Landschaftsfotografie und Tiermalerei: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
(Die Seite wurde neu angelegt: „miniatur|hochkant|Edwin Landseer: ''Low life'', 1829 Die '''Tiermalerei''' ist neben der Landschaftsmalerei, dem H…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Adams The Tetons and the Snake River.jpg|mini|[[Ansel Adams]]: The Tetons and the Snake River]]
[[Datei:Edwin Landseer- Low Life.JPG|miniatur|hochkant|Edwin Landseer: ''Low life'', 1829]]
[[Datei:Zireiner See Rofanspitze 2006 10.jpg|mini|Zireiner See mit Rofanspitze]]
Die '''Tiermalerei''' ist neben der [[Landschaftsmalerei]], dem [[Historienbild]], dem [[Porträt]], dem [[Genrebild]] und dem [[Stillleben]] eine Gattung der gegenständlichen Malerei.


Die '''Landschaftsfotografie''' setzt sich mit der Abbildung der belebten und unbelebten [[Umwelt]] des Menschen auseinander. Sie steht in einem engen Zusammenhang mit der [[Naturfotografie]], der [[Umweltfotografie]], der [[Architekturfotografie]], aber auch der [[Stillleben]]fotografie, wenn sich die Betrachtungsräume beispielsweise den gestalteten Parks und Gärten annähern.
==  Geschichte ==
[[Datei:Durer Young Hare.jpg|mini|links|hochkant|Albrecht Dürer: ''Feldhase'', 1502]]
[[Datei:Claude_Lorraine_Ferneley_(1822-1892)_-_John_Ferneley_Senior_in_his_studio_at_Elgin_Lodge,_Melton_Mowbray.jpg|mini|Der Pferdeportraitist John Ferneley († 1860) mit „Modell“ in seinem Atelier]]
[[Datei:A Saddled Bay Hunter, by George Stubbs.jpg|mini|George Stubbs: ''Gesattelter Bayhunter'', 1786]]
[[Datei:Prince Rose by Bob Demuyser.jpg|mini|''Prince Rose'', [[Albert Demuyser]] (1984).]]
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich das „Tierstück“ zu einem Bereich des [[Stillleben]]s; als eines der bekanntesten Beispiele wurde der ''[[Feldhase (Dürer)|Feldhase]]'' überliefert, ein [[Aquarell]] von [[Albrecht Dürer]].  Die Niederländer [[Roelant Savery]], [[Frans Snyders]] und [[Paulus Potter]] [[Staffage|staffierte]]n im 17. Jahrhundert Landschaftsbilder mit Tiergruppen aus.


== Anliegen ==
Im Zeitalter der [[Aufklärung]] verstärkte sich das Interesse an den [[Morphologie (Biologie)|morphologischen]] Eigenheiten der Natur, insbesondere auch der  [[Fauna|Faunen]]; die Künstler suchten die Anschauung des lebenden Objekts. Der französische Hofmaler [[Jean-Baptiste Oudry]]  machte Zeichnungen und Farbstudien in der [[Menagerie]] des Königs [[Ludwig XV.]] in [[Versailles]], um die Tiere dann im Atelier in Lebensgröße darstellen zu können. [[George Stubbs]] wurde einer der bekanntesten Pferdeporträtisten des 18. Jahrhunderts in England.
Ihre Pioniere, im 19. Jahrhundert [[Hermann Krone]], im 20. Jahrhundert [[Ansel Adams]], suchten die vom Menschen nicht beeinträchtigte Umwelt zum Mittelpunkt ihrer Arbeit zu machen. Ihr Ziel war die möglichst „naturgetreue“ Abbildung. Zumeist wurden große Bildformate in [[Fachkamera]]s genutzt. Seit dieser Phase hat sich die Landschaftsfotografie in viele Richtungen entwickelt. Einflussreich war das [[New Topographic Movement]] in den 1970er Jahren. Die menschliche Intervention in die Landschaft wurde als bestimmendes Element aufgegriffen. Beispielsweise zeigt [[Margherita Spiluttini]] großformatige Abbildungen der vom Menschen in die Umwelt gesetzten Steinbrüche und der vom Verkehr und der Wasserkraftnutzung überformten Alpen.


Fotograf [[Michael Light]] sagte zu dieser Entwicklung:
Im 19. Jahrhundert wurde die Tiermalerei in der [[Genremalerei]] populär; ausschlaggebend war eine durch naturkundliche Bildung erhöhte Nachfrage eines breiten Publikums nach Tierdarstellungen.


