Esoterik und Vaisheshika: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Esoterik''' (von {{ELSalt|ἐσωτερικός}} ''esōterikós'' „innerlich“, „dem inneren Bereich zugehörig“) ist ursprünglich die Bezeichnung für eine [[geist]]ig-[[philosophisch]]e oder [[mystisch]]e [[Lehre]], die, im Gegensatz zu [[Exoterik]], nur einem auserwählten Personenkreis zugänglich war. Wer würdig befunden wurde, in die [[Mysterien]] [[eingeweiht]] zu werden, musste sich zu strenger [[Geheimhaltung]] verpflichten. Auf Mysterienverrat stand in der Regel die [[Wikipedia:Todesstrafe|Todesstrafe]].  
Das '''Vaisheshika''' ([[Sanskrit]], n., वैशेषिक, {{IAST|''vaiśeṣika''}}) ist eines der sechs klassischen Systeme der [[Wikipedia:Indische Philosophie|indischen Philosophie]]. Als Begründer der Überlieferung gilt [[Kanada (Hinduismus)|Kanada]], der die '''Vaisheshika-Sutras''' verfasst haben soll. Die Zeitspanne des Vaisheshika umfasst die ersten vorchristlichen Jahrhunderte bis etwas 700 n. Chr. Es handelt sich um eine naturphilosophische Lehre, deren Anliegen die Erfassung der natürlichen Phänomene war.


Das [[Geheimhaltung]]sgebot hat im gegenwärtigen [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] seine Berechtigung verloren. Heute besteht die [[Verpflichtung]], das esoterische [[Wissen]] allgemein öffentlich zugänglich zu machen, soweit es überhaupt in Worte gefasst werden kann<ref>vgl. [[Ludwig Wittgenstein]]: [[Wikipedia:Tractatus logico-philosophicus|Tractatus logico-philosophicus]] (7): ''"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."''</ref>. Das esoterische oder [[okkult]]e Wissen ist ein solches, das nicht durch äußere [[sinnlich]]e [[Anschauung]] und äußere [[Verstand]]estätigkeit gefunden, wohl aber durch ein [[Vorurteilslosigkeit|vorurteilsloses]] [[Denken]] [[begriff]]en werden kann. So kann und muss sich heute jeder sein eigenes [[Urteil]] darüber bilden; blinder [[Autoritätsglaube]] ist in einer zeitgemäßen Esoterik völlig fehl am Platz und schädlich. Wer sich der Mühe des ernsthaften eigenen Denkens ''nicht'' unterziehen ''will'', für den bleibt das geoffenbarte Wissen eben «geheim», d.h. ''esoterisch'', egal wie sehr es auch [[exoterisch]] verbreitet werden mag. Wie weit man den Zugang zu dem ''geheimen Wissen'' suchen will oder nicht, muss heute der völlig [[frei]]en [[Entscheidung]] des [[Individuum]]s überlassen bleiben.
== Elementenlehre ==


