Welt und Papus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Welt''' bezeichnet all das, was ist. Der Begriff umfasst also nicht Einzelerscheinungen, sondern eine [[Wikipedia:Totalität|Totalität]]. Diese Allheit des Vielen in Einem, eine Welt, kann aufgefasst werden als [[Ganzheit (Philosophie)|Gesamtheit]] der bezogenen Objekte und als Ganzes der geteilten Beziehungen.
#redirect [[Gérard Analect Vincent Encausse]]


== Definitionsschwierigkeiten und Begriffsgeschichte ==
[[Kategorie:Esoteriker]]
[[Datei:Hubble ultra deep field.jpg|mini|Das große Ganze der Welt: ein Blick ins Universum ([[Wikipedia:Hubble Deep Field|Hubble Deep Field]])]]
[[Kategorie:Okkultist]]
 
[[Kategorie:Theosoph]]
Die Einschätzung, was zu diesem Begriff im Einzelnen genau gehört, ist abhängig von subjektiven und kulturellen Vorstellungen. Deshalb bestehen je nach individuellem Wissensumfang und besonders dem jeweiligen [[Wikipedia:Kulturkreis|Kulturkreis]] unterschiedliche Ansichten darüber, was unter ''Welt'' genau zu verstehen sei. Im Laufe der Zeit haben sich sehr viele verschiedene Verwendungen des Begriffs herausgebildet.
[[Kategorie:Kabbalist]]
 
[[Kategorie:Rosenkreuzer]]
So ist zum Beispiel im Gegensatz zum vergleichsweise exakt definierbaren Begriff der [[Erde]] im Sinne des räumlich klar definierten Planeten der Begriff ''Welt'' meist weiter gefasst und umfasst in seiner weitesten Auslegung die Gesamtheit des physikalischen [[Universum|Universums]] bzw. des [[Weltall]]s sowie alles Seiende, das sich innerhalb dieses Universums als existierend [[Wahrnehmung|wahrnehmen]] oder annehmen lässt. Für die Griechen der [[Antike]] hingegen war die Welt ein [[Kosmos]], also im Gegensatz zum [[Chaos]] ein wohlgeordnetes [[Harmonie|harmonisches]] Ganzes. Der Begriff ''Welt'' muss daher für eine genaue Definition immer im Kontext kultureller, religiöser, wissenschaftlicher und philosophischer Anschauungen behandelt werden.
[[Kategorie:Tarot (Person)]]
 
[[Kategorie:Autor (Esoterik)]]
Geschichtlich wurde der Begriff – insbesondere ''vor'' den [[Astronomie|astronomischen]] und [[Geographie|geografischen]] Entdeckungen der Neuzeit – meist als der jeweils bekannte Teil der [[Erdoberfläche]], des [[Wikipedia:Himmel (planetär)|Himmels]], der [[Natur]] und teilweise auch der [[Gott|Götter]] verstanden. Dieses Verständnis änderte sich in der [[Neuzeit]], in deren Zuge stärker zwischen der Erde als einzelnem Planeten und der Welt als ganzem Universum unterschieden wurde. Andererseits meint man auch heute noch, wenn man von ''[[Wikipedia:Weltgeschcihte|Weltgeschichte]]'' spricht, in erster Linie die Geschichte der menschlichen Gesellschaft, obgleich in der Formulierung Weltgeschichte, etwa in der Fassung des [[Weltgeist]]s bei [[Hegel]], eine [[Wikipedia:Universalität|universelle]] Dimension des [[Philosophie|philosophisch]] ''Absoluten'' mitschwingt.
[[Kategorie:Zahlenmystiker]]
 
''Welt'' ist ursprünglich ein rein [[Wikipedia:Singualr|singular]]es Wort, das erst seit Ende des [[Wikipedia: 16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]]s sprachübergreifend auch im [[Wikipedia:Plural|Plural]] ''Welten'' verwendet wird. Dabei hielt sich zum Beispiel für den Begriff ''Weltall'' der Singular, für die ''[[Wikipedia:Weltkugel|Weltkugel]]'' hingegen ist die Pluralbildung möglich.
 
