Pythagoras von Samos und Ökosoziale Marktwirtschaft: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Odyssee
K (Odyssee verschob die Seite Ökosoziale Marktwortschaft nach Ökosoziale Marktwirtschaft, ohne dabei eine Weiterleitung anzulegen)
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:Kapitolinischer_Pythagoras.jpg|thumb|Büste des Pythagoras; [[Wikipedia:Kapitolinische Museen|Kapitolinische Museen]], [[Wikipedia:Rom|Rom]]]]
Die '''Ökosoziale Marktwirtschaft''', auch '''Ökologisch-soziale Marktwirtschaft''' oder '''Ökologische Marktwirtschaft''', ist eine [[Wirtschaftspolitik|wirtschafts-]], [[Umweltpolitik|umwelt-]] und [[w:Gesellschaftspolitik|gesellschaftspolitische]] Zielvorstellung, die ein [[Nachhaltigkeit|nachhaltiges]] Wirtschaften und den [[Umweltschutz]] als politische Kategorien in die [[Soziale Marktwirtschaft]] mit einbezieht. Sie sieht sich als eine Weiterentwicklung der [[Soziale Marktwirtschaft|Sozialen Marktwirtschaft]] und soll einen Ausgleich zwischen [[Ökonomie|ökonomischen]] und [[Ökologie|ökologischen]] Zielsetzungen bringen, indem sie Umweltschutz mit marktwirtschaftlichen Mitteln durchzusetzen versucht, statt ausschließlich mit Verboten und Geboten.
'''Pythagoras von Samos''' ({{ELSalt|Πυθαγόρας}}) (* um [[Wikipedia:570 v. Chr.|570 v. Chr.]], † nach [[Wikipedia:510 v. Chr.|510 v. Chr.]] in [[Wikipedia:Metapont|Metapont]] in der [[Wikipedia:Basilicata|Basilicata]]) war ein antiker griechischer [[Philosophie|Philosoph]] ([[Wikipedia:Vorsokratiker|Vorsokratiker]]) und Gründer einer einflussreichen religiös-philosophischen Bewegung. Als Vierzigjähriger verließ er seine griechische Heimat und wanderte nach Unteritalien aus. Dort gründete er in [[Wikipedia:Crotone|Kroton]] eine Schule und betätigte sich auch politisch. Trotz intensiver Bemühungen der Forschung gehört er noch heute zu den rätselhaftesten Persönlichkeiten der Antike. Manche Historiker zählen ihn zu den Pionieren der beginnenden [[Wikipedia:Philosophie der Antike|griechischen Philosophie]], [[Mathematik]] und [[Naturwissenschaft]], andere meinen, er sei vorwiegend oder ausschließlich ein Verkünder [[Religion|religiöser]] Lehren gewesen. Möglicherweise konnte er diese Bereiche verbinden. Die nach ihm benannten [[Pythagoreer]] blieben auch nach seinem Tod kulturgeschichtlich bedeutsam.          


== Leben ==
== Theorie ==
Die natürliche Umwelt wurde bis in die 1970er-Jahre gemeinhin als unbegrenzt verfügbares Gut angesehen. Seit dem Bericht „[[Die Grenzen des Wachstums]]“ des [[Club of Rome]] wisse man jedoch, dass die Menschheit ''vom „Kapital“ der Naturschätze und nicht von den „Zinsen“ der Erträge, welche uns die Natur schenkt''<ref name="Riegler2">{{Webarchiv|text=Josef Riegler: ''Ökosoziale Marktwirtschaft – Ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit'', S. 2. |url=http://www.globalmarshallplan.org/e5095/e8213/e8430/e9239/osm_803_ger.pdf |wayback=20090617092343}}</ref>, lebe. Die Umwelt ökonomisch als [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)#Freie Güter|freies]] und [[öffentliches Gut]] zu betrachten, darin liegen die Ursachen für ökologische Fehlentwicklungen.<ref>Detlef Wehling: ''Umweltpolitik in der Sozialen Marktwirtschaft'', in: Günther Rüther (Hrsg.): ''Ökologische und Soziale Marktwirtschaft''. [[Konrad-Adenauer-Stiftung]], Bonn 1997, S. 221.</ref> Deshalb sei eine Integration ökologischer [[Nachhaltigkeit]] in das gesamte [[Wirtschaftssystem|Wirtschafts-]] und [[Gesellschaftssystem]], insbesondere in Hinblick auf die [[Generationengerechtigkeit]], überfällig. Das Fundament der ökosozialen [[Wirtschaftsordnung]] ist eine leistungsfähige, innovative [[Marktwirtschaft]]. Die beiden anderen tragenden Säulen sind [[soziale Gerechtigkeit]] und ökologische Verantwortung. Der soziale Ausgleich sei die Voraussetzung für gesellschaftlichen Konsens, die ökologische Nachhaltigkeit für das Überleben der Zivilisation schlechthin. Daher sei eine [[Wirtschaftsethik]] vonnöten, welche u.&nbsp;a. die [[Christliche Soziallehre]] in das Modell einbringt.


Wegen des Mangels an zuverlässigen Quellen, der schon früh wuchernden [[Wikipedia:Legende|Legende]]nbildung und Widersprüchen zwischen den überlieferten Berichten sind viele Angaben über das Leben des Pythagoras in der wissenschaftlichen Literatur umstritten. Der aktuelle Forschungsstand ergibt folgendes Bild: Pythagoras wurde wohl um 570 v. Chr.<ref>Zur Datierung Zhmud S. 51f.</ref> als Sohn des Mnesarchos geboren, der auf der Insel [[Wikipedia:Samos|Samos]] lebte. Mnesarchos stammte wahrscheinlich nicht (wie behauptet wurde) aus einer vornehmen samischen Familie, sondern war ein eingewanderter erfolgreicher Kaufmann (nach anderer Überlieferung Steinschneider).<ref>Philip S. 185f.; Nancy Demand: ''Pythagoras, Son of Mnesarchos'', in: ''Phronesis'' 18 (1973) S. 91-96.</ref> Als Lehrer des Pythagoras wird am häufigsten der Philosoph [[Pherekydes von Syros]] genannt.<ref>Zhmud S. 50f. beurteilt diese Überlieferung skeptisch; Gorman S. 25-31 hingegen schenkt ihr Vertrauen.</ref> In seiner Jugend soll sich Pythagoras zu Studienzwecken in [[Wikipedia:Ägypten|Ägypten]] und [[Wikipedia:Babylonien|Babylonien]] aufgehalten haben; nach verschiedenen Berichten machte er sich mit dortigen religiösen Anschauungen und naturwissenschaftlichen Kenntnissen vertraut und kehrte dann nach Samos zurück.<ref>Kurt von Fritz, ''Pythagoras'', in: [[Pauly-Wissowa]] RE Bd. 47 (1963) S. 179-186; Philip S. 189-191; van der Waerden S. 44-48; Gorman S. 43-68; ablehnend Zhmud S. 57-64.</ref> Dort hatte um 538 v. Chr. der [[Wikipedia:Tyrann|Tyrann]] [[Wikipedia:Polykrates (Tyrann von Samos)|Polykrates]] die Macht an sich gerissen. Pythagoras stand in Opposition zu diesem Machthaber und verließ die Insel.<ref>Zhmud S. 51.</ref>
Die Ökosoziale Marktwirtschaft versteht sich als ein [[Ordoliberalismus|ordoliberales]] Konzept<ref name="Radermacher 111">Franz Josef Radermacher: ''Global Marshall Plan – Warum der Marktfundamentalismus die Welt arm macht'', in: ''Welt in Balance'', S. 111.</ref>, das sich ausdrücklich auf die [[Soziale Marktwirtschaft]] bezieht, deren Errungenschaften jedoch durch die [[Globalisierung]] ausgehöhlt würden und die deshalb weiterentwickelt werden müsse.<ref name="Riegler2" /> Aufgrund des behaupteten [[Marktversagen]]s grenzt sie sich von als „[[Marktfundamentalismus|marktfundamentalistisch]]“ bezeichneten [[Wirtschaftspolitik|wirtschaftspolitischen Konzepten]] ab, denen mangelnde Fähigkeit, Wirtschaft und sozialen Frieden in Balance zu halten, vorgeworfen wird. Abgelehnt werden auch [[Sozialismus|sozialistische]] Wirtschaftstheorien wegen ihrer mangelnden [[Wirtschaftlichkeit|Effizienz]].


Frühestens 532 v. Chr., spätestens 529 v. Chr. tauchte er im griechisch besiedelten [[Wikipedia:Unteritalien|Unteritalien]] auf und gründete eine Schule in Kroton (heute [[Wikipedia:Crotone|Crotone]] in [[Wikipedia:Kalabrien|Kalabrien]]).<ref>Zur Datierung Burkert (1962) S. 176, de Vogel S. 21-23, Zhmud S. 51f.</ref> Deren Mitglieder (d.h. der innere Kreis) bildeten eine enge Gemeinschaft, legten sich auf eine disziplinierte, bescheidene Lebensweise fest („pythagoreische Art des Lebens“) und verpflichteten sich zur Treue gegeneinander. Pythagoras, der ein vorzüglicher Redner war, erlangte großen Einfluss auf die Bürgerschaft, den er auch politisch geltend machte. Er gewann auch in anderen Gegenden der Region Anhänger, sogar unter der nichtgriechischen Bevölkerung.<ref>De Vogel S. 148-150.</ref> Im Konflikt Krotons mit der Stadt [[Wikipedia:Sybaris|Sybaris]], der anscheinend von den Sybariten provoziert wurde, trat er für eine feste Haltung ein. Weil Kroton sich auf Veranlassung des Pythagoras weigerte, geflüchtete sybaritische Oppositionelle auszuliefern, brach [[Wikipedia:510 v. Chr.|510 v. Chr.]] der Krieg aus, der mit der Zerstörung von Sybaris endete.<ref>Van der Waerden S. 203-206.</ref>  
Durch [[Lenkungsabgabe]]n, eine verschärfte [[Haftung (Recht)|Umwelthaftung]] und andere [[Steuerungsinstrument]]e sollen die [[Externer Effekt|externen Kosten]], die einer [[Volkswirtschaft]] aufgrund des einzelwirtschaftlichen Nutzungskalküls entstehen, in die einzelwirtschaftliche [[Kostenrechnung]] des Verursachers einbezogen werden.<ref>[[Uwe Jens]]: ''Die Wettbewerbsordnung als Kern einer Öko-sozialen Marktwirtschaft und die langfristige Sicherung eines wirksamen Wettbewerbs,'' in: Uwe Jens (Hrsg.): ''Der Umbau. Von der Kommandowirtschaft zur Öko-sozialen Marktwirtschaft'', S. 213.</ref> So soll [[Umweltschutz]] betriebswirtschaftlich billiger werden als [[Umweltverschmutzung]]. Konkrete Forderungen sind die Schaffung ökologischer Kostenwahrheit (z.&nbsp;B. für [[Gemeingut|Gemeingüter]] wie Luft, Wasser und Boden), Durchsetzung eines strikten [[Verursacherprinzip]]s, Durchsetzung einer [[Umweltsteuer|Ökosteuer]] und ökologisch orientierter Gesetze sowie klare [[Produktdeklaration]] mit wahren und vergleichbaren Angaben zu [[Ausbeutung]] von Arbeitskräften, [[Umweltzerstörung]], [[Kinderarbeit]], [[Gentechnik]] und [[Hormon]]einsatz bei Lebensmitteln.<ref>{{Webarchiv|text=Josef Riegler: ''Ökosoziale Marktwirtschaft – Ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit'', S. 3. |url=http://www.globalmarshallplan.org/e5095/e8213/e8430/e9239/osm_803_ger.pdf |wayback=20090617092343}}; Josef Riegler: '' Der Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft'', in: ''Welt in Balance'', S. 53.</ref>


Nach dem Sieg kam es in Kroton zu inneren Spannungen, unter anderem wegen der Verteilung des eroberten Landes; der Unmut der Bürger richtete sich gegen die Pythagoreer. Daraufhin übersiedelte Pythagoras nach Metapontion (heute [[Wikipedia:Metapont|Metaponto]] in der [[Wikipedia:Basilikata|Basilikata]]), wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Erst nach seiner Abreise aus Kroton brach dort der Konflikt offen aus, und die Pythagoreer unterlagen. Angaben, wonach damals viele von ihnen getötet wurden, beruhen möglicherweise auf Verwechslung mit späteren Unruhen. Eine abweichende Überlieferung, der zufolge Pythagoras in Kroton blieb und den dortigen Unruhen zum Opfer fiel, ist nicht glaubwürdig.<ref>Eduard Zeller / Rodolfo Mondolfo, ''La filosofia dei Greci nel suo sviluppo storico'', Bd. 1(2), 5. Auflage, Firenze 1938, S. 423-425, bes. S. 425 Anm. 2; Burkert (1962) S. 178 u. Anm. 20, 182f.; Rita Cuccioli Melloni: ''Ricerche sul Pitagorismo'', 1: ''Biografia di Pitagora'', Bologna 1969, S. 35-38.</ref> Die Metapontier, bei denen Pythagoras in hohem Ansehen stand, wandelten nach seinem Tod sein Haus in ein [[Demeter]]heiligtum um.<ref>Pierre Boyancé: ''Le culte des Muses chez les philosophes grecs'', Paris 1937, S. 234-236; Burkert (1962) S. 178 Anm. 20; Georges Vallet: ''Le „stenopos“ des Muses à Métaponte'', in: ''Mélanges de philosophie, de littérature et d’histoire ancienne offerts à Pierre Boyancé'', Rom 1974, S. 749-759.</ref>
== Grundlagen und Säulen-Modell ==
Um vorhandene Ressourcen ideal einzusetzen, sollen die Marktkräfte genutzt werden, die für den effektivsten Einsatz sorgen. Voraussetzung dafür ist, dass das Gut Umwelt einen [[Preis (Wirtschaft)|Preis]] hat. Dadurch werden Produktionsmethoden, die die Umwelt stärker belasten, weniger rentabel. Die Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, für die sich insbesondere die Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. einsetzt, bedeutet, dass mit der „Dynamik des Marktes gemäß dem Verursacherprinzip ökologischere Weichenstellungen getroffen werden“ – so der Vorsitzende der Stiftung für Ökologie und Demokratie e. V., Hans-Joachim Ritter.


Pythagoras war verheiratet und hatte Kinder. Als Name seiner Frau (nach anderer Überlieferung seiner Tochter) wird in einigen Quellen [[Theano]] angegeben.<ref>Burkert (1962) S. 180; Zhmud S.55f.</ref>
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Umwelt mit Marktpreisen zu bewerten. Beispielsweise kann man eine begrenzte Zahl von Lizenzen zur Umweltbelastung ausgeben, die wie Aktien gehandelt werden können (Umweltlizenzen). Auch [[Umweltsteuer]]n wie die CO<sub>2</sub>-/Energiesteuer (Energiesteuer/Ökosteuer) sind marktwirtschaftliche Instrumente der Umweltpolitik. Eine solche Steuerreform kann [[Aufkommensneutralität|aufkommensneutral]] sein, um die gesamte Steuerbelastung nicht ansteigen zu lassen. Die dann [[Lenkungsabgabe]]n genannten Ökosteuern werden mit dem [[CO2-Preis mit Klimadividende|Ökobonus]]-Prinzip zu etwa je einem Drittel rückverteilt:
* als ''Klima-Bonus'' in Form von Zuschüssen für private, energieeffizientere Geräte etc. direkt pro Kopf an die Verbraucher (bezahlbarer Technologiewechsel),
* als ''Sozial-Bonus'' an die Empfänger von Transferleistungen (in gleicher Höhe), damit diese nicht unter den steigenden Energiepreisen leiden,
* als ''Beschäftigungs-Bonus'' (Arbeitsplatz-Bonus) an die Unternehmen je sozialversicherungspflichtigem Arbeitsplatz, in Form einer Reduzierung der Sozialbeitragszahlungen.<ref name="FÖS Eckpunktepapier 2008">Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) / Green Budget Germany: ''Sozial ausgestaltete Ökologische Finanzreform'', Eckpunktepapier, 7. November 2008. ([http://www.files.foes.de/de/downloads/Veranstaltungen2008/Eckpunktepapier.pdf (PDF; 197&nbsp;kB)])</ref>


== Lehre ==
Ein Ökobonus bezüglich der Energiesteuern wird auch ''[[CO2-Preis mit Klimadividende|Energiegeld]]'' genannt. In manchen Staaten (Dänemark)
Da keine Schriften des Pythagoras überliefert sind, stößt eine Rekonstruktion seiner Lehre auf große Schwierigkeiten. Die uns bekannte antike Überlieferung besteht größtenteils aus späten Quellen, die erst in der [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]] – mehr als ein halbes Jahrtausend nach Pythagoras’ Tod – entstanden sind. Die antiken Hinweise und Berichte sind voller Widersprüche und stark von Legenden durchsetzt. Das Ziel vieler Autoren war die Verherrlichung des Pythagoras, einige wollten ihn verunglimpfen. Daher gehen trotz intensiver Klärungsbemühungen seit dem 19. Jahrhundert – die Spezialliteratur umfasst Hunderte von Veröffentlichungen – noch heute die Meinungen der Forscher auch über Grundlegendes weit auseinander. Eine Hauptschwierigkeit besteht in der Unterscheidung zwischen Auffassungen späterer Pythagoreer und der ursprünglichen Lehre.  
gibt es den ''Green check'', oder eine Verrechnung mit dem Krankenkassenbeitrag ([[Lenkungsabgabe (Schweiz)]]).


