Der Name der Rose und Kategorie:Metrologie: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Der Name der Rose''' ist der erste Roman des italienischen Schriftstellers [[Umberto Eco]]. Eco gelang damit ein Welterfolg. Das Buch erschien 1980 im italienischen Original als ''Il nome della rosa'' und 1982 in der deutschen Übersetzung von [[Burkhart Kroeber]].
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[[Kategorie:Physik nach Fachgebiet]]
Das mehrschichtige Werk, Epochenporträt, philosophisches Essay und der äußeren Form nach ein breit angelegter historischer Kriminalroman, der anno 1327 in einer italienischen Benediktinerabtei spielt, entwirft in der Substanz ein lebendiges Bild des späten Mittelalters mit seinen politischen, sozialen und religiösen Konflikten. Es ist zudem mit zahlreichen Anspielungen auf die Gegenwart, besonders auf das [[Italien]] der 1970er Jahre, durchsetzt. Mit seiner ''Nachschrift zum Namen der Rose'' versuchte Eco, auch den in Mediävistik, Semiotik oder postmoderner Kultur weniger bewanderten Lesern einen Zugang zu den tieferen Schichten des Buches zu eröffnen.
[[Kategorie:Physikalisches Fachgebiet]]
 
[[Kategorie:Messtechnik]]
Der Roman wurde 1986 von Jean-Jacques Annaud unter dem Originaltitel ''[[Wikipedia:Der Name der Rose (Film)|Der Name der Rose]]'' mit Sean Connery in der Hauptrolle verfilmt.
[[Kategorie:Metrologie|!]]
 
== Zusammenfassung ==
In einem Vorwort mit dem Titel ''Natürlich, eine alte Handschrift'', datiert auf den 5. Januar 1980 (Ecos 48. Geburtstag), aber nicht mit Namen gezeichnet, wird die Geschichte als Nacherzählung einer verlorenen alten Handschrift ausgegeben. Diese Geschichte spielt vor dem historischen Hintergrund eines Streites zwischen dem [[Papst]] und dem Mönchsorden der Franziskaner, diese vom [[Ludwig IV. (HRR)|Kaiser]] des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] protegiert, in einer mittelalterlichen Benediktinerabtei, in der mysteriöse Morde geschehen. Die Abtei liegt an den Hängen des [[Apennin]] („zwischen [[Lerici]] und [[La Turbie]]“<ref>Nach [[Dante Alighieri|Dante]], Purgatorio 3,51: ''Tra Lerice e Turbìa la più diserta, la più rotta ruina'' (zwischen Lerci und Turbia, nun Trümmerstätte).</ref>)
Der englische [[Franziskanische Orden|Franziskanerpater]] William von Baskerville, der in einer politischen Mission als Sondergesandter des Kaisers unterwegs ist, wird vom [[Abt]] der Benediktinerabtei gebeten, den Täter zu ermitteln. Ihm eröffnet sich bei seinen Untersuchungen eine Welt von Glaubensfehden, verbotener und verborgener Leidenschaften sowie krimineller Energien. Am Ende verbrennt mit dem geheim gehaltenen zweiten Buch der ''[[Poetik (Aristoteles)|Poetik]]'' des Aristoteles, das von der Komödie handelt, die ganze Abtei mitsamt ihrer kostbaren Bibliothek.
 
Der Roman ist (analog zu den sieben Posaunen der biblischen [[Offenbarung des Johannes|Apokalypse]]) in sieben Tage unterteilt und voller philosophischer, theologischer, historischer, zeitgenössischer und literarischer Anspielungen und Zitate.
 
== Handlung ==
[[Datei:Labyrinthus Aedificium.svg|miniatur|Das Labyrinth der Bibliothek im obersten Stock des Aedificiums]]
Als [[Noviziat|Novize]] in der Obhut des Franziskaners ''William von Baskerville'' besucht der junge ''Adson von Melk'' Ende November 1327 – während der Zeit des [[Avignonesisches Papsttum|Avignonesischen Papsttums]] – eine [[Benediktiner]]abtei im ligurischen [[Apennin]]. Dort sollen sich führende Köpfe des Franziskanerordens mit einer Gesandtschaft des Papstes [[Johannes XXII.]] treffen, um brisante theologische Fragen des Für und Wider der [[Vita apostolica]], der Armut der Kirche, zu diskutieren und damit gleichzeitig Machtpositionen zwischen dem [[Heiliger Stuhl|Apostolischen Stuhl]], einigen Mönchsorden und dem Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] abzustecken.
 
