Datei:Panorama Waldorfschule Loheland.jpg und Karl Robert Eduard von Hartmann: Unterschied zwischen den Seiten

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* Fotograf: Florian K.
[[Bild:Karl Robert Eduard von Hartmann.jpg|thumb|250px|Eduard von Hartmann, Photographie]]
* Datum: 20. Mai 2005
'''Karl Robert Eduard von Hartmann''' (* [[Wikipedia:23. Februar|23. Februar]] [[Wikipedia:1842|1842]] in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]; † [[Wikipedia:5. Juni|5. Juni]] [[Wikipedia:1906|1906]] in Berlin) war ein deutscher [[Wikipedia:Philosoph|Philosoph]].
* Ort: [[Wikipedia:Fulda (Stadt)|Fulda]]
 
{{Bild-GFDL}}
== Leben ==
 
Hartmann wurde geboren als Sohn des Generals [[Wikipedia:Robert von Hartmann|Robert von Hartmann]], trat 1858 in das Gardeartillerieregiment ein und besuchte die Artillerieschule, nahm, durch ein Knieleiden genötigt, 1865 als Premierleutnant seinen Abschied, promovierte 1867 in Rostock und lebte danach als Privatmann in Berlin.
 
== Werk ==
 
Nachdem er mit 22 Jahren den ''„Gedanken als seinen Beruf“'' erkannt hatte, begann er gegen Ende 1864 ''„ohne Plan“'' ein Werk niederzuschreiben, welches heute als das philosophische Hauptwerk Hartmanns gilt. In dieser, rasch Aufsehen erregenden ''Philosophie des Unbewußten'' (Berlin 1869; 9. Aufl. 1882, 2 Bde.) versuchte er eine Synthese aus Aspekten der Philosophien [[Wikipedia:Arthur Schopenhauer|Arthur Schopenhauer]]s, [[Wikipedia:Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]]', [[Wikipedia:Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling|Schelling]]s und [[Wikipedia:Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]]s.
 
Hartmann bezeichnet darin seinen Standpunkt als einen die Extreme der logischen Idee (bei Hegel) und des blinden Willens (Schopenhauer) in der Einheit des ''„Unbewussten“'', das ''„Wille und Vorstellung“'' sei, aufhebenden [[Monismus]]. Das ''„Unbewusste“'' ist für sein System etwa dasselbe, was für [[Baruch Spinoza|Spinoza]] die Substanz, für [[Wikipedia:Johann Gottlieb Fichte|Fichte]] das absolute Ich, für Hegel die Idee ist.
 
Hegels größter Irrtum sei gewesen, das Unlogische, den gleichberechtigten Gegensatz des Logischen, als inneren Bestandteil des Logischen aufzufassen; derjenige Schopenhauers dagegen, die Vorstellung als bloßes ''„Hirnprodukt“'' und den Willen, das Wesen der Welt, als von jeder Vorstellung entblößt zu betrachten. Das Unbewusste sei beides, Wille und Vorstellung, Reales und Ideales, Unlogisches und Logisches, zugleich. Der ''„Weltprozess“'' sei die Folge des ideellen Gegensatzes dieser beiden Attribute, der mit der Besiegung des Unlogischen (des Willens) durch das Logische (die Vorstellung) enden würde.
 
Die Aufhebung des Wollens durch das letztere erfolgt universell, nicht (wie bei Schopenhauer) individuell; nicht als Erlösung des einzelnen Menschen (etwa durch Selbstmord), sondern der ganzen Erscheinungswelt von der Qual des Daseins.
 
Die pessimistische Ansicht von der ''„Unseligkeit“'' (dem Überschuss der Unlust über die Lust) in der Welt hat daher bei Hartmann nicht den [[Wikipedia:Quietismus|Quietismus]], die ''„feige persönliche Entsagung und Zurückziehung“'', die ''„Verneinung der Welt“'' (wie bei Schopenhauer), sondern vielmehr ''„volle Hingabe der Persönlichkeit an den Weltprozess um seines Ziels, der allgemeinen Welterlösung, willen“'', also die positive ''„Bejahung des Willens zum Leben“'', statt der ''„Entzweiung“'' die ''„Versöhnung“'' mit dem Leben zur Folge.
In dieser nachdrücklichen Abweisung beschaulicher Tatlosigkeit liegt eine deutliche Abgrenzung zu Schopenhauer. In der Ablehnung gegen dessen Pessimismus fand Hartmann in seiner ersten Gattin eine Fürsprecherin, als sie unter ihrem Mädchennamen Agnes Taubert [[Wikipedia:1873|1873]] ''Der Pessimismus und seine Gegner'' veröffentlichte.
 
Auf Schellings positive Philosophie wies Hartmann in einer besonderen Schrift hin. Er  verstand sie als Synthese der Lehren Hegels und Schopenhauers. Wie in diesem seinem ersten Hauptwerk seine [[Metaphysik]], so hat Hartmann in seinem zweiten: ''Phänomenologie des sittlichen Bewusstseins'' (Berlin 1878, 2. Aufl. 1886), seine [[Moralphilosophie]], in einem dritten seine [[Religionsphilosophie]] dargestellt und zwar in einem ersten, historisch-kritischen Teil: ''Das religiöse Bewusstsein der Menschheit im Stufengang seiner Entwickelung'' (Berlin 1882), in einem zweiten, systematischen Teil: ''Die Religion des Geistes'' (Berlin 1882), d. h. das religiöse Bewusstsein auf der Stufe des konkreten Monismus und seiner [[Immanenzlehre]].
 
