Sechs Daseinsbereiche und Nirmanakaya: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Sechs Daseinsbereiche''' werden im [[Buddhismus]] gemeinhin unterschieden. In ihnen erfolgt die „Wiedergeburt“ aller [[Seele|beseelten]] Wesen gemäß ihres selbst gewirkten [[Karma]]s.  
'''Nirmāṇakāya''' ([[Sanskrit|skrt.]], "manifestierter Körper, Emanationskörper"; [[Wikipedia:Tibetisch|tib.]] <big>སྤྲུལ་སྐུ</big>, [[Trülku]] oder auch [[Tulku]], [[Wikipedia:Umschrift nach Wylie|Umschrift nach Wylie]]: ''sprul sku''; [[Wikipedia:Mongolische Sprache|mongol.]] [[Wikipedia:Kuutuktu|Kuutuktu]]), auch als "lebender Buddha" übersetzt, wird der [[übersinnlich]]e [[Leib]] genannt, durch den ein [[Buddha]], nachdem er seine letzte irdische [[Inkarnation]] vollendet hat und durch den [[Tod]] geschritten ist, von nun an nur mehr in [[ätherisch]]er oder [[astral]]ischer Gestalt in das Erdengeschehen hineinwirkt. Im [[Buddhismus]] gilt der Nirmanakaya auch als Ausstrahlungs- oder Manifestationskörper, der nicht nur von [[Eingeweihter|Eingeweihten]] oder [[Bodhisattva]]s wahrgenommen werden kann, sondern unter bestimmten Bedingungen auch gewöhnlichen Wesen, die keine [[bewusst]]e [[Geistesschulung]] durchgemacht haben, sichtbar werden kann. Hohe [[Eingeweihte]] mit voll entwickeltem Nirmanakaya, die zu ihrer eigenen Entwicklung keiner weiteren [[irdisch]]en [[Inkarnation]] bedürfen, können sich dennoch zum Wohl der [[Menschheit]] entschließen, zu einem neuen Erdenleben herabzusteigen. So können etwa nach den Lehren des [[Wikipedia:tibet|tibet]]ischen [[Vajrayana]]-[[Buddhismus]] hohe buddhistische Meister sich ganz bewusst für eine bestimmte [[Wiedergeburt]] auf Erden entscheiden. Als höchster [[Trülku]] gilt hier der jeweilige [[Dalai Lama]]. Der gegenwärtige 14.&nbsp;Dalai Lama ist der [[Wikipedia:Buddhistische Ordensregeln|buddhistische Mönch]] [[Tendzin Gyatsho]].


== Die Seelenwanderung durch die sechs Bereiche ==
[[Rudolf Steiner]] bezeichnet primär den voll zu [[Manas]] umgewandelte [[Astralleib]], der nach dem Tod keine Reste im [[Kamaloka]] zurücklässt, als Nirmanakaya:


Bei der Wiedergeburt in den sechs Daseinsbereichen handelt es sich nicht notwendigerweise um fleischlich-körperliche [[Inkarnation]]en. Vielmehr wird hier nach der buddhistischen [[Seelenwanderung]]slehre der karmisch bedingte Weg der [[Seele]] durch die verschiedenen Bereiche der [[Seelenwelt]] nachgezeichnet. Bildliche Darstellungen dieser Daseinsbereiche gibt es in allen buddhistischen Traditionen. Am häufigsten begegnet man ihnen im [[Lebensrad]] des [[Vajrayana|tibetischen Buddhismus]].
{{GZ|Der Mensch stirbt, bald nach dem Tode löst sich der Ätherleib los, ein Extrakt bleibt zurück. Der Mensch geht durch Kamaloka, da löst sich die unverarbeitete Schale los; das, was verarbeitet ist, geht im Ich durch alle Ewigkeit, es wird zurückgebracht zur neuen Inkarnation. Je vollkommener der Mensch ist, desto weniger werden diese Reste sein, die er in der astralischen Welt zurückläßt, bis er zuletzt so weit ist, daß nichts mehr von seinem Astralleib in Kamaloka zurückbleibt, bis er so weit ist, daß er sozusagen niemandem auf der Erde durch die Reste, die er in Kamaloka zurückläßt, schädlich werden kann. Ein solcher Mensch, der hat dann auch die Möglichkeit, in die geistigen Welten hineinzuschauen. Denn es ist ja nicht möglich, diesen Zustand zu erreichen, ohne eben bis zu einem gewissen Grade der Hellsichtigkeit im Astralen gekommen zu sein. Der ganze Astralleib ist dann vergeistigt, ist eben Geistselbst geworden, der ganze Astralleib wird mitgenommen. Früher mußte das zurückgelassen werden, was schlecht war, jetzt kann der ganze Astralleib mitgenommen werden m die ganze Folgezeit. Und in dem Augenblick, in dem der Astralleib so weit ist, daß er ganz durchgearbeitet ist, da drückt sich die ganze neue Form des Astralleibes, des Geistselbstes, in den Ätherleib hinein, so daß dann der Ätherleib ein Abdruck ist dieses also umgearbeiteten Astralleibes. Er braucht noch nicht selber ganz umgearbeitet zu sein, aber was in den Astralleib hineingearbeitet werden konnte, das ist in den Ätherleib hinein abgedruckt. Kurz, Sie sehen, wir haben damit geschildert eine besonders hohe Wesenheit, die im eminentesten Sinn weit gekommen ist dadurch, daß sie das ganze Geistselbst entwickelt hat. Diese Wesenheit wird nun in der östlichen Wissenschaft Nirmanakaya genannt, denn es hat sein Astralleib, sein astralischer Kaya die Stufe erreicht, wo er keine Überreste hinterläßt. Das ist ein Nirmanakaya.|110|149ff}}


Das als illusionär betrachtete [[Ich]] wird dabei nach der buddhistischen Lehre von [[Anatta]] ([[Pali]]; {{Sanskrit|अनात्मन्|An&#257;tman}}) „Nicht-Selbst“, „Nicht-Ich“), dem Nichtvorhandensein eines permanenten und unveränderlichen Wesenskerns der Seele, nicht berücksichtigt. Die hier gemeinte „Wiedergeburt“ darf daher nicht im Sinn der modernen abendländischen [[Reinkarnation]]slehre missverstanden werden.
Die [[Wesensglieder]] des Buddha sind dann ähnlich gestaltet, wie die eines [[Engel]]s.