Bevor es zu dem politisch-theologischen Treffen kommt, bittet der [[Abt]] des Klosters den für seinen Scharfsinn bekannten William (der früher einmal [[Inquisitor]] gewesen war, aber dieses Amt niedergelegt hatte), einen mysteriösen Todesfall aufzuklären, der sich unlängst im Kloster ereignete. Während Williams Arbeit an diesem Fall werden innerhalb weniger Tage vier weitere Mönche ermordet.
 
Die Aufklärung dieser Verbrechen ist der erzählerische Hauptstrang des Romans, der mit etlichen Verzweigungen und Nebenlinien aufwartet, die ein komplexes und vielfarbiges Bild des mittelalterlichen Lebens auf allen sozialen Ebenen zeichnen und insbesondere den erzählenden Adson zu zahlreichen prägenden Erlebnissen und inneren Auseinandersetzungen mit theologischen, historischen und philosophischen Fragestellungen führen. Anhand des [[Fra Dolcino]] und des Inquisitors [[Bernard Gui]] werden auch die Phänomene der [[Häresie]] und der Inquisition behandelt. Zudem entspinnt sich am Rande eine zarte Liebesgeschichte zwischen Adson und einem namenlosen Bauernmädchen, welches er während einer nächtlichen Verfolgungsjagd trifft, das ihn unversehens verführt und welches er vor der Inquisition des Bernard Gui retten will.
 
Die Spur führt William und Adson in die als nahezu unzugängliches [[Labyrinth]] angelegte Klosterbibliothek zu dem blinden Bibliothekar Jorge von [[Burgos]]. Dieser greise Mönch hütet dort einen besonderen Schatz, nämlich das womöglich einzige erhaltene Exemplar des „Zweiten Buches der [[Poetik (Aristoteles)|Poetik]]“ des [[Aristoteles]], in dem – nach der [[Tragödie]] im ersten Teil – die [[Komödie]] behandelt wird. Jorge hält die in diesem Buch vertretene positive Einstellung zur Freude und zum Lachen für derart gefährlich, dass er es mit einem Gift versehen hat und es lieber vernichten würde, als es in fremde Hände fallen zu lassen. Als der Versuch, nach den fünf ermordeten Mönchen schließlich auch William durch das vergiftete Buch zu töten, scheitert, setzt Jorge die weitgerühmte Bibliothek in Brand. William und Adson können zwar aus der brennenden Bibliothek entkommen, jedoch ergreift das Feuer das gesamte Kloster und vernichtet es.
 
Am Ende hat William zwar den Fall gelöst, die Katastrophe jedoch nicht verhindern können. Resigniert stellt er fest: „Ich bin wie ein Besessener hinter einem Anschein von Ordnung hergelaufen, während ich doch hätte wissen müssen, dass es in der Welt keine Ordnung gibt.“ Ähnlich entmutigt beendet Adson seinen Bericht mit den Worten „Stat rosa pristina nomine, [[Nomen nudum|nomina nuda]] tenemus“ („Die Rose von einst steht nur noch als Name, uns bleiben nur nackte Namen“), einem Zitat von [[Bernhard von Cluny|Bernhard von Morlaix]].<ref>[http://www.hoye.de/name/abel.pdf Der Ausdruck „Der Name der Rose“ bei Peter Abaelard]</ref>
 