Ein viertes wichtiges Werk behandelt die ''Ästhetik'', und zwar im ersten Teil ''Die deutsche Ästhetik seit Kant'' (Berlin 1886), im zweiten Teil ''Die Philosophie des Schönen'' (Berlin 1887).
 
Auch seine erste Gattin, Agnes, geborene Taubert, ist unter dem Namen A. Taubert mit der Schrift ''Der Pessimismus und seine Gegner'' (Berlin 1873) als Schriftstellerin aufgetreten.
 
== Auseinandersetzung mit Nietzsche ==
[[Friedrich Nietzsche]] griff in seiner Schrift ''[[Wikipedia:Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben|Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben]]'' (1874) Hartmanns ''Philosophie des Unbewussten'' scharf an. Auch in anderen Schriften setzte sich Nietzsche explizit oder implizit mit den Auffassungen Hartmanns auseinander, die er größtenteils für naiv befand. Hartmann als Erfolgsautor (für Nietzsche ein "Modephilosöphchen") ging auf die Kritik des noch kaum bekannten Nietzsche nicht ein. Erst nachdem Nietzsche in geistige Umnachtung gefallen und wenig später erstaunlich schnell zu Ruhm gekommen war, meldete Hartmann sich zu Wort. ''Nietzsches "Neue Moral"'' (Preuss. Jb., 1891; erw. in E.v.H.: Ethische Studien, 1898) sei im wesentlichen ein [[Wikipedia:Plagiat|Plagiat]] [[Wikipedia:Max Stirner|Max Stirner]]s und zudem von diesem weit klarer dargelegt worden. Nietzsche, der Stirner in keiner seiner Schriften erwähne, müsse diesen gekannt haben, da er sich in seiner Kritik von 1874 auf jenes kurze, nur ca. 30 (von fast 700) Seiten umfassende Kapitel seines Buches konzentriert habe, in dem er nachdrücklich auf "Stirners Standpunkt und seine Bedeutung in der ''Philosophie des Unbewussten''" hingewiesen habe. Während Hartmann seine eigene Philosophie als Überwindung des Stirnerschen "exclusiven Egoismus" betrachtete ("dem man einmal ganz angehört haben muss, um die Grösse des Fortschritts zu fühlen"), wollte er dies Nietzsche nicht zugestehen und unterstellte ihm ein Zurückfallen auf "Stirners Standpunkt". Die Gründe seiner Polemik gegen den nun erfolgreichen Nietzsche waren offensichtlich. Seine Plagiatsthese war nach kurzer Debatte erledigt.
 