{{Zitat-en|I love idyllic places and the kind of suspension of history they offer. But noble beauty is not enough these days. One must complicate the picture, because there’s now nowhere to ‘escape’ to on the planet in pursuit of a hermetic pastoralism or a redemptive wilderness sublime. Earth is now a human park.|Übersetzung=Ich liebe idyllische Orte und den Eindruck von Geschichtslosigkeit, den sie bieten. Aber edle Schönheit reicht heute nicht. Man muss das Bild komplizierter machen, denn man kann auf diesem Planeten nirgendwohin ‚entkommen‘ auf der Suche nach der selbst genügsamen [[Bukolische Dichtung|Schäferidylle]] oder der erlösenden Wildnis. Die Erde ist heute ein menschgemachter Park.|Michael Light|ref=<ref>The Believer: [http://www.believermag.com/issues/201011/?read=interview_light_weschler Interview mit Lawrence Weschler], November/Dezember 2010</ref>}}
== Tierdarstellung „nach dem Leben“ ==
Die Gründung [[Zoo|Zoologischer Gärten]] und die Darbietungen [[Wandermenagerie|wandernder Tierschauen]] weckten zunehmend das Interesse der Menschen an Tieren und ihren Gewohnheiten. Die Tierdarstellung wurde zu einem einträglichen Metier für die Maler, die zudem dem erhöhten Bedarf an naturalistischen Zeichnungen nachkamen, um die Journale und Magazine, aber auch die naturkundliche Lehrbücher mit Tierillustrationen ''nach dem Leben'' auszustatten. Die gewohnten Tiere der Umgebung und die Haustiere wurden ebenfalls zum verkaufsträchtigen Sujet für die Künstler.


Über den menschlichen Eingriff oder die Dokumentation von aktuellen Ereignissen lässt sich auch ein Bezug zur [[Fotojournalismus|Reportagefotografie]] herstellten. Vom Krieg geschundene Welten, aber auch Umweltkatastrophen bieten weiten Raum für die fotografische Arbeit.
[[Datei:Anton Braith Kühe auf der Weide.jpg|mini|links|Anton Braith: ''Kühe auf der Weide'']]
[[Edwin Landseer]], dessen lebensechte Gemälde von Tieren im Titel auf menschliche soziale Gepflogenheiten anspielten, wurde der bekannteste Tiermaler in England zur Zeit [[Victoria (Vereinigtes Königreich)|Queen&nbsp;Victorias]] und für seine Kunst geadelt. [[Rosa Bonheur]] war mit [[Realismus (Kunst)|realistischen]] Tierdarstellungen sowohl künstlerisch, als auch wirtschaftlich sehr erfolgreich. [[Paul Friedrich Meyerheim]] stellte in zahlreichen Gemälden Szenen aus wandernden Tierschauen dar, die auch als [[Heliogravüre|Fotogravur]]en Absatz fanden. [[Heinrich Leutemann]] widmete sich der Darstellung von [[Carl Hagenbeck]]s Tier- und [[Völkerschau]]en und arbeitete als Tier-Illustrator für die [[Gartenlaube]] und die [[Münchener Bilderbogen]]. Das bevorzugte Sujet [[Anton Braith]]s waren Schafe und Kühe, die er gelegentlich als der Fotografie entsprechende momentane ''Aufnahmen''  ins gemalte Bild setzte.


Während sich Spiluttini und viele andere Vertreter der Landschaftsfotografie der „exakten“ Abbildung widmen, verfremden manche [[zeitgenössisch]]e Fotografen wie der Finne [[Miklos Gaál]] reale Szenen mit den extremen [[Unschärfe]]n, die durch die Verstellungen von [[Fachkamera]]s möglich sind, zu surrealen Szenen, die an die [[Makrofotografie|Makroaufnahmen]] von Modelleisenbahnen erinnern. Darin könnte ein Aufgreifen der Ideen des beginnenden 20.&nbsp;Jahrhunderts gesehen werden, mit denen sich die Fotografie vom Zwang der exakten Abbildung befreite.
Mit dem Einsetzen fotografischer [[Reprotechnik]]en Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts übernahm im Laufe des 20.&nbsp;Jahrhunderts die Fotografie die Aufgabe der gemalten und gezeichneten Darstellungen von Tieren ''nach dem Leben''.