<div style="margin-left:20px">
In seiner Elementenlehre geht das Vaisheshika von fünf Elementen aus: [[Erde]] (''prithivi''), [[Wasser]] (''apa''), [[Feuer]] (''teja''), [[Luft]] (''vayu'') und [[Äther]] (''akasha''). Diese Elemente werden durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet. Die Erde durch Festigkeit, das Wasser durch Flüssigkeit, das Feuer durch Hitze und die Luft durch Beweglichkeit. Daneben besitzen die Elemente eine zweite Reihe von Eigenschaften, welche die Gegenstände der Sinneswahrnehmungen bilden: [[Form]] (''rupa''), [[Geschmack]] (''rasa''), [[Geruch]] (''gandha''), Berührung (''sparsha'') und [[Ton]] (''shabda''). Erde hat „Form, Geschmack, Geruch und Berührung“. Wasser hat „Form, Geschmack und Berührung“. Feuer hat „Form und Berührung“. Wind hat nur „Berührung“. Der Gegenstand des fünften Sinnes, der „Ton“, hat zum Träger das fünfte Element, den Äther, der nur diese Eigenschaft besitzt - ein Hinweis darauf, dass damit speziell der [[Klangäther]] gemeint ist. Die übrigen Eigenschaften sind im Äther nicht enthalten. Da der Ton sich überall hin verbreitet, nahm man an, dass der Äther alldurchdringend ist.
"Von der Offenbarung des Krishna darf man sagen: Es ist diese in einer gewissen Weise eine Geheimlehre. Warum eine Geheimlehre? Eine Geheimlehre einfach aus dem Grunde, weil wenige Menschen sich die innere Eignung verschaffen können, um zu der geistigen Höhe emporzuklimmen, um die Dinge zu verstehen. Man braucht solche Dinge, die Krishna geoffenbart hat, nicht durch äußere Mittel abzuschließen, nicht einzusperren, damit sie geheim bleiben; denn sie bleiben aus keinem anderen Grunde geheim, als weil die wenigsten Menschen zu der Höhe sich hinauferheben, zu der es notwendig ist sich zu erheben, um sie zu verstehen. Man kann solche Offenbarungen wie die des Krishna noch so sehr unter die Leute verteilen, man kann sie jedem in die Hand geben, sie bleiben doch geheim. Denn das Mittel, sie aus der Geheimlehre herauszubringen, ist nicht, dass man sie unter die Leute verteilt, sondern dass die Seelen hinaufschreiten, damit sich die Menschen damit vereinigen. Das ist es, dass solche Dinge in einer gewissen geistigen Höhe schweben und dann noch in einer Weise reden, die eine Art geistigen Höhepunktes darstellt. Wer die Worte aufnimmt, die aus solchen Offenbarungen kommen, darf noch lange nicht glauben, dass er solche Offenbarungen kennt, selbst wenn er ein Gelehrter des zwanzigsten Jahrhunderts ist. Man versteht es vollständig, wenn von vielen Seiten heute gesagt wird, es gebe keine Geheimlehre; man begreift es, weil oft die, welche solche Dinge behaupten, die Worte haben und damit glauben alles zu haben. Aber das Geheimlehrenartige liegt darin, dass sie das, was sie haben, nicht verstehen." {{Lit|{{G|139|92f}}}}
</div>


Der Missbrauch esoterischen Wissens liegt ''heute'' nicht in seinem ''"Verrat"'', in seiner Veröffentlichung, da es sich ohnehin nur denen offenbart, die auch bereit sind, es [[bewusst]] zu ergreifen. Viel schädlicher ist es heute, dieses Wissen nur in einem engen "auserwählten" Menschenkreis zurückzuhalten und dadurch als [[Macht]]mittel zu missbrauchen, wie es gewisse [[Geheimbund|Geheimbünde]] heute noch versuchen:
Man versuchte die Welt der Erscheinungen zu kategorisieren, indem man zu allen Eigenschaften Listen erstellte. So wurden z.&nbsp;B. sechs Arten des Geschmacks (''rasa'') angenommen: süß, sauer, salzig, bitter, scharf und herb. Umfangreicher waren die Listen für die Eigenschaften Berührung und Form. Größere Schwierigkeiten bereiteten Licht und Schatten. Allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Schatten nichts anderes ist als das Fehlen von Licht.