== Rudolf Steiner über Eduard von Hartmann ==
 
{{GZ|''Eduard von Hartmann'' hatte, als er 1869 mit seiner
«Philosophie des Unbewußten» auftrat, weniger eine Weltanschauung
im Auge, die mit den Ergebnissen der modernen
Naturwissenschaft rechnet, als vielmehr eine solche,
welche die ihm in vielen Punkten ungenügend erscheinenden
Ideen der idealistischen Systeme aus der ersten Jahrhunderthälfte
auf eine höhere Stufe hebt, sie von Widersprüchen
reinigt und allseitig ausgestaltet. Ihm schienen
sowohl in Hegels wie in Schellings und auch in Schopenhauers
Gedanken richtige Keime zu stecken, die nur zur
Reife gebracht werden müßten. Der Mensch kann sich nicht
mit der Beobachtung der Tatsachen begnügen, wenn er die
Dinge und Vorgänge der Welt erkennen will. Er muß von
den Tatsachen zu Ideen fortschreiten. Diese Ideen können
nicht etwas sein, das durch das Denken willkürlich zu den
Tatsachen hinzugefügt wird. Es muß ihnen in den Dingen
und Vorkommnissen etwas entsprechen. Dieses Entsprechende
können nicht bewußte Ideen sein, denn solche kommen
nur durch die materiellen Vorgänge des menschlichen
Gehirns zustande. Ohne Gehirn gibt es kein Bewußtsein.
Man muß sich also vorstellen, daß den bewußten Ideen
des menschlichen Geistes ein unbewußtes Ideelles in der
Wirklichkeit entspricht. Wie Hegel, betrachtet auch Hartmann
die Idee als das Wirkliche in den Dingen, das in
ihnen vorhanden ist über das bloß Wahrnehmbare, der
sinnlichen Beobachtung zugängliche, hinaus. - Der bloße
Ideengehalt der Dinge könnte aber niemals ein wirkliches
Geschehen in ihnen hervorbringen. Die Idee einer Kugel
kann nicht die Idee einer anderen Kugel stoßen. Die Idee
eines Tisches kann auch auf das menschliche Auge keinen
Eindruck hervorrufen. Ein wirkliches Geschehen setzt eine
wirkliche Kraft voraus. Um über eine solche eine Vorstellung
zu gewinnen, lehnt sich Hartmann an Schopenhauer
an. Der Mensch findet in der eigenen Seele eine Kraft,
durch die er seinen eigenen Gedanken, seinen Entschlüssen
Wirklichkeit verleiht, den Willen. So wie der Wille in
der menschlichen Seele sich äußert, hat er das Vorhandensein
des menschlichen Organismus zur Voraussetzung.
Durch den Organismus ist der Wille ein bewußter. Wollen
wir uns in den Dingen eine Kraft denken, so können wir
sie uns nur ähnlich dem Willen, der einzigen uns unmittelbar
bekannten Kraft, vorstellen. Nur muß man wieder
vom Bewußtsein absehen. Außer uns herrscht also in den
Dingen ein unbewußter Wille, welcher den Ideen die Möglichkeit
gibt, sich zu verwirklichen. Der Ideen- und der
Willensgehalt der Welt machen in ihrer Vereinigung die
unbewußte Grundlage der Welt aus. - Wenn auch die Welt
wegen ihres Ideengehaltes eine durchaus logische Struktur
aufweist, so verdankt sie ihr wirkliches Dasein doch dem
unlogischen, vernunftlosen Willen. Ihr Inhalt ist vernünftig;
daß dieser Inhalt eine Wirklichkeit ist, hat seinen
Grund in der Unvernunft. Das Walten des Unvernünftigen
drückt sich in dem Vorhandensein der Schmerzen
aus, die alle Wesen quälen. Der Schmerz überwiegt in
der Welt gegenüber der Lust. Diese Tatsache, die philosophisch
aus dem unlogischen Willenselemente des Daseins
zu erklären ist, sucht Eduard von Hartmann durch sorgfältige
Betrachtungen über das Verhältnis von Lust und
Unlust in der Welt zu erhärten. Wer sich keiner Illusion
hingibt, sondern objektiv die Übel der Welt betrachtet,
kann zu keinem anderen Ergebnis gelangen, als daß die
Unlust in weit größerem Maße vorhanden ist als die Lust.
Daraus aber folgt, daß das Nichtsein dem Dasein vorzuziehen
ist. Das Nichtsein kann aber nur erreicht werden,
wenn die logisch-vernünftige Idee den Willen, das Dasein
vernichtet. Als eine allmähliche Vernichtung des unvernünftigen
Willens durch die vernünftige Ideenwelt sieht
daher Hartmann den Weltprozeß an. Es muß die höchste
sittliche Aufgabe des Menschen die sein, an der Überwindung
des Willens mitzuwirken. Aller Kulturfortschritt
muß zuletzt darauf hinauslaufen, diese Überwindung endlich
herbeizuführen. Der Mensch ist mithin sittlich gut,
wenn er an dem Kulturfortschritt teilnimmt, wenn er
nichts für sich verlangt, sondern sich selbstlos dem großen
Werke der Befreiung vom Dasein widmet. Er wird das
zweifellos tun, wenn er einsieht, daß die Unlust immer
größer sein muß als die Lust, ein Glück demnach unmöglich
ist. Nur der kann in egoistischer Weise nach dem Glück
Verlangen tragen, der es für möglich hält. Die pessimistische
Ansicht von dem Überwiegen des Schmerzes über
die Lust ist das beste Heilmittel gegen den Egoismus. Nur
in dem Aufgehen im Weltprozesse kann der einzelne sein
Heil finden. Der wahre Pessimist wird zu einem unegoistischen
Handeln geführt. - Was der Mensch bewußt vollbringt,
ist aber nur das ins Bewußtsein heraufgehobene
Unbewußte. Dem bewußten menschlichen Mitarbeiten an
dem Kulturfortschritt entspricht ein unbewußter Gesamtprozeß,
der in der fortschreitenden Befreiung des Urwesens
der Welt von dem Willen besteht. Diesem Ziel
muß auch schon der Weltanfang dienstbar gewesen sein.
Das Urwesen mußte die Welt schaffen, um sich allmählich
mit Hilfe der Idee vom Willen zu befreien. «Das reale
Dasein ist die Inkarnation der Gottheit, der Weltprozeß
die Passionsgeschichte des fleischgewordenen Gottes, und
zugleich der Weg zur Erlösung des im Fleische Gekreuzigten;
die Sittlichkeit aber ist die Mitarbeit an der Abkürzung
dieses Leidens- und Erlösungsweges.» (Hartmann,
Phänomenologie des sittlichen Bewußtseins, 1879,
S. 871.) Hartmann hat in einer Reihe umfassender Werke
und in einer großen Zahl von Monographien und Aufsätzen
seine Weltanschauung allseitig ausgebaut. Diese
Schriften bergen geistige Schätze von hervorragender Bedeutung
in sich. Dies ist namentlich deswegen der Fall,
weil Hartmann es versteht, bei der Behandlung einzelner
Fragen der Wissenschaft und des Lebens sich von seinen
Grundgedanken nicht tyrannisieren zu lassen, sondern sich
einer unbefangenen Betrachtung der Dinge hinzugeben. In
besonders hohem Grade gilt dies von -seiner «Phänomenologie
des sittlichen Bewußtseins», in der er die verschiedenen
Arten menschlicher Sittenlehren in logischer Gliederung
vorführt. Er hat damit eine Art «Naturgeschichte»
der verschiedenen sittlichen Standpunkte gegeben, von der
egoistischen Jagd nach Glück durch viele Zwischenstufen
hindurch bis zu der selbstlosen Hingabe an den allgemeinen
Weltprozeß, durch den das göttliche Urwesen sich
von der Unseligkeit des Daseins befreit.
 