== Technik ==
== Moderne Tierdarstellung ==
Abgesehen von bewussten gestalterischen Unschärfen versucht man in der Landschaftsfotografie, Aufnahmen mit großer [[Schärfentiefe]] und Detailzeichnung herzustellen. Landschaftsfotografen haben meist genug Zeit, um ein [[Stativ]] aufzubauen und damit die optimale [[Perspektive]] und [[Bildwinkel|Ausschnitt]] zu suchen. Für optimales Licht wird oft die Zeit um den Sonnenauf- und Untergang genutzt, das Licht scheint nicht so hart wie während der Mittagszeit. [[Belichtungsreihe]]n treten hier an die Stelle von [[Serienbild]]ern.
Während in der Vergangenheit die Tierdarstellung oft als Ersatz für die fehlende oder nicht ausreichend entwickelte Fotografie verwendet wurde, werden die Tierdarstellungen in der Gegenwart auch unter dem Aspekt der Dynamik oder des Designs gesehen. Bei dieser Darstellungsform steht nicht die realistische Abbildung von Körper und Form im Vordergrund, sondern das Spiel der Farben, kombiniert mit Fragmenten von Bewegung. Oft versuchen Künstler dadurch auch Gefühle zu transportieren.
 
=== Bildschärfe ===
Zur Erzielung optimaler Bildschärfe bei Landschaftsaufnahmen gelten folgende Parameter:
 
* Möglichst niedriger ISO-Wert, um [[Bildrauschen]] (bzw. [[Körnigkeit]]) zu minimieren.
* Am besten fotografiert man im [[Rohdatenformat (Fotografie)|RAW]]-Format, um verlustfreie Bilder für die Nachbearbeitung herzustellen.
* Auch gute Objektive sollten um mindestens zwei Stufen abgeblendet werden, höchstens aber „zwei Stufen vor ganz zu“. Oft sind das [[Blendenwert]]e um 5,6 bis 11. Durch das Abblenden nimmt neben der allgemeinen Abbildungsqualität auch die Schärfentiefe zu, was meistens erwünscht ist.
* Daraus resultiert eine Belichtungszeit, die nicht immer aus der Hand verwacklungsfrei gehalten werden kann. Ein gutes [[Stativ]] ist daher bei schlechteren Lichtverhältnissen das wichtigste Utensil des Landschaftsfotografen.
* [[Drahtauslöser]] (oder elektrischer Fernauslöser) bzw. [[Selbstauslöser]] und [[Spiegelvorauslösung]] reduzieren die Verwacklungen und sollten bei Aufnahmen vom Stativ immer verwendet werden, wenn es das Motiv erlaubt.
* Der [[Autofokus]] stört bei Landschaftsaufnahmen oft, vor allem wenn bei wenig Licht fotografiert werden soll (Dämmerung, Sonnenauf- und -untergänge). Manuelle Scharfstellung auf Unendlich (∞) ist meistens richtig.
 
