Neuronales Korrelat des Bewusstseins und Kategorie:Metrologie: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''neuronale Korrelate des Bewusstseins''' ({{EnS|neural correlates of consciousness}}) werden jene [[Gehirn]]prozesse bezeichnet, die mit der [[Bewusstsein]]stätigkeit verbunden sind. Wichtig ist dabei die klare Abgrenzung von [[unbewusst]] ablaufenden Prozessen. Es geht also um die [[objektiv]]en [[neuronal]]en Begleiterscheinungen unserer bewussten [[Erlebnis]]se. Inhaltlich haben diese aber nichts mit der [[Nerven]]tätigkeit gemeinsam, den letztere wird uns eben gerade ''nicht'' bewusst, sofern wir sie nicht von außen betrachten. Wir stehen damit vor dem [[Leib-Seele-Problem]], das schon seit den Zeiten der [[antike]]n griechischen [[Philosophie]] diskutiert, allerdings erst viel später von [[René Descartes]] (1596-1650) klar formuliert wurde. Wie erlebt sich also das Bewusstsein selbst? Inhalt des Bewusstseins sind zunächst alle Arten von inneren und äußeren [[Wahrnehmung]]en, die uns durch [[Beobachtung]] zugänglich sind. Dabei kann es sich um [[Sinneswahrnehmung]]en, aber auch um [[Gefühl]]e, ja selbst um [[Halluzination]]en handeln. Ihnen tritt das [[Denken]] entgegen, das sie in [[Begriff]]e fasst und dadurch der [[Erkenntnis]] zugänglich macht. [[Rudolf Steiner]] schreibt dazu in seiner «[[Philosophie der Freiheit]]»:
{{Vorlage:Seitenkategorien}}
 
[[Kategorie:Physik nach Fachgebiet]]
{{GZ|Das menschliche Bewußtsein ist der Schauplatz, wo Begriff und Beobachtung einander begegnen und wo sie miteinander verknüpft werden.
[[Kategorie:Physikalisches Fachgebiet]]
Dadurch ist aber dieses (menschliche) Bewußtsein zugleich
[[Kategorie:Messtechnik]]
charakterisiert. Es ist der Vermittler zwischen Denken und
[[Kategorie:Metrologie|!]]
Beobachtung. Insoferne der Mensch einen Gegenstand beobachtet,
erscheint ihm dieser als gegeben, insoferne er denkt,
erscheint er sich selbst als tätig. Er betrachtet den Gegenstand als ''[[Objekt]]'', sich selbst als das denkende ''[[Subjekt]]''. Weil
er sein Denken auf die Beobachtung richtet, hat er Bewußtsein
von den Objekten; weil er sein Denken auf sich richtet,
hat er Bewußtsein seiner selbst oder ''[[Selbstbewusstsein|Selbstbewußtsein]]''. Das
menschliche Bewußtsein muß notwendig zugleich Selbstbewußtsein
sein, weil es ''denkendes'' Bewußtsein ist.|4|59f}}
 
Descartes war davon ausgegangen, dass der immaterielle [[Geist]] nur an einer einzigen Stelle, nämlich über die [[Epiphyse]], mit dem materiellen [[Gehirn]] in [[Wechselwirkung]] trete. Anfang des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s begründete der  Arzt und Anatom [[Wikipedia:Franz Joseph Gall|Franz Joseph Gall]] (1758–1828) die [[Phrenologie]], wobei er davon ausging, dass die geistigen Eigenschaften des [[Mensch]]en eindeutig bestimmten [[Wikipedia:Hirnareal|Hirnareal]]en zuzuordnen seien und sich auch äußerlich an der [[Schädel]]- und [[Gehirn|Gehirnform]] ablesen ließen. Diese Ansicht ist allerdings aus heutiger wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar und wurde mangels [[Empirie|empirischer]] Belege verworfen. Auch [[Rudolf Steiner]] ging davon aus, dass es keinen allgemeingültigen Zusammenhang zwischen der Schädelform und den charakterlichen und geistigen Eigenschaften eines Menschen gibt. Die Schädelform ist vielmehr der [[individuell]]e Ausdruck der Taten, die der Mensch in früheren Erdenleben vollbracht hat. Der Zusammenhang kann darum auch niemals durch eine rein äußerliche, sonder nur durch eine geistige Betrachtung erkannt werden.
 