Da Hartmann den Zweckgedanken in sein Weltbild
aufnimmt, so ist es begreiflich, daß ihm die auf dem Darwinismus
ruhende naturwissenschaftliche Denkweise als
eine einseitige Ideenströmung erscheint. Wie die Idee im
Ganzen der Welt nach dem Ziele des Nichtseins hinarbeitet,
so ist auch im einzelnen der ideelle Gehalt ein zweckvoller.
In der Entwickelung des Organismus sieht Hartmann
einen sich verwirklichenden Zweck; und der Kampf
ums Dasein mit der natürlichen Zuchtwahl sind nur Handlanger
der zweckvoll waltenden Ideen. (Philosophie des
Unbewußten, 10. Aufl., Band III, S. 403.)|018|515ff}}
 
== Schriften ==
 
* ''Philosophie des Unbewussten. Versuch einer Weltanschauung.'' Duncker, Berlin 1869 {{MDZ|10993406-3}}, {{IA|philosophiedesu04hartgoog}}, {{GBS|V14VAAAAYAAJ}}
** 10. erweiterte Auflage in 3 Teilen. 3 Bände. Friedrich, Leipzig
*** Band 1: Phänomenologie des Unbewussten. {{IA|philosophiedesun01hart}}
*** Band 2: Metaphysik des Unbewussten. {{IA|philosophiedesun02hart}}
*** Band 3: Das Unbewusste und der Darwinismus. {{IA|philosophiedesun03hart}}
* ''Schelling’s positive Philosophie als Einheit von Hegel und Schopenhauer.'' Loewenstein, Berlin 1869 {{IA|schellingsposit00hartgoog}} = {{GBS|_A-hBLjM9sQC}}
* ''Das Ding an sich und seine Beschaffenheit. Kantische Studien zur Erkenntnistheorie und Metaphysik.'' Duncker, Berlin 1872 {{IA|dasdingansichun00hartgoog}} = {{GBS|bV0_AAAAIAAJ}}
* ''Gesammelte philosophische Abhandlungen zur Philosophie des Unbewussten.'' Duncker, Berlin 1872 {{IA|gesammeltephilo00hartgoog}} = {{GBS|MyUCAAAAQAAJ}}
* ''Das Unbewusste vom Standpunkt der Physiologie und Descendenztheorie.'' Duncker, Berlin 1872 {{IA|dasunbewusstevom00hart}}, 2. vermehrte Auflage, 1877 {{IA|dasunbewusstevo02hartgoog}} = {{GBS|CK8KAAAAQAAJ|US}}
* ''Shakespeare’s Romeo und Julia.'' Hartknoch, Leipzig 1874 {{IA|shakespearesrom00hartgoog}} = {{GBS|_SEAAAAAQAAJ|US}}
* ''Erläuterungen zur Metaphysik des Unbewussten, mit besonderer Rücksicht auf den Panlogismus.'' Duncker, Berlin 1874 {{IA|erluterungenzu00hart}}
** ''Neukantianismus, Schopenhauerianismus und Hegelianismus in ihrer Stellung zu den philosophischen Aufgaben der Gegenwart.'' 2. erweiterte Auflage der ''Erläuterungen zur Metaphysik des Unbewussten.'' Duncker, Berlin 1877 {{IA|neukantianismuss00hart}}, {{IA|eerweiterteaufl00hartgoog}} = {{GBS|UiQCAAAAQAAJ|US}}
* ''Die Selbstzersetzung des Christenthums und die Religion der Zukunft.'' Duncker, Berlin, 2. Auflage 1874 {{IA|dieselbstzerset01hartgoog}} = {{GBS|p6AOAAAAIAAJ|US}}, 3. Auflage, Friedrich, Leipzig [1888] {{IA|dieselbstzersetz00hart}}
* ''Zur Reform des höheren Schulwesens.'' Duncker, Berlin 1875 {{IA|zurreformdeshhe00hartgoog}} = {{GBS|ySgBAAAAYAAJ|US}}
* ''Wahrheit und Irrthum in Darwinismus.'' Duncker, Berlin 1875 {{IA|wahrheitundirrt01hartgoog}} = {{GBS|IvQ_AAAAIAAJ|US}}
* ''Darwinismus und Thierproduktion.'' Oldenbourg, München 1876 {{IA|darwinismusundt00hartgoog}} = {{GBS|sQAFAAAAYAAJ|US}}
* ''Phänomenologie des sittlichen Bewusstseins. Prolegomena zu jeder künftigen Ethik.'' Duncker, Berlin 1879 {{IA|phnomenologied00hartuoft}}
* ''Zur Geschichte und Begründung des Pessimismus.'' Duncker, Berlin 1880 {{IA|zurgeschichteund00hart}}
* ''Die Religion des Geistes.'' Duncker, Berlin 1882 {{IA|diereligiondesg00unkngoog}} = {{GBS|SCcCAAAAQAAJ|US}}
* ''Erinnerungen aus den Jahren 1868–1881.'' Duncker, Berlin 1882 {{IA|eduardvonhartma01heymgoog}} = {{GBS|9UkOAAAAYAAJ|US}}, {{IA|eduardvonhartma02heymgoog}} = {{GBS|WlY_AAAAIAAJ|US}}
* ''Kants Erkenntnistheorie und Metaphysik in den vier Perioden ihrer Entwickelung.'' Neue Ausgabe. Haacke, Leipzig {{IA|kantserkenntnist00hart}}
* ''Der Spiritismus.'' Friedrich, Berlin 1885 {{IA|derspiritismus00hart}}
* ''Das Judenthum in Gegenwart und Zukunft.'' Friedrich, Leipzig 1885 {{IA|judenthumingenw00hart}}
* ''Moderne Probleme.'' Friedrich, Leipzig 1886 {{IA|moderneprobleme00hartgoog}} = {{GBS|J1buOTegQfAC|US}}
* ''Gesammelte Studien und Aufsätze gemeinverständlichen Inhalts.'' Friedrich, Leipzig, 3. Auflage, [1888]{{IA|gesammeltestudie00hartuoft}}
* ''Kritische Wanderungen durch die Philosophie der Gegenwart.'' Friedrich, Leipzig 1891 {{Düss|1-97351}}
* ''Die Geisterhypothese des Spiritismus und seine Phantome.'' Friedrich, Leipzig 1891 {{IA|DieGeisterhypotheseDesSpiritismusUnd}}
* ''Ethische Studien.'' Haacke, Leipzig 1898 {{IA|ethischestudien01hartgoog}} = {{GBS|AX5AAAAAIAAJ|US}}
* ''Zur Zeitgeschichte. Neue Tagesfragen.'' Haacke, Leipzig 1900 {{IA|zurzeitgeschich00hartgoog}} = {{GBS|wnkRAAAAYAAJ|US}}
* ''Das Problem des Lebens. Biologische Studien.'' Haacke, Bad Sachsa 1906 {{IA|dasproblemdesleb00hart}}
* ''System der Philosophie im Grundriß.'' 8 Bände. Haacke, Bad Sachsa 1906–1909
** Band 3: ''Grundriß der Psychologie.'' 1908 {{IA|systemderphilos01goog}} = {{GBS|5wFYffpnYDoC|US}}
** Band 4: ''Grundriß der Metaphysik.'' 1908 {{IA|systemderphilos00hartgoog}}
** Band 5: ''Grundriß der Axiologie.'' 1908 {{IA|systemderphilos02goog}} = {{GBS|7bgVQBUZtsYC|US}}
* ''Über die dialektische Methode. Historisch-kritische Untersuchungen.'' 2. Auflage, Haacke, Bad Sachsa 1910 {{IA|berdiedialekti02hart}}
 