== Der Begriff ''Welt'' in verschiedenen Disziplinen ==
=== Geografie ===
[[Datei:The Earth seen from Apollo 17.jpg|mini|''Unsere Welt'': die [[Erde]]]]
[[Datei:Herodotus world map-de.svg|mini|[[Wikipedia:Heredot|Herodot]]s Welt (Antike)]]
Nach heutiger Betrachtungsweise ist der Begriff ''Welt'' in Bezug auf den [[naturwissenschaft]]lichen Erkenntnishorizont deckungsgleich mit dem uns bekannten Universum und allen seinen Bestandteilen. Doch wird die Bezeichnung „Welt“ in manchem Zusammenhang auch als ein Synonym für „Erde“ gebraucht, so beispielsweise bei ''[[Wikipedia:Weltkarte|Weltkarte]]'' als einer Karte der gesamten Erdoberfläche. Auch die Bezeichnung ''[[Globalisierung|weltweit]]'' bezieht sich meist nur auf die [[Erde]], nicht auf das Universum.
 
=== Politik ===
In der [[Politik]] wird ''Welt'' zum Teil für Abgrenzungen in geografischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht verwendet. Man spricht zum Beispiel von der [[Wikipedia:Alte Welt|Alten Welt]], der [[Wikipedia:Neue Welt|Neuen Welt]], von einem [[Wikipedia:Weltreich|Weltreich]], einer [[Wikipedia:Erste Welt|Ersten]], [[Wikipedia:Zweite Welt|Zweiten]], [[Wikipedia:Dritte Welt|Dritten]] und [[Wikipedia:Vierte Welt|Vierten Welt]] oder auch von einer [[Wikipedia:Westliche Welt|westlichen]] und einer [[Islam|islamischen Welt]], allerdings auch von der gesamten Erde, z. B. wenn von [[Wikipedia:Weltpolitik|Weltpolitik]] die Rede ist.
 
=== Soziologie ===
Im Sprachgebrauch gibt es viele Ausdrücke, die das Wort ''Welt'' in Bezug auf menschliche Haltungen gegenüber der Gesamtheit des sie Umgebenden beinhalten. Meist gehört zu einem derart auf menschliche Zusammenhänge bezogenen Weltbegriff auch die Vorstellung von bestimmten ''Regeln'', nach denen die Welt funktioniert und gewissen Glaubenssätzen, die als Grundlagen des ''Weltverhaltens'' und der ''Weltdeutung'' gelten.
 
Zur Welt als sozialer Kategorie gehören zum Beispiel Begriffe wie [[Weltanschauung]] und [[Weltbild]], also die Sicht des Menschen auf die Dinge um ihn herum und seine Deutung derselben. Attribute wie ''weltoffen'', ''weltgewandt'' oder ''weltfremd'' beziehen sich auf Welt als Synonym für [[Gesellschaft]] und [[Kultur]], wobei ein Mensch als umso weltgewandter gilt, je mehr er sich in der Welt, d. h. auch in anderen [[Wikipedia:Kulturkreis|Kulturkreis]]en, zurechtzufinden weiß.
 
''Berufswelt'' oder die ''Welt der Politik'' sind stehende Begriffe für Gesamtheiten von gesellschaftlichen Teilbereichen. Weichen Denken und Handeln eines Individuums von gesellschaftlich anerkannten [[Wikipedia:Soziale Norm|Normen]] zu stark ab, spricht man davon, dass es 'weltfremd' sei oder in einer ''Privatwelt'', ''[[Phantasie|Fantasiewelt]]'' oder ''[[Wikipedia:Täuschung|Scheinwelt]]'' lebe. Als 'Weltabgewandt' gilt zum Beispiel das Leben von [[Eremit]]en, [[Wikipedia:Mystizismus|Mystikern]] oder [[Wikipedia:Askese|Asketen]].
 
