Wilhelm Petersen

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Wilhelm Petersen (* 15. März 1890 in Athen; † 18. Dezember 1957 in Darmstadt) war ein deutscher Komponist.

Leben

Der dichterisch Hochbegabte lebte während seines Studiums (1908–1911) in München im Dichterkreis um Stefan George, Karl Wolfskehl und Alexander von Bernus. Komposition studierte er bei Friedrich Klose und Rudolf Louis, Dirigieren bei Felix Mottl. 1911 heiratete Petersen die ehemalige Frau von Alexander von Bernus, die Schriftstellerin Adelheid von Sybel.

Nach dem ersten Weltkrieg widmete sich Petersen in München zunächst musikschriftstellerischen Arbeiten, die er in Das Reich, einer der Anthroposophie nahestehenden Zeitschrift von Bernus veröffentlichte. Petersen schrieb Rezensionen über das Münchner Konzertleben und verfasste Aufsätze mit sozial- und musikphilosophischer Thematik.

Die Uraufführung seiner I. Symphonie c-Moll op. 3 beim Tonkünstlerfest des ADMV 1921 in Nürnberg wurde zum großen Erfolg. Die mit einiger Spannung erwartete Uraufführung seiner II. Symphonie Es-Dur op. 4 beim ADMV 1923 in Kassel konnte den Erfolg von 1921 nicht wiederholen. 1923 siedelte sich Petersen wieder in Darmstadt an. Als Komponist wandte er sich der Kammermusik, dem Lied und dem A-cappella-Chor zu. Seine Werke fanden Anerkennung im regionalen Rahmen. 1926 erhielt er den Georg-Büchner-Preis des Hessischen Staates.

1927 wurde Petersen Dozent an der Städtischen Akademie für Tonkunst in Darmstadt. In den folgenden Jahren widmete er sich der Komposition eines seiner Hauptwerke, der Großen Messe op. 27. Dieses Werk, 1930 in Darmstadt unter Karl Böhm uraufgeführt, wurde in Deutschland mehrere Male mit großem Erfolg gespielt – so 1935 im Opernhaus in Dresden erneut unter Böhm. Bruno Walter lernte die Messe im Alter kennen und war der Überzeugung, „dass die Originalität und die Bedeutendheit der musikalischen Sprache des Meisters [den Werken Petersens] schließlich den Platz in der Öffentlichkeit verschaffen wird, der ihnen zukommt.“ (Mechsner 1996, S. 351)

1935 erhielt Petersen eine Professur an der 1933 gegründeten Musikhochschule in Mannheim. Günstige Verlagsverhandlungen mit dem Verlag Simrock, der den Erwerb des Gesamtwerkes Petersens in Erwägung zog, wurden durch die Umstände der 1935 in Berlin stattfindenden Aufführung der Dritten Symphonie cis-Moll op. 30 zunichte gemacht. Während Petersens Symphonie von nazitreuen Kritikern verrissen wurde, lobten andere das Werk und wiesen auf die 1934 überaus erfolgreiche Uraufführung in Darmstadt. 1937 erfolgte der Verbot der Aufführung der Messe in Mannheim.

Petersen war ein entschiedener Gegner des Naziregimes. Zwar wird man ihn nicht einen Verfolgten des Regimes nennen können; er durfte lehren und seine Werke wurden immer wieder aufgeführt. Aber er hat sich nicht kompromittiert. So gibt es auch keine Werke von ihm, die er nach 1945 schamvoll verschweigen musste.

Das letzte bedeutende Ereignis in Petersens Leben war 1941 die erfolgreiche – in Deutschland weit beachtete – Uraufführung der Oper „Der Goldne Topf“ nach E.T.A. Hoffmann in Darmstadt, zu der Petersen auch das Libretto geschrieben hatte. Von 1940 bis 1950 komponierte Petersen noch Kammermusik, Konzerte und Orchestersuiten, um 1950 als Komponist endgültig zu verstummen. Resignation und Krankheit machten ihm ein Arbeiten unmöglich. So gab er auch nach 2 Jahren eine 1951 wieder aufgenommene stundenweise Tätigkeit an der Musikhochschule in Mannheim auf. 1957 verstarb Wilhelm Petersen in Darmstadt.

Literatur

  • Wolfgang Mechsner: Wilhelm Petersen. Leben und Werk. Biographie mit thematischem Werkverzeichnis, 1996. ISBN 3-9805244-1-8

Werke

Vokalmusik

Chöre

  • Bekenntnis (18. Jahrhundert) für 4–8stimmigen A-cappella-Chor op. posth. 11 (1924)
  • Urworte. Orphisch von J. W. Goethe für A-cappella-Chor op. 21 (1927)
  • Hymne für Chor und Orchester (frei nach dem Bekenntnis aus Des Knaben Wunderhorn) op. 25 (1927)
  • Große Messe für Soli, Chor und Orchester op. 27 (1929)
  • Fünf Gesänge nach alten Dichtungen für A-cappella-Chor op. 14 (1930)
  • Vier A-cappella-Chöre nach Gedichten von Spervogel (12. Jahrhundert) op. 15 (1930)
  • Sechs A-cappella-Chöre nach Gedichten von C. F. Meyer op. 16 (1930)
  • Vier A-cappella-Chöre nach Gedichten von Morgenstern op. 17 (1930)
  • Vier A-cappella-Chöre nach Gedichten aus Wegzehrung von Albert Steffen op. 18 (1930)
  • Von edler Art Kantate nach alten Weisen für gemischten Chor und kleines Orchester op. 34 (1933/34)
  • Vier geistliche Gesänge nach alten Melodien für gemischten Chor und kleines Orchester op. 35 (1933/34)
  • An die Jugend der Welt für 3stimmigen Chor, Klavier und kleines Orchester (Text von Maria Massa-Georgi) op. posth. 9 (nicht datierbar)