=== Aufsätze in Zeitschriften ===
 
* ''Der Ideengehalt des Goethe’schen Faust.'' In: ''Im neuen Reich.'' Band 2. 1872 {{IA|derideengehaltde00hart}}
* ''Ernst Haeckel''. In: [[Wikipedia:Deutsche Rundschau|Deutsche Rundschau]] Bd. 4, 1875 S. 7 {{IA|deutscherundscha04stutuoft|6}}
* ''Wundt’s System der Philosophie.'' In: ''Preussische Jahrbücher.'' 66 (Juli 1890) {{IA|wundtssystemderp00hart}}
 
== Literatur ==
* Raphael von Koeber: ''Das philosophische System E. v. Hartmanns.'' Breslau 1884
* Hans Vaihinger: ''Dühring und Lange.'' Iserlohn 1876
* Oskar Schmidt: ''Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Philosophie des Unbewussten.'' Leipzig 1876
** Eine Entgegnung auf letztere Schrift enthält Hartmanns Werk ''Das Unbewusste vom Standpunkt der Physiologie und Deszendenztheorie'' (2. Aufl., Berl. 1877).
* Eine Übersicht der umfangreichen Hartmann-Literatur bietet Plümacher in ''Der Kampf ums Unbewusste'' (Berlin 1880) und ''Der Pessimismus in Vergangenheit und Gegenwart'' (Heidelberg 1884).
* Wolfert von Rahden: ''Eduard von Hartmann "und" Nietzsche''. Zur Strategie der verzögerten Konterkritik Hartmanns an Nietzsche. In: Nietzsche-Studien, 13(1984), S. 481-502
* ''Der Briefwechsel Arthur Drews - Eduard von Hartmann.'' Herausgegeben von R. Mutter und E. Pilick. Rohrbach 1995. Mit einer Einführung in die Philosophie Hartmanns.
* Jean-Claude Wolf: ''Eduard von Hartmann. Ein Philosoph der Gründerzeit.'' Würzburg 2006. ISBN 3-8260-3227-6
* Jean-Claude Wolf (Hg.): ''Eduard von Hartmann. Zeitgenosse und Gegenspieler Nietzsches.'' Würzburg 2006. ISBN 3-8260-3228-4
* Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{PND|118546252}}
* [http://www.philos-website.de/autoren/hartmann.e_g.htm ''Das Unbewusste und der Gott des Theismus''] Auszug aus Hartmanns ''Philosophie des Unbewußten'' (S. 1279–1325)
* [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Eduard_von_Hartmann/Eduard_von_Hartmann_Philosophie_des_Unbewussten_1869.pdf Philosophie des Unbewussten] - der gesamte Text als PDF.
 
[[Kategorie:Philosoph|Hartmann, Karl Robert Eduard von]]
[[Kategorie:Kritischer Realist|Hartmann]]
[[Kategorie:Psychologe|Hartmann, Karl Robert Eduard von]]
[[Kategorie:Mann|Hartmann, Karl Robert Eduard von]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 8. Juli 2018, 18:34 Uhr

Eduard von Hartmann, Photographie

Karl Robert Eduard von Hartmann (* 23. Februar 1842 in Berlin; † 5. Juni 1906 in Berlin) war ein deutscher Philosoph.