{{GZ|Zuerst wird gesagt: Seelenwanderung und Reinkarnation, wiederholte Erdenleben, seien dasselbe. Seelenwanderung wird so verstanden, wie wenn die Seelen der Menschen nach dem Tode in verschiedene Tiere wanderten. Niemals ist ein solcher Unsinn von mir auch nur in irgendeiner Weise angedeutet worden. Die wiederholten Erdenleben bedeuten etwas ganz anderes. Sie sind dasjenige, was eben aus geisteswissenschaftlichen Unterlagen heraus folgt, wie die Evolutionslehre in der physischen Welt aus physischen Forschungsgrundlagen heraus folgt.|255b|117}}
Nach [[Rudolf Steiner]] kann aber auch ein [[Ätherleib]], der sich nach dem [[Tod]] vollständig erhält, als Nirmanakya bezeichnet werden:


Als kostbarste Geburt gilt die Geburt im Reich der [[Mensch]]en, da nur dort Befreiung aus dem leidvollen Daseinskreislauf des [[Samsara]], des Kreislaufs der Wiedergeburten, möglich ist. Nur hier handelt es sich tatsächlich um eine wirkliche Inkarnation in einem [[Physischer Leib|physischen Leib]]. Nach den [[Tod]] kann die [[Seele]] des Menschen vorübergehend beim Durchgang durch das [[Kamaloka]] tatsächlich eine tierähnliche Form annehmen oder im Reich der [[Hungergeister]] oder gar der [[Hölle]] erscheinen, wie das etwa [[Dante]] in seiner «[[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]» in den Gesängen des [[Inferno]]s so drastisch schildert. Doch niemals erschein das [[Ich]] in einer irdischen [[Tiere|Tiergestalt]].
{{GZ|Ein Ätherleib, der erworben wird durch verschiedene Inkarnationen,
kann aufbewahrt bleiben als ein einzelner; ein sich verteilender gibt
Kopien, Abdrücke. Einen Ätherleib, der sich als einzelner erhält, kann
man Nirmanakaya, und einen solchen Ätherleib, der hervorgeht aus
Teilung, [[Dharmakaya]] nennen.|109|295}}


{{GZ|[In der Astralwelt nehmen] die Triebe und Leidenschaften tierische
Wenn Ätherleib ''und'' Astralleib erhalten bleiben, hat der Nirmanakaya seine vollkommenste Entwicklungsstufe erreicht. Ein derartiger Nirmanakya ist dem übersinnlichen Leib eines [[Erzengel]]s vergleichbar.
Gestalten an. Solange der Mensch im physischen Körper
verkörpert ist, so lange richtet sich sein Astralleib in der Gestalt
etwas nach diesem physischen Leib. Wenn aber der äußere Leib
weg ist, dann kommen die Triebe, Begierden und Leidenschaften,
so wie sie in ihrer tierischen [Natur] sind, in ihrer eigenen Gestalt
zur Geltung, zum Durchbruch. So ist also der Mensch in der
Astralwelt ein Abbild seiner Triebe und Leidenschaften.


Weil sich diese Astralwesen anderer Körper bedienen können, deshalb ist es gefährlich, Medien in Trance kommen zu lassen,
Der Nirmanakaya kann u. U. auch als eine Vielheit von [[Wesenheit]]en erscheinen. So war, wie [[Rudolf Steiner]] ausführt, die [[Engel]]schar, die den Hirten auf dem Felde die Geburt des [[Nathanischer Jesus|nathanischen Jesusknaben]] verkündete, in Wahrheit der Nirmanakaya des [[Buddha]] [[Shakyamuni]]:
wenn nicht ein Hellseher dabei ist, der Böses abwenden kann.


Der Löwe ist in der physischen Welt ein plastischer Ausdruck
{{GZ|Der Nirmanakaya des Buddha erschien den Hirten in der Form der Engelscharen. Da erstrahlte der Buddha in seinem Nirmanakaya und offenbarte sich auf diese Weise den Hirten.|114|72}}
bestimmter Leidenschaften, der Tiger ist ein Ausdruck von anderen
Leidenschaften, die Katze wieder von anderen. Es ist interessant
zu sehen, wie jedes Tier der plastische Ausdruck einer Leidenschaft,
eines Triebes ist.


Im Astralischen, im Kamaloka, ist also der Mensch durch seine
Später, als der [[Nathanischer Jesus|nathanische Jesus]] in seinem 12. Lebensjahr stand und mit der [[Geschlechtsreife]] seine jugendliche [[astral]]ische Mutterhülle abstreifte, verband und durchdrang sich der Nirmanakaya des Buddha mit dieser und wurde selbst verjüngt. Durch seinen verjüngten übersinnlichen Leib konnte der Buddha seine Lehre in völlig neuer, kindlich frischer Art geben und damit den Schreiber des [[Lukas-Evangelium]]s [[Inspiration|inspirieren]]:
Leidenschaften annähernd ähnlich [der Tier-Natur]. Daher
kommt das Mißverständnis, das man den ägyptischen und indischen
Priestern und Weisheitslehrern entgegengebracht hat in bezug
auf die Lehre von der Seelenwanderung. Ihr sollt so leben, daß
ihr nicht im Tiere verkörpert werdet, sagt diese Lehre. Niemals
spricht diese Lehre aber vom physischen Leben, sondern von dem
höheren Leben und das, was sie wollte, war nichts anderes, als die
Menschen auf der Erde zu einem solchen Leben zu bewegen, daß
sie nach dem Tode im Kamaloka nicht ihre tierische Gestalt ausbilden
müssen. Wer das Charakteristische einer Katze ausbildet,
erscheint im Kamaloka als Katze. Daß man auch im Kamaloka als
Mensch erscheint, das ist der Sinn der Vorschriften der Lehre von
der Seelenwanderung. Die wahren Lehren haben die Gelehrten
nicht verstanden, sie haben nur eine absurde Vorstellung davon.|324a|40f}}


== Zur Kritik ==
{{GZ|Wir wissen, daß wir in der Geisteswissenschaft mehrere "Geburten" unterscheiden. In dem, was man die physische Geburt nennt, streift der Mensch gleichsam die physische Mutterhülle ab. Mit dem siebenten Jahre streift er die ätherische Hülle ab, welche ihn bis dahin, bis zum Zahnwechsel, ebenso umgibt wie bis zur physischen Geburt die physische Mutterhülle; und mit der Geschlechtsreife, also in unserer heutigen Zeit im vierzehnten, fünfzehnten Jahre, streift der Mensch das ab, was er bis dahin wie eine astralische Hülle hat. Daher wird also des Menschen Ätherleib eigentlich erst mit dem siebenten Jahre als ein freier Leib nach außen geboren, und des Menschen astralischer Leib wird geboren mit der Geschlechtsreife; die äußere astralische Hülle wird dann abgestreift.
[[Joachim Stiller]] kritisiert vor allem den Gedanken der Seelenwanderung, der nicht nur im Buddhismus, sondern auch im Hinduismus weite Verbreitung findet.


