Maxim Gorki und Erika Mann: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Maxim Gorki''' ({{RuS|Максим Горький}}, wissenschaftliche Transliteration ''Maksim Gor’kij''<ref>[http://d-nb.info/1032027371 Beispiel für die Schreibweise ''Maksim Gor’kij''] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek</ref> oder ''Gorkij''<ref>[http://d-nb.info/1026415438 Beispiel für die Schreibweise ''Maksim Gorkij''] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek</ref><ref>[http://d-nb.info/gnd/118639293 Andere Schreibweisen, Namensformen und Namen] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek</ref>; *&nbsp;{{JULGREGDATUM|28|3|1868|Link="true"}} in Nischni Nowgorod; †&nbsp;18. Juni 1936 in Gorki-10, westlich von Moskau<ref>Nicht zu verwechseln mit Gorki Leninskije südlich von Moskau, dem Sterbeort Wladimir Iljitsch Lenin|Lenins.</ref>) war ein [[Russland|russischer]] Schriftsteller. Er hieß eigentlich '''Alexei Maximowitsch Peschkow''' (russisch {{lang|ru|Алексей Максимович Пешков}}, Transliteration ''{{lang|ru-Latn|Aleksej Maksimovič Peškov}}'').
'''Erika Julia Hedwig Mann''' (* [[9. November]] [[1905]] in [[München]]; † [[27. August]] [[1969]] in [[Zürich]]) war eine deutsche [[Schauspieler]]in, [[Kabarett]]istin, [[Schriftsteller]]in und [[Verlagslektor|Lektorin]]. Sie gründete 1933 das politische Kabarett ''[[Die Pfeffermühle]]'' und arbeitete mit Vorträgen –&nbsp;als Schriftstellerin und [[Journalist]]in auch nach ihrer [[Auswanderung|Emigration]] in die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]&nbsp;– gegen den [[Nationalsozialismus]]. Neben ihrer Tätigkeit als Nachlassverwalterin ihres Vaters [[Thomas Mann|Thomas]] sowie ihres Bruders [[Klaus Mann]] hat sie ein umfangreiches Werk aus politischen Essays, Reportagen, Reiseberichten und Kinderbüchern hinterlassen.


== Leben ==
== Zum Leben siehe auch ==
=== Kindheit und Jugend ===
* {{WikipediaDE|Erika Mann#Leben}}
Alexei Peschkow wuchs in ärmsten Verhältnissen auf, in einer Zeit, in der das Elend der Massen in Russland zu einem wichtigen Thema der literarischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung geworden war. Sein Großvater war [[Wikipedia:Treideln|Wolgatreidler]], sein Vater Tischler. Nach dem frühen Tod des Vaters kam der junge Alexei mit seiner Mutter bei den Großeltern unter. Körperliche Gewalt innerhalb der Familie war nichts Außergewöhnliches. Als er zehn war, starb die Mutter an Tuberkulose und der Großvater nahm ihn nach nur drei Jahren von der Schule.


Von nun an musste Peschkow selbst Geld verdienen, zunächst als Lumpensammler. Ehe er von seiner literarischen Tätigkeit leben konnte, arbeitete er unter anderem als Laufjunge, Küchenjunge, Vogelhändler, Verkäufer, Ikonenmaler, Schiffsentlader, Bäckergeselle, Maurer, Nachtwächter, Eisenbahner und Rechtsanwaltsgehilfe.
== Das schriftstellerische Werk ==
=== Journalistisches und literarisches Frühwerk ===
{{Zitat|Die nächste Station war ''Boston'', wo die ‚alte amerikanische Kultur‘ zu finden sein soll. Boston ist die allereuropäischste Stadt der Vereinigten Staaten, seine Atmosphäre ist englisch. Nichts kann unamerikanischer sein als diese stillen Straßen mit den niedrigen Häusern, wo die feinen und zurückgezogenen Bürger wohnen. Manche Partien der Stadt erinnern geradezu an Bremen.|Autor=Erika und Klaus Mann|Quelle=''Rundherum'', Seite 59}}
Erika Manns schriftstellerisches Werk begann 1928 mit journalistischen Veröffentlichungen, vor allem verfasste sie Glossen in der Berliner Tageszeitung ''[[Tempo (Zeitung)|Tempo]]'', hinzu kamen Gelegenheitstexte für ''Ford im Bild'', das Werbemagazin des Automobilkonzerns [[Ford]], die erst vor wenigen Jahren wiedergefunden wurden.<ref>S. Björn Weyand: ''Launige Schilderungen der Erlebnisse mit dem getreuen Ford''. Vier Texte Erika Manns für die Zeitschrift ''Ford im Bild'' (Dokumentation und Kommentar). In: ''Berliner Hefte zur Geschichte des literarischen Lebens'' 5 (2003), S. 130–147</ref> Es setzte sich 1929 fort mit dem heiteren Reisebuch ''Rundherum'', in dem sie, zusammen mit ihrem Bruder Klaus, die Erlebnisse aus der gemeinsamen Weltreise verarbeitete. In einer Anzeige im [[Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel]] vom 19.&nbsp;Januar 1929 warb der Fischer Verlag für das Buch der Geschwister Mann: „In ihrem Reisebuch stellen sie keine kritischen Bemerkungen, keine Reflexionen über Länder und Menschen an. Mit neugierigen jungen Augen blicken sie um sich und erzählen einfach und lebendig, was sie sahen und was ihnen begegnete.“<ref>Erika und Klaus Mann: ''Rundherum'', S. 149</ref>
Ein weiteres gemeinsames Reisebuch der frühen Zeit ist ''Das Buch von der Riviera'' von 1931.


In den späten 1880er Jahren kam er in [[Kasan]], wo er sich erfolglos um eine Aufnahme an der [[Kasaner Föderale Universität|Universität]] bemühte, erstmals mit der revolutionären Bewegung in Kontakt. Er arbeitete bei einem Bäcker, dessen Laden gleichzeitig Bibliothek eines marxistischen Geheimzirkels war.
An Erika Manns Theaterstück ''Plagiat, eine Komödie in fünf Bildern'' –&nbsp;es stammt ebenfalls aus dem Jahr 1931&nbsp;– hat der Bruder mitgeschrieben. Das Manuskript von ''Plagiat'', mit Szenen aus dem Berliner Theater- und Intellektuellenmilieu, galt lange Zeit als verschollen. Es wurde erst Anfang der 1990er Jahre im Nachlass eines Klaus-Mann-Sammlers aufgefunden. Eine Lesung dieses Stückes fand anlässlich Erika Manns 100.&nbsp;Geburtstags am 14. Februar 2005 im [[Ernst-Deutsch-Theater]] in [[Hamburg]] statt. Das mit Ricki Hallgarten gemeinsam verfasste Weihnachtsspiel ''Jan’s Wunderhündchen. Ein Kinderstück in sieben Bildern'' erlebte 1932 in Darmstadt seine Premiere, es wurde später jedoch nicht mehr aufgeführt.


Peschkow las viel und eignete sich als Autodidakt ein umfassendes, aber unsystematisches Wissen an. Die unüberwindliche Kluft zwischen ihm und der studierenden Jugend machte ihm schwer zu schaffen und war möglicherweise der Grund für einen 1887 begangenen Selbstmordversuch, bei dem er sich in die Brust schoss. Allerdings werden auch der Tod seiner Großeltern in diesem Jahr und eine unerwiderte Liebe als Ursachen vermutet.<ref>''Maksim Gorky: selected letters'' / translated an edited by Andrew Barratt, Barry P. Scherr. Oxford University Press, 1997. ISBN 0-19-815175-6 </ref>
=== ''Die Pfeffermühle'' ===
{{Zitat
|Text=[…] schon im Januar 33 in München konnte man ja nicht mehr direkt [sein] – also wir waren indirekt. Wir haben alles gemacht mit Märchen, Parabeln und Gleichnissen aller Art – wir haben nie einen Namen genannt, nie ein Land genannt, wir waren indirekt, völlig eindeutig für unser Publikum.
|Quelle=Erika Mann im Gespräch mit [[Fritz J. Raddatz]] (1969)
|ref=<ref>Erika Mann im Gespräch mit Fritz J. Raddatz in einer Sendung des WDR, 1969</ref>}}


=== Schriftsteller und politischer Aktivist ===
Mit der Gründung der ''[[Die Pfeffermühle|Pfeffermühle]]'' Anfang 1933 versuchte Erika Mann sich erfolgreich als Texterin, Vortragende und Conférencière in der kleinen Kunstform des Kabarettbeitrags. Hier konnte sie ihr schauspielerisches mit dem schriftstellerischen und organisatorischen Talent vereinen. ''Die Pfeffermühle'' war eine „Kleinkunstbühne“, deren Texte dem Vorbild von [[Klabund]], [[Christian Morgenstern]] und [[Joachim Ringelnatz]] nachempfunden waren. Thomas Mann war der Namensgeber für das Kabarett. Etwa 85 Prozent der Texte stammten von Erika Mann selbst. Nach einem sehr erfolgreichen Beginn verhinderten die politischen Umstände weitere Aufführungen in Deutschland. Auf eine im [[Pariser Tageblatt]] vom Januar 1934 veröffentlichte Kritik von [[Ludwig Marcuse]], der bereits in [[Paris]] im Exil lebte, die ''Pfeffermühle'' sei in ihrem Auftreten zu „mild“, schrieb Erika Mann in einem Brief an Klaus erbost: „Wer wird denn ausgewiesen, er oder wir, wenn wir mehr pfeffern?“<ref>Irmela von der Lühe: ''Erika Mann'', S. 385</ref> Nach insgesamt 1034 Vorstellungen im europäischen Exil scheiterte die ''Peppermill'' Anfang 1937 in New York am mangelnden Interesse des amerikanischen Publikums.
[[Datei:Gorky et Schaliapin late19thcent.jpg|mini|Maxim Gorki und [[Fjodor Iwanowitsch Schaljapin|Fjodor Schaljapin]]]]
1889 wurde die zaristische Polizei wegen seiner rebellischen Kontakte erstmals auf Peschkow aufmerksam. Im selben Jahr legte er dem Schriftsteller [[Wladimir Galaktionowitsch Korolenko|Wladimir Korolenko]] ein [[Poem]] vor und erntete eine schonungslose Kritik. Er wandte sich vorläufig von der Literatur ab und zog zu Fuß durch Russland, die [[Ukraine]] und über den Kaukasus bis nach [[Tiflis]]. Dort kam er mit Revolutionären und Studenten in Kontakt, die ihn ermunterten, seine Erlebnisse literarisch festzuhalten. Seine erste Erzählung ''Makar Tschudra'', die am 12. September 1892 in der Provinzzeitung ''Kawkas'' erschien, unterzeichnete Alexei Peschkow mit dem [[Pseudonym]] ''Maxim Gorki'', übersetzt: der Bittere. Von da an verwendete er dieses Pseudonym.


Gorki zog nach [[Samara]], wo er auf Vermittlung Korolenkos eine Stelle als Journalist bei einer Provinzzeitung bekam, deren Korrektorin [[Jekaterina Pawlowna Peschkowa|Jekaterina Pawlowna Wolschina]] er 1896 heiratete. 1897 wurden ihr Sohn Maxim Peschkow (1897–1934) und 1898 ihre Tochter Katja geboren, die fünfjährig an [[Meningitis]] starb. Nach dem Tode der Tochter trennte sich das Paar 1903.
=== Kinderbücher ===
[[Datei:Stoffel fliegt übers Meer.jpg|mini|hochkant=0.6|Umschlag von Ricki Hallgarten]]
{{Zitat
|Text=Für Medi und Bibi, weil sie meine Geschwister sind, und weil sie es gerne wollten
|Quelle=Widmung Erika Manns für ihre Geschwister Elisabeth und Michael in ''Stoffel fliegt übers Meer''}}


1894 gelang ihm mit der Erzählung ''Tschelkasch'' der Durchbruch als Schriftsteller. Auch die 1898 veröffentlichten ''Skizzen und Erzählungen'' wurden ein großer Erfolg. 1901 verfasste er nach einer Studentendemonstration in [[Sankt Petersburg]], die durch das brutale Eingreifen der Polizei in einem Massaker endete, das ''Lied vom Sturmvogel''. Der Sturm, von dem dieser Vogel mit „der Kraft des Zorns, der Flamme der Leidenschaft und der Gewissheit des Sieges“ kündete, wurde in revolutionären Kreisen als die Revolution aufgefasst und das Poem auf einschlägigen Versammlungen vorgetragen.
Erika Manns erstes Kinderbuch ''[[Stoffel fliegt übers Meer]]'' mit Illustrationen ihres Jugendfreunds [[Richard Hallgarten|Ricki Hallgarten]] aus dem Jahr 1932 hatte großen Erfolg, es erlebte innerhalb kurzer Zeit zehn Auflagen und wurde in viele Sprachen übersetzt. Es folgte 1934 ''Muck, der Zauberonkel''; mit beiden Büchern erreichte sie einen größeren Bekanntheitsgrad beim deutschen Lesepublikum, doch blieb sie hinter der Popularität ihres Vaters und ihres Bruders zurück. Ein Freund der Familie Mann, der Anglist [[Hans Reisiger]], lobte in der „BZ am Mittag“ vom 12.&nbsp;Dezember 1932, der ''Stoffel'' sei „das schönste, reichste und wärmste Kinderbuch, das ich seit [[Erich Kästner]]s ''[[Emil und die Detektive]]'' und [[Rudyard Kipling|Kiplings]] ''Fischerjungs'' gelesen habe“.<ref>Erika Mann: ''Stoffel fliegt übers Meer'', Nachwort der Neuausgabe 2005, S.&nbsp;123; vgl. [[Manfred Berger (Pädagoge)|Manfred Berger]]: Erika Mann, in:Baumgärtner, A. C./Kurt, F./Pleticha, H. (Hrsg.): Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon, Meitingen 1999 (7. Ergänzungslieferung).</ref>