Leben

Hartmann wurde geboren als Sohn des Generals Robert von Hartmann, trat 1858 in das Gardeartillerieregiment ein und besuchte die Artillerieschule, nahm, durch ein Knieleiden genötigt, 1865 als Premierleutnant seinen Abschied, promovierte 1867 in Rostock und lebte danach als Privatmann in Berlin.

Werk

Nachdem er mit 22 Jahren den „Gedanken als seinen Beruf“ erkannt hatte, begann er gegen Ende 1864 „ohne Plan“ ein Werk niederzuschreiben, welches heute als das philosophische Hauptwerk Hartmanns gilt. In dieser, rasch Aufsehen erregenden Philosophie des Unbewußten (Berlin 1869; 9. Aufl. 1882, 2 Bde.) versuchte er eine Synthese aus Aspekten der Philosophien Arthur Schopenhauers, Leibniz', Schellings und Hegels.

Hartmann bezeichnet darin seinen Standpunkt als einen die Extreme der logischen Idee (bei Hegel) und des blinden Willens (Schopenhauer) in der Einheit des „Unbewussten“, das „Wille und Vorstellung“ sei, aufhebenden Monismus. Das „Unbewusste“ ist für sein System etwa dasselbe, was für Spinoza die Substanz, für Fichte das absolute Ich, für Hegel die Idee ist.

Hegels größter Irrtum sei gewesen, das Unlogische, den gleichberechtigten Gegensatz des Logischen, als inneren Bestandteil des Logischen aufzufassen; derjenige Schopenhauers dagegen, die Vorstellung als bloßes „Hirnprodukt“ und den Willen, das Wesen der Welt, als von jeder Vorstellung entblößt zu betrachten. Das Unbewusste sei beides, Wille und Vorstellung, Reales und Ideales, Unlogisches und Logisches, zugleich. Der „Weltprozess“ sei die Folge des ideellen Gegensatzes dieser beiden Attribute, der mit der Besiegung des Unlogischen (des Willens) durch das Logische (die Vorstellung) enden würde.

Die Aufhebung des Wollens durch das letztere erfolgt universell, nicht (wie bei Schopenhauer) individuell; nicht als Erlösung des einzelnen Menschen (etwa durch Selbstmord), sondern der ganzen Erscheinungswelt von der Qual des Daseins.

Die pessimistische Ansicht von der „Unseligkeit“ (dem Überschuss der Unlust über die Lust) in der Welt hat daher bei Hartmann nicht den Quietismus, die „feige persönliche Entsagung und Zurückziehung“, die „Verneinung der Welt“ (wie bei Schopenhauer), sondern vielmehr „volle Hingabe der Persönlichkeit an den Weltprozess um seines Ziels, der allgemeinen Welterlösung, willen“, also die positive „Bejahung des Willens zum Leben“, statt der „Entzweiung“ die „Versöhnung“ mit dem Leben zur Folge. In dieser nachdrücklichen Abweisung beschaulicher Tatlosigkeit liegt eine deutliche Abgrenzung zu Schopenhauer. In der Ablehnung gegen dessen Pessimismus fand Hartmann in seiner ersten Gattin eine Fürsprecherin, als sie unter ihrem Mädchennamen Agnes Taubert 1873 Der Pessimismus und seine Gegner veröffentlichte.

Auf Schellings positive Philosophie wies Hartmann in einer besonderen Schrift hin. Er verstand sie als Synthese der Lehren Hegels und Schopenhauers. Wie in diesem seinem ersten Hauptwerk seine Metaphysik, so hat Hartmann in seinem zweiten: Phänomenologie des sittlichen Bewusstseins (Berlin 1878, 2. Aufl. 1886), seine Moralphilosophie, in einem dritten seine Religionsphilosophie dargestellt und zwar in einem ersten, historisch-kritischen Teil: Das religiöse Bewusstsein der Menschheit im Stufengang seiner Entwickelung (Berlin 1882), in einem zweiten, systematischen Teil: Die Religion des Geistes (Berlin 1882), d. h. das religiöse Bewusstsein auf der Stufe des konkreten Monismus und seiner Immanenzlehre.

Ein viertes wichtiges Werk behandelt die Ästhetik, und zwar im ersten Teil Die deutsche Ästhetik seit Kant (Berlin 1886), im zweiten Teil Die Philosophie des Schönen (Berlin 1887).

Auch seine erste Gattin, Agnes, geborene Taubert, ist unter dem Namen A. Taubert mit der Schrift Der Pessimismus und seine Gegner (Berlin 1873) als Schriftstellerin aufgetreten.

Auseinandersetzung mit Nietzsche

Friedrich Nietzsche griff in seiner Schrift Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben (1874) Hartmanns Philosophie des Unbewussten scharf an. Auch in anderen Schriften setzte sich Nietzsche explizit oder implizit mit den Auffassungen Hartmanns auseinander, die er größtenteils für naiv befand. Hartmann als Erfolgsautor (für Nietzsche ein "Modephilosöphchen") ging auf die Kritik des noch kaum bekannten Nietzsche nicht ein. Erst nachdem Nietzsche in geistige Umnachtung gefallen und wenig später erstaunlich schnell zu Ruhm gekommen war, meldete Hartmann sich zu Wort. Nietzsches "Neue Moral" (Preuss. Jb., 1891; erw. in E.v.H.: Ethische Studien, 1898) sei im wesentlichen ein Plagiat Max Stirners und zudem von diesem weit klarer dargelegt worden. Nietzsche, der Stirner in keiner seiner Schriften erwähne, müsse diesen gekannt haben, da er sich in seiner Kritik von 1874 auf jenes kurze, nur ca. 30 (von fast 700) Seiten umfassende Kapitel seines Buches konzentriert habe, in dem er nachdrücklich auf "Stirners Standpunkt und seine Bedeutung in der Philosophie des Unbewussten" hingewiesen habe. Während Hartmann seine eigene Philosophie als Überwindung des Stirnerschen "exclusiven Egoismus" betrachtete ("dem man einmal ganz angehört haben muss, um die Grösse des Fortschritts zu fühlen"), wollte er dies Nietzsche nicht zugestehen und unterstellte ihm ein Zurückfallen auf "Stirners Standpunkt". Die Gründe seiner Polemik gegen den nun erfolgreichen Nietzsche waren offensichtlich. Seine Plagiatsthese war nach kurzer Debatte erledigt.