== Die sechs Daseinsbereiche im Überblick ==
Fassen wir jetzt einmal das ins Auge, was da mit der Geschlechtsreife abgestreift wird. In denjenigen Gegenden, in welchen sich das palästinensische Ereignis abspielte, trat dieser Zeitpunkt etwas früher ein, unter normalen Verhältnissen mit dem zwölften Jahre; da wurde also die astralische Mutterhülle abgestreift. Im gewöhnlichen Leben wird diese Hülle abgestreift und der äußeren astralischen Welt übergeben. Bei demjenigen Kinde, das aus der priesterlichen Linie des davidischen Geschlechtes stammte, trat etwas anderes ein. Es wurde mit dem zwölften Jahre die astralische Hülle abgestreift; aber sie löste sich nicht in der allgemeinen astralischen Welt auf, sondern so, wie sie war als schützende astralische Hülle des jungen Knaben mit all den belebenden Kräften, die zwischen der Zeit des Zahnwechsels und der Geschlechtsreife hineingeflossen waren, strömte sie jetzt zusammen mit dem, was sich als der Nirmanakaya des Buddha heruntergesenkt hatte. Was in der Engelschar herunterscheinend erschienen ist, das vereinigte sich mit dem, was bei dem zwölfjährigen Jesusknaben als astralische Hülle sich loslöste, vereinigte sich mit all den jugendlichen Kräften, die einen jugendlich erhalten in der Zeit zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife. Der Nirmanakaya des Buddha, der das Jesuskind von der Geburt an überstrahlte, wurde eins mit dem, was sich von diesem Kinde bei der Geschlechtsreife als seine jugendliche astralische Mutterhülle loslöste; das nahm er auf, vereinigte sich damit und dadurch verjüngte er sich. Und durch diese Verjüngung war es möglich, daß dasjenige, was er früher der Welt gegeben hatte, jetzt wiedererscheinen konnte in dem Jesuskinde wie in einer kindlichen Einfalt. Damit hat dieses Kind die Möglichkeit aufgenommen, kindlich zu reden über die hohen Lehren vom Mitleid und der Liebe, die wir heute in dieser Komplikation dargestellt haben. Damals bei der Darstellung des Jesus im Tempel redete der Knabe deshalb so, daß seine Umgebung überrascht war, weil ihn umschwebte der Nirmanakaya des Buddha, aufgefrischt wie aus einem Jungbrunnen von der astralischen Mutterhülle des Knaben.


*''Der Bereich der [[Götter]]:'' Die höchste Daseinsform, die ein Wesen verwirklichen kann, nämlich als ein [[Gott]], ist nicht Erlösung; auch die Götter sind von Leiden und Tod nicht frei und unterliegen noch den Zwängen des [[Samsara]]. Weil das Dasein als Gott aber relativ glücklich ist, ist es umso schwieriger, die Notwendigkeit der Erlösung einzusehen; sie sind durch ihren temporären Glückszustand borniert und sind daher nicht empfänglich für die Belehrung des Buddha.
Das ist etwas, was der Geistesforscher wissen kann und was der Schreiber des Lukas-Evangeliums hineingeheimnißt hat in die merkwürdige Szene des zwölfjährigen Jesus im Tempel, wo er plötzlich ein anderer wird. Darum wird im Lukas-Evangelium der Buddhismus in einer für die kindlichste Einfalt verständlichen Weise gelehrt. Das müssen wir begreifen. Dann wissen wir, warum der Knabe nicht mehr so spricht, wie er früher gesprochen hat. So wie er früher gesprochen hat, so spricht jetzt um diese Zeit derjenige, der als der König Kanishka im alten Indien drüben eine Synode zusammenruft und dort den alten Buddhismus als orthodoxe Lehre verkündigen läßt. Aber der Buddha war inzwischen selber fortgeschritten. Er hatte die Kräfte der astralischen Mutterhülle des Jesuskindes aufgenommen, und dadurch ist er fähig geworden, in einer neuen Art zu sprechen zu den Gemütern der Menschen.|114|72f}}


*''Der Bereich der eifersüchtigen Götter:'' Sie werden auch [[Asura]]s oder [[Titan (Mythologie)|Titan]]en genannt. Die eifersüchtigen Götter hadern beständig mit den Göttern und versuchen ihren Platz einzunehmen. Es herrscht ein ständiger Kampf. [[Buddha]] versucht zwischen den Fronten Frieden zu stiften.
Der Nirmanakaya des Buddha wirkte erweckend auf das [[Ich]] [[Johannes der Täufer|Johannes des Täufers]]. Seine Predigten waren von Buddha inspiriert und sind, in erneuerte Gestalt, Fortsetzungen der Buddha-Predigten:


*''Der Bereich der [[Menschen]]:'' Trotz großen [[dukkha|Leiden]] unterworfen (Geburt, Altern, Krankheit, Tod, Trauer, Trennung) ist die Menschenwelt der günstigste Bereich. Da es den Menschen am ehesten möglich ist, die Lehre des Buddha zu hören und gemäß der Lehre zu leben. Die Chance, aus dieser Existenzform die Erlösung vom Leiden und der Wiedergeburt zu erreichen, ist höher als in jedem anderen Bereich. Das Dasein als Mensch ist deshalb allen anderen Existenzformen vorzuziehen. Buddha ermutigt die Menschen mit seiner Geste, näher zu treten und seine Lehre zu vernehmen.  
{{GZ|Wir wissen aus dem Evangelium selber, daß wir Johannes den Täufer als den wiedergeborenen Elias aufzufassen haben {{Bibel|Mt|17| 10–13}}. Aber wir haben es dabei zu tun mit einer Individualität, die aus ihren früheren Inkarnationen nicht gewohnt war, durch die in dem normalen Lebensgange selbst liegenden Kräfte alles das zu entwickeln, was herauskommen sollte. Beim normalen Lebensgange regt sich, während der menschliche physische Leib sich im mütterlichen Leibe entwickelt, die innere Kraft des Ich. Was damit innerlich verbunden ist, das hatte die Individualität des Elias in früheren Zeiten noch nicht durchgemacht, sie war noch nicht so weit hinuntergestiegen. Das Ich war nicht durch die eigenen Kräfte, wie in normalen Verhältnissen, in Bewegung gesetzt worden, sondern von außen. Das mußte wieder jetzt geschehen. Mehr aus der geistigen Welt heraus, näher schon der Erde ist das Ich dieser Wesenheit, die jetzt viel mehr mit der Erde verbunden ist als die Wesenheiten, welche früher den Elias geleitet haben. Es sollte ja jetzt der Übergang geschaffen werden zu der Verbindung der Buddha- mit der Zarathustra-Strömung. Alles sollte verjüngt werden. Jetzt mußte gerade diejenige Wesenheit von außen einwirken, welche sich mit der Erde und ihren Angelegenheiten so verknüpft hatte wie der Buddha, der jetzt in seinem Nirmanakaya verbunden war mit dem nathanischen Jesus. Diese Wesenheit, welche auf der einen Seite mit der Erde verbunden war, anderseits aber doch wieder entrückt war, weil sie nur in dem Nirmanakaya wirkte, die "jenseits" der Erde lebte, weil sie wieder hinaufgestiegen ist, und nun über dem Haupte des nathanischen Jesus schwebte, sie mußte jetzt von außen hereinwirken und die Ich-Kraft Johannes des Täufers entfalten.


