Heiliger Geist und Vier Welten: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:El_Greco_006.jpg|thumb|[[Wikipedia:El Greco|El Greco]]: ''Ausgießung des Heiligen Geistes'', 1604-1614, Museo del Prado, Madrid]]
'''Vier Welten''' ({{HeS|עולמות|[[Olam]]ot}}) oder [[Weltebenen]] bilden nach den Lehren der [[jüdisch]]en [[Kabbala]] die Stufen, durch die sich aus dem grenzenlosen Schöpfungsurgrund [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}) die [[Schöpfung]] bis zur [[Physische Welt|physischen Welt]] verdichtet. Die Schöpfung beginnt nach dem Kabbalisten [[Isaak Luria]] in der ersten Phase durch eine Selbstbeschränkung des göttlichen unendlichen Seins ''Ain Soph'', durch das ''[[Zimzum]]'' ({{HeS|צמצום|ṣimṣūm}}, wörtlich ''Zusammenziehung'' oder ''Rückzug''). Diese Selbstbeschränkung führt zu einem Urraum, in dem sich der durch die Struktur der [[Sefirot]] bestimmte [[Adam Kadmon]] als Urgestalt allen Seins noch vor dem eigentlichen [[Schöpfung]]sgeschehen bildet. Manchmal wird auch Adam Kadmon, aus dem die vier Welten hervortreten, selbst als oberste Weltebene hinzugerechnet, wonach es dann entsprechend '''Fünf Welten''' gibt, denen die fünf Arten der [[Seele]] - die höheren [[seelisch]]en und [[geist]]igen [[Wesensglieder]] - entsprechen. Den vier Welten werden auch die vier Buchstaben des Gottesnamens, des [[Tetragrammaton]]s [[JHVH]], von oben beginnend, zugeordnet. Adam Kadmon entspricht das „Häkchen des Jod“.<ref>Gerold Necker: ''Einführung in die lurianische Kabbla'', Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag, Frankfurt am Main Leipzig 2008 ISBN 978-3458710080, S 137</ref>
[[Datei:Rom, Vatikan, Basilika St. Peter, Die Taube des Heiligen Geistes (Cathedra Petri, Bernini).jpg|mini|Die Taube als Symbol des Heiligen Geistes ([[Wikipedia:Petersdom|Petersdom]], [[Wikipedia:Cathedra Petri (Kunstwerk)|Cathedra Petri]], [[Wikipedia:Gian Lorenzo Bernini|Gian Lorenzo Bernini]])]]
Der '''Heilige Geist''' ({{ELSalt|Ἅγιον Πνεῦμα}} ''Hagion Pneuma''), nach  [[Christentum|christlicher]] Auffassung oft auch [[Paraklet]] genannt, ist eine der drei [[Person]]en oder [[Hypostase]]n [[Gott]]es (siehe → [[Dreifaltigkeit]]). [[Symbol]]isch wird er durch eine [[Taube]], [[Wasser]] oder durch [[Flamme]]n dargestellt und im griechischen [[Neues Testament|Neuen Testament]] knapp 100 mal erwähnt. Im [[Hebräische Sprache|hebräischen]] [[Tanach]] wird der Heilige Geist als ''[[Ruach]] HaQodesh'' ({{He|רוח הקודש}}), wörtlich „Heiliger Atem“, ''Ruach [[JHWH]]'' ({{He|יהוה‏}} {{He|רוח}}) – „Atem des Herrn“, ''Ruach Ha[[Elohim]]'' – „Gottesatem“ oder auch kurz als ''Ruchaká'' – „dein Atem“ - bezeichnet.