<div style="margin-left:20px">
Der Mensch besteht nach Auffassung des Vaisheshika aus einem Leib und einer Seele. Die Seele selbst ist der Träger der geistigen Persönlichkeit und sie ist es auch, welche beim Tode von einer Verkörperung in die andere übergeht. Die Seele ist auch der Träger des psychischen Geschehens. Einen feinstofflichen Leib kennt das Vaisheshika nicht. Neben der Seele gibt es nur den groben Körper. Dieser besteht aus Erde. Erde ist das Element, das die meisten, nämlich vier Eigenschaften umfasst. Das Vaisheshika zeigte von frühester Zeit an eine Abneigung gegen die Annahme einer Mischung der Elemente. Die Pflanzen zählte man nicht zu den Lebewesen. Als Wesen, welche die Welt bevölkern, wurden Götter, Menschen und Tiere genannt (mit den Göttern beschäftigte man sich jedoch nur am Rande).
"Was liegt da eigentlich zugrunde? Das ist ein sehr wichtiges Problem.
Es liegt das zugrunde, daß wenn man irgendeinen solchen Inhalt,
der aus dem Geiste heraus geboren ist, als Geheimbesitz betrachtet,
dann gibt er Macht, während wenn er popularisiert wird, er nicht
mehr diese Macht gibt. Und das bitte ich Sie nun wirklich einmal ganz
gehörig ins Auge zu fassen: Irgendein Inhalt, den man als Erkenntnisinhalt
hat, wird zu einer Machtkraft, wenn man ihn geheim hält. Daher
sind diejenigen, die gewisse Lehren geheimhalten wollen, sehr unangenehm
berührt, wenn die Dinge popularisiert werden. Das ist gegeradezu
ein Weltgesetz, daß dasjenige, was popularisiert einfach Erkenntnis
gibt, Macht gibt, wenn es sekretiert wird." {{Lit|{{G|202|60}}}}
</div>


[[Rudolf Steiner]] hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch die von ihm begründete [[Geisteswissenschaft]] oder [[Anthroposophie]] ein solches Wissen mit [[wissenschaft]]licher Strenge der Allgemeinheit zu überliefern und auch klar und deutlich den [[Schulungsweg|geistigen Schulungsweg]] darzustellen, auf dem dieses gefunden werden kann.
== Atomlehre ==
Eine der bemerkenswertesten Lehren, die das Vaisheshika hervorgebracht hat, ist seine Atomlehre, die sogar ausgereifter erscheint als die von [[Wikipedia:Leukipp|Leukipp]] und [[Wikipedia:Demokrit|Demokrit]] und vermutlich unabhängig von diesen griechischen Denkern entwickelt wurde:


<div style="margin-left:20px">
{{Zitat|Wenn man etwas teilt, so geht diese Zerlegung bis zum Atom. Und zwar spricht man vom Atom (''paramanu'', d.&nbsp;h. äußerst klein), weil die Reihenfolge von immer Kleinerem bei der Teilung hier ein Ende hat, da es nichts Kleineres mehr gibt. Wenn wir einen Erdklumpen in seine Teile zerlegen, so wird das Folgende immer kleiner.|Kanada|}}
"Es könnte sehr leicht der Glaube entstehen, daß derjenige, der nun
in die geistige Welt eintritt, unbedingt selber. ein Geistesforscher
werden müsse. Das ist nicht nötig, obwohl ich beschrieben habe in
meinem Buche «[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]»
so viel von dem, was die Seele aus sich machen muß, damit sie wirklich
eintreten kann. Und es kann es heute bis zu einem gewissen Grade
jeder, aber es braucht es nicht jeder. Das, was man als Seelisches entwickelt
hat, ist eine rein innerliche Angelegenheit; das aber, was
daraus entsteht, ist, daß die erforschten Wahrheiten in Begriffe geformt
werden, daß man in solche Vorstellungen, wie ich sie heute entwickelt
habe, einkleidet, was der Geistesforscher geben kann. Dann
kann es mitgeteilt werden. Für das, was der Mensch braucht, ist es
ganz gleichgültig - ich spreche damit ein Gesetz der Geistesforschung
aus - , ob man die Dinge selber erforscht hat, oder ob man sie von
anderer glaubwürdiger Seite erhalten hat. Es kommt nicht darauf an,
die Dinge selbst zu erforschen, sondern es kommt darauf an, daß man
sie in sich hat, daß man sie in sich entwickelt hat. Es ist daher eine
irrtümliche Vorstellung, wenn man glaubt, ein jeder müsse ein Geistesforscher
werden. Der Geistesforscher wird nur heute das Bedürfnis
haben, wie ich selber das Bedürfnis gehabt habe, über seinen Forschungsweg
gewissermaßen Rechenschaft zu geben. Und nicht nur
aus dem Grunde, weil heute bis zu einem gewissen Grade jeder ohne
allen Schaden den Weg gehen kann, den ich beschrieben habe, sondern
auch, weil jeder berechtigt ist zu fragen: Wie hast du es gemacht,
daß du zu solchen Resultaten gekommen bist? - daher habe ich diese
Dinge beschrieben. Und ich glaube, daß auch jeder, der nicht ein
Geistesforscher werden will, wenigstens sich überzeugen wird wollen,
wie der Geistesforscher zu den Resultaten kommt, die ja heute jeder
braucht, der im Sinne der heutigen menschlichen Entwickelung die
Grundlage legen will für das Leben, das sich in den Menschenseelen
entwickeln muß.