*''Der Bereich der [[Tiere]]:'' Tiere sind nicht fähig, ihre eigene Lage zu reflektieren und sich aus ihrer jeweiligen Situation mit eigenen Kräften nachhaltig zu befreien. Sie befinden sich in einem unerbittlichen Kampf ums Überleben. Oft werden Tiere gejagt, versklavt, getötet und geschlachtet. Sie können nur ihren Trieben und Instinkten folgen und sind anderen Wesen oft hilflos ausgeliefert. Auch hier überbringt der Buddha seine Botschaft.
So war es der Nirmanakaya des Buddha, der auf die Entfaltung der Ich-Kraft des Johannes so wirkte, wie früher die geistigen Kräfte auf den Elias gewirkt haben. Damals war das Elias-Wesen in gewissen Zeiten entrückt in ekstatische Zustände; da sprach der Gott, füllte sein Ich mit einer realen Kraft, die es dann der Außenwelt mitteilen konnte. Jetzt war wieder eine geistige Wesenheit da, die als der Nirmanakaya des Buddha über dem nathanischen Jesus schwebte; die wirkte jetzt herein auf die Elisabeth, als der Johannes geboren werden sollte, regte im Leibe der Elisabeth den Keim des Johannes im sechsten Monate der Schwangerschaft an und weckte da das Ich. Nur bewirkte diese Kraft, weil sie jetzt näher der Erde stand, nicht bloß eine Inspiration, sondern wirklich die Herausgestaltung des Ich des Johannes. Unter dem Einflüsse des Besuches derjenigen, welche da die Maria genannt wird, regte sich das Ich Johannes des Täufers. So wirkt der Nirmanakaya des Buddha aufweckend und bis in die physische Substanz hinein erlösend auf das Ich des einstigen Elias, auf das jetzige Ich Johannes des Täufers. Was können wir jetzt erhoffen?


*''Der Bereich der [[Hungergeister]]:'' Sie sind auch unter dem Namen [[Preta]]s bekannt. Hier befinden sich jene, die in ihrer Vorexistenz habgierig, geizig oder gefräßig waren, kurz: die, die nie genug bekommen konnten. Hungergeister werden unaufhörlich von Durst und Hunger gequält. In der bildlichen Darstellung sind ihre Bäuche übergroß, dick und aufgebläht. Die engen Münder und dünnen Hälse machen es ihnen unmöglich, den riesigen Bauch zu füllen, sie können niemals satt werden. Dazu verwandelt sich in manchen Darstellungen jegliches Wasser, dem sie sich nähern, in flüssiges Feuer und Nahrung in [[Wikipedia:Exkremente|Exkremente]] usw. Auch das Schlafen wird den Hungergeistern schwer gemacht. Dämonische Wesen oder das Heißwerden des Bodens halten sie davon ab, sich hinzulegen und zu schlafen. Buddha ermutigt sie, näher zu kommen, und ihm ihre Bitten vorzubringen und zeigt mit der Wunschgewährungsgeste seine Bereitschaft, zu helfen. Er hält [[Nektar (Mythologie)|Nektar]] bereit, der in der Lage ist, den Hunger und den Durst der Pretas zu stillen.
Wie Elias einst im neunten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung seine gewaltigen Worte gesprochen hatte, wie das eigentlich Gottesworte waren und wie das, was seine Hand deutete, Gottesgebärde war, so mußte es jetzt bei Johannes dem Täufer ähnlich sein, indem das wieder auflebte, was in dem Elias vorhanden war. Was in dem Nirmanakaya des Buddha war, das wirkte als Inspiration hinein in das Ich Johannes des Täufers. Was sich den Hirten verkündete, was über dem nathanischen Jesus schwebte, das erstreckte seine Kraft hinein in Johannes den Täufer. Und die Predigt Johannes des Täufers ist zunächst die wiedererweckte Buddha-Predigt. Es erscheint dabei etwas höchst Eigentümliches, was tief auf unsere Seele wirken muß, wenn wir uns an die Predigt von Benares erinnern, wenn darin von Buddha gesprochen wurde von dem Leid des Lebens und von der Erlösung von dem Leid des Lebens durch den achtgliedrigen Pfad, den die Seele suchen soll. Damals hat der Buddha das verkündet, was er als achtgliedrigen Pfad erkannt hat; damals hat er seine Predigt auch öfter fortgesetzt, indem er sagte: Ihr habt bis heute die Lehre der Brahmanen gehabt; sie schreiben ihre Herkunft her von Brahma selber. Sie sagen, sie seien etwas Vorzüglicheres als die anderen Menschen, weil sie von diesem edlen Ursprünge abstammen. Diese Brahmanen sagen, der Mensch sei etwas wert durch seine Abstammung. Ich aber sage euch: Der Mensch ist etwas wert durch das, was er aus sich selbst heraus macht, und nicht durch das, was durch seine Abstammung in ihn gelegt ist. Er ist wert der großen Weisheit der Welt durch das, was er als individueller Mensch aus sich selber macht. – Dadurch erregte Buddha gerade den Zorn der Brahmanenwelt, indem er auf die individuelle Qualität hinwies und sagte: Wahrlich, ich sage euch, es mag sich einer noch so viel einen Brahmanen nennen, darauf kommt es nicht an, sondern darauf kommt es an, daß ihr aus euren eigenen persönlichen Kräften heraus einen geläuterten Menschen macht. – Das war, wenn auch nicht wörtlich, so doch der Sinn vieler Buddha-Reden. Und dann setzte er gewöhnlich diese Lehre fort, indem er zeigte, wie der Mensch, wenn er die Welt des Leidens versteht, Mitleid empfinden kann, Tröster und Helfer werden kann, wie er gerade teilnehmen wird am Geschick der anderen, weil er weiß, daß er mit ihnen das gleiche Leid und den gleichen Schmerz empfindet.