Im 5. Jahrhundert v. Chr. behauptete der Dichter [[Ion von Chios]], Pythagoras habe [[Gedicht]]e verfasst, und Autoren der römischen Kaiserzeit nannten Titel von Werken, die er angeblich geschrieben hatte. Zu den Gedichten, die ihm zugeschrieben wurden, gehörte insbesondere eine „Heilige Rede“ (''hieròs lógos''), deren erster Vers überliefert ist,<ref>Diogenes Laertios 8.7.</ref> sowie die „[[Goldene Verse|Goldenen Verse]]“, ein in der Antike beliebtes und mehrmals kommentiertes Gedicht (71 [[Hexameter]], lateinischer Titel ''Carmen aureum''). Es enthält Lebensregeln und religiöse Verheißungen und bietet eine zusammenfassende Einführung in pythagoreisches Gedankengut.<ref>Johan C. Thom: ''The Pythagorean Golden Verses'', Leiden 1995 (Textaugabe mit englischer Übersetzung, Einführung und Kommentar).</ref> Dieses Gedicht wurde als Ganzes sicher nicht von Pythagoras verfasst, enthält aber möglicherweise einzelne von ihm stammende Verse aus der „Heiligen Rede“.
Im Modell der Ökologischen Marktwirtschaft wird grundsätzlich zwischen der Umweltnutzung auf der einen Seite und dem Energieverbrauch auf der anderen Seite unterschieden:


{{GZ|Man fühlt, was in den Seelen einzelner Persönlichkeiten
=== Erste Säule ===
im sechsten vorchristlichen Jahrhundert vorgegangen ist,
Zentrale Idee der ersten Säule ist dabei, die Nutzung des Faktors Umwelt zu quantifizieren und als handelbares „Produkt“ in einen Markt zu überführen. Die Umwelt soll der produzierenden Industrie nicht mehr kostenlos als freies Gut zur Verfügung stehen, sondern durch staatliche Gesamtmengenbeschränkung zu einem knappen Gut werden. Der Faktor Umwelt erhält so das, was alle knappen Güter auszeichnet: einen Preis.
wenn man die charakterisierten Empfindungen auf sich
wirken läßt. Mit den alten mythischen Götterwesen fühlten
sich solche Seelen in die unvollkommene Welt hinein
verstrickt. Diese Götterwesen gehörten derselben unvollkommenen
Welt an wie sie selber. Aus solcher Stimmung
heraus entstand ein Geistesbund wie der von Pytbagoras
aus Samos zwischen den Jahren 540 und 500 v. Chr. in
Kroton in Großgriechenland gegründete. Pythagoras wollte
die sich zu ihm bekennenden Menschen zum Empfinden
der «guten Urmütter» zurückführen, in denen der Ursprung
ihrer Seelen vorgestellt werden sollte. In dieser
Beziehung kann gesagt werden, daß er und seine Schüler
«anderen» Göttern dienen wollten als das Volk. Und damit
war gegeben, was als der Bruch erscheinen muß zwischen
solchen Geistern wie Pythagoras und dem Volke.
Dieses fühlte sich mit seinen Göttern wohl; er mußte diese
Götter in das Reich des Unvollkommenen verweisen. Darin
ist auch das «Geheimnis» zu suchen, von dem im Zusammenhang
mit Pythagoras gesprochen wird, und das
den nicht Eingeweihten nicht verraten werden durfte. Es
bestand darinnen, daß sein Denken der Menschenseele
einen anderen Ursprung zusprechen mußte als den Götterseelen
der Volksreligion. Auf dieses «Geheimnis» sind zuletzt
die zahlreichen Angriffe zurückzuführen, welche Pythagoras
erfahren hat. Wie sollte er anderen als denen,
welche er erst sorgfältig für solche Erkenntnis vorbereitete,
klarmachen, daß sie «als Seelen» sich sogar in einem
gewissen Sinne als höherstehend ansehen dürften als die
Volksgötter stehen. Und wie sollte sich anders als in einem
Bunde mit streng geregelter Lebensweise durchführen lassen,
daß sich die Seelen ihres hohen Ursprungs bewußt
wurden und doch sich verstrickt in die Unvollkommenheit
fühlten. Durch letzteres Fühlen sollte ja das Streben erzeugt
werden, das Leben so einzurichten, daß es durch
Selbstvervollkommnung zu seinem Ursprünge zurückführte.
Daß um solches Streben des Pythagoras sich Legenden
und Mythen bilden mußten, ist verständlich. Und auch,
daß über die wahre Bedeutung dieser Persönlichkeit so gut
wie nichts geschichtlich überliefert ist. Wer jedoch die Legenden
und sagenhaften Überlieferungen des Altertums
über Pythagoras im Zusammenhange beobachtet, der wird
aus ihnen das eben gegebene Bild doch erkennen.


In dem Bilde des Pythagoras fühlt das gegenwärtige
=== Zweite Säule ===
Denken auch noch störend die Idee der sogenannten «Seelenwanderung». Man empfindet es als kindlich, wenn Pythagoras
Die zweite Säule ist die Besteuerung des Energie- und Energieträgerverbrauchs. Diese, insbesondere für die Erfassung des privaten Bereichs wichtige Steuer, verteuert den Verbrauch von Sekundärenergieträgern (Strom, Mineralöl, Heizöl etc.). Es wird deutlich, dass also auch grundsätzlich zwischen privatem und unternehmerischen Umweltverbrauch unterschieden werden muss.
sogar gesagt haben soll, er wisse, daß er in früheren
Zeiten als anderes Menschenwesen bereits auf Erden
war. Es darf erinnert werden daran, daß der große Vertreter
der neueren Aufklärung, Lessing, in seiner «Erziehung
des Menschengeschlechtes» aus einem ganz anderen
Denken heraus, als das des Pythagoras war, diese Idee der
wiederholten Erdenleben des Menschen erneuert hat. Lessing
konnte sich den Fortschritt des Menschengeschlechtes
nur so vorstellen, daß die menschlichen Seelen an dem Leben
in den aufeinanderfolgenden Erdenzeiträumen wiederholt
teilnehmen. Eine Seele bringt als Anlage usw. in
das Leben eines späteren Zeitraumes mit, was ihr von dem
Erleben in früheren Zeiträumen geblieben ist. Lessing findet
es naturgemäß, daß die Seele schon oft im Erdenleibe
da war und in Zukunft oft da sein werde und sich so von
Leben zu Leben zu der ihr möglichen Vollkommenheit
durchringt. Er macht darauf aufmerksam, daß diese Idee
von den wiederholten Erdenleben nicht deshalb für unglaubwürdig
angesehen werden müsse, weil sie in den ältesten
Zeiten vorhanden war, «weil der menschliche Verstand,
ehe ihn die Sophisterei der Schule zerstreut und
geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel».


Bei Pythagoras ist diese Idee vorhanden. Doch wäre es
== Geschichte ==
ein Irrtum, zu glauben, daß er sich ihr - wie auch Pherekydes,
Der Begriff ''Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft'' geht zurück auf wissenschaftliche Untersuchungen von [[Hans Christoph Binswanger]] (St.&nbsp;Gallen) in 1970er- und 1980er-Jahren. Mit seiner mehrjährigen Forschungsarbeit zum Thema ''Wege aus der Wohlstandsfalle – Strategien gegen Arbeitslosigkeit und Umweltkrisen'' und seinen Buchveröffentlichungen, wie ''Arbeit ohne Umweltzerstörung'', ''Geld und Magie'', ''Geld und Natur'', legte er die Grundlage für die ökologische Steuerreform und für eine ökologisch-sozial orientierte Marktwirtschaft. Die [[Ökologisch-Demokratische Partei]]&nbsp;(ÖDP), 1982 als Bundespartei gegründet, hat unter ihrem Vorsitzenden [[Herbert Gruhl]] diese Ideen als erste deutsche Partei aufgegriffen.
der im Altertum als sein Lehrer genannt wird -
hingegeben habe, weil er etwa - logisch schließend - gedacht
habe, daß der oben angedeutete Weg, welchen die
Menschenseele zu ihrem Ursprünge durchzumachen habe,
nur in wiederholten Erdenleben zu erreichen sei. Ein solch
verstandesmäßiges Denken dem Pythagoras zuzumuten,
hieße ihn verkennen. - Es wird von seinen weiten Reisen
erzählt. Davon, daß er mit Weisen zusammengetroffen
sei, welche Überlieferungen ältester menschlicher Einsicht
aufbewahrten. Wer beobachtet, was von ältesten menschlichen
Vorstellungen überliefert ist, der kann zu der Anschauung
kommen, daß die Ansicht von den wiederholten
Erdenleben in den Urzeiten weite Verbreitung gehabt hat.
An Ur-Lehren der Menschheit knüpfte Pythagoras an.
Die mythischen Bilderlehren seiner Umgebung mußten
ihm wie verfallene Anschauungen erscheinen, welche von
älteren, besseren herkamen. Diese Bilderlehren mußten
sich in seinem Zeitalter umwandeln in gedankenmäßige
Weltanschauung. Doch erschien ihm diese gedankliche
Weltanschauung nur als ein Teil des Seelenlebens. Dieser
Teil mußte vertieft werden; dann führte er die Seele zu
ihren Ursprüngen. Aber indem die Seele so vordringt, entdeckt
sie in ihrem inneren Erleben die wiederholten Erdenleben
wie eine ''seelische Wahrnehmung''. Sie kommt nicht
zu ihren Ursprüngen, wenn sie den Weg dazu nicht durch
wiederholte Erdenleben hindurch findet. Wie ein Wanderer,
der nach einem entfernten Orte gehend auf seinem
Wege naturgemäß durch andere Orte hindurchkommt, so
kommt die Seele, wenn sie zu den «Müttern» geht, durch
ihre vorangehenden Leben hindurch, durch welche schreitend
sie herabgestiegen ist von ihrem Sein im «Vollkommenen» zu ihrem gegenwärtigen Leben im «Unvollkommenen». Man kann, wenn man alles in Betracht Kommende
berücksichtigt, gar nicht anders, als die Ansicht von
den wiederholten Erdenleben dem Pythagoras in diesem
Sinne, als seine innere Wahrnehmung, und nicht als begrifflich
Erschlossenes, zuschreiben. - Nun wird als besonders
charakteristisch bei dem Bekennertum des Pythagoras
von der Ansicht gesprochen, daß alle Dinge auf «den Zahlen» beruhen. Wenn dies angeführt wird, so muß berücksichtigt
werden, daß sich das Pythagoreertum auch nach
dem Tode des Pythagoras bis in spätere Zeiten fortgesetzt
hat. Von späteren Pythagoreern werden genannt Philolaus,
Archytas u. a. Von ihnen wußte man im Altertum
insbesondere, daß sie die «Dinge als Zahlen angesehen haben». Doch darf, wenn dies auch geschichtlich nicht möglich
scheint, diese Anschauung bis Pythagoras zurückverfolgt
werden. Man wird nur die Voraussetzung machen
dürfen, daß sie bei ihm tief und organisch in seiner ganzen
Vorstellungsart begründet war, daß sie aber bei seinen
Nachfolgern eine veräußerlichte Gestalt angenommen habe.
Man denke sich Pythagoras im Geiste vor dem Entstehen
der gedanklichen Weltanschauung stehend. Er sah, wie
der Gedanke seinen Ursprung in der Seele nimmt, nachdem
diese, von den «Urmüttern» ausgehend, durch aufeinanderfolgende
Leben zu ihrer Unvollkommenheit herabgestiegen
war. Indem er dieses empfand, konnte er nicht
durch den bloßen Gedanken zu den Ursprüngen hinaufsteigen
wollen. Er mußte die höchste Erkenntnis in einer
Sphäre suchen, in welcher der Gedanke noch nichts zu tun
hat. Da fand er denn ein übergedankliches Seelenleben.
Wie die Seele in den Tönen der Musik Verhältniszahlen
erlebt, so lebte sich Pythagoras in ein seelisches Zusammenleben
mit der Welt hinein, das der Verstand in Zahlen
aussprechen kann; doch sind die Zahlen für das Erlebte
nichts anderes, als was die vom Physiker gefundenen
Tonverhältniszahlen für das Erleben der Musik sind. -
An die Stelle der mythischen Götter hat für Pythagoras
''der Gedanke'' zu treten; doch durch entsprechende Vertiefung
findet die Seele, die sich mit dem Gedanken von der
Welt abgesondert hat, sich wieder in ''eins'' mit der Welt
zusammen. Sie erlebt sich als ''nicht'' abgesondert von der
Welt. Es ist das aber nicht in einer Region, in der das
Welt-Miterleben zum mythischen Bilde wird, sondern in
einer solchen, in der die Seele mit den unsichtbaren, sinnlich
unwahrnehmbaren Weltenharmonien mitklingt und
in sich das zum Bewußtsein bringt, was nicht sie, sondern
die Weltenmächte wollen und in ihr Vorstellung werden
lassen.|18|46ff}}


=== Forschungsmeinungen ===
Geprägt wurde der Begriff im Österreich der 1980er, als nach der [[Kernkraftwerk Zwentendorf|Zwentendorf-Volksabstimmung]]&nbsp;1978 und noch mehr den Ereignissen der [[Besetzung der Hainburger Au]]&nbsp;1984 und dem [[Konrad-Lorenz-Volksbegehren]]&nbsp;1985, und einem breiten neuen Umweltbewusstsein der Bevölkerung, eine Neuorientierung der Paradigmen erarbeitete wurde, die bis heute die Grundlage der Energie-, Wirtschafts- und Umweltpolitik Österreichs bilden. Der seinerzeitige Umweltschutzsprecher [[Walter Heinzinger]] sprach (zwei Monate nach Hainburg) auf einer Umweltschutzenquete im Rahmen des Forum&nbsp;90 der [[ÖVP]] von der {{"|[[Sozialpartnerschaft|sozialen]] Marktwirtschaft auf ihrem Weg in eine öko-soziale Marktwirtschaft.}}<ref name="Mittagsjournal 19840605">{{Webarchiv | url=http://www.mediathek.at/oe1_journale/popup/popup_media_manager.php?fileId=1117776 | archive-is=20130114214234 | text=ÖVP-Umweltschutzenquete}}</ref> Die ÖVP war damals Opposition der [[Rot-Blaue Koalition|rot-blauen]] [[Bundesregierung Sinowatz|Regierung Sinowatz]]. Als [[Kampfbegriff]] gegen die sozialdemokratisch-liberale Wirtschaftspolitik dieser Tage, aber auch gegen die Angst der wirtschaftsnahen Kräfte und der Arbeitenden gegen Ökologie als Hemmschuh des ökonomischen [[Fortschritt]]s und Bedrohung der [[Arbeitsplatzsicherheit]], und damit des sozialen Friedens, fand der Ausdruck bis heute besonders unter [[Christdemokratie|christdemokratischen]] und [[Konservatismus|konservativen]] Politikern Anhänger. Dass dabei die konservative Partei als erste auf die Anliegen der nach den Hainburg-Ereignissen erstarkenden [[Die Grünen – Die Grüne Alternative|Grünen]] (1986 erstes Nationalratsmandat) reagiert hat, ist ein österreichisches Spezifikum, auf dem bis heute eine Nähe zwischen Konservatismus und Grünalternative beruht, in der die landwirtschaftlichen Interessensvertretungen der ersteren mit den ökologischen Anliegen der zweiteren in Synergie treten. So hat etwa [[Oberösterreich]] seit 2003 eine [[schwarz-grüne Koalition]], und [[ökologische Landwirtschaft]] gehört seit den schwarzen Regierungen um [[Wolfgang Schüssel]] zum ausgewiesenen politischen Programm Österreichs.<ref>Dass Österreich seit 15 Jahren, und unter ÖVP wie SPÖ, ein gemeinsames Ministerium für Umwelt- und Wirtschaftsagenden hat, das ''Lebensministerium ([[Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft]])'', ist symptomatisch.</ref> Seit 2014 haben vier von neun Ländern eine schwarz-grüne Regierung. Die Gemeinsamkeit äußert sich etwa darin, das Österreich einen Anteil von knapp 20 % [[Biobauer]]n hat.<ref>''[https://web.archive.org/web/20141225210545/http://www.bmlfuw.gv.at/land/bio-lw/Bioweltmeister.html Österreich hat einen Weltmeister. Österreich ist unangefochtener Weltmeister in Sachen Bio-Landwirtschaft.]'' Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, bmlfuw.gv.at ''> Land > Biologische Landwirtschaft''.</ref> Alle großen Lebensmittelketten haben eigene stark positionierte Bio-Marken im mittelpreislichen Sektor (15 % Marktanteil der Bio-Produkte insgesamt),<ref>''{{Webarchiv|url=http://www.bio-austria.at/partner/markt__1/marktberichte/aktuelle_marktsituation |wayback=20141225210550 |text=Aktuelle Marktsituation}}'', BIO Austria; ''{{Webarchiv|text=Bio-Anteil wächst auf hohem Niveau |url=http://www.ama-marketing.at/ama-marketing/presse/details/?no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=693&tx_ttnews%5BbackPid%5D=553 |wayback=20141225210550}}'', Presseaussendung Arbeitsmarkt Austria, 4. September 2013, af ama-marketing.at; beide abgerufen 14. November 2014.</ref> im Nahrungsmittelangebot ist die ökosoziale Marktwirtschaft also schon Alltag. Auch die [[Energiewirtschaft]] (seit vielen Jahren 75 % Anteil erneuerbarer Energie)<ref>Wegen der dominanten Wasserkraft; ''{{Webarchiv|text=Erneuerbare Energie: Hoher Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung in Österreich |url=http://oesterreichsenergie.at/daten-fakten/statistik/erneuerbare.html |wayback=20141129022634}}'', oesterreichsenergie.at, o.&nbsp;D., abgerufen 14. November 2014.</ref> und die treibenden arbeitsplatzschaffenden Wirtschaftssektoren Österreichs, [[Tourismuswirtschaft|Tourismus]] wie auch [[Forschung und Entwicklung]] – für ein kleines Land mit wenig Großindustrie zentral – sind auf den ökologischen Gedanken angewiesen und forcieren diesen seit gut zwei Jahrzehnten (5 % Anteil [[Green Job]]s&nbsp;i.&nbsp;e.&nbsp;S.)<ref>EU-Definition, aktuelle Schätzungen: 200.000 von 4,3 Mio.; ''{{Webarchiv|url=http://www.bmlfuw.gv.at/greentec/green-jobs/greenjobs.html |wayback=20141225210548 |text=green jobs in Österreich}}'', bmlfuw.gv.at, abgerufen 14. November 2014.</ref>