=== Theologie ===
[[Datei:PtolemyWorldMap.jpg|mini|Darstellung aus dem 15. Jahrhundert von Ptolemäus' Sicht der Erde]]
Im [[Christentum]] bezeichnet ''Welt'' die Gesamtheit der Menschen und natürlichen wie übernatürlichen Mächte, die dem Willen [[Dreifaltigkeit|Gottes]] entgegenstehen. Dieses Verständnis führt daher in dem Sinne zum Bruch mit der Welt, dass Gottes Wille in allen Dingen maßgeblich wird, anderseits zu einem Eigenwert der Welt als von Gott gemachter, jedoch [[Sünde|sündig]] gewordener [[Schöpfung]]. Oft wird in der Theologie auch die Formulierung ''weltlich'' gebraucht, d. h. im Sinne des zeitlich Irdischen, [[Wikipedia:Säkularismus|Säkularen]], [Wikipedia:[Materie (Philosophie)|Materiellen]], [[Wikipedia:Profan|Profan]]en im Unterschied zum Göttlichen, [[Heilig]]en und [[Ewigkeit|Ewigen]]. Als Erlöser der Welt von Sünde, [[Tod]] und [[Hölle]] ist [[Jesus Christus]] nach biblischer Lehre das Ziel der Bestimmung jedes [[Mensch]]en und der ganzen [[Geschichte]]. Alle Sünden, besonders hervorgehoben der Ungehorsam gegen Gottes Weisung, die Lüge, die Habgier, der [[Götzendienst]], der [[Okkultismus]] jeder Form, die fehlgeleitete [[Sexualität]], zählen im Christentum zum Bereich des Weltlichen, das der Gläubige durch die Hinwendung zu Jesus Christus, das Empfangen der aus verdienstloser göttlicher [[Gnade]] geschenkten [[Seligkeit]] zu überwinden habe. Die [[Apokalypse]] ist in der christlichen [[Eschatologie]] das durch Gott während des [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]] herbeigeführte ''[[Wikipedia:Weltuntergang|Ende der Welt]]'' und der Anfang des vollendeten Gottesreiches.
 
=== Philosophie ===
Für [[Kant]] kommt dem Begriff der Welt lediglich regulative Bedeutung zu, da ihr keine [[Anschauung]] entspricht. Anschauungen haben wir nämlich stets nur von einzelnen Objekten. Die Welt kann uns aber niemals als Einzelnes, noch ''als Ganzes'' gegeben sein. Trotzdem hat der Begriff einen gewissen Wert als ''Orientierungshilfe'', die Idee der Welt bleibt eine regulative Idee der [[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|reinen Vernunft]].
 
Für die [[Phänomenologie]] ist die Welt ein [[Wikipedia:Horizontphänomen|Horizontphänomen]]. Das heißt, sie ist nach [[Karl Jaspers]] für die menschliche Existenz nur in Form von [[Wikipedia:Grenzsituation|Grenzsituation]]en erfahrbar und lässt sich gerade nicht beschreiben als die Summe alles [[Sein|Seienden]]. Die Welt ist vielmehr erst die Bedingung dafür, dass uns ''in ihr'' einzelne [[Gegenstand|Dinge]] begegnen können. Sie geht damit jeglichem Bezug gegenüber Innerweltlichem voraus. [[Martin Heidegger]] versuchte außerdem, die [[Subjekt-Objekt-Spaltung]] durch den Begriff des In-der-Welt-Seins zu überwinden. Während der neuzeitliche [[Wikipedia:Subjektivismus|Subjektivismus]] mit [[Descartes]] ein Auseinanderfallen von Subjekt und Objekt hervorbrachte und damit die [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] Frage, wie dem weltlosen Subjekt der Zugang zur ''Außenwelt'' gelinge, ist für Heidegger dem Menschen immer schon eine Welt mitgegeben. Hinter das Phänomen der Welt kann dabei denkerisch nicht zurückgegangen werden, da die Welt eine sinnhafte Totalität ist. Sinn ist jedoch ein [[Emergenz]]phänomen, das nicht durch Zusammenstücken von zunächst sinnlosen (also beziehungslosen) Objekten rekonstruiert werden kann.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Welt}}
* {{WikipediaDE|Parallelwelt}}
* {{WikipediaDE|Viele-Welten-Interpretation}}
* {{WikipediaDE|Mögliche Welt}}
 
== Literatur ==
* Christian Bermes: ''Welt als Thema der Philosophie. Vom metaphysischen zum natürlichen Weltbegriff.'' Meiner, Hamburg 2004, ISBN 3-7873-1665-5.
* ''Philosophisches Wörterbuch.'' Hrsg. von Georgi Schischkoff. Kröner, Stuttgart 1991, S. 772.
* Karl Löwith: ''Der Weltbegriff der neuzeitlichen Philosophie.'' Winter, Heidelberg 1960.
* Theodor Litt: ''Mensch und Welt. Grundlinien einer Philosophie des Geistes.'' Federmann, München 1948.
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Welt}}
{{Wikiquote|Welt}}
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4065341-9}}
 
[[Kategorie:Welt|!101]]
[[Kategorie:Naturphilosophie]]
[[Kategorie:Metaphysik]]
[[Kategorie:Religionsphilosophie]]
[[Kategorie:Kosmologie]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 10. Juni 2020, 13:33 Uhr