Erst im späteren 19. Jahrhundert fanden [[Wikipedia:Paul Broca|Paul Broca]] (1824-1880) und [[Wikipedia:Carl Wernicke|Carl Wernicke]] (1848-1905) bei der Untersuchung von Patienten mit genau lokalisierbaren [[Läsion]]en des Gehirns empirische Belege dafür, dass bestimmte Hirnregionen mit spezifischen [[Kognition|kognitiven]] Fähigkeiten zusammenhängen. [[Wikipedia:Korbinian Brodmann|Korbinian Brodmann]] (1868–1918) teilte die [[Großhirnrinde]] nach histologischen Kriterien in zunächst 52 heute als [[Wikipedia:Brodmann-Areale|Brodmann-Areale]] bezeichnte Felder ein, denen großteils konkrete Funktionen zugeordnet werden können. Offen blieb die Frage, inwieweit diese Funktionalitäten mit Bewusstsein verbunden sind.
 
Erst in den letzten 30 Jahren konnten durch den Einsatz der [[Wikipedia:Elektroenzephalografie|Elektroenzephalografie]] (EEG) und [[Bildgebendes Verfahren|bildgebender Verfahren]] wesentliche Fortschritte erzielt werden, allgemeine Signaturen des Bewusstseins zu identifizieren. Die zeitliche und räumliche Auflösung der genannten Verfahren ist aber meist noch zu gering, um die Korrelate einzelner spezieller bewusster Erlebnisse, z.B. spezifischer [[Wahrnehmung]]en oder [[Erinnerung]]en, sicher zuzuordnen.
 
Ausgehend von der Beobachtung, dass die menschliche [[Kognition|Informationsverarbeitung]] großteils unbewusst abläuft und nur ein Bruchteil der aufgenommenen Informationen tatsächlich ins Bewusstsein gelangt, entwickelte [[Bernard Baars]] in seinem 1986 veröffentlichen Buch ''A cognitive theory of consciousness'' die [[Theorie des globalen Arbeitsraums]] (''Global Workspace Theory''). Demnach zeichnen sich die bewusst gewordenen Informationen dadurch aus, dass sie dem Menschen in einer besonderen Weise zur Verfügung stehen und gezielt mit Gedächtnis- oder Wahrnehmungsinhalten abgeglichen als Grund für motorische oder sprachliche Aktionen dienen können, was bei unbewusst verarbeiteten Informationen nicht der Fall ist. [[Stanislas Dehaene]] hat diesen theoretischen Ansatz aufgegriffen und auf [[Empirie|empirischer]] Basis weiter verfolgt. Er konnte dadurch mehrere neuronale Signaturen bewusster Erlebnisse identifizieren, die sich klar von den neuronalen Korrelaten unbewusster Informationsverarbeitung unterscheiden.
 
[[Bewusstsein]] beruht laut [[Rudolf Steiner]] auf [[Abbauprozesse]]n: „Das Bewußtsein entsteht dadurch, daß der [[Astralleib]] und das [[Ich]] am Tage den [[Ätherleib]] und [[Physischer Leib|physischen Leib]] zerstören.“ {{GZ||266a|373}}
 
