Tohuwabohu und Frau Balde: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Tohuwabohu''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] תֹהוּ וָבֹהוּ, ''tohu-wa-vohu'', „wüst und leer“) ist ein Begriff aus der [[Wikipedia:Bibel|bilischen]] [[Wikipedia:Schöpfungsgeschichte|Schöpfungsgeschichte]] {{Bibel|Gen|1|2|LUT}}, der allgemein als großes Durcheinander aufgefasst wird, als Zustand des [[Chaos]] und der Verwirrung.
#REDIRECT [[Felicia Balde]]
 
Die [[Bibel]] beginnt mit dem Satz „Bereshith bara elohim et hashamajim v’et ha'arez, v’ha'arez hajtah tohu vavohu ...“ ([[1. Buch Mose|Genesis]] 1,2). Daraus wurde der hebräische Begriff entnommen und bedeutet nach [[Martin Luther|Luther]] „wüst und leer“. Dabei bezeichnet ''tohu'' die Wüstheit, ''wa'' bedeutet „und“ und ''vohu'' ist die Leere. In der Einheitsübersetzung ist die Stelle mit „wüst und wirr“ übersetzt ([[Genesis]] 1,1).
 
Tohuwabohu beschreibt also die größtmögliche [[Chaos|Unordnung]], die der ordnenden Hand Gottes bedarf.
 
Die hebräische Überlieferung gibt noch ein genaueres und lebendigeres Bild dieses Urchaos, aus dem die Welt entstanden ist, und dieses Bild lässt sich aus dem gestaltenden Charakter der Laute der [[Hebräische Sprache|Hebräischen Sprache]] nachempfinden. [[Rudolf Steiner]] gibt dazu folgende Anregung:
 
<div style="margin-left:20px">
"Der Laut, der da unserem T sich vergleichen läßt, der regt an ein Bild des Auseinanderkraftens von einem Mittelpunkt nach allen Seiten des Raumes, nach allen Richtungen des Raumes. Also in dem Augenblick, wo man den T-Laut anschlägt, wird angeregt das Bild von einem aus dem Mittelpunkt nach allen Richtungen des Raumes Auseinanderkraften, ins Unbegrenzte hin Auseinanderkraften. So daß wir uns also vorzustellen haben das Ineinandergewobensein der Elemente Wärme, Luft und Wasser und da drinnen ein Auseinanderkraften wie von einem Mittelpunkt aus nach allen Seiten, und wir würden dieses Auseinanderkraften haben, wenn nur der erste Teil des Lautgefüges da wäre, ''tohu''.
 
Der zweite Teil, was soll er ergeben? Er ergibt nun genau das Entgegengesetzte von dem, was ich eben gesagt habe. Der regt an durch seinen Lautcharakter — durch alles das, was wach wird in der Seele bei dem Buchstaben, der sich mit unserem B vergleichen läßt, Bet —, der regt an alles das, was Sie im Bilde bekommen, wenn Sie sich eine mächtig große Kugel, eine Hohlkugel denken, sich selbst im Inneren vorstellen und nun von allen Punkten, von allen inneren Punkten dieser Hohlkugel wiederum Strahlen nach innen sich denken, nach dem Mittelpunkt hereinstrahlend. Also Sie denken sich dieses Bild, einen Punkt inmitten des Raumes, von da aus Kräfte nach allen Richtungen des Raumes ausstrahlend, tohu; diese Strahlen sich gleichsam an einem äußeren Kugelgehäuse verfangend, zurückstrahlend in sich selber, von allen Richtungen des Raumes wieder zurück, dann haben Sie das ''bohu''." {{Lit|GA 122, S 47}}
</div>
 
Indem diese beiden Kräfte zusammenwirken, die eine, die mit dem ''tóhu'' zentrifugal auflösend nach außen strahlt, und die andere, die mit dem ''bóhu'', zentripedal verfestigend nach innen strebt, beginnt sich die Schöpfung zu formen. Das ist das Urgeheimnis aller Formentstehung; in ihr wirken die [[physisch]]en [[Zentralkräfte]] zusammen mit den [[ätherisch]]en Kräften, die aus dem [[kosmisch]]en Umkreis hereinstrahlen. Jede lebendige Form bildet sich aus dem Zusammenströmen dieser beiden Kräfte, jede lebendige Form bildet sich aus dem ''tóhu-wa-vóhu''. Insbesondere gilt das für die Gestalt des menschlichen Leibes, den die [[Elohim]] nach ihrem gemeinsamen Bilde so formen, dass er zum Gefäß, zum leiblichen Träger des menschlichen [[Ich]] werden kann. Im ''vóhu'' wirken von der Peripherie her alle Kräfte des [[Tierkreis]]es, die in ihrer Gesamtheit den makrokosmischen Menschen, den [[Adam Kadmon]], bilden, der in der nordischen Mythologie als [[Riese Ymir]] bezeichnet wird. Dem entgegen wirken die vom Mittelpunkt der Erde ausstrahlenden Kräfte des ''tóhu'', in denen, angedeutet durch das [[T]], der schöpferische Funke des menschlichen Ichs gezündet wurde. Und dieses Ich hat, entsprechend der Siebenheit der Elohim, zunächst einen siebenfältigen Charakter (siehe dazu auch [[GA 26]], S 224ff).
 