In der Forschung stehen einander zwei Richtungen gegenüber, die sehr unterschiedliche Pythagoras-Konzepte vertreten. Die eine Richtung (Erich Frank,<ref>Erich Frank vertrat diesen Standpunkt in seiner Untersuchung ''Plato und die sogenannten Pythagoreer'', Halle 1923 radikal; in einer späteren Arbeit (''Wissen, Wollen, Glauben'', Zürich 1955, S. 81f.) rückte er von der extremen Position ab.</ref> [[Karl Ludwig Reinhardt]], Isidore Lévy, [[Walter Burkert]], [[Eric Robertson Dodds]]) sieht in Pythagoras einen religiösen Führer mit geringem oder keinem Interesse an Wissenschaft; nach Burkert gehört er zum Typus des [[Schamanismus|Schamanen]] („Schamanismusthese“). Zu den Gegnern der Schamanismusthese gehören [[Werner Jaeger]], Antonio Maddalena, Charles H. Kahn und vor allem [[Leonid Zhmud]], der die gegenteilige Pythagorasdeutung detailliert ausgearbeitet hat. Sie besagt, dass Pythagoras in erster Linie Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler gewesen sei („Wissenschaftsthese“). Manche Philosophiehistoriker suchen eine mittlere Position zwischen den beiden Richtungen, und nicht alle, welche die eine These ablehnen, sind Verfechter der anderen.
Auf Europaebene bekannte sich die [[Europäische Demokratische Union]] 1991 zu diesem Modell,<ref>{{"|Es ist unsere Aufgabe als EDU, der Sozialen Marktwirtschaft eine weitere Dimension zu verleihen: Ökologische Zielsetzungen. Sie sollen die Soziale Marktwirtschaft in eine Ökosoziale Marktwirtschaft verwandeln. Die in der EDU vereinten Parteien wollen die treibende Kraft bei der Umsetzung dieser Grundsätze in eine internationale Strategie für eine tragbare und umweltverträgliche Entwicklung sein.}} EDU, Bulletin 43, Bericht zur Umweltpolitik, 1991; zitiert nach Josef Riegler: ''Der Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft''. In: ''Welt in Balance'', S. 54.</ref> das bald darauf jedoch im politischen Tagesgeschäft durch die damalige [[Wirtschaftskrise]] an den Rand gedrängt wurde. Deutlich bezieht sich die [[Österreichische Volkspartei]] (ÖVP), mit [[Josef Riegler]], österreichischer Landwirtschaftsminister und späterer Vizekanzler, und [[Franz Fischler]], nachfolgender Landwirtschaftsminister und zeitweise EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, auf die Ökosoziale Marktwirtschaft.<ref>So im Europaprogramm der Österreichischen Volkspartei. ÖVP, vom 9. Juli 1993 [http://www.cvce.eu/obj/europaprogramm_der_osterreichischen_volkspartei_ovp_9_juli_1993-de-8f7ac315-d01d-4004-89fa-918bf7df9522.html cvce.eu], <nowiki>http://www.oevp.at/lopatka/index.aspx?pageid=36071</nowiki> (Link nicht abrufbar)</ref>


Die Schamanismusthese ist von Walter Burkert eingehend begründet worden.<ref>In der Monographie ''Weisheit und Wissenschaft'' (1962); in der überarbeiteten englischen Übersetzung ''Lore and Science in Ancient Pythagoreanism'' (1972) hat Burkert, auf Kritik reagierend, einige seiner Annahmen geändert.</ref> Sie kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Pythagoras hat sehr wahrscheinlich keinen einzigen Beitrag zur Arithmetik, Geometrie, Musiktheorie und Astronomie geleistet und dies auch gar nicht beabsichtigt. Sein Anliegen war kein wissenschaftliches, sondern es ging ihm um spekulative [[Kosmologie]], um Zahlensymbolik und besonders um die Anwendung magischer Techniken im Sinne des Schamanismus. Für seine Anhänger war er ein übermenschliches Wesen und hatte Zugang zu unfehlbarem göttlichem Wissen. Der Legitimierung dieses Anspruchs dienten ihm zugeschriebene Wundertaten. Die Pythagoreer bildeten eine Kultgemeinschaft, die hinsichtlich ihrer [[Ritus|Riten]] den Mitgliedern ein rigoroses Schweigegebot auferlegte, und waren an zahlreiche im Alltag streng zu befolgende Regeln gebunden. Der Zweck der Schule war primär religiös und schloss auch politische Aktivitäten ein. Wissenschaftliche Bestrebungen traten – wenn überhaupt – erst nach dem Tod des Pythagoras hinzu. Von einer pythagoreischen Philosophie kann zu Lebzeiten des Pythagoras nicht gesprochen werden, sondern erst ab der Zeit des Pythagoreers [[Philolaos]]. Das Weltverständnis des Pythagoras war insgesamt ein vorwissenschaftlich-mythisches. Burkert illustriert dies durch Parallelen zur altchinesischen Kosmologie ([[Yin und Yang]]) und zu archaischen Vorstellungen [[Indigene Völker|indigener Völker]].
In Deutschland forderte besonders der Wissenschaftler [[Franz Josef Radermacher]] die Verfolgung der Ökosozialen Marktwirtschaft als Leitidee weltweiter Wirtschaftspolitik.<ref>Josef Riegler: ''Der Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft''. In: ''Welt in Balance'', S. 55.</ref> Auch [[CDU]]-Politiker wie der ehemalige [[Bundesumweltminister]] und spätere Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen ([[UNEP]]) [[Klaus Töpfer]],<ref>Karl Farmer: ''Beiträge zur wirtschaftstheoretischen Fundierung ökologischer und sozialer Ordnungspolitik,'' S. 3. LIT Verlag Berlin, Hamburg, Münster 2005. ISBN 3-8258-8444-9</ref> [[Friedbert Pflüger]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-fraktionsvorsitzende-kandidiert-nun-auch-als-parteichef---und-legt-ein-strategiepapier-vor-pflueger-will-die-ganze-cdu-fuer-sich,10810590,10584416.html |titel=Pflüger will die ganze CDU für sich |autor=Martin Klesmann, Jan Thomsen |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2008-09-05 |zugriff=2015-06-22}}</ref> oder [[Heiner Geißler]]<ref>[http://www.wiwo.de/politik/geissler-fordert-weltweite-oeko-soziale-marktwirtschaft-236552/ Bericht] der [[Wirtschaftswoche]] vom 31. Mai 2007 basierend auf einer Meldung der [[dpa]].</ref> sehen in der Ökosozialen Marktwirtschaft die [[Ordnungspolitik|ordnungspolitische]] Antwort auf die Herausforderungen der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Ansatzweise findet sich das Konzept bei einigen europäischen [[Liste grüner Parteien|grünen Parteien]]. Zu den Gründern eines [[Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft|Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft]] gehört [[Ernst Ulrich von Weizsäcker]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]).<ref><nowiki>http://www.natur.de/scripts/basics/econews/basics.prg?nap=natur&a_no=18740&main=drucken</nowiki> (Link nicht abrufbar)</ref>
Seit dem Jahre 2000 ist der [[12.&nbsp;September]] der ''Tag der Ökologisch-Sozialen Marktwirtschaft''. Mit diesem Tag wird daran erinnert, dass die Ökologie stärker auf marktwirtschaftlichen Wegen realisiert werden soll.
Seit 1994 und der Ergänzung im Jahr 2002 kann man davon sprechen, dass die ökosoziale Marktwirtschaft im Grundgesetz der Bundesrepublik durch [[Artikel 20a des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland|Artikel 20a]] ihren Ausdruck findet („Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung“).


Dieser Auffassung entgegengesetzt ist die Wissenschaftsthese, die insbesondere von Leonid Zhmud vertreten wird. Sie besagt, dass es im griechischsprachigen Kulturraum zur Zeit des Pythagoras die für Schamanismus typischen Phänomene nicht gab. Diese Forschungsrichtung verwirft die These eines weltweit verbreiteten „Panschamanismus“, welche Schamanismus anhand bestimmter phänomenologischer Merkmale feststellt und dabei die Annahme historischer Zusammenhänge zwischen den betreffenden Völkern für unnötig hält. Zhmud argumentiert, es habe bei den [[Skythen]] keinen Schamanismus gegeben und eine Beeinflussung Griechenlands oder Unteritaliens durch sibirischen Schamanismus sei ohne skythische Vermittlung nicht vorstellbar. Seiner Auffassung zufolge sind die Berichte über den Glauben der Schüler des Pythagoras an übermenschliche Fähigkeiten und Taten ihres Lehrers und die Beschreibungen der Schule als religiöser Bund mit einer Geheimlehre und seltsamen Tabus unglaubwürdig. Dieses Bild stammte teils von spottlustigen Komödiendichtern, teils war es Ausdruck entsprechender Neigungen in der römischen Kaiserzeit. Der historische Pythagoras war ein Philosoph, der sich um Mathematik, Musiktheorie und Astronomie bemühte und dessen Schüler einschlägige Forschungen durchführten. Unter anderem dürften manche Theoreme [[Euklid]]s auf Pythagoras zurückgehen. Es gab keinen spezifisch pythagoreischen Kult und Ritus, die Schule war keine Kultgemeinschaft, sondern ein lockerer Zusammenschluss (Hetairie) von Forschern. Diese waren nicht auf Dogmen des Schulgründers eingeschworen, sondern vertraten unterschiedliche Meinungen.
Besonders die ''[[Global Marshall Plan Initiative]]'', deren österreichischer Koordinator Josef Riegler ist, hat eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft zu ihrem Anliegen gemacht.<ref>''Welt in Balance'', S. 119.</ref>


Beide Richtungen tragen gewichtige Argumente vor. Für die Schamanismusthese werden die Legenden angeführt, die von Wundertaten und spektakulären Fähigkeiten des Meisters handeln, darunter Wahrsagen, [[Bilokation]] und die Fähigkeit, mit Tieren zu reden. Die Legende, er habe einen goldenen Schenkel gehabt, diente dazu, ihn mit [[Apollon]] zu identifizieren; manche betrachteten ihn als Sohn Apollons.<ref>Van der Waerden S. 51-60, Gorman S. 19f.</ref> Andererseits schrieb der Zeitgenosse [[Heraklit]], Pythagoras habe mehr Studien betrieben als irgendein anderer Mensch.<ref>Heraklit, Fragment B 129.</ref> Diese Aussage stellt ein starkes Argument für die Wissenschaftsthese dar, gerade weil sie von einem zeitgenössischen Gegner stammt, der Pythagoras keineswegs loben wollte, sondern ihm „Vielwisserei“ vorwarf.
Als Ansatz zur Durchsetzung ihrer Ziele werden die [[Millennium-Gipfel#Hauptziele|Millenniumsziele]] der [[UNO]] unterstützt.<ref name="Radermacher 111" /> Teilweise sei das Konzept bereits erfolgreich in der [[Sozialordnung|Sozial-]] und [[Wirtschaftsordnung]] der [[EU]] verwirklicht.<ref name="Radermacher 111" />


Einer heute umstrittenen, in der Antike allgemein akzeptierten Überlieferung zufolge war Pythagoras der Erfinder der Begriffe „Philosophie“ und „Philosoph“. [[Herakleides Pontikos]] berichtet, Pythagoras habe auf die Unterscheidung zwischen dem „Weisen“ (''sophós'') und einem nach Weisheit strebenden „Weisheitsfreund“ (''philósophos'') Wert gelegt, wobei er sich selbst zu den Philosophen zählte, da nur Gott wirklich weise sei. Solche Bescheidenheit ist unvereinbar mit Burkerts Schamanismusthese, der zufolge Pythagoras sich von seinen Anhängern als unfehlbares übermenschliches Wesen verehren ließ. Burkert bestreitet die Glaubwürdigkeit des Berichts von Herakleides Pontikos,<ref>Walter Burkert, ''Platon oder Pythagoras?'', in: ''Hermes'' 88 (1960) S. 159-177.</ref> Befürworter der Wissenschaftsthese vertreten auch diesbezüglich die Gegenposition.<ref>De Vogel S. 96-102; Robert Joly, ''Platon ou Pythagore?'', in: ''Hommages à Marie Delcourt'', Bruxelles 1970, S. 136-148; Zhmud S. 290-292.</ref>
Seit dem Jahr 2019 bekannte sich [[Bündnis 90/Die Grünen]] erneut und deutlich zu einer ökosozialen Marktwirtschaft.<ref>{{Literatur |Autor=Bündnis 90/Die Grünen |Titel=Zukunftsfähig wirtschaften für nachhaltigen Wohlstand - Rahmen setzen für die sozial-ökologische Marktwirtschaft |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=}}</ref> So betonte Bundeswirtschaftsminister [[Robert Habeck]] bei seinem Amtseintritt im Jahr 2021, dass es die „sehr hoch gesteckte Zielvorgabe“ sei, in Deutschland aus der sozialen Marktwirtschaft eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft zu formen.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.stern.de/news/habeck-uebernimmt-amt-als-wirtschaftsminister-31399730.html | titel=Habeck übernimmt Amt als Wirtschaftsminister | autor= | werk=[[Stern (Zeitschrift)|stern.de]] | datum=2021-12-08 |abruf=2021-12-08}}</ref>


Auch die Verwendung des Begriffs „Kosmos“ zur Bezeichnung des harmonisch geordneten Weltganzen hat nach antiken Angaben Pythagoras eingeführt. Burkert und andere Forscher zweifeln an der Zuverlässigkeit dieser Überlieferung, Zhmud hält sie für glaubwürdig.<ref>Burkert (1962) S. 68-70, Zhmud S. 292-295.</ref>
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Ökosoziale Marktwirtschaft}}
=== Mathematik ===
* [[w:Green Economy|Green Economy]]
 