In der [[christlich]]en [[Esoterik]] wird der [[Astralplan]] als die ''Welt des Heiligen Geistes'' angesehen {{GZ||100|205}}.
* '''[[Adam Kadmon]]''' ({{HeS|אָדָם קַדְמוֹן}}), der [[Urmensch]], das kosmische [[Urbild]] des [[Mensch]]en auf dem [[Buddhiplan]], der [[Welt der Vorsehung]] - [[Jechidah]] ([[Geistesmensch]]) - Häkchen des [[Jod (Hebräisch)|Jod]].
* '''[[Atziluth]]''' ({{HeS|אֲצִילוּת}} = Vornehmheit, Erhabenheit, Güte, Feuer; auch ''Olam Atzilut'', {{HeS|עולם אצילות}},  die ''Welt der Erhabenheit''), die dem [[Devachan]] entspricht - [[Chaja]] ([[Lebensgeist]]) - [[Jod (Hebräisch)|Jod]].
* '''[[Briah]]''' ({{HeS|עולם בריאה}}, ''Olam Briyah'', die ''Welt der Schöpfung''), die [[astralische Welt]] - [[Neschamah]] ([[Geistselbst]]/[[Bewusstseinsseele]]) - [[He (Hebräisch)|He]].
* '''[[Jetzira]]''' ({{HeS|עולם יצירה}}, ''Olam Yetsirah'', die ''Welt der Formgebung''), die [[ätherische Welt]] - [[Ruach]] ([[Verstandesseele]]) - [[Waw (Hebräisch)|Waw]].
* '''[[Assiah]]''' ({{HeS|עולם עשיה}}, ''Olam Asiyah'',  die ''Welt der Tat''), die [[physische Welt]] - [[Nephesch]] ([[Empfindungsseele]]) - [[He (Hebräisch)|He]].


Nach [[Johannes Scottus Eriugena]] entspricht die Quelle der [[vier Paradiesesströme]] dem Heiligen Geist und jene selbst den vier [[Kardinaltugenden]].
Das [[Ain Soph]], dem diese fünf Welten entstammen, entspräche dann folgerichtig dem [[Nirvana]]plan, dem das [[Ich]], der schöpferische [[Nitzotz|Göttliche Funke]], enstammt.
 
{{Zitat|In typischer Betrachtung bezeichnet auch die Quelle des
Paradieses, welche sich in vier Hauptströme theilt, den
heiligen Geist, wie kein Weiser leugnet. Aus dieser einen
und unerschöpflichen Hauptquelle fliessen die vier Hauptkräfte
im Paradiese der vernünftigen Seele: Einsicht,
Mässigung, Tapferkeit und Gerechtigkeit, und aus diesen
Strömen gehen wiederum als Rinnsale alle Tugenden
hervor, um auf dem durch sie bewässerten und befruchteten Boden der menschlichen Natur sich zu zeigen.|[[Johannes Scottus Eriugena]]|''Über die Einteilung der Natur''|ref=<ref>Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): ''Über die Eintheilung der Natur'', Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Erste Abtheilung, S. 223f [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Johannes_Scotus_Erigena/Johannes_Scotus_Erigena_Ueber_die_Einteilung_der_Natur.pdf#page=231&view=Fit]</ref>}}
 
Gemäß der [[Wikipedia:Apostelgeschichte|Apostelgeschichte]] wird zu [[Pfingsten]], 10 Tage nach der [[Himmelfahrt]] des [[Christus]], der Heilige Geist als der von Christus verheißene Tröster ([[Paraklet]]) in Gestalt feuriger Zungen auf die [[Jünger]] ausgegossen.
 
Im [[Mikrokosmos|mikrokosmischen]] Sinn wird auch der bereits zu [[Manas]] ([[Geistselbst]]) verwandelte Teil des [[Astralleib]]s des [[Mensch]]en als ''Heiliger Geist'' bezeichnet {{GZ||96|250ff}}. Wenn der Mensch im [[Seele|Seelischen]] [[schöpferisch]] tätig wird, so ist er schaffend aus dem Heiligen Geist {{GZ||107|312ff}}. Er vollbringt dann eine [[Schöpfung aus dem Nichts]], durch die er ein völlig neues Seelisches erschafft und dadurch die [[Astralwelt]] um eine neue Dimension des Menschlichen bereichert.
 