== Entstehung ==
Eco begann im März 1978 zuerst ohne klare Vorstellung der Handlung. Der Grundgedanke war „einen Mönch zu vergiften“. Darüber schreibt er in seiner ''Nachschrift zum Namen der Rose'': „Ich glaube, Romane entstehen aus solchen Ideen-Keimen, der Rest ist Fruchtfleisch, das man nach und nach ansetzt.“ Die Hauptfigur sollte zunächst ein zeitgenössischer Mönchs-Detektiv sein, der [[Wikipedia:Il manifesto|Il manifesto]] liest. Um sich bei seinem Romandebüt nicht zu exponieren, beschloss er allerdings bald einen mittelalterlichen Mönch erzählen zu lassen und dem Roman eine fiktive Überlieferungsgeschichte zu geben, beginnend bei den Jugenderinnerungen des greisen Adson,<ref>Umberto Eco: ''Nachschrift zum Namen der Rose''. (dt. von B. Kroeber, dtv 1986, 8. Auflage 1987) ISBN 3-423-10552-6 S. 21–28. Erstmals erschienen bei Hanser 1984.</ref> bis hin zu der eigenen eiligen Rohübersetzung eines nicht mehr greifbaren französischen Buches.<ref>Umberto Eco: ''Der Name der Rose''. dt. von Burkhart Kroeber, Hanser, München 1982; dtv, München 1986 (Natürlich, eine alte Handschrift)</ref>
 
{{Zitat|Ich setzte mich also hin und las (erneut) die mittelalterlichen Chronisten, um mir den Rhythmus und die Unschuld ihrer Erzählweise anzueignen. ''Sie'' sollten für mich sprechen, dann war ich frei von jedem Verdacht. Von jedem Verdacht, aber nicht vom Gewicht der Vergangenheit, von den Echos der Intertextualität. Denn nun entdeckte ich, was die Dichter seit jeher wußten (und schon so oft gesagt haben): Alle Bücher sprechen immer von anderen Büchern, und jede Geschichte erzählt eine längst schon erzählte Geschichte. Das wußte Homer, das wußte Ariost, zu schweigen von Rabelais und Cervantes. Ergo konnte meine Geschichte nur mit der wiedergefundenen Handschrift beginnen, und auch das wäre dann (natürlich) nur ein Zitat. So schrieb ich zuerst das Vorwort, in dem ich meine Erzählung, verpackt in drei andere Erzählungen, in den vierten Grad der Verpuppung setzte: Ich sage, daß Vallet sagte, daß Mabillon sagte, daß Adson sagte …<ref>Umberto Eco: ''Nachschrift zum Namen der Rose''. (dt. von B. Kroeber, dtv 1986, 8. Auflage 1987) ISBN 3-423-10552-6 S. 27 – 28. Erstmals erschienen bei Hanser 1984.</ref>}}
 
=== Titel ===
Der Arbeitstitel lautete erst, wie Eco schreibt, ''Die Abtei des Verbrechens'' und danach, nach der Hauptfigur, ''Adson von Melk''. Dieser zweite Titel sei jedoch vom Verlag abgelehnt worden. Der endgültige Titel bezieht sich auf eine Variation eines Hexameters von Bernhard von Cluny (Bernhard von Morlaix): ''Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus''<ref>In Bernhard von Clunys ''De contemptu mundi'' (Von der Geringschätzung der Welt): ''Stat Roma pristina nomine, nomina nuda tenemus''. Siehe: thelatinlibrary.com: [http://www.thelatinlibrary.com/bernardcluny1.html ''Bernard of Cluny. De contemptu mundi: Prologus et liber primus]'' (952) aufgerufen am 4. Juli 2016</ref> (Die Rose von einst steht nur noch als Name, uns bleiben nur nackte Namen). ''Der Name der Rose'' schicke den Leser in alle Richtungen – also in keine bestimmte. Wer wolle, könne auch an den Namen des Mädchens denken.<ref>Umberto Eco: ''Nachschrift zum Namen der Rose''. (dt. von B. Kroeber, dtv 1986, 8. Auflage 1987) ISBN 3-423-10552-6 Kapitel: Titel und Sinn, S. 9 – 14. Erstmals erschienen bei Hanser 1984.</ref> 
 
