Ganztodtheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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der für diese Kreise die Gefahr des Präexistentianismus und Pantheismus
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einschloß, und wo man schließlich den Unterschied zwischen dem er
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schaffenen Menschen und dem ewigen Gott theologisch überspitzte.|Josef Anton Fischer/Adolf Lumpe|''Die Synoden von den Anfängen bis zum Vorabend des Nicaenums'', Ferdinand Schönningh Verlag, Paderborn - München - Wien - Zürich 1997, S. 136 [http://books.googleusercontent.com/books/content?req=AKW5QadBr-tTWAmliOQNxWNUrKgw_rPR_MsrgqR7iBjPaubrhWkRiuXbPIm-DvKM4o-yEt6PmqwigtEIvhCon12CObDGvwDkSaEEhUMo7Ban9w879cAzUrs3MV_74GMbLMxGvF287r-GZNlH8fFHYu-3qbd5vEtUGDFJIH8syDyzLOIFznhGegzfvStRbQmpHwHu4RTgdf9wmHLPK4HTrtB4zTCCoPmePrcljkYZ3MC41jdFf0MntGy4lXsmUIItjrBxtg2EFNOI6XNZHZFdsz_VOlaMl0FdHKLnEzg2kVv7O6Xi2VR_3uc]
schaffenen Menschen und dem ewigen Gott theologisch überspitzte.|Josef Anton Fischer/Adolf Lumpe|''Die Synoden von den Anfängen bis zum Vorabend des Nicaenums'', Ferdinand Schönningh Verlag, Paderborn - München - Wien - Zürich 1997, S. 136 [http://books.googleusercontent.com/books/content?req=AKW5QadBr-tTWAmliOQNxWNUrKgw_rPR_MsrgqR7iBjPaubrhWkRiuXbPIm-DvKM4o-yEt6PmqwigtEIvhCon12CObDGvwDkSaEEhUMo7Ban9w879cAzUrs3MV_74GMbLMxGvF287r-GZNlH8fFHYu-3qbd5vEtUGDFJIH8syDyzLOIFznhGegzfvStRbQmpHwHu4RTgdf9wmHLPK4HTrtB4zTCCoPmePrcljkYZ3MC41jdFf0MntGy4lXsmUIItjrBxtg2EFNOI6XNZHZFdsz_VOlaMl0FdHKLnEzg2kVv7O6Xi2VR_3uc]}}


Zur Zeit der [[Scholastik]] vertraten vor allem die Anhänger des [[Averroës]] die von [[Thomas von Aquin]] heftig bekämpfte Lehre von der Sterblichkeit der individuellen menschlichen Seele. Im [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]] wurde die Ganztodtheorie von einigen protestantischen Theologen wieder aufgegriffen.
Zur Zeit der [[Scholastik]] vertraten vor allem die Anhänger des [[Averroës]] die von [[Thomas von Aquin]] heftig bekämpfte Lehre von der Sterblichkeit der individuellen menschlichen Seele. Im [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]] wurde die Ganztodtheorie von einigen protestantischen Theologen wieder aufgegriffen.
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Josef Anton Fischer/Adolf Lumpe: ''Die Synoden von den Anfängen bis zum Vorabend des Nicaenums'', Ferdinand Schönningh Verlag, Paderborn - München - Wien - Zürich 1997
* Reinhard Brandt/ [[Wikipedia:Peter Godzik|Peter Godzik]]/ Ulrich Kühn: ''Hoffnungsbilder gegen den Tod'', Hannover: Lutherisches Verlagshaus 1994.  
* Reinhard Brandt/ [[Wikipedia:Peter Godzik|Peter Godzik]]/ Ulrich Kühn: ''Hoffnungsbilder gegen den Tod'', Hannover: Lutherisches Verlagshaus 1994.  
* [[Wikipedia:Gisbert Greshake|Gisbert Greshake]] / J. Kremer: ''Resurrectio mortuorum'', 1986, 273ff et passim.
* [[Wikipedia:Gisbert Greshake|Gisbert Greshake]] / J. Kremer: ''Resurrectio mortuorum'', 1986, 273ff et passim.