Es ist heute die Zeit vorüber, die in alten Zeiten bezüglich der
Es gibt 4 Atomarten mit jeweils ganz charakteristischen Eigenschaften, die den 4 [[physisch]]en Elememente entsprechen. Alle Atome eines bestimmten Elements gleichen einander dabei aufs Haar. Diese kleinsten ''dinghaften'', noch ''räumlich'' fassbaren Einheiten der Materie nannte Kanada [[Anu]] (im [[Sanskrit]] eine gebräuchliche Vorsilbe mit vielschichtiger Bedeutung <ref>vgl. z.B. → http://srimadbhagavatam.com/a/anu</ref>: ''nach'', ''nahe'', ''unter'', ''untergeordnet'', ''immer'', ''leicht'', ...; seit Kanada auch im Sinne von ''Atom'' gebraucht, als das, was der sichtbaren Materie zugrundeliegt).  
Geistesforschung da war, wo man so sehr zurückgehalten hat dasjenige,
was Seelenentwickelung bewirkt hat. Es war in alter Zeit
streng verboten, das Verborgene mitzuteilen. Auch heute noch halten
diejenigen, die von diesen Geheimnissen des Lebens wissen - es sind
ja ihrer nicht wenige -, mit diesen Dingen zurück. Wer bloß als
Schüler diese Dinge bekommen hat von einem andern Lehrer, der
wird unter allen Umständen nicht gut tun, die Dinge weiterzugeben!
Es ist heute nur ratsam, dasjenige weiterzugeben, worauf man selber
gekommen ist, was man selber erforscht hat. Das aber kann und muß
der übrigen Menschheit dienen." {{Lit|{{G|178|38ff}}}}
</div>


== Siehe auch ==
Kanada geht noch weiter. Eigentlich sind nicht die räumlich fassbaren ''Anus'' die kleinsten Einheiten, sondern die sogenannten [[Paramanu]]s (zusammengesetzt aus ''param'' und ''anu'' - was soviel bedeutet wie: ''jenseits des Atoms''). Sie entstanden am Anfang der [[Schöpfung]] als [[gestalt]]lose, ''punktförmige'', ''nicht''-räumliche Ureinheiten. Daraus bildeten sich zunächst Dyaden aus zwei ''paramanus'' - und damit traten erst die räumlich fassbaren ''anus'' hervor. Die sind immer noch zu klein, um gesehen werden zu können, aber indem sie sich weiter zu noch größeren Gebilden zusammenlagern, treten sie schließlich in die Sichtbarkeit. Damit steht Kanada erstaunlich nahe der modernen [[Wikipedia:Physik|physikalischen]] [[Atom]]lehre, nach der alle Materie letztlich aus punktförmig gedachten, nicht dinghaften [[Wikipedia:Elementarteilchen|Elementarteilchen]] ([[Wikipedia:Leptonen|Leptonen]] und [[Wikipedia:Quark (Physik)|Quarks]]) besteht.
* {{WikipediaDE|Esoterik}}
 
* [[Autoritätsglaube]]
Alles Geschehen beruht auf Bewegung, auf Stoß und Gegenstoß, die von ewigen Naturkräften verursacht werden. Es ist die Bewegung, welche die Atome zusammenführt und die Dinge entstehen lässt. Und es ist wieder Bewegung, welche den Zusammenhalt der so vereinigten Atome sprengt und die Dinge vernichtet.
* [[Okkultismus]]
 