{{GZ|Der Psychologe Fortlage hat in seinen Psychologievorträgen,
die er 1869 gehalten hat, eine sehr merkwürdige
Stelle über das menschliche Bewußtsein und seinen Zusammenhang
mit dem Phänomen des Todes. Er sagt: «Wenn
wir uns lebendige Wesen nennen, und so uns eine Eigenschaft
beilegen, die wir mit Tieren und Pflanzen teilen, so
verstehen wir unter dem lebendigen Zustand notwendig
etwas, das uns nie verläßt und sowohl im Schlaf als im
Wachen stets in uns fortdauert. Dies ist das vegetative Leben
der Ernährung unseres Organismus, ein unbewußtes
Leben, ein Leben des Schlafes. Das Gehirn macht hier dadurch
eine Ausnahme, daß dieses Leben der Ernährung,
dieses Schlaf leben bei ihm in den Pausen des Wachens überwogen
wird von dem Leben der Verzehrung. In diesen
Pausen steht das Gehirn einer überwiegenden Verzehrung
preisgegeben und gerät folglich in einen Zustand, welcher,
wenn er sich auf die übrigen Organe miterstreckte, die absolute
Entkräftigung des Leibes oder den Tod zu Wege
bringen würde.»
 
Das ist ein großartiger Lichtblick, indem Fortlage nichts
Geringeres sagt als dieses: Würden die Vorgänge, die auf
das menschliche Gehirn wirken, in vollem Wachbewußtsein
den ganzen übrigen Leib ergreifen, so würden sie ihn zerstören;
wir haben es also in Wahrheit mit Abbauprozessen
im Menschen zu tun, wenn wir es mit den Verhältnissen
des gewöhnlichen Bewußtseins zu tun haben. Es war ein
tiefer Lichtblick Fortlages, wenn er weiterfährt: «Das Bewußtsein
ist ein kleiner und partieller Tod, der Tod ist
ein großes und totales Bewußtsein, ''ein Erwachen des ganzen Wesens in seinen innersten Tiefen''.»|73|77}}
 
Die Spur dieser temporären Zerstörungsvorgänge zeigt sich auch in den [[Elektrizität|elektrischen]] Vorgängen in den [[Nervenzelle]]n. Diese hängen aber nicht mit unserer eigentlichen [[Seele]]ntätigkeit zusammen, sondern mit dem [[ahrimanisch]]en [[Doppelgänger]], der unseren [[Leib]] durchsetzt kurz bevor wir geboren werden und ihn kurz vor unserem [[Tod]] wieder verlassen muss.
 
{{GZ|Im 19. Jahrhundert hat die Naturwissenschaft entdeckt, daß das
Nervensystem von elektrischen Kräften durchsetzt ist. Sie hatte recht,
diese Naturwissenschaft. Aber wenn sie glaubte, wenn die Naturforscher
glauben, daß die Nervenkraft, die zu uns gehört, die für
unser Vorstellungsleben die Grundlage ist, irgendwie mit elektrischen
Strömen zu tun hat, welche durch unsere Nerven gehen, so haben sie
eben unrecht. Denn die elektrischen Ströme, das sind diejenigen
Kräfte, die von dem Wesen, das ich eben jetzt geschildert habe, in
unser Wesen hineingelegt werden, die gehören unserem Wesen gar
nicht an: wir tragen schon auch elektrische Ströme in uns, aber sie
sind rein ahrimanischer Natur.
 
Diese Wesenheiten von hoher Intelligenz, aber rein mephistophelischer
Intelligenz, und von einem der Natur mehr verwandten Willen,
als es für den menschlichen Willen gesagt werden kann, die haben
einmal aus ihrem eigenen Willen heraus beschlossen, nicht in jener
Welt leben zu wollen, in der sie durch die weisheitsvollen Götter der
oberen Hierarchie zu leben bestimmt waren. Sie wollten die Erde
erobern, sie brauchen Leiber; eigene Leiber haben sie nicht: sie
benützen so viel von den menschlichen Leibern, als sie benützen
können, weil die menschliche Seele eben nicht ganz den menschlichen
Leib ausfüllen kann.
 