=== Filter ===
Folgende [[Filter (Fotografie)|Filter]] finden in der Landschaftsfotografie häufig Anwendung:
* [[Polfilter]] können blauen Himmel kräftiger erscheinen lassen und Spiegelungen auf Wasseroberflächen reduzieren. Seine das Himmelsblau kräftiger erscheinende Wirkung entfaltet er nur bei Seitenlicht.
* [[Grauverlauffilter]] dunkeln einen hellen Himmel ab und reduzieren so den [[Kontrast]]umfang des Bildes. In der digitalen Fotografie kann die Erstellung eines [[High Dynamic Range Image]] aus einer [[Belichtungsreihe]], oft mit einer speziell darauf ausgelegten Software, mitunter eine Alternative darstellen. Statt ''Grau''verlauffiltern können auch Farbverlauffilter Anwendung finden, mit Einzug der [[Bildbearbeitung|digitalen Bildbearbeitung]] werden diese allerdings verdrängt und durch nachträglich digital erzeugte Verläufe ersetzt.
* [[Neutralgraufilter]] verlängern die Belichtungszeit, sodass [[Bewegungsunschärfe]], insbesondere von fließendem Wasser, bildwirksam wird.
* [[Farbfilter]] (rot, grün, gelb, orange) werden nur in der analogen Schwarzweißfotografie verwendet und können den Landschaftseindruck verstärken. Ein Gelbfilter arbeitet beispielsweise die Wolken vor blauem Himmel besser heraus, und ein Grünfilter differenziert das Blattgrün bei Waldaufnahmen. Sie können in der digitalen Fotografie bei Konvertierung eines Farbbildes in ein Schwarzweißbild weitestgehend durch digitale Bildbearbeitung ersetzt werden.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Landschaftsfotografie}}
* {{WikipediaDE|Tiermalerei}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Carl Heilmann: ''National Geographic. Fotopraxis: Landschaftsfotografie'', National Geographic, 1. Aufl., 2011
* Schlagwort ''Tierdarstellungen'' in: ''Lexikon der Kunst''. Bd.&nbsp;5. Berlin, 1981; S.&nbsp;138ff.
* Hans-Peter Schaub: ''Die Fotoschule in Bildern. Landschaftsfotografie'', Galileo Design, 2012
* John Berger: ''Warum sehen wir Tiere an?''. In: ders.: ''Das Leben der Bilder oder die Kunst des Sehens''. Berlin 1989, ISBN 3-8031-1114-5, S. 12–35.
* Michael Hennemann: ''Landschaftsfotografie Der Meisterkurs'', Markt und Technik, 1. Aufl., 2009
* Claudia List: ''Tiere – Gestalt und Bedeutung in der Kunst''. Belser, Stuttgart, Zürich, 1993, ISBN 3-7630-2301-1.
* Cornelia Dörr, Ramon Dörr, Astrid Schnieders: ''Natur- und Landschaftsfotografie,'' Franzis, 2009
* Siegfried Nöhring: "Das Tier in der Kunst" aus dem 18. bis zum 21. Jahrhundert (von Adam bis Unger), Hrsg. Beate von Kessel, Verlag Galerie für gegenständliche Kunst Kirchheim-Teck und Rietzschel & Russ (München), 2001. ISBN 3-935172-05-2. 
* Bernd Küster, Mamoun Fansa, Edwald Gäßler: ''TierARTen – das Tier in Kunst und Kulturgeschichte''. Ausstellungskatalog, Gemeinschaftsausstellung Oldenburger Museen, 2006, ISBN 3-938275-16-2.
* Christiane Luz: ''Exotische Welten, europäische Phantasien – das exotische Tier in der europäischen Kunst''. Ausstellungskatalog, Edition Cantz, Stuttgart, 1987, ISBN 3-922608-71-X.
* Erika Rödiger Diruf (Ltg.): ''Herausforderung Tier – von Beuys bis Kabakov''. Ausstellungskatalog, Städtische Galerie Karlsruhe, Prestel, München, London, New York, 2000, ISBN 3-7913-2275-3.
* Zvjezdana Cimerman, Daniel Ammann: ''Das Tier in der zeitgenössischen Kunst'' Tierschutzverlag, Zürich, 2002, ISBN 3-908157-04-8.
* Tamsin Pickeral: ''Das Pferd 30.000 Jahre Pferde in der Kunst''. DuMont, Köln, 2007, ISBN 978-3-8321-7794-2.
* Helmut Meyer, Gudrun Meyer: ''Pferde anders aufgezäumt – Streifzüge durch die Natur- und Kunstgeschichte''. Schlütersche, Hannover, 2002, ISBN 3-87706-695-X.
* Annett Reckert: ''Das Pferd in der zeitgenössischen Kunst''. Ausstellungskatalog, Kunsthalle Göppingen, Hatje Cantz, 2002, ISBN 978-3-7757-1836-3.
* Michael Brackmann: ''Kuh-Kunstführer''. Landwirtschaftsverlag, Münster, 2006, ISBN 3-7843-3389-3.
* Thomas Macho: ''Arme Schweine – eine Kulturgeschichte''. Nicolai’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin, 2006, ISBN 3-89479-343-0.
* Siegfried Scholtyssek: ''Das Huhn in der Kunst''. Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart, 2002, ISBN 3-8001-4224-4.
* Daniel Haag-Wackernagel: ''Die Taube – vom heiligen Vogel der Liebesgöttin zur Straßentaube''. Schwabe, Basel, 1998, ISBN 3-7965-1016-7.
* Erika Billeter: ''Hunde und ihre Maler – zwischen Tizians Aristokraten und Picassos Gauklern''. Benteli, Bern, 2005, ISBN 978-3-7165-1348-4.
* Erika Rödiger-Diruf u.&nbsp;a. (Red.): ''Die Katze in der Kunst''. Kehrer, Heidelberg, 2007, ISBN 3-939583-10-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Commons:Featured pictures/Places/Natural|Landschaft/Natur (exzellente Bilder)}}
{{Commonscat|Paintings of animals|Tiergemälde}}
* [http://www.luminous-landscape.com/ Luminous Landscape, englischsprachige Website mit dem Schwerpunkt Landschaftsfotografie]
{{Commonscat|Animal painters|Tiermaler}}
* [http://www.dslr-freunde.de/tutorials/landschaftsfotografie/ Deutschsprachiges, ausführliches Tutorial über Landschaftsfotografie]
 
== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4132170-4}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4185487-1}}


[[Kategorie:Motive|Le]]
[[Kategorie:Motive]]
[[Kategorie:Landschaft|Le]]
[[Kategorie:Malerei]]
[[Kategorie:Fotografie nach Motiv]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 6. März 2018, 01:20 Uhr

Edwin Landseer: Low life, 1829

Die Tiermalerei ist neben der Landschaftsmalerei, dem Historienbild, dem Porträt, dem Genrebild und dem Stillleben eine Gattung der gegenständlichen Malerei.

Geschichte

Albrecht Dürer: Feldhase, 1502
Der Pferdeportraitist John Ferneley († 1860) mit „Modell“ in seinem Atelier
George Stubbs: Gesattelter Bayhunter, 1786
Prince Rose, Albert Demuyser (1984).

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich das „Tierstück“ zu einem Bereich des Stilllebens; als eines der bekanntesten Beispiele wurde der Feldhase überliefert, ein Aquarell von Albrecht Dürer. Die Niederländer Roelant Savery, Frans Snyders und Paulus Potter staffierten im 17. Jahrhundert Landschaftsbilder mit Tiergruppen aus.

Im Zeitalter der Aufklärung verstärkte sich das Interesse an den morphologischen Eigenheiten der Natur, insbesondere auch der Faunen; die Künstler suchten die Anschauung des lebenden Objekts. Der französische Hofmaler Jean-Baptiste Oudry machte Zeichnungen und Farbstudien in der Menagerie des Königs Ludwig XV. in Versailles, um die Tiere dann im Atelier in Lebensgröße darstellen zu können. George Stubbs wurde einer der bekanntesten Pferdeporträtisten des 18. Jahrhunderts in England.

Im 19. Jahrhundert wurde die Tiermalerei in der Genremalerei populär; ausschlaggebend war eine durch naturkundliche Bildung erhöhte Nachfrage eines breiten Publikums nach Tierdarstellungen.

Tierdarstellung „nach dem Leben“

Die Gründung Zoologischer Gärten und die Darbietungen wandernder Tierschauen weckten zunehmend das Interesse der Menschen an Tieren und ihren Gewohnheiten. Die Tierdarstellung wurde zu einem einträglichen Metier für die Maler, die zudem dem erhöhten Bedarf an naturalistischen Zeichnungen nachkamen, um die Journale und Magazine, aber auch die naturkundliche Lehrbücher mit Tierillustrationen nach dem Leben auszustatten. Die gewohnten Tiere der Umgebung und die Haustiere wurden ebenfalls zum verkaufsträchtigen Sujet für die Künstler.

Anton Braith: Kühe auf der Weide

Edwin Landseer, dessen lebensechte Gemälde von Tieren im Titel auf menschliche soziale Gepflogenheiten anspielten, wurde der bekannteste Tiermaler in England zur Zeit Queen Victorias und für seine Kunst geadelt. Rosa Bonheur war mit realistischen Tierdarstellungen sowohl künstlerisch, als auch wirtschaftlich sehr erfolgreich. Paul Friedrich Meyerheim stellte in zahlreichen Gemälden Szenen aus wandernden Tierschauen dar, die auch als Fotogravuren Absatz fanden. Heinrich Leutemann widmete sich der Darstellung von Carl Hagenbecks Tier- und Völkerschauen und arbeitete als Tier-Illustrator für die Gartenlaube und die Münchener Bilderbogen. Das bevorzugte Sujet Anton Braiths waren Schafe und Kühe, die er gelegentlich als der Fotografie entsprechende momentane Aufnahmen ins gemalte Bild setzte.