Version vom 1. August 2016, 15:03 Uhr

Die Ganztodtheorie (griech. Thnetopsychitismus) nimmt an, dass im Tod der ganze Mensch - Leib und Seele - stirbt. Die Unsterblichkeit der Seele wird also bestritten. Die Auferstehung beim Jüngsten Gericht wird als eine Neuschöpfung des ganzen Menschen nach dessen vollständiger Auslöschung verstanden. Eine solche Interpretation des christlichen Auferstehungsglaubens wurde schon im Frühchrichstentum von einzelnen, zusammenfassend als Thnetopsychiten bezeichneten christlichen Gruppierungen in Arabien vertreten und namentlich von Origenes entschieden bekämpft. So berichtet etwa Eusebius von Cäsarea († um 340) in seiner Kirchengeschichte:

„Um diese Zeit traten in Arabien wieder andere Männer auf, um eine von der Wahrheit abweichende Lehre aufzustellen. Sie behaupteten, daß die menschliche Seele für eine Weile in der gegenwärtigen Zeit mit dem Körper in der Todesstunde sterbe und verwese, bei der Auferstehung aber mit dem Körper wieder zum Leben erwache. Als nun damals eine nicht unbedeutende Synode einberufen wurde, wurde wiederum Origenes eingeladen, der hier über die Streitfrage vor dem Volke sprach und in einer Weise auftrat, daß die, welche sich zuvor hatten täuschen lassen, ihre Gesinnung wieder änderten.“

Eusebius von Cäsarea: Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica) VI,37 [1]

Die Ursachen für den frühchristlichen Thnetopsychitismus werden u-a. wie folgt beschrieben:

„Dieser Thnetopsychitismus wird nicht nur in der Masse der Gläubigen, sondern auch im Episkopat Anhänger gehabt haben. Er wurzelt zunächst in primitiven Vorstellungen. Eine Sterblichkeit auch der Seele anzunehmen, war dort leicht möglich, wo man wie in der semitischen Welt den Menschen streng ganzheitlich und die Seele noch nicht immateriell verstand, sie mit dem Blut gleichsetzte oder im Blut wohnhaft dachte und vom Anblick der Leiche ausging, wo man ferner dem philosophischen Unsterblichkeitsbegriff wehren wollte, der für diese Kreise die Gefahr des Präexistentianismus und Pantheismus einschloß, und wo man schließlich den Unterschied zwischen dem er schaffenen Menschen und dem ewigen Gott theologisch überspitzte.“

Josef Anton Fischer/Adolf Lumpe

Zur Zeit der Scholastik vertraten vor allem die Anhänger des Averroës die von Thomas von Aquin heftig bekämpfte Lehre von der Sterblichkeit der individuellen menschlichen Seele. Im 20. Jahrhundert wurde die Ganztodtheorie von einigen protestantischen Theologen wieder aufgegriffen.

Vertreter der Ganztodtheorie im 20. Jahrhundert

Die Ganztodtheorie wird unter anderem von den Theologen Paul Althaus, Karl Barth, Oscar Cullmann, Carl Stange und Werner Elert sowie von dem Prozessphilosophen Charles Hartshorne vertreten.[1] Darüber hinaus findet sie sich bei einigen Religionsgemeinschaften wie den Gemeinden Christi, den Siebenten-Tags-Adventisten, der Bibelforscherbewegung und den Christadelphians.

Argumentation

Die Vertreter einer Ganztodtheorie sehen in der Trennung von Leib und Seele ein eher griechisches, namentlich platonisches philosophisches Konzept, das in alt- und neutestamentlichen Texten weniger manifest sei. Dort werde keine Unsterblichkeit der Seele gelehrt, sondern letztlich auf eine Auferstehung gehofft, was überflüssig wäre, wenn die Seele ihrer eigenen Natur nach weiterleben würde. Ihre Fortexistenz wird vielmehr als ein Gnadenakt verstanden, der nur durch Christus möglich ist und der insbesondere nötig sei, weil Sünde und Tod die ganze Existenz des Menschen treffe.

Kritik

Einige Kritiker der Ganztodtheorie sehen dabei die personale Identität unterbrochen und verweisen auf Bibelstellen, welchen eine Unterscheidung von Leib und Seele entnehmbar ist, etwa Mt 10,28 LUT; Apg 20,10 LUT, sowie auf Stellen, welche eine ewige Existenz der Seele nahelegen, etwa Mt 25,46 LUT. Die Ganztodtheorie widerspricht auch der Weiterexistenz Jesu Christi, denn an welchem Ort ("Mein Reich ist nicht von dieser Welt" Joh 18,36), sollte der Christus als Herr des Karma denn existieren, wenn eine Ewigkeit der Ich-Seele reine Illusion wäre.