Nach dem Erfolg seiner Theaterstücke ''[[Kleinbürger (Gorki)|Die Kleinbürger]]'' (1901) und ''[[Nachtasyl (Gorki)|Nachtasyl]]'' (1902) war Gorki so populär, dass die verschiedenen Versuche des Regimes, gegen ihn vorzugehen, immer wieder Proteststürme auslösten. Gorki erhielt zum Beispiel Schlafverbot, was bedeutete, dass er nicht in Städten übernachten durfte. Während einer Reise auf die [[Krim]], wohin er wegen der Unterzeichnung eines Traktats gegen die offizielle Darstellung der erwähnten Demonstration verwiesen wurde, bereiteten ihm seine Freunde und Verehrer – unter ihnen [[Fjodor Iwanowitsch Schaljapin|Fjodor Schaljapin]] und [[Iwan Bunin]] – in [[Podolsk]] einen triumphalen Empfang. Gegen den Beschluss Zar [[Nikolaus II. (Russland)|Nikolaus II.]], Gorkis Ernennung zum Ehrenmitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]] rückgängig zu machen, protestierten unter anderem [[Anton Tschechow]] und [[Wladimir Korolenko]]. Nach seinem Protest gegen das Niedermetzeln unbewaffneter Zivilisten am {{JULGREGDATUM|22|1|1905}}, dem so genannten [[Petersburger Blutsonntag]], wurde er in der [[Peter-und-Pauls-Festung]] inhaftiert, aber, auch nach Protesten der ausländischen Presse, wieder freigelassen. Während der Festungshaft entstand sein Drama ''[[Kinder der Sonne]]'' (1905).
=== Im amerikanischen Exil entstandene Arbeiten ===
{{Zitat|Eine Welt – eine einzige, mäßig große, die Raum hat für alle, doch nicht für alles. Und wofür nun einmal gewiss nicht? Das Wort ist flach, und wir vermieden es lieber. Es ist unvermeidlich. Was hinter ihm steht, hat die Erde in Rauch und Flammen gehüllt und muß verfemt sein, nach den Gesetzen der neuen Welt. Es heißt: Nationalismus! |Autor=Erika Mann| Quelle=''Gedanken im Tee-Salon'', 28. Mai 1943<ref>Irmela von der Lühe: ''Erika Mann'', S. 11, 371. In: ''Die Zeitung''</ref>}}


=== Vor der Revolution ===
Der Großteil der Werke Erika Manns gehört zur [[Exilliteratur]], darunter das von ihr so genannte politische Lehrbuch ''[[Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich]]'' ''(School for Barbarians. Education under the Nazis)'' im Jahr 1938; mit diesem Werk gelang ihr in den USA ein großes Maß an Aufklärung über die politische Situation in Deutschland. Erstmals fand sie ihren eigenen Erzählstil, indem sie dokumentarisches Material mit selbst erlebten Geschichten mischte. Ein Jahr später folgte ''[[Escape to Life]]'', eine Art [[Who’s Who]] der Exilierten, das Erika Mann in Kooperation mit ihrem Bruder Klaus schrieb. 1940 entstand die Publikation ''The Other Germany'', in dem sich die Geschwister Mann kritisch mit ihrem Geburtsland auseinandersetzten. Im selben Jahr verfasste Erika Mann ihr zweites politisches Lehrbuch ''The Lights Go Down''. Eine deutsche Rückübersetzung aus dem Englischen, da das deutsche Manuskript als verloren gelten muss, erschien erst im Jahr 2005 unter dem Titel ''[[Wenn die Lichter ausgehen. Geschichten aus dem Dritten Reich]]'' anlässlich ihres 100.&nbsp;Geburtstags. Darüber hinaus entstanden in ihrer Eigenschaft als „lecturer“ und Kriegskorrespondentin zahlreiche Essays, Statements und Kommentare für Zeitungen und Magazine.
[[Datei:1900 yasnaya polyana-gorky and tolstoy.jpg|mini|[[Lew Nikolajewitsch Tolstoi]] und Maxim Gorki um 1900]]
In der kurzen Zeit der politischen Lockerung nach der [[Russische Revolution 1905|Revolution von 1905]] war Gorki über Veröffentlichungen und Versammlungen unermüdlich für die Revolution tätig. Bei der Zeitschrift [[Nowaja Schisn (Zeitschrift)|Nowaja Schisn]] (Neues Leben), die er mitbegründet hatte, lernte er [[Lenin]] kennen, der dort als Chefredakteur arbeitete.


Als das politische Klima wieder strenger wurde, ging er ins Ausland. In [[Frankreich]] agitierte er gegen eine Anleihe der westlichen Staaten an das nach dem [[Russisch-Japanischer Krieg|Russisch-Japanischen Krieg]] geschwächte Russland. Als man die Anleihe doch gewährte, schrieb er das [[Pamphlet]] ''Das schöne Frankreich''. In den [[USA]] sollte er Parteispenden sammeln, blieb aber relativ erfolglos, nachdem seine Gegner die Tatsache gegen ihn ausgespielt hatten, dass er mit seiner Begleiterin [[Marija Fjodorowna Andrejewa|Marija Andrejewa]] nicht verheiratet war.
Ein weiteres Kinderbuch ''A Gang of Ten'' erschien 1942, später wurde es in Deutschland unter dem Titel ''Zehn jagen Mr. X'' veröffentlicht. Eine Neuausgabe mit einem von [[Uwe Naumann]] verfassten Nachwort erschien anlässlich ihres 50. Todesjahrs 2019 im [[Rowohlt Verlag]].<ref>[https://www.perlentaucher.de/buch/erika-mann/zehn-jagen-mr-x.html Rezensionen bei perlentaucher]</ref>


In einem Landhaus in den [[Adirondacks]]-Bergen schrieb Gorki u.&nbsp;a. den Roman '' [[Die Mutter (Gorki)|Die Mutter]]'', den ihm Lenin später immer wieder als positives Beispiel seiner Literatur vorhielt und der in der Sowjetunion zum Klassiker wurde.
=== Das Spätwerk, postume Veröffentlichungen ===
{{Zitat|Deine Beziehung zu Doktor Bermann und seinem Haus ist unverwüstlich, – Du scheinst bereit, ihr alle Opfer zu bringen. Falls es ein Opfer für Dich bedeutet, daß ich Dir mählich, aber sicher, abhanden komme,&nbsp;–: leg es zu dem übrigen. Für mich ist es traurig und schrecklich. Ich bin Dein Kind E.| Quelle=Schlusssatz von Erika Manns Brief vom 19.&nbsp;Januar 1936 zum Thema „Emigration“ an Thomas Mann<ref>Erika Mann: ''Mein Vater, der Zauberer'', S.&nbsp;93</ref>}}
In der Nachkriegszeit schrieb Erika Mann ''Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater'' (1956) und ''Die Zugvögel''- Kinderbuchreihe (1953 bis 1956), zu der die Titel ''Till bei den Zugvögeln'', ''Die Zugvögel auf Europa-Fahrt'' und ''Die Zugvögel singen in Paris und Rom'', gehören. Weiterhin wurden die Kinderbücher ''Stoffel fliegt übers Meer'' und ''Muck, der Zauberonkel'' –&nbsp;unter den Titeln ''Christoph fliegt nach Amerika'' (1952) und ''Unser Zauberonkel Muck'' (1953)&nbsp;– in Neuausgaben bei [[Franz Schneider Verlag|Franz Schneider]] in München, herausgegeben. 1959 veröffentlichte der [[Scherz Verlag]] in Bern die vier Ausgaben der ''Zugvögel''-Geschichten im Sammelband ''Die Zugvögel. Sängerknaben auf abenteuerlicher Fahrt''.


Nach seiner offenen Agitation gegen die Anleihe war für Gorki eine Rückkehr nach Russland nicht möglich. Er verbrachte die Jahre 1907 bis 1913 auf der Insel [[Capri]], wo er sich allerdings ausschließlich mit russischen und revolutionären Themen beschäftigte. Er gründete mit Lenins Unterstützung eine Schule für Revolutionäre und Propagandisten, empfing zahlreiche Besucher (z. B. den russischen Schriftsteller [[Alexej Silytsch Nowikow-Priboj|Nowikow-Priboj]]), die zu ihm pilgerten, und beantwortete unzählige Briefe von Bürgern aus Russland, die sich mit ihren Sorgen und Hoffnungen an ihn wandten.
1996 kam unter dem Titel ''Mein Vater, der Zauberer'' postum eine Brief- und Essaysammlung Erika Manns heraus, die unter anderem den mühsamen Weg nachzeichnet, mit dem die Autorin Thomas Mann brieflich zwischen 1933 und 1936 zur endgültigen Absage an das nationalsozialistische Regime bewog. Eine weitere postume Essaysammlung ist ''Blitze überm Ozean'', die im Jahr 2000 erschien, in der auch ihre fragmentarische Autobiographie ''Ausgerechnet Ich'' veröffentlicht wurde. Zum ersten Mal wurden darin ihre wichtigsten journalistischen Arbeiten, viele davon bisher ungedruckt, in einem Buch versammelt.


[[Datei:Maxim Gorky LOC Restored edit1.jpg|mini|Maxim Gorki um etwa 1906]]
== Rezeption ==
In diese Zeit fiel Gorkis erste Auseinandersetzung mit Lenin. Gorki, für den die Religion immer eine wichtige Rolle gespielt hat, schloss sich den Theorien der [[Gotterbauer]] um [[Alexander Alexandrowitsch Bogdanow|Alexander Bogdanow]] an, die Lenin als „Abweichung vom Marxismus“ verurteilte. Der Konflikt entspann sich vor allem um Gorkis Schrift ''Eine Beichte'', in der er versuchte, [[Christentum]] und [[Marxismus]] zu versöhnen, und flammte 1913 erneut auf, als Gorki in einer Schrift gegen den „zersetzenden Geist Dostojewskis“ dafür plädierte, „die Gottsuche ''zeitweilig'' beiseite zu lassen“.
{{Zitat|Warum sind wir so kalt? / Warum, – das tut doch weh! / Warum? Wir werden bald / Wie lauter Eis und Schnee! / Beteiligt Euch, – es geht um Eure Erde! / Und Ihr allein, Ihr habt die ganze Macht! / Seht zu, daß es ein wenig wärmer werde / In unserer schlimmen, kalten Winternacht! | Autor=Erika Mann | Quelle=Song aus ''Kälte'', 2.&nbsp;Folge des Exilprogramms der „Pfeffermühle“ am 1.&nbsp;Januar 1934<ref>Helga Keiser-Hayne: ''Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933–1937'', S.&nbsp;108</ref>}}


Eine [[Amnestie]] anlässlich des dreihundertjährigen Jubiläums des Hauses [[Romanow]] im Jahr 1913 ermöglichte Gorki, wieder nach Russland zurückzukehren.
=== Wirkung zu Lebzeiten ===
Nach der pazifistischen Frauenversammlung in München am 13. Januar 1932, auf der Erika Mann zu Beginn ihrer politischen Arbeit als Rednerin aufgetreten war, attackierte das nationalsozialistische Kampfblatt, der ''[[Völkischer Beobachter|Völkische Beobachter]]'', drei Tage später auf der Titelseite die Vortragende mit den hämischen Worten: „Ein besonders widerliches Kapitel stellte das Auftreten Erika Manns dar, die [] ihre ‚Kunst‘ dem Heil des Friedens widmete. In Haltung und Gebärde ein blasierter Lebejüngling, brachte sie ihren blühenden Unsinn über die ‚deutsche Zukunft‘ vor.“ Es folgte eine unverhohlene Drohung auch gegen Erika Manns Angehörige: „Das Kapitel ‚Familie Mann‘ erweitert sich nachgerade zu einem Münchener Skandal, der auch zu gegebener Zeit seine Liquidierung finden muß.“<ref>Irmela von der Lühe: ''Erika Mann'', S. 88</ref>