* [[w:Drei-Säulen-Modell (Nachhaltigkeit)|Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit]]
Schon im 4. Jahrhundert v. Chr. führten [[Aristoteles]] und [[Aristoxenos]] die Anfänge der Mathematik bei den Griechen auf die Pythagoreer bzw. Pythagoras zurück.<ref>Aristoxenos, Fragment 23; Aristoteles, ''Metaphysik'' 985b23ff.</ref> In der [[Spätantike]] und im [[Mittelalter]] war die Überzeugung allgemein verbreitet, Pythagoras sei der Begründer der Mathematik gewesen.<ref>Burkert (1962) S. 383f.</ref> Damit war auch die Geometrie gemeint, der für die antiken Griechen wichtigste Teil der Mathematik. Dazu passte die Überlieferung vom Aufenthalt des Pythagoras in Ägypten, denn schon [[Herodot]] war der Überzeugung, die Geometrie stamme ursprünglich aus Ägypten, sie sei ein Ergebnis der Notwendigkeit stets neuer Landvermessung nach den regelmäßigen Nilüberschwemmungen gewesen.<ref>Zhmud S. 59, 143-145.</ref> Schon [[Isokrates]] nahm an, Pythagoras habe seine Mathematik und Astronomie den Ägyptern verdankt.<ref>Zhmud S. 156, van der Waerden S. 32.</ref> Ferner galt Pythagoras auch als Vermittler mathematischen Wissens der Babylonier, denn man ging davon aus, dass er sich in seiner Jugend in Babylon aufgehalten hatte.<ref>Burkert (1962) S. 418.</ref>
* [[w:Ökosozialprodukt|Ökosozialprodukt]]
 
* [[w:Green New Deal|Green New Deal]]
Im Anschluss an diese Tradition ist bis in die Gegenwart die Ansicht verbreitet, die Mathematik habe von Pythagoras und den Pythagoreern wesentliche Impulse erhalten. Auch ein beträchtlicher Teil der Wissenschaftshistoriker stimmt dem zu. Seit dem frühen 20. Jahrhundert würdigt die Forschung aber auch die griechische Mathematik, die sich unabhängig von der pythagoreischen Tradition entwickelt hat.<ref>Burkert (1962) S. 381ff.</ref>
* [[w:Faktor 4|Faktor 4]]
 
* [[w:Humane Marktwirtschaft|Humane Marktwirtschaft]]
Die Einzelheiten sind umstritten, auch die Rolle des Pythagoras als Vermittler ägyptischen und orientalischen Wissens. Zhmud hält die Berichte von den Studienreisen nach Ägypten und Babylon für unhistorisch. Überdies weist er darauf hin, dass Griechen damals keine Fremdsprachen zu erlernen pflegten und dass es für Pythagoras äußerst schwierig gewesen wäre, sich Kenntnisse der [[akkadische Sprache|akkadischen]] und der ägyptischen Sprache sowie der [[Hieroglyphen]] bzw. [[Keilschrift]] anzueignen und dann auch noch Fachliteratur zu verstehen. Daher betrachtet Zhmud die mathematischen Erkenntnisse des Pythagoras als dessen selbständige Leistungen. Die oft mit dem Pythagoreismus gleichgesetzte spekulative Zahlenlehre oder „Zahlenmystik“ mit dem Grundsatz „Alles ist Zahl“ existierte nach Zhmuds Ansicht in der frühpythagoreischen Zeit noch nicht, vielmehr gab erst der Platonismus den Anstoß zu ihrer Entstehung.<ref>Zhmud S. 60-64, 142-151, 261-279; ebenso Carl A. Huffman: ''Philolaus of Croton'', Cambridge 1993, S. 57-64. Anderer Meinung ist Hermann S. Schibli: ''On ‚The One’ in Philolaus, Fragment 7'', in: ''Classical Quarterly'' 46 (1996) S. 114-130. Vgl. auch Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001, S. 28.</ref>
* [[w:Zivilisierte Marktwirtschaft|Zivilisierte Marktwirtschaft]]
 
* [[w:Förderverein Ökologische Steuerreform|Förderverein Ökologische Steuerreform]]
Auf dem entgegengesetzten Standpunkt steht Burkert mit seiner Schamanismusthese. Seine Argumentation lautet folgendermaßen. Es gibt keinen Beleg dafür, dass Pythagoras auch nur einen einzigen Beitrag zur Arithmetik oder zur Geometrie geleistet hat. Sein Interesse galt nicht der Mathematik als einer mit Quantitäten befassten, rechnenden und beweisenden Wissenschaft, sondern er betrachtete Zahlen unter qualitativen Gesichtspunkten. Dabei ging es ihm darum, verschiedenen Zahlen im Sinne einer Zahlensymbolik bestimmte nichtmathematische Eigenschaften wie „männlich“ und „Grenze bildend“ (für die ungeraden Zahlen), „weiblich“ und „unbegrenzt“ (für die geraden), „gerecht“ oder „jungfräulich“ zuzuweisen und so ein Ordnungsprinzip für seine Kosmologie zu gewinnen. Diese Herangehensweise, bei der es nicht um Quantität geht, sondern um die Ordnung des Kosmos und um qualitative Entsprechungen zwischen dessen Bestandteilen, vergleicht Burkert mit der chinesischen Auffassung von [[Yin und Yang]]. Ebenso wie in der pythagoreischen Zahlenlehre ist in der chinesischen der Urgegensatz von geraden und ungeraden Zahlen grundlegend und werden die ungeraden Zahlen als männlich angesehen. Die in diesem spekulativen, kosmologischen Sinn verstandene Aussage „Alles ist Zahl“ war nach der Deutung der Schamanismusthese ein Kernbestandteil von Pythagoras’ Weltbild.
 
Der Gegensatz zwischen den beiden Forschungsrichtungen zeigt sich auch in einzelnen umstrittenen Punkten:
 
[[Bild:Pythagorean.svg|thumb|Illustration des Satzes des Pythagoras]]
* Pythagoras gilt traditionell als der Erfinder des als [[Satz des Pythagoras]] bekannten Lehrsatzes der Euklidischen Geometrie über das rechtwinklige Dreieck.
 
<center><math>a^2 + b^2 = c^2</math></center>
 
Dieser Satz war schon Jahrhunderte vor Pythagoras den Babyloniern bekannt. Sie verwendeten ihn aber nur im Sinne eines praktischen Rezepts, ohne sich um einen Beweis zu kümmern. Zhmud meint, Pythagoras habe einen Beweis für den Satz gefunden, während Burkert im Sinne der Schamanismusthese argumentiert, dafür gebe es keinen Beleg und Pythagoras habe sich für mathematische Beweisführung gar nicht interessiert.<ref>Burkert S. 405f., 441ff.; Zhmud S. 160-163.</ref>
 
* Ein Schüler des Pythagoras, [[Hippasos von Metapont]], soll als erster die Konstruktion des einer Kugel einbeschriebenen [[Dodekaeder]]s gefunden und auch erkannt haben, dass gewisse geometrische Größen (wie das Verhältnis von [[Diagonale]] und Seite eines Quadrats) nicht durch ganzzahlige Zahlverhältnisse ausdrückbar sind ([[Inkommensurabilität (Mathematik)|Inkommensurabilität]]). Eine späte Überlieferung behauptet, Hippasos habe diese Entdeckungen veröffentlicht und damit aus der Sicht der Pythagoreer Geheimnisverrat begangen. Daraufhin sei er aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden und bei einem Schiffbruch umgekommen, was als göttliche Strafe zu deuten sei. Die ältere Forschung interpretierte dies als „Grundlagenkrise“ des Pythagoreismus: Hippasos habe die Grundlage der pythagoreischen Mathematik zerstört, die besagte, alle Phänomene seien als Erscheinungsformen ganzzahliger Zahlverhältnisse erklärbar. Die Pythagoreer seien durch seine Entdeckung der mathematischen [[irrationale Zahl|Irrationalität]] in eine schwere Krise gestürzt worden; aus diesem Grund hätten sie Hippasos ausgeschlossen und seinen Tod als göttliche Strafe gedeutet. Diese Ansicht wird sowohl von Burkert als auch von Zhmud abgelehnt, aber aus unterschiedlichen Gründen. Burkert meint, dass die Bewältigung der Irrationalität schrittweise erfolgte und keine Erschütterung der pythagoreischen Zahlenlehre bewirkte, da diese nicht von dem Axiom ausging, alle Größen seien [[Kommensurabilität|kommensurabel]]. Zhmud sieht in Hippasos den tatsächlichen Entdecker der Irrationalität, meint aber, dass das Zerwürfnis zwischen Hippasos und Pythagoras damit nichts zu tun hatte und von einem Geheimnisverrat keine Rede sein kann, sondern der Gegensatz der beiden rein politisch war.<ref>Burkert S. 431-440, Zhmud S. 170-175.</ref>
 
* Zu den Errungenschaften, die man Pythagoras zugeschrieben hat, gehört die Begründung der Proportionentheorie; er soll den Begriff ''lógos'' im mathematischen Sinn von „Proportion“ eingeführt haben. Diese ältere Forschungsmeinung wird weiterhin von den Befürwortern der Wissenschaftsthese vertreten.<ref>Kurt von Fritz: ''Die ἀρχαί in der griechischen Mathematik'', in: ''Archiv für Begriffsgeschichte'' 1 (1955) S. 81ff.; Zhmud S. 162.</ref> Als spezifisch pythagoreische Neuerung bezeichnen die antiken Quellen insbesondere die Lehre von den drei Mitteln (arithmetisches, geometrisches und harmonisches Mittel). Die Mittel kamen möglicherweise bereits in babylonischen Rechenregeln vor, doch kannten die Babylonier den Begriff der Proportion nicht. Die Beweisführung und Terminologie kann somit eine Errungenschaft des Pythagoras oder der Pythagoreer sein. Dagegen wendet Burkert ein, es sei nicht erwiesen, dass Pythagoras eine Proportionentheorie begründete. Er argumentiert, dass das Proportionsrechnen schon [[Anaximander]] bekannt war, der die Welt als ihrem Wesen nach geometrisch auffasste und mit mathematischen Proportionen erklärte. Zwar hätten die Pythagoreer bei der Entwicklung der Mittellehre anscheinend eine Rolle gespielt, doch sei unklar, wann und durch wen dies geschehen sei.<ref>Burkert (1962) S. 395, 414-419.</ref>
 
Ein Hauptelement der frühen pythagoreischen Zahlenlehre war die [[Tetraktys]] („Vierheit“), die Gruppe der Zahlen 1, 2, 3 und 4, deren Summe die 10 ergibt, die bei Griechen und „Barbaren“ (Nichtgriechen) gleichermaßen als Grundzahl des [[Dezimalsystem]]s diente. Die Vier wurde neben der „vollkommenen“ Zehn im Pythagoreismus als für die Weltordnung grundlegende Zahl betrachtet.
 
=== Musik ===
 
Die Ansicht, dass Pythagoras der Begründer der mathematischen Analyse der Musik gewesen sei, war in der Antike allgemein verbreitet und akzeptiert. Schon [[Platon]] führte die musikalische Zahlenlehre auf die Pythagoreer zurück, sein Schüler [[Xenokrates]] schrieb die entscheidende Entdeckung Pythagoras selbst zu. Es ging um die Darstellung der harmonischen Intervalle durch einfache Zahlenverhältnisse. Veranschaulicht wurde dies durch Streckenmessung (Abhängigkeit der Tonhöhe von der Länge schwingender Saiten). Offenbar gingen manche Pythagoreer empirisch vor, denn Platon, der eine rein spekulative Musiktheorie forderte und der Empirie misstraute, kritisierte sie in dieser Hinsicht.<ref>Burkert (1962) S. 348-353.</ref>
 
Die Legende berichtet, Pythagoras sei an einer Schmiede vorbeigekommen und habe in den Tönen der Schmiedehämmer Harmonie wahrgenommen. Er habe herausgefunden, dass die Konsonanz vom Gewicht der Hämmer abhing. Darauf habe er zu Hause mit gleich langen Saiten experimentiert, die er mit Gewichten belastete, und sei zum Ergebnis gekommen, dass die Klanghöhe dem Gewicht der Metallkörper entspricht und so die reinen Intervalle von [[Oktave]], [[Quarte]] und [[Quinte]] durch messbare Proportion zustande kommen. Damit soll erstmals musikalische Qualität quantifizierbar gemacht worden sein.<ref>Zur antiken Überlieferung dieser Legende siehe Flora R. Levin: ''The Harmonics of Nicomachus and the Pythagorean Tradition'', University Park (PA) 1975, S. 69-74; zur Nachwirkung im Mittelalter Hans Oppermann: ''Eine Pythagoraslegende'', in: ''Bonner Jahrbücher'' 130 (1925) S. 284-301 und Barbara Münxelhaus: ''Pythagoras musicus'', Bonn 1976, S. 36-55.</ref> Derartige Experimente können jedoch nicht stattgefunden haben, da die Tonhöhe weder dem Gewicht eines Metallkörpers noch der Spannung einer Saite direkt proportional ist. Diese Legende ist somit eine praxisferne Erfindung.<ref>Münxelhaus S. 37f., 50-53.</ref>
 
Nach der Schamanismusthese war es ebenso wie in der Mathematik auch in der Musik nicht das Anliegen des Pythagoras, musikalische Gegebenheiten durch Messung zu quantifizieren. Vielmehr ging es ihm darum, symbolische Beziehungen zwischen Zahlen und Tönen zu finden und so die Musik ebenso wie die Mathematik in das Gebäude seiner Kosmologie einzuordnen. Die Wissenschaftsthese vertritt auch hier den entgegengesetzten Standpunkt. Ihr zufolge war Pythagoras der Entdecker der musikalischen Harmonielehre; er ging dabei empirisch vor und bediente sich des [[Monochord]]s. Seine Schüler setzten die Forschungen fort. Burkert hingegen bezweifelt, dass es damals schon ein Monochord mit verstellbarem Steg gab.<ref>Zhmud S. 192ff., Burkert (1962) S. 350-357, van der Waerden S. 365-372, Münxelhaus S. 28f.</ref>
 
Die Überlieferung, wonach Pythagoras Musik gezielt zur Beeinflussung unerwünschter Affekte einsetzte, also eine Art Musiktherapie betrieb, wird von der Forschung als frühpythagoreisch eingestuft.<ref>De Vogel S. 162-166, van der Waerden S. 364f., Burkert (1962) S. 355, Zhmud S. 181-183, 233.</ref>
 
=== Astronomie ===
 
Dass die griechische Astronomie (insbesondere die genaue Kenntnis der Planeten) auf der babylonischen fußt, ist unstrittig. Die griechischen Planetennamen gehen auf die babylonischen zurück. Ein grundsätzlicher Unterschied besteht allerdings darin, dass die Babylonier nicht an der Erklärung, sondern nur an der Berechnung und Vorhersage der Vorgänge am Himmel interessiert waren, wogegen die Griechen ihr Augenmerk auf die astronomische Theorie richteten.
 