Diese Wesenheiten also können, so wie sich der menschliche Leib
entwickelt, zu einer bestimmten Zeit bevor der Mensch geboren wird,
gewissermaßen in diesen menschlichen Leib hinein, und unter der
Schwelle unseres Bewußtseins begleiten sie uns. Sie können nur eines
im menschlichen Leben absolut nicht vertragen: sie können nämlich
den Tod nicht vertragen. Daher müssen sie diesen menschlichen Leib,
in dem sie sich festsetzen, immer auch, bevor er vom Tode befallen
wird, verlassen. Das ist eine sehr herbe Enttäuschung immer wiederum,
denn sie wollen gerade das sich erobern: in den menschlichen
Leibern zu bleiben über den Tod hinaus. Das wäre eine hohe Errungenschaft
im Reiche dieser Wesenheiten; das haben sie zunächst
nicht erreicht.|178|58f}}
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Neuronales Korrelat des Bewusstseins}}
 
== Literatur ==
 
*Karl Fortlage: ''Acht psychologische Vorträge'', Jena 1869 [https://archive.org/details/achtpsychologis00fortgoog archive.org]
*Emil du Bois-Reymond: ''Über die Grenzen des Naturerkennens'', 1872, Nachdruck u.a. in: Emil du Bois-Reymond: ''Vorträge über Philosophie und Gesellschaft'', Hamburg, Meiner, 1974.
* [[Wikipedia:Korbinian Brodmann|Korbinian Brodmann]]: ''Vergleichende Lokalisationslehre der Grosshirnrinde. In ihren Principien dargestellt auf Grund des Zellenbaues.'' Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1909 (2. unveränderte Auflage. ebenda 1925; Reprint der Original-Ausgabe von 1909, mit einem Nachwort und einem Literaturverzeichnis von Ernst Winkelmann und Karl Seidel. ebenda 1985, ISBN 3-335-00010-2).
*Kat Salomon: ''Der Geist und das Bewusstsein'', tredition, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8495-4114-9
* [[Wikipedia:Michael Gazzaniga|Michael Gazzaniga]], Dagmar Mallett (Übers.): ''Die Ich-Illusion: Wie Bewusstsein und freier Wille entstehen'', Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG 2012, ISBN 978-3446430112, eBook ASIN B007ADU5R8
*[[Thomas Görnitz]], [[Brigitte Görnitz]]: ''Die Evolution des Geistigen; Quantenphysik – Bewusstsein – Religion.'' Vandenhoeck&Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-56717-3
*Thomas Görnitz, Brigitte Görnitz: ''Von der Quantenphysik zum Bewusstsein - Kosmos, Geist und Materie,'' Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 2016'','' ISBN 978-3-662-49081-5
*Christof Koch, Jorunn Wissmann (Übers.), Monika Niehaus-Osterloh (Übers.): ''Bewusstsein - ein neurobiologisches Rätsel: Mit einem Vorwort von Francis Crick'', Spektrum Akademischer Verlag 2014, ISBN 978-3827431226
* Bernard Baars: ''A cognitive theory of consciousness'', NY: Cambridge University Press 1988, ISBN 0-521-30133-5, eBook ASIN B005A8CUGO
*[[Stanislas Dehaene]], Helmut Reuter (Übers.): ''Denken: Wie das Gehirn Bewusstsein schafft'', Albrecht Knaus Verlag 2014, ISBN 978-3813504200, eBook ASIN B00KG66INQ
* Daniel C. Dennett: ''Consciousness Explained'', Little, Brown & Company 1991, ISBN 978-0316180658, eBook ASIN B06XHKQRWV
* David J. Chalmers: ''The Conscious Mind: In Search of a Fundamental Theory'', Oxford University Press Inc 1996, ISBN 978-0195105537, eBook ASIN B004SL4KI0
* Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}
* Rudolf Steiner: ''Die Ergänzung heutiger Wissenschaften durch Anthroposophie'', [[GA 73]] (1987), ISBN 3-7274-0730-1 {{Vorträge|073}}
* Rudolf Steiner: ''Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen'', [[GA 178]] (1992), ISBN 3-7274-1780-3 {{Vorträge|178}}
* Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266/1]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Schule|266a}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
 
* [https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/106.html Hans Goller: ''Geist ist mehr als Gehirn (Das Rätsel des bewussten Erlebens in materialistischer und funktionalistischer Deutung)'']
 
[[Kategorie:Neurowissenschaften]] [[Kategorie:Philosophie des Geistes]]

Version vom 5. August 2019, 14:37 Uhr