Mit dem Einsetzen fotografischer Reprotechniken Ende des 19. Jahrhunderts übernahm im Laufe des 20. Jahrhunderts die Fotografie die Aufgabe der gemalten und gezeichneten Darstellungen von Tieren nach dem Leben.

Moderne Tierdarstellung

Während in der Vergangenheit die Tierdarstellung oft als Ersatz für die fehlende oder nicht ausreichend entwickelte Fotografie verwendet wurde, werden die Tierdarstellungen in der Gegenwart auch unter dem Aspekt der Dynamik oder des Designs gesehen. Bei dieser Darstellungsform steht nicht die realistische Abbildung von Körper und Form im Vordergrund, sondern das Spiel der Farben, kombiniert mit Fragmenten von Bewegung. Oft versuchen Künstler dadurch auch Gefühle zu transportieren.

Siehe auch

Literatur

  • Schlagwort Tierdarstellungen in: Lexikon der Kunst. Bd. 5. Berlin, 1981; S. 138ff.
  • John Berger: Warum sehen wir Tiere an?. In: ders.: Das Leben der Bilder oder die Kunst des Sehens. Berlin 1989, ISBN 3-8031-1114-5, S. 12–35.
  • Claudia List: Tiere – Gestalt und Bedeutung in der Kunst. Belser, Stuttgart, Zürich, 1993, ISBN 3-7630-2301-1.
  • Siegfried Nöhring: "Das Tier in der Kunst" aus dem 18. bis zum 21. Jahrhundert (von Adam bis Unger), Hrsg. Beate von Kessel, Verlag Galerie für gegenständliche Kunst Kirchheim-Teck und Rietzschel & Russ (München), 2001. ISBN 3-935172-05-2.
  • Bernd Küster, Mamoun Fansa, Edwald Gäßler: TierARTen – das Tier in Kunst und Kulturgeschichte. Ausstellungskatalog, Gemeinschaftsausstellung Oldenburger Museen, 2006, ISBN 3-938275-16-2.
  • Christiane Luz: Exotische Welten, europäische Phantasien – das exotische Tier in der europäischen Kunst. Ausstellungskatalog, Edition Cantz, Stuttgart, 1987, ISBN 3-922608-71-X.
  • Erika Rödiger Diruf (Ltg.): Herausforderung Tier – von Beuys bis Kabakov. Ausstellungskatalog, Städtische Galerie Karlsruhe, Prestel, München, London, New York, 2000, ISBN 3-7913-2275-3.
  • Zvjezdana Cimerman, Daniel Ammann: Das Tier in der zeitgenössischen Kunst Tierschutzverlag, Zürich, 2002, ISBN 3-908157-04-8.
  • Tamsin Pickeral: Das Pferd – 30.000 Jahre Pferde in der Kunst. DuMont, Köln, 2007, ISBN 978-3-8321-7794-2.
  • Helmut Meyer, Gudrun Meyer: Pferde anders aufgezäumt – Streifzüge durch die Natur- und Kunstgeschichte. Schlütersche, Hannover, 2002, ISBN 3-87706-695-X.
  • Annett Reckert: Das Pferd in der zeitgenössischen Kunst. Ausstellungskatalog, Kunsthalle Göppingen, Hatje Cantz, 2002, ISBN 978-3-7757-1836-3.
  • Michael Brackmann: Kuh-Kunstführer. Landwirtschaftsverlag, Münster, 2006, ISBN 3-7843-3389-3.
  • Thomas Macho: Arme Schweine – eine Kulturgeschichte. Nicolai’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin, 2006, ISBN 3-89479-343-0.
  • Siegfried Scholtyssek: Das Huhn in der Kunst. Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart, 2002, ISBN 3-8001-4224-4.
  • Daniel Haag-Wackernagel: Die Taube – vom heiligen Vogel der Liebesgöttin zur Straßentaube. Schwabe, Basel, 1998, ISBN 3-7965-1016-7.
  • Erika Billeter: Hunde und ihre Maler – zwischen Tizians Aristokraten und Picassos Gauklern. Benteli, Bern, 2005, ISBN 978-3-7165-1348-4.
  • Erika Rödiger-Diruf u. a. (Red.): Die Katze in der Kunst. Kehrer, Heidelberg, 2007, ISBN 3-939583-10-3.

Weblinks

Commons: Tiergemälde - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
Commons: Tiermaler - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Tiermalerei aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.