== Seelenvorstellungen ==
Im Hinblick auf die Seelenvorstellung machte das Vaisheshika eine Entwicklung durch. Die Lehre von einer Weltseele war ihm anfangs fremd, hingegen wurden zahlreiche Einzelseelen angenommen. Während in der frühen Phase die Seelen als grundsätzlich gleichwertige Faktoren beim Aufbau der Erscheinungswelt betrachtet wurden, hatte man sie später als etwas wesentlich Verschiedenes erkannt. An Stelle der im Wesenskreislauf wandernden körpergroßen Seelen war die Vorstellung von ihrer unendlichen Größe und ewigen Unbewegtheit getreten. Nachdem die Eigenschaften ihre feste Verbindung mit der Seele verloren hatten, ähnelte die Seelenvorstellung des Vaisheshika immer mehr der von [[Atman]] in den [[Upanishaden]], ohne jedoch deren Vorstellungen von Erlösung zu übernehmen.


== Literatur ==
== Kategorienlehre ==
Die Kategorienlehre stellt den wichtigsten Teil des Vaisheshika dar und baut auf der älteren Elementenlehre auf. Das orthodoxe Vaisheshika-System, wie es [[Wikipedia:Prashastapada|Prashastapada]] (6. Jahrhundert n.&nbsp;Chr.) darstellt, kennt sechs Kategorien: Substanz, Eigenschaft, Bewegung, Gemeinsamkeit, Besonderheit und Inhärenz. Allen diesen Kategorien sind drei Merkmale gemeinsam, das Vorhandensein (''Astitvam''), die Erkennbarkeit (''Jneyatvam'') und die Benennbarkeit (''Abhidheyatvam''). Diese Kategorien sind keine eigenständigen Wesenheiten, sondern verschiedene Formen des Seins, welche nur in Verbindung miteinander möglich sind. Dabei stellen die Substanzen die Träger dar, alle anderen Kategorien haften an den Substanzen. Es gibt neun Substanzen:


#Antoine Faivre: ''Esoterik im Überblick. Geheime Geschichte des abendländischen Denkens'', Herder, Freiburg 2001, ISBN 978-3451049613
a) die Elemente '''Erde, Wasser, Feuer und Luft'''. Diese sind ewig soweit sie aus Atomen bestehen
#Arthur Versluis: ''Magic and Mysticism: An Introduction to Western Esoteric Traditions'', Rowman & Littlefield Publishers 2007, ISBN 978-0742558366
b) '''Äther, Raum und Zeit''' gelten als alldurchdringend, ewig und sind je eins.
#[[Anton Kimpfler]]: ''Praktische Esoterik. Der Weg ins dritte Jahrtausend'', Verlag am Goetheanum, Dornach 1999, ISBN 978-3723510629
c) die '''Seelen''', es gibt zwei Arten von Seelen, eine allwissende Seele d.&nbsp;h. Gott und eine große Zahl individueller Seelen.
#Rudolf Steiner: ''Das Markus-Evangelium'', GA 139 (1985), ISBN 3-7274-1390-5 {{Vorträge|139}}
d) '''Manas, das Denkorgan''', wird als atomklein und in ebenso großer Zahl wie die Seelen angenommen, da zu jeder Seele ein Manas gehört, das die Verbindung zwischen der Seele und der Außenwelt herstellt.
#Rudolf Steiner: ''Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen'', [[GA 178]] (1992), ISBN 3-7274-1780-3 {{Vorträge|178}}
#Rudolf Steiner: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}