Die ältere Forschung hat für die Astronomie – ebenso wie für die Mathematik – Pythagoras wegen seiner Babylonreise in einer Vermittlerrolle gesehen.<ref>So äußerte sich noch van der Waerden S. 256f.</ref> Auch auf diesem Gebiet führen die beiden gegensätzlichen Pythagorasbilder zu entgegengesetzten Ergebnissen:
 
Der Schamanismusthese zufolge übernahmen die Griechen die babylonische Planetenordnung erst um 430, also lange nach Pythagoras’ Tod. Erst danach entstand das älteste pythagoreische Modell, dasjenige des Pythagoreers [[Philolaos]].<ref>Burkert (1962) S. 293-295.</ref> Es lässt die Erde um ein Zentralfeuer kreisen, wobei die bewohnten Gegenden auf der diesem Feuer stets abgewandten Seite liegen; auf der anderen Seite des Zentralfeuers befindet sich eine ebenfalls für uns unsichtbare Gegenerde. Mond, Sonne und fünf Planeten kreisen ebenfalls um das Zentralfeuer. Dieses System war nach Burkerts Ansicht nicht ein Ergebnis astronomischer Beobachtungen, sondern ein kosmologischer Mythos. Burkert meint, dass Pythagoras keine empirische Astronomie getrieben hat. Er weist darauf hin, dass laut Angaben des Aristoteles manche Pythagoreer einen Kometen zu den Planeten zählten, was mit dem System des Philolaos unvereinbar ist; dieses war somit nicht ein ursprüngliches Modell des Pythagoras, das als solches für die ganze Schule verbindlich gewesen wäre. Auch über die Milchstraße hatten die Pythagoreer keine einheitliche Meinung.<ref>Burkert (1962) S. 295-301, 315-328.</ref>
 
Zhmud kommt zum gegenteiligen Ergebnis. Er hält den Bericht über eine Orientreise des Pythagoras für eine Legende ohne historischen Kern. Aus seiner Sicht war der babylonische Einfluss auf die griechische Astronomie minimal. Nach seiner Auffassung gab es ein ursprüngliches astronomisches Modell der Pythagoreer vor Philolaos, auf dem auch die platonische Astronomie basierte. Es sah eine kugelförmige Erde im Zentrum des Kosmos vor, um die sich die Fixsternsphäre von Ost nach West sowie Mond, Sonne und die damals bekannten fünf Planeten von West nach Ost gleichförmig im Kreis drehten. Dieser Ansicht waren schon ältere Befürworter der Wissenschaftsthese.<ref>Zhmud S. 57-64, 202-225, van der Waerden S. 427-438.</ref>
 
Sicher pythagoreischen Ursprungs ist die Idee der [[Sphärenharmonie]] oder – wie die Bezeichnung in den ältesten Quellen lautet – „Himmelsharmonie“. Laut den – im Detail voneinander abweichenden – antiken Überlieferungen handelt es sich dabei um Töne, die von den Planeten bei ihren streng gleichförmigen Kreisbewegungen hervorgebracht werden und zusammen einen kosmischen Klang ergeben. Dieser ist jedoch für uns unhörbar, da er ununterbrochen erklingt und uns nur durch sein Gegenteil, durch einen Gegensatz zwischen Klang und Stille zu Bewusstsein käme. Einer Legende zufolge war Pythagoras der einzige Mensch, der die Himmelsharmonie hören konnte.<ref>Van der Waerden S. 100-103, 110-115, 434f.</ref>
 
Burkert meint, dass diese Idee ursprünglich nicht mit der Astronomie zusammenhing, sondern nur mit der Fähigkeit zu außersinnlicher Wahrnehmung, die man Pythagoras als einem Schamanen zuschrieb. Ein ausgearbeitetes System habe es zu Lebzeiten des Pythagoras nicht gegeben.<ref>Burkert (1962) S. 328-335.</ref> Zhmud hingegen ist der Ansicht, dass es ursprünglich eine physikalische Theorie war, in der astronomische und akustische Beobachtungen und Überlegungen miteinander verbunden wurden. Er weist auch darauf hin, dass die Töne der Himmelskörper nur als gleichzeitig, nicht als nacheinander erklingend gedacht werden konnten. Daher kann man zwar von einem Klang sprechen, aber der populäre Begriff „Sphärenmusik“ ist dafür sicher unpassend.<ref>Zhmud S. 219-225.</ref>
 
=== Politik und Gesellschaft ===
 
Pythagoras hatte in einer Anzahl von griechischen Städten Unteritaliens Anhänger. Sicher ist, dass die Pythagoreer sich nicht vom gesellschaftlichen Leben absonderten, sondern in der Politik nach Einfluss strebten, und dass Pythagoras selbst politisch aktiv war und daher auch erbitterte Gegner hatte. Die Berichte sind in manchen Einzelheiten widersprüchlich. [[Diogenes Laertios]] schreibt, Pythagoras habe mit der Gemeinschaft seiner Schüler in der Stadt Kroton, wo er lange lebte, die politische Macht ausgeübt. Er soll der Stadt eine aristokratische Verfassung gegeben und nach dieser regiert haben.<ref>Diogenes Laertios 8.3; vgl. Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 21; Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 33.</ref> Diese Angabe wird von der Forschung als unglaubwürdig eingestuft, doch ist davon auszugehen, dass Pythagoras mit seinen Anhängern im Stadtrat und in der Volksversammlung seinen Standpunkt geltend machte und dabei teilweise erfolgreich war.<ref>Kurt von Fritz: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940 (Nachdruck New York 1977), S. 94-97, de Vogel S. 189-191, Zhmud S. 84.</ref> Überliefert sind Auszüge aus vier Reden, in denen er in Kroton sein Tugendideal erläutert haben soll – eine an den Rat der Stadt, eine an die jungen Männer, eine an die Knaben und eine an die Frauen. Ob die überlieferten Texte authentisches Material enthalten, ist unklar, doch scheint der Inhalt frühpythagoreisch zu sein.<ref>Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 37-57; zur Frage des Quellenwerts siehe de Vogel S. 70-147, van der Waerden S. 186-201.</ref> Die Entscheidung der Krotoniaten, Flüchtlinge aus Sybaris nicht an diese Stadt auszuliefern, sondern lieber einen Krieg in Kauf zu nehmen, der dann mit der Eroberung und Zerstörung von Sybaris endete, war auf das Eingreifen des Pythagoras zurückzuführen.<ref>Van der Waerden S. 203-206.</ref> Sein Einfluss rief aber auch heftige Opposition hervor, die ihn veranlasste, Kroton zu verlassen und nach Metapont zu übersiedeln.<ref>Van der Waerden S. 207-217.</ref>
 
Erst Jahrzehnte nach dem Tod des Pythagoras, um die Mitte des 5. Jahrhunderts, kam es in mehreren Städten zu blutigen Auseinandersetzungen um die Pythagoreer, die für diese katastrophal endeten; sie wurden teils getötet, teils vertrieben.<ref>Van der Waerden S. 217-222.</ref>
 
Die Hintergründe der Feindseligkeit gegen die Gemeinschaft und ihren Gründer sind schwer durchschaubar; manchen Berichten zufolge spielten persönliche Motive der Gegner wie Neid und Missgunst eine wesentliche Rolle. Soweit dabei grundsätzliche Fragen in Betracht kamen, standen die Pythagoreer auf der Seite der „Aristokratie“ und ihre Gegner auf derjenigen der „Demokratie“. Die Flüchtlinge aus Sybaris, für die Pythagoras eintrat, waren wohlhabende Bürger, die auf Veranlassung eines Volksführers enteignet und verbannt worden waren. Jedenfalls war die Politik der Pythagoreer entsprechend ihrem generellen Harmonie-Ideal konservativ und auf Stabilität bedacht; dies machte sie zu Verbündeten der traditionell im Rat dominierenden Geschlechter. Ihre natürlichen Gegenspieler waren damit die Volksredner, die nur durch Einfluss auf die Massen an die Macht kommen konnten und Unzufriedenheit nutzten, um für einen Umsturz zu agitieren.<ref>Von Fritz (1940) S. 29-32, 97-99.</ref>
 
=== Religion und Seelenlehre ===
 
Die Pythagoreer betrachteten die von ihnen angenommene Harmonie in der Natur und speziell in den gleichmäßigen Kreisbewegungen der Himmelsköper als Manifestation einer göttlichen Weltlenkung. In der Epoche des [[Wikipedia:Hellenismus|Hellenismus]] gab es bei ihnen einen astrologischen [[Fatalismus]], also die Lehre von der zwangsläufigen [[Ewige Wiederkunft|ewigen Wiederkunft]] aller irdischen Verhältnisse entsprechend der zyklischen Natur der Gestirnbewegungen. Wenn alle Planeten nach Ablauf einer langen kosmischen Periode, des „Großen Jahres“, ihre Ausgangsstellung wieder erreicht haben, beginnt nach diesem Mythos die Weltgeschichte von neuem als exakte Wiederholung.<ref>Van der Waerden S. 252-268.</ref> Diese Vorstellung, die später auch bei [[Stoa|Stoikern]] verbreitet war und in der Neuzeit von [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] aufgegriffen wurde, führte man in der Antike auf Pythagoras zurück<ref>Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 19.</ref> – ob mit Recht, ist ungewiss.
 
Sicher ist hingegen, dass Pythagoras von der [[Seelenwanderung]] überzeugt war und dabei keinen Wesensunterschied zwischen menschlichen und tierischen Seelen annahm. Diese religiöse Idee hatten schon zuvor die [[Orphiker]] vertreten. Sie setzte die Überzeugung von der Unsterblichkeit der Seele voraus. Einer Legende zufolge war Pythagoras imstande, sich an seine früheren Inkarnationen zu erinnern, zu denen der trojanische Held [[Wikipedia:Euphorbos|Euphorbos]] gehörte. Den Schild des Euphorbos, der in [[Wikipedia:Argos|Argos]] im Tempel der [[Hera]] als Beutestück aufbewahrt wurde, soll Pythagoras als den seinigen erkannt haben.<ref>Van der Waerden S. 55f.</ref>
 
{{GZ|Die Griechen schätzten diese Einverleibung in den Osiris<ref>Die Einverleibung in den [[Osiris]] wurde in den [[Ägyptische Mysterien|ägyptischen Mysterien]] angestrebt.</ref>
nicht, sie sahen mehr darauf, soviel wie möglich in die menschlichen
Inkarnationen selbst hineinzulegen, sie wollten in den Inkarnationen
möglichst viel ausleben. Daher die merkwürdige Tatsache, daß Pythagoras,
der große Initiator einer gewissen Richtung der griechischen
Kultur, in einer früheren Inkarnation als Trojanerheld mitgekämpft
hat auf seiten der Trojaner, so wie er selbst sagt, daß er der trojanische
Held war, der im Homer entsprechend angeführt wird, und daß er sich
als Gegner der Griechen wiedererkannte, weil er seinen Schild wiedererkennt.
Wenn Pythagoras erzählt, daß er Euphorbos gewesen ist,
so lehrt Anthroposophie dies Bekenntnis voll verstehen. Die Griechen
haben besonderen Wert gelegt auf das, was die einzelnen physischen
Inkarnationen für sie bedeuten, auch die größten unter ihnen.|143|145f}}
 
Zum Kernbestand des ursprünglichen Pythagoreismus gehörte auch der [[Vegetarismus]], der als „Enthaltung vom Beseelten“ bezeichnet wurde.<ref>Griechisch {{Unicode|ἀποχὴ ἐμψύχων}}, Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 107; 168; 225; Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 7 (mit Berufung auf [[Wikipedia:Eudoxos von Knidos|Eudoxos von Knidos]]).</ref> Dieser Vegetarismus war religiös und ethisch motiviert; gemäß dem Prinzip der Enthaltung wurden neben der Fleischnahrung auch die Tieropfer verworfen. Pythagoras selbst war Vegetarier; inwieweit seine Anhänger ihm darin folgten, ist unklar. Ein für alle verbindliches Gebot gab es offenbar nicht, doch dürfte zumindest der engere Schülerkreis vegetarisch gelebt haben.<ref>Johannes Haußleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S. 97-157; Carmelo Fucarino: ''Pitagora e il vegetarianismo'', Palermo 1982, S. 21-31.</ref>
 
Berühmt war in der Antike ein strenges Tabu der Pythagoreer gegen den Verzehr von Bohnen. Die Forschung nimmt einhellig an, dass das Bohnenverbot auf Pythagoras selbst zurückzuführen ist. Ob das Motiv dafür ausschließlich mythisch-religiös oder auch diätetisch war und welcher Gedankengang dahinter stand, war schon in der Antike strittig und ist bis heute nicht geklärt. Die in der Moderne erwogene Hypothese eines Zusammenhangs mit dem [[Wikipedia:Favismus|Favismus]], einer erblichen Enzymkrankheit, bei welcher der Genuss von [[Wikipedia:Ackerbohne|Ackerbohne]]n (''Vicia faba'') gesundheitsgefährlich ist, findet in den Quellen keine konkrete Stütze und ist daher spekulativ.<ref>Zum Forschungsstand siehe Giovanni Sole: ''Il tabù delle fave'', Soveria Mannelli 2004. Vgl. van der Waerden S. 169-171, Burkert (1962) S. 164-166, Zhmud S. 127f.</ref>
 
=== Schülergemeinschaft ===
 
Auch hinsichtlich der Organisation und des Zwecks der von Pythagoras gegründeten Gemeinschaft gehen die Ansichten in der Forschung weit auseinander. Der Schamanismusthese entspricht die Vorstellung eines religiösen Bunds, dessen Angehörige zu strenger Verschwiegenheit verpflichtet und von der Göttlichkeit ihres Meisters restlos überzeugt waren und unablässig eine Vielzahl von archaischen Tabus befolgen mussten.<ref>Burkert (1962) S. 161-175.</ref> Die gegenteilige Auffassung (Wissenschaftsthese) besagt, dass es sich ursprünglich um einen lockeren Zusammenschluss von autonom forschenden Individuen handelte, vergleichbar den späteren Schulen von [[Platon]] und [[Aristoteles]].<ref>Zhmud S. 75-90.</ref> Für beide Deutungen gibt es Indizien. Für die Wissenschaftsthese spricht, dass es unter den Pythagoreern offenbar sehr unterschiedliche Auffassungen über religiös-philosophische und naturkundliche Fragen gab.<ref>Zhmud S. 71, 79-81, 90, 268ff., 281f.</ref> Für die Annahme eines auf verbindliche Grundsätze verpflichteten, relativ engen Bundes spricht, dass die Pythagoreer größten Wert auf Freundschaft und gegenseitige unbedingte Loyalität legten.<ref>Van der Waerden S. 175-181.</ref> Im Unterschied zu den Schulen von Platon und Aristoteles hatten die Pythagoreer nach dem Tod des Pythagoras anscheinend keinen allgemein anerkannten [[Scholarch]]en (Schuloberhaupt).<ref>Diogenes Laertios 8.43 nennt als Nachfolger des Pythagoras einen seiner Söhne namens Telauges, von dessen angeblicher Tätigkeit als Schulleiter sich jedoch keine Spuren erhalten haben. Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 265 schreibt, der Name von Pythagoras' Nachfolger sei Aristaios gewesen.</ref>
 
Spätestens um die Mitte des 5. Jahrhunderts gab es unter denen, die sich zur Tradition des Pythagoras bekannten, zwei Gruppen, die „Akusmatiker“ und die „Mathematiker“; in späten Quellen ist auch von „Exoterikern“ und „Esoterikern“ die Rede, im 4. Jahrhundert v. Chr. unterschied man zwischen „Pythagoreern“ und „Pythagoristen“.<ref>Van der Waerden S. 64ff.; Burkert S. 187-202; Zhmud S. 93-104.</ref> Die Akusmatiker orientierten sich an „Akusmata“ (Gehörtes), die „Mathematiker“ an „Mathemata“ (Lerngegenstände, Erfahrungswissen; nicht nur speziell Mathematik im modernen Wortsinn). Zwischen ihnen kam es nach einem Bericht des Aristoteles zu einem unbekannten Zeitpunkt nach dem Tod des Schulgründers zu einer Spaltung, wobei jede Gruppe für sich in Anspruch nahm, die ursprüngliche Tradition des Pythagoras fortzusetzen. Unklar ist, ob bzw. inwieweit die zwei Richtungen schon zu Lebzeiten des Pythagoras bestanden und von ihm gewollt waren und gegebenenfalls, welche damals dominierte. Die Mathematiker trieben Studien im Sinne der Wissenschaftsthese, während die Akusmatiker sich an religiös-philosophischen Lehren orientierten, für die sie sich auf mündliche Unterweisungen des Pythagoras beriefen. Bei den Akusmatikern herrschte offenbar ein religiöser Autoritätsglaube, die Überzeugung von der übermenschlichen Natur und Unfehlbarkeit des Meisters im Sinne der Schamanismusthese. Daher antworteten sie auf Einwände einfach mit dem „Autoritätsbeweis“ („Er selbst [Pythagoras] hat es gesagt“).<ref>Antike Belege sind zusammengestellt von Arthur S. Pease (Hrsg.): ''M Tulli Ciceronis de natura deorum liber primus'', Cambridge (Mass.) 1955, S. 149f.</ref> Das wurde von den Mathematikern kritisiert. Angaben später Quellen, wonach es eine esoterische Geheimlehre des Pythagoras gab, die nur den zu strengem Schweigen verpflichteten Akusmatikern offenbart wurde, hält Zhmud für unglaubwürdig, während Burkert auch hier die Gegenposition vertritt und den ursprünglichen Pythagoreismus in die Nähe der [[Mysterienkult]]e rückt.
 