Bevor die Menschen in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] zu ihrer ersten [[irdisch]]en [[Verkörperung]] herabgestiegen waren, lebte in dem Heiligen Geist das gemeinschaftliche [[Selbstbewusstsein]] der Menschen:
 
{{GZ|Der Heilige Geist ist derjenige, der oben, vor (dem Beginn) der Verkörperung, das
Selbstbewusstsein hatte, und der Geist an sich ist der, welcher im Menschen das Ich-
Bewusstsein hatte. So dass Sie, wenn Sie alle Bewusstseine zusammenwerfen und damit
auch von dem Egoismus trennen würden, den Heiligen Geist wieder bekommen würden.|96|230ff}}
 
Die [[physisch]]e Menschenform, die damals von der menschlichen [[Gruppenseele]] nur äußerlich "umschwebt" wurde, hatte eine [[vogel]]artige Gestalt. Davon leitet sich das [[Symbol]] der [[Taube]] für den Heiligen Geist ab {{GZ||100|249}}.
 
Wenn der Mensch aus der vollen [[Freiheit]], die ihm durch [[Luzifer]] ermöglicht wurde, den [[Christus]] erkennt, dann erfüllt er sich mit dem Heiligen Geist und dann trägt er nicht nur zu seiner eigenen [[Erlösung]] bei, sondern erlöst dadurch auch die luziferischen Wesenheiten. Dann wird Luzifer in neuer, verwandelter Gestalt auferstehen und sich als der Heilige Geist mit dem Christus in uns verbinden:
 
{{GZ|Wenn der Mensch den Christus erkennt, wenn er sich wirklich
einläßt auf die Weisheit, um zu durchschauen, was der Christus
ist, dann erlöst er sich und die luziferischen Wesenheiten durch die
Christus-Erkenntnis. Würde der Mensch sich bloß sagen: Ich bin zufrieden
damit, daß der Christus da war, ich lasse mich erlösen unbewußt - dann würde der Mensch niemals zur Erlösung der luziferischen
Wesenheiten etwas beitragen. Diese luziferischen Wesenheiten,
die dem Menschen die Freiheit gebracht haben, geben ihm
auch die Möglichkeit, diese Freiheit jetzt in einer freien Weise zu
benutzen, um den Christus zu durchschauen. Dann werden in dem
Feuer des Christentums geläutert und gereinigt die luziferischen
Geister, und es wird das, was durch die luziferischen Geister an der
Erde gesündigt worden ist, aus einer Sünde in eine Wohltat umgewandelt
werden. Die Freiheit ist errungen, aber sie wird als eine
Wohltat mit hineingenommen werden in die geistige Sphäre. Daß der
Mensch das kann, daß er imstande ist, den Christus zu erkennen,
daß Luzifer in einer neuen Gestalt aufersteht und sich als der
Heilige Geist mit dem Christus vereinigen kann, das hat der Christus
selbst noch als eine Prophezeiung denen gesagt, die um ihn waren,
als er sagte: Ihr könnt erleuchtet werden mit dem neuen Geist, mit
dem Heiligen Geist! - Dieser Heilige Geist ist kein anderer als der,
durch den auch begriffen wird, was der Christus eigentlich getan
hat. Christus wollte nicht bloß wirken, er wollte auch begriffen, er
wollte auch verstanden sein. Deshalb gehört es zum Christentum, daß
der Geist, der die Menschen inspiriert, der Heilige Geist, zu den
Menschen gesandt wird.|107|254}}
 
== Gaben des Heiligen Geistes ==
 
Im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] Nr. 1831<ref>[http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P6D.HTM#16 ''Katechismus der Katholischen Kirche'']. Website des Heiligen Stuhls. Abgerufen am 6. Dezember 2015.</ref> werden folgende sieben Gaben des Heiligen Geistes genannt, die als bleibende Anlagen den Menschen geneigt machen, dem Antrieb des Heiligen Geistes zu folgen:
 