{{GA}}
== Theismus ==


== Weblinks ==
Die Idee eines [[Wikipedia:Ishvara|Ishvara]], eines Weltenherrschers, wird in den Sutras des Kanada nicht ausdrücklich genannt. Es gibt Stellen, die nach Meinung von Kommentatoren, von ihm als dem Urheber des [[Veda]] handeln. Die sittliche Weltordnung und der durch sie bedingte gesetzmäßige Verlauf des Weltprozesses scheinen sich für Kanada jedoch einzig und allein durch die fortschreitende Kraft der guten und bösen Werke ([[Wikipedia:adrishta|adrishta]]) zu erklären. Da es zu den Sutras keinen Kommentar gibt, kann man nur vermuten, dass die Annahme eines Weltenherrschers dem religiösen Empfinden des Einzelnen überlassen wurde. In einer späteren Erläuterungsschrift des Prashastapada (vermutlich 5. Jahrhundert) wird erstmals in diesem System der große Weltenherr ([[Wikipedia:Maheshvara|Maheshvara]]) genannt, der die periodische Schöpfung und Zerstörung der Welt in Gang setzt. Die Kommentatoren zu Prashastapadas Buch, [[Wikipedia:Udayana|Udayana]] und [[Wikipedia:Shridhara|Shridhara]] vertraten den [[Wikipedia:Theismus|Theismus]], worin ihnen auch alle späteren Kommentatoren folgten.


* [https://jnana-channel.info/ Online Nachschlagewerk der Metaphysik und Wegweiser für das esoterische Wissen]
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Indische Philosophie|Indische Philosophie]]
* [[Vedanta]]
* [[Samkhya]]
* [[Wikipedia:Darshana|Darshana]]


== Einzelnachweise ==
== Anmerkungen ==


<references/>
<references/>


[[Kategorie:Grundbegriffe]]
== Literatur ==
[[Kategorie:Wissenschaft]]
* [[Wikipedia:Erich Frauwallner|Erich Frauwallner]]: ''Geschichte der indischen Philosophie''. Müller, Salzburg 1953
[[Kategorie:Geisteswissenschaft nach Fachgebiet]]
* [[Wikipedia:Helmuth von Glasenapp|Helmuth von Glasenapp]]: ''Die Philosophie der Inder''. Kröner, Stuttgart 1985 ISBN 3-520-19504-6
[[Kategorie:Geisteswissenschaftliches Fachgebiet]]
 
[[Kategorie:Esoterik nach Richtung|!]]  
== Weblinks ==
[[Kategorie:Esoterische Richtung|!]]
* [http://www.newsfinder.org/site/more/anu_and_parmanu_indian_ideas_about_atomic_physics/ Anu and Parmanu - Indian ideas about Atomic physics] - Article by Lobsan Payat (englisch)
[[Kategorie:Esoterik|!]]  
* [http://www.swami-krishnananda.org/bs_2/bs_2-2-02.html The Brahma Sutras - Chapter 2] (englisch)
[[Kategorie:Geistesleben]]
* [http://physicsarchives.com/index.php/component/content/article/739 Physics and Society] - Ancient Indian science (englisch)
[[Kategorie:Kultur]]
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Indische Philosophie]] [[Kategorie:Hinduismus]]

Version vom 2. Januar 2011, 18:16 Uhr

Das Vaisheshika (Sanskrit, n., वैशेषिक, vaiśeṣika) ist eines der sechs klassischen Systeme der indischen Philosophie. Als Begründer der Überlieferung gilt Kanada, der die Vaisheshika-Sutras verfasst haben soll. Die Zeitspanne des Vaisheshika umfasst die ersten vorchristlichen Jahrhunderte bis etwas 700 n. Chr. Es handelt sich um eine naturphilosophische Lehre, deren Anliegen die Erfassung der natürlichen Phänomene war.

Elementenlehre

In seiner Elementenlehre geht das Vaisheshika von fünf Elementen aus: Erde (prithivi), Wasser (apa), Feuer (teja), Luft (vayu) und Äther (akasha). Diese Elemente werden durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet. Die Erde durch Festigkeit, das Wasser durch Flüssigkeit, das Feuer durch Hitze und die Luft durch Beweglichkeit. Daneben besitzen die Elemente eine zweite Reihe von Eigenschaften, welche die Gegenstände der Sinneswahrnehmungen bilden: Form (rupa), Geschmack (rasa), Geruch (gandha), Berührung (sparsha) und Ton (shabda). Erde hat „Form, Geschmack, Geruch und Berührung“. Wasser hat „Form, Geschmack und Berührung“. Feuer hat „Form und Berührung“. Wind hat nur „Berührung“. Der Gegenstand des fünften Sinnes, der „Ton“, hat zum Träger das fünfte Element, den Äther, der nur diese Eigenschaft besitzt - ein Hinweis darauf, dass damit speziell der Klangäther gemeint ist. Die übrigen Eigenschaften sind im Äther nicht enthalten. Da der Ton sich überall hin verbreitet, nahm man an, dass der Äther alldurchdringend ist.

