erhöhung der Körpertemperatur bei gleichzeitiger Immunisierung gegen niedrige Umgebungstemperaturen ohne die Zuhilfenahme von Fremdmitteln. Inneres Ziel dieser Geistesübung ist die gerichtete Energielenkung von innen nach außen, um so negative Gefühle, Gedanken und Haltungen durch „Verbrennen“ auszulöschen.

Herkunft

Diese v.a. durch den tibetischen Buddhismus bekannt gewordene Meditationstechnik ist zurückzuführen auf den tibetischen Meister Nāropa (* 1016; † 1100). In seinen Sechs Yogas von Naropa (auch: Sechs Doktrinen von Naropa od. Sechs Dharmas von Naropa, tibetisch ནཱ་རོ་ཆོས་དྲུག་, Wylie-Transliteration nA ro chos drug) dokumentierte er die Technik der „Mystischen Hitze“ erstmalig schriftlich und bereitete sie systematisch auf. Er bekam wiederum seine Fähigkeiten und Kenntnisse von seinem Lehrer Tilopa (* 988; † 1069) in langen Jahren harten und fordernden Geistestrainings zahlreicher praktischer Übungen vermittelt, die z.T. auch geheimen Lehrlinien folgten. So soll Tummo bis ins zehnte Jahrhundert unserer Zeitrechnung ausschließlich mündlich überliefert worden sein. Auch die tibetische Bön-Tradition lehrt Tummo.

Zweifellos eine der bekanntesten, praktizierenden Personen von Tummo war jedoch Milarepa (* 1040; † 1123), der innerhalb des tibetischen Volkes eine einem Nationalheiligen ähnliche Stellung genießt. Der zweite Teil seines vollständigen Namens, Jetsün Milarepa, leitet sich unmittelbar aus der Vervollkommnung dieser Meditationstechnik her: Die Repa, ein einfaches Baumwollgewand, soll zu jeder Jahreszeit eine ausreichende Bekleidung für ihn gewesen sein.

Technik

Die Praxis von Tummo setzt, bedingt durch ihre äußerst kraftvolle, energetische Emanation, also ihre spezifische Entfaltungswirkung, ein gewisses Mindestmaß an meditativer Fähigkeit und spiritueller Kenntnis voraus. Dies wird im tibetischen Buddhismus durch sogenannte Vorbereitungsübungen sichergestellt. Der Versuch, die Technik anzuwenden, ohne entsprechende Grundlagen zu haben, kann laut Stanislav Grof mitunter zu schwerwiegenden physischen und psychischen Komplikationen führen[3].

Entsprechend ihrer historischen Herkunft aus dem vedischen Yoga sind die maßgeblichen Elemente

  • die Körperhaltung (sanskrit आसन, IAST-Transliteration āsana),
  • die Gestik (sanskrit मुद्रा, IAST-Transliteration mudrā),
  • die Beherrschung des Atems (sanskrit प्राणायाम, IAST-Transliteration prāṇāyāma),
  • die Selbst-lose Versenkung (sanskrit ध्यान, IAST-Transliteration dhyāna) und
  • die affirmative Sensualisierung (überwiegend visuell und haptisch).

Durch zeitlich und inhaltlich fein aufeinander abgestimmtes Zusammenwirken der genannten Bestandteile wird die Lebensenergie (sanskrit प्राण, IAST-Transliteration prāṇa, auch Kundalini, tibetisch རླུང་, Wylie-Transliteration rLung, chinesisch Qi) durch die Energiekanäle (sanskrit नाडी, IAST-Transliteration nāḍī, tibetisch རྩ་, Wylie-Transliteration rTsa) auf definierte Hauptenergiezentren (sanskrit चक्र, IAST-Transliteration cakra, tibetisch ཁོར་ལོ་, Wylie-Transliteration kHor lo) so konzentriert, dass eine evozierte Katharsis zur Erhöhung der Körpertemperatur führt.

Forschung

Zur wissenschaftlichen Untersuchung wurden mehrere Studien durchgeführt. (Benson et al., 1982; Cromie, 2002; Richard Davidson 2006) . Schon in den ersten Experimenten im indischen Dharamsala konnte infolge des Einsatzes der Tummo-Technik eine Erhöhung der Temperatur in den Fingern der Probanden um bis zu 8,3 K gemessen werden. Aus physiologischer Sicht wird ein kausaler Zusammenhang zwischen der Ausübung der Technik und den beobachtbaren Veränderungen damit in Verbindung bringbarer biologischer Zustandsgrößen u. a. mit einer Sensibilisierung der Wahrnehmung innerkörperlicher Vorgänge und ein daraufhin zumindest partielles, bewusstes Eingreifen auf dieselben (s. a. Psychosomatik, Biofeedback) begründet.