Rudolf Steiner über Eduard von Hartmann

Eduard von Hartmann hatte, als er 1869 mit seiner «Philosophie des Unbewußten» auftrat, weniger eine Weltanschauung im Auge, die mit den Ergebnissen der modernen Naturwissenschaft rechnet, als vielmehr eine solche, welche die ihm in vielen Punkten ungenügend erscheinenden Ideen der idealistischen Systeme aus der ersten Jahrhunderthälfte auf eine höhere Stufe hebt, sie von Widersprüchen reinigt und allseitig ausgestaltet. Ihm schienen sowohl in Hegels wie in Schellings und auch in Schopenhauers Gedanken richtige Keime zu stecken, die nur zur Reife gebracht werden müßten. Der Mensch kann sich nicht mit der Beobachtung der Tatsachen begnügen, wenn er die Dinge und Vorgänge der Welt erkennen will. Er muß von den Tatsachen zu Ideen fortschreiten. Diese Ideen können nicht etwas sein, das durch das Denken willkürlich zu den Tatsachen hinzugefügt wird. Es muß ihnen in den Dingen und Vorkommnissen etwas entsprechen. Dieses Entsprechende können nicht bewußte Ideen sein, denn solche kommen nur durch die materiellen Vorgänge des menschlichen Gehirns zustande. Ohne Gehirn gibt es kein Bewußtsein. Man muß sich also vorstellen, daß den bewußten Ideen des menschlichen Geistes ein unbewußtes Ideelles in der Wirklichkeit entspricht. Wie Hegel, betrachtet auch Hartmann die Idee als das Wirkliche in den Dingen, das in ihnen vorhanden ist über das bloß Wahrnehmbare, der sinnlichen Beobachtung zugängliche, hinaus. - Der bloße Ideengehalt der Dinge könnte aber niemals ein wirkliches Geschehen in ihnen hervorbringen. Die Idee einer Kugel kann nicht die Idee einer anderen Kugel stoßen. Die Idee eines Tisches kann auch auf das menschliche Auge keinen Eindruck hervorrufen. Ein wirkliches Geschehen setzt eine wirkliche Kraft voraus. Um über eine solche eine Vorstellung zu gewinnen, lehnt sich Hartmann an Schopenhauer an. Der Mensch findet in der eigenen Seele eine Kraft, durch die er seinen eigenen Gedanken, seinen Entschlüssen Wirklichkeit verleiht, den Willen. So wie der Wille in der menschlichen Seele sich äußert, hat er das Vorhandensein des menschlichen Organismus zur Voraussetzung. Durch den Organismus ist der Wille ein bewußter. Wollen wir uns in den Dingen eine Kraft denken, so können wir sie uns nur ähnlich dem Willen, der einzigen uns unmittelbar bekannten Kraft, vorstellen. Nur muß man wieder vom Bewußtsein absehen. Außer uns herrscht also in den Dingen ein unbewußter Wille, welcher den Ideen die Möglichkeit gibt, sich zu verwirklichen. Der Ideen- und der Willensgehalt der Welt machen in ihrer Vereinigung die unbewußte Grundlage der Welt aus. - Wenn auch die Welt wegen ihres Ideengehaltes eine durchaus logische Struktur aufweist, so verdankt sie ihr wirkliches Dasein doch dem unlogischen, vernunftlosen Willen. Ihr Inhalt ist vernünftig; daß dieser Inhalt eine Wirklichkeit ist, hat seinen Grund in der Unvernunft. Das Walten des Unvernünftigen drückt sich in dem Vorhandensein der Schmerzen aus, die alle Wesen quälen. Der Schmerz überwiegt in der Welt gegenüber der Lust. Diese Tatsache, die philosophisch aus dem unlogischen Willenselemente des Daseins zu erklären ist, sucht Eduard von Hartmann durch sorgfältige Betrachtungen über das Verhältnis von Lust und Unlust in der Welt zu erhärten. Wer sich keiner Illusion hingibt, sondern objektiv die Übel der Welt betrachtet, kann zu keinem anderen Ergebnis gelangen, als daß die Unlust in weit größerem Maße vorhanden ist als die Lust. Daraus aber folgt, daß das Nichtsein dem Dasein vorzuziehen ist. Das Nichtsein kann aber nur erreicht werden, wenn die logisch-vernünftige Idee den Willen, das Dasein vernichtet. Als eine allmähliche Vernichtung des unvernünftigen Willens durch die vernünftige Ideenwelt sieht daher Hartmann den Weltprozeß an. Es muß die höchste sittliche Aufgabe des Menschen die sein, an der Überwindung des Willens mitzuwirken. Aller Kulturfortschritt muß zuletzt darauf hinauslaufen, diese Überwindung endlich herbeizuführen. Der Mensch ist mithin sittlich gut, wenn er an dem Kulturfortschritt teilnimmt, wenn er nichts für sich verlangt, sondern sich selbstlos dem großen Werke der Befreiung vom Dasein widmet. Er wird das zweifellos tun, wenn er einsieht, daß die Unlust immer größer sein muß als die Lust, ein Glück demnach unmöglich ist. Nur der kann in egoistischer Weise nach dem Glück Verlangen tragen, der es für möglich hält. Die pessimistische Ansicht von dem Überwiegen des Schmerzes über die Lust ist das beste Heilmittel gegen den Egoismus. Nur in dem Aufgehen im Weltprozesse kann der einzelne sein Heil finden. Der wahre Pessimist wird zu einem unegoistischen Handeln geführt. - Was der Mensch bewußt vollbringt, ist aber nur das ins Bewußtsein heraufgehobene Unbewußte. Dem bewußten menschlichen Mitarbeiten an dem Kulturfortschritt entspricht ein unbewußter Gesamtprozeß, der in der fortschreitenden Befreiung des Urwesens der Welt von dem Willen besteht. Diesem Ziel muß auch schon der Weltanfang dienstbar gewesen sein. Das Urwesen mußte die Welt schaffen, um sich allmählich mit Hilfe der Idee vom Willen zu befreien. «Das reale Dasein ist die Inkarnation der Gottheit, der Weltprozeß die Passionsgeschichte des fleischgewordenen Gottes, und zugleich der Weg zur Erlösung des im Fleische Gekreuzigten; die Sittlichkeit aber ist die Mitarbeit an der Abkürzung dieses Leidens- und Erlösungsweges.» (Hartmann, Phänomenologie des sittlichen Bewußtseins, 1879, S. 871.) Hartmann hat in einer Reihe umfassender Werke und in einer großen Zahl von Monographien und Aufsätzen seine Weltanschauung allseitig ausgebaut. Diese Schriften bergen geistige Schätze von hervorragender Bedeutung in sich. Dies ist namentlich deswegen der Fall, weil Hartmann es versteht, bei der Behandlung einzelner Fragen der Wissenschaft und des Lebens sich von seinen Grundgedanken nicht tyrannisieren zu lassen, sondern sich einer unbefangenen Betrachtung der Dinge hinzugeben. In besonders hohem Grade gilt dies von -seiner «Phänomenologie des sittlichen Bewußtseins», in der er die verschiedenen Arten menschlicher Sittenlehren in logischer Gliederung vorführt. Er hat damit eine Art «Naturgeschichte» der verschiedenen sittlichen Standpunkte gegeben, von der egoistischen Jagd nach Glück durch viele Zwischenstufen hindurch bis zu der selbstlosen Hingabe an den allgemeinen Weltprozeß, durch den das göttliche Urwesen sich von der Unseligkeit des Daseins befreit.