Man versuchte die Welt der Erscheinungen zu kategorisieren, indem man zu allen Eigenschaften Listen erstellte. So wurden z. B. sechs Arten des Geschmacks (rasa) angenommen: süß, sauer, salzig, bitter, scharf und herb. Umfangreicher waren die Listen für die Eigenschaften Berührung und Form. Größere Schwierigkeiten bereiteten Licht und Schatten. Allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Schatten nichts anderes ist als das Fehlen von Licht.

Der Mensch besteht nach Auffassung des Vaisheshika aus einem Leib und einer Seele. Die Seele selbst ist der Träger der geistigen Persönlichkeit und sie ist es auch, welche beim Tode von einer Verkörperung in die andere übergeht. Die Seele ist auch der Träger des psychischen Geschehens. Einen feinstofflichen Leib kennt das Vaisheshika nicht. Neben der Seele gibt es nur den groben Körper. Dieser besteht aus Erde. Erde ist das Element, das die meisten, nämlich vier Eigenschaften umfasst. Das Vaisheshika zeigte von frühester Zeit an eine Abneigung gegen die Annahme einer Mischung der Elemente. Die Pflanzen zählte man nicht zu den Lebewesen. Als Wesen, welche die Welt bevölkern, wurden Götter, Menschen und Tiere genannt (mit den Göttern beschäftigte man sich jedoch nur am Rande).

Atomlehre

Eine der bemerkenswertesten Lehren, die das Vaisheshika hervorgebracht hat, ist seine Atomlehre, die sogar ausgereifter erscheint als die von Leukipp und Demokrit und vermutlich unabhängig von diesen griechischen Denkern entwickelt wurde:

„Wenn man etwas teilt, so geht diese Zerlegung bis zum Atom. Und zwar spricht man vom Atom (paramanu, d. h. äußerst klein), weil die Reihenfolge von immer Kleinerem bei der Teilung hier ein Ende hat, da es nichts Kleineres mehr gibt. Wenn wir einen Erdklumpen in seine Teile zerlegen, so wird das Folgende immer kleiner.“

Kanada

Es gibt 4 Atomarten mit jeweils ganz charakteristischen Eigenschaften, die den 4 physischen Elememente entsprechen. Alle Atome eines bestimmten Elements gleichen einander dabei aufs Haar. Diese kleinsten dinghaften, noch räumlich fassbaren Einheiten der Materie nannte Kanada Anu (im Sanskrit eine gebräuchliche Vorsilbe mit vielschichtiger Bedeutung [1]: nach, nahe, unter, untergeordnet, immer, leicht, ...; seit Kanada auch im Sinne von Atom gebraucht, als das, was der sichtbaren Materie zugrundeliegt).

Kanada geht noch weiter. Eigentlich sind nicht die räumlich fassbaren Anus die kleinsten Einheiten, sondern die sogenannten Paramanus (zusammengesetzt aus param und anu - was soviel bedeutet wie: jenseits des Atoms). Sie entstanden am Anfang der Schöpfung als gestaltlose, punktförmige, nicht-räumliche Ureinheiten. Daraus bildeten sich zunächst Dyaden aus zwei paramanus - und damit traten erst die räumlich fassbaren anus hervor. Die sind immer noch zu klein, um gesehen werden zu können, aber indem sie sich weiter zu noch größeren Gebilden zusammenlagern, treten sie schließlich in die Sichtbarkeit. Damit steht Kanada erstaunlich nahe der modernen physikalischen Atomlehre, nach der alle Materie letztlich aus punktförmig gedachten, nicht dinghaften Elementarteilchen (Leptonen und Quarks) besteht.