In jedem Glied des menschlichen Leibes, in jedem Organ, wirken diese beiden Kräfte, ''tóhu'' und ''vóhu'', in einem ganz bestimmten Verhältnis aufeinander. In den [[Sinne]]sorganen über wiegen beispielsweise die Kräfte, die von außen aus dem Tierkreis herunter strömen. Die Sinnesorgane sind gleichsam von außen in den Leib hineingebohrt und es gibt zwölf Sinne, die den 12 Tierkreiszeichen entsprechen.
 
Die Elohim bilden im Zuge des ganzen Schöpfungsvorganges die [[Formgestalt]] des [[Physischer Leib|physischen Menschenleibes]], die [[Rudolf Steiner]] auch als [[Phantom]] bezeichnet hat – und zwar zunächst eine gemeinsame einheitliche Formgestalt für alle Menschen.
 
Auch nach dem [[Sohar]], dem bedeutendsten Werk der [[jüdisch]]en [[Kabbala]], liegen in »Tohu und Bohu« die Geheimnisse von [[Hylemorphismus|Stoff und Form]] beschlossen. ''Tohu'' hat weder Farbe noch Form, noch irgend eine andere [[Qualität]], aber es liegen darin [[potentiell]] die Urkeime des [[Stoff]]es. ''Bohu'' aber hat in sich selber Bild und Form:
 
<div style="margin-left:20px">
"Und die Erde war »Tohu und Bohu«. >War< gibt die Zeitfolge
richtig an. Ursprünglich war sie wie Schnee in Wasser, und aus
diesem Gemenge quillt Unreines heraus. Aber hinein schlägt ein
mächtiges Feuer, da weicht es zurück und bildet sich »Tohu« aus
der Stätte der Unreinheit, als Nest alles Abfallenden. »Bohu«
hingegen ist, was sich gereinigt hat von jenem Abfall. In diesem
waltet »Finsternis«, das ist der geheimnisvolle Name jenes mächtigen
Feuers, das jenes »Tohu«, jene »Welt des Abfalls«, überlagert,
die durch dies Feuer Läuterung erfährt. Und der »Hauch
Elohims« ist der heilige Hauch, der ausgeht vom lebendigen
Elohim und über den Wassern weht. Wenn dieser Hauch weht,
dann scheidet sich wie Schaum eine dünne Schicht der Unreinheit
von jenem Abfall und aus immer weiterer Sammlung und
Klärung wird »Tohu«: unvermengt mit Unreinem. Da aber
entfährt ihm »ein mächtiger Windeshauch, der Berge spaltet und
Felsen bricht« (Könige I. 19,11,12). Das ist der Sturm, den
Elijahu erlebte. Wie aber »Bohu« sich läutert, da entspringt
Erdbeben dem Sturme, wie es heißt: »Und nach dem Wind
Erdbeben.« Und wie Finsternis sich läutert, bringt sie durch ihre
geheimnisvolle Weise Feuer zur Vollendung, wovon es heißt:
»Und nach dem Beben Feuer.« Und wird der Windhauch selbst
geläutert und vollendet in seiner geheimnisvollen Weise, dann
wird er zur Stimme des feinen Säuselns. Tohu ist eine Region, die
weder Farbe (Qualität) hat noch Form und die nicht im Geheimnis
des Bildhaften umfaßt wird. Nur gegenwärtig im Bilde
erscheinend, wenn man es erkennend betrachtet, doch ist es
selbst völlig bildlos. Denn jegliches Ding hat sein Gewand, nur
»Bohu« nicht, das hat in sich selber Bild und Form. Des Stoffes
Urkeime sind versenkt in die Prägungen von Tohu, in die sie
eingegangen. Und von dort ziehen sie Heil der Welt heran,
vermöge der Form ihrer Gewandung, Heil von oben nach unten.
Und so hängt denn Hohles und Massiges im Raum, schwebend,
wenn ein Aufstieg ist von unten nach oben, sich verbergend an
bewölkten Tagen, wenn Wasser fließt aus den Tiefen zur Nährung
von Tohu; wenn die unsinnige Freude herrscht, verbreitet
sich Tohu in der Welt." {{Lit|Sohar, S 102f}}
</div>
 
== Literatur ==
#Ernst Müller (Hrsg. und Übersetzer): ''Der Sohar - Das heilige Buch der Kabbala'', Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2005 (Diederichs Gelbe Reihe), ISBN 3-7205-2643-7
#Rudolf Steiner: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', [[GA 122]] (1984), ISBN 3-7274-1220-8 {{Vorträge|122}}
#{{Bibliothek|Rudolf Steiner/Mitgliedervorträge/GA 122 Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte|GA 122 Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte}}
 
{{GA}}
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Bibel]]

Aktuelle Version vom 1. Juni 2011, 21:52 Uhr

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