Quellen

Deutsche Bücher

  • David-Néel, Alexandra Heilige und Hexer. Glaube und Aberglaube im Lande des Lamaismus. W.A. Brockhaus, Leipzig, 1931. Keine ISBN
  • David-Néel, Alexandra Mein Weg durch Himmel und Höllen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/main, 2007. ISBN 978-3-596-16458-5
  • Evans-Wentz, Walter Y. Milarepa, Tibets großer Yogi. O.W. Barth, Frankfurt/Main 1998. ISBN 3-502-65191-4
  • Govinda, Anagarika Der Weg der weißen Wolken. Erlebnisse eines buddhistischen Pilgers in Tibet. O.W. Barth bei Scherz, Frankfurt/Main 2004. ISBN 3-502-61148-3
  • Yeshe, Lama Thubten Inneres Feuer. Eine Meditationspraxis aus den Sechs Yogas von Naropa. Diamant Verlag, München/Deutschland 2007. ISBN 3-9805798-6-7
  • H.J. Brennan Mönche, Magier und Schamanen. Die geheimen Praktiken der spirituellen Meister Tibets, Verlag: Ansata (3. August 2006), ISBN 978-3778781883

Anderssprachige Bücher

  • Brennan J.H. Tibetan magic and mysticism. Llewellyn Worldwide, Woodbury, MN/USA 2006. ISBN 0-7387-0713-9
  • Mullin, Glenn H. The Practice of the Six Yogas of Naropa. Snow Lion Publications, Ithaca, NY/USA 2006. ISBN 1-55939-256-8
  • Mullin, Glenn H. The Six Yogas of Naropa: Tsongkhapa’s Commentary. Snow Lion Publications, Ithaca, NY/USA 2005. ISBN 1-55939-234-7

Veröffentlichungen in Zeitschriften

  • Benson, Herbert; Lehmann, John W.; Malhotra, M. S., Goldman, Ralph F.; Hopkins, Jeffrey; Epstein, Mark D. Body temperature changes during the practice of g Tum-mo yoga. Letter to Nature Magazine, 21 January 1982. Nature 295, 234 - 236
  • Cromie, William J. Research: Meditation changes temperatures: Mind controls body in extreme experiments. Cambridge, MA: Harvard University Gazette, 18 April 2002
  • Ding-E Young, John and Taylor, Eugene Meditation as a Voluntary Hypometabolic State of Biological Estivation . News in Physiological Sciences, Vol. 13, No. 3, 149-153, June 1998
  • Evans-Wentz, Walter Y. Editor Tibet’s Great Yogi Milarepa: A Biography from the Tibetan being the Jetsün-Kabbum or Biographical History of Jetsün-Milarepa, According to the Late Lama Kazi Dawa-Samdup’s English Rendering. USA: Oxford University Press, 2000
  • Lukoff, David; Lu Francis G. & Turner, Robert P. (1998) From Spiritual Emergency to Spiritual Problem: The Transpersonal Roots of the New DSM-IV Category. Journal of Humanistic Psychology, 38(2), 21-50,

Internet

Fußnoten

  1. http://www.nitartha.org
  2. http://www.spokensanskrit.de
  3. Grof, Stanislav; Grof, Christina Spirituelle Krisen. Chancen der Selbstfindung. Kösel Verlag, Kempten 1990. ISBN 3-466-34251-1
    Turner, Robert P.; Lukoff, David; Barnhouse, Ruth Tiffany & Lu, Francis G. Religious or Spiritual Problem. A Culturally Sensitive Diagnostic Category in the DSM-IV. Journal of Nervous and Mental Disease, Vol.183, 1995, No. 7 435-444.

Weblinks

  • Literatur über Tummo in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV
  • telegraph.co.uk – Bericht auf der Website der englischen Zeitung „Telegraph“ über den Holländer Wim Hof beim Praktizieren von Tummo
  • zeit.de – Interview mit SH, dem Dalai Lama, über das Bewusstsein
  • lamayeshe.com – Mehrsprachige Website des verstorbenen Lama Thubten Yeshe, Autor eines maßgeblichen Buches zum Thema
  • mauricedaubard.com – Französische Website von Maurice Daudard, einem international bekannten, Tummo praktizierenden Yogi
  • yogallimite.com – Spanische Website von Jesus Bonilla, ebenfalls einem Tummo praktizierenden Yogi


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