*''Der Bereich der [[Hölle]]:'' Das Reich ist zweigeteilt in die heißen ([[luziferisch]]en) und die kalten ([[ahrimanisch]]en) Höllen, diese zwei Höllenformen wiederum sind in zahlreiche Unterhöllen unterteilt. Entsetzliche Qualen erwarten den, der sich in diesen Höllen befindet. Sie enden, wenn sich das unheilsame Karma, das hierher führte, erschöpft hat. Auch für die Wesen in diesen Bereich bietet der Buddha Hilfe und Befreiung an.  
Jetzt war der Buddha in seinem Nirmanakaya, überstrahlte das nathanische Jesuskind und setzte dann seine Predigt fort, indem er die Worte ertönen ließ aus dem Munde Johannes des Täufers. Was der Mund des Johannes sprach, das geschah unter der Inspiration des Buddha. Und es klingt uns wie eine Fortsetzung der Rede, die der Buddha einst gehalten hat, wenn zum Beispiel der Johannes sagt: Ihr, die ihr viel darauf baut, daß ihr von denen euch herstammend nennt, die in dem Dienst der geistigen Mächte die "Kinder der Schlange" genannt werden, und euch beruft auf die "Weisheit der Schlange", wer hat denn euch dazu gebracht? Nur so glaubt ihr würdige Früchte der Buße zu bringen, indem ihr sagt: Wir haben Abraham zum Vater.


== Die sechs Weisen ==
Jetzt aber setzte Johannes die Predigt des Buddha fort: Sagt nicht, ihr habt Abraham zum Vater, sondern werdet dort wahrhaftige Menschen, wo ihr in der Welt steht. Ein wahrhaftiger Mensch kann an der Stelle des Steines erweckt werden, auf dem euer Fuß steht. Wahrlich, der Gott kann dem Abraham aus den Steinen Kinder erwecken {{Bibel|Lk|3|7–8}}. Und dann sagte er, so recht die Predigt des Buddha fortsetzend: "Wer zwei Röcke hat, der teile sie mit dem, der keinen hat" {{Bibel|Lk|3|11}}. Sie kamen zu ihm und fragten: "Meister, was sollen wir tun?" {{Bibel|Lk|3|12}}, genau so, wie auch die Mönche einst zu Buddha gekommen waren und gefragt haben: "Was sollen wir tun?" Das alles sind Worte, die sich ausnehmen wie die Worte des Buddha oder wie eine Fortsetzung derselben.


Es gibt sechs erleuchtete [[Buddha]]s, die in jedem der sechs Reiche existieren. Diese sechs Buddhas sind auch als die "Sechs Weisen" bekannt. Ihre Namen sind Indrasakra (Buddha im Götterreich), Vemacitra (Buddha im Reich der kleinen Götter), [[Shakyamuni]] (Buddha im Menschenreich), Sthirasimha (Buddha im Tierreich), Jvalamukha (Buddha im Reich der hungrigen Geister) und Yama Dharmaraja (Buddha im Reich der heißen Hölle).<ref>G. Coleman: ''''The Tibetan Book of the Dead'', S. 511</ref>
So erscheinen diese Wesenheiten auf dem physischen Plan durch der Zeiten Wende, und so lernen wir verstehen die Einheit der Religionen und geistigen Verkündigungen der Menschheit. Was der Buddha war, lernen wir nicht dadurch kennen, daß wir an dem Traditionellen festhalten, sondern wenn wir hinhorchen auf das, was der Buddha wirklich spricht. Buddha hat fünf bis sechs Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung so gesprochen, wie wir es aus der Predigt von Benares hören. Aber des Buddha Mund ist nicht verstummt. Er spricht auch da, wo er nicht mehr verkörpert ist, wo er inspiriert durch den Nirmanakaya. Aus dem Munde Johannes des Täufers hören wir, was der Buddha zu sagen hatte sechs Jahrhunderte später, nachdem er in einem physischen Leibe gelebt hat. So ist die "Einheit der Religionen". Wir müssen eine jede Religion im Laufe der Menschheitsentwickelung an dem richtigen Punkte aufsuchen und in ihr das Lebendige suchen, nicht das Tote; denn alles entwickelt sich weiter. Das müssen wir verstehen und begreifen lernen. Wer aber nicht den Buddha-Spruch aus dem Munde Johannes des Täufers hören will, der kommt einem vor wie ein Mensch, der den Keim eines Rosenstockes gesehen hat und einige Zeit später, nachdem der Rosenstock aufgegangen ist und Blüten trägt, nicht glauben will, daß dieser Rosenstock aus diesem Rosenkeim entstanden ist, und der jetzt sagen würde: Das ist etwas anderes. – Was in dem Keim lebendig war, das blüht jetzt in dem Rosenstock. Und was in der Predigt von Benares lebendig war, das blühte in der Predigt Johannes des Täufers am Jordan.|114|123ff}}
 
== Siehe auch ==
* [[Trikaya]]
* [[Buddha]]


== Literatur ==
== Literatur ==


* Graham Coleman (Autor, Herausgeber), Thupten Jinpa (Herausgeber), Dalai Lama (Einleitung), Gyurme Dorje (Übersetzer): ''The Tibetan Book of the Dead: First Complete Translation'', Penguin Classics 2006, ISBN 978-0670858866; eBook {{ASIN| ‎ B002RI943C}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen'', [[GA 109]] (2000)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Anthroposophie und ihre Gegner 1919 – 1921'', [[GA 255b]] (2003), ISBN 3-7274-2555-5 {{Vorträge|255b}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die vierte Dimension'', [[GA 324a]] (1995) {{Vorträge|324a}}


{{GA}}
{{GA}}
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Buddhismus]]
[[Kategorie:Buddhismus]]
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Theosophie]]