Gorkis Skepsis gegenüber der [[Oktoberrevolution]] von 1917 war der Grund für seine zweite große Auseinandersetzung mit Lenin. Gorki war zwar grundsätzlich für eine soziale Revolution, meinte aber, dass das russische Volk dafür noch nicht reif sei; die Massen müssten erst das nötige Bewusstsein entwickeln, um sich aus ihrer Misere zu erheben. Er sprach später von seiner damaligen „Furcht, dass die [[Diktatur des Proletariats]] zur Auflösung und Vernichtung der einzigen wahrhaft revolutionären Kraft, die wir damals besaßen, führen könnte: der bolschewistischen, politisch geschulten Arbeiter. Diese Vernichtung hätte auf lange Zeit auch die Idee der sozialen Revolution selbst kompromittiert“.
Zur Gründung der ''Pfeffermühle'' am 1. Januar 1933 beschrieb Klaus Mann in seiner Autobiographie ''Der Wendepunkt'' den hohen Anteil, den seine Schwester am Gelingen des literarisch-politischen Kabarettprogramms hatte: „Die Texte der meisten Nummern –&nbsp;[[Chanson]]s, Rezitationen, [[Sketch]]e&nbsp;– waren von Erika (einige auch von mir); Erika war Conférencier ''[sic]'', Direktor, Organisator; Erika sang, agierte, inspirierte, kurz, war die Seele des Ganzen.“<ref>Klaus Mann: ''Der Wendepunkt'', S. 385</ref>


=== Opposition und Emigration ===
Erika Manns vielseitige antifaschistische Arbeit im Exil und nach Kriegsende erwähnt ihr Neffe [[Frido Mann]], der selbst in Kalifornien aufgewachsen war, aus eigener Anschauung und nicht ohne Bewunderung: „Sie wirkte wie eine vom Sieg über die Nazibarbarei gestählte Amazone, die ich mir noch lange in ihrer englischen Uniform genau vorstellen konnte und von deren Abenteuerberichten aus dem Londoner Bombenkrieg, den Kampfhandlungen im teilweise noch besetzten Frankreich und dann von ihren geradezu apokalyptischen Begegnungen mit den in Nürnberg verurteilten Nazi-Kriegsverbrechern ich nie genug hören konnte.“ Doch die Folgen ihrer auf zwei Kontinenten geführten Feldzüge, beginnend mit dem politisch-literarischen Kabarett ''Die Pfeffermühle'' und fortgesetzt mit ihrer Tätigkeit als Kriegskorrespondentin waren offensichtlich, sie kamen „erst nach der Rückkehr nach Europa in den fünfziger Jahren zum Vorschein und beschleunigten ihre zunehmende Zerrüttung und Erkrankung vor allem nach dem Tod ihres Vaters“.<ref>Uwe Naumann: ''Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum'', S.&nbsp;10 (Einleitung von Frido Mann)</ref>
Gleich nach der Revolution gründete Gorki verschiedene Vereine, um dem von ihm befürchteten Verfall von Wissenschaft und Kultur entgegenzuarbeiten. Der ''Ausschuss zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Gelehrten'' etwa sollte Angehörige der [[Intelligenzija]] unterstützen, die nach der Revolution besonders unter Hunger, Kälte und politischer Willkür zu leiden hatten.
1918 wurde die Zeitschrift ''[[Nowaja Shisn]]'' (Neues Leben) – nun Gorkis Plattform, in der er gegen Lenins [[Prawda]] polemisierte und ''Lynchjustiz'' und das ''Gift der Macht'' brandmarkte – verboten. 1920 wurde seine zweite Frau [[Marija Fjodorowna Andrejewa]], eine frühere Schauspielerin, zur Kommissarin für das gesamte russische Theaterwesen und Ministerin für das ganze Theater- und Kunstwesen ernannt, während Gorki die Gelegenheit nutzte, hungernden Bürgern Kunstwerke abzukaufen.
Als einige Intellektuelle, unter anderem auch Gorki, ein Hilfskomitee für die Hungernden gründeten, wurden viele verhaftet, da Lenin eine Verschwörung argwöhnte. Lenin legte Gorki nahe, seine wieder floride Lungentuberkulose in einem ausländischen Sanatorium behandeln zu lassen.


Vom Dezember 1921 bis zum April 1922 wurde Gorki im Lungensanatorium St. Blasien/Schwarzwald behandelt, anschließend hielt er sich in Berlin, dann in [[Heringsdorf]] an der Ostsee auf, jetzt zusammen mit seiner neuen Lebensgefährtin Marija Budberg sowie mit seinem Sohn Maxim und seiner Schwiegertochter Alexejewa Peschkowa aus Berlin. In der dortigen [[Villa Irmgard]] (die 1948 als Maxim-Gorki-Museum eröffnet wurde) arbeitete er am dritten Teil seiner Autobiographie ''Meine Universitäten''. Am 25. September 1922 reiste er weiter nach Bad Saarow. Von Juni bis November 1923 wohnte Gorki mit M. Budberg, Sohn Maxim und Schwiegertochter Timoscha in [[Günterstal]] bei [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]], zunächst im ''Hotel Kyburg'', hernach in einem gemieteten Anwesen in der Dorfstraße;<ref>Klaus Hockenjos:''Maxim Gorki im Schwarzwald''. In: Jahrbuch 2013 des Breisgau-Geschichtsvereins, Band 132, Freiburg, Seite 107–123</ref> anschließend folgten Aufenthalte in [[Marienbad]] und [[Prag]], bevor er sich im Frühjahr 1924 in [[Sorrent (Kampanien)|Sorrent]] niederließ, nachdem ihm die [[Faschismus|faschistische]] Regierung nach einigem Zögern die Erlaubnis hierfür erteilt hatte.
Zu ihrer persönlichen Ausstrahlung schreibt Frido Mann in seiner Biographie ''Achterbahn'': „Sie ist bei ihrem Eintreten für demokratische und humanistische Werte immer auch von Kopf bis Fuß Schauspielerin. Ihre Mimik, jede Bewegung ihres Körpers, ihre Wortwahl und Artikulation erscheinen wie einstudiertes Theaterspiel, ohne jedoch künstlich oder affektiert zu sein.“ Er fährt fort mit der Vermutung der Familie, Erika Mann „trüge in ihrem Auftreten und in ihrer ganzen Persönlichkeit besonders das kreolisch-brasilianische Erbe ihrer Großmutter [[Julia da Silva-Bruhns|Julia]] in sich“.<ref>Frido Mann: ''Achterbahn'', S. 23 f.</ref>


Sein Aufenthalt in Deutschland wurde von der Sowjetischen Handelsmission finanziert, die gleichzeitig Deutschlandzentrale der [[Tscheka]] war. Dort arbeitete Gorkis zweite Exfrau Marija Fjodorowna Andrejewa, die weiter Kontakt zu ihm hielt. Sie machte ihn hier mit [[Pjotr Petrowitsch Krjutschkow|Pjotr Krjutschkow]] bekannt, der ihm bald als Sekretär diente. Auch sein ebenfalls in Berlin lebender Sohn [[Maxim Alexejewitsch Peschkow|Maxim Peschkow]] und seine Frau erhielten ein Stipendium der Handelsmission. Deshalb war Gorki der Exilpresse nicht ganz geheuer. Die Zeitschrift ''[[Besseda]]'' (Unterhaltung), die er mit [[Andrej Bely]] und Chodassewitsch zum Vertrieb in die Sowjetunion produzierte, durfte dort nicht eingeführt werden und scheiterte 1925.
In den späten Lebensjahren in Kilchberg kamen die problematischen, eigenwilligen Seiten Erika Manns jedoch besonders zum Ausbruch. In Tagebüchern und Briefen ist belegt, dass die Familienmitglieder unter ihrer rechthaberischen, herrschsüchtigen Art litten; so hat der jüngste Bruder, Michael Mann, kurz nach Erikas Tod bei einem Besuch im Kilchberger Haus befreit die Bemerkung fallen lassen: „Jetzt ist es eigentlich ganz gemütlich hier.“<ref>Uwe Naumann (Hrsg.): ''Die Kinder der Manns'', S. 16</ref> Und Erika Manns jüngste Schwester Elisabeth Mann Borgese äußert sich in [[Heinrich Breloer|Breloers]] Doku-Drama ''[[Die Manns – Ein Jahrhundertroman]]'' mit einer gewissen Ratlosigkeit über den Verlauf von Erikas Manns Leben:
{{Zitat|Erika war ganz ungeheuer begabt – als Schauspielerin, als Schriftstellerin, als Journalistin, als Unternehmerin, als alles … Und sie besaß einen Charme, wie ihn wenige haben. Also, was will man mehr im Leben? Aber sie hat sich eben ihr Leben sehr zerstört, und ist doch eigentlich sehr traurig verendet. Und man fragt sich immer: warum, wieso?|ref=<ref>Breloer/Königstein: ''Die Manns'', S. 424</ref>}}


Nach Lenins Tod kehrte Gorki nicht in die Sowjetunion zurück, da er skeptisch gegenüber Lenins Nachfolgern war und auch Maria Budberg nicht dazu bereit war. Er blieb vielmehr bis 1927 in Italien und schrieb ''Erinnerungen an Lenin'', in denen er Lenin als den Menschen bezeichnete, den er am meisten geliebt hatte. Außerdem arbeitete er dort an den umfangreichen Romanen ''[[Das Werk der Artamanows]]'' und ''Das Leben des Klim Samgin''.
=== Stimmen zum Werk ===
Erika Manns Nachlasstätigkeit für Thomas Mann und Klaus Mann rief später Kritik hervor, da sie bei der Bearbeitung der Texte für die geplanten Editionen vor Streichungen nicht zurückschreckte. Der Klaus-Mann-Experte [[Fredric Kroll]] weist in seinem Nachwort zur Neuausgabe des ''[[Der Wendepunkt|Wendepunkt]]'' 2006 darauf hin, dass im konservativen Deutschland der 1950er Jahre selbst Thomas Mann ein umstrittener Autor war. Daher wurden in der Auswahlausgabe von Thomas Manns Briefen Stellen getilgt, die sich auf dessen Neigung zur Homosexualität bezogen, und in Klaus Manns ''Der Wendepunkt'' schwächte Erika Mann in Zusammenarbeit mit einem Fischer-Lektor (1950 waren die Verlagsrechte an Klaus Manns Werken von Querido auf den Fischer-Verlag übergegangen) unter anderem Passagen ab, die sich mit Gustaf Gründgens auseinandersetzten oder sich auf Klaus Manns Homosexualität, Rauschgiftsucht und Todesgedanken bezogen. Es mag ein Grund gewesen sein, die Autoren in einem möglichst günstigen Licht erscheinen zu lassen, und die Furcht vor Prozessen wegen Beleidigung wird auch eine Rolle gespielt haben.<ref>Klaus Mann: ''Der Wendepunkt'', Nachwort von Fredric Kroll, S.&nbsp;874&nbsp;ff.</ref>


=== Sowjetischer Schriftsteller ===
[[Marcel Reich-Ranicki]] resümiert am 18. Januar 1986 in der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]: „Wenn der Eindruck nicht trügt, war es dieser hochbegabten und überaus temperamentvollen Frau nicht gegeben, in Frieden mit sich selber zu leben: Die man einst aus Deutschland vertrieben hatte, ist eine Getriebene geblieben. Überdies wurden ihr vermutlich tiefe persönliche Enttäuschungen nicht erspart.“ Diese durchaus kritische Formulierung über die Persönlichkeit Erika Manns zeigt die [[Ambivalenz]] auf, die ihr Leben und Werk ausweist, denn Reich-Ranicki führt weiter in seinem Buch ''Thomas Mann und die Seinen'' aus: „Sie verfaßte rasche Reportagen und kühne Korrespondentenberichte, sie war eine politische Publizistin, der man Unabhängigkeit und Entschiedenheit auch dann bescheinigen mußte, wenn man ihre Ansichten nicht teilen konnte.“<ref>Marcel Reich-Ranicki: ''Thomas Mann und die Seinen'', S.&nbsp;180</ref>
[[Datei:Горький на Соловках.jpg|miniatur|20. Juni 1929: Maxim Gorki (vierter von rechts), eingerahmt von Funktionären der Geheimpolizei, besichtigt das  „Solowezki-Lager zur besonderen Verwendung“ ([[Gulag|SLON]])]]
Am 22. Oktober 1927 beschloss die [[Akademie der Wissenschaften der UdSSR|Kommunistische Akademie]] in einer Festsitzung anlässlich von Gorkis 35-jährigem Autorenjubiläum, ihn als proletarischen Schriftsteller anzuerkennen. Als Gorki bald darauf nach Sowjetrussland zurückkehrte, wurden ihm alle möglichen Ehrungen zuteil: Gorki bekam den [[Leninorden]] und wurde Mitglied des [[Zentralkomitee der KPdSU|Zentralkomitees der KPdSU]]. Sein sechzigster Geburtstag wurde im ganzen Land feierlich begangen, zahlreiche Institutionen, u.&nbsp;a. das [[Moskauer Künstlertheater]] und das [[Moskauer Literaturinstitut]], wurden nach ihm benannt. Seine Geburtsstadt [[Nischni Nowgorod]] wurde 1932 in Gorki umbenannt. 1930 gründete er die Zeitschrift ''[[Sowjetunion (Zeitschrift)|Sowjetunion]]''.