{{Zitat|Die sieben Gaben des Heiligen Geistes sind: [[Weisheit]], [[Einsicht]], [[Rat]], [[Stärke]], [[Erkenntnis]], [[Frömmigkeit]] und [[Gottesfurcht]]. In ihrer ganzen Fülle stehen sie Christus, dem Sohn Davids, zu [Vgl. {{B|Jes|11|1-2|LUT}}]. Sie vervollständigen und vervollkommnen die Tugenden derer, die sie empfangen. Sie machen die Gläubigen bereit, den göttlichen Eingebungen willig zu gehorchen.|Katechismus der katholischen Kirche|Nr. 1831}}
 
Der Heilige Geist hat als der heile, gesunde Geist heilende, gesundende Macht, die sich auf alles überträgt, was an ihm teilhat. Der Heilige Geist gibt die Gabe des Heilens, er wirkt in der Gabe des Heilens:
 
{{GZ|Dann kommen wir herauf zu dem, was bewußt ist, was irgendeinen
Grad von Empfindung, von Bewußtsein hat,  alles  Tierische und
dem, was im Menschen tierisch ist. Das kann man schon fassen
mit Gedanken. Das hat jeder in sich. Was im Tier vorgeht, geht
zunächst in ihm selbst vor: das abstrakte Bewußtsein. Alles Bewußtsein der Welt lebt auch im Menschen, im abstrakten Denken. In sich
nennt es der Mensch «Geist», insofern es draußen in der schaffenden
Natur wirkt, nennt er es «Heiliger Geist». Das ist, was allem Empfinden und Bewußtsein zugrunde liegt. Krankheit gibt es nur im
Sondersein. Der Geist kann an sich nicht krank sein, sondern nur,
wenn er inkarniert ist in den unteren Körpern. Das Wort «heilig»
bedeutet «heil sein»; es drückt aus, daß der Geist, der draußen die
Welt durchflutet, gesund ist. Der Heilige Geist ist nichts anderes
als der durch und durch gesunde Geist; daher der, der sich mit dem
Heiligen Geist wirklich vereinigt, die Kraft des Heilens erhält. Sie
muß zu tun haben mit dem die Welt durchflutenden Heiligen Geist.
Das ist der Geist, der wirkt von Mensch zu Mensch als wirklicher
Heiler.|93a|132}}
 
== Literaturhinweise ==
*Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989)
*Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', [[GA 100]] (1981)
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988)
*Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
 
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>


<references />
== Weblinks ==
* [http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalabuchwelten.htm Die vier kabbalistischen Welten]


[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Trinität]]
[[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]]

Version vom 3. September 2018, 15:41 Uhr

Vier Welten (hebr. עולמות Olamot) oder Weltebenen bilden nach den Lehren der jüdischen Kabbala die Stufen, durch die sich aus dem grenzenlosen Schöpfungsurgrund Ain Soph (hebr. אין סוף nicht endlich) die Schöpfung bis zur physischen Welt verdichtet. Die Schöpfung beginnt nach dem Kabbalisten Isaak Luria in der ersten Phase durch eine Selbstbeschränkung des göttlichen unendlichen Seins Ain Soph, durch das Zimzum (hebr. צמצום ṣimṣūm, wörtlich Zusammenziehung oder Rückzug). Diese Selbstbeschränkung führt zu einem Urraum, in dem sich der durch die Struktur der Sefirot bestimmte Adam Kadmon als Urgestalt allen Seins noch vor dem eigentlichen Schöpfungsgeschehen bildet. Manchmal wird auch Adam Kadmon, aus dem die vier Welten hervortreten, selbst als oberste Weltebene hinzugerechnet, wonach es dann entsprechend Fünf Welten gibt, denen die fünf Arten der Seele - die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder - entsprechen. Den vier Welten werden auch die vier Buchstaben des Gottesnamens, des Tetragrammatons JHVH, von oben beginnend, zugeordnet. Adam Kadmon entspricht das „Häkchen des Jod“.[1]

Das Ain Soph, dem diese fünf Welten entstammen, entspräche dann folgerichtig dem Nirvanaplan, dem das Ich, der schöpferische Göttliche Funke, enstammt.

Einzelnachweise

  1. Gerold Necker: Einführung in die lurianische Kabbla, Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag, Frankfurt am Main Leipzig 2008 ISBN 978-3458710080, S 137

Weblinks