Lieder

  • Drei Oden nach Klopstock für Baßbariton und Klavier op. 13 (1924)
  • Sieben Lieder aus dem Siebenten Ring von Stefan George für mittlere Stimme und Klavier op. 19 (1925)
  • Fünf Gesänge nach Hölderlin und George für mittlere Stimme und Klavier op. 20 (1926)
  • Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten (Goethe) für mittlere Stimme und Klavier op. 23 (1927)
  • Drei Barocklieder von Christian Weise und Paul Fleming für Gesang und Klavier op. 26 (1927)
  • Fünf Lieder von Friedrich Hebbel op. 31 (1931/32)
  • Sechs Lieder (Eichendorff) op. 32 (1931/32)
  • Goethe-Lieder für hohe Stimme und Klavier op. 40 (1939)
  • Vier Lieder (Christian Morgenstern) für hohe Stimme und Klavier op. 41 (1939)
  • Der alte Garten 2. Folge der Eichendorff-Lieder für Gesang und Klavier op. 44 (1943–45)
  • Sechs Gesänge nach Texten von Claudius, Hölderlin, George, Lenau, Trakl für mittlere Stimme und Klavier op. 45
  • Wunderhorn-Lieder für Singstimme und Klavier op. 12 (1943–45)
  • Lieder aus Shakespeares Dramen op. 46 (1946–1950)
  • Drei Lieder für Gesang und Klavier nach Texten von Mombert, Hille und Mörike op. posth. 10 (nicht datierbar)

Bühnenwerke

  • Bühnenmusik „Der Tod des Empedokles“ (Hölderlin) op. 24 (1926)
  • Bühnenmusik „Die Spürhunde“ (Sophokles) op. 28 [verloren] (1926)
  • Musik zu Shakespeares Macbeth o. op. 1 (1926)
  • Bühnenmusik “Die Vögel" (Aristophanes) op. 29 (1928)
  • Der Goldne Topf. Oper in drei Aufzügen – frei nach E. T. A. Hoffmann o. op. 2 (1938)

Instrumentalwerke

Orchesterwerke und Konzerte

  • Symphonische Fantasie für großes Orchester op. 1 (1913)
  • Eine Trauermusik für großes Orchester op. 2 (1913)
  • I. Symphonie c-Moll op. 3 (1916)
  • II. Symphonie Es-Dur (über den Choral Christ ist erstanden) Ostersymphonie op. 4 (1922)
  • Hymne nach Texten von Novalis für Sopran und Orchester op. 7 (1923) [verloren]
  • Variationen für Streichorchester op. Posth. 12 (1924)
  • III. Symphonie cis-Moll op. 30 (1931/32)
  • IV. Symphonie D-Dur op. 33 (1931/32)
  • Sinfonietta für Streichorchester G-Dur op. 5 (1933/34)
  • Symphonische Variationen für Orchester op. 36 [verloren] (1935)
  • Thema, Verwandlungen und Fuge für großes Orchester op. 39 (1936)
  • Musik für Orchester in zwei Sätzen o. op. 3 (1938)
  • V. Symphonie d-Moll op. posth. 1 (1939)
  • Metamorphosen für Klavier und Orchester op. posth. 2 (1942)
  • Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. posth. 4 (1943–45)
  • Suite in g-Moll für Orchester op. posth. 5 (1946–1950)
  • Suite in C-Dur für Orchester op. posth. 6 (1946–1950)
  • Suite in a-Moll für Orchester op. posth. 7 (1946–1950)
  • Suite in d-Moll für Orchester op. posth. 8 (1946–1950)
  • Konzert für Klavier und Orchester c-Moll op. posth. 3 (1946–1950)

Kammermusik

  • I. Streichquartett op. 8 (1923)
  • II. Streichquartett op. 10 (1924)
  • Präludium und Fuge für Violine und Klavier op. 11 (1924)
  • II. Sonate für Violine und Klavier h-Moll op. 22 (1927)
  • Vier kleine Stücke für Violine und Klavier op. 37 (1935)
  • Vier Miniaturen für Violine und Klavier op. 38 (1935)
  • Klavierquartett c-Moll op. 42 (1942)
  • III. Sonate für Violine und Klavier c-Moll op. 43 (1943–45)
  • I. Sonate für Violine und Klavier d-Moll op. 6 (1946)
  • III. Streichquartett e-Moll op. 49 (1946–1950)

Klaviermusik

  • Präludium für Klavier o. op. 4 (1924)
  • Thema und Variationen für Klavier c-Moll op. 9 (1932)
  • Suite für Klavier b-Moll op. 47 (1946–1950)
  • Variationen über ein Lied des Königs Thibaut von Navarra (1201–1253) für Klavier op. 50 (1946–1950)
  • Suite für Klavier d-Moll op. 51 (1946–1950)
  • Miniaturen für Klavier op. 52 (1946–1950)
  • Suite für Klavier c-Moll op. 53 (1946–1950)
  • Thema und Variationen für Klavier d-Moll op. 48 (1946–1950)

Weblinks


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