In zahlreichen literaturwissenschaftlichen Werken der Zeit hob man jene Elemente seines Schaffens hervor, die in den Kanon des [[Sozialistischer Realismus|Sozialistischen Realismus]] passten, andere verschwieg man. ''Die Mutter'', Gorkis einziges Werk, in dem der Held ein Fabrikarbeiter und damit ein echter Proletarier ist, sollte als Vorbild für die [[Russische Literatur#Sowjetliteratur|neue sowjetische Literatur]] dienen.
Im Nachwort von ''Blitze überm Ozean'', einer Erstveröffentlichung ihrer fragmentarischen Autobiografie ''Ausgerechnet Ich'' und zahlreicher Aufsätze, Reden, Reportagen (so der Untertitel) aus dem Jahr 2000, beschreiben die Herausgeber [[Irmela von der Lühe]] und [[Uwe Naumann]] Erika Manns schriftstellerische Intentionen: „Das Material für die Bücher sammelte sie auf ihren Reisen und während ihrer Tätigkeit als Kriegskorrespondentin; es wurde meist auch für Vorträge und öffentliche Auftritte verwendet. Auf Originalität kam es dabei weniger an als auf Authentizität; nicht für die Ewigkeit und ihren Nachruhm, sondern für den Augenblick, für die Aufklärung über die Gegenwart waren Bücher und Vorträge, Aufsätze und Rundfunkberichte gedacht.


In diesen letzten Lebensjahren bezeichnete Gorki selbst seine frühere Skepsis der [[Oktoberrevolution]] gegenüber als Irrtum, worauf ihn der Westen als [[Josef Stalin|Stalins]] Vorzeigeschriftsteller bezeichnete. Auf Reisen durch die Sowjetunion bestaunte er die Errungenschaften des [[Fortschritt]]s. Die Schattenseiten schien er nicht zu bemerken. Er war Redakteur des Buches über den [[Weißmeer-Ostsee-Kanal]], in dem eine Reihe bekannter Schriftsteller das Werk hunderttausender Zwangsarbeiter als große Errungenschaft besang. Nach einem Besuch auf den [[Solowezki-Inseln]] am 20. Juni 1929 verfasste er einen [[Hymne|hymnischen]] Reisebericht, der die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge und ihre erfolgreiche „Umschmiedung“ zu nützlichen Sowjetbürgern pries.<ref>Applebaum: ''Der Gulag'', S. 81–84. Karl Schlögel: [http://solovki.org/de/html/Artikel_Schloegel_de.html ''Solowki – Laboratorium der Extreme''], Artikel auf der Website ''solovki.org'' (Abruf am 21. März 2015).</ref>
=== Würdigung ===
Die Journalistin Margrit Gerste äußert sich im Jahr 2000 begeistert in der ''[[Die Zeit|Zeit]]'' über ''Blitze überm Ozean'' und erklärt die späte Veröffentlichung von Erika Manns Texten in Deutschland mit den Folgen des Kalten Krieges:


Die meiste Zeit verbrachte Gorki in einer Villa in Moskau, wo er rund um die Uhr von Mitarbeitern des [[Hauptverwaltung für Staatssicherheit (GUGB)|GUGB]] ([[KGB]]-Vorgängerorganisation) überwacht wurde. Er war – wie schon zuvor – um die Aufklärung der Bevölkerung und die Förderung junger Schriftsteller bemüht und gründete u.&nbsp;a. die bekannte Bibliographien-Reihe ''Das Leben bemerkenswerter Persönlichkeiten'' und die Zeitschrift ''Literarische Lehre'', die jungen Autoren das literarische Handwerk beibringen will.
{{Zitat|Sie hatte alles, was eine große Reporterin und Publizistin ausmacht: ein scharfes Auge, den untrüglichen Sinn für das Wesentliche, einen unabhängigen Geist und natürlich eine kraftvolle Sprache. Obendrein besaß sie Humor und Temperament. Sie war eine vehemente Wahrheitssucherin und Moralistin in den Zeiten der Lüge und Verkommenheit zwischen 1933 und 1945 und des widerwärtigen Freund-Feind-Denkens im Kalten Krieg. […] Warum Erika Mann im Nachkriegsdeutschland nicht zur gefragten Publizistin wurde, hat viel mit dem Kalten Krieg zu tun, der so manchen freien Geist zermalmte, den Nazis aber sehr zupass kam.|ref=<ref>Margrit Gerste: [http://www.zeit.de/2000/43/Ausgerechnet_ich ''Ausgerechnet ich – Endlich: Die Publizistin Erika Mann ist auf Deutsch zu lesen''.] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 43/2000</ref>}}


[[Klaus Mann]], der 1934 an einem Kongress der Sowjet-Schriftsteller in Moskau teilgenommen hatte, berichtete von einer Einladung in Gorkis Haus: {{Zitat|Der Dichter, der die extreme Armut, das düsterste Elend gekannt und geschildert hatte, residierte in fürstlichem Luxus; die Damen seiner Familie empfingen uns in Pariser Toiletten; das Mahl an seinem Tisch war von asiatischer Üppigkeit. […] Dann gab es sehr viel Wodka und Kaviar.|ref=<ref>Klaus Mann: ''Der Wendepunkt''. Rowohlt. Reinbek 1994, S. 329f.</ref>}}
=== Rezensionen zu Viola Roggenkamps ''Erika Mann. Eine jüdische Tochter'' ===
Erika Manns Biografin [[Irmela von der Lühe]] und auch bekannte Mann-Experten wie [[Inge Jens|Inge]] und [[Walter Jens]] oder [[Heinrich Breloer]] verfolgten die Auswirkung der jüdischen Abstammung Katia Manns und ihrer Kinder in ihren Werken nicht ausreichend – so behauptet es wenigstens die Schriftstellerin [[Viola Roggenkamp]]. Die amerikanische Schriftstellerin [[Ruth Klüger]] rezensiert unter dem Titel ''Verleugnetes [[Judentum]]'' in ''[[Die Welt]]'' 2005 Roggenkamps Buch ''Erika Mann. Eine jüdische Tochter. Über Erlesenes und Verleugnetes in der Familie Mann-Pringsheim'', das eine neue, wenn auch vielleicht zu einseitige Sichtweise der Familie Mann aufzeigt:
{{Zitat
|Text=Laut Roggenkamp hat Erika Mann ihre jüdische Herkunft mütterlicherseits konsequent verleugnet, im Sinne, dass sie sich nie als Jüdin einstufte, und diese Verleugnung, so folgert sie, kam einer psychologischen Verdrängung im [[Sigmund Freud|Freud]]'schen Sinne gleich, die sich in Erikas Leben, Schreiben und Denken ungut, oder zumindest belastend, auswirkte. Man kann dieses oder jenes Detail in dem zügig geschriebenen und polemisch angelegten Buch anzweifeln, doch die Autorin hat gewiss recht, wenn sie meint, es müsse doch stutzig machen, wenn eine Tochter aus prominenter und nur teils assimilierter Familie (Katia Manns Mutter war getauft, der alte Pringsheim war es nicht) während der großen Judenverfolgung, der sie in Deutschland zum Opfer gefallen wäre, sich nicht mit ihrem jüdischen Erbe auseinandersetzt, sondern konsequent so tut, als gäbe es das gar nicht. […] So wurde diese hochbegabte Frau nach und nach Thomas Manns Tochter und weiter nichts. Die allzu enge Bindung an einen extrem ichbezogenen Vater verstellte ihr den Weg ins eigene Leben.
|ref=<ref>Ruth Klüger: [https://www.welt.de/print-welt/article187395/Verleugnetes-Judentum.html ''Verleugnetes Judentum''.] In: ''[[Die Welt]]'', 31. Dezember 2005. Buchbesprechung über Viola Roggenkamps ''Erika Mann. Eine jüdische Tochter'' (abgerufen am 22. Juli 2008)</ref>}}


Am 18. Juni 1936 starb Gorki, seine Urne wurde an der [[Nekropole an der Kremlmauer|Kremlmauer]] in Moskau beigesetzt. Um seine Todesursache rankten sich zahlreiche Gerüchte; der Schriftsteller [[Gustaw Herling-Grudziński]] stellte die unterschiedlichen Versionen 1954 in dem Essay ''Die sieben Tode des Maxim Gorki'' zusammen. Im dritten [[Moskauer Prozesse|Moskauer Schauprozess]] von 1938 wurde der in Ungnade gefallene ehemalige NKWD-Chef Genrich Jagoda unter anderem beschuldigt, die Ermordung Gorkis und zuvor die Ermordung von Gorkis Sohn Maxim (†&nbsp;1934) durch medizinische Fehlbehandlung veranlasst zu haben.<ref name="lauer">Reinhard Lauer: ''Geschichte der russischen Literatur,'' S. 675</ref> Gorkis Sekretär und zwei seiner Ärzte wurden deswegen ebenso verurteilt und erschossen. Noch in den achtziger Jahren fanden sich in Literaturlexika als wahrscheinliche Todesursache „Ermordung durch sowjetischen Staatssicherheitsdienst“.<ref>Gero von Wilpert: ''Lexikon der Weltliteratur,'' Band 1. Stuttgart 1988, S. 558: „[…] wurde wahrscheinlich vom sowjetischen Staatssicherheitsdienst ermordet.“</ref> Heute wird jedoch überwiegend von einem natürlichen Tod als Folge des bereits angegriffenen Gesundheitszustands Gorkis ausgegangen.<ref>Armin Knigge: [http://www.der-unbekannte-gorki.de/index.php?e=7 ''Eine schwere Schuld – Gorki und Stalin''.] Website „Der unbekannte Gorki“, 18. Juni 2006, abgerufen am 18. Juni 2016.</ref><ref name="lauer" />
[[Manfred Koch (Germanist)|Manfred Koch]] sieht Roggenkamps Buch weniger positiv und weist in seiner Rezension in der ''[[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]]'' im Jahr 2005 auf Erika Manns antifaschistische Arbeit hin, die sie im Kontext mit ihrer Überzeugung und nicht um ihrer jüdischen Wurzeln willen geleistet hat:
{{Zitat
|Text=Man staunt über die grossrichterliche Attitüde der Verfasserin, die sich nicht scheut, gleich zu Beginn mögliche Kritiker ihres Verfahrens vorsorglich unter Antisemitismus-Verdacht zu stellen. Roggenkamp huldigt einem diffusen Essenzialismus des ‚Jüdischseins‘, der sie von genaueren historischen Überlegungen entlastet. […] Zu Beginn des Kaiserreichs zählten bereits fast zwei Drittel der deutschen Juden zur wirtschaftlichen und kulturellen Elite des Landes; die religiösen Bindungen und Lebensformen der Vergangenheit waren ihnen fern gerückt. […] Das Desinteresse der Pringsheims und vieler anderer an ihrem jüdischen Erbe hat deshalb nichts von pathologischer Verdrängung oder gar Verrat. Erika Mann hat den Antisemitismus bekämpft, wo immer er ihr begegnete. Dass sie es ihrem Selbstverständnis nach nicht als Jüdin, sondern als demokratische Humanistin tat – wer darf ihr das verübeln?
|ref=<ref>[[Neue Zürcher Zeitung]], 5. November 2005, Rezension</ref>}}


Gorkis Werke wurden in Deutschland 1933 [[Wikipedia:Nationalsozialistische Bücherverbrennung|verbrannt]] und bis 1945 aus Bibliotheken ausgesondert, z. B. ''Die Bettler.''<ref>Werner Treß: ''Verbrannte Bücher 1933. Mit Feuer gegen die Freiheit des Geistes.'' Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), Bonn 2009, ISBN 3838900030, S. 128–137 (Reprint der Erzählung).</ref>
== Ehrungen ==
[[Datei:Erika-Mann-Bogen.jpg|mini|hochkant|links|Zusätzliches Straßenschild in [[Hamburg]] mit einer kurzen Einführung]]
Eine Grundschule in Berlin, die sich für soziale Gleichbehandlung einsetzt, trägt seit dem 8.&nbsp;November 1999 ihren Namen. Die gleichnamige Politikerin [[Erika Mann (Politikerin)|Erika Mann]] ist Patin dieser Schule.