Eine wichtige Rolle spielte das in Anekdoten fortlebende pythagoreische Freundschaftskonzept.<ref>De Vogel S. 150-159 und 219, van der Waerden S. 177-180.</ref> Pythagoras soll ein Ideal universaler Freundschaft und Harmonie gepredigt und verwirklicht haben, das an den Mythos vom paradiesischen [[Goldenes Zeitalter|Goldenen Zeitalter]] erinnert.<ref name=Iamblichos>Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 229-230.</ref>
Wie die Freundschaft in die allgemeine Harmonielehre eingebettet wurde, zeigt eine spätantike, aber wohl aus einer frühpythagoreischen Quelle stammende Darstellung:
 
{{Zitat|In herrlicher Klarheit lehrte Pythagoras die Freundschaft aller mit allen: Freundschaft der Götter mit den Menschen durch Frömmigkeit und wissende Verehrung, Freundschaft der Lehren untereinander und überhaupt Freundschaft der Seele mit dem Leibe, Freundschaft des Vernunftbegabten mit den Arten des Vernunftlosen durch Philosophie und die ihr eigene geistige Anschauung. Freundschaft der Menschen untereinander, Freundschaft unter Mitbürgern durch Gesetzestreue, die den Staat gesund erhält, Freundschaft Verschiedenstämmiger durch richtige Naturerkenntnis, Freundschaft zwischen Mann und Frau, Kindern, Geschwistern und Hausgenossen … Freundschaft des sterblichen Leibes in sich selbst, Befriedung und Versöhnung der einander entgegenwirkenden Kräfte, die in ihm verborgen sind, … Dass in all diesen Dingen der Name „Freundschaft“ ein und derselbe ist und sie beherrschend zusammenfasst, hat … Pythagoras entdeckt und festgelegt.<ref name=Iamblichos/>}}
 
Nach Angaben antiker Quellen herrschte bei den Schülern des Pythagoras der Grundsatz, dass der Besitz der Freunde gemeinsam sei (''koiná ta tōn phílōn''), also eine „kommunistische“ Gütergemeinschaft. Dieses Konzept scheint aber, falls es tatsächlich praktiziert wurde, nur von einem kleinen Personenkreis umgesetzt worden zu sein. Daneben gibt es auch Berichte über Pythagoreer, die über Privateigentum verfügten und einander in materiellen Notlagen großzügig unterstützten. Auch dies war eine Konsequenz aus der Idee vom gemeinsamen Gut der Freunde.<ref>Edwin L. Minar: ''Pythagorean Communism'', in: ''Transactions and Proceedings of the American Philological Association'' 75 (1944) S. 34-46; Manfred Wacht: ''Gütergemeinschaft'', in: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]]'' Bd. 13 (1986) Sp. 2-4.</ref> Privatbesitz wurde nicht verworfen, aber Pythagoras wandte sich mit Schärfe gegen den Luxus und trat – wie zahlreiche spätere antike Philosophen – für eine einfache, frugale Lebensweise ein.<ref>De Vogel S. 233f.; Clara Talamo: ''Pitagora e la ΤΡΥΦΗ'', in: ''Rivista di filologia e di istruzione classica'' 115 (1987) S. 385-404.</ref>
 
== Rezeption ==
 
In der Antike ebenso wie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gehörte Pythagoras zu den bekanntesten antiken Persönlichkeiten, wobei das Pythagoras-Bild stark von Legenden geprägt war.
 
=== Antike ===
:→ ''Für die Geschichte der von Pythagoras gegründeten Schule siehe [[Pythagoreer]].''
 
;Nachwirkung der Lehre
Als die Schule des Pythagoras nach der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. im Verlauf politischer Wirren untergegangen war, kam es zu einem Bruch der Kontinuität, obwohl sich einzelne versprengte Pythagoreer weiterhin bemühten, die Tradition fortzusetzen und sie auch in Griechenland heimisch zu machen. Eine Ausnahme bildete die Stadt [[Tarent]], wo der Pythagoreismus noch im 4. Jahrhundert blühte.
 
Platon erwähnt Pythagoras bzw. die Pythagoreer nur zweimal namentlich. Er war aber schon auf seiner ersten Italienreise mit Pythagoreern in Kontakt gekommen und blieb insbesondere mit dem Pythagoreer [[Archytas von Tarent]] in Verbindung. Von seinen Dialogen sind zwei der berühmtesten, der ''[[Timaios]]'' und der ''[[Phaidon]]'', von pythagoreischem Gedankengut beeinflusst. Die Vermutungen der Forscher darüber, wie stark dieser Einfluss war und wie er sich konkret äußerte, sind allerdings großenteils spekulativ. Platons Schüler und Nachfolger als [[Scholarch]] (Leiter) der [[Platonische Akademie|Akademie]], [[Speusippos]], schrieb ein Buch über pythagoreische Zahlen, und auch Speusippos' Nachfolger [[Xenokrates]] widmete dem Thema Pythagoreismus eine eigene Schrift. Auch Aristoteles interessierte sich stark für den Pythagoreismus und setzte sich kritisch damit auseinander, doch gehört das meiste, was er darüber schrieb, zum verlorenen Teil seiner Werke.
Im 1. Jahrhundert v. Chr. kam es im Römischen Reich zu einer Wiederbelebung. Dieser „Neupythagoreismus“, der bis in die Spätantike fortdauerte, war großenteils von Platonikern bzw. Neuplatonikern getragen, die kaum zwischen Pythagoreismus und Platonismus unterschieden. Im Neupythagoreismus waren frühpythagoreische Ideen mit älteren und jüngeren Legenden und (neu)platonischen Lehren verschmolzen.
 
;Urteile über Pythagoras
[[Bild:Pythagoras-Münz.jpg|thumb|Münzabbildung des Pythagoras]]
 
Zu seinen Lebzeiten war Pythagoras umstritten; seine politischen Aktivitäten schufen ihm Gegner, und sein Zeitgenosse [[Heraklit]] kritisierte ihn scharf. Heraklit bezeichnete ihn als „Oberschwindler“ (''kopídōn archēgós'') und warf ihm „Vielwisserei“ vor, die Pythagoras ohne Verstand praktiziere, also bloßes Ansammeln von Wissensstoff ohne wirkliches Verständnis.<ref>Heraklit, Fragmente B 40, B 81, B 129. Zweifel an der Echtheit von B 129 sind unbegründet, siehe Zhmud S. 35-37.</ref> Heraklit lebte in [[Ephesos]] in Kleinasien, also lagen dort damals bereits Nachrichten über das Wirken des Pythagoras in Italien vor. Ein anderer Zeitgenosse, der in Italien tätige Philosoph [[Xenophanes]], gehörte ebenfalls zu den Gegnern.<ref>Zhmud S. 29f.</ref> In einigen Quellen findet sich ein Nachhall der politischen Konflikte; da ist davon die Rede, Pythagoras und seine Schüler hätten eine [[Tyrannis]] angestrebt.<ref>Dieser Ansicht war beispielsweise [[Theopompos]]; Belege bei Burkert (1962) S. 184; siehe auch Bruno Centrone: ''Introduzione a i pitagorici'', Roma 1996, S. 45.</ref>
 
Das Urteil der antiken Nachwelt fiel jedoch fast einhellig sehr günstig aus. Nur gelegentlich wurden einzelne religiöse Ansichten des Pythagoras ironisch erwähnt.<ref>Burkert (1962) S. 115f., 136f.</ref> [[Empedokles]] spendete hohes Lob,<ref>Fragment B 129. Er nennt dabei Pythagoras allerdings nicht namentlich; der Bezug ist daher nicht zweifelsfrei gesichert, aber vom Inhalt her höchst wahrscheinlich.</ref> [[Herodot]] und Platon äußerten sich respektvoll. Auch der einflussreiche Geschichtsschreiber [[Timaios von Tauromenion]] hegte offenbar Sympathie für Pythagoras.<ref>Burkert (1962) S. 92.</ref>
 
Um 430–420 wurden in der Stadt [[Abdera]] in Thrakien Münzen mit dem Bildnis und Namen des Pythagoras geprägt. Das war eine für damalige Verhältnisse einzigartige Ehrung für einen Philosophen, zumal Abdera nicht seine Vaterstadt war.<ref>Abbildungen bei Christiane Joost-Gaugier: ''Measuring Heaven. Pythagoras and His Influence on Thought and Art in Antiquity and the Middle Ages'', Ithaca 2006, S. 139, 141.</ref> Dies dürfte damit zusammenhängen, dass der Philosoph [[Demokrit]] aus Abdera stammte und damals dort lebte. Demokrit war erheblich vom Pythagoreismus beeinflusst.<ref>Zhmud S. 39-41.</ref>
 
Die Römer folgten im späten 4. Jahrhundert einem Rat des [[Orakel von Delphi|Orakels von Delphi]], der besagte, dass sie ein Abbild des tapfersten und eines des weisesten Griechen aufstellen sollten. Sie errichteten auf dem [[Comitium]] eine Statue des Feldherrn [[Alkibiades]] und eine des Pythagoras. [[Plinius der Ältere]], der dies berichtet, drückt sein Erstaunen darüber aus, dass sie sich für Pythagoras und nicht für [[Sokrates]] entschieden.<ref>Plinius, ''Naturalis historia'' 34.26. Zum Vorgang und seiner Datierung siehe Michel Humm: ''Les origines du pythagorisme romain'', in: ''Les Études classiques'' 64 (1996) S. 345-350.</ref> In Rom kursierte spätestens im frühen 2. Jahrhundert v. Chr. ein (allerdings mit der Chronologie unvereinbares) Gerücht, wonach der wegen seiner Weisheit verehrte zweite römische König, der Gesetzgeber [[Numa Pompilius]], Pythagoreer war; diese Vorstellung zeugt vom hohen Ansehen des Pythagoras.<ref>Humm S. 340-345; Peter Panitschek: ''Numa Pompilius als Schüler des Pythagoras'', in: ''Grazer Beiträge'' 17 (1990) S. 49-65.</ref> [[Cicero]] wies auf die gewaltige, lange anhaltende Autorität des Pythagoras in Unteritalien hin.<ref>Cicero, ''[[Tusculanae disputationes]]'' 1.38; 4.2.</ref>
 
Die Quellen der [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]] schildern Pythagoras als Reformer, welcher der Sittenverderbnis seiner Zeit kraftvoll entgegentrat und durch sein Vorbild und seine Beredsamkeit die Tugenden erneuerte. [[Ovid]] zeichnet im 15. Buch seiner ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'' ein sehr vorteilhaftes Bild von der Weisheit und Güte des Philosophen. Der Pythagoreer [[Apollonius von Tyana]]<ref>Die von Apollonios verfasste ''Vita'' ist verloren. Nach herkömmlicher Auffassung war der Verfasser Apollonios von Tyana; anderer Meinung ist Peter Gorman, ''The „Apollonios“ of the Neoplatonic Biographies of Pythagoras'', in: ''Mnemosyne'' 38 (1985) S. 130-144.</ref> und die [[Neuplatonismus|Neuplatoniker]] [[Porphyrios]] und [[Iamblichos]] verfassten Pythagoras-Biographien. Porphyrios und Iamblichos beschrieben Pythagoras als Urbild eines edlen Weisheitslehrers und Wohltäters. Hochachtung äußerten auch Christen im 2. Jahrhundert ([[Clemens von Alexandria]], [[Hippolyt von Rom]]).<ref>Christiane Joost-Gaugier: ''Measuring Heaven. Pythagoras and His Influence on Thought and Art in Antiquity and the Middle Ages'', Ithaca 2006, S. 41f.</ref>
 
=== Mittelalter ===
 
In der lateinischsprachigen Gelehrtenwelt des Mittelalters wirkte das gewaltige Ansehen, dessen sich Pythagoras im Altertum erfreute, stark nach, obwohl man damals keine der antiken Biographien des Philosophen besaß und nur über vereinzelte Informationen verfügte. Seine mit kirchlichen Lehren unvereinbare Auffassung vom Schicksal der Seele nach dem Tod wurde zwar heftig verdammt,<ref>Zusammenstellung der zahlreichen Belege (auch zur literarischen Verwertung des Motivs) bei Wolfgang Maaz: ''Metempsychotica mediaevalia'', in: ''ψυχή – Seele – anima. Festschrift für Karin Alt zum 7. Mai 1998'', Stuttgart 1998, S. 385-416.</ref> doch schadete dies dem Ruf seiner Weisheit kaum. Neben Ovids Darstellung und derjenigen des [[Junianus Justinus]]<ref>Junianus Justinus: ''Epitoma'' 20.4.</ref> waren die Hauptquellen damals die spätantiken und [[Patristik|patristischen]] Autoren [[Martianus Capella]], [[Hieronymus]],<ref>Hieronymus: ''Epistula adversus Rufinum'' 39f. und ''Adversus Iovinianum'' 1.42.</ref> [[Augustinus]],<ref>Augustinus: ''De civitate dei'' 8.2, 8.4, 18.37.</ref> [[Boethius]],<ref>Boethius: ''De institutione musica'' 1.1, 1.10-11, 1.33, 2.2-3.</ref> [[Cassiodor]]<ref>Cassiodor: ''Institutiones'' 2.4.1, 2.5.1-2.</ref> und [[Isidor von Sevilla]].<ref>Isidor: ''Etymologiae'' 1.3.7, 3.2, 3.16.1, 8.6.2-3, 8.6.19-20.</ref> Die mittelalterlichen Gebildeten sahen in Pythagoras den Begründer der Musikwissenschaft und der Mathematik, einen prominenten Verkünder der Unsterblichkeit der Seele und den Erfinder des Begriffs „Philosophie“.
 
Berühmt war die Symbolik des „pythagoreischen Buchstabens“ Y, der mit seiner gegabelten Gestalt als Zeichen für den Scheideweg des menschlichen Lebens diente: an der Wegscheide hatte man zwischen dem Pfad der Tugend und dem des Lasters zu wählen.<ref>Wolfgang Harms: ''Homo viator in bivio. Studien zur Bildlichkeit des Weges'', München 1970; Hubert Silvestre: ''Nouveaux témoignages médiévaux de la Littera Pythagorae'', in: ''Le Moyen Age'' 79 (1973) S. 201-207; Hubert Silvestre: ''Pour le dossier de l’Y pythagoricien'', in: ''Le Moyen Age'' 84 (1978) S. 201-209.</ref> Die teils in rätselhafter Verhüllung formulierten Sprüche und Lebensregeln der Pythagoreer und die asketischen Aspekte der pythagoreischen Sittenlehre standen mit mittelalterlichen Vorstellungen und Bedürfnissen in Einklang. Einen Eindruck von dem positiven Pythagorasbild des Spätmittelalters vermitteln zwei damals sehr populäre Werke, das ''Speculum historiale'' des [[Vinzenz von Beauvais]]<ref>Vinzenz von Beauvais: ''Speculum historiale'' 3.23-26 (nach der Ausgabe Douai 1624; korrekt wäre 4.23-26).</ref> und der ''Liber de vita et moribus philosophorum'' (''Buch über das Leben und die Sitten der Philosophen''), der früher zu Unrecht [[Walter Burley]] zugeschrieben wurde.<ref>Die dortige Pythagoras-Biographie ist herausgegeben von Jan Prelog, ''De Pictagora phylosopho'', in: ''Medioevo'' 16 (1990) S. 191-251.</ref> [[Francesco Petrarca]] äußerte seine Bewunderung für Pythagoras im Stil des im Mittelalter üblichen Pythagoras-Lobs.<ref>Joost-Gaugier S. 74f.; Paolo Casini: ''L’antica sapienza italica. Cronistoria di un mito'', Bologna 1998, S. 35f.</ref>
 
Zwei antike Kommentare zu den „Goldenen Versen“ waren im Mittelalter in arabischer Übersetzung in der islamischen Welt verbreitet.
 
=== Neuzeit ===
 
In der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] wurde die Quellenbasis stark verbreitert. Im Jahr 1433 hatte [[Ambrogio Traversari]] die Philosophenbiographien des [[Diogenes Laertios]], zu denen eine Lebensbeschreibung des Pythagoras gehörte, ins Lateinische übersetzt; durch die 1472 erschienene Erstausgabe der lateinischen Fassung wurde das Werk breiteren Kreisen bekannt. Später kamen die Pythagoras verherrlichenden Biographien hinzu; die von Iamblichos verfasste wurde 1598 erstmals gedruckt, die von Porphyrios stammende 1610. Verbreitet waren eine Reihe von (neu)pythagoreischen Briefen und Schriften aus der Antike, die zu Unrecht Pythagoras bzw. Personen aus seiner Umgebung zugeschrieben wurden ([[Pseudepigraphie|Pseudepigrapha]]). Die Briefe lagen seit 1499 gedruckt vor.<ref>Zu diesen Schriften siehe Gregor Staab, ''Pythagoras in der Spätantike'', München 2002, S. 69-72; Alfons Städele: ''Die Briefe des Pythagoras und der Pythagoreer'', Meisenheim 1980 (Ausgabe der griechischen Texte mit deutscher Übersetzung und Kommentar).</ref> Besonders geschätzt und auch als Schullektüre verwendet wurden in der Renaissance die „Goldenen Verse“.
Insgesamt dominierte das Pythagorasbild der antiken Neupythagoreer und Neuplatoniker. [[Giovanni Pico della Mirandola]] (1463–1494) bezeichnete sich als Pythagoreer.<ref>Casini S. 57-61.</ref> Der Humanist [[Johannes Reuchlin]] (1455–1522) machte es sich zur Aufgabe, seinen Zeitgenossen die Gedankenwelt des Pythagoras zu erschließen, dessen Lehren nach Reuchlins Überzeugung mit denjenigen der [[Kabbala]] übereinstimmten. [[Giordano Bruno]] meinte, die Methode des Pythagoras sei „besser und reiner“ als diejenige Platons.<ref>Vincenzo Capparelli: ''La sapienza di Pitagora'', Bd. 1: ''Problemi e fonti d’informazione'', Padova 1941, S. 1.</ref> Stark von einer pythagoreischen Betrachtungsweise geprägt war der Astronom und Naturphilosoph [[Johannes Kepler]] (1571–1630). Er versuchte die Planetenbewegungen als Ausdruck einer vollkommenen Weltharmonie zu erweisen und astronomische Proportionen mit musikalischen zu verbinden, womit er bewusst ein Kernanliegen der antiken Pythagoreer aufgriff.
 
