imported>Joachim Stiller |
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| '''Kontingenz''' ({{ELSalt|τὰ ἐνδεχόμενα}}, ''endechómena'', "etwas, das möglich ist"; [[Latein|lat.]] ''contingentia'', "Möglichkeit, Zufall") bezeichnet ganz allgemein einen Zustand, der, so wie er gegeben ist, zwar [[möglich]] ist, aber keineswegs [[notwendig]] so und nicht anders sein ''muss''. Alles, was '''kontingent''' ist, könnte auch anders oder gar nicht sein und erscheint in diesem Sinn als [[Zufall]]. Gäbe es keinen Zufall, würde alles Weltgeschehen mit zwingender Notwendigkeit, also streng [[deterministisch]] ablaufen. In dieser Art vom Zufall zu sprechen, ist aber nur berechtigt, solange man bei einer rein äußerlichen, nur das [[physisch]]e Geschehen umfassenden Betrachtung stehen bleibt. Bezieht man auch [[höhere Welten]], also etwa die [[Ätherwelt]], die [[Astralwelt]] und die [[geistige Welt]] ein, enthüllen sich übergeordnete Gesetzmäßigkeiten, die letztlich aus den Taten [[Geistige Wesen|geistiger Wesenheiten]] resultieren. Das anzuerkennen erfordert Erkenntnismut, der aber für eine weitere fruchtbare Entfaltung der [[Wissenschaft]] aufgebracht werden muss.
| | #REDIRECT [[Möglichkeit]] |
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| {{GZ|[[Naturgesetz]]e
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| anerkennen, die in den chemischen, in den physikalischen
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| Vorgängen wirken, das ist ein Mut, der ja da ist, den die Menschen
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| haben, und er soll ihnen nicht abgesprochen werden; aber er ist billig.
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| Denn die Welt läßt sich nicht leicht als eine bloße Zufälligkeit betrachten,
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| insofern man es mit Naturtatsachen zu tun hat. Aber der Mut
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| verdunstet gegenüber den Dingen, die man gewöhnlich als zufällig
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| bezeichnet, wo der Mensch gerade stark sein sollte - nämlich dem
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| Zufall gegenüber - und sich sagen sollte: Da treten mir in einer gewissen
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| Sphäre Ereignisse gegenüber, welche sich scheinbar sinnlos
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| zusammenschließen; ich werde einen tieferen Sinn darin suchen. -
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| Hineintragen den Sinn in die äußere Zufälligkeit, das hieße, sich mit
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| starker Seele den äußeren Zeichen entgegenwerfen, so daß der Mut
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| auch andauerte gegenüber den scheinbar zufälligen Ereignissen. So
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| daß also das heutige Phantasieren gegenüber dem Zufall aus einer
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| inneren Schwäche stammt, weil sich der Mensch nicht getraut gegenüber
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| den Dingen, die er heute Zufall nennt, ein Gesetz anzuerkennen.
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| Das ist etwas, was man bezeichnen darf als wissenschaftliche Feigheit,
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| als Feigheit der Wissenschaft gegenüber dem Zufall: stehenzubleiben
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| und nicht den Mut zu haben, in das, was sich als ein bloßes wirres
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| Chaos darbietet, die Gesetze hineinzutragen, weil das Gesetz sich nicht
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| selbst anbietet und dazu zwingt, es aus innerem Mut hineinzutragen.
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| Daher muß entgegentreten der mutlosen Wissenschaft, die sich heute
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| bloß auf Naturgesetze ausdehnen will, die mutvolle, starke, kühne
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| Wissenschaft des Geistes, welche die innere Seele so belebt, daß in das
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| scheinbare Chaos der Zufälligkeiten Gesetz und Ordnung hineingebracht
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| wird. Und das ist diejenige Seite der Geisteswissenschaft, von
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| der man sagen muß: Der Mensch soll durch sie stark werden, um
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| nicht bloß dort Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen, wo die äußeren
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| Verhältnisse zu Stärke und Mut zwingen, sondern auch dort, wo er
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| sein Inneres aufrufen muß, um so zu sprechen, wie sonst nur die Naturereignisse
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| mit ihrem Zwange zu ihm sprechen.|133|53f}}
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| Warum viele [[Wissenschaft]]ler, namentlich [[Neurowissenschaftler]], diesen Erkenntnismut nicht aufbringen wollen, beschreibt der amerikanische [[Philosoph]] [[John Searle]] wie folgt:
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| {{LZ|Wenn man den tiefsten Beweggrund des Materialismus bezeichnen
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| wollte, dann könnte man wohl sagen, daß es einfach ein ''horror conscientiae''<ref>''horror conscientiae'' „Angst vor dem Bewusstsein“</ref> ist. Doch weshalb? Warum sollten sich Materialisten
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| vor dem Bewußtsein fürchten? Warum nehmen sie das Bewußtsein
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| nicht an als eine weitere materielle Eigenschaft unter vielen anderen?
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| Einige unter ihnen - [[David Armstrong|Armstrong]] und [[Daniel Dennett|Dennett]] zum Beispiel -
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| behaupten, genau das täten sie. Aber sie tun es, indem sie für
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| »Bewußtsein« eine neue Definition geben, mit der das zentrale
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| Merkmal von Bewußtsein bestritten wird: seine subjektive Qualität.
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| Der tiefste Grund für die Angst vor dem Bewußtsein ist, daß
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| Bewußtsein das von sich aus furchteinflößende Merkmal der [[Subjektivität]]
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| hat. Es widerstrebt Materialisten, dieses Merkmal zu
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| akzeptieren, weil sie glauben, daß die Existenz eines subjektiven
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| Bewußtseins sich nicht vertrüge mit der Welt, wie sie sich in ihrer
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| Konzeption ausnimmt. Viele denken, daß man angesichts der
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| naturwissenschaftlichen Entdeckungen nur noch eine Konzeption
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| der Wirklichkeit haben kann, in der die Existenz von Subjektivität
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| bestritten wird. Wie beim »Bewußtsein« kann man sich auch hier
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| wiederum damit behelfen, daß man »Subjektivität« so umdefiniert,
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| daß dieses Wort nicht mehr Subjektivität bedeutet, sondern irgend
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| etwas Objektives...|Searle, S. 72f}}
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| == Literatur ==
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| * [[John Searle]], Harvey P. Gavagai (Übers.): ''Die Wiederentdeckung des Geistes'', Artemis und Winkler, München 1993, ISBN 3-7608-1944-3
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| * [[Rudolf Steiner]]: ''Der irdische und der kosmische Mensch'', [[GA 133]] (1989), ISBN 3-7274-1330-1 {{Vorträge|133}}
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| {{GA}}
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| == Einzelnachweise ==
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| <references />
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| [[Kategorie:Philosophie]]
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