Beachtenswert ist jedoch, dass die ''Rose'' wie auch der ''Name'' seit dem Mittelalter Zentralbegriffe im Universalienstreit waren, auch exakt in der Zusammenstellung ''Der Name der Rose'' als Beispiel für eine Verknüpfung von Begriff und Objekt<ref>Vgl. die Anspielung auf diese philosophische Diskussion in William Shakespeare: ''Romeo and Juliet'', Akt 2, Szene 2, in der Julia sagt: ''„What’s in a name? that which we call a rose / By any other name would smell as sweet“''.</ref>, speziell auch bei Peter Abaelard. Dessen tragische Liebesbeziehung zu Heloisa findet sich wiederum in der bekannten Bebilderung einer mittelalterlichen Handschrift des Rosenromans (franz. ''Le Roman de la Rose''), in welchem die Rose symbolisch für die geliebte Frau steht. Man kann annehmen, dass der Buchtitel auch auf diese Zusammenhänge anspielt, zumal Eco ein anerkannter [[Wikipedia:Mediävistik|Mediävist]] und profunder Kenner der mittelalterlichen [[Wikipedia:Semiotik|Semiotik]] war.
 
== Figuren ==
Viele Figuren des Romans spielen auf historische Persönlichkeiten und literarische Gestalten an.
 
=== William von Baskerville ===
Der Franziskaner William von Baskerville ist eine der beiden fiktiven Hauptfiguren des Romans.  Sein Name „William“ und seine philosophisch-erkenntniskritische Grundhaltung verweisen auf den Scholastiker [[Wilhelm von Ockham]]; sein [[Herkunftsname]] „von Baskerville“ spielt auf [[John Baskerville]] und den Detektivroman [[Der Hund von Baskerville]] (1901/1902) an, geschrieben von [[Arthur Conan Doyle]]. Doyles Figurenkonstellation (der Detektiv [[Sherlock Holmes]] und sein Gehilfe [[Dr. Watson]]), wurde genretypisch für [[Detektivgeschichte]]n. Eco schuf mit William und seinem Gehilfen Adson eine solche Konstellation.
 
William wird im Buch als großgewachsen und schlank beschrieben, mit durchdringendem Blick und einer schmalen, leicht gebogenen Nase. Diese Personenbeschreibung ist ein fast wörtliches Zitat von Conan Doyles Beschreibung von Sherlock Holmes in seinem ersten Detektivroman ''A Study in Scarlet'' (dt. [[Eine Studie in Scharlachrot]])<ref>{{PGIW|files/244/244-h/244-h.htm#link2HCH0002|A Study In Scarlet|Arthur Conan Doyle|link=true}} Chapter II. Abgerufen 16. Januar 2012.</ref>. Adson schätzt sein Alter auf 50 Jahre. Er ist einer der scharfsinnigsten Inquisitoren der damaligen Zeit.<!--- wer sagt/meint das: Eco oder Adson?--->
 
Im Roman treten viele historisch belegte Persönlichkeiten als Nebenfiguren auf (beispielsweise [[Bernard Gui]] und [[Michael von Cesena]]) oder werden erwähnt (wie etwa [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig der Bayer]] oder [[Thomas von Aquin]]). Eco lässt William wie eine reale historische Gestalt des [[Spätmittelalter]]s erscheinen. Innerhalb des scholastischen Diskurses verkörpert William eine extrem [[Universalienproblem|nominalistische]] Position. Wie modern seine Denk- und Ausdrucksweise ist, wird an vielen Stellen des Romans angedeutet, so zum Beispiel, wenn er [[Ludwig Wittgenstein]] (in [[mittelhochdeutsch]]er „Übersetzung“) zitiert (vorgreifender [[Anachronismus]]).
 