Da Hartmann den Zweckgedanken in sein Weltbild aufnimmt, so ist es begreiflich, daß ihm die auf dem Darwinismus ruhende naturwissenschaftliche Denkweise als eine einseitige Ideenströmung erscheint. Wie die Idee im Ganzen der Welt nach dem Ziele des Nichtseins hinarbeitet, so ist auch im einzelnen der ideelle Gehalt ein zweckvoller. In der Entwickelung des Organismus sieht Hartmann einen sich verwirklichenden Zweck; und der Kampf ums Dasein mit der natürlichen Zuchtwahl sind nur Handlanger der zweckvoll waltenden Ideen. (Philosophie des Unbewußten, 10. Aufl., Band III, S. 403.)“ (Lit.:GA 018, S. 515ff)

Schriften

Aufsätze in Zeitschriften

Literatur

  • Raphael von Koeber: Das philosophische System E. v. Hartmanns. Breslau 1884
  • Hans Vaihinger: Dühring und Lange. Iserlohn 1876
  • Oskar Schmidt: Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Philosophie des Unbewussten. Leipzig 1876
    • Eine Entgegnung auf letztere Schrift enthält Hartmanns Werk Das Unbewusste vom Standpunkt der Physiologie und Deszendenztheorie (2. Aufl., Berl. 1877).
  • Eine Übersicht der umfangreichen Hartmann-Literatur bietet Plümacher in Der Kampf ums Unbewusste (Berlin 1880) und Der Pessimismus in Vergangenheit und Gegenwart (Heidelberg 1884).
  • Wolfert von Rahden: Eduard von Hartmann "und" Nietzsche. Zur Strategie der verzögerten Konterkritik Hartmanns an Nietzsche. In: Nietzsche-Studien, 13(1984), S. 481-502
  • Der Briefwechsel Arthur Drews - Eduard von Hartmann. Herausgegeben von R. Mutter und E. Pilick. Rohrbach 1995. Mit einer Einführung in die Philosophie Hartmanns.
  • Jean-Claude Wolf: Eduard von Hartmann. Ein Philosoph der Gründerzeit. Würzburg 2006. ISBN 3-8260-3227-6
  • Jean-Claude Wolf (Hg.): Eduard von Hartmann. Zeitgenosse und Gegenspieler Nietzsches. Würzburg 2006. ISBN 3-8260-3228-4
  • Rudolf Steiner: Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt, GA 18 (1985), ISBN 3-7274-0180-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks


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