== Siehe auch ==
In München wurde im Jahr 2004 anlässlich ihres 100.&nbsp;Geburtstags 2005 die „Erika-Mann-Straße“ (bei der Donnersbergerbrücke) nach ihr benannt. Und mit Beschluss vom 18.&nbsp;Dezember 2006 benannte der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg eine im Stadtteil [[Hamburg-Barmbek-Süd|Barmbek-Süd]] liegende Straße mit „Erika-Mann-Bogen“; sie ist eine von zwei neu angelegten Straßen in einem Neubaugebiet auf dem ehemaligen Gelände des [[Krankenhaus Eilbek|Krankenhauses Eilbek]], deren Namensgebung auf Antrag der [[Grün-Alternative Liste|GAL]] den Kriterien „Verfolgte des Nationalsozialismus“ und „Frau“ entsprechen sollten.
* {{WikipediaDE|Kategorie:Maxim Gorki}}
* {{WikipediaDE|Maxim Gorki}}
* {{WikipediaDE|Zinovi Pechkoff}}, Adoptivsohn Gorkis


== Werke ==
[[Datei:Irmela von der Lühe 2019 - 01.jpg|mini|Irmela von der Lühe, Kuratorin der Erika-Mann-Ausstellung in der [[Monacensia]]]]
=== Autobiografische Schriften ===
Das Münchner Literaturarchiv [[Monacensia]] widmet Erika Mann eine erste Einzelausstellung mit dem Titel ''Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – Politische Rednerin'', die vom 11. Oktober 2019 bis zum 30. Juni 1920 läuft. Schirmherr ist [[Frido Mann]].<ref>[https://www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia-2016/ausstellungen/veranstaltung-tag/erika-mann-kabarettistin-kriegsreporterin-politische-rednerin/ ''Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – Politische Rednerin''], muenchner-stadtbibliothek.de, abgerufen am 10. Oktober 2019</ref> Die Ausstellungskuratorin [[Irmela von der Lühe]] präsentiert Erika Mann als eine „Persönlichkeit singulären Formats“. Darüber hinaus initiierte die Monacensia eine interessante Vernetzungsaktion mit vielfältigen Kulturinstitutionen, um das Spektrum zu Erika Mann zu erweitern<ref>https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/vernetzungsaktion-erika-mann-anstand-freiheit-toleranz-erikamann-maerz-2020/ abgerufen am 31. März 2020</ref><ref>https://wakelet.com/wake/7bf83ced-d137-46d5-a78e-ef7e2345db0a abgerufen am 31. März 2020</ref>
* ''Meine Kindheit (Детство)'' (1913/1914)
* ''Unter fremden Menschen (В людях)'' (1915/1916)
* ''Meine Universitäten (Мои университеты)'' (1923)


=== Romane ===
== Werke in deutschen Ausgaben (Auswahl) ==
* ''[[Wikipedia:Foma Gordejew|Foma Gordejew]] (Фома Гордеев)'' (1899)
* '' Zehn jagen Mr. X''. Aus dem Englischen von Elga Abramowitz. Kinderbuch Verlag GmbH, Berlin 1990, ISBN 3-358-01562-9; Neuausgabe mit einem Nachwort von [[Uwe Naumann]], Rowohlt, Hamburg 2019, ISBN 978-3-499-21851-4.
* ''[[Wikipedia:Drei Menschen|Drei Menschen]] (Трое)'' (1900/1901)
** Originalausgabe ''A Gang of Ten.'' L.B. Fischer, New York 1942
* ''[[Wikipedia:Die Mutter (Gorki)|Die Mutter]] (Мать)'' (1907)
* ''Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich''. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-22169-1.
* ''[[Wikipedia:Eine Beichte|Eine Beichte]] (Исповедь)'' (1908)
* '' Mein Vater, der Zauberer''. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-22282-5. (Enthält den Briefwechsel mit Thomas und Katia Mann von 1919–1955 sowie Essays, Statements, Kommentare und ''Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater''.)
* ''[[Wikipedia:Ein Sommer|Ein Sommer]] (Лето)'' (1909)
* ''Briefe und Antworten.'' Hrsg. von Anna Zanco-Prestel. Neuausgabe: Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-498-04420-6.
* ''Das Städtchen Okurow (Городок Окуров)'' (1909)
* ''Blitze überm Ozean, Aufsätze, Reden, Reportagen''. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-23107-7. (Enthält die fragmentarische Autobiografie ''Ausgerechnet Ich'' und ihre wichtigsten, zum Teil bisher unveröffentlichten journalistischen Arbeiten.)
* ''Matwej Koshemjakin (Жизнь Матвея Кожемякина)'' (1910)
* ''Stoffel fliegt übers Meer. Mit Bildern von Richard Hallgarten, Nachwort von Dirk Heißerer''. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-21331-1.
* ''Das Werk der Artamanows (Дело Артамоновых)'' (1925)
* ''Jan’s Wunderhündchen. Ein Kinderstück in sieben Bildern.'' (Zusammen mit Richard Hallgarten). Mit einer Erklärung von Erika Mann. Hrsg. und mit einem Nachwort von Dirk Heißerer. Thomas-Mann-Schriftenreihe, Fundstücke 1. peniope. Anja Gärtig Verlag, 2005, ISBN 3-936609-20-9.
* ''Das Leben des Klim Samgin (Жизнь Клима Самгина)'' (1925–1936)
* ''Ausgerechnet Ich. Ein Lesebuch''. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-24158-7.
* ''Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater''. Neuausgabe: Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16637-3.
* ''Wenn die Lichter ausgehen. Geschichten aus dem Dritten Reich''. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-499-24413-6.


=== Erzählungen (Auswahl) ===
Zusammen mit Klaus Mann:
* ''[[Wikipedia:Makar Tschudra|Makar Tschudra]] (Макар Чудра)'' (1892)
* ''Rundherum''. S. Fischer Verlag, Berlin 1929, Neuausgabe: ''Rundherum. Abenteuer einer Weltreise''. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13931-6.
* ''[[Wikipedia:Tschelkasch|Tschelkasch]] (Челкаш)'' (1894)
* ''Das Buch von der Riviera. [[Was nicht im „Baedeker“ steht]]''. Bd. XIV, Piper, München 1931. Reprint: Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-499-23667-2; Neuausgabe Kindler, Hamburg 2019, ISBN 978-3-463-40715-9.
* ''[[Wikipedia:Mein Weggefährte|Mein Weggefährte]] (Мой спутник)'' (1894)
* ''Escape to Life'', aus dem Deutschen ins Englische übertragen von Mary Hottinger-Mackie. Houghton Mifflin, Boston 1939. Deutsche Originalausgabe: ''Escape to Life. Deutsche Kultur im Exil''. edition spangenberg, München 1991; Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13992-8.
* ''Das Lied vom Falken (Песня о Соколе)'' (1895)
* ''[[Wikipedia:Die alte Isergil|Die alte Isergil]] (Старуха Изергиль)'' (1895)
* Die Ausfahrt (1895)
* Die Holzflößer (1895)
* Einige Tage in der Rolle des Redakteurs einer Provinzzeitung (1895)
* Wie Semaga gefangen wurde (1895)
* Der Chan und sein Sohn (1896)
* Der Leser (1896)
* Der Schornsteinfeger (1896)
* Warenka Olessowa (1896)
* ''[[Wikipedia:Die Eheleuter Orlow|Die Eheleute Orlow]] (Супруги Орловы)'' (1897)
* ''[[Wikipedia:Gewesene Leute|Gewesene Leute]] (Бывшие люди)'' (1897)
* ''[[Wikipedia:Malwa (Gorki)|Malwa]] (Мальва)'' (1897)
* ''[[Wikipedia:Der Tunichtgut|Der Tunichtgut]] (Озорник)'' (1897)
* ''[[Wikipedia:Konowalow (Gorki)|Konowalow]] (Коновалов)'' (1897)
* ''[[Wikipedia:Kain und Artjom|Kain und Artjom]] (Каин и Артем)'' (1898)
* ''[[Wikipedia:Sechsundvierzig und eine|Sechsundzwanzig und eine]] (Двадцать шесть и одна)'' (1899) ([http://library.fes.de/cgi-bin/digisomo.pl?id=04159&dok=1900/1900_06&f=1900_0348&l=1900_0359 Digitalisat])
* ''Lied vom Sturmvogel (Песня о буревестнике)'' (1901)
* ''[[Wikipedia:Der 9. Januar|Der 9. Januar]]'' (1907)
* ''[[Wikipedia:Der Spitzel (Maxim Gorki)|Der Spitzel]]'' (Titel der Ausgaben in russischer Sprache: ''Das Leben eines unnützen Menschen'') Novelle, (1907)
* ''Die Kinder aus Parma (Дети Пармы)'' (1911)
* ''[[Wikipedia:Graue Gespenster|Graue Gespenster]] (Страсти-мордасти)'' (1913)
 
=== Dramen (Auswahl) ===
* ''[[Wikipedia:Kleinbürger (Gorki)|Die Kleinbürger]] (Мещане)'' (1901), Uraufführung 1902 St. Petersburg
* ''[[Wikipedia:Nachtasyl (Gorki)|Nachtasyl]] (На дне)'' oder ''Am Boden'' (1902), Uraufführung 1902 Moskau
* ''Sommergäste (Дачники)'' (1905), Uraufführung 1904 St. Petersburg
* ''Barbaren'' (Варвары)  (1905), Uraufführung 1906 Kursk
* ''[[Wikipedia:Feinde (Gorki)|Die Feinde]]'' (Враги) (1906), Uraufführung 1906 Berlin
* ''[[Wikipedia:Die Letzten|Die Letzten]]'' (Последние) (1908), Uraufführung 1910 Berlin (Deutsches Theater, Regie: Max Reinhardt)
* ''Falschgeld'' (Фальшивая монета) (1913), Uraufführung 1928 Rom
* ''Sonderlinge'', Uraufführung 1910 St. Petersburg
* ''[[Wikipedia:Kinder der Sonne|Kinder der Sonne]] (Дети солнца)'' (1905) (vergl. Leonid Andrejew), Uraufführung 1905 St. Petersburg
* ''[[Wikipedia:Wassa Schelesnowa|Wassa Schelesnowa]] (Васса Железнова)'' (1910) Zweite Fassung 1935, Uraufführung 1911 Moskau
* ''Die Familie Sykow'', Uraufführung 1918 Petrograd
* ''Somow und andere'' (Сомов и другие) (1931), Uraufführung 1954 Jaroslawl
* ''[[Wikipedia:Der Alte (Gorki)|Der Alte]]'' (Старик) (1915), Uraufführung 1919 Moskau
* ''[[Wikipedia:Jegor Bulytschow und andere|Jegor Bulytschow und andere]]'' (Егор Булычов и другие) (1931), Uraufführung 1932 Moskau und Leningrad,
* ''Dostigajew und andere'' (Достигаев и другие) (1932), Uraufführung 1933 Leningrad
* ''Jakow Bogomolow'', Uraufführung 1958 Nowosibirsk
 
== Ehrungen ==
[[Datei:Bad Saarow Gorkihaus.jpg|mini|Gorki-Haus in [[Bad Saarow]]]]
 
* 1932 wurde seine Geburtsstadt in Gorki umbenannt. 1990 bekam sie ihren alten Namen, Nischni Nowgorod, zurück.
* Maxim-Gorki-Theater in Berlin (beheimatet in der ehemaligen Wirkungsstätte der Sing-Akademie zu Berlin)
* Es gab auch ein sowjetisches Kreuzfahrtschiff namens „Maxim Gorkiy“.
* Von 1936 bis 1999 hieß die [[Wikipedia:Nationale W.-N.-Karasin-Universität Charkiw|Universität Charkiw]] nach ihm ''AM Gorki Charkow Staatliche Universität''
* Von 1932 bis 1990 hieß die Moskauer Twerskaja-Straße ''Gorki-Straße''.
* in der DDR wurden zahlreiche Straßen nach Gorki benannt
* der Gorki-Rücken in der Antarktis trägt ebenso seinen Namen
 
== Zitate ==
{{Zitat|Ich glaube, dass eine Zeit kommen wird, wo das Werk Gorkis vergessen ist, aber es ist zweifelhaft, ob man auch in tausend Jahren den Menschen Gorki vergessen wird können.|Anton Tschechow|''Briefe 1877–1904'', 1903<ref>Anton Tschechow: ''Briefe 1877–1904'', Fünf Bände. 5. Band. Herausgegeben und aus dem Russischen übersetzt von Peter Urban. Diogenes, Zürich 1979, ISBN 3-257-06190-0.</ref> }}
{{Zitat|Wer das Werk Gorkis kennt, der kennt das russische Volk von heute und in ihm Not und Entbehrung aller Gedrückten, er weiß aus miterkennender Seele ebenso ihr letztes, seltenstes und leidenschaftlichstes Gefühl wie ihr tägliches ärmliches Dasein.|Stefan Zweig|''Harenberg Schauspielführer''<ref>Zitiert nach: ''Harenberg Schauspielführer''. Harenberg, Dortmund 1997, ISBN 3-611-00541-X.</ref>}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Maxim Gorki}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Erika Mann}}
* {{WikipediaDE|Maxim Gorki}}
* {{WikipediaDE|Erika Mann}}