Alles Geschehen beruht auf Bewegung, auf Stoß und Gegenstoß, die von ewigen Naturkräften verursacht werden. Es ist die Bewegung, welche die Atome zusammenführt und die Dinge entstehen lässt. Und es ist wieder Bewegung, welche den Zusammenhalt der so vereinigten Atome sprengt und die Dinge vernichtet.

Seelenvorstellungen

Im Hinblick auf die Seelenvorstellung machte das Vaisheshika eine Entwicklung durch. Die Lehre von einer Weltseele war ihm anfangs fremd, hingegen wurden zahlreiche Einzelseelen angenommen. Während in der frühen Phase die Seelen als grundsätzlich gleichwertige Faktoren beim Aufbau der Erscheinungswelt betrachtet wurden, hatte man sie später als etwas wesentlich Verschiedenes erkannt. An Stelle der im Wesenskreislauf wandernden körpergroßen Seelen war die Vorstellung von ihrer unendlichen Größe und ewigen Unbewegtheit getreten. Nachdem die Eigenschaften ihre feste Verbindung mit der Seele verloren hatten, ähnelte die Seelenvorstellung des Vaisheshika immer mehr der von Atman in den Upanishaden, ohne jedoch deren Vorstellungen von Erlösung zu übernehmen.

Kategorienlehre

Die Kategorienlehre stellt den wichtigsten Teil des Vaisheshika dar und baut auf der älteren Elementenlehre auf. Das orthodoxe Vaisheshika-System, wie es Prashastapada (6. Jahrhundert n. Chr.) darstellt, kennt sechs Kategorien: Substanz, Eigenschaft, Bewegung, Gemeinsamkeit, Besonderheit und Inhärenz. Allen diesen Kategorien sind drei Merkmale gemeinsam, das Vorhandensein (Astitvam), die Erkennbarkeit (Jneyatvam) und die Benennbarkeit (Abhidheyatvam). Diese Kategorien sind keine eigenständigen Wesenheiten, sondern verschiedene Formen des Seins, welche nur in Verbindung miteinander möglich sind. Dabei stellen die Substanzen die Träger dar, alle anderen Kategorien haften an den Substanzen. Es gibt neun Substanzen:

a) die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft. Diese sind ewig soweit sie aus Atomen bestehen b) Äther, Raum und Zeit gelten als alldurchdringend, ewig und sind je eins. c) die Seelen, es gibt zwei Arten von Seelen, eine allwissende Seele d. h. Gott und eine große Zahl individueller Seelen. d) Manas, das Denkorgan, wird als atomklein und in ebenso großer Zahl wie die Seelen angenommen, da zu jeder Seele ein Manas gehört, das die Verbindung zwischen der Seele und der Außenwelt herstellt.

Theismus

Die Idee eines Ishvara, eines Weltenherrschers, wird in den Sutras des Kanada nicht ausdrücklich genannt. Es gibt Stellen, die nach Meinung von Kommentatoren, von ihm als dem Urheber des Veda handeln. Die sittliche Weltordnung und der durch sie bedingte gesetzmäßige Verlauf des Weltprozesses scheinen sich für Kanada jedoch einzig und allein durch die fortschreitende Kraft der guten und bösen Werke (adrishta) zu erklären. Da es zu den Sutras keinen Kommentar gibt, kann man nur vermuten, dass die Annahme eines Weltenherrschers dem religiösen Empfinden des Einzelnen überlassen wurde. In einer späteren Erläuterungsschrift des Prashastapada (vermutlich 5. Jahrhundert) wird erstmals in diesem System der große Weltenherr (Maheshvara) genannt, der die periodische Schöpfung und Zerstörung der Welt in Gang setzt. Die Kommentatoren zu Prashastapadas Buch, Udayana und Shridhara vertraten den Theismus, worin ihnen auch alle späteren Kommentatoren folgten.

Siehe auch

Anmerkungen

Literatur

Weblinks