Version vom 11. Mai 2020, 13:49 Uhr

Nirmāṇakāya (skrt., "manifestierter Körper, Emanationskörper"; tib. སྤྲུལ་སྐུ, Trülku oder auch Tulku, Umschrift nach Wylie: sprul sku; mongol. Kuutuktu), auch als "lebender Buddha" übersetzt, wird der übersinnliche Leib genannt, durch den ein Buddha, nachdem er seine letzte irdische Inkarnation vollendet hat und durch den Tod geschritten ist, von nun an nur mehr in ätherischer oder astralischer Gestalt in das Erdengeschehen hineinwirkt. Im Buddhismus gilt der Nirmanakaya auch als Ausstrahlungs- oder Manifestationskörper, der nicht nur von Eingeweihten oder Bodhisattvas wahrgenommen werden kann, sondern unter bestimmten Bedingungen auch gewöhnlichen Wesen, die keine bewusste Geistesschulung durchgemacht haben, sichtbar werden kann. Hohe Eingeweihte mit voll entwickeltem Nirmanakaya, die zu ihrer eigenen Entwicklung keiner weiteren irdischen Inkarnation bedürfen, können sich dennoch zum Wohl der Menschheit entschließen, zu einem neuen Erdenleben herabzusteigen. So können etwa nach den Lehren des tibetischen Vajrayana-Buddhismus hohe buddhistische Meister sich ganz bewusst für eine bestimmte Wiedergeburt auf Erden entscheiden. Als höchster Trülku gilt hier der jeweilige Dalai Lama. Der gegenwärtige 14. Dalai Lama ist der buddhistische Mönch Tendzin Gyatsho.

Rudolf Steiner bezeichnet primär den voll zu Manas umgewandelte Astralleib, der nach dem Tod keine Reste im Kamaloka zurücklässt, als Nirmanakaya:

„Der Mensch stirbt, bald nach dem Tode löst sich der Ätherleib los, ein Extrakt bleibt zurück. Der Mensch geht durch Kamaloka, da löst sich die unverarbeitete Schale los; das, was verarbeitet ist, geht im Ich durch alle Ewigkeit, es wird zurückgebracht zur neuen Inkarnation. Je vollkommener der Mensch ist, desto weniger werden diese Reste sein, die er in der astralischen Welt zurückläßt, bis er zuletzt so weit ist, daß nichts mehr von seinem Astralleib in Kamaloka zurückbleibt, bis er so weit ist, daß er sozusagen niemandem auf der Erde durch die Reste, die er in Kamaloka zurückläßt, schädlich werden kann. Ein solcher Mensch, der hat dann auch die Möglichkeit, in die geistigen Welten hineinzuschauen. Denn es ist ja nicht möglich, diesen Zustand zu erreichen, ohne eben bis zu einem gewissen Grade der Hellsichtigkeit im Astralen gekommen zu sein. Der ganze Astralleib ist dann vergeistigt, ist eben Geistselbst geworden, der ganze Astralleib wird mitgenommen. Früher mußte das zurückgelassen werden, was schlecht war, jetzt kann der ganze Astralleib mitgenommen werden m die ganze Folgezeit. Und in dem Augenblick, in dem der Astralleib so weit ist, daß er ganz durchgearbeitet ist, da drückt sich die ganze neue Form des Astralleibes, des Geistselbstes, in den Ätherleib hinein, so daß dann der Ätherleib ein Abdruck ist dieses also umgearbeiteten Astralleibes. Er braucht noch nicht selber ganz umgearbeitet zu sein, aber was in den Astralleib hineingearbeitet werden konnte, das ist in den Ätherleib hinein abgedruckt. Kurz, Sie sehen, wir haben damit geschildert eine besonders hohe Wesenheit, die im eminentesten Sinn weit gekommen ist dadurch, daß sie das ganze Geistselbst entwickelt hat. Diese Wesenheit wird nun in der östlichen Wissenschaft Nirmanakaya genannt, denn es hat sein Astralleib, sein astralischer Kaya die Stufe erreicht, wo er keine Überreste hinterläßt. Das ist ein Nirmanakaya.“ (Lit.:GA 110, S. 149ff)

Die Wesensglieder des Buddha sind dann ähnlich gestaltet, wie die eines Engels.

Nach Rudolf Steiner kann aber auch ein Ätherleib, der sich nach dem Tod vollständig erhält, als Nirmanakya bezeichnet werden:

„Ein Ätherleib, der erworben wird durch verschiedene Inkarnationen, kann aufbewahrt bleiben als ein einzelner; ein sich verteilender gibt Kopien, Abdrücke. Einen Ätherleib, der sich als einzelner erhält, kann man Nirmanakaya, und einen solchen Ätherleib, der hervorgeht aus Teilung, Dharmakaya nennen.“ (Lit.:GA 109, S. 295)

Wenn Ätherleib und Astralleib erhalten bleiben, hat der Nirmanakaya seine vollkommenste Entwicklungsstufe erreicht. Ein derartiger Nirmanakya ist dem übersinnlichen Leib eines Erzengels vergleichbar.

Der Nirmanakaya kann u. U. auch als eine Vielheit von Wesenheiten erscheinen. So war, wie Rudolf Steiner ausführt, die Engelschar, die den Hirten auf dem Felde die Geburt des nathanischen Jesusknaben verkündete, in Wahrheit der Nirmanakaya des Buddha Shakyamuni:

„Der Nirmanakaya des Buddha erschien den Hirten in der Form der Engelscharen. Da erstrahlte der Buddha in seinem Nirmanakaya und offenbarte sich auf diese Weise den Hirten.“ (Lit.:GA 114, S. 72)

Später, als der nathanische Jesus in seinem 12. Lebensjahr stand und mit der Geschlechtsreife seine jugendliche astralische Mutterhülle abstreifte, verband und durchdrang sich der Nirmanakaya des Buddha mit dieser und wurde selbst verjüngt. Durch seinen verjüngten übersinnlichen Leib konnte der Buddha seine Lehre in völlig neuer, kindlich frischer Art geben und damit den Schreiber des Lukas-Evangeliums inspirieren:

„Wir wissen, daß wir in der Geisteswissenschaft mehrere "Geburten" unterscheiden. In dem, was man die physische Geburt nennt, streift der Mensch gleichsam die physische Mutterhülle ab. Mit dem siebenten Jahre streift er die ätherische Hülle ab, welche ihn bis dahin, bis zum Zahnwechsel, ebenso umgibt wie bis zur physischen Geburt die physische Mutterhülle; und mit der Geschlechtsreife, also in unserer heutigen Zeit im vierzehnten, fünfzehnten Jahre, streift der Mensch das ab, was er bis dahin wie eine astralische Hülle hat. Daher wird also des Menschen Ätherleib eigentlich erst mit dem siebenten Jahre als ein freier Leib nach außen geboren, und des Menschen astralischer Leib wird geboren mit der Geschlechtsreife; die äußere astralische Hülle wird dann abgestreift.