== Literatur ==
== Literatur über Erika Mann (und Familie) ==
* Maxim Gorki – Stefan Zweig Briefwechsel. Hrsg. von Kurt Böttcher. Reclam, Leipzig 1980, ISBN 3-379-00134-1.<ref>Siehe auch: [http://gutenberg.spiegel.de/buch/briefe-an-schriftsteller-7450/2 Stefan Zweig: Briefe an Schriftsteller] in Gutenberg.spiegel.de</ref>
* {{Theaterlexikon|Erika Mann|2|1169|1170|Autor=Anna Beck, Christian Jauslin}}
* Boris Bjalik: ''Revolution und Kunst. Betrachtungen über die Beziehungen zwischen Lenin und Gorki.'' Übersetzt von Brigitta Schröder.  Aufbau, Berlin 1974, {{DNB|750179201}}.
* [[Heinrich Breloer]], [[Horst Königstein]]: ''Die Manns. Ein Jahrhundertroman.'' Fischer, Frankfurt/Main 2003, ISBN 3-596-15380-8.
* Christa Ebert: ''Maxim Gorki in Saarow 1922/23.'' Frankfurt (Oder): Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte. 2003. (= Frankfurter Buntbücher; 33) ISBN 3-9807802-9-5
* Daniela Chana: ''Erika Mann und die 'Pfeffermühle'. Dadaismus und die Anfänge des Cabarets in der Schweiz.'' danzig & unfried, Wien, 2015, ISBN 978-3-902752-10-9.
* Nina Gourfinkel: ''Maxim Gorki. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' 5. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1999. (= Rowohlts Monographien; 50000; rororo-Bildmonographien) ISBN 3-499-50009-4
* {{HLS|12090|Mann, Erika|Autor=Susanne Gisel-Pfankuch}}
* Hans Günther: ''Der sozialistische Übermensch. M. Gor'kij und der sowjetische Heldenmythos.'' Stuttgart u.&nbsp;a.: Metzler. 1993. ISBN 3-476-00901-7
* Anke Hertling: ''Eroberung der Männerdomäne Automobil. Die Selbstfahrerinnen [[Ruth Landshoff]]-Yorck, Erika Mann und [[Annemarie Schwarzenbach]]''. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-89528-941-5.
* Beatrice Haas: ''Dramenübersetzung. Sprachtheoretische und dramaturgische Aspekte, dargestellt am Beispiel des Schauspiels „Sommergäste“ von Maksim Gor'kij.'' Buske. Hamburg 1982 (= Hamburger Beiträge für Russischlehrer, 25) ISBN 3-87118-501-9
* Helga Keiser-Hayne: ''Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933–1937, Texte, Bilder, Hintergründe.'' Erweiterte Neuausgabe. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-13656-2.
* Harri Jünger: Maxim Gorkis Klim Samgin – ein aktuelles Meisterwerk der Weltliteratur. (= Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität 1966, H. 1).
* Ute Kröger: ''„Wie ich leben soll, weiss ich noch nicht“. Erika Mann zwischen „Pfeffermühle“ und „Firma Mann“. Ein Porträt.'' Limmat, Zürich 2005, ISBN 3-85791-484-X.
* Nikolaus Katzer: ''Maksim Go´rkijs Weg in die russische Sozialdemokratie.'' Harrassowitz, Wiesbaden 1990 (= Veröffentlichungen des Osteuropa-Institutes München, Reihe Geschichte, 58) ISBN 3-447-02962-5
* [[Marianne Krüll]]: ''Im Netz der Zauberer. Eine andere Geschichte der Familie Mann.'' Überarbeitete Ausgabe. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1999, ISBN 3-596-11381-4; durchgesehene und ergänzte Neuauflage Fischer Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-10-042030-6.
* Geir Kjetsaa: ''Maxim Gorki. Eine Biographie.'' Claassen, Hildesheim 1996 ISBN 3-546-00109-5
* [[Tilmann Lahme]]: ''Die Manns. Geschichte einer Familie.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-10-043209-4.
* Armin Knigge: ''Maksim Gor'kij. Das literarische Werk.'' Wewel, München 1994 (= Quellen und Studien zur russischen Geistesgeschichte, 13) ISBN 3-87904-111-3
* [[Irmela von der Lühe]]: ''Erika Mann. Eine Biographie.'' Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 5.&nbsp;Aufl.&nbsp;2001, ISBN 3-596-12598-7; ''Erika Mann. Eine Lebensgeschichte''. Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-62535-0.
* Nadeshda Ludwig: ''Maxim Gorki, Leben und Werk.'' Das Europäische Buch, Berlin 1984 ISBN 3-88436-126-0
* [[Frido Mann]]: ''Achterbahn. Ein Lebensweg.'' Rowohlt, Reinbek 2008, ISBN 978-3-498-04510-4.
* Wolfgang Pailer: ''Die frühen Dramen M. Gor'kijs in ihrem Verhältnis zum dramatischen Schaffen A. P. Cechovs.'' Sagner, München 1978. (= Slavistische Beiträge, 122) ISBN 3-87690-148-0
* [[Klaus Mann]]: ''Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht.'' Erweiterte Neuausgabe, mit Textvariationen und Entwürfen im Anhang herausgegeben und mit einem Nachwort von [[Fredric Kroll]]. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-499-24409-8.
* Henning Rischbieter: ''Maxim Gorki.'' Friedrich, Velber 1973 (= Friedrichs Dramatiker des Welttheaters, 69)
* Hildegard Möller: ''Die Frauen der Familie Mann.'' Piper, München 2005, ISBN 3-492-24576-5.
* Cecilia von Studnitz: ''„Mit Tränen löschst du das Feuer nicht.“ Maxim Gorki und sein Leben.'' Droste, Düsseldorf 1993 ISBN 3-7700-1004-3
* Barbara Murken: ''Gedanken zum Kinder- und Jugendbuchwerk von Erika Mann. Ein biographisches Puzzle.'' Antiquariat Geisenheyner, Münster 1995, ISBN 3-9804674-0-6.
* Henri Troyat: ''Gorki. Sturmvogel der Revolution. Eine Biographie.'' Piper, München (=Serie Piper 978) ISBN 3-492-10978-0
* [[Uwe Naumann]]: ''Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum.'' Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-498-04688-8.
* Thomas Urban: ''Russische Schriftsteller im Berlin der zwanziger Jahre.'' Nicolai, Berlin 2003 ISBN 3-89479-097-0, S. 60–99
* [[Marcel Reich-Ranicki]]: ''Thomas Mann und die Seinen.'' Fischer, Frankfurt/Main 1990, ISBN 3-596-26951-2.
* [[Viola Roggenkamp]]: ''Erika Mann. Eine jüdische Tochter. Über Erlesenes und Verleugnetes in der Familie Mann-Pringsheim.'' Arche, Zürich 2005, ISBN 3-7160-2344-2.
* Michael Stübbe: ''Die Manns. Genealogie einer deutschen Schriftstellerfamilie.'' Degener & Co, Neustadt an der Aisch 2004, ISBN 3-7686-5189-4.
* [[Andrea Weiss]]: ''Flucht ins Leben. Die Erika und Klaus Mann-Story.'' Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-22671-5.
* [[Gunna Wendt]]: ''Erika und Therese: Erika Mann und Therese Giehse – Eine Liebe zwischen Kunst und Krieg.'' Piper, München 2018, ISBN 978-3-492-30941-7.
* [[Kay Weniger]]: ''„Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben.“ Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht.'' S. 328 f., ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8.
* {{NDB|16|50|51|Mann, Erika|Anna Zanco Prestel|118747436}}


== Verfilmung ==
== Film ==
* Deutsch: ''Das Werk der Artamanows'', russ. ''Delo Artamonowych'', polnisch ''Artamonow i synowie.'' s/w., Regie: Grigori Roschal; Drehbuch Sergei Jermolinski. Produktion Mosfilm 1941, deutsche Urauff. 7. Oktober 1947, Kurzrez. Der Spiegel 27. September 1947 ([http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41121980.html online])
* ''Escape to Life – The Erika and Klaus Mann Story'', Dokumentarfilm von [[Andrea Weiss]] und [[Wieland Speck]] mit [[Maren Kroymann]] und [[Cora Frost]], 2000 (enthält das Interview aus dem Jahr 1968 mit [[Fritz J. Raddatz]])
* [[Die Manns – Ein Jahrhundertroman]]. Mehrteilige Fernsehverfilmung der Familiengeschichte von [[Heinrich Breloer]] und [[Horst Königstein]], 2001


== Weblinks ==
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* {{DHM-HdG|Bio=erika-mann|Autor=Claudia Prinz}}
* In der Datenbank [http://www.ib.hu-berlin.de/~pbruhn/russgus.htm RussGUS] werden über 370 Publikationen nachgewiesen (dort unter Suche – Einfache Suche: gor'kij,* OR gorki,*)
* {{HLS|12090|Erika Mann|Autor=Susanne Gisel-Pfankuch|Datum=2007-11-16|Zugriff=2020-02-15}}
* [http://gutenberg.spiegel.de/autor/209 Ausgewählte Texte von Maxim Gorki] (deutsch) im Projekt Gutenberg-DE
* [http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/erika-mann1 Biografie, Literatur und Quellen zu Erika Mann] FemBio des Instituts für Frauen-Biographieforschung
* [http://www.marxists.org/archive/gorky-maxim/index.htm Ausgewählte Texte von Maxim Gorki] (englisch) ([http://marxists.org/deutsch/archiv/gorki/index.htm deutsch])
* [http://www.monacensia-digital.de/monac/nav/classification/16413 Briefe, Manuskripte, biographische Dokumente von Erika Mann online] auf: ''[[Monacensia|monacensia-digital.de]]''
* [http://www.der-unbekannte-gorki.de/ Der unbekannte Gorki] Blog von Prof. Armin Knigge
* Hanns-Martin Wietek: [http://blog.zvab.com/2007/11/05/maxim-gorki-der-romantiker-und-revolutionaer/ Maxim Gorki, Der Romantiker und Revolutionär]
* Hanns-Martin Wietek: [http://blog.zvab.com/2007/12/03/gorki-revolutionaer-und-pragmatiker/ Gorki, Revolutionär und Pragmatiker]
* [http://i011.radikal.ru/1110/8c/ca6cb8d69af7t.jpg Maxim Gorki als Bruder des 24. Grades. Die beiden Arme bilden einen rechten Winkel. Maler: Boris Grigorjew, 1926]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Version vom 28. Juni 2020, 00:03 Uhr

Erika Mann (um 1938)

Erika Julia Hedwig Mann (* 9. November 1905 in München; † 27. August 1969 in Zürich) war eine deutsche Schauspielerin, Kabarettistin, Schriftstellerin und Lektorin. Sie gründete 1933 das politische Kabarett Die Pfeffermühle und arbeitete mit Vorträgen – als Schriftstellerin und Journalistin auch nach ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten – gegen den Nationalsozialismus. Neben ihrer Tätigkeit als Nachlassverwalterin ihres Vaters Thomas sowie ihres Bruders Klaus Mann hat sie ein umfangreiches Werk aus politischen Essays, Reportagen, Reiseberichten und Kinderbüchern hinterlassen.

Zum Leben siehe auch

Das schriftstellerische Werk

Journalistisches und literarisches Frühwerk

„Die nächste Station war Boston, wo die ‚alte amerikanische Kultur‘ zu finden sein soll. Boston ist die allereuropäischste Stadt der Vereinigten Staaten, seine Atmosphäre ist englisch. Nichts kann unamerikanischer sein als diese stillen Straßen mit den niedrigen Häusern, wo die feinen und zurückgezogenen Bürger wohnen. Manche Partien der Stadt erinnern geradezu an Bremen.“

Erika und Klaus Mann: Rundherum, Seite 59

Erika Manns schriftstellerisches Werk begann 1928 mit journalistischen Veröffentlichungen, vor allem verfasste sie Glossen in der Berliner Tageszeitung Tempo, hinzu kamen Gelegenheitstexte für Ford im Bild, das Werbemagazin des Automobilkonzerns Ford, die erst vor wenigen Jahren wiedergefunden wurden.[1] Es setzte sich 1929 fort mit dem heiteren Reisebuch Rundherum, in dem sie, zusammen mit ihrem Bruder Klaus, die Erlebnisse aus der gemeinsamen Weltreise verarbeitete. In einer Anzeige im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 19. Januar 1929 warb der Fischer Verlag für das Buch der Geschwister Mann: „In ihrem Reisebuch stellen sie keine kritischen Bemerkungen, keine Reflexionen über Länder und Menschen an. Mit neugierigen jungen Augen blicken sie um sich und erzählen einfach und lebendig, was sie sahen und was ihnen begegnete.“[2] Ein weiteres gemeinsames Reisebuch der frühen Zeit ist Das Buch von der Riviera von 1931.

An Erika Manns Theaterstück Plagiat, eine Komödie in fünf Bildern – es stammt ebenfalls aus dem Jahr 1931 – hat der Bruder mitgeschrieben. Das Manuskript von Plagiat, mit Szenen aus dem Berliner Theater- und Intellektuellenmilieu, galt lange Zeit als verschollen. Es wurde erst Anfang der 1990er Jahre im Nachlass eines Klaus-Mann-Sammlers aufgefunden. Eine Lesung dieses Stückes fand anlässlich Erika Manns 100. Geburtstags am 14. Februar 2005 im Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg statt. Das mit Ricki Hallgarten gemeinsam verfasste Weihnachtsspiel Jan’s Wunderhündchen. Ein Kinderstück in sieben Bildern erlebte 1932 in Darmstadt seine Premiere, es wurde später jedoch nicht mehr aufgeführt.