=== Adson von Melk ===
Der junge Benediktiner, benannt nach dem Benediktinerkloster [[Stift Melk]], ist die zweite fiktive Hauptfigur des Romans. Er begleitet William von Baskerville als junger Gehilfe („[[Adlatus]]“) und nimmt zugleich die Rolle des [[Typologisches Modell der Erzählsituationen#Ich-Erzählsituation|Ich-Erzählers]] ein, der als greiser [[Mönchtum|Mönch]] an der Schwelle des Todes „die denkwürdigen und entsetzlichen Ereignisse“ niederschreibt, „deren Zeuge zu werden mir in meiner Jugend einst widerfuhr“. Sein Name (im italienischen Original ist es die lateinische Form „Adso“ da Melk, die italienische Namensform wäre „Adsone“, „Azzo(ne)“) erinnert an Sherlock Holmes’ Freund und Gehilfen [[Dr. Watson]] und ist offenbar eine Anspielung auf den Namen Watson. Auch in vielen Dialogen finden sich deutliche Anspielungen auf Doyle (''„My dear Watson“'' als häufiger Auftakt eines Holmes-Monologs wird bei Eco zu ''„Mein lieber Adson“''). Ein weiterer Bezug wird im Roman durch eine Bemerkung von Jorge von Burgos nahegelegt, nämlich zu [[Adso von Montier-en-Der]], dem Benediktinermönch und Verfasser des bekanntesten frühmittelalterlichen Traktats über den [[Antichrist]]en.
 
=== Jorge von Burgos ===
[[Jorge Luis Borges]] fantastische Erzählung ''[[Die Bibliothek von Babel|La biblioteca de Babel]]'', die sich durch [[Intertextualität]] auszeichnet und als Parabel der europäischen Diktaturen der 30/40er Jahre und in Argentinien unter [[Juan Perón|Perón]] gelesen werden kann, inspirierte Umberto Eco, den Roman ''Der Name der Rose'' zu schreiben. Borges' Erzählung  ''El Libro de Arena'' (Das Sandbuch), in der der Erzähler ein Buch mit anscheinend unendlich vielen unendlich dünnen Seiten erwirbt, weist deutliche Parallelen zu dem Roman auf: Der Erzähler entschließt sich, das unheimliche Buch in der Nationalbibliothek unter anderen Büchern zu verstecken, da er nicht wagt, es zu vernichten, es aber auch nicht selbst aufbewahren möchte. 
 
Der Name ''Jorge von Burgos'' ist eine Anspielung auf ebendiesen im Alter erblindeten argentinischen Schriftsteller und Bibliothekar, der wegen seiner immensen Kenntnisse als Genie galt und noch heute als Begründer des ''fantastischen Realismus'' bekannt ist, aber wegen seiner Unterstützung des [[Argentinische Militärdiktatur (1976–1983)#Verlauf der Diktatur|Militärputsches vom März 1976]] als ein [[Reaktion (Politik)|Reaktionär]] angefeindet wurde. Indem Jorge von Burgos das Lachen wegen seines [[Aufklärung|aufklärerischen]] Potentials ablehnt, erweist er sich ebenfalls als Reaktionär.
 
=== Weitere Figuren ===
Der deutschen Erstausgabe von 1982 war (in Absprache mit dem Autor) als [[Lesezeichen (Buch)|Lesezeichen]] eine Art Theaterzettel beigegeben, der unter der Überschrift [[Dramatis personae|„Dramatis Personae“]] folgende Angaben enthielt:
* ''William von Baskerville'' – Zeichendeuter und Spurensucher
* ''Adson von Melk'' – sein Schüler, Chronist
* ''Abbo von [[Kloster Fossanova|Fossanova]]'' – [[Abt]], einst Leichenträger
* ''Remigius von [[Varazze|Varagine]]'' – Kellermeister
* ''Malachias von [[Hildesheim]]'' – [[Bibliothekar]]
* ''Severin von [[Kloster Sankt Emmeram|St. Emmeram]]'' – Kräuter- und Giftforscher
* ''Nicolas von [[Kloster Morimond|Morimond]]'' – Handwerker, brav
* ''Alinardus von [[Grottaferrata]]'' – Greis
* ''Jorge von [[Burgos]]'' – blinder Seher
* ''Adelmus von [[Otranto]]'' – Monstermaler, tot
* ''Venantius von Salvemec'' – [[Aristoteles]]-Experte
* ''Berengar von [[Arundel (West Sussex)|Arundel]]'' – Verführer
* ''Benno von [[Uppsala]]'' – Büchernarr
* ''Aymarus von [[Alessandria]]'' – Intrigant
* ''Petrus von Sant'Albano'' – dito
* ''Pacificus von [[Tivoli (Latium)|Tivoli]]'' – dito
* ''[[Ubertinus de Casale|Ubertin von Casale]]'' – [[Mystik]]er
* ''[[Michael von Cesena]]'' – [[Politiker]]
* ''Bertrand del Poggetto'' – [[Kardinal]]
* ''[[Bernard Gui]]'' – Ketzer- und Hexenjäger, franz. [[Inquisitor]]
* ''[[Fra Dolcino]]'' – toter, noch sehr lebendiger Ketzerführer
* ''Salvatore'' – armer Teufel, Sprachgenie
* ''Das Mädchen'' – namenlos, vielleicht die Rose
* und weitere fleißige Mönche, [[Minoriten|Mindere Brüder]], [[Päpstlicher Legat|päpstliche Legaten]], französische [[Bogenschütze]]n, tote und lebendige [[Ketzer]], einfache Leute, Volk.
 