Fassen wir jetzt einmal das ins Auge, was da mit der Geschlechtsreife abgestreift wird. In denjenigen Gegenden, in welchen sich das palästinensische Ereignis abspielte, trat dieser Zeitpunkt etwas früher ein, unter normalen Verhältnissen mit dem zwölften Jahre; da wurde also die astralische Mutterhülle abgestreift. Im gewöhnlichen Leben wird diese Hülle abgestreift und der äußeren astralischen Welt übergeben. Bei demjenigen Kinde, das aus der priesterlichen Linie des davidischen Geschlechtes stammte, trat etwas anderes ein. Es wurde mit dem zwölften Jahre die astralische Hülle abgestreift; aber sie löste sich nicht in der allgemeinen astralischen Welt auf, sondern so, wie sie war als schützende astralische Hülle des jungen Knaben mit all den belebenden Kräften, die zwischen der Zeit des Zahnwechsels und der Geschlechtsreife hineingeflossen waren, strömte sie jetzt zusammen mit dem, was sich als der Nirmanakaya des Buddha heruntergesenkt hatte. Was in der Engelschar herunterscheinend erschienen ist, das vereinigte sich mit dem, was bei dem zwölfjährigen Jesusknaben als astralische Hülle sich loslöste, vereinigte sich mit all den jugendlichen Kräften, die einen jugendlich erhalten in der Zeit zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife. Der Nirmanakaya des Buddha, der das Jesuskind von der Geburt an überstrahlte, wurde eins mit dem, was sich von diesem Kinde bei der Geschlechtsreife als seine jugendliche astralische Mutterhülle loslöste; das nahm er auf, vereinigte sich damit und dadurch verjüngte er sich. Und durch diese Verjüngung war es möglich, daß dasjenige, was er früher der Welt gegeben hatte, jetzt wiedererscheinen konnte in dem Jesuskinde wie in einer kindlichen Einfalt. Damit hat dieses Kind die Möglichkeit aufgenommen, kindlich zu reden über die hohen Lehren vom Mitleid und der Liebe, die wir heute in dieser Komplikation dargestellt haben. Damals bei der Darstellung des Jesus im Tempel redete der Knabe deshalb so, daß seine Umgebung überrascht war, weil ihn umschwebte der Nirmanakaya des Buddha, aufgefrischt wie aus einem Jungbrunnen von der astralischen Mutterhülle des Knaben.

Das ist etwas, was der Geistesforscher wissen kann und was der Schreiber des Lukas-Evangeliums hineingeheimnißt hat in die merkwürdige Szene des zwölfjährigen Jesus im Tempel, wo er plötzlich ein anderer wird. Darum wird im Lukas-Evangelium der Buddhismus in einer für die kindlichste Einfalt verständlichen Weise gelehrt. Das müssen wir begreifen. Dann wissen wir, warum der Knabe nicht mehr so spricht, wie er früher gesprochen hat. So wie er früher gesprochen hat, so spricht jetzt um diese Zeit derjenige, der als der König Kanishka im alten Indien drüben eine Synode zusammenruft und dort den alten Buddhismus als orthodoxe Lehre verkündigen läßt. Aber der Buddha war inzwischen selber fortgeschritten. Er hatte die Kräfte der astralischen Mutterhülle des Jesuskindes aufgenommen, und dadurch ist er fähig geworden, in einer neuen Art zu sprechen zu den Gemütern der Menschen.“ (Lit.:GA 114, S. 72f)

Der Nirmanakaya des Buddha wirkte erweckend auf das Ich Johannes des Täufers. Seine Predigten waren von Buddha inspiriert und sind, in erneuerte Gestalt, Fortsetzungen der Buddha-Predigten:

„Wir wissen aus dem Evangelium selber, daß wir Johannes den Täufer als den wiedergeborenen Elias aufzufassen haben (Mt 17,10–13 EU). Aber wir haben es dabei zu tun mit einer Individualität, die aus ihren früheren Inkarnationen nicht gewohnt war, durch die in dem normalen Lebensgange selbst liegenden Kräfte alles das zu entwickeln, was herauskommen sollte. Beim normalen Lebensgange regt sich, während der menschliche physische Leib sich im mütterlichen Leibe entwickelt, die innere Kraft des Ich. Was damit innerlich verbunden ist, das hatte die Individualität des Elias in früheren Zeiten noch nicht durchgemacht, sie war noch nicht so weit hinuntergestiegen. Das Ich war nicht durch die eigenen Kräfte, wie in normalen Verhältnissen, in Bewegung gesetzt worden, sondern von außen. Das mußte wieder jetzt geschehen. Mehr aus der geistigen Welt heraus, näher schon der Erde ist das Ich dieser Wesenheit, die jetzt viel mehr mit der Erde verbunden ist als die Wesenheiten, welche früher den Elias geleitet haben. Es sollte ja jetzt der Übergang geschaffen werden zu der Verbindung der Buddha- mit der Zarathustra-Strömung. Alles sollte verjüngt werden. Jetzt mußte gerade diejenige Wesenheit von außen einwirken, welche sich mit der Erde und ihren Angelegenheiten so verknüpft hatte wie der Buddha, der jetzt in seinem Nirmanakaya verbunden war mit dem nathanischen Jesus. Diese Wesenheit, welche auf der einen Seite mit der Erde verbunden war, anderseits aber doch wieder entrückt war, weil sie nur in dem Nirmanakaya wirkte, die "jenseits" der Erde lebte, weil sie wieder hinaufgestiegen ist, und nun über dem Haupte des nathanischen Jesus schwebte, sie mußte jetzt von außen hereinwirken und die Ich-Kraft Johannes des Täufers entfalten.

So war es der Nirmanakaya des Buddha, der auf die Entfaltung der Ich-Kraft des Johannes so wirkte, wie früher die geistigen Kräfte auf den Elias gewirkt haben. Damals war das Elias-Wesen in gewissen Zeiten entrückt in ekstatische Zustände; da sprach der Gott, füllte sein Ich mit einer realen Kraft, die es dann der Außenwelt mitteilen konnte. Jetzt war wieder eine geistige Wesenheit da, die als der Nirmanakaya des Buddha über dem nathanischen Jesus schwebte; die wirkte jetzt herein auf die Elisabeth, als der Johannes geboren werden sollte, regte im Leibe der Elisabeth den Keim des Johannes im sechsten Monate der Schwangerschaft an und weckte da das Ich. Nur bewirkte diese Kraft, weil sie jetzt näher der Erde stand, nicht bloß eine Inspiration, sondern wirklich die Herausgestaltung des Ich des Johannes. Unter dem Einflüsse des Besuches derjenigen, welche da die Maria genannt wird, regte sich das Ich Johannes des Täufers. So wirkt der Nirmanakaya des Buddha aufweckend und bis in die physische Substanz hinein erlösend auf das Ich des einstigen Elias, auf das jetzige Ich Johannes des Täufers. Was können wir jetzt erhoffen?