Die Pfeffermühle

„[…] schon im Januar 33 in München konnte man ja nicht mehr direkt [sein] – also wir waren indirekt. Wir haben alles gemacht mit Märchen, Parabeln und Gleichnissen aller Art – wir haben nie einen Namen genannt, nie ein Land genannt, wir waren indirekt, völlig eindeutig für unser Publikum.“

– Erika Mann im Gespräch mit Fritz J. Raddatz (1969)[3]

Mit der Gründung der Pfeffermühle Anfang 1933 versuchte Erika Mann sich erfolgreich als Texterin, Vortragende und Conférencière in der kleinen Kunstform des Kabarettbeitrags. Hier konnte sie ihr schauspielerisches mit dem schriftstellerischen und organisatorischen Talent vereinen. Die Pfeffermühle war eine „Kleinkunstbühne“, deren Texte dem Vorbild von Klabund, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz nachempfunden waren. Thomas Mann war der Namensgeber für das Kabarett. Etwa 85 Prozent der Texte stammten von Erika Mann selbst. Nach einem sehr erfolgreichen Beginn verhinderten die politischen Umstände weitere Aufführungen in Deutschland. Auf eine im Pariser Tageblatt vom Januar 1934 veröffentlichte Kritik von Ludwig Marcuse, der bereits in Paris im Exil lebte, die Pfeffermühle sei in ihrem Auftreten zu „mild“, schrieb Erika Mann in einem Brief an Klaus erbost: „Wer wird denn ausgewiesen, er oder wir, wenn wir mehr pfeffern?“[4] Nach insgesamt 1034 Vorstellungen im europäischen Exil scheiterte die Peppermill Anfang 1937 in New York am mangelnden Interesse des amerikanischen Publikums.

Kinderbücher

Datei:Stoffel fliegt übers Meer.jpg
Umschlag von Ricki Hallgarten

„Für Medi und Bibi, weil sie meine Geschwister sind, und weil sie es gerne wollten“

– Widmung Erika Manns für ihre Geschwister Elisabeth und Michael in Stoffel fliegt übers Meer

Erika Manns erstes Kinderbuch Stoffel fliegt übers Meer mit Illustrationen ihres Jugendfreunds Ricki Hallgarten aus dem Jahr 1932 hatte großen Erfolg, es erlebte innerhalb kurzer Zeit zehn Auflagen und wurde in viele Sprachen übersetzt. Es folgte 1934 Muck, der Zauberonkel; mit beiden Büchern erreichte sie einen größeren Bekanntheitsgrad beim deutschen Lesepublikum, doch blieb sie hinter der Popularität ihres Vaters und ihres Bruders zurück. Ein Freund der Familie Mann, der Anglist Hans Reisiger, lobte in der „BZ am Mittag“ vom 12. Dezember 1932, der Stoffel sei „das schönste, reichste und wärmste Kinderbuch, das ich seit Erich Kästners Emil und die Detektive und Kiplings Fischerjungs gelesen habe“.[5]

Im amerikanischen Exil entstandene Arbeiten

„Eine Welt – eine einzige, mäßig große, die Raum hat für alle, doch nicht für alles. Und wofür nun einmal gewiss nicht? Das Wort ist flach, und wir vermieden es lieber. Es ist unvermeidlich. Was hinter ihm steht, hat die Erde in Rauch und Flammen gehüllt und muß verfemt sein, nach den Gesetzen der neuen Welt. Es heißt: Nationalismus!“

Erika Mann: Gedanken im Tee-Salon, 28. Mai 1943[6]

Der Großteil der Werke Erika Manns gehört zur Exilliteratur, darunter das von ihr so genannte politische Lehrbuch Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich (School for Barbarians. Education under the Nazis) im Jahr 1938; mit diesem Werk gelang ihr in den USA ein großes Maß an Aufklärung über die politische Situation in Deutschland. Erstmals fand sie ihren eigenen Erzählstil, indem sie dokumentarisches Material mit selbst erlebten Geschichten mischte. Ein Jahr später folgte Escape to Life, eine Art Who’s Who der Exilierten, das Erika Mann in Kooperation mit ihrem Bruder Klaus schrieb. 1940 entstand die Publikation The Other Germany, in dem sich die Geschwister Mann kritisch mit ihrem Geburtsland auseinandersetzten. Im selben Jahr verfasste Erika Mann ihr zweites politisches Lehrbuch The Lights Go Down. Eine deutsche Rückübersetzung aus dem Englischen, da das deutsche Manuskript als verloren gelten muss, erschien erst im Jahr 2005 unter dem Titel Wenn die Lichter ausgehen. Geschichten aus dem Dritten Reich anlässlich ihres 100. Geburtstags. Darüber hinaus entstanden in ihrer Eigenschaft als „lecturer“ und Kriegskorrespondentin zahlreiche Essays, Statements und Kommentare für Zeitungen und Magazine.

Ein weiteres Kinderbuch A Gang of Ten erschien 1942, später wurde es in Deutschland unter dem Titel Zehn jagen Mr. X veröffentlicht. Eine Neuausgabe mit einem von Uwe Naumann verfassten Nachwort erschien anlässlich ihres 50. Todesjahrs 2019 im Rowohlt Verlag.[7]

Das Spätwerk, postume Veröffentlichungen

„Deine Beziehung zu Doktor Bermann und seinem Haus ist unverwüstlich, – Du scheinst bereit, ihr alle Opfer zu bringen. Falls es ein Opfer für Dich bedeutet, daß ich Dir mählich, aber sicher, abhanden komme, –: leg es zu dem übrigen. Für mich ist es traurig und schrecklich. Ich bin Dein Kind E.“

– Schlusssatz von Erika Manns Brief vom 19. Januar 1936 zum Thema „Emigration“ an Thomas Mann[8]

In der Nachkriegszeit schrieb Erika Mann Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater (1956) und Die Zugvögel- Kinderbuchreihe (1953 bis 1956), zu der die Titel Till bei den Zugvögeln, Die Zugvögel auf Europa-Fahrt und Die Zugvögel singen in Paris und Rom, gehören. Weiterhin wurden die Kinderbücher Stoffel fliegt übers Meer und Muck, der Zauberonkel – unter den Titeln Christoph fliegt nach Amerika (1952) und Unser Zauberonkel Muck (1953) – in Neuausgaben bei Franz Schneider in München, herausgegeben. 1959 veröffentlichte der Scherz Verlag in Bern die vier Ausgaben der Zugvögel-Geschichten im Sammelband Die Zugvögel. Sängerknaben auf abenteuerlicher Fahrt.

1996 kam unter dem Titel Mein Vater, der Zauberer postum eine Brief- und Essaysammlung Erika Manns heraus, die unter anderem den mühsamen Weg nachzeichnet, mit dem die Autorin Thomas Mann brieflich zwischen 1933 und 1936 zur endgültigen Absage an das nationalsozialistische Regime bewog. Eine weitere postume Essaysammlung ist Blitze überm Ozean, die im Jahr 2000 erschien, in der auch ihre fragmentarische Autobiographie Ausgerechnet Ich veröffentlicht wurde. Zum ersten Mal wurden darin ihre wichtigsten journalistischen Arbeiten, viele davon bisher ungedruckt, in einem Buch versammelt.

Rezeption

„Warum sind wir so kalt? / Warum, – das tut doch weh! / Warum? Wir werden bald / Wie lauter Eis und Schnee! / Beteiligt Euch, – es geht um Eure Erde! / Und Ihr allein, Ihr habt die ganze Macht! / Seht zu, daß es ein wenig wärmer werde / In unserer schlimmen, kalten Winternacht!“

Erika Mann: Song aus Kälte, 2. Folge des Exilprogramms der „Pfeffermühle“ am 1. Januar 1934[9]

Wirkung zu Lebzeiten

Nach der pazifistischen Frauenversammlung in München am 13. Januar 1932, auf der Erika Mann zu Beginn ihrer politischen Arbeit als Rednerin aufgetreten war, attackierte das nationalsozialistische Kampfblatt, der Völkische Beobachter, drei Tage später auf der Titelseite die Vortragende mit den hämischen Worten: „Ein besonders widerliches Kapitel stellte das Auftreten Erika Manns dar, die […] ihre ‚Kunst‘ dem Heil des Friedens widmete. In Haltung und Gebärde ein blasierter Lebejüngling, brachte sie ihren blühenden Unsinn über die ‚deutsche Zukunft‘ vor.“ Es folgte eine unverhohlene Drohung auch gegen Erika Manns Angehörige: „Das Kapitel ‚Familie Mann‘ erweitert sich nachgerade zu einem Münchener Skandal, der auch zu gegebener Zeit seine Liquidierung finden muß.“[10]

Zur Gründung der Pfeffermühle am 1. Januar 1933 beschrieb Klaus Mann in seiner Autobiographie Der Wendepunkt den hohen Anteil, den seine Schwester am Gelingen des literarisch-politischen Kabarettprogramms hatte: „Die Texte der meisten Nummern – Chansons, Rezitationen, Sketche – waren von Erika (einige auch von mir); Erika war Conférencier [sic], Direktor, Organisator; Erika sang, agierte, inspirierte, kurz, war die Seele des Ganzen.“[11]

Erika Manns vielseitige antifaschistische Arbeit im Exil und nach Kriegsende erwähnt ihr Neffe Frido Mann, der selbst in Kalifornien aufgewachsen war, aus eigener Anschauung und nicht ohne Bewunderung: „Sie wirkte wie eine vom Sieg über die Nazibarbarei gestählte Amazone, die ich mir noch lange in ihrer englischen Uniform genau vorstellen konnte und von deren Abenteuerberichten aus dem Londoner Bombenkrieg, den Kampfhandlungen im teilweise noch besetzten Frankreich und dann von ihren geradezu apokalyptischen Begegnungen mit den in Nürnberg verurteilten Nazi-Kriegsverbrechern ich nie genug hören konnte.“ Doch die Folgen ihrer auf zwei Kontinenten geführten Feldzüge, beginnend mit dem politisch-literarischen Kabarett Die Pfeffermühle und fortgesetzt mit ihrer Tätigkeit als Kriegskorrespondentin waren offensichtlich, sie kamen „erst nach der Rückkehr nach Europa in den fünfziger Jahren zum Vorschein und beschleunigten ihre zunehmende Zerrüttung und Erkrankung vor allem nach dem Tod ihres Vaters“.[12]

Zu ihrer persönlichen Ausstrahlung schreibt Frido Mann in seiner Biographie Achterbahn: „Sie ist bei ihrem Eintreten für demokratische und humanistische Werte immer auch von Kopf bis Fuß Schauspielerin. Ihre Mimik, jede Bewegung ihres Körpers, ihre Wortwahl und Artikulation erscheinen wie einstudiertes Theaterspiel, ohne jedoch künstlich oder affektiert zu sein.“ Er fährt fort mit der Vermutung der Familie, Erika Mann „trüge in ihrem Auftreten und in ihrer ganzen Persönlichkeit besonders das kreolisch-brasilianische Erbe ihrer Großmutter Julia in sich“.[13]

In den späten Lebensjahren in Kilchberg kamen die problematischen, eigenwilligen Seiten Erika Manns jedoch besonders zum Ausbruch. In Tagebüchern und Briefen ist belegt, dass die Familienmitglieder unter ihrer rechthaberischen, herrschsüchtigen Art litten; so hat der jüngste Bruder, Michael Mann, kurz nach Erikas Tod bei einem Besuch im Kilchberger Haus befreit die Bemerkung fallen lassen: „Jetzt ist es eigentlich ganz gemütlich hier.“[14] Und Erika Manns jüngste Schwester Elisabeth Mann Borgese äußert sich in Breloers Doku-Drama Die Manns – Ein Jahrhundertroman mit einer gewissen Ratlosigkeit über den Verlauf von Erikas Manns Leben:

„Erika war ganz ungeheuer begabt – als Schauspielerin, als Schriftstellerin, als Journalistin, als Unternehmerin, als alles … Und sie besaß einen Charme, wie ihn wenige haben. Also, was will man mehr im Leben? Aber sie hat sich eben ihr Leben sehr zerstört, und ist doch eigentlich sehr traurig verendet. Und man fragt sich immer: warum, wieso?“[15]

Stimmen zum Werk

Erika Manns Nachlasstätigkeit für Thomas Mann und Klaus Mann rief später Kritik hervor, da sie bei der Bearbeitung der Texte für die geplanten Editionen vor Streichungen nicht zurückschreckte. Der Klaus-Mann-Experte Fredric Kroll weist in seinem Nachwort zur Neuausgabe des Wendepunkt 2006 darauf hin, dass im konservativen Deutschland der 1950er Jahre selbst Thomas Mann ein umstrittener Autor war. Daher wurden in der Auswahlausgabe von Thomas Manns Briefen Stellen getilgt, die sich auf dessen Neigung zur Homosexualität bezogen, und in Klaus Manns Der Wendepunkt schwächte Erika Mann in Zusammenarbeit mit einem Fischer-Lektor (1950 waren die Verlagsrechte an Klaus Manns Werken von Querido auf den Fischer-Verlag übergegangen) unter anderem Passagen ab, die sich mit Gustaf Gründgens auseinandersetzten oder sich auf Klaus Manns Homosexualität, Rauschgiftsucht und Todesgedanken bezogen. Es mag ein Grund gewesen sein, die Autoren in einem möglichst günstigen Licht erscheinen zu lassen, und die Furcht vor Prozessen wegen Beleidigung wird auch eine Rolle gespielt haben.[16]