== Literaturgeschichtliche Einordnung und Interpretationen ==
''Der Name der Rose'' gilt als einer der bekanntesten Vertreter des [[Postmoderner Roman|postmodernen Romans]]. Typischerweise vereinen sich dabei mehrere literarische Genres in einem Text. So weist der Roman deutliche Merkmale des Kriminalromans sowie des [[Schauerroman]]s auf und beinhaltet klare Anspielungen auf Werke von [[Edgar Allan Poe]], [[Arthur Conan Doyle]] und [[Agatha Christie]].<ref name="Mersch">Dieter Mersch: ''Umberto Eco zur Einführung'', Junius: Hamburg (1993), S. 14ff.</ref>
 
Überdies steht er in der Tradition des [[Historischer Roman|historischen Romans]]. Dabei neigt er dazu, Geschichte nicht nur wiederzugeben, sondern das Problem der Geschichtsschreibung selbst zu thematisieren. Exemplarisch dafür sind die Mischung historischer und fiktionaler Figuren, Ecos starke Bezugnahmen auf historische und zeitgenössische [[Intertextualität|Intertexte]], die teilweise direkt in den Roman eingearbeitet werden, und das Auftreten vieler [[Anachronismus|Anachronismen]]: So beschäftigt sich ''Der Name der Rose'' vor dem mittelalterlichen Hintergrund mit politischen und [[Semiotik|semiotischen]] Problemen, die typisch für die wissenschaftlichen Diskurse des 20. Jahrhunderts sind. Auch die [[Textualität]] selber, die Eigenschaften von Texten sowie ihres Verfassens und ihrer Rezeption, wird durchgängig thematisiert. In der Literaturwissenschaft wurde für Romane dieser Art der Begriff [[historiografische Metafiktion]] geprägt.<ref name="Mersch" /><ref name="Ickert">Klaus Ickert/Ursula Schick: ''Das Geheimnis der Rose entschlüsselt'', Heyne: München (1986), S. 76ff.</ref> Ferner finden sich Elemente eines [[Liebesroman]]s, nicht nur in Bezug auf Adson und das namenlose Bauernmädchen, sondern auch hinsichtlich der Frage, in welche Beziehungen und Passionen Menschen zu Gott, der Erkenntnis und Interpretation von Wahrheit sowie zu irdischen Dingen treten können.
 
Eco selbst wies darauf hin, dass der Roman auch als [[Schlüsselroman]] gelesen werden kann, und gab an, ihn unter dem Einfluss der [[Aldo Moro|Aldo-Moro]]-Ermordung geschrieben zu haben. Nach dieser Lesart ließen sich verschiedene Gruppierungen des Romans mit politischen Gruppierungen im Italien der 1970er Jahre entschlüsseln. Verschiedene Kritiker identifizierten die Dolcinianer mit den [[Rote Brigaden|Roten Brigaden]], die Franziskaner mit den [[Kommunistische Partei Italiens|Kommunisten]] und die Benediktiner mit der [[Democrazia Cristiana]]. Trotz Ecos eigenem Hinweis ist eine solche Lesart jedoch umstritten, da sie teilweise als Überinterpretation empfunden wurde. Eco selbst gab an anderer Stelle der eigenen Erklärung widersprechend auch an, sich nicht um Fragen politischer Aktualität zu kümmern.<ref name="Ickert" />
 