Wie Elias einst im neunten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung seine gewaltigen Worte gesprochen hatte, wie das eigentlich Gottesworte waren und wie das, was seine Hand deutete, Gottesgebärde war, so mußte es jetzt bei Johannes dem Täufer ähnlich sein, indem das wieder auflebte, was in dem Elias vorhanden war. Was in dem Nirmanakaya des Buddha war, das wirkte als Inspiration hinein in das Ich Johannes des Täufers. Was sich den Hirten verkündete, was über dem nathanischen Jesus schwebte, das erstreckte seine Kraft hinein in Johannes den Täufer. Und die Predigt Johannes des Täufers ist zunächst die wiedererweckte Buddha-Predigt. Es erscheint dabei etwas höchst Eigentümliches, was tief auf unsere Seele wirken muß, wenn wir uns an die Predigt von Benares erinnern, wenn darin von Buddha gesprochen wurde von dem Leid des Lebens und von der Erlösung von dem Leid des Lebens durch den achtgliedrigen Pfad, den die Seele suchen soll. Damals hat der Buddha das verkündet, was er als achtgliedrigen Pfad erkannt hat; damals hat er seine Predigt auch öfter fortgesetzt, indem er sagte: Ihr habt bis heute die Lehre der Brahmanen gehabt; sie schreiben ihre Herkunft her von Brahma selber. Sie sagen, sie seien etwas Vorzüglicheres als die anderen Menschen, weil sie von diesem edlen Ursprünge abstammen. Diese Brahmanen sagen, der Mensch sei etwas wert durch seine Abstammung. Ich aber sage euch: Der Mensch ist etwas wert durch das, was er aus sich selbst heraus macht, und nicht durch das, was durch seine Abstammung in ihn gelegt ist. Er ist wert der großen Weisheit der Welt durch das, was er als individueller Mensch aus sich selber macht. – Dadurch erregte Buddha gerade den Zorn der Brahmanenwelt, indem er auf die individuelle Qualität hinwies und sagte: Wahrlich, ich sage euch, es mag sich einer noch so viel einen Brahmanen nennen, darauf kommt es nicht an, sondern darauf kommt es an, daß ihr aus euren eigenen persönlichen Kräften heraus einen geläuterten Menschen macht. – Das war, wenn auch nicht wörtlich, so doch der Sinn vieler Buddha-Reden. Und dann setzte er gewöhnlich diese Lehre fort, indem er zeigte, wie der Mensch, wenn er die Welt des Leidens versteht, Mitleid empfinden kann, Tröster und Helfer werden kann, wie er gerade teilnehmen wird am Geschick der anderen, weil er weiß, daß er mit ihnen das gleiche Leid und den gleichen Schmerz empfindet.

Jetzt war der Buddha in seinem Nirmanakaya, überstrahlte das nathanische Jesuskind und setzte dann seine Predigt fort, indem er die Worte ertönen ließ aus dem Munde Johannes des Täufers. Was der Mund des Johannes sprach, das geschah unter der Inspiration des Buddha. Und es klingt uns wie eine Fortsetzung der Rede, die der Buddha einst gehalten hat, wenn zum Beispiel der Johannes sagt: Ihr, die ihr viel darauf baut, daß ihr von denen euch herstammend nennt, die in dem Dienst der geistigen Mächte die "Kinder der Schlange" genannt werden, und euch beruft auf die "Weisheit der Schlange", wer hat denn euch dazu gebracht? Nur so glaubt ihr würdige Früchte der Buße zu bringen, indem ihr sagt: Wir haben Abraham zum Vater. –

Jetzt aber setzte Johannes die Predigt des Buddha fort: Sagt nicht, ihr habt Abraham zum Vater, sondern werdet dort wahrhaftige Menschen, wo ihr in der Welt steht. Ein wahrhaftiger Mensch kann an der Stelle des Steines erweckt werden, auf dem euer Fuß steht. Wahrlich, der Gott kann dem Abraham aus den Steinen Kinder erwecken (Lk 3,7–8 EU). Und dann sagte er, so recht die Predigt des Buddha fortsetzend: "Wer zwei Röcke hat, der teile sie mit dem, der keinen hat" (Lk 3,11 EU). Sie kamen zu ihm und fragten: "Meister, was sollen wir tun?" (Lk 3,12 EU), genau so, wie auch die Mönche einst zu Buddha gekommen waren und gefragt haben: "Was sollen wir tun?" Das alles sind Worte, die sich ausnehmen wie die Worte des Buddha oder wie eine Fortsetzung derselben.

So erscheinen diese Wesenheiten auf dem physischen Plan durch der Zeiten Wende, und so lernen wir verstehen die Einheit der Religionen und geistigen Verkündigungen der Menschheit. Was der Buddha war, lernen wir nicht dadurch kennen, daß wir an dem Traditionellen festhalten, sondern wenn wir hinhorchen auf das, was der Buddha wirklich spricht. Buddha hat fünf bis sechs Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung so gesprochen, wie wir es aus der Predigt von Benares hören. Aber des Buddha Mund ist nicht verstummt. Er spricht auch da, wo er nicht mehr verkörpert ist, wo er inspiriert durch den Nirmanakaya. Aus dem Munde Johannes des Täufers hören wir, was der Buddha zu sagen hatte sechs Jahrhunderte später, nachdem er in einem physischen Leibe gelebt hat. So ist die "Einheit der Religionen". Wir müssen eine jede Religion im Laufe der Menschheitsentwickelung an dem richtigen Punkte aufsuchen und in ihr das Lebendige suchen, nicht das Tote; denn alles entwickelt sich weiter. Das müssen wir verstehen und begreifen lernen. Wer aber nicht den Buddha-Spruch aus dem Munde Johannes des Täufers hören will, der kommt einem vor wie ein Mensch, der den Keim eines Rosenstockes gesehen hat und einige Zeit später, nachdem der Rosenstock aufgegangen ist und Blüten trägt, nicht glauben will, daß dieser Rosenstock aus diesem Rosenkeim entstanden ist, und der jetzt sagen würde: Das ist etwas anderes. – Was in dem Keim lebendig war, das blüht jetzt in dem Rosenstock. Und was in der Predigt von Benares lebendig war, das blühte in der Predigt Johannes des Täufers am Jordan.“ (Lit.:GA 114, S. 123ff)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.