Marcel Reich-Ranicki resümiert am 18. Januar 1986 in der FAZ: „Wenn der Eindruck nicht trügt, war es dieser hochbegabten und überaus temperamentvollen Frau nicht gegeben, in Frieden mit sich selber zu leben: Die man einst aus Deutschland vertrieben hatte, ist eine Getriebene geblieben. Überdies wurden ihr vermutlich tiefe persönliche Enttäuschungen nicht erspart.“ Diese durchaus kritische Formulierung über die Persönlichkeit Erika Manns zeigt die Ambivalenz auf, die ihr Leben und Werk ausweist, denn Reich-Ranicki führt weiter in seinem Buch Thomas Mann und die Seinen aus: „Sie verfaßte rasche Reportagen und kühne Korrespondentenberichte, sie war eine politische Publizistin, der man Unabhängigkeit und Entschiedenheit auch dann bescheinigen mußte, wenn man ihre Ansichten nicht teilen konnte.“[17]

Im Nachwort von Blitze überm Ozean, einer Erstveröffentlichung ihrer fragmentarischen Autobiografie Ausgerechnet Ich und zahlreicher Aufsätze, Reden, Reportagen (so der Untertitel) aus dem Jahr 2000, beschreiben die Herausgeber Irmela von der Lühe und Uwe Naumann Erika Manns schriftstellerische Intentionen: „Das Material für die Bücher sammelte sie auf ihren Reisen und während ihrer Tätigkeit als Kriegskorrespondentin; es wurde meist auch für Vorträge und öffentliche Auftritte verwendet. Auf Originalität kam es dabei weniger an als auf Authentizität; nicht für die Ewigkeit und ihren Nachruhm, sondern für den Augenblick, für die Aufklärung über die Gegenwart waren Bücher und Vorträge, Aufsätze und Rundfunkberichte gedacht.“

Würdigung

Die Journalistin Margrit Gerste äußert sich im Jahr 2000 begeistert in der Zeit über Blitze überm Ozean und erklärt die späte Veröffentlichung von Erika Manns Texten in Deutschland mit den Folgen des Kalten Krieges:

„Sie hatte alles, was eine große Reporterin und Publizistin ausmacht: ein scharfes Auge, den untrüglichen Sinn für das Wesentliche, einen unabhängigen Geist und natürlich eine kraftvolle Sprache. Obendrein besaß sie Humor und Temperament. Sie war eine vehemente Wahrheitssucherin und Moralistin in den Zeiten der Lüge und Verkommenheit zwischen 1933 und 1945 und des widerwärtigen Freund-Feind-Denkens im Kalten Krieg. […] Warum Erika Mann im Nachkriegsdeutschland nicht zur gefragten Publizistin wurde, hat viel mit dem Kalten Krieg zu tun, der so manchen freien Geist zermalmte, den Nazis aber sehr zupass kam.“[18]

Rezensionen zu Viola Roggenkamps Erika Mann. Eine jüdische Tochter

Erika Manns Biografin Irmela von der Lühe und auch bekannte Mann-Experten wie Inge und Walter Jens oder Heinrich Breloer verfolgten die Auswirkung der jüdischen Abstammung Katia Manns und ihrer Kinder in ihren Werken nicht ausreichend – so behauptet es wenigstens die Schriftstellerin Viola Roggenkamp. Die amerikanische Schriftstellerin Ruth Klüger rezensiert unter dem Titel Verleugnetes Judentum in Die Welt 2005 Roggenkamps Buch Erika Mann. Eine jüdische Tochter. Über Erlesenes und Verleugnetes in der Familie Mann-Pringsheim, das eine neue, wenn auch vielleicht zu einseitige Sichtweise der Familie Mann aufzeigt:

„Laut Roggenkamp hat Erika Mann ihre jüdische Herkunft mütterlicherseits konsequent verleugnet, im Sinne, dass sie sich nie als Jüdin einstufte, und diese Verleugnung, so folgert sie, kam einer psychologischen Verdrängung im Freud'schen Sinne gleich, die sich in Erikas Leben, Schreiben und Denken ungut, oder zumindest belastend, auswirkte. Man kann dieses oder jenes Detail in dem zügig geschriebenen und polemisch angelegten Buch anzweifeln, doch die Autorin hat gewiss recht, wenn sie meint, es müsse doch stutzig machen, wenn eine Tochter aus prominenter und nur teils assimilierter Familie (Katia Manns Mutter war getauft, der alte Pringsheim war es nicht) während der großen Judenverfolgung, der sie in Deutschland zum Opfer gefallen wäre, sich nicht mit ihrem jüdischen Erbe auseinandersetzt, sondern konsequent so tut, als gäbe es das gar nicht. […] So wurde diese hochbegabte Frau nach und nach Thomas Manns Tochter und weiter nichts. Die allzu enge Bindung an einen extrem ichbezogenen Vater verstellte ihr den Weg ins eigene Leben.“[19]

Manfred Koch sieht Roggenkamps Buch weniger positiv und weist in seiner Rezension in der Neuen Zürcher Zeitung im Jahr 2005 auf Erika Manns antifaschistische Arbeit hin, die sie im Kontext mit ihrer Überzeugung und nicht um ihrer jüdischen Wurzeln willen geleistet hat:

„Man staunt über die grossrichterliche Attitüde der Verfasserin, die sich nicht scheut, gleich zu Beginn mögliche Kritiker ihres Verfahrens vorsorglich unter Antisemitismus-Verdacht zu stellen. Roggenkamp huldigt einem diffusen Essenzialismus des ‚Jüdischseins‘, der sie von genaueren historischen Überlegungen entlastet. […] Zu Beginn des Kaiserreichs zählten bereits fast zwei Drittel der deutschen Juden zur wirtschaftlichen und kulturellen Elite des Landes; die religiösen Bindungen und Lebensformen der Vergangenheit waren ihnen fern gerückt. […] Das Desinteresse der Pringsheims und vieler anderer an ihrem jüdischen Erbe hat deshalb nichts von pathologischer Verdrängung oder gar Verrat. Erika Mann hat den Antisemitismus bekämpft, wo immer er ihr begegnete. Dass sie es ihrem Selbstverständnis nach nicht als Jüdin, sondern als demokratische Humanistin tat – wer darf ihr das verübeln?“[20]

Ehrungen

Zusätzliches Straßenschild in Hamburg mit einer kurzen Einführung

Eine Grundschule in Berlin, die sich für soziale Gleichbehandlung einsetzt, trägt seit dem 8. November 1999 ihren Namen. Die gleichnamige Politikerin Erika Mann ist Patin dieser Schule.

In München wurde im Jahr 2004 anlässlich ihres 100. Geburtstags 2005 die „Erika-Mann-Straße“ (bei der Donnersbergerbrücke) nach ihr benannt. Und mit Beschluss vom 18. Dezember 2006 benannte der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg eine im Stadtteil Barmbek-Süd liegende Straße mit „Erika-Mann-Bogen“; sie ist eine von zwei neu angelegten Straßen in einem Neubaugebiet auf dem ehemaligen Gelände des Krankenhauses Eilbek, deren Namensgebung auf Antrag der GAL den Kriterien „Verfolgte des Nationalsozialismus“ und „Frau“ entsprechen sollten.

Irmela von der Lühe, Kuratorin der Erika-Mann-Ausstellung in der Monacensia

Das Münchner Literaturarchiv Monacensia widmet Erika Mann eine erste Einzelausstellung mit dem Titel Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – Politische Rednerin, die vom 11. Oktober 2019 bis zum 30. Juni 1920 läuft. Schirmherr ist Frido Mann.[21] Die Ausstellungskuratorin Irmela von der Lühe präsentiert Erika Mann als eine „Persönlichkeit singulären Formats“. Darüber hinaus initiierte die Monacensia eine interessante Vernetzungsaktion mit vielfältigen Kulturinstitutionen, um das Spektrum zu Erika Mann zu erweitern[22][23]

Werke in deutschen Ausgaben (Auswahl)

  • Zehn jagen Mr. X. Aus dem Englischen von Elga Abramowitz. Kinderbuch Verlag GmbH, Berlin 1990, ISBN 3-358-01562-9; Neuausgabe mit einem Nachwort von Uwe Naumann, Rowohlt, Hamburg 2019, ISBN 978-3-499-21851-4.
    • Originalausgabe A Gang of Ten. L.B. Fischer, New York 1942
  • Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-22169-1.
  • Mein Vater, der Zauberer. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-22282-5. (Enthält den Briefwechsel mit Thomas und Katia Mann von 1919–1955 sowie Essays, Statements, Kommentare und Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater.)
  • Briefe und Antworten. Hrsg. von Anna Zanco-Prestel. Neuausgabe: Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-498-04420-6.
  • Blitze überm Ozean, Aufsätze, Reden, Reportagen. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-23107-7. (Enthält die fragmentarische Autobiografie Ausgerechnet Ich und ihre wichtigsten, zum Teil bisher unveröffentlichten journalistischen Arbeiten.)
  • Stoffel fliegt übers Meer. Mit Bildern von Richard Hallgarten, Nachwort von Dirk Heißerer. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-21331-1.
  • Jan’s Wunderhündchen. Ein Kinderstück in sieben Bildern. (Zusammen mit Richard Hallgarten). Mit einer Erklärung von Erika Mann. Hrsg. und mit einem Nachwort von Dirk Heißerer. Thomas-Mann-Schriftenreihe, Fundstücke 1. peniope. Anja Gärtig Verlag, 2005, ISBN 3-936609-20-9.
  • Ausgerechnet Ich. Ein Lesebuch. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-24158-7.
  • Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater. Neuausgabe: Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16637-3.
  • Wenn die Lichter ausgehen. Geschichten aus dem Dritten Reich. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-499-24413-6.

Zusammen mit Klaus Mann:

  • Rundherum. S. Fischer Verlag, Berlin 1929, Neuausgabe: Rundherum. Abenteuer einer Weltreise. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13931-6.
  • Das Buch von der Riviera. Was nicht im „Baedeker“ steht. Bd. XIV, Piper, München 1931. Reprint: Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-499-23667-2; Neuausgabe Kindler, Hamburg 2019, ISBN 978-3-463-40715-9.
  • Escape to Life, aus dem Deutschen ins Englische übertragen von Mary Hottinger-Mackie. Houghton Mifflin, Boston 1939. Deutsche Originalausgabe: Escape to Life. Deutsche Kultur im Exil. edition spangenberg, München 1991; Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13992-8.

Siehe auch

Literatur über Erika Mann (und Familie)

Film

Weblinks

Commons: Erika Mann - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikiquote: Erika Mann – Zitate

Einzelnachweise

  1. S. Björn Weyand: Launige Schilderungen der Erlebnisse mit dem getreuen Ford. Vier Texte Erika Manns für die Zeitschrift Ford im Bild (Dokumentation und Kommentar). In: Berliner Hefte zur Geschichte des literarischen Lebens 5 (2003), S. 130–147
  2. Erika und Klaus Mann: Rundherum, S. 149
  3. Erika Mann im Gespräch mit Fritz J. Raddatz in einer Sendung des WDR, 1969
  4. Irmela von der Lühe: Erika Mann, S. 385
  5. Erika Mann: Stoffel fliegt übers Meer, Nachwort der Neuausgabe 2005, S. 123; vgl. Manfred Berger: Erika Mann, in:Baumgärtner, A. C./Kurt, F./Pleticha, H. (Hrsg.): Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon, Meitingen 1999 (7. Ergänzungslieferung).
  6. Irmela von der Lühe: Erika Mann, S. 11, 371. In: Die Zeitung
  7. Rezensionen bei perlentaucher
  8. Erika Mann: Mein Vater, der Zauberer, S. 93
  9. Helga Keiser-Hayne: Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933–1937, S. 108
  10. Irmela von der Lühe: Erika Mann, S. 88
  11. Klaus Mann: Der Wendepunkt, S. 385
  12. Uwe Naumann: Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum, S. 10 (Einleitung von Frido Mann)
  13. Frido Mann: Achterbahn, S. 23 f.
  14. Uwe Naumann (Hrsg.): Die Kinder der Manns, S. 16
  15. Breloer/Königstein: Die Manns, S. 424
  16. Klaus Mann: Der Wendepunkt, Nachwort von Fredric Kroll, S. 874 ff.
  17. Marcel Reich-Ranicki: Thomas Mann und die Seinen, S. 180
  18. Margrit Gerste: Ausgerechnet ich – Endlich: Die Publizistin Erika Mann ist auf Deutsch zu lesen. In: Die Zeit, Nr. 43/2000
  19. Ruth Klüger: Verleugnetes Judentum. In: Die Welt, 31. Dezember 2005. Buchbesprechung über Viola Roggenkamps Erika Mann. Eine jüdische Tochter (abgerufen am 22. Juli 2008)
  20. Neue Zürcher Zeitung, 5. November 2005, Rezension
  21. Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – Politische Rednerin, muenchner-stadtbibliothek.de, abgerufen am 10. Oktober 2019
  22. https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/vernetzungsaktion-erika-mann-anstand-freiheit-toleranz-erikamann-maerz-2020/ abgerufen am 31. März 2020
  23. https://wakelet.com/wake/7bf83ced-d137-46d5-a78e-ef7e2345db0a abgerufen am 31. März 2020


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