Im 18. und 19. Jahrhundert gab es unter italienischen Philosophen und Kulturhistorikern eine nationalistische Richtung, welche die ruhmreiche „italische Weisheit“ (''italica sapienza'') pries, zu welcher man auch die Lehre des Pythagoras zählte, die als Errungenschaft Italiens betrachtet wurde (Hauptvertreter im 18. Jahrhundert: [[Giambattista Vico]], im 19. Jahrhundert: [[Vincenzo Gioberti]]). 1873 wurde in Neapel eine „Accademia Pitagorica“ gegründet, der u.a. [[Pasquale Stanislao Mancini]] und [[Ruggero Bonghi]] angehörten. Noch im frühen 20. Jahrhundert vertrat der Althistoriker und Archäologe [[Jérôme Carcopino]] die Ansicht, der Pythagoreismus sei eine spezifisch italische Weltanschauung gewesen, die zeitweilig auch auf das politische Geschick Süditaliens maßgeblichen Einfluss genommen habe.<ref>Jérôme Carcopino: ''La basilique pythagoricienne de la Porte Majeure'', Paris 1927, S. 163.</ref>
 
Im 20. Jahrhundert bemühte sich der Musikwissenschaftler [[Hans Kayser]] um eine „harmonikale Grundlagenforschung“, mit der er an das pythagoreische Denken anknüpfte.
 
Eine noch heute nachwirkende späte Pythagoraslegende ist die Behauptung, der Philosoph habe den „Pythagorasbecher“ erfunden. Die Konstruktion dieses Bechers verhindert, dass man ihn ganz füllt und dann austrinkt, denn sie bewirkt, dass er sich vorher schlagartig leert. Solche Becher werden auf Samos als Souvenirs für Touristen produziert. Mit dem historischen Pythagoras und seiner Schule hat das nichts zu tun.


== Literatur ==
== Literatur ==
=== Quellen ===
* Peter Eichhorn (Hrsg.): ''Ökosoziale Marktwirtschaft. Ziele und Wege.'' Wiesbaden, Gabler, 1995. ISBN 3-409-13778-5.
* [[Wikipedia:Diogenes Laertios|Diogenes Laertios]], ''Vitae philosophorum'' 8.1-50, übers. von Otto Apelt, ''Diogenes Laertius: Leben und Meinungen berühmter Philosophen'', 3. Auflage, Hamburg 1998, S. 111-134. ISBN 3-7873-1361-3
* Global Marshall Plan Initiative (Hrsg.): ''Welt in Balance. Zukunftschance Ökosoziale Marktwirtschaft.'' Hamburg, 2004. ISBN 3-9809723-1-3.
* [[Wikipedia:Porphyrios|Porphyrios]], ''Vita Pythagorae'', hrsg. Edouard des Places, ''Porphyre: Vie de Pythagore, Lettre à Marcella'', Paris 1982 [griechischer Text und französische Übersetzung]
* Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): ''Grüne Marktwirtschaft''. Berlin 2007, ISBN 978-3-927760-69-1 <nowiki>http://www.boell.de/downloads/Reihe_Wirtschaft_Soziales_Band1_Gruene_Marktwirtschaft_2007.pdf</nowiki> (Link nicht abrufbar).
* [[Wikipedia:Iamblichos von Chalkis|Iamblichos]], ''De vita Pythagorica'', hrsg. Michael von Albrecht, ''Jamblich: Pythagoras. Legende – Lehre – Lebensgestaltung'', Darmstadt 2002. ISBN 3-534-14945-9 [griechischer Text und deutsche Übersetzung]
* Uwe Jens (Hrsg.): ''Der Umbau. Von der Kommandowirtschaft zur Öko-sozialen Marktwirtschaft.'' Baden-Baden, Nomos-Verlag, 1991. ISBN 3-7890-2469-4
* Rita Cuccioli Melloni: ''Ricerche sul Pitagorismo'', 1: ''Biografia di Pitagora'', Bologna 1969 [Zusammenstellung der antiken Quellenzeugnisse über das Leben des Pythagoras; griechische und lateinische Texte mit italienischer Übersetzung]
* Christoph Moser: ''Verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen einer Verwirklichung des Konzeptes der ökosozialen Marktwirtschaft am Beispiel der Landwirtschaft.'' Innsbruck, Forschungsinstitut für Alpenländische Land- u. Forstwirtschaft der Universität Innsbruck, 1993 (Grünes Forum, Bd. 11)
* Maurizio Giangiulio: ''Pitagora. Le opere e le testimonianze'', 2 Bände, Milano 2000. ISBN 88-04-47349-5 [Quellensammlung; griechische Texte mit italienischer Übersetzung]
* Franz Josef Radermacher: ''Balance oder Zerstörung. Ökosoziale Marktwirtschaft als Schlüssel zu einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung.'' Wien, Ökosoziales Forum Europa, 3. Auflage 2004. ISBN 3-7040-1950-X
* Jaap Mansfeld: ''Die Vorsokratiker I'', Stuttgart 1999. ISBN 3-15-007965-9 [S. 122-203 griechische Quellen mit deutscher Übersetzung; die Einleitung entspricht teilweise nicht dem aktuellen Forschungsstand]
* Franz Josef Radermacher: ''Global Marshall Plan. Ein Planetary Contract für eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft.'' Wien, Ökosoziales Forum Europa, 2004. ISBN 3-9501869-2-1
 
* Franz Josef Radermacher: ''Globalisierung gestalten. Die neue zentrale Aufgabe der Politik. Das Wirken des Bundesverbands für Wirtschaftsförderung und Aussenwirtschaft für eine globale Rahmenordnung einer Ökosozialen Marktwirtschaft.'' Berlin, Terra Media Verlag, 2006. ISBN 3-89483-110-3
=== Bibliographie ===
* Franz Josef Radermacher, Josef Riegler, Hubert Weiger: ''Ökosoziale Marktwirtschaft – Historie, Programmatik und Alleinstellungsmerkmale eines zukunftsfähigen globalen Wirtschaftssystems''. München, oekom Verlag 2011. ISBN 978-3-86581-259-9.
* Luis E. Navia: ''Pythagoras. An Annotated Bibliography'', New York 1990. ISBN 0-8240-4380-4
* Josef Riegler (Hrsg.): ''Antworten für die Zukunft. Ökosoziale Marktwirtschaft''. Politische Akademie der Österreichischen Volkspartei. Wien, Verlag für Geschichte und Politik, 1990.
 
* Josef Riegler: ''Ökosoziale Marktwirtschaft. Denken und Handeln in Kreisläufen.'' Hrsg. vom Ökosozialen Forum Steiermark. Graz, Stocker, 2. Auflage 1997. ISBN 3-7020-0732-6.
=== Wichtigste Standardwerke ===
* Josef Riegler: ''Ökosoziale Marktwirtschaft – Ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit'' ([http://www.globalmarshallplan.org/e5095/e8213/e8430/e9239/osm_803_ger.pdf PDF-Datei, 21 kB]; auf globalmarshallplan.org)
* Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997. ISBN 3-05-003090-9
* Rolf Schröder: ''Jenseits des Marktes. Ansätze öko-sozialen Wirtschaftens aus neo-libertärer Sicht.'' Frankfurt am Main, Haag + Herchen, 1992. ISBN 3-89228-759-7
* Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft. Studien zu Pythagoras, Philolaos und Platon'', Nürnberg 1962
* Ingeborg Stadler: ''Ökosoziale Marktwirtschaft. Eine neue ordnungspolitische Alternative?'' Graz, Karl-Franzens-Universität, Nationalökonomisches Institut 1991.
* Walter Burkert: ''Lore and Science in Ancient Pythagoreanism'', Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1972. ISBN 0-674-53918-4 [überarbeitete Fassung von Burkerts „Weisheit und Wissenschaft“]
* Lutz Wicke, Lothar de Maizière, Thomas de Maizière: ''Öko-soziale Marktwirtschaft für Ost und West. Der Weg aus Wirtschafts- und Umweltkrise.'' München, dtv 1990. ISBN 3-423-05809-9
* [[Wikipedia:Bartel Leendert van der Waerden|Bartel Leendert van der Waerden]]: ''Die Pythagoreer'', Zürich – München 1979. ISBN 3-7608-3650-X
* Ulrich Schneider-Wedding: ''Ökologisch-soziale Marktwirtschaft. Wie man den Wachstumszwang aushebelt. Wohlstand für alle – weltweit und nachhaltig!''. Marburg, Büchner-Verlag, 2020. ISBN 978-3-96317-192-5
* Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966
* James A. Philip: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Toronto 1966
* Peter Gorman: ''Pythagoras. A Life'', London 1979. ISBN 0-7100-0006-5
* [[Wikipedia:Kurt von Fritz|Kurt von Fritz]]: ''Pythagoras'', in: [[Wikipedia:Pauly-Wissowa|Pauly-Wissowa]] RE 47 (1963) Sp. 172-209
=== Rudolf Steiner ===
* Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X; '''Tb 610/11''', ISBN 978-3-7274-6105-7 {{Schriften|018}}
* Rudolf Steiner: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
 
* [http://www.globalmarshallplan.org/ Global Marshall Plan]
{{Wikiquote|Pythagoras|Pythagoras von Samos}}
* [http://foes.de/de/startseite.html Forum ökologisch-soziale Marktwirtschaft] (Deutschland)
{{Commons|Pythagoras|Pythagoras von Samos}}
* [http://www.oekosozial.at/index.php?id=13514 Ökosoziales Forum Österreich]
* {{PND|118597248}}
* [http://www.netzwerkvonchristen.at/ Netzwerk von Christen für eine gerechte Welt] (Österreich)
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/pythagoras||Carl Huffman}}
* [http://users.ucom.net/~vegan/Burnet.htm Burnet: ''Early Greek Philosophy. Pythagoras'']
* [http://www.gottwein.de/Grie/vorsokr/VSPythag01.php Gottwein, Textauswahl zur vorsokratischen Philosophie]
* [http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1985&kapitel=66&cHash=8a4515a593meta151 Ovid über Pythagoras bei Gutenberg.DE]
* [http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Auditorium/MoEthAnt/SO7/Pythagor.htm Pythagoräische Philosophie und Frömmigkeit. Diogenes Laertios, Leben und Meinungen berühmter Philosophen 8, 8–36.]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />


{{DEFAULTSORT:Pythagoras von Samos}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4244977-7}}
[[Kategorie:Mathematiker]]
[[Kategorie:Musiker]]
[[Kategorie:Vorsokratiker]]
[[Kategorie:Pythagoreer]]
[[Kategorie:Pythagoras]]
[[Kategorie:Grieche (Antike)]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{SORTIERUNG:Okosoziale Marktwirtschaft}}
[[Kategorie:Ökologieorientierte Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung]]
[[Kategorie:Wirtschaftsordnung]]
[[Kategorie:Humanökologie]]
[[Kategorie:Sozialpolitik]]
[[Kategorie:Umweltökonomik]]
[[Kategorie:Grüne Politik]]
[[Kategorie:Umweltpolitik]]
[[Kategorie:Wirtschaftspolitik]]
[[Kategorie:Wirtschaftsmodell]]
[[Kategorie:Ökologie]]

Version vom 1. Juni 2022, 13:09 Uhr

Die Ökosoziale Marktwirtschaft, auch Ökologisch-soziale Marktwirtschaft oder Ökologische Marktwirtschaft, ist eine wirtschafts-, umwelt- und gesellschaftspolitische Zielvorstellung, die ein nachhaltiges Wirtschaften und den Umweltschutz als politische Kategorien in die Soziale Marktwirtschaft mit einbezieht. Sie sieht sich als eine Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft und soll einen Ausgleich zwischen ökonomischen und ökologischen Zielsetzungen bringen, indem sie Umweltschutz mit marktwirtschaftlichen Mitteln durchzusetzen versucht, statt ausschließlich mit Verboten und Geboten.

Theorie

Die natürliche Umwelt wurde bis in die 1970er-Jahre gemeinhin als unbegrenzt verfügbares Gut angesehen. Seit dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome wisse man jedoch, dass die Menschheit vom „Kapital“ der Naturschätze und nicht von den „Zinsen“ der Erträge, welche uns die Natur schenkt[1], lebe. Die Umwelt ökonomisch als freies und öffentliches Gut zu betrachten, darin liegen die Ursachen für ökologische Fehlentwicklungen.[2] Deshalb sei eine Integration ökologischer Nachhaltigkeit in das gesamte Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, insbesondere in Hinblick auf die Generationengerechtigkeit, überfällig. Das Fundament der ökosozialen Wirtschaftsordnung ist eine leistungsfähige, innovative Marktwirtschaft. Die beiden anderen tragenden Säulen sind soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung. Der soziale Ausgleich sei die Voraussetzung für gesellschaftlichen Konsens, die ökologische Nachhaltigkeit für das Überleben der Zivilisation schlechthin. Daher sei eine Wirtschaftsethik vonnöten, welche u. a. die Christliche Soziallehre in das Modell einbringt.

Die Ökosoziale Marktwirtschaft versteht sich als ein ordoliberales Konzept[3], das sich ausdrücklich auf die Soziale Marktwirtschaft bezieht, deren Errungenschaften jedoch durch die Globalisierung ausgehöhlt würden und die deshalb weiterentwickelt werden müsse.[1] Aufgrund des behaupteten Marktversagens grenzt sie sich von als „marktfundamentalistisch“ bezeichneten wirtschaftspolitischen Konzepten ab, denen mangelnde Fähigkeit, Wirtschaft und sozialen Frieden in Balance zu halten, vorgeworfen wird. Abgelehnt werden auch sozialistische Wirtschaftstheorien wegen ihrer mangelnden Effizienz.

Durch Lenkungsabgaben, eine verschärfte Umwelthaftung und andere Steuerungsinstrumente sollen die externen Kosten, die einer Volkswirtschaft aufgrund des einzelwirtschaftlichen Nutzungskalküls entstehen, in die einzelwirtschaftliche Kostenrechnung des Verursachers einbezogen werden.[4] So soll Umweltschutz betriebswirtschaftlich billiger werden als Umweltverschmutzung. Konkrete Forderungen sind die Schaffung ökologischer Kostenwahrheit (z. B. für Gemeingüter wie Luft, Wasser und Boden), Durchsetzung eines strikten Verursacherprinzips, Durchsetzung einer Ökosteuer und ökologisch orientierter Gesetze sowie klare Produktdeklaration mit wahren und vergleichbaren Angaben zu Ausbeutung von Arbeitskräften, Umweltzerstörung, Kinderarbeit, Gentechnik und Hormoneinsatz bei Lebensmitteln.[5]

Grundlagen und Säulen-Modell

Um vorhandene Ressourcen ideal einzusetzen, sollen die Marktkräfte genutzt werden, die für den effektivsten Einsatz sorgen. Voraussetzung dafür ist, dass das Gut Umwelt einen Preis hat. Dadurch werden Produktionsmethoden, die die Umwelt stärker belasten, weniger rentabel. Die Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, für die sich insbesondere die Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. einsetzt, bedeutet, dass mit der „Dynamik des Marktes gemäß dem Verursacherprinzip ökologischere Weichenstellungen getroffen werden“ – so der Vorsitzende der Stiftung für Ökologie und Demokratie e. V., Hans-Joachim Ritter.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Umwelt mit Marktpreisen zu bewerten. Beispielsweise kann man eine begrenzte Zahl von Lizenzen zur Umweltbelastung ausgeben, die wie Aktien gehandelt werden können (Umweltlizenzen). Auch Umweltsteuern wie die CO2-/Energiesteuer (Energiesteuer/Ökosteuer) sind marktwirtschaftliche Instrumente der Umweltpolitik. Eine solche Steuerreform kann aufkommensneutral sein, um die gesamte Steuerbelastung nicht ansteigen zu lassen. Die dann Lenkungsabgaben genannten Ökosteuern werden mit dem Ökobonus-Prinzip zu etwa je einem Drittel rückverteilt:

  • als Klima-Bonus in Form von Zuschüssen für private, energieeffizientere Geräte etc. direkt pro Kopf an die Verbraucher (bezahlbarer Technologiewechsel),
  • als Sozial-Bonus an die Empfänger von Transferleistungen (in gleicher Höhe), damit diese nicht unter den steigenden Energiepreisen leiden,
  • als Beschäftigungs-Bonus (Arbeitsplatz-Bonus) an die Unternehmen je sozialversicherungspflichtigem Arbeitsplatz, in Form einer Reduzierung der Sozialbeitragszahlungen.[6]

Ein Ökobonus bezüglich der Energiesteuern wird auch Energiegeld genannt. In manchen Staaten (Dänemark) gibt es den Green check, oder eine Verrechnung mit dem Krankenkassenbeitrag (Lenkungsabgabe (Schweiz)).