Zahlreiche Merkmale teilt ''Der Name der Rose'' auch mit [[Trivialliteratur|Trivialromanen]]. So sind die Hauptfiguren stark typisiert, es findet eine klare Trennung in gute und böse Figuren statt, zahlreiche [[Klischee]]s und [[Stereotyp]]e werden aufgerufen. Dieses Vorgehen kann als [[Pastiche]] verstanden werden, und damit als bewusste Auseinandersetzung mit der Rolle von Trivialität in der Literatur. Dieses Stilmittel ist ebenfalls typisch für viele postmoderne Romane; Stereotype werden bewusst aufgerufen, um sie klar als Stereotype auszustellen und sie gerade dadurch zu hinterfragen.<ref name="Mersch" />
 
== Rezeption ==
Der Roman ''Der Name der Rose'' war weltweit außergewöhnlich erfolgreich – allein bis 1989 wurden über acht Millionen Exemplare verkauft.<ref>Rudolf Radler (Hrsg.), ''Kindlers Neues Literaturlexikon'', München (1989), Band 5, S. 22</ref> Mit der Veröffentlichung gingen umfangreiche Marketing- und Reklameaktionen sowie eine starke mediale Aufmerksamkeit einher. Das US-Magazin ''Newsweek'' zeigte Eco auf der Titelseite. Der Roman wurde nach seinem Erscheinen Gegenstand zahlreicher literaturwissenschaftlicher Arbeiten. Auch Historiker beschäftigten sich mit dem von Eco gezeichneten Bild des Mittelalters; insgesamt rief der Roman in breiteren Kreisen ein plötzliches Interesse an der Mittelalterforschung hervor.<ref name="Heit">Alfred Heit: ''Einleitung'', in: ders. (Hrsg.): ''Ecos Rosenroman – ein Kolloquium'', DTV: München (1987), S. 12</ref> Die ungewöhnlich starke Rezeption wurde auch selbst zum Gegenstand von Studien; so befragte das italienische Magazin ''Panorama'' 900 Probanden mit höherer Schulbildung und kam zu dem Ergebnis, dass nur 16 % der Leser des Romans zu Ecos Stammlesern gehörten, 40 % hingegen durch das Marketing und die mediale Berichterstattung aufmerksam geworden waren.<ref name="Heit" />
 
Die französische Tageszeitung Le Monde nahm ''Der Name der Rose'' in ihre [[Wikipedia:Die 100 Bücher des Jahrhunderts von Le Monde|Liste der 100 besten Bücher des 20. Jahrhunderts]] auf.
 
== Bearbeitung in anderen Medien ==
1986 verfilmte Jean-Jacques Annaud den Roman mit Sean Connery als William von Baskerville. [[Wikipedia:Der Name der Rose (Film)|Der Film]] erhielt gemischte Kritiken, war aber ebenfalls kommerziell sehr erfolgreich. 1986 produzierte Richard Hey ein sechsstündiges deutschsprachiges Hörspiel für den Südwestfunk. 2008 erschien bei Ravensburger ein gleichnamiges Brettspiel auf der Grundlage des Romans. Diese Bearbeitungen trugen weiter zum Verkaufserfolg bei, obwohl sie den Stoff teilweise stark veränderten.<ref name="Heit" />
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Der Name der Rose}}
 
== Literatur ==
=== Ausgaben ===
* Umberto Eco, ''Il nome della rosa'', Bompiani, Mailand 1980
* Umberto Eco, ''Il nome della rosa'', prima edizione riveduta e corretta, Bompiani, Mailand 2012
* Umberto Eco, ''Der Name der Rose'', Übersetzung von Burkhart Kroeber, Hanser, München 1982 (36 Wochen lang in den Jahren 1982 bis 1984 auf dem [[Wikipedia:Liste der meistverkauften Belletristikbücher in Deutschland#1981 ff|Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste)]]; dtv, München 1986 ff.
* Umberto Eco, ''Der Name der Rose'', aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber, Verlag Volk und Welt, Berlin 1989, ISBN 3-353-00108-5
 