In dem offiziellen Schreiben der Glaubenskongregation zu einigen Fragen der Eschatologie vom 17. Mai 1979 wird die Ganztodtheorie wie auch die mittlerweile weit verbreitete und federführend von Gisbert Greshake vertretene theologische Lehre der unmittelbaren «Auferstehung im Tod» abgelehnt:

„3. Die Kirche hält an der Fortdauer und Subsistenz eines geistigen Elementes nach dem Tode fest, das mit Bewußtsein und Willen ausgestattet ist, so daß das "Ich des Menschen" weiterbesteht, wobei es freilich in der Zwischenzeit seiner vollen Körperlichkeit entbehrt. Um dieses Element zu bezeichnen, verwendet die Kirche den Ausdruck "Seele", der durch den Gebrauch in der Heiligen Schrift und in der Tradition sich fest eingebürgert hat. Obwohl sie nicht übersieht, daß dieser Ausdruck in der Heiligen Schrift verschiedene Bedeutungen hat, ist sie doch der Auffassung, daß es keinen stichhaltigen Grund dafür gibt, ihn abzulehnen, zumal ja irgendein sprachlicher Ausdruck zur Stütze des Glaubens der Christen einfach notwendig ist.“

Kongregation für die Glaubenslehre: Schreiben zu einigen Fragen der Eschatologie[2]

Literatur

  • Josef Anton Fischer/Adolf Lumpe: Die Synoden von den Anfängen bis zum Vorabend des Nicaenums, Ferdinand Schönningh Verlag, Paderborn - München - Wien - Zürich 1997
  • Reinhard Brandt/ Peter Godzik/ Ulrich Kühn: Hoffnungsbilder gegen den Tod, Hannover: Lutherisches Verlagshaus 1994.
  • Gisbert Greshake / J. Kremer: Resurrectio mortuorum, 1986, 273ff et passim.
  • Fritz Heidler: Ganztod oder nachtodliche Existenz?, in: Theologische Beiträge Nr. 4/1985, S. 169-175.
  • Christian Henning: Wirklich ganz tot? Neue Gedanken zur Unsterblichkeit der Seele vor dem Hintergrund der Ganztodtheorie, in: Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie 43/2 (2001), 236–252.
  • Christian Herrmann: Unsterblichkeit der Seele durch Auferstehung, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000.
  • Eberhard Jüngel: Tod, Gütersloh 1979.
  • Siegfried Kettling: "Wo sind unsere Toten?", in: Akzente für Theologie und Dienst, 1987; jetzt unter dem Titel Glanz und Elend der Ganztod-Theorie in: Peter Godzik (Hrsg.): Der Weg ins Licht. Lesebuch zu letzten Fragen des Lebens, Rosengarten b. Hamburg: Steinmann 2015, S. 98-119.
  • T. Mahlmann: "Auferstehung der Toten und ewiges Leben", in: K. Stock (Hg.): Die Zukunft der Erlösung. Zur neueren Diskussion um die Eschatologie, Gütersloh 1994, 108-131.
  • Wolfhart Pannenberg: Systematische Theologie, Bd. 3, Vandenhoeck & Ruprecht 1993, 599ff.
  • Albrecht Peters, Der Tod in der neueren theologischen Anthropologie, in: ders., Rechenschaft des Glaubens. Aufsätze, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1984, S. 239-277.
  • Reinhard Slenczka, Ziel und Ende: Einweisung in die christliche Endzeiterwartung: "Der Herr ist nahe". Neuendettelsau: Freimund, 2008, 192ff.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. beispielsweise Paul Althaus: Die letzten Dinge, 111ff u.ö.. Karl Barth: Dogmatik im Grundriß, Zürich, 7. Aufl. 1987, S. 138 u.ö. Wikipedia:Karl Barth: Die Kirchliche Dogmatik, Bd. III/2, Zollikon-Zürich 1948, S. 524ff u.ö.; Paul Tillich: Systematische Theologie, Bd. 3, Stuttgart 1966, S. 450ff.459ff. Carl Stange: Die Unsterblichkeit der Seele, Studien des apologetischen Seminars 12, Gütersloh 1925. Charles Hartshorne: The logic of perfection, Lassalle, Ill. 1962, S. 257u.ö.


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