Im Modell der Ökologischen Marktwirtschaft wird grundsätzlich zwischen der Umweltnutzung auf der einen Seite und dem Energieverbrauch auf der anderen Seite unterschieden:

Erste Säule

Zentrale Idee der ersten Säule ist dabei, die Nutzung des Faktors Umwelt zu quantifizieren und als handelbares „Produkt“ in einen Markt zu überführen. Die Umwelt soll der produzierenden Industrie nicht mehr kostenlos als freies Gut zur Verfügung stehen, sondern durch staatliche Gesamtmengenbeschränkung zu einem knappen Gut werden. Der Faktor Umwelt erhält so das, was alle knappen Güter auszeichnet: einen Preis.

Zweite Säule

Die zweite Säule ist die Besteuerung des Energie- und Energieträgerverbrauchs. Diese, insbesondere für die Erfassung des privaten Bereichs wichtige Steuer, verteuert den Verbrauch von Sekundärenergieträgern (Strom, Mineralöl, Heizöl etc.). Es wird deutlich, dass also auch grundsätzlich zwischen privatem und unternehmerischen Umweltverbrauch unterschieden werden muss.

Geschichte

Der Begriff Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft geht zurück auf wissenschaftliche Untersuchungen von Hans Christoph Binswanger (St. Gallen) in 1970er- und 1980er-Jahren. Mit seiner mehrjährigen Forschungsarbeit zum Thema Wege aus der Wohlstandsfalle – Strategien gegen Arbeitslosigkeit und Umweltkrisen und seinen Buchveröffentlichungen, wie Arbeit ohne Umweltzerstörung, Geld und Magie, Geld und Natur, legte er die Grundlage für die ökologische Steuerreform und für eine ökologisch-sozial orientierte Marktwirtschaft. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), 1982 als Bundespartei gegründet, hat unter ihrem Vorsitzenden Herbert Gruhl diese Ideen als erste deutsche Partei aufgegriffen.

Geprägt wurde der Begriff im Österreich der 1980er, als nach der Zwentendorf-Volksabstimmung 1978 und noch mehr den Ereignissen der Besetzung der Hainburger Au 1984 und dem Konrad-Lorenz-Volksbegehren 1985, und einem breiten neuen Umweltbewusstsein der Bevölkerung, eine Neuorientierung der Paradigmen erarbeitete wurde, die bis heute die Grundlage der Energie-, Wirtschafts- und Umweltpolitik Österreichs bilden. Der seinerzeitige Umweltschutzsprecher Walter Heinzinger sprach (zwei Monate nach Hainburg) auf einer Umweltschutzenquete im Rahmen des Forum 90 der ÖVP von der „sozialen Marktwirtschaft auf ihrem Weg in eine öko-soziale Marktwirtschaft.“[7] Die ÖVP war damals Opposition der rot-blauen Regierung Sinowatz. Als Kampfbegriff gegen die sozialdemokratisch-liberale Wirtschaftspolitik dieser Tage, aber auch gegen die Angst der wirtschaftsnahen Kräfte und der Arbeitenden gegen Ökologie als Hemmschuh des ökonomischen Fortschritts und Bedrohung der Arbeitsplatzsicherheit, und damit des sozialen Friedens, fand der Ausdruck bis heute besonders unter christdemokratischen und konservativen Politikern Anhänger. Dass dabei die konservative Partei als erste auf die Anliegen der nach den Hainburg-Ereignissen erstarkenden Grünen (1986 erstes Nationalratsmandat) reagiert hat, ist ein österreichisches Spezifikum, auf dem bis heute eine Nähe zwischen Konservatismus und Grünalternative beruht, in der die landwirtschaftlichen Interessensvertretungen der ersteren mit den ökologischen Anliegen der zweiteren in Synergie treten. So hat etwa Oberösterreich seit 2003 eine schwarz-grüne Koalition, und ökologische Landwirtschaft gehört seit den schwarzen Regierungen um Wolfgang Schüssel zum ausgewiesenen politischen Programm Österreichs.[8] Seit 2014 haben vier von neun Ländern eine schwarz-grüne Regierung. Die Gemeinsamkeit äußert sich etwa darin, das Österreich einen Anteil von knapp 20 % Biobauern hat.[9] Alle großen Lebensmittelketten haben eigene stark positionierte Bio-Marken im mittelpreislichen Sektor (15 % Marktanteil der Bio-Produkte insgesamt),[10] im Nahrungsmittelangebot ist die ökosoziale Marktwirtschaft also schon Alltag. Auch die Energiewirtschaft (seit vielen Jahren 75 % Anteil erneuerbarer Energie)[11] und die treibenden arbeitsplatzschaffenden Wirtschaftssektoren Österreichs, Tourismus wie auch Forschung und Entwicklung – für ein kleines Land mit wenig Großindustrie zentral – sind auf den ökologischen Gedanken angewiesen und forcieren diesen seit gut zwei Jahrzehnten (5 % Anteil Green Jobs i. e. S.)[12]

Auf Europaebene bekannte sich die Europäische Demokratische Union 1991 zu diesem Modell,[13] das bald darauf jedoch im politischen Tagesgeschäft durch die damalige Wirtschaftskrise an den Rand gedrängt wurde. Deutlich bezieht sich die Österreichische Volkspartei (ÖVP), mit Josef Riegler, österreichischer Landwirtschaftsminister und späterer Vizekanzler, und Franz Fischler, nachfolgender Landwirtschaftsminister und zeitweise EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, auf die Ökosoziale Marktwirtschaft.[14]

In Deutschland forderte besonders der Wissenschaftler Franz Josef Radermacher die Verfolgung der Ökosozialen Marktwirtschaft als Leitidee weltweiter Wirtschaftspolitik.[15] Auch CDU-Politiker wie der ehemalige Bundesumweltminister und spätere Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer,[16] Friedbert Pflüger.[17] oder Heiner Geißler[18] sehen in der Ökosozialen Marktwirtschaft die ordnungspolitische Antwort auf die Herausforderungen der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Ansatzweise findet sich das Konzept bei einigen europäischen grünen Parteien. Zu den Gründern eines Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft gehört Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD).[19] Seit dem Jahre 2000 ist der 12. September der Tag der Ökologisch-Sozialen Marktwirtschaft. Mit diesem Tag wird daran erinnert, dass die Ökologie stärker auf marktwirtschaftlichen Wegen realisiert werden soll. Seit 1994 und der Ergänzung im Jahr 2002 kann man davon sprechen, dass die ökosoziale Marktwirtschaft im Grundgesetz der Bundesrepublik durch Artikel 20a ihren Ausdruck findet („Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung“).

Besonders die Global Marshall Plan Initiative, deren österreichischer Koordinator Josef Riegler ist, hat eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft zu ihrem Anliegen gemacht.[20]

Als Ansatz zur Durchsetzung ihrer Ziele werden die Millenniumsziele der UNO unterstützt.[3] Teilweise sei das Konzept bereits erfolgreich in der Sozial- und Wirtschaftsordnung der EU verwirklicht.[3]

Seit dem Jahr 2019 bekannte sich Bündnis 90/Die Grünen erneut und deutlich zu einer ökosozialen Marktwirtschaft.[21] So betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei seinem Amtseintritt im Jahr 2021, dass es die „sehr hoch gesteckte Zielvorgabe“ sei, in Deutschland aus der sozialen Marktwirtschaft eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft zu formen.[22]

Siehe auch

Literatur

  • Peter Eichhorn (Hrsg.): Ökosoziale Marktwirtschaft. Ziele und Wege. Wiesbaden, Gabler, 1995. ISBN 3-409-13778-5.
  • Global Marshall Plan Initiative (Hrsg.): Welt in Balance. Zukunftschance Ökosoziale Marktwirtschaft. Hamburg, 2004. ISBN 3-9809723-1-3.
  • Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Grüne Marktwirtschaft. Berlin 2007, ISBN 978-3-927760-69-1 http://www.boell.de/downloads/Reihe_Wirtschaft_Soziales_Band1_Gruene_Marktwirtschaft_2007.pdf (Link nicht abrufbar).
  • Uwe Jens (Hrsg.): Der Umbau. Von der Kommandowirtschaft zur Öko-sozialen Marktwirtschaft. Baden-Baden, Nomos-Verlag, 1991. ISBN 3-7890-2469-4
  • Christoph Moser: Verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen einer Verwirklichung des Konzeptes der ökosozialen Marktwirtschaft am Beispiel der Landwirtschaft. Innsbruck, Forschungsinstitut für Alpenländische Land- u. Forstwirtschaft der Universität Innsbruck, 1993 (Grünes Forum, Bd. 11)
  • Franz Josef Radermacher: Balance oder Zerstörung. Ökosoziale Marktwirtschaft als Schlüssel zu einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung. Wien, Ökosoziales Forum Europa, 3. Auflage 2004. ISBN 3-7040-1950-X
  • Franz Josef Radermacher: Global Marshall Plan. Ein Planetary Contract für eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft. Wien, Ökosoziales Forum Europa, 2004. ISBN 3-9501869-2-1
  • Franz Josef Radermacher: Globalisierung gestalten. Die neue zentrale Aufgabe der Politik. Das Wirken des Bundesverbands für Wirtschaftsförderung und Aussenwirtschaft für eine globale Rahmenordnung einer Ökosozialen Marktwirtschaft. Berlin, Terra Media Verlag, 2006. ISBN 3-89483-110-3
  • Franz Josef Radermacher, Josef Riegler, Hubert Weiger: Ökosoziale Marktwirtschaft – Historie, Programmatik und Alleinstellungsmerkmale eines zukunftsfähigen globalen Wirtschaftssystems. München, oekom Verlag 2011. ISBN 978-3-86581-259-9.
  • Josef Riegler (Hrsg.): Antworten für die Zukunft. Ökosoziale Marktwirtschaft. Politische Akademie der Österreichischen Volkspartei. Wien, Verlag für Geschichte und Politik, 1990.
  • Josef Riegler: Ökosoziale Marktwirtschaft. Denken und Handeln in Kreisläufen. Hrsg. vom Ökosozialen Forum Steiermark. Graz, Stocker, 2. Auflage 1997. ISBN 3-7020-0732-6.
  • Josef Riegler: Ökosoziale Marktwirtschaft – Ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit (PDF-Datei, 21 kB; auf globalmarshallplan.org)
  • Rolf Schröder: Jenseits des Marktes. Ansätze öko-sozialen Wirtschaftens aus neo-libertärer Sicht. Frankfurt am Main, Haag + Herchen, 1992. ISBN 3-89228-759-7
  • Ingeborg Stadler: Ökosoziale Marktwirtschaft. Eine neue ordnungspolitische Alternative? Graz, Karl-Franzens-Universität, Nationalökonomisches Institut 1991.
  • Lutz Wicke, Lothar de Maizière, Thomas de Maizière: Öko-soziale Marktwirtschaft für Ost und West. Der Weg aus Wirtschafts- und Umweltkrise. München, dtv 1990. ISBN 3-423-05809-9
  • Ulrich Schneider-Wedding: Ökologisch-soziale Marktwirtschaft. Wie man den Wachstumszwang aushebelt. Wohlstand für alle – weltweit und nachhaltig!. Marburg, Büchner-Verlag, 2020. ISBN 978-3-96317-192-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Josef Riegler: Ökosoziale Marktwirtschaft – Ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit, S. 2. (Memento vom 17. Juni 2009 im Internet Archive)
  2. Detlef Wehling: Umweltpolitik in der Sozialen Marktwirtschaft, in: Günther Rüther (Hrsg.): Ökologische und Soziale Marktwirtschaft. Konrad-Adenauer-Stiftung, Bonn 1997, S. 221.
  3. 3,0 3,1 3,2 Franz Josef Radermacher: Global Marshall Plan – Warum der Marktfundamentalismus die Welt arm macht, in: Welt in Balance, S. 111.
  4. Uwe Jens: Die Wettbewerbsordnung als Kern einer Öko-sozialen Marktwirtschaft und die langfristige Sicherung eines wirksamen Wettbewerbs, in: Uwe Jens (Hrsg.): Der Umbau. Von der Kommandowirtschaft zur Öko-sozialen Marktwirtschaft, S. 213.
  5. Josef Riegler: Ökosoziale Marktwirtschaft – Ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit, S. 3. (Memento vom 17. Juni 2009 im Internet Archive); Josef Riegler: Der Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft, in: Welt in Balance, S. 53.
  6. Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) / Green Budget Germany: Sozial ausgestaltete Ökologische Finanzreform, Eckpunktepapier, 7. November 2008. ((PDF; 197 kB))
  7. ÖVP-Umweltschutzenquete (Memento vom 14. Januar 2013 im Webarchiv archive.is)
  8. Dass Österreich seit 15 Jahren, und unter ÖVP wie SPÖ, ein gemeinsames Ministerium für Umwelt- und Wirtschaftsagenden hat, das Lebensministerium (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft), ist symptomatisch.
  9. Österreich hat einen Weltmeister. Österreich ist unangefochtener Weltmeister in Sachen Bio-Landwirtschaft. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, bmlfuw.gv.at > Land > Biologische Landwirtschaft.
  10. Aktuelle Marktsituation (Memento vom 25. Dezember 2014 im Internet Archive), BIO Austria; Bio-Anteil wächst auf hohem Niveau (Memento vom 25. Dezember 2014 im Internet Archive), Presseaussendung Arbeitsmarkt Austria, 4. September 2013, af ama-marketing.at; beide abgerufen 14. November 2014.
  11. Wegen der dominanten Wasserkraft; Erneuerbare Energie: Hoher Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung in Österreich (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive), oesterreichsenergie.at, o. D., abgerufen 14. November 2014.
  12. EU-Definition, aktuelle Schätzungen: 200.000 von 4,3 Mio.; green jobs in Österreich (Memento vom 25. Dezember 2014 im Internet Archive), bmlfuw.gv.at, abgerufen 14. November 2014.
  13. „Es ist unsere Aufgabe als EDU, der Sozialen Marktwirtschaft eine weitere Dimension zu verleihen: Ökologische Zielsetzungen. Sie sollen die Soziale Marktwirtschaft in eine Ökosoziale Marktwirtschaft verwandeln. Die in der EDU vereinten Parteien wollen die treibende Kraft bei der Umsetzung dieser Grundsätze in eine internationale Strategie für eine tragbare und umweltverträgliche Entwicklung sein.“ EDU, Bulletin 43, Bericht zur Umweltpolitik, 1991; zitiert nach Josef Riegler: Der Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft. In: Welt in Balance, S. 54.
  14. So im Europaprogramm der Österreichischen Volkspartei. ÖVP, vom 9. Juli 1993 cvce.eu, http://www.oevp.at/lopatka/index.aspx?pageid=36071 (Link nicht abrufbar)
  15. Josef Riegler: Der Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft. In: Welt in Balance, S. 55.
  16. Karl Farmer: Beiträge zur wirtschaftstheoretischen Fundierung ökologischer und sozialer Ordnungspolitik, S. 3. LIT Verlag Berlin, Hamburg, Münster 2005. ISBN 3-8258-8444-9
  17. Martin Klesmann, Jan Thomsen: Pflüger will die ganze CDU für sich. In: Berliner Zeitung. 5. September 2008, abgerufen am 22. Juni 2015.
  18. Bericht der Wirtschaftswoche vom 31. Mai 2007 basierend auf einer Meldung der dpa.
  19. http://www.natur.de/scripts/basics/econews/basics.prg?nap=natur&a_no=18740&main=drucken (Link nicht abrufbar)
  20. Welt in Balance, S. 119.
  21.  Bündnis 90/Die Grünen: Zukunftsfähig wirtschaften für nachhaltigen Wohlstand - Rahmen setzen für die sozial-ökologische Marktwirtschaft. 2019
  22. Habeck übernimmt Amt als Wirtschaftsminister. In: stern.de. 8. Dezember 2021, abgerufen am 8. Dezember 2021.