=== Sekundär ===
* Umberto Eco: ''Nachschrift zum „Namen der Rose“'', Übers. Burkhart Kroeber, Hanser, München 1984, ISBN 978-3-423-10552-1
* Hans-Jürgen Bachorski Hg.: ''Lektüren. Aufsätze zu Umberto Ecos „Der Name der Rose“.'' Kümmerle, Göppingen 1985
* Armin Burkhardt, Eberhard Rohse: ''Umberto Eco – Zwischen Literatur und Semiotik''. Ars & Scientia, Braunschweig 1991, ISBN 3-9802066-2-9
* Theresa Coletti: ''Naming the Rose. Eco, medieval signs and modern theory'', Cornell UP Ithaca, N.Y. 1988 (engl.)
* Alfred Haverkamp & Alfred Heit (Hgg.): ''Ecos Rosenroman. Ein Kolloquium'', dtv, München 1987, ISBN 978-3-423-04449-3
* Klaus Ickert & Ursula Schick: ''Das Geheimnis der Rose entschlüsselt. Zu Umberto Ecos Weltbestseller „Der Name der Rose“'', Heyne, München 1986, ISBN 978-3-453-03732-8
* Max Kerner (Hrsg.): ''„… eine finstere und fast unglaubliche Geschichte“? Mediävistische Notizen zu U. Ecos Mönchsroman „Der Name der Rose“.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG), Darmstadt 1988
* Burkhart Kroeber (Hrsg.): ''Zeichen in Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“. Aufsätze aus Europa und Amerika'', Übers. B.K. und Michael Walter, Hanser, München 1987, ISBN 978-3-446-14882-6
* Teresa de Lauretis: ''Umberto Eco'', La nuova Italia, Florenz 1981 (Il Castoro Nr. 179) In Ital.
* Thomas Stauder: ''Umberto Ecos „Der Name der Rose“. Forschungsbericht und Interpretation.'' Mit komm. internat. Bibliographie 1980–1986. Palm & Enke, Erlangen 1988
* Cerstin Urban: ''U. E.: „Der Name der Rose.“'' Reihe Königs Erläuterungen|Königs Erläuterungen und Materialien, 391. Bange, Hollfeld 1998 ISBN 3-8044-1627-6
 
=== Dissertationen ===
* Barbara Niederer: ''Il trionfo della rosa. Indagine sulla ricezione del „Nome della rosa“'', Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 1985
* Gabriella Borter-Sciuchetti von Ringgenberg BE: ''Annäherungen an das Namenlose. Eine Interpretation von Umberto Ecos „Il nome della rosa“ und Boris Vians „L'Ecume des jours“'', Universität Zürich, 1987
 
=== Hörbuch ===
* ''Der Name der Rose'', gelesen von Gert Heidenreich, 20 CDs, RBB / Der Hörverlag, München 2008
 
=== Hörspiel ===
* ''[[Wikipedia:Der Name der Rose (Hörspiel)|Der Name der Rose]]'', Hörspielbearbeitung von Richard Hey, Regie: Otto Düben, BR/SWR/NDR 1986, 6 CDs, Der Hörverlag, München 2005
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Il nome della rosa|Der Name der Rose}}
* [http://www.eco-online.de/Bestseller/Rose.html Helge Schalk: ''Von Namen und Rosen. Eine Anregung zur Lektüre.'']
* [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14356092.html Rezension des Romans] durch Lars Gustafsson
* {{Webarchiv | url=http://hjg-sim.de/fileadmin/projekte/gotik/pro4.htm | wayback=20120406074433 | text=Projektarbeit mit Hintergrundinformationen}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=w|GND=4099176-3|LCCN=n/85/153703|VIAF=184638900}}
 
{{SORTIERUNG:Name Der Rose #Der}}
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Historischer Roman]]
[[Kategorie:Umberto Eco]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 5. August 2019, 13:37 Uhr